achte den anderen höher als dich selbst

nichts aus Parteisucht (O. Streitsucht) oder eitlem Ruhm tuend, sondern in der Demut einer den anderen höher achtend als sich selbst;
Elberfelder 1871 – Philipper 2,3

und nichts aus Rechthaberei (oder: Selbstsucht) oder eitlem Ehrgeiz tut, sondern in Demut einer den andern höher als sich selbst erachtet;
Menge 2003 – Philipper 2:3

Lasst euch nicht von Neid antreiben, auch nicht von dem vergeblichen Streben nach Anerkennung! Verhaltet euch stattdessen unaufdringlich und achtet einer den anderen höher als sich selbst.
Roland Werner – Das Buch – Phil 2,3

Zu Jung für bestimmte Aufgaben? Schau dir Mirjam / Maria, die Mutter Jesu an, die erst 12 oder 13 Jahre alt war, als der Engel sie besuchte!
Zu Alt für bestimmte Aufgaben? Schau dir Eli an, der zwar blind und in hohem Alter – trotzdem „am Zelt der Zusammenkunft“ saß, als der Bote den Sieg der Philister meldete!
Bei Jehovah gibt es kein „zu Jung“ oder „zu Alt“ sondern nur eine Begrenzung, an der harte Arbeit (wie zum Beispiel das Schächten der Tiere, das Opfern der Tiere am heißen Altar) – Dinge, die ER nur innerhalb der „kräftigen Zeit des Menschen“ gebot.

Aber schauen wir uns den einzelnen Vers 3 an
Sowohl Eli als auch Mirijam hatten sich „ihre Aufgabe“ nicht selbst ausgesucht – sondern waren in ihre Aufgabe hineingewachsen und von Jehovah selbst dazu ausgewählt! Niemand in der Bibel, der sich selbst in eine Aufgabe berufen fühlte, wurde von Jehovah dort bestätigt!

Auch die weiteren Ermahnungen des Apostels basieren auf den in Vers 1 genannten Voraussetzungen. Die Formulierungen, die Paulus in diesem Zusammenhang benutzt, lassen darauf schließen, daß er hier ein unterschwelliges Problem innerhalb der Gemeinde in Philippi anspricht. Offensichtlich hing es mit der Ichbezogenheit einiger Gemeindeglieder zusammen.
„Tut nichts aus Eigennutz“ (V. 3). Das gleiche Wort (eritheian) bezeichnet in Phil 1,17 das Verhalten der Widersacher des Apostels. Zweifellos zeugt ein solches eigennütziges Verhalten für eine weltliche, nicht für eine geistliche Gesinnung (vgl. Gal 5,20). Eitle Ehre war wahrscheinlich die Wurzel dieses selbstsüchtigen Strebens.
Den beiden negativen Formulierungen folgt eine positiv formulierte Ermahnung: „In Demut achte einer den andern höher als sich selbst.“ Sie wird mit sondern eingeführt, also ganz klar als Gegensatz gekennzeichnet. Die Demut vor Gott und den Menschen ist eine Tugend, nach der jedes Gotteskind streben sollte. In menschlichen Beziehungen Stolz zu zeigen, deutet dagegen auf einen Mangel an Demut vor Gott. Paulus fordert die Philipper auf, andere höherzuschätzen als sich selbst (vgl. 1 Petrus 5,5-6). „Das wird viel dazu beitragen, Meinungsverschiedenheiten zu schlichten“ (Homer A. Kent, Jr., Philippians. In: The Expositor’s Bible Commentary, 11,122).
Paulus erklärt seinen Lesern auch, wie sie ihre Demut zum Ausdruck bringen können (Phil 2,4). Statt sich auf sich selbst zu konzentrieren, soll jeder Gläubige auf das sehen, was dem andern dient (vgl. Röm 12,10). Egozentrismus ist Sünde.

