Und ich selbst ging in das Haus Schemajas, des Sohnes Delajas, des Sohnes Mehetabels, während er eingeschlossen war. Und er sagte dann: „Treffen wir uns nach Verabredung im Haus des [wahren] Gottes, innerhalb des Tempels, und laß uns die Türen des Tempels verschließen; denn sie kommen herein, um dich zu töten, ja bei Nacht kommen sie, um dich zu töten.“
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Neh 6,10
„Treffen wir uns im Gotteshaus, im Innern des Tempels, und schließen wir die Tempeltore zu!
Grünewald – übersetzt von Paul Riessler – Neh 6,10
Nehemias Gegner hielten jedoch an ihren bösen Plänen fest und versuchten als nächstes, die Glaubwürdigkeit Nehemias zu zerstören, indem sie ihn in den Tempel lockten. Sie warben Schemaja, einen Mann aus Nehemias Lager, an, um Nehemia eine Lösung vorzuschlagen. Er sollte sich als Prophet ausgeben und schloß sich absichtlich in seinem Haus ein, um eine Unpässlichkeit oder rituelle Verunreinigung vorzutäuschen und ließ Nehemia herbeibitten. Vielleicht wollte Schemaja eine dringliche Situation vortäuschen, um Nehemias Neugierde zu wecken.
Walvoord Bibelkommentar
Schemaja muß ein Mann gewesen sein, dem Nehemia vertraute, denn es erscheint kaum denkbar, daß sich Nehemia heimlich mit jemandem traf, dem er kein Vertrauen schenkte. Als Nehemia ankam, schlug Schemaja vor, daß sie sich im Innern des Tempels hinter verschlossenen Türen treffen sollten. Damit wollte er Nehemia vor angeblichen nächtlichen Anschlägen schützen.
Nehemia erkannte zwei Fehler in der angeblichen Prophezeiung Schemajas. Erstens konnte er sich nicht vorstellen, daß Gott Nehemia auffordern würde davonzulaufen, während sich der Wiederaufbau der Mauern gerade der Vollendung näherte. Zweitens würde kein echter Prophet jemanden zu etwas auffordern, was das Gesetz Gottes brechen würde. Nur Priester durften das Heiligtum betreten ( 4Mo 3,10; 18,7 ). Wenn Nehemia, der kein Priester war, den Tempel betrat, würde er ihn entweihen und sich selbst unter den Zorn Gottes bringen. Er wollte jedoch Gott nicht ungehorsam sein, nur um Sicherheit vor seinen Feinden zu suchen. Nehemia war davon überzeugt, daß Schemaja ein falscher Prophet war, der von Tobija und Sanballat bezahlt wurde, um ihn hereinzulegen. Wenn der Statthalter den Tempel betreten hätte und am Leben geblieben wäre, hätte das ganze Volk gewußt, daß er das Gesetz Gottes mißachtete. Wieder betete Nehemia, diesmal darum, daß Gott sich an seine Feinde erinnern (vgl. den Kommentar zu Neh 5,19 ) und sie für ihre bösen Absichten strafen möge. In diese Bitte schloß er auch die Prophetin Noadja ein, die nur hier genannt wird, und die ebenfalls, zusammen mit anderen falschen Propheten, versucht hatte, ihn abzuschrecken.
…Das Resultat der sektiererischen Enge, die dem entspricht, daß man sich im Haus Gottes einschließt (Neh 6,10), wird uns in Vers 13 gezeigt: „Darum war er gedungen, damit ich mich fürchten und also tun und mich versündigen sollte, und damit sie ein böses Gerücht hätten, auf daß sie mich verlästern könnten.“ Nehemia erkannte, daß nicht Gott es war, der Schemaja gesandt hatte, denn er sprach diese Weissagung wider ihn, um ihn zur Sünde zu verleiten. Um das, was einer sagt, anzunehmen, genügt es nicht, daß er zum Volk Gottes gehört, was er vorbringt, muß im Licht der Schrift geprüft werden. Der Apostel Johannes sagt: „Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt, so nehmet ihn nicht ins Haus auf und grüßet ihn nicht“ (2 Johannes 1,10). Wenn wir uns nahe beim Herrn aufhalten und uns von Seinem Wort nähren, können wir erkennen, was vom Feind kommt. Dazu müssen wir das Wort lesen, damit wir „vermöge der Gewohnheit geübte Sinne haben zur Unterscheidung des Guten sowohl als auch des Bösen“ (Heb 5,14). Es lehrt uns, alle Dinge an ihrem Platz zu lassen. Der Feind sucht entweder die Bedeutung der Worte Gottes abzuschwächen oder etwas hinzuzufügen, das uns angenehm ist. Dadurch will er, wie bei Nehemia, unserem Ruf schaden und Unehre auf den Namen des Herrn bringen. Wie haben wir leider die Wahrheit in Verruf gebracht, indem wir nicht konsequent bei ihr geblieben sind und die Einflüsterungen Satans nicht durchschaut haben! Wir reden nicht von dem Widerstand, den die Wahrheit immer erfährt, sondern von den Waffen, die wir diesem Widerstand durch unsere Inkonsequenz und unser Versagen an die Hand geben.
