„sei das Zentrum“

Aber ich nehme keine Rücksicht auf mein Leben, als teuer für mich selbst, auf daß ich meinen Lauf vollende und den Dienst, den ich von dem Herrn Jesus empfangen habe, zu bezeugen das Evangelium der Gnade Gottes.
Elberfelder 1871 – Apg 20,24

Doch was liegt schon an meinem Leben! Wichtig ist nur, dass ich bis zum Schluss den Auftrag erfülle, den mir Jesus, der Herr, übertragen hat: die Gute Nachricht zu verkünden, dass Gott sich über die Menschen erbarmt hat.
Gute Nachricht Bibel – Apostelgeschichte 20,24

Doch es liegt mir nichts an meinem Leben; mein persönliches Ergehen hat keinerlei Bedeutung. Wichtig ist nur, dass ich das Ziel meines Laufes erreiche und den Auftrag voll und ganz erfülle, den ich von Jesus, dem Herrn, erhalten habe – den Auftrag, allen Menschen die gute Nachricht von Gottes Gnade zu bringen.
Neue Genfer Übersetzung – Apg 20:24

Mein Leben ist dabei echt egal, solange ich es hinkriege, die Order, die Jesus Christus mir gegeben hat, auszuführen. Er will nämlich von mir, dass ich die gute Nachricht davon verbreite, dass Gott alle Menschen wahnsinnig liebt und ihnen ihre Schuld verzeihen will.
VolxBibel – Apostelgeschichte 20:24

Wie schnell singt man in der Gemeinde ein Lied wie „Jesus, sei mein Zentrum“, vergißt dann aber schnell wieder das, was man gerade gesungen hat?
Nicht so Paulus!

Trotz der Tatsache, dass er wusste, dass etwas passieren würde, traf Paulus in Vers 24 eine Entscheidung: „Aber ich halte mein Leben nicht für wertvoll, damit ich meinen Lauf vollende und den Dienst, den ich von dem Herrn Jesus empfangen habe, um das Evangelium der Gnade Gottes zu bezeugen.

Für Paulus hatte die Erhaltung seines Lebens keine Priorität. Sein Ziel war es, seine Berufung vor dem Herrn zu erfüllen. Sein Ziel war es, sein Lebenswerk zu vollenden (2. Tim. 4,7) und die besondere Berufung, die er von dem Herrn Jesus erhalten hatte, was eine Anspielung auf seine Berufung auf der Straße nach Damaskus ist (1. Tim. 1,12). Er wollte [von] dem Evangelium der Gnade Gottes Zeugnis geben. Er war berufen worden, das Evangelium zuerst den Juden und dann auch den Griechen zu verkündigen (Röm. 1,16). Das Evangelium, das er predigte, war das Evangelium der Gnade Gottes. Seine besondere Berufung erforderte diese Reise nach Jerusalem.

Arnold Fruchtenbaum – Die dritte Missionsreise

Der Apostel bemüht sich nicht, sein Leben zu erhalten; er hat es in den Dienst des Herrn gestellt und hält es nur so lange für kostbar, als er diesem zu seinem Werk brauchbar ist.

Für ihn ist nur eins wichtig, nicht aus der Rennbahn auszutreten, nicht vor dem Ziel den Lauf aufzugeben, sondern seine ganze Kraft daran zu setzen, dass er das vom Herrn ihm gesteckte Ziel erreiche. Den Lauf vollenden heißt, den Dienst zum Ende führen, den er vom Herrn bekam, als er zum Zeugen der Botschaft bestellt wurde, durch die sich die Gnade Gottes der Menschheit offenbart. Dazu gehört auch der Besuch in Jerusalem; dorthin hat Jesus seine Boten gestellt, und Paulus kann davon für seine Person keine Ausnahme machen. Er wäre nicht mehr der Apostel Jesu, weigerte er sich, das Evangelium in Jerusalem zu vertreten, etwa der Bande wegen, in die ihn sein Dienst dort bringt.

Für die Gemeinden, unter denen Paulus in den letzten Jahren gearbeitet hat, ergibt sich daraus, dass er jetzt für immer von ihnen Abschied nimmt.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Hinter der Wendung »den Lauf vollenden« stehen Metaphern aus dem Sport, wie sie vor allem Philosophen gern gebrauchten, wenn sie ihre Sendung beschrieben.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Der Apostel kannte keine Rücksicht auf sein Leben; selbst der Tod als Folge seines Weges konnte ihn nicht schrecken. Später konnte er den Philippern schreiben, daß es ihnen „in bezug auf Christum geschenkt worden“ sei, „nicht allein an ihn zu glauben, sondern auch für ihn zu leiden“ (Phil 1,29). Und er selbst war wohl mehr als irgendeiner in der Lage, sich in seinen Leiden für die Heiligen zu freuen und die „Drangsale des Christus für seinen Leib, das ist die Versammlung“ (natürlich nicht Christi sühnende Leiden), in seinem Fleische zu ergänzen (Kol 1,24). Hätte der Apostel Rücksicht auf sein Leben genommen, dann, so war er überzeugt, hätte er seinen Lauf und den vom Herrn Jesus empfangenen Dienst nicht in der rechten Weise „vollenden“ können. – Sind auch wir bereit, für unseren Herrn und die Seinen zu leiden und unseren Weg zu Seiner Ehre zu gehen und zu beenden, „hinschauend auf Jesum, den Anfänger und Vollender des Glaubens“ (Heb 12,2)?
Der Dienst des Apostels bestand vornehmlich darin, das Evangelium der Gnade Gottes zu bezeugen. Das war mehr als die Bezeugung der Buße zu Gott und des Glaubens an unseren Herrn Jesus Christus (V. 21). Unter den Bezeichnungen für das Evangelium im Neuen Testament und auch in den Schriften des Apostels ist die hier gebrauchte wohl eine der umfassendsten und auch die, die in besonderer Weise der Erfahrung und dem Herzen des Apostels entsprach. Wenn auch der Herr Jesus – wie in anderen Bezeichnungen – hier nicht genannt wird, so werden Seine Person und Sein Werk doch durchaus vorausgesetzt, denn in wem und durch wen kann Gottes Gnade ausstrahlen außer in Ihm oder durch Ihn?

