Für mich jedoch ist es unmöglich, auf irgendetwas anderes stolz zu sein als auf das Kreuz von Jesus Christus, unserem Herrn. Durch ihn ist die Welt für mich gekreuzigt, und durch ihn bin ich für die Welt gekreuzigt.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Gal 6,14
Auf diesen Ruhm verzichte ich gern. Wenn ich auf etwas stolz sein möchte, dann auf das, was Jesus am Kreuz für uns erlitten hat. Sein Kreuz macht mir einen Strich durch jede Art menschlicher Geltungssucht, und ich merke auch selbst, dass mir vieles nichts mehr bedeutet, was früher für mich so wichtig war.
Willkommen daheim – Galater 6,14–16
Ich aber kenne nur einen Grund zum Rühmen: das Kreuz unseres Herrn Jesus Christus. Weil er starb, starb auch diese Welt für mich, und ich bin tot für ihre Ansprüche und Forderungen.
Hoffnung für Alle – Galater 6:14
Paulus dagegen rühmt sich allein des Kreuzes des Herrn Jesus Christus. Für die Judaisten war das Kreuz eine Schande, für Paulus ist es ein Sinnbild des Triumphes. Die ersteren freuten sich des Fleisches, er freut sich in seinem Retter. Das „Kreuz“ spricht von der Versöhnung Christi, die Paulus auslebt (vgl. Gal 2,20). Durch die Versöhnug wurde die Welt ihm und er der Welt gekreuzigt. Die Welt mit ihren Verlockungen, fleischlichen Verführungen und von Menschen gemachten Religionen gilt ihm nichts. Er sieht auf sie, als sei sie gekreuzigt – und die Welt sieht auf ihn, als sei er gekreuzigt.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Angesichts des Kreuzes Christi und des neuen Lebens, das der Gläubige in der Welt führt, haben äußerliche religiöse Symbole oder auch das Fehlen solcher Symbole nicht die geringste Bedeutung für die Rettung (vgl. Gal 5,6). Das einzige, was zählt, ist, durch die Wiedergeburt eine neue Kreatur zu werden (vgl. 2Kor 5,17).
Die falschen Lehrer mögen sich des Zeichens der Beschneidung im Fleische rühmen; Paulus kann sich nur des Kreuzes rühmen. Er rühmt sich dieses Kreuzes, weil er durch dasselbe von der Strafe, die er als Sünder verdient gehabt hätte, gerettet worden ist. Er war von einem toten Judentum und von diesem gegenwärtigen, bösen Zeitlauf befreit worden. Sei es den Juden auch ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit (1 Korinther 1,23), ihm war das Kreuz die Offenbarung von Gottes Liebe, Gnade und Weisheit; es hatte ihn mit dem Menschen einsgemacht, der dort für ihn starb. Man beachte den vollständigen Ausdruck: »des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus«. »Das Kreuz« spricht von der Sühne, von Gottes Weg, das Problem der Sünde vollkommen zu lösen, um so dem unter Gottes Zorn stehenden Sünder Heil zu bereiten. Für Paulus nahm es einen einmaligen, ja, den höchsten Platz ein. »Herr Jesus Christus« spricht von der Fülle Seiner Person, von Seiner Würde. Dieser Eine ist aller Herr. Als Jesus ist er der Retter, als Christus der Gesalbte Gottes. »Unser« zeigt den Besitz und damit unsere Beziehung zu Ihm an. Paulus sagt nun, daß durch das Kreuz die Welt für ihn gekreuzigt ist und er der Welt. Es ist eine doppelte Kreuzigung. Die Welt ist für ihn, er ist für die Welt tot. Er hat für immer mit ihr abgeschlossen. Die Welt ist hier das uns umgebende System, das, von Satan inspiriert und von den Gottlosen getragen, sich gegen Gott und gegen Seinen Christus auflehnt. Für Paulus persönlich war es besonders die religiöse Welt mit ihren Zeremonien und