Aber damals freilich, als ihr Gott nicht kanntet, dientet ihr denen, (O. waret ihr Sklaven derer) die von Natur nicht Götter sind; (Vergl 2. Chron 13,9) jetzt aber, da ihr Gott erkannt habt, vielmehr aber von Gott erkannt worden seid, wie wendet ihr wieder um zu den schwachen und armseligen Elementen, denen ihr wieder von neuem dienen (O. Sklaven sein) wollt?
Elberfelder 1871 – Gal 4,8–9
Früher, als ihr ´den wahren Gott noch nicht kanntet, sah das ganz anders aus: Damals dientet ihr Göttern, die in Wirklichkeit gar keine Götter sind, und wart ihre Sklaven. Jetzt aber kennt ihr Gott – oder vielmehr: Gott kennt euch. Wie ist es da möglich, dass ihr wieder zu den kraftlosen und armseligen Vorstellungen ´dieser Welt
zurückkehrt? Wollt ihr ihnen wirklich von neuem dienen und ihre Sklaven sein?
Neue Genfer Übersetzung – Galater 4,8–9
Aber zu der Zeit, da ihr Gott nicht kanntet, dientet ihr denen, die von Natur nicht Götter sind. 1Thess 4,5; 1Kor 8,4.5; 12,2; Ps 115,4.
Nun ihr aber Gott erkannt habt, ja vielmehr von Gott erkannt worden seid, wie wollt ihr euch denn wieder zu den schwachen und ärmlichen Anfängen zurückwenden und denselben wieder von neuem dienen? Gal 4,3; 1Kor 8,3; Röm 14,5; Kol 2,20; 1Joh 4,10.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Galater 4:8–9
Als ihr noch keine Ahnung von Gott hattet, habt ihr euch in irgendwelchen anderen Religionen getummelt und zu andern Göttern gebetet. Das waren in Wirklichkeit nur so Ersatzgötter, die sich irgendwelche Menschen ausgedacht hatten.
Jetzt habt ihr Gott aber kennengelernt (oder besser gesagt, er hat euch kennengelernt). Ich krieg das echt nicht gerallt, was ihr jetzt noch von diesen armen Luschen-Göttern wollt, die diese Welt euch anbietet?
VolxBibel – Galater 4,8–9
An was glaubten den die Menschen in Galter? Eine Antwort findest du hier bei wikipedia. Dorthin waren also Christen zurück gekehrt?
Ist es heute ähnlich, dass wir als Christen manchmal das „zu Hause gelernte“ nicht ablegen, und uns NUR an Gottes Wort die Bibel halten? Kannst du es vielleicht auch beobachten, dass einige von uns vielleicht keinen Karneval feiern, aber dafür Verkleidungsfeste? Oder anstatt Weihnachten, ein Lichterfest? Oder anstatt Geburtstag, einen Kindertag?
Gal 4:8 : Die Juden sagten oft, dass die Heiden »Gott nicht kannten« und dass ihre Götter, die eigentlich Schöpfungen des wahren Gottes waren, »in Wahrheit nicht Götter« seien. (Die Philosophen beurteilten den moralischen Wert einer Vorstellung oder Handlung häufig danach, wieweit sie der Natur entsprach; für Paulus und andere jüdische und christliche Schriftsteller war die Anbetung eines geschaffenen Gegenstands, als sei er der Schöpfer selbst, gleichbedeutend mit der Nichterfüllung dieses Kennzeichens. Manche heidnischen Denker, Anhänger eines griechischen Philosophen namens Euhemeros, unterschieden zwischen realen Göttern, die sich dem menschlichen Verstand aus der Natur geradezu aufdrängten (Sonne, Mond, Planeten und Sterne), und den Göttern, die die Menschen erfunden hatten (andere Gottheiten). Von sich selbst hingegen sagten die Juden, dass sie Gott wahrhaft kannten, da sie einen Bund mit ihm hatten.
Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments
Gal 4:9 : Wie in einem rhetorischen Tadel durchaus zulässig, urteilt Paulus hier sehr streng: Er ist nicht einmal sicher, ob die Galater Gott jetzt kennen. Die »Elementarmächte« (Einheitsübersetzung), denen sie wieder zuneigen, sind vermutlich die »Naturmächte« (Zürcher), die sie früher als Götter verehrten ( 4,8 ), darunter vor allem die Astralgeister ( 4,3 ), die mit besonderen Tagen und saisonalen Ritualen verbunden waren ( 4,10 ).
Es ist eben keine theoretische Frage, die man so oder so entscheiden könnte, um die es hier in Galatien bei dem Abfall in die Gesetzlichkeit geht, sondern hierbei steht alles auf dem Spiel, auch die persönliche Beziehung des Apostels zu seinen »Kindern im Glauben«. Deshalb wirbt er nun in ganz persönlichen, liebenden offenen Worten um die Gemeinden.
Gal 4,8:
»Aber zu der Zeit, da ihr Gott nicht kanntet, dientet ihr denen, die in Wahrheit nicht Götter sind.«
»Zu der Zeit, damals«, besser noch »vormals«, so lenkt Paulus den Blick noch einmal zurück. Als er zu den Galatern kam, da waren sie noch Heiden. Sicher ein starkes Wort, denn die Galater lebten doch im Bereich der griechischen Kultur, die sogar die Römer für sich übernommen hatten und die das geistig philosophische Leben und Denken des ganzen Reiches prägte. Und welche religiösen, philosophischen Gedankengebäude hatten doch die Griechen ersonnen: Hochleistungen des menschlichen Geistes! Aber »sie kannten Gott nicht«; selbst die Athener spürten die Bodenlosigkeit ihrer Kultur und wollten sich absichern, indem sie »dem unbekannten Gott« auch einen Altar errichteten (vgl. Apg 17,23). Wer Gott nicht kennt, der lebt bei aller Kultur und Denkleistung als Heide im »Damals« und ist Mächten »versklavt, die in Wahrheit nicht Götter sind«. Die fehlende Erkenntnis hat fatale Folgen; nicht nur eine Wissens – oder Erkenntnislücke besteht, sondern das ganze Leben gerät in eine falsche Richtung, in knechtende Abhängigkeit. Auch die heidnische »Religion« ist geprägt von Forderung und Versuchen, dem zu entsprechen, bringt in Furcht und knechtischen Dienst, genauso wie die »Gesetzesreligion« der Juden. Mächte, die keine göttliche Qualität beanspruchen können, zwingen den Menschen in ihren Bann (vgl. zu Vers 3). Darin ist das Wesen der falschen Götter entlarvt: Sie haben keinerlei göttliche Macht, die Menschen in ihrer Verblendung legen ihnen solche bei und geraten so in ihre Abhängigkeit (vgl. Röm 1,22-23).
Die Götzen sind »Nichtse« (vgl. Jes 42,17; Jer 16,19), sie gewinnen ihre Macht erst durch die Menschen, die ihren ersonnenen Götzen solche Macht zusprechen. Sie werden dann aber doch zu beherrschenden dämonischen Mächten, denn der Teufel, der Gott dieser Welt, benützt sie als Schutzmasken für sein Tun. Die Bibel bezeugt durchgängig die Nichtigkeit der Götzen, doch weiß sie auch um ihre dämonische, den Menschen irreleitende und verderbende Macht. Wo keine Erkenntnis des wahren Gottes ist, da setzen sich »Nicht -Götter« auf den Herrscherstuhl, ja werden vom Menschen in seiner Gottessehnsucht darauf gesetzt und beherrschen ihn. Das war das »Damals« der Galater. Das ist das »Damals« jedes Menschen, bevor er Gott erkennt.Gal 4,9-10:
Gerhardt Maier .. Edition C
»(9) Nun ihr aber Gott erkannt habt, ja vielmehr von Gott erkannt seid, wie wendet ihr euch denn wiederum zu den schwachen und dürftigen Elementen, welchen ihr von neuem dienen wollt? (10) Ihr haltet Tage und Monate und Feste und Jahre.«
