Schaut nach vorne, denn ich will etwas Neues tun! Es hat schon begonnen, habt ihr es noch nicht gemerkt? Durch die Wüste will ich eine Straße bauen, Flüsse sollen in der öden Gegend fließen.
Hoffnung für alle – 1996 – Jesaja 43,19
Seht, ich schaffe Neuartiges! Jetzt sprießt es, merkt ihr es nicht? Ja, in der Steppe lege ich einen Weg an, Pfade im verödeten Land!
Pattloch Übersetzung 1980 – Jesaja 43,19
Siehe an – Mich! Der ein Neues schafft! Nun sprosst es. Merket ihrs nicht? Ich will legen in der Wüste einen Weg und in der Einöde Ströme.
Pfarrer Beck – Jesaja 43:19
andere Übersetzungen und erste Kommentare schon 2020
Denn siehe, ich will ein Neues machen. Die zwischen Judäa und Babylon gelegene Wüste ist gemeint, die das zurückkehrende Volk durchschreiten musste. Und die Wasserströme erwähnt der Prophet, weil beim Zug durch die ausgedörrten Gefilde die Gefahr zu verschmachten drohte. Darum verspricht der Herr, dass er für die Wegzehrung sorgen und Wasser, sowie alles, was zum Unterhalt nötig ist, spenden werde. Aber Jesaja scheint hier doch zu viel zu verheißen und im Allgemeinen zu überschwänglich von dieser Befreiung zu reden. Denn wir hören doch nichts davon, dass damals in Babylon sich so staunenswerte Wunder ereignet hätten, wie bei der Ausführung aus Ägypten. Was hat also diese neue Erlösung sonderlich zu bedeuten? So haben denn alle christlichen Ausleger unseren Vers auf die Ankunft Christi gedeutet; mit Unrecht. Und ebenso irren jüdische Erklärer, die nur von der Rückkehr aus Babylon reden. Vielmehr ist, wie schon wiederholt bemerkt wurde, die ganze Zeit von der Befreiung aus der Gefangenschaft an bis zum Kommen Christi gemeint.
Jean Calvin – Jesaja
Die Ausführung aus Ägypten war gleichsam die Geburt der Gottesgemeinde, damals erhielt sie ihren Bestand. Und die erste Befreiung hörte nicht mit der Zeit auf, in der das Volk aus Ägypten schied, sondern hielt an bis zur Besitznahme des Landes Kanaan. Ebenso verhält es sich nun auch mit der neuen Geburt, durch die das Volk aus Babylon befreit und in die Heimat zurückgeführt ward. Diese Wiederherstellung ist nicht auf den Auszug aus Babylon zu beschränken, sondern sie reicht bis auf Christus: und in diesem ganzen Zeitraume geschahen gewaltige, staunenerregende Dinge. War es nicht wunderbar, dass ein gefangenes, allgemein verachtetes Volk von heidnischen Königen die Freiheit und die Erlaubnis zur Rückkehr erhielt? dass ihm Lebensunterhalt für die Reise und später die Mittel für den Aufbau und die Einrichtung des Tempels gereicht wurden? Aber noch Gewaltigeres geschah später: den wenigen Juden, die wirklich zurückgekehrt waren, traten die größten Hindernisse in den Weg, und doch wurden sie auf wunderbare Art mitten im Blutbad und in den Flammen erhalten. Wenn man alle Anfechtungen bedenkt, denen sie ausgesetzt waren, darf man billig darüber staunen, dass auch nur einer von ihnen übrig blieb. So ist diese Errettung vor jener ägyptischen ausgezeichnet, und am Ende fügte Christus zu der bisherigen Wohltat noch überströmende Fülle von Gnade hinzu. Diese Auslegung hat nichts Gezwungenes und ist der besonderen Darstellung der Propheten angemessen; denn das Ziel, dem ihre Rede zustrebt, ist beständig der Heiland, der da kommen sollte. So dehnt auch Haggai (2, 6 ff.)) in der bekannten Weissagung die Wiederherstellung des Tempels bis auf Christus aus; in ihm ist die Herrlichkeit des Hauses vollendet.
