Siehe, wir preisen die glückselig, welche ausgeharrt haben. Von dem Ausharren Hiobs habt ihr gehört, und das Ende des Herrn habt ihr gesehen, daß der Herr voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist.
Elberfelder 1871 – Jakobus 5,11
Siehe, wir preisen glückselig- Ps 94,12; Mt 5,10.11; 10,22 -, die da ausgeharrt haben. Das Ausharren Hiobs- Hiob 1,21 22; 2,10 – habt ihr gehört, und das Ende des Herrn- Hiob 42,10 – habt ihr gesehen; denn reich an Mitleid- 4Mo 14,18; Ps 103,8.13 – ist der Herr und an Erbarmen. –
Abraham Meister – Neues Testament – Jakobus 5:11
Diese Menschen waren wirklich gut, da kann man ein Lied von singen! Sie hatten echt Geduld. Ihr habt ja auch bestimmt vom Hiob gehört, mit irre viel Geduld hat er die ätzenden Sachen ertragen, durch die er durchmusste! Aber Gott hat ihm ein Happy End geschenkt, weil er ihn so sehr geliebt hat.
VolxBibel – Jakobus 5,11
Hiob – eine reale Person, und keine Sagengestalt! Sein Ausharren ist ein Beispiel für uns: auch wenn wir nicht verstehen, was momentan um uns geschieht – trotzdem dem allein wahren Gott vertrauen! Und dabei das Geschwafel von Menschen ignorieren können – ob es nun sogenannte Freunde oder sogenannte religiöse Führer sein sollten – unser Blick muss auf Jehovah gerichtet bleiben – und nur auf ihn!
Jakobus 5,11
Wortspiel in der Bibel
Gleichklang im Anlaut
ὑπομείναντας· τὴν ὑπομονὴν
„ausgeharrt haben. Vom Ausharren“ (Jak 5,11, ELB)
Die Anfangslaute von „ausgeharrt haben“ (ὑπομείναντας hypomeinantas) sind die gleichen wie in „Vom Ausharren“ (ὑπομονὴν hypomonēn). Die Ähnlichkeit zwischen den Anlauten dieser Wörter erzeugt das Wortspiel.
Siehe, wir preisen selig (makarizomen), die erduldet haben. Hier kommt Jakobus auf ein anderes hochverehrtes Beispiel für außerordentliche Geduld zu sprechen: Hiob. Der Herr belohnte die Geduld Hiobs mit großem Segen (vgl. Hi 42,12). Interessanterweise sagt Jakobus nicht, daß Hiob makrothymia, „Geduld“, hatte, sondern wählt an dieser Stelle das Wort hypomonEn, „Beständigkeit, Ausdauer, Durchhaltevermögen“ (vgl. Jak 1,3; Kol 1,11). Hiob harrte aus und blieb standhaft, obwohl er eigentlich recht unduldsam mit Gott sprach!
Walvoord Bibelkommentar
Jakobus faßt zusammen: Der Herr ist barmherzig und ein Erbarmer! Das Adjektiv „barmherzig“, polysplanchnos, ist zusammengesetzt aus polys, „viel“, und splanchna, „die inneren Teile des Körpers“, „der Sitz der Gefühle“; das Wort steht nur an dieser einen Stelle im Neuen Testament. Der Ausdruck „ein Erbarmer“ (oiktirmOn, von dem Verb oikteirO) kommt ebenfalls nur sehr selten vor (er steht außer an dieser Stelle nur noch in Lk 6,36).
Auch Hiobs Beispiel hat eine große stärkende Kraft. Jetzt preist ihn jeder selig, weil wir das Ziel, zu dem Gott ihn führte, vor Augen haben und wissen, wie die Barmherzigkeit Gottes an ihm offenbar ward, seiner Anfechtung ein Ende setzte und seine Güte ihm reichlich zu kosten gab. Zu diesem Ende kam Hiob jedoch darum, weil er in Geduld sein Leiden trug und in der Versuchung standhielt, weil er Gott nicht den Abschied gab, als sein Segen von ihm wich, und ihn nicht verleugnete, als er seine Gaben von ihm nahm, sondern Glauben in seiner Seele trug, der Gottes Güte nicht mit Augen sah und doch ehrte und sich seinem Willen unterwarf, auch als er ihn erniedrigte. Es ziemt sich nicht, wenn wir zwar die preisen, die geduldig sind, aber uns selbst weigern, mit Beharrlichkeit zu tragen, was als Last uns zugewiesen ist. Wer die selig nennt, die wie Hiob duldeten, der mache auch sein eigenes Herz fest zur Geduld.
