Da wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, so laßt uns uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes, indem wir die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes.
Elberfelder 1871 – 2 Kor 7,1
Uns, meine Lieben, gelten diese Zusagen! Wir wollen uns darum von allem reinigen, was Körper und Geist beschmutzt. Wir wollen Gott ernst nehmen und uns bemühen, vollends ganz sein heiliges Volk zu werden.
Gute Nachricht Bibel – 2 Korinther 7,1
Meine lieben Freunde! All dies hat uns Gott versprochen. Darum wollen wir uns von allem trennen, was uns verunreinigt – sei es in unseren Gedanken oder in unserem Verhalten. In Ehrfurcht vor Gott wollen wir immer mehr so leben, wie es ihm gefällt.
Hoffnung für Alle – 2.Korinther 7,1
Auch diesen Vers hatten wir schon einmal.
Nicht-palästinische Juden sprachen häufig vom reinen, unbefleckten Herzen; das Bild vom unbefleckten Fleisch bezog sich auf zeremonielle Reinheit (die Handwaschung oder rituelle Eintauchung). Paulus meint hier sowohl die körperliche als auch die geistliche Reinheit (s. die Ausführungen zu 5,10 und 1.Kor 6,20 ) – d.h., die Enthaltung von der Sünde.
Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments
Die harte Ermahnung zur Trennung von Welt, Satan und Götzendienst ist keine zwingende Forderung, sondern ausgesprochen auf dem Grund des Evangeliums, der herrlichen Verheißungen – auch erfüllten Verheißungen -, die die Gemeinde umfangen. Auch die Anrede »Geliebte« betont dies. Hier redet nicht ein harter Herr, sondern der gnädige Gott, der uns Vater sein will. Aus der Gabe wächst die Aufgabe, ermöglicht durch den Geist Gottes. Das Wort Gottes hat wirkende Kraft; die Verheißungen tun, was sie aussagen. Die Korinther können zur Heiligung aufgerufen werden – nicht als ihr Verdienstwerk, sondern als durch Gott ermöglichtes Tun. »Wir sollten uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes«, schreibt Paulus deshalb. Der Sohn will dem Vater gemäß leben; diese neue Willensrichtung, die die Sünde, eben die Befleckung wegtun, ablegen will, ist die Bewegung der Heiligung, das »Jagen nach der Heiligung« (vgl. Hebr 12,14; auch 1Thess 4,3-7; 2Thess 2,13; 1Tim 2,15; 1Petr 1,2; Hebr 12,19). »Fleisch und Geist« meinen hier den Glaubenden in seiner Gesamtheit, außen und innen (vgl. 1Kor 7,34; 1Thess 5,23). »Jede Befleckung« soll abgetan werden, denn Sünde in jeder Form trennt von Gott und stört die Gemeinschaft untereinander. So die Korinther dieses wieder entschlossen wollen und tun, Ja sagen zum Drängen des Heiligen Geistes in ihnen, dann wird die Gemeinschaft mit den falschen Dienern Christi aufhören und die Liebesgemeinschaft mit Paulus wieder wachsen.
Solche »Heiligung soll vollendet werden« (eigentlich: »zu einem Ende geführt werden«) – nicht aus eigener Kraft, sondern »der angefangen hat das gute Werk in uns, der wird es auch vollenden« (Phil 1,6), aber wir dürfen beharrlich wollen. Dies ist nicht als Perfektionismus misszuverstehen, denn es geht um die ständig neue Reinigung, wenn uns die Sünde überrascht. Solches wächst aus der »Furcht Gottes«. Wieder ist das nicht die sklavische Furcht, sondern die bangende Furcht des Kindes, das um die Abscheu des Vaters vor der Sünde weiß und ihn nicht betrüben will.
…Die Furcht Gottes treibt uns. Die bangende Furcht des Kindes: Wird mein geliebter Vater von mir auch nicht betrübt? Das ist etwas völlig anderes als die Sklavenfurcht.