Ritualen, von denen er sich ab- und Christus zugewandt hatte (Philipper 3,4-9). W. Trew sagt zu Vers 14: Paulus »ist dankbar, daß dem so ist. Fortan ist er Gegenstand des Hasses der Welt, weil er Christus so ähnlich ist. Sie wollte ihn so bald wie möglich loswerden; und nach einem Leben des Leidens wurde er dem Tod eines Märtyrers zugeführt. Seinem Herzen war das ganze Weltsystem im höchsten Grad abstoßend, so daß er seinerseits es so bald als möglich loswerden wollte; fortan sollte es in der Welt nichts mehr geben, das sein Herz beschlagnahmen könnte. Das Fleisch vermag nichts hervorzubringen, sei es in der Religion, sei es in der Kultur, dessen er sich hätte rühmen können. Christus, nur Christus konnte sein Herz sättigen, seine Liebe gewinnen, seiner Verehrung und seines Dienstes wert sein. Nur Er war der äußersten Hingabe würdig, und wert, verherrlicht zu werden. Um Ihm zu gehören, ausschließlich Ihm, wendet er der Welt gern den Rücken zu, um fortan nach der Richtschnur des neuen Lebens zu wandeln.« F.F. Bruce überträgt den Vers in seiner umschreibenden Übersetzung wie folgt: »Dieses Kreuz bildet eine ewige Schranke zwischen der Welt und mir und zwischen mir und der Welt.« In einer Fußnote zur »ewigen Schranke« sagte er: »Es scheint, daß Paulus hier auf die doppelte Bedeutung von stauroo anspielt: a) einen Zaun errichten; b) kreuzigen.« Es besteht kein Zweifel: Das Kreuz bildet die Trennungslinie zwischen dem Glaubenden und der Welt. Man beachte, daß das Kreuz in 3,13 uns vom Fluch des Gesetzes befreit; in 5,24 heißt es, daß wir das Fleisch kreuzigten, als wir bei der Bekehrung Christus aufnahmen; hier in 6,14 wird die Bedeutung des Kreuzes im Blick auf die Welt angewendet.
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
Paulus stellt diesem »bösen Rühmen« der Judaisten das christliche Rühmen gegenüber. Mir aber geschehe es auf keinen Fall, mich zu rühmen, wenn nicht des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus. Wie in 2,20 spricht er wieder individuell für seine Person, weiß aber um das Beispielhafte seines Verhaltens. Was er von sich sagt, kann und soll auch für seine Leser Selbstaussage werden.
Wuppertaler Studienbibel
Das »Sich-rühmen« gehört in den Bereich der Siegerpose. Wir kennen Siegerposen etwa nach einer politischen Wahl oder einem sportlichen Wettkampf. Oder die Türen eines Gerichtssaales öffnen sich, und der Freigesprochene stellt sich der wartenden Presse. Da wird gestrahlt, der Arm hochgerissen, das Victory-Zeichen gemacht. Die Umstehenden werden aufgefordert: Gratuliert mir! Dagegen möchte der Geschlagene sich verkriechen. Kleinlaut und beschämt steht er im Schatten. Er schüttelt den Kopf über sich selbst und muß sich noch den Spott der Leute gefallen lassen. Diese Situation etwa liegt dem biblischen Sich-rühmen zugrunde. Vorausgesetzt ist ein Mensch, für den es um Sein oder Nichtsein ging und der gewonnen hat. Hier macht Paulus seine bezeichnende Triumphgebärde: Er legt die Hand auf das Kreuz Christi. Warum so entschieden auf dieses Kreuz? Im Kreuz hat sich Gottes Übermacht in unsere von Verderbensmächten bedrohte Existenz eingeschaltet (Röm 1,16; 1Kor 1,18). Dort hat Paulus den Gottfür-mich und damit alles gewonnen (Röm 8,31f). Darauf möchte er um alles in der Welt nicht mehr verzichten. Darum ist es für ihn indiskutabel, in diesem Punkt wie die Judaisten politische Rücksichten zu nehmen.