Schlatters Erlӓuterungen zum Neuen Testament
Benötigen wir Beispiele richtigen Verhaltens in der Zeit, da wir geschmäht werden und leiden? Es gibt viele davon. In Mt 5,12 befaßt sich der HERR mit ebendiesem Thema und weist auf das Vorbild der alttestamentlichen Propheten hin. Obwohl sie die vom Himmel gesandten Boten waren, blieb ihnen Mißhandlung nicht erspart, so daß sie zu Vorbildern dafür geworden sind, wie man Leiden tragen soll. Sie taten dies mit der Tragkraft des Geduldigen, ohne dabei zu klagen und zu murren. Vielleicht behaupten aber einige, diese Propheten seien außergewöhnliche Menschen gewesen. Daher wird ein weiteres Beispiel geduldigen, stillen Ausharrens angeführt. Diesmal geht es um einen bekannten Mann, um Hiob, dessen geduldiges Ausharren das Buch seiner Lebensgeschichte füllt. In all den vielen Prüfungen, die er durchlitt, sündigte er nicht, sondern wartete geduldig auf seinen Gott. Der nächste Ausdruck, „ihr (habt) … das Ende des Herrn … gesehen“, wird häufig so verstanden, als beziehe er sich auf den Ausgang der Prüfungen Hiobs. In Seinem Mitgefühl und innigen Erbarmen entschädigte Gott als der Gnadenreiche Hiob dafür, daß er in seiner allerschwersten Prüfung fromm war, so daß er in seinem zweiten Lebensabschnitt mehr gesegnet war als im ersten.
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
Der Verfasser dieses Bandes ist der Meinung, daß Jakobus nach der kurzen Anspielung auf Hiob nun sein letztes und zugleich größtes Beispiel geduldigen, in der schwersten Probe erwiesenen Glaubens einführt: das Ende des HERRN. Woran dachte er persönlich nicht alles, wenn er das Ende des HERRN erwähnte! Das mutige Ausharren der Propheten und das beispielhafte Zeugnis Hiobs sind hilfreich, doch welche Gemütsbewegungen mögen die Leser verspürt haben, als sie sich der letzten Tage des HERRN erinnerten! Einige Jünger hatten die durchdringenden Schreie in Gethsemane gehört, waren Ihm vom Garten des Gebets zum Palast der gottabtrünnigen Priester gefolgt. Man konnte feststellen: Ohne Widerstand zu leisten, ging der HERR still und dennoch willig Seinen Weg nach Golgatha, dessen Zwischenstation ein heidnisches Gericht war. Kein einziges Murren kam über Seine Lippen, sondern statt dessen starkes Geschrei, das mit während Seines Betens vergossenen Tränen vermischt war. Es verwundert nicht, daß Jakobus schreibt: „Der Herr (ist) voll innigen Mitgefühls und barmherzig“. Hebräer 5,7-9 beinhaltet einen angemessenen Bericht über das Ende des HERRN und soll für alle Heiligen beispielgebend sein. Das Mitgefühl des HERRN uns gegenüber gewinnt durch Seine eigenen Erfahrungen noch an Wert. Er ist „voll innigen Mitgefühls“ (ein nur hier in unserer Bibel vorkommendes Adjektiv). Dann ist Er ebenso „barmherzig“ (A.d.Ü.: „voll innigen Erbarmens“ im Original), eine von Lukas hinsichtlich des Vaters gebrauchte Wendung (Lk 6,36). So verhielt Er sich anderen gegenüber, darunter solchen, die Ihm Schmerzen zufügten. Welch ein nachahmenswertes Beispiel!
In V. 11 erinnert Jakobus daran, dass die Christen eine Seligpreisung derer kennen, »die geduldig ausgeharrt haben« (oder: »die durchgehalten haben«). Jedoch fällt die Formulierung auf: »Siehe, wir preisen diejenigen glücklich…«. Wer preist denn glücklich? Er selbst in Jak 1,12 ! Aber es kommt noch mehr hinzu. Vor allem kommt die Seligpreisung Jesu in Mt 5,10ff. hinzu. Und außerdem im AT die Seligpreisung von Dan 12,12. Der Sinn des »wir« ist also: »Wir alle, die heiligen Schriften Israels, unser Herr Jesus Christus und die jetzige Gemeinde Jesu, preisen diejenigen glücklich, die geduldig ausgeharrt haben.« Demgegenüber gibt es keine einzige Verheißung für die Ungeduld! Und auch keine für die Revolution.
