Als ER aber sah, daß er hintrat, um anzusehn,
rief Gott ihn mitten aus dem Dornbusch an,
er sprach:
Mosche! Mosche!
er sprach:
Da bin ich.
Er aber sprach:
Nahe nicht herzu,
streife deine Schuhe von deinen Füßen,
denn der Ort, darauf du stehst, Boden der Heiligung ists.
Buber & Rosenzweig – Ex 3,4–5
Und als Jehova sah, daß er herzutrat, um zu sehen, da rief Gott ihm mitten aus dem Dornbusche zu und sprach: Mose! Mose! Und er sprach: Hier bin ich. Und er sprach: Nahe nicht hierher! Ziehe deine Schuhe aus von deinen Füßen, denn der Ort, auf dem du stehst, ist heiliges Land
Elberfelder 1871 – Exodus 3,4–5
Als (und, da) JHWH sah, dass er [von seinem Weg] abwich, um [nach]zusehen, da (und) rief Gott zu ihm aus der Mitte des Busches {und sagte}: „Mose, Mose!“ Und [dieser] sagte: „Hier bin ich!“ {und} Er sagte: „Komm nicht näher heran (hierher)! Zieh deine Sandalen (Schuhe) von deinen Füßen, denn die Stelle, auf der du stehst, ist heiliger Boden (Erde) !“
offene Bibel – 2.Mose 3,4–5
Die Hauskreisbibel
Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie einen Busch sähen, der in Flammen steht, aber nicht verbrennt?
• Ängstlich
• Verblüfft
• Neugierig
• Verwirrt
Warum benutzte Gott Ihrer Meinung nach einen brennenden Busch, um Moses Aufmerksamkeit zu bekommen?
• Es bietet eine Menge Stoff für Filme wie Die Zehn Gebote.
• Es könnte Mose helfen, sich später, wenn es wirklich nötig ist, an seine Berufung zu erinnern.
• Das Feuer unterstrich, wie heilig dieses Ereignis war.
• Gott zeigt seine Macht, indem der Busch nicht verbrannte.
Was hätten Sie, wenn Sie Mose wären, bei diesem Geschehen gedacht?
• Ich muss zu viel Anchovis gegessen haben.
• Warum will mich Gott für so etwas haben?
• Dafür bin ich zu alt.
• Gott, erzähle mir nicht deine Probleme, ich habe selbst genug.
• Gott, ich bin dein demütiger Diener.
Wenn ich Moses Sandalen anhätte, würde ich Folgendes genauso wie er machen:
• Ehrfurcht zeigen, indem ich sie ausziehe
• mich fürchten, Gott anzuschauen
• mich unzulänglich fühlen
• Besorgt sein, was die anderen denken
• mich fragen, ob Gottes Plan funktioniert
Hier bin ich.“ Mosche antwortet mit hineni („Ich bin hier“ oder „Hier bin ich“) auf die Aufforderung Gottes. Wenn man alle Verwendungen dieser Redewendung in der Tora betrachtet, bedeutet hineni: „Ich bin schon hier und ich bin bereit, alles zu tun, was du willst, noch bevor du darum bittest.“ Genau das meinte Mosche, als er dies zu Gott sagte.
The Complete Jewish Study Bible: Notes
3:5 „Zieh deine Sandalen aus.“ Obwohl oft erklärt wird, dass das Ausziehen von Mosches Sandalen aus Ehrfurcht vor der Heiligkeit dieses Ortes geschah, ist es auch möglich, dass Gott ihm sagte, er solle sein Schuhwerk ausziehen, damit er nirgendwo hingehen könne. Die Formulierung admat kodesh („heiliger Boden“) betont, dass Gott diesen Bereich für die Begegnung mit Mosche beiseite gelegt hat.
(2 Mose 3,5)
Ermunterung und Ermahnung 1959
In der angegebenen Schriftstelle lesen wir ein sehr bedeutsames Wort, das unsere Aufmerksamkeit ganz in Anspruch nehmen sollte. Es heißt da: „Und Gott sprach: Nahe nicht hierher! Ziehe deine Schuhe aus von deinen Füßen, denn der Ort, auf dem du stehst, ist heiliges Land“. In Gottes Gegenwart kann man nicht mit Schuhen an den Füßen erscheinen, weil daran der Staub der Wüste haftet. Der Ort, an dem Er erscheint, ist heiligs Land. Nur mit tiefer Ehrfurcht und in heiliger Absonderung darf man dahin kommen.
