Wer wird uns scheiden von der Liebe Christi? Drangsal oder Angst oder Verfolgung oder Hungersnot oder Blöße oder Gefahr oder Schwert?
Elberfelder 1871 – Römer 8,35
Kann uns noch irgendetwas von Christus und seiner Liebe trennen? Etwa Leiden, Angst und Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahren für Leib und Leben oder gar die Hinrichtung?
Gute Nachricht Bibel 2018 – Römer 8,35
Wer wird uns trennen von der Liebe des Messias? Bedrängnis oder Angst machende Enge, Verfolgung oder Hungersnot, Nacktheit oder Gefahr oder das Schwert?
Roland Werner – Das Buch – Römer 8:35
Was kann uns dann noch von der Liebe Gottes trennen, die uns in Jesus Christus begegnet ist? Schlimme Zeiten, Angst, Verfolgung, Hunger und Entbehrung, Gefahr oder sogar der Tod? Die Schrift beschreibt es ja nur zu deutlich: „Deinetwegen trachtet man uns den ganzen Tag nach dem Leben, man behandelt uns wie Schafe, die man zum Schlachten wegführt.“ Nein, über all das werden wir durch den triumphieren, der uns geliebt hat.
Willkommen daheim – Römer 8:35–37
Die Frage beschäftigt mich ja schon lange:
Wer kann uns von Gottes Liebe trennen? Vers 31 Vers 34 und Vers 37
In den Versen 35-39 schließt Paulus das Kapitel mit seiner Lehre ab, dass es keine Trennung von der Liebe Gottes geben kann. Der Abschnitt beginnt in Vers 35 mit einer weiteren Frage: Wer wird uns scheiden von der Liebe des Messias, Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? Die Gläubigen sind gerechtfertigt, geheiligt und verherrlicht worden. Aufgrund von Gottes ewigem Plan werden ihre Heiligung und Verherrlichung nicht durch irgendwelche Hindernisse behindert werden. Dennoch denken Gläubige manchmal, dass es Dinge gibt, die sie von der Liebe Gottes trennen könnten. Paulus zählt sieben solcher Dinge auf, von denen das erste die Bedrängnis ist. Der griechische Begriff für „Bedrängnis“, thlipsis, bezieht sich nicht auf kleine Unannehmlichkeiten, sondern auf ernsthafte Herausforderungen und Probleme. Er bezieht sich auf äußere Umstände und Nöte, die die Heiligen wegen des Evangeliums heimsuchen können. Zweitens führt Paulus die Ängste auf, auf Griechisch stenochória. Der Begriff bedeutet „Enge des Raumes“ und beschreibt eine innere Auswirkung, die sich aus den Nöten der Gläubigen ergeben kann. Gläubige können sich an „engen Orten“ wiederfinden. Das dritte Problem ist die Verfolgung, auf Griechisch diógmos. Dieser Begriff wird im Neuen Testament zehnmal verwendet, und der Kontext ist immer echte Verfolgung um des Evangeliums willen. Der vierte Punkt auf Paulus‘ Liste ist die Hungersnot, die sich auf körperliche Entbehrungen bezieht. Der fünfte Punkt ist Nacktheit, ein Begriff, der jede Form von Entbehrung beschreibt (2Korinther 11,27). An sechster Stelle steht die Gefahr, auf Griechisch kindunos. Dieser Begriff bezieht sich auf den Schatten des Todes (2Korinther 11,26). Der siebte und letzte Punkt auf Paulus‘ Liste ist das Schwert, oder machaira auf Griechisch. Wörtlich bezieht sich dieser Begriff auf ein kurzes Schwert oder einen Dolch, aber im übertragenen Sinne kann er sich auch auf die Todesstrafe beziehen. Paulus fragt, ob irgendeines dieser Dinge den Gläubigen von der Liebe Gottes trennen kann, und die Antwort lautet: Nein.