Samuel Prod’hom – Kennzeichen einer wahren Erweckung
Christliche Standhaftigkeit: Ich möchte dieses besondere Ereignis zum Anlass nehmen, euch zu zeigen, dass ich. Die Schlauheit, mit der unser großer Widersacher uns angreifen wird. Er wird uns vorschlagen,
Gray – Biblical Encyclopedia and Museum
1. unsere sozialen Pflichten zu vernachlässigen, um unser geistliches Wohlergehen zu fördern;
2. uns der Welt anzupassen, um sie zu beschwichtigen;
3. unangemessene Mittel einzusetzen, um einen wünschenswerten Zweck zu erreichen.
II. Die Entschlossenheit, mit der wir ihm widerstehen sollten. Wir sollten den Herrn immer vor Augen haben und dabei bedenken:
1. unsere Beziehung zu ihm;
2. unsere Verpflichtung ihm gegenüber;
3. unsere Erwartungen an ihn;
4. das Interesse, das Gott selbst an unserem gesamten Verhalten hat.
… Aber das war alles nur ein fadenscheiniger Trick. Schemaja war dafür bezahlt worden, diesen nächsten zerstörerischen Plan in die Wege zu leiten. Er sagte: „Lasst uns im Haus Gottes zusammenkommen, im Tempel, und lasst uns die Tempeltüren schließen, denn es kommen Männer, um dich zu töten – in der Nacht kommen sie, um dich zu töten“.
Brown – Die Botschaft von Nehemia: Gottes Diener in einer Zeit des Wandels
Dies war ein weiterer Versuch, Nehemias Charakter zu zerstören. Der Plan, dies mit der Begründung zu tun, er sei ein subversiver Revolutionär, war kläglich gescheitert. Der Statthalter hatte den Plan durchschaut, die Lüge aufgedeckt und sie mit der gebührenden Verachtung behandelt. Als sie ihn nicht als politischen Rebellen anklagen konnten, versuchten sie, ihn als religiösen Übertreter darzustellen. Nehemia war kein Priester, und nun schlug dieser falsche Prophet vor, er solle als Asyl suchendes Opfer in den Tempel gehen, Gottes Haus missbrauchen und gegen die Verbote des Tempels verstoßen, die allen anderen als den Priestern den Zugang zu den heiligen Stätten untersagten. Der Vorschlag des Propheten, die Tempeltüren zu schließen, deutet darauf hin, dass Schemaja beabsichtigte, den Statthalter entweder in einen Bereich zu locken, der ausschließlich den Priestern vorbehalten war, oder bei geschlossenen Türen zumindest zu sagen, dass Nehemia gegen die Heiligkeitsvorschriften verstoßen hatte. Ohne Zeugen würde Nehemias Verleugnung eines Prophetenworts nichts zählen.
Die Bereitschaft Schemajas, Nehemia zu begleiten, könnte darauf hindeuten, dass er ein Priester mit Zugang zum Tempel war, aber auch ein sympathischer Freund, der Nehemia in dieser Zeit der großen Prüfung unterstützen wollte. Der Vorschlag, sich zum Schutz in den Tempel zu begeben, beruhte auf einer von zwei Annahmen:
Cornerstone Biblical Commentary
(1) dass die Menschen die Hörner des Altars („der Altar des Asyls“ – siehe 2. Mose 21,13; 1. Könige 1,50-53; 8,64) ergreifen und so dem Tod entgehen konnten, wenn jemand sie töten wollte; oder
(2) dass nur die Priester bestimmte Bereiche des Tempelgebäudes betreten durften; so konnten seine Feinde nicht durch diese verschlossenen Türen eindringen und ihn finden.
