Religionen können zwar durch Machtmittel hergestellt und erhalten werden, aber nicht der verborgene Umgang mit Gott. In Israel war es aber dem Herrn nicht um eine Form der Jehova-Religion zu tun, sondern um die innere Auferstehung des Volkes zu einer bewussten Lebensgemeinschaft mit Gott. Dies „soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen“, sprach der Herr viel später einst durch den Propheten Sacharja zu Serubabel, dem Statthalter Israels. Geistesleben kann nur vom Geiste gezeugt und genährt werden. Heiliges Leben kommt nur vom Heiligen und seinem verborgenen Wirken im innersten Heiligtum unseres Lebens.
Das Geheimnis der Kraft in dem Leben der Gottesknechte liegt in ihrer göttlichen Salbung zum Dienst. Durch dieselbe sind ihnen Vollmachten geworden, die durch nichts in der Welt ersetzt, und die weder vererbt noch erlernt werden können. Sie werden nur erlebt. Wie gelangte ein Elisa in den Besitz derselben, als er zum Propheten seines Volkes berufen wurde? …
Darin offenbart sich immer etwas von dem Wesen einer gesunden und verheißungsvollen Glaubensstellung vor Gott, wenn man sich sehnt, mit dabei zu sein, wo Gott handeln und seine Herrlichkeit offenbaren wird. Und spreche ich nicht aus dem Herzen vieler, wenn ich sage: Auch wir kennen etwas von dieser Sehnsucht! Wie wurden wir innerlich angezogen, als wir hörten, dass da und dort sich etwas von der Kraft Gottes offenbare. Wie fühlten wir uns da zu Hause, wo wir uns wirklich von einer geistlichen Atmosphäre umgeben und die Winde Gottes wehen sahen! Wie atmete unsere Seele aus, als sie zugegen sein durfte, wo Gott segnete, und seine schöpferischen Lebenskräfte sich auswirkten zum Heil und zur Erlösung vieler!
Jedoch auch wir können viel, unendlich viel durch ein Stehenbleiben von ferne verlieren. Wer das Werden und Wachsen des Volkes Gottes aus praktischer Erfahrung kennt, der weiß, wieviel unter Umständen sowohl für unsere innere Entwicklung als auch für den späteren Dienst davon abhängen kann, ob man wie einst die Prophetenjünger von ferne stehen bleibt, oder aber wie ein Elisa dem Lichte folgt, das man von Gott empfangen hat. Wer Schritt halten lernt mit Gott, der erlebt immer wieder Stunden, wo man neue Blicke gewinnt für Gottes Majestät und Größe, wo man Zeuge sein darf von seinem wunderbaren göttlichen Handeln und Wirken zum Heil und zum Segen der Welt.
Lange nicht mehr hat sich dies in der Geschichte des Volkes Gottes wiederholt. Wie oft trug man wohl den Prophetenmantel Elias ohne den Geist des Elias. Wie oft erhob man äußerlich Anspruch darauf, ein Gesandter Gottes zu sein, und man war doch ohne Vollmachten eines Gesandten. Wie oft übernahm man den Dienst heimgegangener Gottesknechte ohne den Geist der Salbung der heimgerufenen Gottesknechte.
Sobald man sich jedoch im Leben und Dienen alsdann vor Prophetenaufgaben gestellt sah, wurde die innere Armut der Seele offenbar, und zwar trotz des Prophetenmantels, den man trug. Als Prophet zu scheinen vermag man auch ohne Salbung, aber ein Prophet zu sein vermag man nur durch die Salbung. Die anderen Prophetenjünger waren ohne dieses Erbe des Elias geblieben. Das bedeutete für sie und ihre Zeit einen unersetzlichen Verlust. Denn sie blieben in ihrem Leben ohne jene innere Ausrüstung, die einst den Dienst eines Elias so reich und so fruchtbar für seine Zeit gemacht hatte.
Je weniger jedoch die Propheten der Gegenwart Vollmachten hatten, ihrer Zeit zu dienen, desto mehr suchten sie in der Regel die Propheten der Vergangenheit. Wenn man angesichts der Not der Zeit innerlich in seinen Vollmachten versagte, dann hoffte man durch die Segnungen der Vergangenheit die gegenwärtige Ohnmacht ausfüllen zu können. Diese Erscheinung kann man im Laufe der Jahrtausende durch die ganze Geschichte des Reiches Gottes hindurch verfolgen. Es war daher immer ein untrügliches Zeichen von einer an göttlichen Vollmachten armen Gegenwart, wenn man die Nöte und Aufgaben zu lösen und zu heben suchte durch den Segen der Vergangenheit. Denn bisher suchte eine geistesarme und an Prophetenvollmachten arme Gegenwart noch immer die Propheten der Vergangenheit.