Arnold G. Fruchtenbaum – Ariel’s Bibelkommentar: Römer
Dies Für-uns-Sterben und Für-uns-Leben bezeichnet Paulus jetzt als die Liebe des Christus und stellt sich für einen Augenblick der atemberaubenden Frage: Wer wird uns trennen (können) von der Liebe des Christus? Das Einssein mit ihm verlieren, hieße wahrhaftig Verlierer sein. Tatsächlich wird an dieser Verbundenheit gerüttelt, z.B. durch apostolische Leiderfahrung. Trotz ihrer Hingabe für ihre Mitmenschen erleben christliche Zeugen sich ausgegrenzt aus der bürgerlichen Gemeinschaft, manchmal als »erbärmlicher als alle anderen Menschen« (1Kor 15,19). Da sind Bedrängnis oder Beengung oder Verfolgung oder Hunger oder Nacktheit oder Gefahr oder Richterschwert? Passen solche Erlebnisse überhaupt zu ihrer Überzeugung, »Auserwählte Gottes« (V. 33), erklärte Lieblinge der Heilsgeschichte zu sein? War da nicht doch eigene Schuld im Spiel und darum Trennung von Gott und allen guten Geistern? Haben die Verfolger und Spötter und die ringsherum so sicher Dahinlebenden immer nur Unrecht? Aber der Apostel findet in seiner Erschütterung Halt an der Schrift: So ungeschützt er allen möglichen Fehldeutungen ausgeliefert ist, die Gestalt seines Lebens erklärt sich von höherer Warte aus ganz anders. Wie geschrieben ist (Psalm 44,23): »Deinetwegen, gerade wegen tiefster Bindung an den gekreuzigten Herrn (V. 17), gerade weil »uns die Liebe des Christus im Griff hat« (2Kor 5,14), werden wir getötet den ganzen Tag, wir werden angesehen als Schlachtschafe«; nicht einmal zur Gewinnung von Wolle hält man uns für nützlich.
Pohl – Wuppertaler Studienbibel – Der Brief des Paulus an die Römer
Darum darf nun triumphierend die Frage gestellt werden: „Wer wird uns trennen von der Liebe des Christus?!“ Auch diese Frage, so gewiß sie mit einem strahlenden „Niemand und nichts!“ beantwortet werden muß, ist dennoch nicht „rhetorisch“. Es geht Paulus nicht um eine billige Begeisterung. Dazu ist sein eigenes Leben zu hart und zu angefochten. Er selber weiß nur zu gut, was alles uns losreißen oder losdrücken will von der Liebe des Christus: „Bedrängnis oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert.“ Das sind für Paulus nicht zusammengesuchte Worte, mit denen ein ruhiger Denker sich theoretisch mögliche Schwierigkeiten ausmalt. Das ist alles von Paulus selbst durchkostet und durchlitten. 2 Kor 11,23-29 ist der erste und beste Kommentar zu unserer Stelle. Paulus weiß, daß man dabei „über die Maßen beschwert“ sein kann und „über Macht, also daß man am Leben verzagt“ (2 Kor 1,8). Da kann es sehr dunkel werden. Da kann „die Liebe des Christus“ völlig widerlegt und ausgelöscht zu sein scheinen. Noch einmal stellen wir mit Dank fest: Paulus, der bevollmächtigte Bote Jesu, ist keiner jener Menschen, die vor den Leidenden mit billigen Beruhigungen und unwahren Vertröstungen stehen, es sei alles gar nicht so schlimm. Mit Ps 44,23 spricht er illusionslos die menschlich verzweifelte Lage der Glaubenden aus: „Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag, wir wurden geachtet wie Schlachtschafe.“ Was schon Israel an Preisgegebenheit erleben mußte, das erlebt die Gemeinde Jesu erst recht. Mit aller Schroffheit wird sichtbar, daß das Christsein keine Lebensversicherung und keine Gewähr für gute und angenehme Tage ist. Wie sehr haben wir es dazu gemacht! Mit dem Psalmwort tut Paulus wieder das, was wir ihn schon mehrfach tun sahen: er, der sich angeblich um den geschichtlichen Jesus nicht gekümmert hat, nimmt das Wort Jesu selber auf, freilich auch hier nicht als direktes Zitat, sondern in lebendiger Selbständigkeit. Jesus hatte die Lage der Seinen in das Wort gefaßt: „Siehe ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe“ (Mt 10,16). Paulus sagt: „Geachtet wie Schlachtschafe.“ Jesus und Paulus prägen uns das notwendige Gegenstück zum 23. Psalm ins Herz, den wir einseitig als die einzige und ganze Wahrheit des Christentums festgehalten und dadurch verdorben haben. Der „gute Hirte“, der wahrlich „mich auf einer grünen Aue weidet und zum frischen Wasser führt“, ist doch zugleich der seltsame und erschreckende Hirt, der uns „wie Schafe mitten unter die Wölfe sendet“ und scheinbar teilnahmslos zusieht, wie wir als „Schlachtschafe“ behandelt werden. Kein Christ kann sich also wundern oder beschweren, wenn seine Lage unter Bedrängnissen aller Art geradezu verzweifelt wird. Das Wort aus dem Munde des Paulus wie aus dem Munde des Herrn Jesu selbst hat ihm keinerlei Garantie dagegen gegeben.
