Das WORT Aufnehmen

Deshalb leget ab alle Unsauberkeit und alles Übermaß von Schlechtigkeit, und empfanget mit Sanftmut das eingepflanzte Wort, das eure Seelen zu erretten vermag.
Elberfelder 1871 – Jakobus 1,21

Legt also alles Gemeine und Schlechte ab und nehmt bereitwillig das Wort an, das Gott euch ins Herz gepflanzt hat. Es hat die Macht, euch zu retten.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Jakobus 1:21

Deshalb legt alles ab, was euch beschmutzt, alles Böse, was noch bei euch vorhanden ist (- Od was euch beschmutzt, und auch noch den letzten Rest von Bösem -), und geht bereitwillig auf die Botschaft ein, die euch ins Herz gepflanzt wurde und die die Kraft hat, euch (- eure Seelen -) zu retten.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Jakobus 1,21

Trennt euch deshalb von allem inneren Schmutz und von der Bosheit und nehmt ganz lernbereit das in euch eingepflanzte Gotteswort auf, denn es hat die Kraft, euch ganz von allem Bösen zu befreien.
Das Buch – Jakobus 1:21

Interessant – nicht Broschüren, nicht Traktate, nicht „hören von Predigten“ oder „schaut youtube“ – sondern das gebetsvolle Lesen und Studieren der Bibel soll nach diesem Vers „uns retten“!
Und was machen wir Christen, wenn wir Menschen retten wollen? Geben wir diesen etwa Broschüren, Traktate und Filmchen – oder tatsächlich die Bibel in die Hand??
Warum machen wir meist immer den Fehler, und geben eben nicht das vom heiligen Geist inspirierten Buch??

weitere Verse aus Jakobus 1:
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Es ist daher nötig, alle Unsauberkeit (ryparian; das Wort steht nur an dieser einen Stelle im Neuen Testament; vgl. rypara, „unsauber“, in Jak 2,2) und alle Bosheit abzulegen und das Wort …, das in euch gepflanzt ist, anzunehmen. Die Wendung „in euch gepflanzt“ (emphyton; das Wort steht ebenfalls nur an dieser Stelle im Neuen Testament) bedeutet nicht „aufgepfropft“, sondern soviel wie angeboren, innerlich verschmolzen mit, verwurzelt im fruchtbaren Boden der Seele. Dieses Wort Gottes hat die Kraft, eure Seelen selig zu machen.

Walvoord Bibelkommentar

Die Formulierung „schnell zu hören“ (V. 19) erinnert uns daran, wie der Christ Gottes Wort hören und ihm gehorchen sollte, das Thema dieses Abschnitts. Jakobus verwendet in V. 21 eine Illustration aus der Landwirtschaft, wenn er von „Erstlingsfrüchten“ und „dem eingepflanzten Wort“ spricht. Möglicherweise bezieht sich Jakobus auf das Gleichnis vom Sämann (Mt 13,1-9, 18-23), in dem das Herz mit dem Boden und das Wort mit dem Samen verglichen wird. Wenn Gläubige das Wort empfangen und in Prüfungen Kraft daraus schöpfen wollen, dann müssen sie das Unkraut ausreißen! „Überfluss an Bosheit“ kann mit „Wildwuchs der Schlechtigkeit“ übersetzt werden – Unkraut! Der Boden des Herzens muss für die Aufnahme des Wortes vorbereitet werden. Wenn wir uneingestandene Sünde in unserem Herzen haben und Bitterkeit gegen Gott wegen unserer Prüfungen, dann können wir das Wort nicht empfangen und dadurch gesegnet werden.

Wiersbes Erläuterungen zum Neuen Testament

Überraschend ist nicht zuletzt der Schluss von V. 21: „und nehmt das eingepflanzte Wort an, das eure Seelen retten kann“. Dieses „eingepflanzte Wort“, „das eure Seelen retten kann“, erinnert an I Petr 1,23 und 1,9 und muss wohl allgemein von der christlichen Botschaft verstanden werden. Ἔμφυτος ist wieder neutestamentliches Hapaxlegomenon. „Eingepflanzt“ wurde die Botschaft durch die Verkündigung. Aber weshalb muss die Botschaft dann noch „angenommen“ werden, wenn sie doch schon eingepflanzt ist? Jakobus will wohl sagen: Obwohl oder gerade weil das Wort schon Wurzel geschlagen hat, muss es immer wieder neu angeeignet werden durch die Bekräftigung unseres Willens und durch seine Befolgung in der Tat. Im Bild gesprochen: Was gepflanzt ist, muss gegossen und gepflegt werden (vgl. I Kor 3,6ff.). Die paulinische Abfolge von Indikativ und Imperativ findet sich der Sache nach also auch bei Jakobus. Außerdem ist klar, dass hier die menschliche Freiheit vorausgesetzt wird, das Wort entweder anzunehmen oder abzulehnen.
Um den Schlusssatz von V. 21 im Zusammenhang zu verstehen: Die Überwindung des Zorns durch die Sanftmut setzt voraus, dass die Gemeindeglieder das Wort Gottes immer wieder neu bei sich wirken lassen.

