Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zum Vater gehe.
Elberfelder 1871 – Johannes 14,12
Ich sage euch wirklich die Wahrheit: Der, der ständig in mich Vertrauen setzt, jener wird die Taten, die ich tue, auch ausführen und wird größere als diese vollbringen, weil ich für meinen Teil zum Vater aufbreche.
Gottes Agenda – Das Neue Testament urtextnah ins heutige Deutsch übersetzt von Andreas Eichberger – Johannes 14:12
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke, die ich tue, auch tun und wird grössere als diese tun; denn ich gehe zum Vater, (a) Mt 17:20; Apg 2:41
Zürcher 1931 – Joh 14,12
Können Christen etwa Tote auferwecken?
Selbst im Blick auf seine Erweisungen wunderbarer Hilfe trifft dies Wort zu. Die Apostel tun nach Apg 5, 16; 9, 36–43; 19, 11f; Jak 5, 14 die Werke auch, die Jesus getan hat, und tun sie in noch größerem Ausmaß als er, der einzelne, sie tun konnte. Aber das eigentliche „Werk“ Jesu liegt in seiner Sendung als Retter der Welt. Wie wenig sichtlicher Erfolg war dem Wirken Jesu beschieden. Gerade jetzt bei dem Abschied Jesu ist das erschreckend deutlich zu sehen. Wie völlig anders wird das am Pfingsttag! Hier hat Petrus ein Werk tun dürfen, das mit den dreitausend Erretteten an Größe alles überragt, was Jesus während seines Erdenlebens tat. Und dann überschreiten die Jünger die Grenze, die Jesus für sein Wirken streng gewahrt hat, und tragen die rettende Botschaft zu den „Griechen“, also in die ganze weite Völkerwelt. Menschen aus dem Tode ins Leben rufen, aus Feinden Gottes seine geliebten Kinder machen, wie weltweit und groß stand dieses Werk der Jünger vor Johannes, als er das Evangelium schrieb und dieses Wort seines Herrn aufzeichnete, wenn er dabei auf die Gemeinden sah, die es am Ende des 1. Jahrhunderts gab. Und wieviel „größer“ als das zeitlich und räumlich eng begrenzte Wirken Jesu ist alles das, was heute über den ganzen Erdball hin im Dienst der Boten und Botinnen Jesu geschieht!
Wuppertaler Studienbibel
Aber warum ist das so? Sind die Jünger selber größere Leute als Jesus? Unmöglich! Hier kann es keine Mißverständnisse geben. Jesus sagt es selbst: Ihr meine Jünger tut größere Werke als ich in meiner Erdenzeit, „weil ich zu dem Vater gehe“. „Größere Werke“ der Jünger erwachsen nicht aus ihrer eigenen Kraft, sondern aus dem vollbrachten Werk ihres Herrn, aus seiner „Erhöhung“ in jenem doppelten Sinn, von dem wir hörten. Darum ist die Bedingung für das Tun dieser Werke sofort am Anfang des Satzes ausgesprochen: Wer sie tun will, muß „der an mich Glaubende“ sein. Aber weil Jesus durch seinen Gang ans Kreuz erst die Grundlage der „größeren Werke“ seiner Jünger schaffen muß, gerade darum kommt es zu diesem seltsamen Zustand, daß das Werk der Jünger an weltweiter Größe und reicher Frucht alles übertrifft, was Jesus in seinem Erdenleben ausrichten konnte. Jesu irdisches Werk geschah vor dem Kreuz und ging auf das Kreuz zu. Das Werk der Jünger geht von Jesu „Erhöhung“ aus.
Die Äußerung Jesu im JohEv wird verständlich: Die Jünger werden »Größeres« tun (Joh 14,12) als er selbst; denn sie können offener handeln als Jesus, weil sie in ihrer Zeit nicht halb verborgen operieren müssen. Und weil die Zeit des Menschensohnes auf Erden die Zeit seiner Verborgenheit ist, muss in Mk 9,9 der Menschensohn genannt werden. Die Evangelien sind partielle Enthüllung.
Berger_2020 – Kommentar zum Neuen Testament
Das entscheidende Stichwort in diesem Konzept ist die »sukzessive Enthüllung«. Anders als in der nicht-christlichen jüdischen Apokalyptik geschieht die Enthüllung nicht nur in den geheimen apokalyptischen Büchern, sondern offen als Mission. Bücher müssen nicht leiden, wohl aber Menschen, die vom Menschensohn zeugen, wie es Stephanus tut, der daraufhin gesteinigt wird. Die Grenze der apokalyptischen Offenlegung vor dem Gericht ist dagegen erreicht, wo es im äth Henochbuch heißt, es sei gut, dieses Buch in verschiedenste Sprachen zu übersetzen.