Edition C
Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen: a) Der Arme, der die Weisung zur Geduld verletzt, wird ebenso schuldig vor Gott wie der unbarmherzige Reiche. b) Jakobus schreibt nicht über »Reiche« und »Arme« als politische oder soziologische Gruppen, sondern über die Gottesgemeinschaft, die beide entweder gewinnen oder aber verlieren können, d. h., er schreibt vom Standpunkt des Glaubens aus. c) Die Gemeinde Jesu steht für ihn in der Nachfolge des alttestamentlichen Gottesvolkes. Gerade Letzteres wird nun am Beispiel »Hiobs« deutlich: »Ihr habt gehört von der Geduld Hiobs.« Übrigens ist Hiob ein Reicher gewesen (Hiob 1,3)! Also geniert sich Jakobus nicht, als Beispiel leidender Geduld ausgerechnet einen Reichen zu nehmen.
Die Erwähnung des »Hiob« ist aus mehreren Gründen bemerkenswert. Erstens war Hiob gar kein Israelit, sondern ein Bewohner des Landes »Uz«, dessen genaue Lage wir nicht mehr kennen (vielleicht ist es im syrisch -arabischen Raum zu suchen, vgl. Jer 25,20; Klgl 4,21). Zweitens ist Hiob schon bei Hesekiel ein Vorbild gewesen, und zwar ein Vorbild der Gerechtigkeit (Hes 14,14.20). Drittens hat sich das Judentum mit Hiob beschäftigt und in ihm ebenfalls ein Vorbild des Gerechten gesehen (Sir 49,9). Viertens steht Hiob im Sirachbuch unter den Propheten (Sir 49,9), so dass wir vermuten können, dass Hiob in Jak 5,10f. ebenfalls als ein Prophet aufgefasst wird. Jedenfalls ist er das Schulbeispiel für das richtige Verhalten: Er bleibt auch im Leiden ein Gerechter (vgl. Hiob 1,21f.).
Damit ist Jakobus aber noch nicht am Ende seines Hiob-Beispiels. Er fährt fort: »Und ihr habt das Ende gesehen, das der Herr herbeigeführt hat.« Nach langer Leidenszeit hat Hiob ja ein wunderbares »Ende« erlebt. Gott selbst hat eingegriffen und Hiob »doppelt so viel gegeben, wie er gehabt hatte«, ja »der Herr segnete Hiob fortan mehr als einst« (Hiob 42,10f.). So geht es denen, die Gott vertrauen! In Gottes Reich werden sie überschwenglich belohnt. Was für ein Ermutiger ist dieser Jakobus! Seinen Brief als »stroherne Epistel« zu bezeichnen, war ein böser Missgriff Luthers. In Jak 5,7-11 zeigt sich Jakobus als ein Seelsorger, der mitleidet und dennoch nicht im Mitleid erstickt, sondern lebendigen Trost spendet und die Herzen durch den Blick auf die Wiederkunft Jesu stärkt. Vermutlich hatten die angeschriebenen Gemeinden durch Bedrückung, Verfolgung, Ungeduld und Resignation manches zu leiden gehabt. Betonen wir noch einmal: Es geht nicht um passives, achselzuckendes Hinnehmen, sondern um beharrliche Weiterarbeit im Vertrauen auf Gott und den wiederkommenden Gottessohn.
Gerade dieses Vertrauen soll die Schlussbemerkung stärken: »Denn der Herr ist voll Erbarmen und voller Mitleid.« Hier wird die Selbstaussage Gottes in 2 Mo 34,6 (vgl. 4 Mo 4,18) und das Glaubensbekenntnis der Propheten und der Psalmen aufgenommen (vgl. Ps 103, 8; 111,4; Jona 4,2). Gott sieht also unser Leiden, leidet selber mit (»ist voller Mitleid«) und trägt uns »voll Erbarmen« hindurch bis ins Ziel des ewigen Gottesreiches (vgl. 1 Kor10,13).
Es ist bemerkenswert, dass alte Ausleger an dieser Stelle ein Gebet einfügten: »O Gott, wie weit sind wir noch davon entfernt! Wie unedel betragen wir uns oft in unsern Leidensstunden« ([so z. B. M. Hahn] – »O Gott, gib mir wahre Geduld« [so z. B. J. A. Bengel]). Sie haben begriffen, dass es für den modernen Leser nicht damit getan ist, voller Interesse die Beispiele des Jakobus zu studieren. Das Entscheidende ist erst geschehen, wenn wir uns durch Gottes Geist zu solch praktischen Christen haben machen lassen, die die Botschaft der Bibel auch verwirklichen.
Jak preist – wie schon am Anfang seines Briefes (1,12) – jene glückselig, die durchgehalten haben (vgl. Röm 12,12; Hebr 6,12). Als besonderes Beispiel für erprobte Geduld hebt er Hiob hervor. Er ist in seinem Leben hart geschlagen worden. Obwohl er nicht wusste, welches Ende es mit ihm nehmen würde, hat er dennoch darin ausgehalten und Gott nicht abgesagt (Hiob 1,21f; 2,10).
