Auf dich bin ich geworfen von Mutterschoße an, von meiner Mutter Leibe an bist du mein Gott (El)
Elberfelder 1871 – Psalm 22,11
Auf dich bin ich vom Schoß an geworfen,
vom Leib meiner Mutter her bist du mein Gott.
Buber & Rosenzweig 1976 – Psalm 22:11
Auf dich warf ich mich vom Mutterleib an, von meiner Mutter Schoß an warst du mein Gott.
Die Philippson-Bibel – Ps 22,11
Auf dich bin ich geworfen [schon] vom Mutterleib an, (- Auf dich bin ich geworfen – Vergleichbarer Ausdruck nur noch in Ps 55,23. Da diese Stelle wiederum stark an Ps 22,9; 37,5 und Spr 16,3 gemahnt, legt sich die Annahme nahe, dass „etwas auf JHWH werfen“ und „etwas auf JHWH wälzen“ gleichbedeutend sind und also bedeuten: „Etwas unter JHWHs Hut stellen.“ Hier aber wird nicht „etwas“ unter JHWHs Hut gestellt, sondern der Psalmist selbst. Sehr gut daher HER05: „Dir bin ich zu Eigen von Anbeginn“; HfA: „Du bist mein Gott, seitdem mein Leben im Mutterleib begann“. Glückliche Fügung übrigens, wie dieser Vers vor dem Hintergrund des Existentialismus gelesen werden kann, wo die „Geworfenheit“ die schutzlose Ausgeliefertheit des Menschen an die Welt meint. Nein, sagt Psalm 22: Von Geburt an ist der Mensch auf Gott geworfen und gerade daher der Welt eben nicht schutzlos ausgeliefert. -) [Schon] von meiner Mutter Schoß an bist du mein Gott.
offene Bibel – Ps 22,11
Die Zuversicht des Psalmisten stammte aus der Zeit seiner Kindererziehung. Von Anfang an wurde ihm beigebracht, auf den Herrn zu vertrauen, der ihn aus dem Mutterleib gezogen hatte. Sein ganzes Leben hindurch war der Herr sein Gott gewesen .
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
»Denn du zogst mich aus dem Mutterleib«: gôḥî mibbâṭæn, wobei das Verb gâḥâh »hervorbrechen« bedeutet. Die ganze Wendung bedeutet wörtlich: »mein Hervorbrecher aus dem Mutterleib«.
Benedikt Peters – Die Psalmen
Mit »ja« כי knüpft der Beter an den Hohn an: »Ja, du bist der, der mich herauszog אתה גחי« von גחה (Nebenform von גיח »hervorbrechen«). Hengstenberg II 32 meint, גיח könne nur intransitiv »hervorbrechen« bedeuten, sei hier also Infinitiv »mein Hervorbrechen«. Dagegen meint Delitzsch 212, גֹחִי könne sehr wohl das Partizip גָּחִי »mein Hervorstoßender« (von גיח) oder Partizip einer transitiven Nebenform גחה sein. Dem schließt ich Ges18 an. Die Partizipien beschreiben nicht nur vergangene Taten, sondern immer noch gültige Zustände: »Du bist und bleibst der, der … mein Vertrauen begründete«. EÜ 2016 »anvertraut« wahrt (anders als Luth 2017 »ließest mich geborgen sein«) die Verbindung zu V 5–6, schreibt aber das Vertrauen JHWH zu, nicht dem Beter, dessen Vertrauen nach dem Hebr. begründet wurde. Der Gott, der damals das Vertrauen begründete, darf es jetzt nicht enttäuschen. »Brust« wörtlich Dual.
Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament
David erinnerte den Herrn daran, dass er sich von Geburt an um ihn gekümmert hatte, warum sollte er ihn also jetzt verlassen? (Siehe 139,13-16.) David hatte von klein auf gelernt, auf den Herrn zu vertrauen („Hoffnung“, KJV), und wollte jetzt nicht aufgeben. „Vertrauen“ wird dreimal in den Versen 4-5 und auch in Vers 8.
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series
Denn du hast mich aus meiner Mutter Leib gezogen; du warst meine Zuversicht, da ich noch an meiner Mutter Brüsten war. Auf dich bin ich geworfen aus Mutterleibe, du bist mein Gott von meiner Mutter Leib an. Sei nicht ferne von mir; denn Angst ist nah; denn es ist hie kein Helfer, d. i. du hast mich wunderbar über die Natur von einer Jungfrau lassen geboren werden, hast mich ernährt, obgleich ich ein armes, verlassenes Kind war; du hast dich meiner angenommen von Kind an und als ein gnädiger Gott dich gegen mich erzeigt. Darum sei mir auch jetzt nicht ferne, denn Angst ist nahe; der Tod tritt mir ans Herz, und zwar ein solcher Tod, der die Strafe, Angst, Pein und Qual aller Sünden aller Menschen mit sich bringt; und wer kann aus dieser höchsten und größten Not helfen als du allein? Da tröstet sich der HErr aus dem göttlichen Werk der Schöpfung und Erhaltung; weil ihn Gott darum hat lassen Mensch werden, dass er ein Opfer würde für die Sünde der Welt, so werde er ihn auch in dieser Not erhalten. Das kann auch uns großen Trost geben in allen Nöten. Will dir’s scheinen, als habe Gott deiner vergessen, so denke doch: Gott hat uns Leib und Leben gegeben; und so wenig er leugnen kann, dass er unser Schöpfer sei, so wenig kann er auch unser vergessen. Ja weil kein Mensch ohne Gott leben kann denn in ihm leben, weben und sind wir (Ap. G. 17,28) – so kann er auch keines Menschen vergessen. Er kann uns aber auch nicht verlassen. Das bezeugt das wunderbare Werk seiner Erhaltung und Vorsehung. Sieh doch, wie dich Gott von Mutterleib an erhalten und ernährt hat, wie er dich aus so mancher Gefahr und Not errettet hat, wie er deine ganze Lebenszeit im Voraus bestimmt hat. Ja wenn uns Gott vergessen wollte, so müsste er sich selbst verleugnen, dass er unser Schöpfer und Vater sei und heiße. Gott aber ist getreu und kann sich selbst nicht verleugnen. Amen.
Johann Arnd – Erbauliche Psalter-Erklärung
»Doch du bist es«: Das ist die Antwort, die der ringende Glaube auf die Not immer wieder findet (wie oben in V. 4). Wohl lässt Gott ihn warten und reden die Leute böse, aber das ändert nichts daran, dass Gott es ist, der David »aus dem Mutterleib gezogen« hat, dass David auf Gott »geworfen ist von Mutterschoß an«. Es mag ihm ergehen, wie es will, diese Tatsachen hören deswegen nicht auf, Tatsachen zu sein. Oben hatte David sich daran erinnert, dass die Väter auf Gott vertrauten und gerettet wurden; und jetzt erinnert er sich daran, dass Gott ihn von Geburt an gelehrt hat zu vertrauen und er darin auch nicht getäuscht wurde. Warum sollte er jetzt in seinem Vertrauen beschämt werden?
Benedikt Peters – Die Psalmen
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