Die Apostel sollten keine größeren Wunder als Jesus selbst tun (z. B. die Auferweckung des Lazarus), doch sie sollten mehr Menschen mit ihrer Botschaft erreichen (z. B. konnte Petrus nach einer Predigt dreitausend Bekehrte verzeichnen). Das war möglich, weil Jesus zum Vater gegangen war und den Heiligen Geist gesandt hatte. Wunder sind wichtig, doch manche Evangelisten haben noch größere Dinge als diese getan, indem sie die gute Nachricht vielen Tausenden predigten.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Was wird geschehen, wenn er »zum Vater« geht? V. 12 weist die falsche Vorstellung ab, als habe dann die Tätigkeit Jesu ein Ende. Im Gegenteil, »wer an« Jesus »glaubt«, der setzt sein Werk fort! Er »wird die Werke, die ich tue, auch tun, und wird so gar größere tun«. Das ist sogar notwendig, »denn ich gehe zum Vater«. Beachten wir zunächst zwei Einzelheiten! Erstens, dass noch »Größeres« vor ihnen steht, wissen die Jünger aus Joh 1,50 und Joh 5,20. Neu ist jetzt, dass sie selbst dieses »Größere« vollbringen sollen. Zweitens macht Jesus klar, dass er sie dabei nicht als Revolutionäre, sondern als Evolutionäre in die Welt hineinschickt, nämlich in dem Sinn, dass sie weder bei einem Nullpunkt beginnen noch nach eigenem Geschmack handeln, sondern »die Werke, die ich tue« fortsetzen. Damit bleiben sie an Jesus gebunden. Das »ich« ist im Urtext betont. Ähnliches beobachten wir bei den Synoptikern, z. B. im Missionsbefehl (Mt 28,18ff.). Schließlich aber wollen wir nicht übersehen, dass V. 12 den Charakter einer großen Verheißung hat: Wir kleine Wesen werden bevollmächtigt, das Riesenwerk Jesu weiterzuführen. Allerdings erhebt sich die Frage: Was ist dieses »Größere«? Die größere Verbreitung der Evangeliumsbotschaft in der Mission, das Wachstum der Gemeinde in der ganzen Welt, die größere Zahl der durch die Sündenvergebung Erlösten (vgl. Joh 20,21ff.), die Vermehrung der Mitarbeiter und damit auch die größere Zahl der Erfahrungen mit Gott bis hin zu den begleitenden Wundern der Mission (vgl. Mk 16,17ff.). Eins aber bleibt unerreichbar und unvergleichlich: die einmalige Sühne durch den Kreuzestod Jesu.
Gerhard Maier – Edition C
Die dritte Verheißung ist, dass die Gläubigen größere Werke tun werden als Jeschua (Johannes 14:12). Leider lehren manche aufgrund dieses Verses, dass Gläubige in der Lage sein werden, größere Werke als Jeschua zu vollbringen; jedoch wird niemand jemals in der Lage sein, die Qualität von Jeschuas Werken zu übertreffen. Schließlich war und ist er der vollkommene Gott-Mensch. Der Begriff größer kann auf zwei Arten verstanden werden: größer in der Qualität oder größer in der Quantität. Die zweite Möglichkeit ist die richtige Art, diese Verheißung zu verstehen. Die Gläubigen werden nicht Werke von größerer Qualität vollbringen, sondern von größerer Anzahl. Die Geschichte des Leibes des Messias hat sich über etwa zwei Jahrtausende erstreckt; Jeschuas Dienst umfasste dreieinhalb Jahre. Wenn man die Werke der Gemeinde über die Jahrhunderte hinweg betrachtet, sind sie größer in der Quantität, aber sicher nicht in der Qualität.
Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive
Bock kommentiert:
Was die Jünger daraufhin erwartet, ist eine noch beeindruckendere Zeit, denn Jesus geht zum Vater. Diejenigen, die an Jesus glauben, werden seine Werke tun und noch größere. Was Jesus hier beschreibt, ist das Verkündigungswerk, das die Jünger tun werden. Sie werden die Hoffnung auf das Leben nicht nur verkünden, sondern sie auch gewähren lassen, weil Jesus sein Werk getan hat und zum Vater gegangen ist. Was Jesus nur verkünden und im Bild der Zeichen zeigen konnte, werden die Jünger als göttliche Agenten bewirken können, wenn sie hinausgehen und die Botschaft einer bedürftigen Welt verkünden, befähigt durch den, den Jesus senden wird. Die Wirkung dieser Verkündigung wird eine weitaus größere Verbreitung haben als zur Zeit Jesu.
Ein Kommentar