[14b] Paulus entfaltet, was das Kreuz Christi für sein Verhältnis zum Rest der Welt bedeutet, wobei »Welt« alles umschließt, was außerhalb der Christus-Ordnung und Christus-Logik steht, darum auch das Gesetz und die Beschneidung. Durch das Kreuz ist mir die Welt gekreuzigt. Mit Hilfe der Passivform »wurde mir gekreuzigt« verweist Paulus auf ein Handeln des allmächtigen Gottes. Gott hat zu Karfreitag die Dinge so gewendet, daß für Paulus die Welt angeklagt, widerlegt, verurteilt und hingerichtet dasteht. Damit aber sind auch ihre Rechte an Paulus erloschen. Sie hat für ihn nichts mehr zu melden, er ist keinem ihrer Begriffe, ihrer Maßstäbe, Normen und Forderungen mehr verpflichtet. Zum Vergleich: Wenn ein Landesteil aus einem Staatsgebiet ausgegliedert wird, wird ein ganzes Netz von Abhängigkeiten gegenstandslos. So wurde Paulus durch das Kreuz Christi aus dem bisherigen Beziehungsnetz ausgegliedert und in ein neues versetzt, in den Macht- und Segensbereich Christi (Kol 1,13). Danach verhält er sich jetzt. Natürlich honorierte das die Gegenseite nicht. Im Gegenzug erklärte sie ihn für rechtlos: Und ich bin der Welt gekreuzigt. Sie verfolgt ihn (V. 17; vgl. 4,29; 5,11). Der Sinn von V. 14b liegt also im Hinweis auf eine gegenseitige rechtliche Entflechtung (s. zu 2,19). Die Welt ist für ihn nicht etwa in dem Sinne hingerichtet und tot, daß es sie für ihn nicht mehr gäbe oder ihn nicht mehr für die Welt gäbe. Aber das Verhältnis und darum auch das Verhalten zwischen beiden ist nun grundanders.
Nach Barclay macht Paulus Caesar und sein Imperium nicht wegen seiner besonderen Erkenntnistheorie oder Weltanschauung zur besonderen Zielscheibe seiner Polemik, sondern wegen seines unpolitischen Pietismus. Seit der Offenbarung des Christus-Ereignisses sieht Paulus die durch das Christus-Ereignis geschaffene καινὴ κτίσις („neue Schöpfung“, die gegenwärtig durch die Kirche Christi repräsentiert wird; 2 Kor 5,17; Gal 6,14-15) gegenüber der κόσμος („Welt“), die von „dem Gott dieses Zeitalters“ (Gal 1,4) oder den satanischen oder dämonischen Kräften der Sünde, des Todes und des Fleisches beherrscht wird. Die satanischen oder dämonischen Kräfte wirken auf allen Ebenen des Daseins – auf der individuellen, sozialen, politischen und kosmischen Ebene. Paulus betrachtet das Römische Reich selbst nicht als eine dieser Mächte , sondern als einen Akteur, der wie jedes Reich von (satanischen oder göttlichen) Mächten, die größer sind als er selbst, vereinnahmt wird. Insofern das Römische Reich Böses tut, falsche Behauptungen aufstellt, Menschen unterdrückt usw., wird es von der Macht und Weisheit „dieser Welt“ oder den satanischen Kräften der Sünde und des Todes angetrieben und manifestiert sich so als Teil „der Welt“ oder „des gegenwärtigen bösen Zeitalters“, das dem Untergang geweiht ist (1 Kor 1-2; 1 Thess 5,1-11; Phil 1,27-30; Röm 8,31-39). Da sie jedoch die Aufgabe hat, „das Gute“ zu bewahren und zu belohnen, ist sie als Dienst Gottes anzuerkennen und zu ehren (Röm 13,1-7).12 Paulus kann also nicht einfach als pro- oder antirömisch eingestuft werden. Der springende Punkt ist vielmehr, dass Paulus, anstatt Rom in den von ihm selbst oder von modernen politischen Auslegern geschaffenen politischen Kategorien zu sehen und zu versuchen, es in diesen Kategorien zu bekämpfen oder ihm die Stirn zu bieten, „es in den Rang eines abhängigen und abgeleiteten Wesens zurückversetzt, dem ein unterscheidbarer Name oder eine bedeutende Rolle in der Geschichte der Welt verweigert wird“.
Gott und die Treue des Paulus – Eine kritische Auseinandersetzung mit der paulinischen Theologie von N. T. Wright