„Alle Söhne Gottes brachen in Beifallsrufe aus“

Oder wer hat ihren Eckstein gelegt, als die Morgensterne miteinander jubelten und alle Söhne Gottes jauchzten?
Elberfelder 1871 – Ijob 38,7

Wo warst du, als ich die Grundfesten der Erde legte? Sag es mir, sofern du Bescheid weißt!
Weißt du, wer ihre Maße festlegte oder wer das Maßband über ihr ausspannte?
Worauf sind ihre Stützpfeiler eingesenkt und wer hat ihren Eckstein gelegt, als die Morgensterne miteinander sangen und alle Engel vor Freude jubelten?
Neues Leben – Bibel 2006 – Hiob 38,4–7

Also, Hiob, wo warst du eigentlich, als ich die Erde gemacht hab? Im Ernst, wenn du das weißt, dann sag es mir bitte! Wer hat die Größe der Erde festgesetzt? Wer hatte überhaupt so ein Maßband, das lang genug war? Hallo?
Und wie ist das geregelt, dass sie sich um ihre eigene Achse dreht? Wer hat das alles perfekt geplant, so dass das ohne Probleme funktioniert? Als das passiert ist, haben die Sterne erst mal einen Gospelchor gegründet, und auch die Minister von Gott sind voll abgegangen vor Freude.
VolxBibel – Hiob 38,4–7

Und wie reagieren wir persönlich auf die Wunderwerke in der Schöpfung?
Jubeln wir – wenn wir uns mit der Schöpfung beschäftigen, oder sind wir eher genervt und brauchen unbedingt „unsere Technik“ zur Ablenkung?

Lobpreismusik ist keine moderne Erfindung. Zwar verbinden wir heute mit dem Wort „Lobpreis“ häufig eine ganz bestimmte Art von Liedern und einen ganz speziellen, oft recht einheitlich klingenden musikalischen Sound. In Wirklichkeit aber gab es Lobpreismusik schon immer, in allen Kulturen, Religionen und Zeiten. Schon an dem Tag, als Gott den Grund der Welt legte, lange bevor es Menschen gab, sangen die Sterne Loblieder für Gott (Hiob 38,7). Gott hat Lobpreis in seine Schöpfung und in die Geschichte der Welt hineingewoben. Deshalb lohnt sich eine Zeitreise durch die Geschichte der Lobpreismusik.
DIE ANFÄNGE DER LOBPREISMUSIK IM ALTEN TESTAMENT
Die Anfänge unseres christlichen Gottesdienstes liegen im Alten Testament. Die ersten Christen waren tief verwurzelt in ihrem jüdischen Glauben, und um „Lobpreis zu machen“, gingen sie in den Tempel von Jerusalem (Lk 24,52-53; Apg 2,46). Hier war zur Zeit des Alten Testaments der zentrale Ort der Anbetung: 4.000 Musiker taten ihren Dienst im Tempel, 288 davon waren Sänger, „allesamt Meister“ (1. Chr. 23,5; 25,7). König David, der selbst „des Saitenspiels kundig“ war, hatte spezielle Anbetungsleiter aus dem Stamm der Leviten ausgewählt, um die Gemeinde im Lobpreis anzuleiten (1. Sam. 16,17; 1. Chr. 16,4-6). So wurde der gemeinsame Lobpreis im Tempel eine Erfahrung, die nicht nur musikalisch hochwertig war, sondern auch Einheit zwischen ganz verschiedenen Menschen stiftete und zu einer Begegnung mit der machtvollen Gegenwart Gottes führte. Die eindrückliche Beschreibung eines solchen Lobpreismomentes im Tempel findet man in 2. Chronik 5,11-14.