Walvoord Bibelkommentar

Die Eintracht der Gemeinde hat starke Wurzeln. Sie kann im Christus mahnen, so, daß die Mahnung daraus ihre Kraft zieht, daß sie uns den Willen Jesu vorlegt und von ihm bestätigt und wirksam gemacht wird, und dadurch werden wir eins. Die Gemeinde hat weiter die Liebe als den in ihr lebendigen Willen, und diese versteht es, wenn eine Kränkung geschah, zu trösten, und die, auf denen Schwachheit, Kummer und Reue lasten, zu stärken. Dadurch überwindet sie, was die Eintracht hemmt. Der Geist nimmt sich der Gemeinde an, tritt mit ihr in Gemeinschaft und leitet ihr Denken und Wollen. Das gibt Eintracht. Sie haben endlich ein Herz, das in Freud und Leid mit den anderen empfindet und sich mit aufrichtiger Teilnahme zu ihnen hinbewegt, und dann, wenn die Last eines anderen getragen werden muß, barmherzig denkt. All dies müßte die Gemeinde beseitigen und entkräften, wenn sie die Eintracht brechen und den Zank bei sich hegen wollte. Obwohl sie dann, wenn sie fest verbunden bleibt, sich selbst bewahrt und vorwärtsbringt, bittet sie Paulus darum, als wäre es eine ihm erwiesene Wohltat, und stellt dadurch ihre Liebe zu ihm in den Dienst der Eintracht. Sie tun ihm wehe, wenn sie die Gemeinde zersplittern, und machen seine Freude voll, wenn sie zusammenhalten. Ist die Gemeinde gesund und stark, dann wenden alle ihr Denken und Begehren auf dieselben Ziele, in denen sie das erkennen, was für alle heilsam ist. Dann setzt der eine nicht eine schwache Liebe neben die starke des anderen, sondern dann ist sie in allen gleich. Dann verbindet sie jene einheitliche Stimmung, die dann entsteht, wenn sich keiner in sich abschließt und nur für sich lebt, sondern jeder mit wachem Auge auf das achtet, was die anderen bewegt. Dann wehren sie sich gegen die Verderber der Gemeinschaft, gegen alle eigennützigen Unternehmungen, die für eine besondere Gruppe einen besonderen Vorteil erstreben, und gegen alles Verlangen nach Größe und Ruhm. An diesem Begehren entsteht unvermeidlich die Entzweiung. Weil die Gemeinde das Kleine zu schätzen weiß, hat jeder das Vermögen, dem anderen das Übergewicht und Vorrecht zuzuweisen. Er hat ja seine Freude am kleinen Dienst und an der unscheinbaren Arbeit. Indem er sich ihr mit dem ganzen Willen hingibt, gönnt er dem anderen gern, was mehr Ruhm verschafft und größere Wichtigkeit besitzt. Paulus redet nicht von einer unwahren Höflichkeit, die den Schwachen wie einen Helden preist und den, der nicht regieren kann, in die Ämter stellt. Da wäre ja wieder die Eitelkeit zur Herrschaft über die Gemeinde gebracht. Das Vermögen, die geringere Arbeit zu tun, macht nie unwillig, die großen Aufgaben anzufassen, wenn sie durch die Verhältnisse zu unserer Pflicht werden. Wer mit der vollen Hingabe seiner ganzen Kraft als der letzte in der Gemeinde steht, wird auch, wenn er als erster handeln muß, dies mit derselben Treue tun. Es soll aus der Schätzung des Kleinen nicht die Versäumnis des Großen entstehen. Dagegen ist der Streit um die Größe beendet, weil jeder auch im kleinen Dienst alles hat, was er zu einer vollen Liebe und einem reichen Leben braucht. Das gewährt uns jeder Beruf, der im Gehorsam Gottes zu seinem Preis erfüllt wird.
Nach der menschlichen Sitte richtet jeder nur sein Auge auf das Seine, auf seine Rechte, Vorteile und Ansprüche. So wird aus der Gemeinschaft nur Schein. Wahrheit und Festigkeit erhält sie dann, wenn jeder darauf achtet, daß die anderen bekommen, was ihnen gebührt, zu tun vermögen, was ihnen obliegt, und die Ehre finden, die ihre Gabe und Arbeit für das Ganze fruchtbar macht. Daß dadurch unser eigenes Interesse verkürzt werde, fürchtet Paulus nicht. Die echte Liebe wird uns nie schaden. Wenn jeder in der Gemeinde für die anderen sorgt, ist jeder wohl versorgt. Nun stellt er uns an Jesus dar, warum es die Gemeinde nicht anders machen kann, warum wir nicht selber für uns sorgen und uns erhöhen können, sondern miteinander zu einer solchen Gemeinschaft verbunden sind, bei der jeder den anderen stützt und hebt. Wir haben es an Jesus vor Augen, wie wir wirklich zur Einheit kommen. Sein Weg zur Herrschaft steht im vollen Gegensatz zur Selbsterhöhung; deshalb hilft er der Christenheit zur Eintracht, sowie sie ihr Verhalten nach seinem Willen ordnet.