Allein Gott heilt nie die Gegenwart durch die Kräfte der Vergangenheit. Elias hatte Vollmacht zum Dienst für seine Tage, aber nicht für die Tage eines Elisa. So groß, so königlich, so unvergänglich auch einerseits der Dienst der Knechte Gottes war, die der Herr je und je seiner Gemeinde geben konnte, so viel Licht und Trost, so viel Anregung und Segen man auch dauernd aus ihrem Dienen zu schöpfen vermochte, – um die Gegenwart zu segnen, bedurfte es immer wieder neuer Organe und neuer Propheten. Wie arm an sichtbaren Kraftwirkungen Gottes wäre Israel nach den Tagen eines Elias geblieben, wenn Gott nicht in Elisa ein neues Gefäß der Barmherzigkeit für sein Volk gefunden hätte!
Es waren daher immer Notzeiten in der Geschichte des Reiches Gottes, wenn ihr gegenwärtige Propheten fehlten. Man blieb bewundernd vor dem großen Geschehen vergangener Tage stehen und erlebte nicht die Gotteskräfte, die sich gegenwärtig zum Heile der Welt auswirken möchten. Was einst unmittelbar mit Gott erlebt wurde, suchte man nun nachzumachen und endete in einer unendlichen Fülle von Gesetzlichkeiten und Traditionen. Die lebendige Gottesgemeinschaft und Gottes Gegenwart, in der man einst Friede und Freude geatmet, die die Seele stark gemacht und mit Vertrauen erfüllt hatte, wurde nun durch religiöse Bestimmungen und Forderungen ersetzt. Diese drückten, anstatt das Volk zu heben, knechteten, anstatt die Gebundenen zu lösen, machten müde, anstatt die Ringenden zur Ruhe zu führen, rückten Gott so in die Ferne, anstatt Ihn wohnen zu lassen unter denen, die zerschlagenen Herzens und gedemütigten Geistes sind. Was einst unmittelbares Erleben, verborgene Gemeinschaft mit Gott und Kraftzufluss von oben war, wurde Religion, äußerliches Bekenntnis, Dogma, Gesetz. Denn fehlen einer Zeit erst die Stimmen wahrer Propheten, dann reden bald sehr laut jene Schriftgelehrten, die ein Volk nicht in unmittelbare Beziehung zu Gott, sondern unter die Herrschaft des Buchstabens und der Überlieferung bringen. Diese aber töten und machen nach dem Zeugnis des Apostels nicht lebendig. Und die Geschichte hat Paulus darin bis heute recht gegeben. …
Auch die Schristgelehrten hatten bisher viel vom Reiche Gottes gesprochen. Aber ihre Zeugnisse hatten sich entweder in dem bewegt, was einmal in den Tagen des Mose und der Propheten gewesen war oder aber in [87] dem, was einst in den zukünftigen Tagen des Messias sein würde. Gott war einst gegenwärtig gewesen, oder Er wird zukünftig wieder gegenwärtig sein. Aber für die Armen im Geist, für die Hungernden und Dürstenden, für die unter dem Druck der Verhältnisse Leidenden, für die Mühseligen und Beladenen ihrer Tage hatten sie kein Evangelium. Gott war ihnen so fern, so fern, daher war ihnen auch das Reich Gottes so fern und ihren Lippen die Botschaft des Lebens. Sie sahen Gottes Größe und Gegenwart nur in der längst entschwundenen Vergangenheit oder erwarteten sie für die nahe oder ferne Zukunft.
Ihre innere Armut offenbarte sich in dem Mangel an Vollmacht für den Dienst ihrer Tage. Sie konnten wohl lehren, was einmal gewesen, oder was einmal noch sein würde, aber sie konnten nicht zeugen von dem, was Gott gegenwärtig wirkt und offenbart.
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Kein Wunder, dass solche Zeiten nicht heilen, sondern das Volk innerlich verarmen und verhungern lassen. Was andere einst in ihrem Umgang mit Gott erlebten, das erheben sie jetzt zum Gesetz, was einst Kraftwirkungen Gottes waren, das machen sie zum Gegenstand eigener Leistungen. Daher tragen solche Zeiten auch mehr das Gepräge und den Charakter des äußeren Scheins als des Lebens und der Kraft. Denn man kann nicht göttliches Leben pflegen, wenn nicht zuvor göttliches Leben geboren ist, nicht Kraft Gottes äußern, wenn nicht die Kraft Gottes Wohnung in uns genommen hat.
Jakob Kroeker – Gottes Segensträger
Heute leider die Mehrheit der Gruppen: sie reden über damals oder über die kommende Rückkehr – aber was Jehovah heute macht, da ist „lautes Schweigen“. Viel Gesetzlichkeit – aber nicht der Blick zum vollkommenen Vater im Himmel. Viele Bitten und Flehen im Gebet, aber kein „Danke Herr!“.
Besonders interessiert verfolge ich ja die Geschichte der einen neueren orgs – und im laufe der Jahrzehnte wurden die Bücher und Zeitschriften immer dünner – die letzten Jahre zum Sommerkongreß dann nur noch „Neuaufguß“ von alten Büchern, die leicht modernisiert wurden. Und dieses Jahr ein ganz ganz dünnes Buch – mit 0 Seiten 😉 – so geht das mit denen, die nur so aussehen, als hätten sie den Geist Jehovahs.