Gerhard Maier – Der Brief des Jakobus

Diese Erwägung verflicht sich mit der Frage, wie das Wort rette. Wären griechische Einflüsse bei Jakobus sichtbar, so könnte die Vorstellung die sein: vor dem kommenden Richter legt der Glaubende das Bekenntnis zu seiner Herrschaft ab und wird deshalb freigesprochen. Dann würde das Wort dadurch retten, daß es gewußt und bekannt wird, wie sich in den Mysterien die Geweihten Worte einprägten, die sie aufsagen wollten, wenn die feindlichen Mächte des Jenseits sie bedrängen werden. Aber von dieser Fassung der rettenden Macht des Worts aus gibt es keinen Übergang zum Folgenden. Nach dieser Deutung macht das Wort keinen anderen Anspruch an den Menschen, als daß er es so wisse und sich so einpräge, daß er es in der gefahrvollen Stunde aufsagen kann. Allein das Wort, dem Jakobus die rettende Kraft zuschreibt, verlangt freilich den Hörer, aber nicht nur den Hörer, sondern denjenigen Hörer, der zum Täter wird. Das bedeutet: das Wort rettet nicht dadurch, daß es einst vor dem Richter bekannt wird, sondern dadurch, daß es jetzt das Eigentum des Menschen wird, jetzt ihn gläubig und dadurch auch gehorsam macht. Gegen Mat. 7, 22 entsteht bei Jakobus keine Spannung. Er hat dem nicht widersprochen, daß das Bekenntnis „Herr, Herr!“ die Rettung nicht verschaffe, wenn es nicht mit dem Gehorsam gegen den göttlichen Willen verbunden sei. Damit ist aber die rettende Kraft des Worts nicht mehr an den Umfang der Erkenntnis gebunden, die das Wort vermittelt, sondern davon abhängig gemacht, daß es den Menschen mit dem für ihn gültigen Willen Gottes einige. Es könnte damit ein Satz ausgesprochen sein, der am Schweigen des Jakobus über „die zum Heil notwendigen Artikel“ wesentlich mitbeteiligt war.

Schlatter – Der Brief des Jakobus

„Mit Sanftmut“ muß Gottes Wort nicht nur gehört, sondern auch weitergesagt werden. Sie meint die demütige Willigkeit für Gottes Wort, aber auch die Behutsamkeit und Unaufdringlichkeit mit Gottes Wort, dort, wo wir es andern bringen. Voran Jesus ist den Menschen so begegnet (Mt 11,29). Und auch Paulus mahnt: „Liebe Brüder, wo ein Mensch etwa von einem Fehler übereilt würde, so helfet ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist ihr, die ihr geistlich seid“ (Gal 6,1). Im NT gilt nicht ohne weiteres die Gleichung, daß der Schärfste auch der Treueste und Geistlichste sei. Zwar ist es in den uns heute aufgetragenen theologischen Auseinandersetzungen nötig, aller Vernebelung und Relativierung der biblischen Botschaft entgegenzuwirken und auch aller Neigung zum Ausgleich auf Kosten der Wahrheit, unseres Herrn und des Menschen, der gerettet werden soll. Aber zugleich muß auch um den Irrenden mit der Liebe unseres Herrn geworben werden.
„Das in euch eingepflanzte Wort“: Mit dem Wort kommt der Geist (Johannes 6,63;Apostelgeschichte 10,44). Und der Geist ist das neue Leben aus Gott (Hes 37,14), das in uns eingepflanzt wird wie die Edelreiser in die Äste eines Baumes. Sonst gleichen wir in unserer alten natürlichen Art, in unserem „Fleischeswesen“ (vgl. Rö 7,14;8,7;Gal 5,19.20) den „wilden“, „verwilderten“ Bäumen. Wenn wir dann weiter das Wort mit „Sanftmut“ annehmen, kommen die „veredelten Zweige“ auch zum gesunden Wachstum. Die wilden Schößlinge dagegen werden beseitigt (vgl. Gal 5,24). Und schließlich kommt es zum gesunden Fruchttragen. Der ganze Baum ist durch das Edelreis bestimmt, und „ein guter Baum bringt gute Früchte“ (Mt 7,17;Gal 5,22).
„… das die Kraft hat, eure Seelen zu retten“: Böse Bäume, die nicht gute Frucht bringen, werden abgehauen (Mt 3,10;7,19;Lk 13,6-9). Wer das neue Leben nicht in sich trägt, wird einmal nicht angenommen (Johannes 3,3). Nur „gute Bäume“ bleiben erhalten und werden (endgültig) ins himmlische Wesen „versetzt“ (vgl. Eph 2,6), in das „Reich seines lieben Sohnes“ (vgl. Kol 1,13).

F. Grünzweig – Wuppertaler Studienbibel

Vers 21 stellt eine weitere Verpflichtung vor: das Wort aufnehmen. Hier stellt Jakobus das Wort Gottes als einen Samen dar. Deshalb – ein Bezug auf Vers 20 – ist es die Pflicht der Gläubigen, das Wort aufzunehmen. Das Konzept vom Aufnehmen des Wortes findet sich auch in Apostelgeschichte 17,11 und in 1 Thessalonicher 2,13. Für das Aufnehmen des Wortes gibt es sowohl eine negative als auch eine positive Bedingung.