Schlatters Erläuterungen zum NT

in der Wendung » nichts aus Parteisucht oder eitlem Ruhm tuend « steht im Original kein Verb, womit der Ausdruck kraftvoll prägnant lautet » nichts aus Parteisucht oder eitlem Ruhm « . Die Ermahnungen des vorhergehenden Verses unterstreichen das Wort » nichts « im vorliegenden Vers. Das Wort » aus « (kata) bedeutet wörtlich » gemäß « und macht deutlich, daß der Maßstab für Benehmen und Motivation nicht Streit ist. Das Wort eritheia ist bereits in 1,6 besprochen worden. Es bezeichnet Streit aus Konkurrenzdenken und Parteisucht, einer Frucht von Neid. Das Wort » eitler Ruhm « (kenodoxia) wird nur an dieser Stelle im NT gebraucht und bedeutet wörtlich » eitle Einbildung « oder eben » eitler Ruhm « und setzt sich aus kenos, leer, eitel, und doxa, Ruhm, zusammen.
    In Kolosser 2,18.23 wird das Wort » Demut « , tapeinophrosyne im Sinn einer falschen Demut verwendet, wie der Zusammenhang deutlich macht. Aber an allen anderen Stellen ist es im guten Sinn gemeint. Es wird manchmal auch mit » Niedriggesinntheit « übersetzt so in Kol 3,12. In 1.Petr 5,5 lesen wir daß wir » mit Demut umgürtete sein sollen. Diese letzte Stelle vermittelt uns ein lebendiges Bild dessen was Petrus wohl vor Augen gehabt haben wird: den Herrn Jesus wie Er sich mit dem Tuch gürtete um die Füße der Jünger zu waschen (Johannes 13,4). Welch Vorbild für uns!
    Das Wort » achten « (hegeomai) wird in 2.6.3.7.8 ebenso wiedergegeben; so auch in Hebräer 11,11. Es bedeutet wörtlich (die Gedanken) » führen « was dann soviel wie » meinen « » halten für « » achten als « werden kann. In Apg 15,22 steht es für die » Führenden « . » In der Demut einer den anderen höher achtend als sich selbst « fällt der alten Natur nicht leicht.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Nach einem langen Tag im Büro fange ich an, von etwas Ruhe und Entspannung zuhause zu träumen. Aber der Geist hilft mir, daran zu denken, dass ich keinen Anspruch auf Ruhe habe. Ich weiß nur allzu gut, wie das Streben nach Nichtstun mich dazu führen kann, in sündiger Weise auf meine Familie zu reagieren. Während ich nach Hause fahre, werfe ich einen Blick in mein Herz. Erstens stelle ich fest, dass mein größtes Problem ich selbst bin und nicht meine Umstände, und dass ich in Christus alles habe, was ich nötig habe, um so zu leben, dass es ihm gefällt. Zweitens bemerke ich, dass ich geneigt bin, die Ruhe über den Herrn zu stellen und sie anzubeten. Ich muss Buße tun und ich habe etwas Herrlicheres nötig, um mein abirrendes Herz wieder einzufangen. Ich vergleiche und messe die Ruhe mit der Herrlichkeit Christi und dem, was ich in ihm bin. Darauf reagiert mein Herz mit Dankbarkeit. . ‚

Um mein Herz dorthin zu bringen, wo es hingehört, verwende ich oft einige Fragen, die auf Philipper 2,1-11 basieren. Sie heben hervor, was Christus getan hat, als er den Himmel verließ, um für uns zu leiden, zu sterben und aufzuerstehen. Und so würde das im geschilderten Fall aussehen:

Ruhe‚- du siehst für mich jetzt gerade so wunderschön aus, aber wann hast du je deine bevorzugte und ehrenvolle Stellung verlassen, um dich selbst für mich zu demütigen?
Ruhe, wann bist du je in meine Welt gekommen, um an meiner Stelle zu leiden?
Ruhe, wann hast du je dein Blut vergossen, sodass ich von meiner Sünde gereinigt werden kann?
Ruhe, wann bist du je an meiner Stelle von den Toten auferstanden? Wann hast du je versprochen, mir neues Leben und neue Kraft zu geben?
Ruhe, wann hast du je versprochen, den Heiligen Geist zu senden, um mich mit echter Ruhe zu füllen, die mir helfen würde, Gott zu gefallen, auch wenn meine irdische Ruhe bedroht ist?
Ruhe, wann hast du je versprochen, bei meinem Vater im Himmel für mich einzutreten, sodass ich in der Anfechtung stark sein kann?
Ruhe, wann hast du je versprochen, wiederzukommen und mich zu erlösen von den Dingen, die mich gefangen nehmen und mich zu ihrem Sklaven machen?
Wenn ich im Glauben antworte, kann ich Christus in seiner Herrlichkeit und meine Vorrechte in ihm erkennen. Ich kann Buße darüber tun, dass ich die Ruhe zu meinem Gott gemacht habe, und sie wird auf ihren Platz zurückverwiesen. Ruhe ist etwas, das man genießen und nicht anbeten soll!

Timothey S.Lane – Alles anders aber wie?

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