Ermunterung und Ermahnung 1989

Wie weit sind diese Sätze vom Denken unserer Zeit entfernt! Für Paulus war das Leben tatsächlich nicht das höchste Gut. Er stellte sich selbst nicht an die Spitze der »Wertepyramide«. Das konnte er, weil in ihm (und später bis in die Neuzeit, bis ins 18. /19. Jahrhundert hinein) noch die Hoffnung auf das ewige Leben höher rangierte als der Wert, den er diesem irdischen Leben beimaß. Aber mit zunehmender Hochschätzung des Individuums, also faktisch seit dem Zeitalter der Aufklärung, ging ein Verlust an Jenseitshoffnung Hand in Hand, der zwangsläufig dazu führen musste, alles mögliche Gute in das diesseitige Leben hineinzulegen. Christliches Reden von der »anderen Welt« hat für allzu viele unserer Zeitgenossen im Windschatten des Philosophen Ludwig Feuerbach immer gleich den Klang nach Wunschdenken und Weltflucht bei sich. Ob es uns gelingt zu zeigen, dass wir Christen noch mit beiden Füßen auf dieser Erde stehen und gerade deshalb die Hoffnung auf Gottes Welt verkünden?

In einem anderen Sinn hat damit die Bereitschaft zum Einsatz des Lebens neu Raum gewonnen: Heute opfert man sein Leben für den Fortbestand der Firma, für den persönlichen Profit und die Verbesserung der sog. »Lebensqualität«, zu deren Gunsten man sogar auf »Lebensquantität« (= Lebenslänge) zu verzichten bereit ist.

Für Paulus war klar: Er würde sein Leben (qualitativ und quantitativ!) für seinen Auftrag in die Waagschale werfen. »Wenn ich nur meinen Lauf vollenden kann und den Dienst, den ich von dem Herrn Jesus empfangen habe«, sagt er. Die Demut des Werkzeugs spricht aus diesen Worten. Mehr wollte der Apostel nicht sein als Gottes brauchbares Werkzeug. Von »Selbstverwirklichung« wusste er noch nichts. Gleich bei seiner Berufung wurde ihm das Leiden um Jesu willen verordnet (Apg 9,16). Aber auch seinen Lebensauftrag erhielt er damals in Damaskus, den er hier mit einem Wettlauf vergleicht, nämlich »vor allen Menschen Zeuge zu sein« (Apg 22,15). Der Auftragsempfang lässt sich somit in seinem Leben genau festmachen. Noch genauer beschreibt der Apostel ihn Apg 26,17ff., wo unausgesprochen auch das »Evangelium von der Gnade Gottes« (V. 24) eingeschlossen ist. In seiner Rede an die Gemeindeleiter von Ephesus, so liest man manchmal, sei Paulus am »paulinischsten« in der Apg. Die Erlösung des Menschen durch die Gnade Gottes, die durch den Opfertod Christi am Kreuz zu Stande kommt und von der Paulus in seinen Briefen an vielen Stellen schreibt, tritt hier hervor.

Gerhard Maier – Edition C

Keines Wortes wert halte ich mein Leben für mich selbst, damit ich meinen Lauf vollende und den Dienst, den ich empfing von dem Herrn Jesus.“ Im Bild des „Laufs zum Ziel“ hat Paulus die Existenz des Christen vielfach gesehen (1 Kor 9,24-27; Phil 3,13-14; 2 Tim 4,7); mit tiefem Ernst lag ihm am „Vollenden“ des Laufes bis zum Ziel. Und der „Dienst“ war ihm nicht lästige Pflicht, sondern der Ausdruck staunenswerter Gnade, die er von seinem Herrn „empfangen“ (1 Tim 1,12.13; 2 Kor 4,1) hat – Sehen wir alle, die wir das Glück haben, unser Leben ungeteilt der Verkündigung des Evangeliums widmen zu dürfen, unsern Dienst auch so an? – . Dieser Dienst ist in aller Vielseitigkeit seiner Ausrichtung doch nur ein einziger: „zu bezeugen das Evangelium der Gnade Gottes.“ Dass dieser anvertraute Dienst ausgerichtet wird, an dem das ewige Leben von Menschen hängt, darauf allein kommt es an. Das persönliche Lebensschicksal ist der Größe und Wichtigkeit dieses Dienstes gegenüber „keines Wortes wert“. Es hat für Paulus keinen Wert in sich selber erhalten unter Beeinträchtigung seines Dienstes. Hier ist das Wort Jesu Mk 8,35 in echter Weise und nicht als „christliche Moral“ erfüllt.

Wuppertaler Studienbibel

Wenn ich ein Leben MIT Christus führe, wenn ER das Zentrum sein soll, dann kann man dies in all meinen Handlungen und Entscheidungen sehen! Dann geht es nicht um mich, meine, mir, sondern um IHN!

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