Er verheißt nicht nur, sie aus Babel zu retten, sondern auch, sie sicher und bequem in ihr eigenes Land zu führen (Vers 19–20): „Ich will einen Weg in der Wüste bereiten und Ströme in der Einöde.“ Die gleiche Macht, die „einen Weg im Meer bahnt“ (Vers 16), kann auch „einen Weg in der Wüste bereiten“. Und der, der trockenes Land aus dem Meer geschaffen hat, kann auch in solchem Überfluss Wasser in dem trockensten Land hervorbringen, dass nicht nur sein Volk, seine Auserwählten, davon trinken, sondern auch die wilden Tiere (Vers 20), „die Schakale und Strauße“, von denen deshalb gesagt wird, dass sie Gott dafür ehren. Das blickt nicht nur auf Gottes Fürsorge für die jüdische Gemeinde zwischen ihrer Rückkehr aus Babel und dem Kommen Christi voraus, sondern auch auf die Gnade des Evangeliums, besonders wie sie sich in der heidnischen Welt offenbart. Die heidnischen Sünder, die wie die wilden Tiere gewesen sind, die wild umherliefen, wütend wie Schakale und dumm wie Strauße waren, werden dazu gebracht, Gott für seine Gnade zu ehren.
Der Neue Matthew Henry Kommentar
Der HERR ist entschlossen, Babylon um Israels willen zu zerstören. Dies wird zeigen, dass er der HERR ist, der Heilige, der Schöpfer und König seines Volkes. Er ist derjenige, der die Israeliten durch das Rote Meer brachte und gleichzeitig die nachfolgenden Ägypter vernichtete. Aber an diesen Auszug wird man nicht mehr gedenken, verglichen mit dem, was er jetzt tun will. Er wird durch die Wüste einen Weg für sein Volk bahnen, wenn es aus der Gefangenschaft zurückkehrt. Auf der erneuerten Erde wird die Einöde reichlich Wasser haben, sodass alles, was dort lebt, ihn ehren wird. Auch Gottes Volk wird dankbar sein und seinen Namen preisen.
MacDonald – Kommentar zum Alten Testament
Gott wird also mit den Eigenschaften »von Ägypten her« vorgestellt. Was dort geschah, ist nunmehr Attribut des Gottes Israels geworden. Dieses ist im Auge zu behalten, wenn es sofort danach heißt: Erinnert euch nicht an Früheres. Was meint der Prophet mit diesem seltsam klingenden Satz? Zunächst ist herauszustellen, – im Blick auf die bisher verhandelten Texte –, was Jesaja nicht meinen kann. In den »Gerichtsreden« (z.B. 41,22f) legt Jesaja Wert darauf, den Zusammenhang zwischen Vergangenheit (Verheißung) und der Gegenwart (Erfüllung) zu beweisen. Hier liegt der Schlüssel zum Verständnis des Gottes Israels, ja, des Gottes der Bibel überhaupt: es gibt einen Weg vom Wort zum Handeln. Insofern darf auch das neue Israel Gott als den Treuen, den Herrn der Geschichte erkennen, der die Zeiten umgreift. So war auch die Ankündigung des Züchtigungsgerichtes durch Jesaja (seit 1,24ff) schließlich in Erfüllung gegangen. Und den Ernst des Gerichtes soll auch das neue Israel nicht vergessen.
Wuppertaler Studienbibel
Was Jesaja nun positiv meint, kann man nur vorsichtig erspüren: In 40,1f klingt die frohe Botschaft des zweiten Buchteils des Propheten Jesaja auf – Gott hat die Strafe für die vergangene Gottlosigkeit als abgegolten betrachtet. Es kommt nun alles darauf an, daß Israel dieser Heilsbotschaft Glauben schenkt und nicht mehr in ständig sich wiederholenden Klagen die Abwesenheit Gottes bejammert (z.B. 40,27). Im Blick auf diese Zusammenhänge wird man deuten müssen: Der Prophet »will also keineswegs sagen: die eilten Traditionen gelten jetzt nicht mehr, es steht ein neues Tun Gottes bevor; er will vielmehr sagen: Laßt ab von dem trauernden, zurückgewandten Sich-Klammern an das Vergangene und öffnet euch dafür, daß eine neue wunderbare Gottestat vor euch liegt!« (Westermann). Angesichts der angebotenen Vergebung – letztlich durch das Leiden und Sterben des Gottesknechtes in Kap. 53 offenbar geworden! – darf es keinen Blick auf die Sünde der Vorzeit, der früheren Zeit also, geben.