W.de Boor – Wuppertaler Studienbibel – Der Brief des Paulus an die Römer
Wo der Vater, der Sohn und der Geist eins sind zu unserer Rettung, einig in solcher Liebe zu uns, wer will uns da noch von dieser Liebe Gottes scheiden? Was ist denkbar, das uns irgendwie aus diesen Liebeshänden Gottes herausreißen könnte? Die Frage ist nicht theoretisch, denn durch vieles von dem, was Paulus jetzt anführt, werden manche irre an der Liebe Gottes. Uns kann man leicht scheiden von Gott, aber Gott lässt sich nicht von uns scheiden, denn er lässt alles mitwirken zum Besten für uns. Gerade in all den aufgezählten Situationen bewährt sich dieses Bekenntnis. Die Bedrängung, der angstmachende Druck, die Verfolgung, der „Hunger“ als zermürbender Mangel, die Nacktheit als beschämendes Zeichen des Entehrten, die täglichen Gefahren, ja sogar das „Schwert“ des irdischen Richters – das alles muss mitwirken zum Heil, ist für den Glaubenden Liebes – und Heilswirken Gottes. Paulus redet nicht vollmundig. Er hat das alles selbst durchlebt und durchlitten (vgl. 2Kor 11,26f.) und Gottes durchhaltende Liebe erfahren. Das Sterben des alten Menschen (vgl. 2Kor 4,16), das sich darin vollzog und vollzieht, ist Heil.
Gerhard Maier – Edition C
Die ersten Worte dieses Verses: »Wer wird uns scheiden von der Liebe Christi?«, werden in V. 39 beantwortet: »… noch irgend ein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermögen wird von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserem Herrn.« Das Wort, das hier mit »scheiden« wiedergegeben ist, kommt nur zweimal im Römerbrief vor, hier und in V. 39. Es bedeutet »einen Zwischenraum schaffen«. Wenn wir darüber in Verbindung mit der Liebe Christi nachdenken, ist die Möglichkeit, von dieser Liebe getrennt zu werden, eine in Furcht versetzende Erwägung. Das kann jedoch nicht sein, wie Er selber sagt: »Ich gebe ihnen (meinen Schafen) ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren ewiglich, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters rauben« (Johannes 10,28.29).
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
Nun wird eine Liste von Dingen angeführt, die uns womöglich von der Liebe Christi trennen könnten. Jeder einzelne Punkt dieser Liste hat seine eigene Bedeutung. »Drangsal« ( thlipsis ) hat die allgemeine Bedeutung von starkem Druck. Hier wird nicht das Wesen irgendeiner bestimmten Art von Druck genannt, doch offensichtlich geht es um die Prüfungen des Lebens, die zu unterschiedlichen Zeiten und auf verschiedene Weise im Alltagsleben die Gläubigen bedrängen. »Angst« ( stenochôria ) bezieht sich auf beängstigende Umstände. Das Wort kommt nur bei Paulus vor, in Römer 2,9 und zweimal in 2.Kor. (2.Kor. 6,4; 12,10) und ist auch dort mit »Angst« übersetzt. Es weist hin auf die Nöte, mit denen Menschen zu kämpfen haben. Druck kommt eher von außen, Angst dagegen von innen. Beides sind schmerzliche Gefühle, doch verglichen mit der Liebe Christi haben sie keine Macht, uns davon zu trennen.
»Verfolgung« gab es zu Paulus‘ Zeiten gewiß reichlich. Auch »Hungersnöte« waren damals immer möglich. »Blöße« vermittelt den Gedanken an einen Mangel an Kleidung, woraus ein Mangel in den Grundbedürfnissen des Lebens und Armut resultiert. »Gefahr« bedeutet eine existentielle Bedrohung, und das »Schwert«, das das höchste Opfer des Martyriums bezeichnet, war in der ersten Zeit der Kirchengeschichte niemals weit entfernt. Doch die großartige, tröstende Tatsache bleibt bestehen: Die Prüfungen, die Paulus hier auflistet, sind zwar schwer und können sogar bis zum Tod führen, doch sie werden die Heiligen niemals von der Liebe Christi trennen.