3E-02-2021

Mit zahlreichen Fragen zu den Gebieten der Kosmologie, Ozeanographie, Meteorologie und Astronomie zwang Gott Hiob zum Nachdenken darüber, ob er überhaupt die Kompetenz besaß, über die Herrschaft des Allmächtigen über die Welt zu Gericht zu sitzen. Gott bediente sich der Ironie, um Hiobs Unkenntnis zu entlarven (z. B. „Sag mir’s“, V. 4 , vgl. V. 18 ; „Du weißt es ja“, V. 21 ).
(1) Fragen bezüglich der Erde ( 38,4-21 )
Hi 38:4-7
Hiob sah sich sofort mit der Tatsache konfrontiert, wie unbedeutend er selbst war, denn er war natürlich nicht zugegen gewesen, als Gott die Erde gründete . Da er nicht beobachtet hatte, was damals geschehen war, vermochte er es auch nicht zu sagen. Wie konnte er jetzt noch versuchen, Gott Ratschläge zu erteilen? Die Erschaffung der Erde wird hier wie der Bau eines Hauses beschrieben, das ein Fundament, Maße, eine Richtschnur, Pfeiler und einen Eckstein erhält. Als Gott die Erde schuf, glich dieser Vorgang dem Zusammenfügen verschiedener Bestandteile eines Hauses.
Hiob war nicht zugegen gewesen, als die Morgensterne (möglicherweise Venus und Merkur; vgl. Hi 3,9 ) den Herrn lobten und die Gottessöhne (vgl. Hi 1,6;2,1 ) vor Freude darüber jauchzten, weil Gott die Erde geschaffen hatte. Wenn hier von singenden Sternen die Rede ist, so handelt es sich um eine Personifizierung, nicht um einen Hinweis auf die von den Sternen erzeugten Klänge, die mit astronomischen Instrumenten entdeckt worden sind. (In Ps 148,2-3 wird den Engeln und den Sternen geboten, den Herrn zu preisen!)

Walvoord Bibelkommentar

Adam und Eva allein die Schuld am Tod zu geben, übersieht die Tatsache, dass sie nicht die ersten Geschöpfe waren, die gegen Gott sündigten. Laut der Heiligen Schrift war Satan der Erste. Seine Selbsterhöhung hatte den geistlichen Tod zur Folge – die ewige Trennung von Gott (Hesekiel 28:14-18).

Die Bibel macht keine Angaben zum Zeitpunkt der ersten Rebellion Satans. Es ist klar, dass sie stattfand, bevor Gott ihm erlaubte, den Garten Eden zu betreten. In Hiob 38:7 steht, dass die Engel bereits existierten, als Gott die Erde gründete. Es ist möglich, dass Satan vor diesem Ereignis gesündigt hat. Vielleicht hat er sogar gesündigt, bevor Gott das Universum erschuf. Adam für den Verfall und den Tod im Universum verantwortlich zu machen, verzerrt daher die Geschichte der Sünde und Gottes Antwort darauf.

Hugh Ross – Eine Frage von Tagen – Lösung eines Schöpfungskonflikts

Wann wurden die Engel erschaffen?

