Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, (El) und die Ausdehnung verkündet seiner Hände Werk
Elberfelder Bibel 1905 – Psalm 19,1
Die Himmel verkünden die Herrlichkeit Gottes und das Weltall erzählt von den Werken seiner Hand.
Roland Werner – Das Buch – neues Testament und Psalmen – 2009 – Psalm 19:2
Der Himmel verkündet es: Gott ist groß!
Das Heer der Sternea bezeugt seine Schöpfermacht.
Gute Nachricht Bibel – Psalm 19,2
Nicht etwa nur der israelitisch-jüdische Mensch jener Zeit wurde gelegentlich innerlich ergriffen und erschauerte, wenn er sinnend vor der Schöpfung mit ihrem rhythmischen Gang, mit dem Pulsschlag ihrer Kräfte und mit der Schönheit und der Mannigfaltigkeit ihres Lebens Stand. Lieder von Weltentstehung und Weltbewunderung haben daher auch andere Völker gesungen. Aber in ihren Mythen und Sagen suchen wir vergeblich nach einer verwandten Schau. Erst auf Grund der Offenbarung sieht der Mensch, im Weltall nichts anderes als den Abglanz der Majestät des Ewigen. Im geschaffenen Stoff muss er die mannigfaltige Weisheit des Schöpfers bewundern. Unser Sänger Schreibt zwar nicht als Naturforscher und Naturphilosoph. Er Singt aber als ein von dem Ruhm der Schöpfung Ergriffener:
Kroeker – Ausgewaehlte Psalmen
Die Himmel rühmen die Ehre Gottes, und die Feste verkündigt das Werk seiner Hände.
Für ihn haben die Himmel ihr Schweigen gebrochen. Er hört ihr Rühmen, er versteht den Inhalt ihrer Sprache. Er war dem Geiste des Schöpfers verwandt; daher verstand er das Lied, das die Schöpfung ihrem Schöpfer singt. Denn nur Verwandtes kann das Verwandte verstehen. Nur ein gottverwandter Geist des Menschen, der nicht sein eigener Schöpfer, sondern von oben herab geboren ist, vermag das Göttliche in den wechselnden Erscheinungsformen innerhalb des Schöpfungswerkes zu vernehmen. Seine Schau macht aber den Menschen nicht zum Sklaven der Schöpfung, sondern erhebt ihn zur Anbetung des Schöpfers. Nicht so die Heiden! Für sie Schweigen die Himmel. „Aber kein einziges Volk auf der Welt ist imstande, einen schweigenden Himmel zu ertragen. Leise und laut, betend und fordernd ertönt aus jedem Volk der Ruf: ,O Gott, rede doch! Darum deuten die Magier den Sternenhimmel. Darum tanzen die Derwische! Darum fragen die Griechen ihr Orakel! Sie alle wollen nur eins: den Himmel zum Reden bringen. Aber der Himmel Schweigt.“
Erst Menschen, die wie Samuel und die Propheten ein Ohr für das persönliche Reden Gottes gewonnen, hören auch die Himmel Gottes Herrlichkeit rühmen. Ihnen erzählt des Himmels Gewölbe von dem Werk seiner Hände. In den größten und kleinsten Erscheinungen und Daseinsformen der Schöpfung vernehmen sie Töne von dem Anbetungspsalm der Seraphim vor dem Throne des Schöpfers: „Heilig, heilig, heilig ist der HErr der Heerscharen, die Fülle der Erde rühmt seine Herrlichkeit!“ (Jes 6,3). Solche Menschen sind innerlich verwandt dem Geiste Jesu, zu dem der Vater auch durch die Lilien des Feldes und durch die Sperlinge auf dem Dache reden konnte. Sie bleiben nicht bei der Schöpfung hängen, bauen nicht den Himmeln ihre Altäre und knien nicht anbetend vor den Kräften der Erde. Auch bleiben sie nicht stecken in der Eigengesetzlichkeit der Schöpfungsordnungen. Sie unterstellen Sich vielmehr bewusst und hingebend dem unmittelbaren Wirken ihres Schöpfers. Sie verwechseln nicht Werk und Meister. Je tiefer sie eindringen in die Wunder der Schöpfung, desto größer wird ihnen der wesenhafte Abstand zwischen dem Geiste des Schöpfers und dem Werk seiner Hände. Nie kann ihnen daher der Himmel den ersetzen, der im Himmel als Herr der Schöpfung thront. Nie erwarten sie vom Segen der Erde, was ihnen allein im Glaubensumgang mit dem Herrn der Erde werden kann.
»Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und das Himmelsgewölbe verkündet seiner Hände Werk.« Und welch eine Geschichte haben sie zu berichten! Bedenken Sie zuallererst, was sie über die Unermesslichkeit des Universums aussagen. Würden wir mit Lichtgeschwindigkeit reisen – 300.000 km/s, das sind rund 9,45 Billionen Kilometer im Jahr –, so würde es 10 Milliarden Jahre dauern, um den entferntesten Punkt zu erreichen, den wir mit unseren Teleskopen erkennen können. Aber damit wären noch bei weitem nicht die Ränder des Weltraums erreicht. Heute glauben manche Astronomen, das Universum habe überhaupt keine Grenzen! Unsere Erde ist nichts als ein winziges Staubkörnchen in der unendlichen Weite!