Wahrlich, wir sollten mit allem Ernst daran denken, auch wenn wir uns zu dem Namen des Herrn hin versammeln. Wie kommt es, daß der Ton, der in unseren Versammlungen herrscht, oft so niedrig ist? Und woher rührt die Dürre, die Mattheit und das geringe Aufgewecktsein, die mangelnde Bereitschaft, um an der Anbetung teilzunehmen? Warum sind die Gebete und die Danksagungen in ihrem Gehalt oft so weit von dem entfernt, was sie zum Ausdruck bringen sollten? Warum fehlt ihnen so oft der wahre Charakter der Anbetung? Wenn wir an den Inhalt oben genannter Schriftstelle denken, dann kann es uns nicht schwer fallen, die Antwort auf diese Fragen zu finden. Wir sind zu wenig durchdrungen von der herrlichen und doch so ernsten Wahrheit, daß wir, so oft wir auch zu diesem Zwecke zusammenkommen, in die Gegenwart Gottes treten. Gar mancher kommt dorthin mit einem Herzen, das angefüllt ist mit allerlei weltlichen oder irdischen Gedanken – mit Gedanken an sein Haus, an seine Kinder, an sein Geschäft und seine irdischen Aufgaben und Verpflichtungen. Einige kommen sogar mit einem verunreinigten Gewissen. Und selbst wenn alles dieses nicht der Fall sein sollte, so hat doch mancher sich nicht vorbereitet, um in der heiligen Gegenwart Gottes zu erscheinen. Wie wenn man zu einer gewöhnlichen Versammlung dieser Welt ginge, so begibt man sich auch in die Versammlung Gottes. Wie aber sollte es möglich sein, daß auf einem solchen Verhalten der Segen Gottes ruhen könnte? Wenn man in solcher Weise und in einem solchen Zustand in die Versammlung geht, dann kann das Herz sich dort unmöglich zur Höhe des Heiligtums erheben; es wird im Gegenteil abgelenkt und herabgezogen zu den nichtigen und eitlen Dingen dieser armen Erde hin. O, laßt uns doch einmal ernstlich hierüber nachdenken! Möchten wir uns darüber demütigen vor dem Herrn und im Selbstgericht uns verurteilen, daß wir so oft in solch einer unwürdigen Weise in Seine Gegenwart getreten sind!
Auf einmal bot sich uns ein wahrhaft „seltsamer Anblick“. Auf einem einsamen Felsen oder in einem abgelegenen Tal stand einer jener stacheligen, knorrigen, dornigen Akazienbäume, die in den Weiten „der Wüste“ so auffällig sind, und von denen sie in der Tat „der einzige Baum von einiger Größe sind „6 , in Feuer gehüllt, und doch wurde „der Busch nicht verbrannt“. Als Mose dies sah, wandte er sich ab, „um diesen großen Anblick zu sehen“. Und noch ein größeres Wunder als dieses erwartete ihn. Eine Vision, die jahrhundertelang nicht mehr gesehen worden war, erschien nun; eine Stimme, die über viele Jahrhunderte hinweg geschwiegen hatte, sprach wieder. „Der Engel Jehovas“ (Vers 2), der gleich darauf selbst „Jehova“ und „Gott“ genannt wird (Verse 4, 5), sprach zu ihm „aus der Mitte des Busches“. Seine ersten Worte ermahnten Mose, seine Schuhe von den Füßen zu ziehen, da er auf heiligem Boden stand; die nächsten offenbarten ihn als denselben Engel des Bundes, der den Vätern als „der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs“ erschienen war. Der Grund für die erste Aufforderung war nicht nur Ehrfurcht, sondern auch der Charakter dessen, der sprach. Denn im Osten werden die Schuhe hauptsächlich zum Schutz vor Verunreinigungen und Staub getragen und daher beim Betreten eines Heiligtums abgelegt, um sozusagen keine Verunreinigungen von außen an den reinen Ort zu bringen. Aber der Ort, an dem Jehova sich offenbart – was immer es auch sein mag -, ist „heiliger Boden“; und wer mit ihm in Verbindung treten will, muss die Verunreinigungen, die ihm anhaften, ablegen.