Die Galater sind aus dem »Damals« herausgeführt worden, es gibt ein Neues für sie, das »Jetzt«, in dem sie »Gott erkannt haben«. Der Bedeutungsumfang des griechischen Wortes für »erkennen« ist groß und nicht auf einen Akt des Verstandes zu begrenzen. Selbst für die engste Gemeinschaft zwischen Menschen, nämlich die geschlechtlichen Begegnungen von Mann und Frau, kann das Wort gebraucht werden, wie ja auch das hebräische »jadah = erkennen« (vgl. 1 Mose 4,1). »Gott erkennen«, das meint, sich ihm ausliefern, ihm vertrauen und seinem Heimruf glaubend folgen. Das kann ein Mensch gar nicht von sich selbst aus. Gott allein macht sich bekannt, er hat sich offenbart in seinem Sohn, so korrigiert Paulus sich selbst oder verdeutlicht: »besser: Ihr seid von Gott erkannt«. Er hat die Gemeinschaft mit euch gesucht. Er ist gekommen. Er hat euch gerufen und berufen. Das geschah aber eben durch die Predigt des Apostels bei ihnen (vgl. Röm 10,17), deshalb klingt auch durch die folgende Frage der Schmerz: Wie kann es denn sein, nachdem ihnen solche Erkenntnis Gottes aufgegangen ist, nachdem Gott selbst sie gesucht und besucht hat, dass sie sich »wieder umwenden«? Indem sie auf die Irrlehrer hören, »kehren sie tatsächlich wieder um«, sie verlassen den eröffneten Weg der Nachfolge und gehen zurück. Es ist eine ganze Kehrt – und Rückwendung, so wie »umkehren« ja positiv die radikale Hinwendung zu Jesus Christus meint. So ernst ist dieser Vorgang.
Das ist der Rückschritt, die Kehrtwendung, dass sie sich wiederum »von neuem«, von vorne an die »Elemente versklaven wollen«. Dabei sind die Mächte im Licht der Erkenntnis Gottes ausdrücklich als »schwach« und »dürftig« entlarvt. »Schwach« steht hier ganz im Wortsinn, nämlich als »unvermögend sein«, »ohne Kraft und ohne Macht«, während »arm« die Bettlerexistenz dieser Elemente verdeutlicht: Sie haben so viel, wie die Menschen ihnen irregeleitet geben, sie haben nichts aus sich selbst, sind also mehr als »dürftig« und »bettelarm«. Solchen »Herren« wollen die Galater sich wieder beugen, nachdem sie den Herrn aller Herren, die neuschaffende Kraft Gottes erkannt und selbst erfahren haben? Schon die Frage macht den Widersinn deutlich.
Und doch ist es so. Die Galater sind auf dem besten Weg, eine solche Rückkehr zu vollziehen. Schon wieder lassen sie sich einfangen und »halten Tage und Monate und Feste und Jahre«. Das nicht nur im Sinne, dass sie das eben mitmachen, sondern ihr »halten« ist ein »Beobachten«, »ein pünktlich genaues Aufpassen«, wieder von der Furcht bestimmt, ja nichts zu versäumen und sich dadurch Unglück zuzuziehen. Die »Tage« sind – denken wir an die jüdischen Verführer – wohl die Sabbate, die nach jüdischer Gesetzesauslegung aufs genaueste eingehalten werden müssen, sonst ist der Schalom gefährdet. »Monate«, dabei können wir an die Neumonde denken, durch die jeder Monat dem Herrn geweiht wurde (vgl. 4.Mose 10,10). »Feste«, das sind dann die großen jüdischen Feste, und »Jahre« meint wohl die »Sabbatjahre«. Ursprünglich hatte das alles Gott lobenden und anbetenden Sinn, aber unter der Sklaverei der Gesetzesfrömmigkeit verselbständigte sich dies alles, ja kehrte sich sogar gegen Gott. Gott wurde verdrängt und auf bestimmte Jahre, Tage, Feste und Monate eingegrenzt. Der Glaube wird zur Äußerlichkeit und die lebendige, tägliche Lebensgemeinschaft mit dem Herrn geht verloren. Darum hat Paulus Angst um die Galater:
8 Um seinen Lesern bewußt zu machen, was ihr beabsichtigtes Umschwenken zum Judaismus auf sich hat, beschreibt er ihnen zunächst ihr einstmaliges Heidentum. Aber damals freilich, als ihr Gott nicht kanntet. Dies ist die deutlichste Stelle des Briefes über die heidenchristliche Zusammensetzung der galatischen Gemeinden. An Judenchristen hätte Paulus so nicht schreiben können. Von seinen jüdischen Brüdern sagt er Röm 10,2 : „Ich bezeuge ihnen, daß sie Eifer haben für Gott (nicht für die Götter!), aber ohne Einsicht.“ Sie dienen also dem wahren Gott, aber in gesetzlicher Weise. Anders die Heiden. Sie „kennen Gott nicht“, wie die Schrift mehrmals von ihnen sagt. – Ps 79,6; Jer 10,25; Apg 17,23.30; Eph 4,18; 1Petr 4,14 -. Das entschuldigt sie zwar nicht (Röm 1,19.20 ), macht aber vieles an ihnen begreiflich. Im Dunkel der Unwissenheit ist eben jeder Mensch blind, auch der scharfsichtigste, verständigste und ehrlichste.