Gerhadt Maier – Edition C
Darum geht der Apostel in den abschließenden Sätzen dieses Abschnittes ausdrücklich von den „Verheißung en“ und nicht von den Geboten und Forderungen aus und unterstreicht es: „Da wir nun diese Verheißung en haben, Geliebte.“ Gerade jetzt redet Paulus seine Korinther als „Geliebte“ an, geliebt von ihm und geliebt von Gott. „Diese Verheißung en“ nennt er sie um ihrer Größe und Schönheit willen. Sie sind lauter „Evangelium“, lauter überströmende Gnade. Darum fordern sie nicht nur folgerichtig eine entsprechende Gestaltung unseres Lebens, sondern wirken in uns den Willen zur völligen Reinigung: „So wollen wir uns von jeder Befleckung des Fleisches und Geistes reinigen, indem wir Heiligkeit vollenden in Furcht Gottes.“ Der Apostel rechnet damit, dass auch die Korinther „wollen“, aus eigener, klarer Einsicht und aus der eigenen Freude an dem hohen Lebensstand, den sie als „Söhne“ und „Töchter“ A des Allherrschers haben dürfen. „Von jeder Befleckung des Fleisches und Geistes“ wollen wir uns reinigen. Die Worte „Fleisch“ und „Geist“ gebraucht Paulus hier nicht in dem besonderen Sinn, den sie sonst bei ihm haben können, wenn er mit „Fleisch“ unser natürliches Ichwesen meint und bei „Geist“ an den Geist Gottes denkt. Er verwendet sie jetzt ähnlich, wie er in 1 Kor 7,34 von „Leib und Geist“ und 1 Thess 5,23 von „Leib, Seele und Geist“ spricht. Unser äußeres Leben und unser inneres Sein ist von Natur seit dem Sündenfall befleckt und wird immer aufs neue verunreinigt. Es ist wichtig, dass dabei ausdrücklich auch von der „Befleckung des Geistes“ gesprochen wird. Der Idealismus meint, der „Geist“ sei in sich selbst das Edle und Göttliche im Menschen. In Wahrheit aber kann gerade der menschliche Geist gefährlichste und böseste Befleckung an sich tragen, den Stolz, die lieblose Kälte, die Selbstüberhebung. Darum muss gerade auch unser Geist tiefgehend gereinigt werden. Denn vor dem heiligen Gott können nur Reine bestehen. Wer unreiner Lippen ist, kann in der Gegenwart Gottes nur rufen: Wehr mir, ich vergehe (Jes 6,5). Darum bedürfen wir der steten Reinigung B , die mit unserer Bekehrung nicht schon ein für allemal vollzogen ist. Es geht um die Reinigung von |163| „jeder“ Befleckung. Wir können hier nicht auswählen und nach unserer eigenen Meinung einzelne Befleckungen als unwichtig bestehen lassen. Der Wille zur Reinigung von „jeder Befleckung“ wäre aber gelähmt, wenn wir von vornherein damit rechneten, dass die Reinigung nicht gelingt und die „Heiligkeit“ nicht erreicht wird. Darum spricht Paulus davon, dass wir „Heiligkeit vollenden“ C . Wir tun es „in Furcht Gottes“. Der Neue Bund unter der Gnade, das Leben in der Kindschaft Gottes, schließt die „Furcht“ nicht aus, sondern ein, wie es uns die Apostelgeschichte gerade aus der ersten Zeit der Gemeinde zeigt (Apg 5,5;5,11;9,31). Auch die gnadenvollste Nähe, die Gott als „Vater“ seinen „Söhnen“ und „Töchtern“ schenkt, weckt als Nähe zu dem gegenwärtigen, heiligen Gott die „Furcht“ D , die jede Sünde als unverträglich mit Gott scheut und „die Heiligkeit vollendet“. Einmütig hat das Petrus mit Paulus der Gemeinde gesagt: „Und da ihr den als Vater anrufet, der ohne Ansehen der Person richtet nach eines jeglichen Werk, so führet euren Wandel, solange ihr hier als Fremdlinge lebt, mit Furcht“ (1 Petr 1,17). Die Erlösung mit dem teuren Blut Christi macht das nicht überflüssig, sondern ist ein erneuter und mächtiger Grund zur Heiligung (1 Petr 1,18 f), zu einer Heiligung, die mit ihrem Ernst wirklich „die Heiligkeit vollendet“ und sich nicht mit bloßen Ansätzen zur Heiligung begnügt.
Wuppertaler Studienbibel
Es gibt zwei wichtige Punkte, die uns nützlich sein werden, wenn wir der Verflachung entgehen wollen:
Carl Lopata – Betrachtungen über die Briefe des Apostels Johannes
Der erste Punkt, der unsere Herzen bewegen soll, ist die Selbstaufopferung des Herrn für uns, die Verlorenen. Der Geist Gottes ruft uns zu: „Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden; verherrlicht nun Gott in eurem Leib!“ (1 Korinther 6,20). Dieses Bewusstsein sollte ein mächtiger Antrieb sein zu der Hingabe eines ungeteilten Herzens auf dem ganzen Weg. Wo das Herz die Liebe des Herrn erwägt, da ist auch das Verlangen vorhanden, dem Herrn zu leben!
Der zweite Punkt, der auf uns mächtig einwirken und uns beeinflussen sollte, ist die stündliche Erwartung der Wiederkunft des Herrn, und darum „uns zu reinigen, wie er rein ist“. Was schreibt Petrus diesbezüglich? „Welche solltet ihr dann sein in heiligem Wandel und Gottseligkeit! … Deshalb, Geliebte, da ihr dies erwartet, so befleissigt euch, ohne Flecken und tadellos von ihm erfunden zu werden in Frieden“ (2 Petrus 3,11.14). Unsere Herzen sollen durch die Aussicht, bald beim Herrn zu sein, angespornt werden; sich nicht allein vom Bösen fern zu halten, sondern alles tun, was dem Kommenden entspricht und Ihn ehrt, so dass Er dann sein Wohlgefallen darüber zum Ausdruck bringen kann. Wer die Erscheinung des Herrn liebt, der übt sich auch, im Lichte seiner Erscheinung zu wandeln.
Die Liebe des Herrn Jesus Christus wird uns drängen, diese Liebe nicht abzuweisen, sondern entsprechend zu handeln.