Alfred Edersheim – Geschichte der Bibel – altes Testament
Der Text sagt ganz klar, dass „der Engel Jahwes“ im Busch war (V. 2). Aber als Mose sich umdreht, um den Busch zu betrachten (V. 3), lässt der Text Jahwe ihn beobachten und zu ihm rufen – „aus der Mitte des Busches“ (V. 4). Sowohl der Engel – der sichtbare Jahwe in menschlicher Gestalt – als auch der unsichtbare Jahwe sind Figuren in der Szene mit dem brennenden Busch. Interessanterweise sagt uns Vers 6, dass Mose sich fürchtete, Gott anzuschauen. Das deutet darauf hin, dass er etwas anderes als Feuer im Busch wahrgenommen hatte – höchstwahrscheinlich die menschliche Gestalt des Engels. Das Neue Testament bekräftigt diese Beschreibung in Apostelgeschichte 7:30-35. Der Märtyrer Stephanus erzählt uns zweimal, dass ein Engel im Busch war (V. 30, 35).
Michael S. Heiser – Das unsichtbare Reich
In dem darauf folgenden Gespräch offenbart Jahwe (V. 7) Mose seinen Bundesnamen: ICH BIN (Exod 3,14). Wenn Jahwe zu Mose spricht, muss man sich fragen, warum der Engel gebraucht wurde. Wenn Jahwe das Reden übernimmt, warum braucht er dann einen Boten? Oder wenn der Schreiber sagt, dass Jahwe spricht, meint er vielleicht den Engel. Wie die Passagen in der Genesis, die wir bereits gesehen haben, schließt Exodus 3 Jahwe und seinen Engel als unterschiedliche Figuren in dieselbe Szene ein, schafft dann aber eine Zweideutigkeit zwischen ihnen. Sind es zwei oder einer? Sind die beiden derselbe, aber unterschiedlich? Der Leser wird auf etwas Dramatisches vorbereitet, das kommen wird. Er wird nicht lange warten müssen.
Als Mose die Herde Jitros weidete, lernte er wertvolle Lektionen über die Führung des Volkes Gottes. Als er zum Horeb (Berg Sinai) wanderte, erschien ihm der Herr in einem Dornbusch, der im Feuer brannte, aber nicht verzehrt wurde. Der Busch deutet die Herrlichkeit Gottes an, vor der er die Sandalen ausziehen musste. Es könnte auch eine Vorschattung der Tatsache sein, dass Jahwe später inmitten seines Volkes wohnte, ohne sie zu verzehren. Andere Ausleger haben in ihm sogar das Schicksal Israels gesehen, das im Feuer der Anfechtung versucht wird, aber nicht verzehrt wird. Wir alle sollten wie der brennende Dornbusch sein ‒ brennend für Gott, aber ohne verzehrt zu werden.
MacDonald – Kommentar zum Alten Testament
Der Herr versprach Mose, dass er sein Volk aus Ägypten befreien und es in ein Land des Überflusses ‒ d.h. nach Kanaan ‒ bringen werde, das von den sechs heidnischen Nationen bewohnt wurde, die in Vers 8 aufgeführt werden. Das Wort »heilig« erscheint hier zum ersten Mal in der Bibel. Indem Mose seine Sandalen auszieht, erkennt er die Heiligkeit des Ortes an.
und noch eine weitere Idee:
Das Einzigartige war jedoch nicht das, was Mose mit seinen Augen wahrnahm, sondern daß der Bote Gottes in den Flammen war und daß Gott aus den Flammen sprach. Gott ist in seinem Engel gegenwärtig. Gott selbst spricht Mose an, und so wird aus einem, der neugierig sehen will, einer, der persönlich gemeint und betroffen ist. Mose erkennt, daß es sich ganz entgegen seinen Erwartungen nicht bloß um ein Naturschauspiel, sondern um eine Begegnung mit Gott handelt. Als Jahwe sieht, daß Mose herzutritt, spricht er Mose zweimal mit seinem Namen an: »Mose, Mose!« Indem Gott Mose beim Namen ruft, eröffnet er »die Verbindung mit dem von ihm Erwählten«. Ohne Rücksicht auf Vorbedingungen und Qualitäten holt sich Gott den Mörder Mose. Er hält ihn seiner Liebe und seiner Erwählung für würdig. Die Erwählung Gottes ist »eine aus Liebe erfolgende Wahl«; sie ist »der zeitliche gnadenhafte Ruf«, mit dem Gott eine Gemeinschaft oder einen einzelnen, hier Mose, zu einem ganz bestimmten Heilsdienst bestimmt. Im Alten Testament, aber auch an mehreren Stellen des Neuen Testamentes ist die Erwählung ein innergeschichtlicher Vorgang, und zwar zu einem heilsgeschichtlichen Dienst. Dabei bleibt der Mensch nicht ein totes Gegenüber, über das Gott verfügt. Die Erwählung ist auf die Einwilligung und den Gehorsam des Menschen angelegt. So ergehen zwei Aufforderungen an Mose:
Bräumer – Wuppertaler Studienbibel
[5] – »Tritt nicht näher heran!«
Beim Namen gerufen, antwortet Mose: »Hier bin ich«, das heißt, Gott, ich stehe zu deiner Verfügung. Gott aber gebietet ihm zunächst, nicht weiter vorzutreten, sondern Distanz zu halten. Die Mahnung: »Tritt nicht näher!« untersagt Mose »eine mögliche zu große Annäherung«. Gott setzt dem menschlichen Zutritt und Zugriff eine Grenze.