Wer Gott nicht kennt, greift sich irgendetwas, das er kennt, und macht es zu seinem Gott, denn Gott ist nicht wegzudenken, ein Gott muß her. Der Mensch hält es nicht aus, vor nichts zu knien, das ihn selbst überragt. So dient er unterwürfig Dingen innerhalb seines Horizonts. Er vergottet Gegenstände, Naturerscheinungen, Naturnotwendigkeiten, Spitzenbegriffe oder Spitzenleistungen. Ihr dientet (als Sklaven) den Göttern, die von Natur keine sind. Diese Götter sind nach dem eben Gesagten nicht Luft, Paulus spricht ihnen nicht jede Wesenheit ab, aber sie besitzen keine göttliche Qualität. Verglichen mit dem „lebendigen und wahren Gott“ (1Thess 1,9 ) sind sie „Nichtse“, d.h. Nichtsnutze, die nicht können, was sie doch als angebliche Gottheiten können müßten. – 5Mo 32,21; Jes 37,19; Jer 2,11; 5,7; 16,20; 1Kor 8,4; 10,19 – So leben ihre Verehrer in gott-loser Frömmigkeit dahin, „ohne Gott im Kosmos“ (Eph 2,12 ).
9 Auf diesem Hintergrund sticht ihr gegenwärtiger Stand kräftig ab: Jetzt aber, wo ihr Gott kennt. In biblischer Sprache ist Erkennen einer Person nicht auf einen Verstandesakt beschränkt. Im Erkennen anerkennt man zugleich. Man bejaht diesem Gegenüber die Gemeinschaft. Wenn Petrus z.B. in Mk 14,17 über Jesus sagt: „Ich kenne diesen Menschen nicht!“ behauptet er nicht mangelnde Personenkenntnis, sondern verneint Gemeinschaft mit Jesus: Ich lehne seinen Anspruch ab, dessentwegen er vor Gericht steht, ich bin nicht sein Jünger. Wenn Jesus im letzten Gericht zu gewissen Menschen sagt (Mt 7,23 ): „Ich habe euch noch nie gekannt“, bedeutet das nicht: Mein Personengedächtnis hat eine Lücke, sondern: Ihr gehörtet nicht wirklich zu meinem Jüngerkreis. Wenn es Hos 13,4 heißt: „Du sollst keinen andern Gott kennen als mich allein“, schließt das nicht theoretische Kenntnisse über andere Kulte aus, aber persönliche Hingabe an sie. In diesem Sinne haben die Galater den ihnen verkündigten wahren und lebendigen Gott erkannt, anerkannt und sich ihm ergeben. Durch diese Gemeinschaft mit dem Schöpfer – „Sohnschaft“ hieß es zuletzt immer (3,26; 4,6) – verlor die Schöpfung für sie den falschen Zauber und damit die heidnischen Götter ihre Macht. Wahre Gotteserkenntnis schafft Freiheit von den kosmischen Elementen.