Natürlich basierten beide Interpretationen auf der Annahme, dass Nehemias Feinde jüdische religiöse Bräuche respektieren würden, was eine unwahrscheinliche Annahme war. Ivry schlägt einen kühneren Plan vor, nämlich die Kontrolle über den Tempel zu übernehmen und ihn zu seiner Festung zu machen, aber das wäre ein extremer politischer und religiöser Fehler, der Nehemia nicht gefallen hätte. Schemajas Vorschlag war subtiler und scheinbar harmlos.
Schließlich wird vermutet, er solle in einem geheimen Treffen überredet werden, eine bewaffnete Übernahme des Tempelbereichs vorzunehmen. Allen diesen Gedanken können gute Argumente entgegengesetzt werden. Deshalb wird man sich mit den wenigen Angaben, die der Text macht, begnügen müssen und einzig feststellen, dass Nehemia auf die Aufforderung einging und sich anhörte, was Schemaja ihm zu sagen hatte.
Wuppertaler Studienbibel
Er hörte eine Botschaft, die – im Stil vieler prophetischer Reden – in rhythmischer Form gehalten war. Es handelte sich um eine Warnung vor einem Attentatsversuch. Sollte Nehemia das alte Asylrecht in Anspruch nehmen, nach dem der Flüchtling am Fuße des Altars sicher war vor Übergriffena? Dem entspricht jedoch nicht die Angabe des Ortes, an den er bestellt wurde, denn der Altar stand nicht im Innern des Heiligtums, sondern im Vorhof.
Nehemia lehnte Schemajas Vorschlag ab, weil er gegen das Gesetz des Mose verstieß. Es war für einen Laien verboten, über den Brandopferaltar im Tempel hinauszugehen. „Wer sich dem Altar nähert, soll getötet werden“ (Num. 18:7, NKJV). Als König Usija versuchte, in den heiligen Bezirk einzudringen, wurde er von Gott mit Aussatz geplagt (2. Chronik 26:16-21). Nehemia wusste, dass Schemaja ein falscher Prophet war, denn die Botschaft, die er verkündete, stand im Widerspruch zum Wort Gottes (5. Mose 13:1-5 und 18:20-22). „Was sagt die Schrift?“ (Röm 4,3) muss der Prüfstein für jede Botschaft sein, auch wenn sie von jemandem kommt, der behauptet, einer der Diener Gottes zu sein. „Zum Gesetz und zum Zeugnis: Wenn sie nicht nach diesem Wort reden, so ist kein Licht in ihnen“ (Jes. 8:20).
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Serie
Wenn Nehemia diesem treulosen Rat gefolgt wäre, hätte er sein Vertrauen auf Gott aufgegeben, und in den Augen des Volkes wäre er feige und verachtenswert erschienen. Im Hinblick auf die wichtige Aufgabe, die er auf sich genommen hatte, und auf das Vertrauen in die Macht Gottes, das er erklärtermaßen besaß, wäre es für ihn völlig widersinnig gewesen, sich zu verbergen, als habe er Angst. Unruhe hätte sich unter dem Volk ausgebreitet, jeder hätte seine eigene Sicherheit gesucht, und die Stadt wäre ungeschützt geblieben, so daß sie ihren Feinden als Beute zugefallen wäre. Eine solche törichte Handlungsweise Nehemias hätte tatsächlich eine Aufgabe alles bisher Errungenen bedeutet. Nehemia brauchte nicht lange, um den wahren Charakter und das Ziel seines Beraters zu durchschauen.
Ellen Gould White – Propheten und Könige
Aber ist dir aufgefallen: es gibt zwei unterschiedliche Begriffe: da ist einmal das Haus Gottes – und dann den Tempel – mit seinen Türen. Die Juden der Zeit Nehemias hatten also zwei Begriffe um das Gebiet das nur die Priester für den direkten Dienst an Jehovah betreten durften – und das Gebiet, dass „weniger heilig“ war, zu unterscheiden! Welches der beiden Gebiete meinte Jesus später, wenn er vom „Haus meines Vaters“ sprach??