Aber noch ein anderes liegt in diesen beiden Versen: Weil Gottes Handeln sich in einer die Zeitepochen übergreifenden Geschichte ereignet, ist das, was früher als Heil erfahren wurde, nunmehr als ein Hinweis auf das Neue zu sehen – es ist eben nicht identisch mit dem Früheren. Die Erlösung aus dem Gerichtsland Babylon ist eine tiefere Erlösung als die aus dem Asylland Ägypten! Man darf also das Alte zwar keineswegs vergessen, aber es darf das Neue nicht verstellen. Denn es könnte in der Tat passieren, daß die Exilsgeneration zwar der Erlösung der Väter aus Ägypten dankbar in ihren Gottesdiensten gedenkt, daß sie aber zugleich sich weigert, dem Prophetenwort heute Glauben zu schenken und sich in die Heimat aufzumachen und dort mit Gottes Hilfe einen Neuanfang zu wagen. Siehe, ich wirke Neuese – das muß gehört werden. Alles Neue, das Gott herbeiführen wird, wird vorbereitet durch das ankündigende Wort des Propheten, aber auch durch Geschichtsereignisse (vgl. V. 14): jetzt sproßt es. Auch Anfänge des Handelns Gottes kann man wahrnehmen: erkennt ihr es nicht? Aber gerade das ist ja das Problem, mit dem der Prophet ringt, daß Israel trotz des Neuen, das Gott schafft, blind und taub ist (vgl. 42,18). Wann kommt der Augenblick, da Israel hören und sehen kann? So wird also Israel durch die Wüste geführt wie einst durch das Meer. Einst wurde das Wasser zurückgedrängt, nun aber wird Wasser wunderbar herangeführt: ich lege … Flüsse in die Einöde. Gott wird sein Volk unterwegs versorgen und mit Wasser tränkenf.
Israel ist Gottes Diener in der Welt und auch Gottes Zeuge vor der Welt (Jes. 43:8-13). Dies ist eine weitere Gerichtsszene, in der Gott die Götzen herausfordert. „Sie sollen ihre Zeugen vorbringen“, sagt der Richter, aber die Götzen sind natürlich hilflos und sprachlos. Zweimal sagt der Herr zu Israel: „Ihr seid meine Zeugen“ (Vv. 10, 12NKJV), denn es ist die Geschichte Israels, in der Gott sich der Welt offenbart hat. Friedrich der Große fragte den Marquis d’Argens: „Können Sie mir einen einzigen unwiderlegbaren Beweis für Gott nennen?“ Der Marquis antwortete: „Ja, Eure Majestät, die Juden“.
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary
Zusammen mit Israels neuer Freiheit und neuem Zeugnis schreibt Jesaja über Israels neuen „Exodus“ (V. 14-28). So wie Gott sein Volk aus Ägypten und durch das Rote Meer geführt hat (2. Mose 12-15), so wird er es aus Babylon und durch die schreckliche Wüste in seine Heimat, das Heilige Land, führen. So wie er die Armee des Pharao besiegt hat (14:28; 15:4), so wird er auch Israels Feinde besiegen und sie „wie einen Docht“ auslöschen (Jes. 43:17, NIV).
Wenn Gott seinem Volk vergibt und es wiederherstellt, möchte er, dass es das Versagen der Vergangenheit vergisst, in der Gegenwart für ihn Zeugnis ablegt und seine Verheißungen für die Zukunft in Anspruch nimmt (V. 18-21). Warum sollten wir uns an das erinnern, was Gott vergessen hat? (v. 25) Er vergab ihnen nicht, weil sie ihm Opfer brachten – sie hatten keinen Altar in Babylon -, sondern allein aufgrund seiner Barmherzigkeit und Gnade.