Wuppertaler Studienbibel
Aber mit dem Erkennen Gottes hat es noch viel mehr auf sich: vielmehr aber seid ihr erkannt von Gott. Im Nachhinein überwältigt, daß das Erkennen Gottes nicht vom Menschen her begann. Der Mensch hat ja nur mit Gott Gemeinschaft, wenn Gott sie will. Aber Gott will sie. Er tut den ersten Schritt, ja eine ganze Kette von Schritten, die bis in die endgültige Rettung des Menschen hineinführen (Röm 8,29.30 ). So gibt es keine selbständige Gotteserkenntnis des Menschen. Immer wieder kehrt die Schrift, wachsam gegen Mißverständnisse, dieses Verhältnis zwischen unserm Erkennen und dem zuvorkommenden Erkennen und Erwählen Gottes heraus. – Joh 15,16; 1Kor 8,3; 13,12; 14,38; Phil 3,12 –
Jetzt kann Paulus den Galatern das Unfaßliche bewußt machen, was sie im Begriff sind zu tun: ihre Bekehrung zu diesem Gott tatsächlich rückgängig zu machen: Wie (nur) kehrt ihr wieder zu den schwachen und armseligen Elementen zurück, denen ihr wieder von neuem (als Sklaven) dienen wollt? Das Wörtchen wieder spielt im ganzen Brief eine Rolle. – Gal 2,18; 4,19; 5,1 – Hier wird es so stark betont, daß sich unwillkürlich die derbe Bemerkung aus 2Petr 2,22 nahelegt: „Der Hund frißt wieder, was er ausgespien hat; und: Die Sau wälzt sich nach der Schwemme wieder im Dreck.“
Die Frage nach ihrem wollen verrät zunächst den genauen Informationsstand des Paulus. Er weiß, wie weit die Dinge in den Gemeinden gediehen sind. Der Übertritt zum Judentum durch Beschneidung ist schon geplant, wenn auch noch nicht vollzogen (vgl. „wollen“ in 4,21; 5,4; 6,13). Doch wieso wollen sie damit wieder von neuem dorthin zurück, woher sie kamen, doch wohl ins Heidentum? Stellt Paulus den beabsichtigten jüdischen Gesetzesdienst an dieser Stelle etwa rundheraus mit ihrem früheren heidnischen Götzendienst gleich? Aber so verstanden, wären seine Worte sicher überbelichtet. Nur dies ist gesagt: Bei fundamentalen Unterschieden verbindet diese beiden Größen eines: Beide führen praktisch in den Elementendienst (s. ausführlich dazu zu 4,3). Insofern landen die Galater wieder da, wo sie schon einmal waren. Sie sind nicht mehr die freien Söhne und Töchter Gottes, sondern wieder Knechte, wieder im Gefängnis (3,23), wieder unter Aufpassern (3,24), Vormündern und Verwaltern (4,1f).
Der folgende Vers wird übrigens bestätigen, wie wenig Paulus bei den Elementen an Gestirngeister oder Dämonen oder irgendwie personhaft vorgestellte Größen dachte (vgl. Vorbemerkung 2c zu 4,1-7) statt vielmehr an das irdische Material, mit dem eben auch die jüdischen Satzungen arbeiten. Für Paulus sind diese Elemente lediglich geschaffene Dinge, schwach und armselig, d.h. sie können nichts und sie haben nichts, um im Gewissen vollkommen zu machen und zu Gott zu bringen. – 5Mo 4,28; Ps 115,4-8; Jes 44,9-20; Röm 8,3; Hebr 9,9.10; 10,1-23 -.
In beiden Passagen verwendet Paulus einen griechischen Begriff – stoicheia -, der gleichzeitig von Gelehrten gut verstanden wird, aber rätselhaft ist in Bezug auf das, was Paulus denkt, wenn er ihn verwendet. Der Begriff stoicheia kommt in der griechischen Literatur häufig vor, um (1) Grundprinzipien der religiösen Lehre (z. B. Regeln, Rituale); (2) rudimentäre Substanzen der physischen Welt (Erde, Wind, Feuer, Wasser); (3) astrale Gottheiten (die Vorstellung, dass himmlische Objekte göttliche Wesen waren); und (4) geistige Wesen im Allgemeinen zu beschreiben.