Die »Beschränkungen des Nahens« – das heißt das Wahren der Distanz – sind eine der Grundvoraussetzungen im Umgang mit dem lebendigen Gott. Gott ist und bleibt auch bei aller gnädigen Zuwendung zum Menschen der richtende Gott.
Im brennenden Dornbusch wird das unaussprechliche Ineinander von Gnade und Gericht sichtbar. Das Schauspiel, das Mose anlockte, ist von einer »tiefen Hintergründigkeit«. »Gottes Nähe ist verzehrende brennende Glut.« Gleichzeitig aber ist »Gottes Hitze« nicht einfach zerstörende, »sondern wunderbar erhaltende Macht«. Das Zeichen, mit dem Gott Mose auf seine Nähe aufmerksam macht, ist der brennende und doch nicht verbrennende Busch. »Mose, der Mörder, steht vor diesem Zeichen Gottes, das ihn, den Schuldigen, richtet und zugleich rettet.«
– »Zieh deinen Schuh aus.«
In den alten hebräischen Handschriften heißt es nicht: »Zieh deine Schuhe aus.« Dies ist erst eine spätere Änderung des Textes bei der Übersetzung ins Griechische, ins Lateinische und ins Aramäische. Der ursprüngliche Text lautet: »Zieh deinen Schuh aus.« Schuhe dienten in alttestamentlicher Zeit nicht nur als Fußbekleidung, sie spielten bei symbolischen Handlungen eine entscheidende Rolle. Seinen Schuh auf etwas werfenb ist Zeichen der Besitznahme. Das Ausziehen des Schuhesc ist die symbolische Handlung für Besitzabtretung bzw. Besitzverzicht. Als der Verwandte, der Rut am nächsten stand, »der sogenannte Löser«, seine Rechte abgetreten und zu Boas gesagt hatte: »Kaufe du es für mich«, da zog er seinen Schuh aus (Rt 4,8).
Wenn Gott zu Mose sagt: »Zieh deinen Schuh aus«, so ist dies als Symbolhandlung zu verstehen. Mose soll auf alles eigene Übersich-Verfügen-Wollen verzichten. Er soll das Recht, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, abtreten. Er soll sich ganz und gar in Gottes Hand geben und ihm die Führung seines Lebens und aller Geschicke überlassen. So verstanden, ist der Gestus des Schuhausziehens das Übergabegebet: »Sei du mein Herr, ich übergebe mein Leben dir.« Das Ausziehen des Schuhs ist mehr als eine äußere Gebärde der Ehrfurcht. Die Aufforderung: »Zieh deinen Schuh aus« heißt: »Gott will als der Herr erkannt und anerkannt sein.«
Den beiden Aufforderungen: »Tritt nicht näher heran!« und »Zieh deinen Schuh aus« ist die Begründung beigegeben: »denn der Ort, auf dem du stehst, ist Boden der Heiligkeit«. Die Übersetzung, der Ort ist heiliger Boden, ist falsch oder zumindest mißverständlich. Im hebräischen Denken gibt es keine »heiligen Stätten«. Selbst der Sinai ist nicht heilig. Heilig ist nur Gott, deshalb wird ein Platz, an dem sich Gott dem Menschen kundtut, »Boden der Heiligkeit« genannt. Wann immer sich Gott in seiner Heiligkeit einem Menschen offenbart, erfordert dies vom Menschen ein entsprechendes Verhalten. Mose hört die Worte: »Tritt nicht näher heran! Zieh deinen Schuh aus.«
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