J. Ähnlich: Denkt nicht an das Frühere, und denkt nicht an das Alte (Jes 43:18). Denkt nicht an das Frühere – das sind [Gottes große Taten zur Rettung Israels] aus den [verschiedenen] Königreichen; und denkt nicht an das Alte – das sind [Gottes große Taten zur Rettung Israels] aus Ägypten.
Die Tosefta – Aus dem Hebräischen übersetzt
K. Siehe, ich tue etwas Neues; jetzt geht es hervor (Jes 43,19) – das bezieht sich auf den Krieg zwischen Gott und Magog [am Ende der Zeit].
L. Sie haben ein Gleichnis gemalt: Womit kann man die Sache vergleichen? Mit einem, der auf dem Weg war und von einem Wolf angefallen wurde, aber er wurde gerettet. Er erzählte immer wieder von dem Vorfall mit dem Wolf. Später griff ihn ein Löwe an, aber er wurde davor gerettet. Er vergaß den Vorfall mit dem Wolf und erzählte den Vorfall mit dem Löwen. Später griff ihn noch eine Schlange an, aber er wurde vor ihr gerettet. Er vergaß die beiden anderen Vorfälle und erzählte immer wieder den Vorfall mit der Schlange.
M. Das gilt auch für Israel: Die jüngsten Schwierigkeiten lassen sie die früheren vergessen.
In den Versen 18-21 wendet sich Gott der nächsten Befreiung zu, nämlich der aus Babylon. In Vers 18 fordert er Israel auf, sich nicht mehr auf die Wunder der Vergangenheit, wie den Exodus, zu konzentrieren, sondern auf die Wunder der Zukunft, die Rückkehr aus Babylon: Gedenkt nicht an die früheren Dinge und denkt nicht an die alten Dinge.
Arnold Fruchtenbaum – Bibelkomentar Jesaja
In Vers 19 kündigt Gott als Nächstes eine neue Sache für Israel an und verspricht, den Weg nach Hause zu ebnen: Siehe, ich will etwas Neues tun, das soll jetzt entstehen; wollt ihr es nicht erkennen? Ich will einen Weg in der Wüste machen und Ströme in der Wüste.
Der Talmud wendet diesen Vers auf die endgültige Erlösung Israels nach dem Krieg zwischen Gog und Magog an:
Die endgültige Erlösung wird die vorherige Erlösung in dem Vers überschatten: „Gedenke nicht an die früheren Ereignisse und denke nicht an die alten Dinge“ (Jesaja 43:18), und die Gemara erklärt: „Denkt nicht an die früheren Ereignisse“, d. h. an die Unterwerfung unter die Königreiche, und „denkt nicht an die alten Dinge“, d. h. an den Auszug aus Ägypten, der vor der Unterwerfung unter die Nationen stattfand.
In Bezug auf den folgenden Vers: „Siehe, ich will Neues tun, jetzt wird es hervorbrechen“ (Jesaja 43:19), lehrte Rav Yosef eine Baraita: Dies bezieht sich auf den zukünftigen Krieg von Gog und Magog, der alle früheren Ereignisse vergessen lassen wird.
Die Gemara zitiert ein Gleichnis: Womit ist das zu vergleichen? Mit einem Menschen, der auf dem Weg war und von einem Wolf angefallen wurde, den er überlebte und die Geschichte des Wolfes weiter erzählte. Ein Löwe griff ihn an und er überlebte und erzählte weiter die Geschichte des Löwen. Eine Schlange griff ihn an und er überlebte sie, er vergaß sowohl den Löwen als auch den Wolf und erzählte weiter die Geschichte der Schlange. Jede Begegnung war gefährlicher und jede Flucht wundersamer als die letzte, also erzählte er die letzte Geschichte weiter. So ist es auch bei Israel; neuere Schwierigkeiten führen dazu, dass die früheren vergessen werden.
Jehovah hat Sein Volk aus Ägypten und Babylon befreit – aber die bevorstehende Befreiung wird alles in den Schatten stellen! Werden wir dabei zusehen? Oder werden wir zu denen gehören, die denken, dass „wir das geistige Israel sind“ und uns deshalb gegen Gottes sichtbares Volk wenden werden?