Michael S. Heiser – Die Bibel ungefiltert – Annäherung an die Heilige Schrift nach ihren eigenen Bedingungen
Verweise auf stoicheia kommen im Neuen Testament siebenmal vor. Die einzige Stelle, die hinsichtlich der Bedeutung sicher zu sein scheint, ist Hebräer 5,12, wo stoicheia das Gesetz beschreibt („Grundprinzipien der Orakel Gottes“). Wenn es um die Verwendung des Begriffs durch Paulus geht (Kol 2,8.20; und Gal 4,3.9), gibt es unter den Gelehrten keinen Konsens über seine Bedeutung. Der allgemeine Kontext von Paulus‘ Diskussion in Galater 4 und Kolosser 2 schließt geistliche Kräfte ein – Engel, Fürstentümer und Mächte, falsche Götter -, was darauf hindeutet, dass sich stoicheia auf solche Wesen beziehen könnte. Sicherlich stellt er stoicheia in gewisser Weise der Errettung in Christus gegenüber. Da Paulus sowohl zu Juden als auch zu Heiden spricht, könnte er den Begriff in Bezug auf die jeweilige Zuhörerschaft auf unterschiedliche Weise verwenden. Da er in Galater 4,1-7 ein jüdisches Publikum im Blick hat, bezieht sich Paulus‘ Verwendung von stoicheia in 4,3 wahrscheinlich auf das Gesetz und die religiöse Lehre (ähnlich wie in Hebr 5,12). Aber in 4,8-11, wo sich die Zuhörerschaft zu den Heiden verlagert, scheint es schlüssig, stoicheia in 4,9 als Bezug auf geistige Wesen zu sehen – wahrscheinlich astrale Gottheiten (die „Schicksale“). Der Hinweis auf „Zeiten und Jahreszeiten und Jahre“ (4,10) würde daher auf astrologische Überzeugungen hinweisen, nicht auf den jüdischen Kalender. Paulus verneint also die Vorstellung, dass die Himmelsobjekte (Sonne, Mond, Sterne) Gottheiten sind. Seine heidnischen Leser sollten nicht von der Vorstellung versklavt werden, dass diese Objekte ihr Schicksal kontrollierten.
In Bezug auf die „kolossische Häresie“ sind wahrscheinlich sowohl Juden als auch Heiden im Blick; daher hätte der Begriff stoicheia für beide Zielgruppen eine Bedeutung gehabt. Paulus verbindet das, was er über stoicheia sagt, mit der „Anbetung von Engeln“ (Kol 2,18). Angesichts der Tatsache, dass Paulus und andere neutestamentliche Autoren das jüdische Gesetz von Engeln austeilen lassen (Gal 3,19; Apg 7,53; Hebr 2,2), argumentieren einige Gelehrte, dass sich die stoicheia des Kolosserbriefs für jüdische Leser auf eine Häresie beziehen könnte, die Juden an das Gesetz versklavte – einschließlich der fehlerhaften Anbetung der Engel, die mit der Übergabe des Gesetzes an Israel verbunden waren. Für Nichtjuden könnten diese „Engel“ und die asketischen „Vorschriften“ von Kolosser 2,20-21 auf eine häretische Betonung der Übereinstimmung mit heidnischen Ritualen und himmlischen Gottheiten hinweisen, von denen man annahm, dass sie zornig wurden, wenn diese Rituale vernachlässigt wurden.
Was auch immer die ultimative, genaue Bedeutung war, der Kontrast zum Evangelium der Gnade war kristallklar. Gläubige in Christus sind nicht mehr versklavt von geistlichen Kräften jeglicher Art. Gesetzliche Forderungen und rituelle Verpflichtungen sind ans Kreuz genagelt worden (Kol 2,14), was zu Vergebung und Freiheit führt.
Kann man also wirklich, nachdem man etwas von Jehovah gehört und gelernt hat, wieder zurück zu den anderen, zu den geschaffenen Göttern, oder gar zu den nur ausgedachten Göttern???