Im negativen Sinn muss man, um das Wort aufzunehmen, alle Unsauberkeit und das Übermaß der Schlechtigkeit ablegen. Das Wort für ablegen bedeutet, ein Kleidungsstück „auszuziehen“. In Apostelgeschichte 7,58 wird es im wörtlichen Sinne gebraucht, als die Männer ihre Kleider „ablegten“, um Stephanus zu steinigen. Im hier vorliegenden Vers wird das Wort bildlich gebraucht: Unsauberkeit und das Übermaß der Schlechtigkeit ablegen, als würde man ein Kleidungsstück ausziehen. Das Ablegen geht dem Aufnehmen voraus. Man muss alle Unsauberkeit ablegen – ein Wort, das nur hier und nirgendwo sonst gebraucht wird. Gemeint ist Dreck und Schmutz im wörtlichen Sinn. Bildlich bezieht sich der Begriff auf Lüste und böse Leidenschaften, moralische Unsauberkeit und Unreinheit; er bezieht sich auf alle moralisch verunreinigenden Dinge. Gläubige müssen auch geistliche Schlechtigkeit ablegen. Das griechische Wort bedeutet Schlechtigkeit im Sinne von Laster, im Gegensatz zu Tugend. Das Übermaß an Schlechtigkeit, Schlechtigkeit in Fülle, eine ganze Menge Schlechtigkeit muss fortgeschafft werden. Alles muss weg – jede kleinste Krume. Wenn Schlechtigkeit beherbergt wird, können die Gläubigen weder das Wort noch seine Verpflichtungen fürs Alltagsleben aufnehmen. Der Autor befasst sich hier nicht mit den Voraussetzungen zur Errettung, sondern mit den Voraussetzungen zum Empfangen des Wortes für die Jüngerschaft.

Dann stellt uns Jakobus die positive Seite vor: nehmt das eingepflanzte Wort mit Sanftmut auf, das eure Seelen zu erretten vermag. Das Wort aufnehmen ist ein Imperativ, ein Muss. Es ist ein Aorist in einer Dringlichkeitsform. Gläubige müssen die Botschaft des Wortes mit einem Sinn der Dringlichkeit aufnehmen. Sie müssen es so aufnehmen, dass sie es willkommen heißen und sich zu Eigen machen, was es sagt. Der gleiche Begriff wird in Apostelgeschichte 17,11 für die Einwohner von Beröa gebraucht: Sie waren edel, weil sie die Botschaft des Paulus aufnahmen und die Schriften durchforschten, um Paulus’ Lehren zu prüfen. Die Aufnahme des Wortes in dieser Beröa-Haltung muss für Gläubige charakteristisch sein. Da Jakobus an Gläubige schreibt, ruft er sie nicht zur Rettung. Als Gläubige sind sie aufgerufen, das Wort dermaßen aufzunehmen, dass sie seinen Geboten gehorchen. Die Art der Aufnahme: mit Sanftmut. Im griechischen Text steht das Wort Sanftmut an betonter Stellung im Satz; es betont die innere Einstellung gegenüber dem Wort. Es sollte eine Einstellung der Sanftmut sein – eine Haltung der Demut, im Gegensatz zu Selbstdurchsetzung, im Gegensatz zum Zorn in den Versen 19-20. Die beste Definition dieser Sanftmut in Beziehung zum Wort Gottes ist vielleicht „ein belehrbarer Geist“. Gläubige haben sich zu unterwerfen und genau das zu tun, was das Wort ihnen aufträgt – und es genau so zu tun, wie das Wort es ihnen aufträgt, anstatt nach Kompromissen zu suchen und nach Möglichkeiten zu forschen, um seine Aussagen zu ändern. Der Ansporn zum Aufnehmen des eingepflanzten Wortes ist die Fähigkeit, Seelen zu retten. Jakobus bezieht sich auf das eingepflanzte Wort, weil das Wort im Augenblick des ersten Glaubens eingepflanzt wurde. Es wird bei der Wiedergeburt eingepflanzt und wird im Herzen verwurzelt. Was im Herzen gesichert worden ist, muss man wachsen lassen; denn dieses eingepflanzte Wort hat die Fähigkeit, eure Seelen zu erretten. Weil das eingepflanzte Wort eine andauernde Fähigkeit zur Rettung besitzt, müssen Gläubige es in ihrem Leben sein volles Werk tun lassen. Sie werden durch das eingepflanzte Wort gerettet, sobald sie glauben; und in diesem Moment werden sie wiedergeboren. Hier bezieht sich Jakobus auf eine zukünftige Rettung – die endzeitliche Rettung; die letzte und vollständige Errettung, die bei der Wiederkunft Jesu geschieht, bei der auch unser Leib gerettet wird. Jakobus greift zwei Mal darauf zurück: 4,12 und 5,20.

Arnold Fruchtenbaum – Der Jakobusbrief

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