Alle Engel müssen vor dem siebten Schöpfungstag erschaffen worden sein, denn wir lesen: „So wurden der Himmel und die Erde vollendet samt ihrem ganzen Heer“ (1. Mose 2,1, wobei wir „Heer“ als die himmlischen Kreaturen verstehen, die das Universum Gottes bewohnen). Sogar noch ausdrücklicher als dies ist die Feststellung: „Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und er ruhte am siebten Tag“ (2. Mose 20,11). Daher wurden alle Engel spätestens bis zum sechsten Schöpfungstag erschaffen.
Aber können wir uns noch klarer ausdrücken? Es könnte ein Hinweis auf die Erschaffung der Engelwesen am ersten Schöpfungstag im Bibeltext enthalten sein, wenn wir darin lesen: „Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde“ (1. Mose 1,1), und dann unmittelbar danach lesen können: „Die Erde aber war wüst und leer“ (1. Mose 1,2), jedoch ohne eine Erwähnung der Himmel in diesem zweiten Vers. Dies könnte darauf hindeuten, dass der unbewohnbare Zustand der Erde den Himmeln gegenübergestellt wird, wo Gott vielleicht bereits Engelwesen erschaffen und ihnen verschiedene Rollen und Ordnungen zugewiesen hatte. Diese Idee wird noch plausibler, wenn wir lesen, dass „die Morgensterne miteinander jauchzten und alle Söhne Gottes jubelten“, als Gott im Prozess der Gestaltung oder Gründung der Erde ihren „Eckstein“ legte und ihre „Grundpfeiler“ einsenkte (Hiob 38,6–7). Wenn die Engel („alle Söhne Gottes“) vor Freude jubelten, als Gott die Erde bewohnbar machte, könnte dies implizieren, dass Gott die Engelwesen früh am ersten Tag erschuf.
Da wir jedoch in der Heiligen Schrift nur Hinweise haben, müssen wir uns mit der Tatsache zufriedengeben, dass Gott uns nicht viele Informationen über den Zeitpunkt der Erschaffung der Engel gegeben hat. Weitergehende Spekulationen, ohne klare biblische Angaben, würden nutzlos erscheinen. „Was verborgen ist, das steht bei dem HERRN, unserem Gott; was aber geoffenbart ist, das ist ewiglich für uns und unsere Kinder bestimmt, damit wir alle Worte dieses Gesetzes tun“ (5. Mose 29,29).
Einige Zeit bevor der Satan Eva im Garten versuchte (1. Mose 3,1), sündigten einige Engel und rebellierten gegen Gott (2. Petr 2,4; Jud 6). Dieses Ereignis geschah offenbar nach dem sechsten Schöpfungstag, als Gott alles sah, „was er gemacht hatte; und siehe, es war sehr gut“ (1. Mose 1,31); doch darüber hinaus gibt die Bibel uns keine weitergehende Information.

Grudem 2013 – biblische Dogmatik: Eine Einführung in die Systematische Theologie

Die biblische Antwort ist, dass die himmlische Heerschar vor der Schöpfung bei Gott war. In der Tat waren sie Zeugen davon. Was Gott zu Hiob in Hiob 38:4-7 sagt, ist in diesem Punkt eindeutig:

Als Gott die Fundamente der Erde legte, waren die „Söhne Gottes“ dabei und schrien vor Freude. Aber wer sind die Söhne Gottes? Offensichtlich sind es keine Menschen. Dies ist vor der Erschaffung der Welt. Wir könnten sie uns als Engel vorstellen, aber das wäre nicht ganz richtig.

Die unsichtbare Welt hat eine Hierarchie, etwas, das sich in solchen Begriffen wie Erzengel versus Engel widerspiegelt. Diese Hierarchie ist für uns im Alten Testament manchmal schwer zu erkennen, da wir nicht daran gewöhnt sind, die unsichtbare Welt wie einen dynastischen Haushalt zu betrachten (mehr dazu im Folgenden), wie ein Israelit bestimmte Begriffe zur Beschreibung der Hierarchie verarbeitet hätte. In der alten semitischen Welt ist „Söhne Gottes“ (hebräisch: beney elohim) ein Ausdruck, der verwendet wird, um göttliche Wesen mit höheren Verantwortlichkeiten oder Zuständigkeiten zu identifizieren. Der Begriff Engel (hebr.: malʾak) beschreibt eine wichtige, aber noch geringere Aufgabe: das Überbringen von Botschaften. – Aus diesem Grund werden die Söhne Gottes in der hebräischen Bibel eigentlich nie als Engel bezeichnet. Das heißt, es gibt keine Passagen, in denen beney elohim (und ähnliche Ausdrücke) parallel zu malʾakim („Engel“) vorkommen. Spätere jüdische Texte, wie z. B. die Septuaginta, die griechische Übersetzung der hebräischen Bibel, gaben in einigen Fällen beney elohim als angeloi („Engel“) wieder, aber solche Übersetzungsentscheidungen sind nicht durch das ausgeprägte hebräische Vokabular bedingt.

In Hiob 38 werden die Söhne Gottes als „Morgensterne“ bezeichnet. Die gleiche Beschreibung findet sich außerhalb der Bibel in alten Texten aus der biblischen Welt. Die Menschen des Altertums dachten, die Sterne seien lebendige Wesen. Ihre Argumentation war einfach: Viele Sterne bewegten sich. Das war für den antiken Geist ein Zeichen von Leben. Sterne waren die leuchtende Herrlichkeit von Lebewesen.

Auch die Sterne bewohnten das göttliche Reich – buchstäblich, in dem Sinne, dass sie außerhalb der Erde existierten. Die Alten glaubten, dass göttliche Wesen weit weg von den Menschen lebten, an abgelegenen Orten, wo eine menschliche Besiedlung nicht möglich war. Der entlegenste Ort von allen war der Himmel, die Himmelskörper.

Morgensterne sind die Sterne, die man über dem Horizont sieht, kurz bevor die Sonne am Morgen erscheint. Sie signalisieren neues Leben – einen neuen Tag. Die Bezeichnung funktioniert. Sie transportiert den richtigen Gedanken. Die ursprünglichen Morgensterne, die Söhne Gottes, sahen den Beginn des Lebens, wie wir es kennen – die Erschaffung der Erde.

Von Anfang an hat Gott also Gesellschaft – andere göttliche Wesen, die Söhne Gottes. Die meisten Diskussionen über das, was vor der Schöpfung da ist, lassen die Mitglieder der himmlischen Heerscharen aus. Das ist bedauerlich, denn Gott und die Söhne Gottes, die göttliche Familie, sind die ersten Teile des Mosaiks.

Wir haben es bisher kaum bis zur Schöpfung geschafft, und schon haben wir einige wichtige Wahrheiten aus der Schrift aufgedeckt, die das Potenzial haben, unsere Theologie auf einfache, aber tiefgreifende Weise zu beeinflussen. Ihre Bedeutung, falls sie noch nicht klar ist, wird bald offensichtlich werden.

Zuerst haben wir gelernt, dass die Söhne Gottes göttlich sind, nicht menschlich. Die Söhne Gottes waren Zeugen der Schöpfung, lange bevor es Menschen gab. Sie sind intelligente, nicht-menschliche Wesen. Der Hinweis auf die Söhne Gottes als Sterne macht auch deutlich, dass sie göttlich sind. Während die Sprache metaphorisch ist, ist sie auch mehr als metaphorisch. Im nächsten Kapitel werden wir andere Passagen sehen, die uns sagen, dass die Söhne Gottes reale, göttliche Wesen sind, die von Jahwe, dem Gott Israels, geschaffen wurden.

Zweitens: Die Bezeichnung „Söhne“ verdient Aufmerksamkeit. Es ist ein Familienbegriff, und das ist weder zufällig noch unbedeutend. Gott hat eine unsichtbare Familie – tatsächlich ist es seine ursprüngliche Familie. Die Logik ist dieselbe wie die hinter den Worten des Paulus in der Apostelgeschichte auf dem Marsberg (dem Areopag), dass alle Menschen tatsächlich Gottes Nachkommen sind (Apg 17,28). Gott hat eine Schar von nichtmenschlichen göttlichen Wesen geschaffen, deren Bereich (für menschliche Augen) ein unsichtbares Reich ist. Und weil er sie erschaffen hat, beansprucht er sie als seine Söhne, so wie Sie Ihre Kinder als Ihre Söhne und Töchter beanspruchen, weil Sie bei ihrer Erschaffung eine Rolle gespielt haben.

Während es klar ist, dass die Söhne Gottes vor der Schöpfung bei Gott waren, gibt es eine Menge über sie, das nicht klar ist. Sie sind göttlich, aber was bedeutet das wirklich? Wie sollten wir über sie in Bezug auf Gott denken?

Michael S. Heiser – Das unsichtbare Reich

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