Peters 2018 – Wuppertaler Studienbibel
Leser des Hiobbuches wissen, dass Hiobs Leiden dem Erweis seiner Gerechtigkeit dienen. Wir können von seinem Beispiel lernen und wissen, dass Gott die nicht im Stich lässt, die auf ihn vertrauen. Am Ende greift er ein und steht zu seinen Gerechten. Geduld ist also angebracht, und das Beispiel Hiobs berechtigt dazu, auf das befreiende und erlösende Handeln Gottes zu warten.
Jak möchte, dass wir in dunklen und undurchschaubaren Lebenssituationen wissen: Das Ende ist nahe herbeigekommen! Der Herr kommt und wird die Erlösung bringen. Am Ende steht Hiob da als ein reich Gesegneter (Hi 42,10–17).
Es ist nicht Gottes Art, seine Kinder im Stich zu lassen. »Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten« (Ps 103,13). Der Herr ist voll Erbarmen und Mitleid. Das haben die Beter und Gottesmänner im AT erfahren (- »Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte« (Ps 103,8). Vgl. 2Mo 34,6; Ps 86,15; 111,4; Klgl 3,32. -) und das bezeugt auch Jak.
„Wir preisen die selig, die ausgeharrt haben“: Doch es hilft nicht, sie nur selig zu preisen, wir müssen ihrem Vorbild folgen. Es genügt nicht, christliche Lebensbilder zu lesen; es ist nötig, daß auch wir uns an unserem Platz und zu unserer Zeit in Leiden und Geduld bewähren.
F. Grünzweig – Wuppertaler Studienbibel
Hebräer 11,17-40 sind eine ganze Anzahl solcher Menschen, die vor uns den Weg gemacht haben und durchs Ziel gegangen sind, mit Namen genannt. Jakobus dagegen nennt nur einen: Hiob. „Von dem geduldigen Ausharren Hiobs habt ihr gehört“: Die „Hiobsbotschaften“ folgten Schlag auf Schlag. Doch er sagte: „Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen; der Name des Herrn sei gelobt!“ (Hio 1, 21), dennoch gelobt! Der ihm nächste Mensch, seine Frau, riet ihm, doch den Glauben aufzugeben: „Sag Gott ab und stirb!“ (Hio 2,9). Doch er blieb dabei: „Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?“ (Hio 2,10). Nun, wenn wir in dem Buch weiterlesen, merken wir: so über allen Zweifel erhaben war auch Hiob nicht. Manchmal ging es sehr hart am Hadern vorbei. Auch die geistlichen Väter in unserem Land haben nicht immer eine so glänzende Rolle gespielt, wie man nach manchen Lebensbildern meinen könnte. Und wir werden sie auch nicht spielen. „… auf daß sich vor ihm kein Fleisch rühme“ (1 Kor 1,29).
„Das Ende des Herrn habt gesehen, daß der Herr reich ist an innigem Erbarmen und voll Mitleid“: Das „Ende des Herrn“ ist, sprachlich aktiv verstanden, eine besondere hebr Ausdrucksweise und bedeutet das (gute) Ende, zu dem Gott den anfechtungsreichen Weg Hiobs wandte, das Ziel, zu dem er ihn brachte (Hio 42,10-16). Gott hat sich wunderbar zu Hiob bekannt. Als Grund für das alles nennt Jakobus nur dies eine, „daß der Herr reich ist an innigem Erbarmen und voll Mitleid“ (vgl. das zu Jak 2,13;3,17 über die Barmherzigkeit Gottes Gesagte).
Es ist die Frage, ob dieses Wort sich auch auf Jesus bezieht. Dann bedeutet es: Hiobs Geschick war eine der Vorausabbildungen des Weges Jesu. Noch ganz anders als Hiob hat er das geduldige Ausharren bewährt. Und erst recht ist es bei ihm zum guten Ende gekommen (Phil 2,5-11). Wir haben „gesehen“, daß Gott sich an Ostern und Himmelfahrt wunderbar zu ihm bekannte. Und wir haben auch „gesehen“, das heißt erfahren, daß „der Herr reich ist an innigem Erbarmen und voll Mitleid“. Weil unser Herr durch das alles hindurchgegangen ist, versteht er uns ganz und hat umso mehr Mitleid mit unserer Schwachheit (Hebräer 4,15).
Das eine und das andere Verständnis dieser Stelle ist möglich. In jedem Fall wird uns gesagt: Es geht zwar durch erhebliche Leiden und Geduldsproben hindurch, aber wir haben einen barmherzigen Herrn, der uns nicht quälen, sondern zu einem herrlichen Ziel führen will (Jes 28,29;1 Kor 10,13).