MacDonald – Kommentar zum Alten Testament
Bedenken Sie auch die Zahl der Sterne und anderer Himmelskörper! Mit bloßem Auge können wir etwa 5.000 Sterne sehen. Mit einem kleinen Teleskop erkennen wir schon etwa 2 Millionen von ihnen, und mit dem Teleskop auf Mount Palomar werden Milliarden von Galaxien sichtbar, gar nicht zu reden von den einzelnen Sternen!
Dann bedenken Sie die Entfernungen zwischen den Himmelskörpern und der Erde und untereinander! Jemand hat die Entfernungen einmal so dargestellt: Wenn eine Reise von 1.000 Kilometern einen Cent kostete, müsste man für die Fahrt zum Mond 2,38 Euro bezahlen. Die Reise zur Sonne kostete dann 930 Euro und die Fahrt zum nächsten Fixstern 260 Millionen Euro.
Obwohl die Sterne am Firmament dicht gedrängt erscheinen, sind die Abstände zwischen ihnen so groß, dass man sie mit einsamen Leuchtschiffen verglichen hat, die Millionen von Kilometern voneinander entfernt auf einem leeren Meer treiben. Wenn die Schöpfung so groß ist, wie viel größer ist dann der Schöpfer! Tag und Nacht verkündigen die Himmel die Großartigkeit seiner Macht und Weisheit. Unablässig verkündet das Himmelsgewölbe das Werk seiner Hände. (Der Begriff »Himmelsgewölbe« bezeichnet in der Bibel die Ausdehnung der Himmel.) Isaac Watts schrieb: »Die Natur breitet überall mit lauter Stimme das Lob ihres Schöpfers aus.«
Die Himmel erzählen die Ehre Gottes. Ich habe schon gesagt, dass dieser Psalm aus zwei Teilen besteht. Im ersten preist David Gottes Herrlichkeit, die sich in seinen Werken kund tut. Im zweiten Teil lehrt er uns, dass sich uns im Worte noch eine vollere Erkenntnis darbietet. Allerdings redet er nur von den Himmeln, doch ist es unzweifelhaft, dass unter diesen edelsten Teil, dessen Glanz besonders sichtbar ist, die ganze Schöpfung mitbegriffen wird. Ohne Zweifel zeigt sich auch in dem dunkelsten, verachtetsten und kleinsten Erdenwinkel etwas von der göttlichen Kraft und Weisheit. Aber da sie sich vornehmlich an den Himmeln spiegelt, so hat David diese vor allem erwählt, damit ihr Glanz uns zur Betrachtung der ganzen Welt anleite. Denn wenn jemand Gott aus dem Anblick des Himmels erkannt hat, so lernt er seine Weisheit und Kraft nicht nur an dem gesamten Schmuck der Erde, sondern auch in den kleinsten Pflanzen sehen und bewundern. Übrigens wiederholt der Dichter nach seiner Gewohnheit im ersten Verse den gleichen Gedanken mit doppeltem Ausdruck: und die Feste verkündigt seiner Hände Werk. Er führt uns die Himmel gleichsam als Zeugen und Herolde der göttlichen Herrlichkeit vor und lässt die stummen Geschöpfe wie Menschen reden, um damit zu zeigen, wie undankbar wir uns zeigen würden, wollten wir diese deutliche Stimme mit tauben Ohren überhören. Diese Redeweise ist nachdrucksvoller, als wenn es einfach hieße, dass die Himmel uns Gottes Herrlichkeit zeigen. Es ist ja allerdings etwas Großes, dass der Glanz des Himmels unseren Augen ein lebendiges Bild Gottes bietet. Aber eine Predigt mit deutlicher Stimme erregt mehr unsere Aufmerksamkeit oder belehrt uns wenigstens mit mehr Erfolg als ein einfacher Anblick ohne angeknüpfte Ermahnung. Daher ist der Nachdruck wohl zu beachten, der in der Redewendung liegt, dass die Himmel durch ihre Verkündigung Gottes Ehre offenbaren. Sie tun es dadurch, dass sie es deutlich bezeugen, dass sie nicht durch Zufall entstanden, sondern von dem besten Künstler in wunderbarer Weise gegründet sind. Denn es kann nicht ausbleiben, dass der Anblick der Himmel uns zu dem Urheber derselben erhebt, und dass die wunderbare Ordnung, die dort sich zeigt, ihr Schmuck und Glanz, uns seine Vorsehung aufs glänzendste bezeugen. Die Schrift beschreibt uns ja die Zeit und die Weise der Schöpfung. Aber wenn Gott auch schweigen würde, so rufen doch die Himmel laut, dass sie durch seine Hand geschaffen sind, so dass dieses allein zur Bezeugung seiner Herrlichkeit genügen würde. Denn sobald wir Gott als den Werkmeister der Welt erkannt haben, muss unser Geist zur Bewunderung seiner unermesslichen Güte, Weisheit und Macht fortgerissen werden.
Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar