Wenn ihr mit eigenen Augen seht, wie Jerusalem von Truppen umzingelt wird …

Daß alsdann, die in Judäa sind, auf die Berge fliehen, und die in ihrer (d. i. Jerusalems) Mitte sind, daraus entweichen, und die auf dem Lande (O. in den Landschaften) sind, nicht in sie hineingehen.
Elberfelder 1871 – Lukas 21,21

Wenn ihr aber Jerusalem von Heerlagern umringt seht, dann erkennt, daß seine Verwüstung sich genaht hat. Lk 19,43; Mt 24,15f; Dan 9,27.
Dann sollen die, so in Judäa sind, fliehen auf die Berge, und die mitten darin sind, entweichen von dannen; und die in den Landschaften sind, gehen nicht hinein! Lk 17,31.
Denn das sind die Tage der Rache, auf daß erfüllt werde alles, was geschrieben ist. Dan 9,26; Sach 11,1.6.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Lukas 21:20–22

Wenn ihr mit eigenen Augen seht, wie Jerusalem von Truppen umzingelt wird, dann wisst ihr, dass ihre völlige Zerstörung kurz bevorsteht. ° Dann sollen die, die in der Provinz Judäa leben, ins Bergland fliehen und die, die mitten in der Stadt wohnen, aus ihr herausgehen und die, die im Umland wohnen, nicht in sie hineingehen. ° Das sind dann die Tage der Vergeltung, wenn sich alles genau erfüllt, was in Gottes Buch vorausgesagt worden ist.
Roland Werner – Das Buch – Lukas 21,20–22

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Zwei Verse aus einer Rede von Jesus – weitere Verse hatten wir schon:
Aber Gott passt auf euch auf. Kein Haar wird man euch ausreißen, wenn er es nicht zulässt. Werdet nicht weich, zieht euer Ding durch, dann werdet ihr es packen und für immer leben!

Was meinte Jesus – und sind diese Verse auch für uns wichtig? Sollen wir auch ein „geistiges Judäa“ verlassen?

IM JAHRE 70 N. CHR. JERUSALEM VERÖDET
Wie vorausgesagt, erweckte Jehova Kores von Medo-Persien, um Babylon zu zerschmettern und die israelitischen Gefangenen zu befreien, damit sie heimkehren und den Tempel und ihr Heimatland wieder aufbauen konnten. (Esra 1:1-4; Jesaja 44:28; 45:1-4; Daniel 5:30; 6:1) In den nachfolgenden Jahrhunderten häuften die Juden, während sie die groben Götzendienereien früherer Zeiten vermieden, eine Menge Überlieferungen auf und spalteten sich in verschiedene religiöse Sekten. Sie irrten weit vom Pfade wahrer Anbetung Jehovas ab. Im Frühling des Jahres 29 n. Chr. begann Johannes der Täufer ein Werk des ‚Bereitens des Weges Jehovas‘, um das Volk auf Jehovas Kommen, vertreten durch die Person des verheißenen Messias, aufmerksam zu machen. Johannes warnte sie vor ihren Sünden und zeigte ihnen die Notwendigkeit, zu bereuen, und wie Weizen und wie Bäume zu sein, die edle Frucht hervorbringen, statt wie Stroh und wie Bäume zu sein, die faule Frucht bringen und dazu bestimmt sind, ins Feuer geworfen zu werden, das niemand löschen könnte. Als Ergebnis erwarteten die Juden den Messias und blickten nach ihm aus. — Lukas 3:1-17, NW.
Im Herbst des Jahres 29 n. Chr. wurde Jesus im Jordan getauft und mit Jehovas Geist gesalbt und bot sich danach als der verheißene Messias an. In ihm erfüllten sich die Prophezeiungen der Hebräischen Schriften über den Messias. Aber die jüdischen Religionsführer nahmen ihn nicht an. Jesus nährte weder ihre Eitelkeit, noch eignete er sich für ihre politischen, ehrsüchtigen Pläne. Statt dessen warnte er sie vor ihren Sünden, sagte ihnen, daß sie Gottes Wort durch ihre Überlieferungen nichtig gemacht hätten, daß sie etwas sagten und das Entgegengesetzte täten, daß sie das gewöhnliche Volk bedrückten, persönlich zu glänzen suchten, nach schmeichlerischen Titeln Verlangen trügen, die wahre Anbetung selbst zurückwiesen und andere an deren Ausübung hinderten, daß sie die kleinen geringeren Dinge aussiebten und die großen, höheren Erfordernisse des Gottwohlgefälligseins unerfüllt ließen und sich auf eine äußere Erscheinung der Gerechtigkeit beschränkten, während sie ihre vielen groben Sünden zugedeckt hielten. Er nannte sie Schlangen und Vipernbrut und verlangte zu wissen, wie sie der Vernichtung wohl zu entgehen gedächten, und er kündigte ihnen an: „Siehe! euer Haus wird euch überlassen.“ — Matthäus 23:1-39, NW; 15:3-9.
Die Juden beherzigten jedoch weder die Warnung Johannes’ des Täufers noch diejenige Jesu. Nicht nur auf Grund des Laufes, den die Ereignisse nahmen, sondern auch auf Grund der Bibelchronologie hätten sie den Messias erwarten und Jesus als diesen erkennen sollen. (Daniel 9:24-27) Doch zogen sie es vor, sich auf Politik mit dem Römischen Reiche einzulassen, und als Pilatus Jesus als ihren König vorstellte, verwarfen sie ihn zornig, verlangten seine Hinrichtung und schrien: „Wir haben keinen König außer dem Cäsar.“ (Johannes 19:14, 15, NW) Das heidnische Rom mit seinen falschen Göttern, seinen Dämonenreligionen und Götzendienststandarten, denen es opferte, war in Jehovas Augen ein Greuel, ein abscheuliches Ding, und daß sein angebliches Volk ein politisches Bündnis mit ihm machte, konnte ihm nur Vernichtung und Verödung bringen. Pilatus wurde zusammen mit den jüdischen Religionisten mitbeteiligt am Tode Jesu, und diese Verschwörung war eine erste Erfüllung von Psalm 2:1, 2. (Apostelgeschichte 4:25-27) Die faulen Früchte dieses Bündnisses erwiesen sich für die Juden wie schlechte Bäume und wertlose Spreu, die nur zur gänzlichen Vernichtung, dargestellt durch Feuer, taugte, vor der sowohl Johannes wie Jesus gewarnt hatten. (Matthäus 7:19) Ihre Warnungen erfüllten sich in den unheilvollen Ereignissen des Jahres 70 n. Chr., als die Verödung über Jerusalem kam wegen seines greulichen, abscheulichen Bündnisses mit dem Römischen Reiche. Solch folgenschwere Ereignisse erfordern eine genaue Untersuchung.
Während einiger Jahre hatten Unruhe und Aufwiegelung Palästina erregt, aber im Jahre 66 n. Chr. brach eine wirkliche Revolte aus, und Cestius Gallus, der römische Prätor über Syrien, marschierte mit seinem Heere ein und schloß die Juden in Jerusalem ein. Ob die treulosen Juden an Jesu Ermahnung, zu fliehen, dachten oder nicht, dachten doch bestimmt Christen, die in Jerusalem sozusagen in der Falle saßen, daran: „Wenn ihr Jerusalem von Heeren umlagert seht, dann versteht, daß seine Verödung nahe gekommen ist. Dann mögen die in Judäa sind, zu den Bergen zu fliehen beginnen, und die in ihrer Mitte sind, entweichen, und die in den umgebenden Gebieten sind, nicht in sie hineingehen, denn dies sind Tage, da das Gericht zugemessen wird, damit alles erfüllt werde, was geschrieben steht.“ Ferner: „Wenn ihr das abscheuliche Ding erblickt, das Verödung verursacht, wovon Daniel, der Prophet, geredet hat, als an heiliger Stätte stehend (der Leser wende Urteilsvermögen an), dann mögen die in Judäa sind, zu den Bergen zu fliehen beginnen.“ — Lukas 21:20-22; Matthäus 24:15, 16, NW.
Wie aber konnten Christen in Jerusalem angesichts eines Heeres, das sie umringte, dem Gebot, zu fliehen, gehorchen? Der Weg zur Flucht wurde für sie geöffnet, als Gallus aus einem unerklärlichen Grunde sein Heer zurückzog. Der Geschichtsschreiber Josephus sagt von Cestius: „Bald würde er die Stadt, hätte er nur noch eine Weile mit Beharrlichkeit die Belagerung fortgesetzt, überkommen haben.“ Statt dessen zog er „ganz wider alle Erwartung . . . aus der Stadt ab“. Gleichwie der Rückzug der Heere Nebukadnezars die Flucht gestattete, ehe Jerusalem im Jahre 607 v. Chr. gestürzt wurde, so räumte der befremdende Rückzug des Gallus im Jahre 66 n. Chr. eine Gelegenheit zur Flucht ein, gab also Gelegenheit, die Warnung Jesu zu beherzigen. In recht buchstäblichem Sinne hatte das greuliche römische Heer mit seinen abscheulichen Götzendienst-Standarten die heilige Stätte Jerusalem samt dem Tempel umringt; bestimmt war es also an der Zeit, zu fliehen, um der Verödung zu entgehen, welche, wie Jesus es gesagt hatte, folgen mußte. Als sich somit das Heer des Gallus zurückzog, flohen die Christen nicht nur aus Jerusalem, sondern aus Judäa, überquerten den Jordan und nahmen Wohnung in den Bergen Gileads, indem sie sich besonders in Pella niederließen. So entgingen sie der Verödung, die später als ein Ergebnis des abscheulichen politischen Bündnisses mit Rom folgte, der Katastrophe, die dadurch veranlaßt wurde, daß der Cäsar abscheulicherweise in die Stellung des Königtums eingesetzt wurde, die dem Messias allein vorbehalten war.
Wie aber ereilte das göttliche Gericht schließlich jene Juden, die sich in die Politik einmischten und die Ermahnung zur Flucht zurückwiesen? Christus Jesus, der Jerusalem eine feurige Vernichtung angekündigt hatte und dem das Gericht übergeben war, war es, den Jehova dazu gebrauchte, den Vollzug des Gerichts vom Himmel her zu überwachen; und Titus, der römische General und Fürst, Sohn des Kaisers Vespasian, war, zusammen mit seinen Heeren, das menschliche Werkzeug, sie herbeizuführen. Als der Prophet Daniel von der abscheulichen, greulichen Verwerfung des Messias und dem Vorziehen des Cäsars sprach, sagte er: „Er [der Messias] wird die Stadt und das Heiligtum zerstören mit dem Fürsten [Titus], der kommt.“ Oder: „Hernach soll er [der Messias] die Stadt und das Heiligtum verwüsten, durch den Fürsten [Titus], der kommen soll.“ (Daniel 9:26, LXX; Houbigant) Gemäß der Prophezeiung Daniels und den Worten Jesu über den Tempel, daß „keinesfalls hier Stein auf Stein gelassen werde, der nicht niedergerissen wird“, verödeten die römischen Heere unter Titus wirklich die Stadt und ihren Tempel im Jahre 70 n. Chr. — Matthäus 24:2, NW.

AUFFALLENDE GESCHICHTLICHE EINZELHEITEN
Als sich Cestius Gallus im Jahre 66 n. Chr. zurückzog und die Flucht in die Sicherheit möglich wurde, da galt von jener Zeit an folgende Warnung Jesu: „Mögen jene, die in den umliegenden Gebieten sind, nicht in sie hineingehen.“ (Lukas 21:21, NW) Die treulosen Juden ließen diese Worte außer acht, und demzufolge fand Titus, als er im Jahre 70 n. Chr. kam, die Stadt mit Besuchern aus ganz Palästina überfüllt: „Denn diejenigen, welche aus dem ganzen Lande zum Feste der ungesäuerten Brote gekommen waren, wurden plötzlich vom Kriege [von einem Heere] umringt . . . diese so große Volkszahl hatte sich auch aus anderen Ortschaften gesammlet; damals aber war die ganze Nation, so war des Schicksals Schluß, gleichsam in ein Gefängnis eingesperrt, und kriegerische Schaaren [römische Heerscharen] umzingelten die Stadt, welche von Menschen wimmelte.“
Jesus warnte vor irgendwelcher Verzögerung beim Fliehen. (Matthäus 24:16-18) Dieser Warnung jedoch trotzte man, und als viele Juden wirklich zu fliehen begehrten, war es zu spät, um Gelingen zu haben. Lukas 19:41-44 (NW) erklärt: „Und als er [Jesus] nahe hinzukam, betrachtete er die Stadt und weinte über sie, indem er sprach: ‚Wenn du, ja du, an diesem Tage die Dinge erkannt hättest, die zu deinem Frieden dienen — jetzt aber sind sie vor deinen Augen verborgen. Denn es werden Tage über dich kommen, da deine Feinde eine Befestigung von Spitzpfählen um dich aufbauen und dich umzingeln und dich von allen Seiten bedrängen werden, und sie werden dich und deine Kinder in dir zu Boden schmettern und werden keinen Stein in dir auf dem anderen lassen, weil du die Zeit, da du inspiziert wurdest, nicht erkanntest.‘ “ Die jüdischen Religionisten erkannten die Dinge nicht, die mit dem Fürsten des Friedens in Verbindung standen, sondern schlossen widerspenstig Auge und Ohr für die ihn betreffenden Beweise und nahmen den Cäsar an. Sie erkannten nicht, daß die Zeit, da Jesus auf Erden war, eine Zeit der Musterung und des Gerichts für die Nation Israel war. Sie erwiesen sich als unfruchtbar, was edle Früchte zu Jehovas Lobpreis betrifft. (Jesaja 6:10; 9:6; Matthäus 13:14, 15; 21:19) Auch flohen sie nicht aus dem verurteilten Jerusalem, als sie die Gelegenheit dazu hatten, sondern schoben die Flucht auf, bis die römischen Heere wiederkehrten und nicht nur die Stadt selbst umzingelten, sondern sie mit einer Mauer oder „Befestigung von Spitzpfählen“ umgaben, genauso, wie Jesus 37 Jahre früher davon warnend geredet hatte. Diese 8 km lange Mauer wurde in drei Tagen vollendet. Josephus sagt darüber: „So war denn den Juden, nebst der Freyheit heraus zu gehen, zugleich alle Hoffnung zur Rettung abgeschnitten.“ Sie hatten die Flucht in die Sicherheit hinausgeschoben, bis sie unmöglich war!
Dessenungeachtet versuchten gewisse Juden eine verspätete Flucht, doch bestanden sie immer noch darauf, gewisse Züge der Warnung Jesu außer acht zu lassen. Zum Beispiel hatte Jesus ihnen gesagt, sie sollten nicht versuchen, ihre materiellen Besitztümer mitzunehmen, da es ihre Flucht verlangsamen und deren Gelingen gefährden werde. (Mark. 13:15, 16) Als aber Überläufer die Stadt verließen, schluckten sie ihr Gold, um es mitzunehmen, ohne daß die Juden in der Stadt und die Römer draußen etwas davon wußten. Josephus sagt, was geschah: „Kaum war indessen dies wohlersonnene Mittel durch einen entdeckt worden, so ward das ganze Lager voll von dem Gerüchte, daß die Überläufer voller Gold wären; viele Araber und Syrer schnitten daher die um Schutz Flehenden auf, und durchsucheten ihre Magen. Nach meinem Bedünken ist den Juden kein größeres Leiden begegnet, als dieses; in einer Nacht wurden gegen zweytausend aufgeschnitten.“ Obwohl Titus jenen den Tod androhte, die sich dieser Schandtat schuldig machten, nahmen dennoch römische Soldaten an diesem grausigen Suchen nach Gold in den Bäuchen der Menschen teil. So „schlitzten sie dieselben auf, und zogen den schmutzigen Gewinn aus den Eingeweiden. In den wenigsten ward etwas gefunden, und die Hoffnung allein brachte dem Tode viele Schlachtopfer. Dieses Unglück indessen zog viele Überläufer wieder [in die Stadt] zurück.“
Was zu den Schwierigkeiten der Flucht ferner beitrug, waren die Juden selbst. Jahre zuvor hatten sie Jesus fälschlich des Aufruhrs wider den Cäsar angeklagt und meinten damit, daß die ihm Gewogenen auch von fragwürdigem Patriotismus seien. Sie beschuldigten die Nachfolger Christi des Aufruhrs, obwohl Jesu Jünger nur die Politik mieden und das Königreich Christi unterstützten. (Lukas 23:2; Johannes 19:12; Apostelgeschichte 17:7; 24:5) Ums Jahr 70 n. Chr. aber waren die Juden aufrührerisch gegenüber Rom, und jeder, der durch die Flucht der Todesfalle in Jerusalem zu entrinnen suchte, wurde als aufrührerisch wider die Juden betrachtet und getötet. Wenn also die Juden Leute, die fliehen wollten, erwischten, lautete die Anklage auf Aufruhr und das Urteil auf Tod; entgingen aber die Fliehenden den Juden und erreichten sie die römischen Linien, so gab es für sie im besten Fall Gefangenschaft. Aber zurückzubleiben bedeutete den schließlichen Tod, sei es durch Schwert, Pest oder Hunger. Wenn die Juden nicht gegen die Römer kämpften, so kämpften sie unter sich selbst, da sie in verschiedene politische und religiöse Parteien aufgeteilt waren, von denen jede die verurteilte Stadt zu beherrschen suchte. Es war eine Lage, wo jedermanns Hand sich wider die Hand seines Bruders erhob. Bei ihren inneren Kämpfen zerstörten sie sogar ihre eigenen Lebensmittelvorräte und beschleunigten damit die Hungersnot und Pest und den römischen Sieg.
Fünfzehnhundert Jahre vor den katastrophalen Ereignissen des Jahres 70 n. Chr. hatte Jehova Gott vorausgesagt, daß diese als Folge des Ungehorsams kämen: „Und sie werden dich in der Tat belagern in allen deinen Toren, bis deine hohen und befestigten Mauern, auf die du vertraust, in deinem ganzen Lande fallen, ja, sie werden dich gewißlich belagern in allen deinen Toren in deinem ganzen Lande, das Jehova, dein Gott, dir gegeben hat. Dann wirst du die Frucht deines Leibes essen müssen, das Fleisch deiner Söhne und deiner Töchter, die Jehova, dein Gott, dir gegeben hat, wegen der Einengung und Bedrängnis, womit dein Feind dich bedrängen wird. Und Jehova wird dich gewißlich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde, und du wirst dort anderen Göttern dienen müssen, die du nicht gekannt hast, weder du noch deine Vorfahren — Holz und Stein. Und unter jenen Nationen wirst du keine Rast haben, noch wird sich für deine Fußsohle eine Ruhestatt finden, und Jehova wird dir dort in Wahrheit ein zitterndes Herz geben, Erlöschen der Augen und Verzagtheit der Seele. Und du wirst gewißlich in größter Lebensgefahr sein und in Schrecken Nacht und Tag, und du wirst deines Lebens nicht sicher sein. Und Jehova wird dich gewißlich auf Schiffen nach Ägypten zurückführen, auf dem Wege, von dem ich dir gesagt habe: ‚Du wirst ihn nie wieder sehen!‘ und ihr werdet euch dort euren Feinden als Sklaven und Sklavinnen verkaufen müssen, aber da wird kein Käufer sein.“ — 5 Mose 28:52, 53, 64-66, 68, NW.
Die Geschichte bezeugt, wie sich dieses Unheil an den Juden nach dem Jahre 70 n. Chr. in auffallender Weise erfüllt hat. Josephus gibt einen anschaulichen und erschreckenden Bericht über ein Weib während der Belagerung vom Jahre 70 n. Chr.: „Sie erwürgt ihren Sohn, verzehret selbst, wie sie ihn gekocht hat, die eine Hälfte, und verwahret unter einer Bedeckung den Überrest. Sogleich erscheinen die Aufrührer und drohen ihr, wie sie den Dampf in sich saugen, der ihnen von der ruchlosen That entgegenduftete, augenblickliche Ermordung, wenn sie das zugerichtete Essen nicht zeigen würde. Sie erwiedert: Sie habe ihnen ein gut Theil aufbewahrt und enthüllt ihrem Anblicke den Überrest ihres Kindes.“ Überrascht und entsetzt verließen die Männer zitternd die Ekel erregende Szene. Als Titus schließlich die Stadt einnahm, war der Tribut 1 100 000 Tote und 97 000 Gefangene. Die überlebenden Juden wurden nach allen Teilen der Erde zerstreut, und nirgends fanden sie Ruhe, sondern mit Furcht um ihr Leben, mit Herzen voller Verzweiflung und Schrecken irrten sie umher. Nicht nur das, sondern große Mengen dieser Gefangenen wurden in die Sklaverei nach Ägypten zurückgesandt und so wieder zum selben Stande erniedrigt, aus dem Jehova ihre Nation mehr als fünfzehnhundert Jahre zuvor befreit hatte. Josephus sagt, daß die sie Gefangennehmenden sie „gefesselt zur Arbeit nach den Bergwerken in Ägypten“ schickten. Ein jüdischer Bibelkommentar, herausgegeben von J. H. Hertz, besagt bei der Betrachtung von 5 Mose 28:68, daß „bei der Zerstörung Jerusalems durch die Römer sowohl Titus wie Hadrian Mengen von Juden in die Sklaverei sandten“, und daß „Ägypten einen großen Teil dieser Sklaven“ erhalten habe. Es wird dort ferner gezeigt, daß die Römer im Mittelmeer eine Flotte hatten, womit sie die Judensklaven nach Ägypten abtransportierten, und daß es für viele Juden, obwohl sie sich als Sklaven zu verkaufen gedachten, keine Käufer gab, so verachtet waren sie, und so überfüllt war der Markt. Mit welcher Wucht erfüllte sich doch die Prophezeiung von 5 Mose fünfzehnhundert Jahre später!
Diese Katastrophe ereilte eine Generation, die wegen ihrer Bosheit berüchtigt war. Darüber sagt Josephus: „So hat weder je eine andere Stadt ähnliche Leiden erfahren, noch ist je ein Menschengeschlecht, seitdem die Welt steht, schöpferischer an Bosheit gewesen.“ Josephus war der Überzeugung, daß Gott die Römer herbeigeführt habe, um die Juden zu strafen, und er zitiert Titus, der gesagt habe: „Ja, mit Gottes Beyhülfe haben wir den Krieg geführt! Gott war es, welcher die Juden aus diesen festen Schanzen warf! Was hätten wohl Hände oder Maschinen der Menschen gegen diese Thürme vermocht?“ Gottes Rache war fällig, und zwar als Vergeltung für das abscheuliche politische Bündnis, das die Juden mit dem heidnischen Rom gemacht hatten, um die Hinrichtung Christi Jesu zu sichern. Daß sie dem Cäsar die Stellung des Königtums zuwiesen, die dem Messias vorbehalten war, das war die große offenkundige Tat, die so abscheuliche, welche ihre Verödung herbeiführte; doch ist es auch interessant, folgendes zu beachten, das sich nach Jerusalems Sturz zutrug: „Die Römer trugen nun, da die Aufrührer sich in die Stadt geflüchtet hatten, und der Tempel, so wie alles ringsherum in Flammen stand, ihre Fahnen nach dem Tempel, und . . . wie sie dieselben dem östlichen Thore gegenüber [nahe beim Altar] gepflanzt, und daselbst vor denselben geopfert [Opfer dargebracht] hatten . . .“ So standen denn in ganz buchstäblicher Weise die abscheulichen Götzen an der heiligen Stätte der Juden.
Es besteht eine bemerkenswerte Parallele zwischen gewissen Ereignissen des Jahres 607 v. Chr. und denen des Jahres 70 n. Chr., und dies zutreffenderweise, da die Ereignisse dieser beiden Zeiten Geschehnisse vorschatteten, die jetzt der heutigen Generation widerfahren. Vor der Katastrophe in diesen beiden Zeiten, dem Jahre 607 v. Chr. und auch dem Jahre 70 n. Chr., hatte sich das Volk, das im Bunde mit Jehova zu sein beanspruchte und sich als treues „Weib“ ausgab, vieler Sünden schuldig gemacht. Dadurch, daß es religiös abgeirrt war und sich in die Politik eingemischt hatte, hatte es geistigen Ehebruch begangen und war wiederholt gewarnt worden, daß Jehova es vernichte, wenn es sich nicht bessere, und daß er sich hierzu der Nationen bediene, mit denen es Bündnisse eingegangen, denen es nun aber entfremdet war. Es konnte von Jehova eine Heimsuchung erwarten und eine von ihm veranlaßte Verödung durch die früheren politischen Liebhaber Jerusalems. In beiden Fällen erschienen die verödenden Streitkräfte zur Vernichtung, zogen sich danach aber eine Zeitlang zurück, wodurch eine gelegene Zeit zur Flucht in die Sicherheit eingeräumt wurde. Die Rebellischen schoben die Flucht auf und brandmarkten jene als aufrührerisch, welche zu entfliehen suchten. Die Gelegenheit zur Flucht ging vorbei, die Zerstörer kehrten zurück, und die Verödung ereilte die Stadt nun als rächende Wirklichkeit. Wie aber vorausgesagt, wurden die Mächte, die dazu gebraucht wurden, diese Rache auszuüben, später selbst vernichtet. Babylon fiel, nachdem es im Jahre 607 v. Chr. benutzt worden war. Das Römische Reich zerfiel und brach zusammen, nachdem es im Jahre 70 n. Chr. benutzt worden war. Offenbarung 17:10 zeigte, daß jene sechste Weltmacht nicht bestehenbleiben, sondern daß ihr eine siebente Weltmacht folgen werde.

Wachtturm – 15.September 1954

In diesem Abschnitt beantwortete Jeschua die erste Frage der Apostel: Was wäre das Zeichen dafür, dass Jerusalem und der Tempel zerstört werden würden? Nur Lukas hat die Antwort des Messias aufgezeichnet, was wiederum seine besondere Sorge um die Stadt Jerusalem in seinem Evangelium zeigt. Das Zeichen war: Wenn ihr aber sehen werdet, dass Jeruschalajim von Heeren umringt ist, dann wisst, dass ihre Verwüstung nahe ist (Lukas 21,20). Als im Jahr 66 n. Chr. der erste jüdische Aufstand gegen Rom ausbrach, brachte General Cestius Gallus seine Legionen aus Cäsarea, um die Stadt zu belagern und zu umzingeln. Die messianische Gemeinde Jerusalems nahm das als das Zeichen, das Jeschua gegeben hatte, und verließ im Gehorsam gegenüber seinen Anweisungen die Stadt, bevor sie zerstört wurde: Wer in Jehuda ist, der fliehe auf die Berge, und wer in ihrer Mitte ist, der gehe hinaus, und wer auf dem Lande ist, der komme nicht hinein (Lukas 21:21). Mit diesen Worten wies der Messias die jüdischen Gläubigen an, Jerusalem zu verlassen. Wenn sie in der Stadt waren, sollten sie hinausgehen. Wenn sie auf dem Lande waren, sollten sie nicht in die Stadt gehen.

Das war genau das, was die jüdischen Gläubigen tun wollten, als sie die römischen Armeen sahen, die Jerusalem umgaben. Solange die Soldaten jedoch die Stadt belagerten, konnten sie nicht fliehen. Eine Fehleinschätzung von Cestius Gallus gab ihnen die Möglichkeit zu fliehen. Der General nahm fälschlicherweise an, dass er es mit einem regionalen Aufstand um Jerusalem zu tun hatte. Er entdeckte jedoch bald, dass es sich um einen weit verbreiteten Volksaufstand handelte, bei dem jüdische Guerillakräfte seine Nachschublinien abschnitten. Infolgedessen war er gezwungen, die Belagerung aufzuheben und sich nach Caesarea zurückzuziehen. Jerusalem sollte zwei Jahre lang nicht mehr belagert werden.

Die messianische Gemeinde nutzte die Gelegenheit und verließ die Stadt. Über zwanzigtausend Gläubige aus Jerusalem, zu denen sich Tausende von Gläubigen aus anderen Teilen des Landes wie Judäa, Galiläa und sogar den Golanhöhen gesellten, flohen nach Pella, wo sie den Krieg abwarteten. Pella, eine der griechischen Städte der Dekapolis, lag außerhalb des Kriegsgebiets, südlich des Sees Genezareth und östlich des Jordanflusses. Infolgedessen überlebten die jüdischen Gläubigen diesen Konflikt.

Lukas beschrieb das Gericht 70 n. Chr. als Tage der Rache und des Zorns für dieses Volk (Lukas 21,22-23). Die Rache und der Zorn waren prophezeite Urteile für die unverzeihliche Sünde. In der Tat wurden 1.100.000 Juden im ersten jüdischen Aufstand getötet und 97.000 in die Sklaverei verschleppt.[604] Weil die Gläubigen Jeschuas Befehl, das Gebiet zu verlassen, gehorsam waren, ging nicht ein einziges messianisches Leben verloren.

Lukas schloss: Und sie werden durch die Schärfe des Schwertes fallen und gefangen geführt werden zu allen Völkern; und Jeruschalajim wird von den Heiden zertreten werden, bis die Zeiten der Heiden erfüllt sind (Lukas 21:24). Wir leben jetzt in den „Zeiten der Heiden“, dem Zeitalter der heidnischen Herrschaft über Jerusalem und das jüdische Volk. Nach dem Buch Daniel erstreckt sich dieser Zeitraum von der Zerstörung Jerusalems und der babylonischen Gefangenschaft im Jahr 586 v. Chr. bis zum zweiten Kommen des Messias – von der Entthronung des letzten davidischen Königs (Zedekia) bis zur Inthronisierung des messianisch-davidischen Königs. Vier heidnische Reiche werden während der heidnischen Zeit aufsteigen und fallen, mit dem Antichristen als letztem Herrscher, bis seine Herrschaft durch das zweite Kommen beendet wird.
Lukas schloss: Und sie werden durch die Schärfe des Schwertes fallen und gefangen geführt werden zu allen Völkern; und Jeruschalajim wird von den Heiden zertreten werden, bis die Zeiten der Heiden erfüllt sind (Lukas 21:24). Wir leben jetzt in den „Zeiten der Heiden“, dem Zeitalter der heidnischen Herrschaft über Jerusalem und das jüdische Volk. Nach dem Buch Daniel erstreckt sich dieser Zeitraum von der Zerstörung Jerusalems und der babylonischen Gefangenschaft im Jahr 586 v. Chr. bis zum zweiten Kommen des Messias – von der Entthronung des letzten davidischen Königs (Zedekia) bis zur Inthronisierung des messianisch-davidischen Königs. Vier heidnische Reiche werden während der heidnischen Zeit aufsteigen und fallen, mit dem Antichristen als letztem Herrscher, bis seine Herrschaft durch das zweite Kommen beendet wird.

Das Buch Daniel liefert den notwendigen Hintergrund für das richtige Verständnis der obigen Verse. Leider gehen einige Leute, die Daniel ignorieren, fälschlicherweise davon aus, dass die Zeiten der Heiden im Jahr 1967 mit dem Sechstagekrieg endeten, als Israel den Osten Jerusalems eroberte. Sie nehmen an, dass nicht einmal eine vorübergehende jüdische Kontrolle der Stadt während der Zeiten der Heiden auftreten kann. Der Sechstagekrieg im Jahr 1967 war jedoch die vierte vorübergehende Übernahme Jerusalems durch jüdische Kräfte. Sie verloren die vorherigen drei, und sie werden auch diese verlieren, wie unten gezeigt wird. Die erste Übernahme fand während der Makkabäerzeit (165-63 v. Chr.) statt und dauerte etwas mehr als ein Jahrhundert. Während dieser Zeit beherrschten die Juden Jerusalem, aber sie verloren die Kontrolle an die Römer. Das zweite Mal, als sie die volle Kontrolle über die Stadt hatten, war während des ersten jüdischen Aufstandes (66-70 n. Chr.), und sie verloren sie wieder. Das dritte Mal war während des zweiten jüdischen Aufstandes, auch Bar-Cochba-Aufstand genannt (132-135 n. Chr.), aber wieder verloren sie die Kontrolle. 1967 war die vierte jüdische Übernahme von Jerusalem. Sie werden jedoch in der Mitte der Trübsal wieder die Kontrolle verlieren. Das Buch der Offenbarung weist darauf hin und sagt ausdrücklich, dass die Stadt Jerusalem und das Tempelgelände für einen Zeitraum von 42 Monaten von den Heiden zertreten werden (Offenbarung 11:1-2). Die Zeit der Heiden ist also noch nicht zu Ende. Selbst in der heutigen Zeit ist die Mehrheit der Bevölkerung der Altstadt von Jerusalem nichtjüdisch. Die aktuellen politischen Ereignisse haben auch gezeigt, dass Israel noch nicht die volle Souveränität über die Altstadt oder das Tempelgebiet ausübt. Selbst in der Ölbergrede sprach Jeschua über den zukünftigen Verlust der Stadt Jerusalem.


Die Zeit von 66-70 n. Chr.

In den Jahren 66 bis 70 n. Chr. war der Leiter der messianischen Juden Simon, der Sohn des Kleopas, ein Cousin von Jakobus und Jeschua, der nach dem Tod von Jakobus die Leitung übernahm. Es war eine schwierige Zeit für die messianischen Juden. Der Aufstand gegen Rom war im Gange, und nun, nach zwei Jahren, war die römische Armee gekommen und belagerte Jerusalem. Die zelotische Partei innerhalb der Stadt hatte die Kontrolle, und sie stachelten das Volk zum Kampf an. Aber die messianischen Juden waren in einem Dilemma gefangen. Sie erinnerten sich an die Prophezeiung, die Jeschua in Lukas 21:20-24 gesprochen hatte. Er sagte den Gläubigen, dass der Tempel und Jerusalem zerstört werden würden, und wenn sie sahen, dass Armeen die Stadt umgaben, sollten sie fliehen. Aus diesem Grund weigerten sich diese messianischen Juden, die Waffen gegen die Römer zu ergreifen – nicht weil sie die jüdische Sache verraten wollten, sondern weil sie sich verpflichtet fühlten, den Worten des Messias zu gehorchen. Nun waren die Armeen tatsächlich um Jerusalem herum und erfüllten Jeschuas Prophezeiung. Als die Römer im Jahr 66 n. Chr. die Belagerung vorübergehend aufhoben, nutzten die messianischen Juden die Gelegenheit, in die Stadt Pella im Transjordanien zu fliehen. Ihnen schlossen sich andere Gläubige aus Judäa, Galiläa und dem Golan an. Zwei Jahre später kehrten die Römer zurück und belagerten Jerusalem erneut, und im Jahr 70 n. Chr. wurden die Stadt und der Tempel zerstört. Zu dieser Zeit begann die jüdische Gemeinde, den Begriff Meschumodim auf messianische Juden anzuwenden, und er wird auch heute noch verwendet. Der Begriff kommt von einem hebräischen Wort, das „zerstören“ bedeutet, aber er wird im Sinne von „Verräter“ verwendet.

In der Zwischenzeit lebten die messianischen Juden weiterhin in Pella, und eine Beschreibung ihres Lebensstils ist uns in den Schriften des Irenäus, des Bischofs von Lugdunum in Gallien, überliefert.

Sie praktizieren die Beschneidung, halten an den Bräuchen fest, die das Gesetz vorschreibt, und sind so jüdisch in ihrer Lebensweise, dass sie sogar Jerusalem anbeten, als wäre es das Haus Gottes.“

Diese Aussage eines Leiters der Heidenchristenheit war abwertend, aber sie zeigt dennoch die Treue der messianischen Gläubigen zu ihrem Judentum. Obwohl es für sie notwendig war, Jerusalem im Gehorsam gegenüber Jeschuas Befehl zu verlassen, gaben sie ihr Erbe nicht auf. Sie nahmen die Zerstörung Jerusalems und des Tempels als weiteren Beweis dafür, dass Er tatsächlich der Messias war. Dies führte viele Juden dazu, an Ihn zu glauben.

a. Die Zerstörung von Jerusalem und des Zweiten Tempels
In den Jahren 64-66 brachen in Judäa mehrere kleinere Aufstände gegen die römische Herrschaft aus. Dann kam der große Krieg, der jüdische Aufstand von 66 n. Chr., der zur Zerstörung Jerusalems und des Zweiten Tempels führte. Diese Zerstörung war ein göttliches Gericht für die Ablehnung der Messiasschaft Jeschuas und eine klare Erfüllung seiner Prophezeiungen (Matthäus 24:1-2; Lukas 21:20-24). Josephus liefert den ausführlichsten Bericht über die Ereignisse:

Und warum erzähle ich gerade dieses Unglück? weil Manneus, der Sohn des Lazarus, gerade zu dieser Zeit zu Titus lief und ihm erzählte, dass durch dieses eine Tor, das seiner Obhut anvertraut war, nicht weniger als hundertfünfzehntausend achthundertachtzig Leichen hinausgetragen worden waren, in der Zeit zwischen dem vierzehnten Tag des Monats Xanthicus [Nisan], als die Römer ihr Lager bei der Stadt aufschlugen, und dem ersten Tag des Monats Panemus [Tamuz]. Das war an sich eine ungeheure Menge; und obwohl dieser Mann nicht selbst als Statthalter an jenem Tor eingesetzt war, so war er doch dazu bestimmt, den öffentlichen Beitrag für die Überführung dieser Leichen zu zahlen, und so war er notgedrungen gezwungen, sie zu zählen, während die übrigen von ihren Verwandten begraben wurden; obwohl alles, was sie begraben hatten, nichts anderes war als dies, sie wegzubringen und aus der Stadt zu werfen. Nach diesem Mann liefen viele der angesehenen Bürger zu Titus und erzählten ihm die ganze Zahl der Armen, die tot waren, und dass nicht weniger als sechshunderttausend an den Toren hinausgeworfen wurden, obwohl die Zahl der übrigen nicht festgestellt werden konnte; und sie erzählten ihm weiter, dass, wenn sie nicht mehr imstande waren, die Leichen der Armen hinauszutragen, sie ihre Leichen auf Haufen in sehr große Häuser legten und sie darin einschlossen; wie auch, dass ein Medimnus Weizen für ein Talent verkauft wurde; und dass, als es nach einiger Zeit nicht mehr möglich war, Kräuter zu sammeln, weil die Stadt ganz ummauert war, einige Leute in eine so schreckliche Not getrieben wurden, dass sie die gemeinsamen Abwasserkanäle und alten Misthaufen des Viehs durchsuchten und den Dung aßen, den sie dort fanden; und was sie früher nicht so sehr ertragen konnten, wie zu sehen, benutzten sie jetzt zur Nahrung. Als die Römer dies alles kaum hörten, beklagten sie ihren Fall; die Aufrührer aber, die es auch sahen, taten nicht Buße, sondern ließen dieselbe Not über sich ergehen; denn sie waren geblendet von dem Schicksal, das schon über die Stadt und auch über sie selbst gekommen war.“

Und die Zahl derer, die während des ganzen Krieges gefangen genommen wurden, betrug siebenundneunzigtausend; und die Zahl derer, die während der ganzen Belagerung umkamen, war elfhunderttausend, von denen der größte Teil zwar aus demselben Volk war wie die Bürger Jerusalems, aber nicht aus der Stadt selbst; Denn sie waren aus dem ganzen Land heraufgezogen zum Fest der ungesäuerten Brote und wurden plötzlich von einem Heer eingeschlossen, was zuerst eine so große Not unter ihnen verursachte und bald darauf eine solche Hungersnot, daß sie noch plötzlicher vernichtet wurden. Und dass diese Stadt so viele Menschen in sich aufnehmen konnte, zeigt die Zahl von ihnen, die unter Cestius genommen wurde, der, da er Nero von der Macht der Stadt unterrichten wollte, der sonst geneigt war, diese Nation zu verachten, die Hohepriester bat, wenn es möglich wäre, die Zahl ihrer ganzen Schar zu nehmen. Da nun diese Hohenpriester bei der Ankunft des Festes, das Passah heißt, wenn sie ihre Opfer schlachten, von der neunten bis zur elften Stunde, aber so, daß zu jedem Opfer eine Schar nicht weniger als zehn gehört, (denn es ist ihnen nicht erlaubt, allein zu feiern), und viele von uns sind zwanzig in einer Schar, fanden sie die Zahl der Opfer zweihundertsechsundfünfzigtausendfünfhundert; was, wenn man nicht mehr als zehn, die zusammen feiern, zuläßt, zwei Millionen siebenhunderttausend und zweihundert Personen ausmacht, die rein und heilig waren; denn für die, die den Aussatz oder die Gonorrhöe haben, oder für die Frauen, die ihre monatlichen Gänge haben, oder für solche, die sonst verunreinigt sind, ist es nicht erlaubt, an diesem Opfer teilzunehmen; auch nicht für irgendwelche Ausländer, die hierher kommen, um anzubeten.

Nun ist diese große Schar zwar aus entlegenen Orten gesammelt, aber das ganze Volk war nun durch das Schicksal wie in einem Gefängnis eingeschlossen, und das römische Heer umzingelte die Stadt, als sie mit Einwohnern überfüllt war. Dementsprechend übertraf die Menge derer, die darin umkamen, alle Zerstörungen, die Menschen oder Gott jemals über die Welt gebracht haben; denn, um nur von dem zu sprechen, was öffentlich bekannt war, töteten die Römer einige von ihnen, einige führten sie gefangen, und andere suchten sie unter der Erde, und wenn sie fanden, wo sie waren, brachen sie den Boden auf und töteten alle, die sie trafen. Es wurden auch über zweitausend Menschen dort erschlagen gefunden, teils von ihren eigenen Händen, teils von einander, aber hauptsächlich durch die Hungersnot vernichtet; aber der üble Geruch der Leichen war denen, die sie sahen, höchst unangenehm, so dass einige gezwungen waren, sofort wegzugehen, während andere so gierig nach Gewinn waren, dass sie zwischen den Leichen, die auf Haufen lagen, hineingingen und sie zertraten; denn es wurden viele Schätze in diesen Höhlen gefunden, und die Hoffnung auf Gewinn machte jede Art, sie zu bekommen, für rechtmäßig. Auch viele von denen, die von den Tyrannen in den Kerker geworfen worden waren, wurden nun herausgeführt; denn sie ließen nicht ab von ihrer barbarischen Grausamkeit bis zuletzt; doch rächte sich Gott an ihnen beiden auf eine Weise, die der Gerechtigkeit entsprach. Was Johannes betrifft, so suchte er mit seinen Brüdern in diesen Höhlen nach Nahrung und bat, dass die Römer ihm nun ihre rechte Hand zu seiner Sicherheit geben würden, was er zuvor oft stolz abgelehnt hatte; Simon aber kämpfte hart mit der Not, in der er sich befand, bis er gezwungen war, sich zu ergeben, wie wir nachher erzählen werden; so wurde er für den Triumph zurückbehalten, um dann erschlagen zu werden; wie auch Johannes zu ewiger Gefangenschaft verurteilt wurde. Und nun setzten die Römer die äußersten Künste der Stadt in Brand und brannten sie nieder und rissen ihre Mauern ganz nieder.

Nach Josephus betrug die Gesamtzahl der im ersten jüdischen Aufstand getöteten Juden 1.337.490. Etwa die Hälfte von ihnen fiel während der Schlacht um Jerusalem.
Auch der Tod des Ananus, des Sohnes des Annas aus den Evangelien, der eine Schlüsselrolle beim Tod Jeschuas spielte, wird von Josephus ausführlich beschrieben:
Und nun schickte Cäsar, als er vom Tod des Festus hörte, Albinus als Prokurator nach Judäa. Aber der König entzog Joseph das Hohepriesteramt und übertrug die Nachfolge dieser Würde dem Sohn des Ananus, der selbst auch Ananus hieß. Nun wird berichtet, dass dieser ältere Ananus sich als ein höchst glücklicher Mann erwies; denn er hatte fünf Söhne, die alle das Amt eines Hohepriesters vor Gott ausgeübt hatten, und er selbst hatte diese Würde früher lange Zeit genossen, was keinem anderen unserer Hohepriester widerfahren war. Aber dieser jüngere Ananus, der, wie wir schon gesagt haben, das Hohepriesteramt annahm, war ein kühner Mann in seinem Temperament und sehr frech; er war auch von der Sekte der Sadduzäer, die sehr streng im Richten von Übeltätern sind, vor allen anderen Juden, wie wir schon bemerkt haben; als also Ananus von dieser Gesinnung war, dachte er, er hätte jetzt eine passende Gelegenheit [um seine Autorität auszuüben]. Festus war nun tot, und Albinus war nur auf dem Weg; so versammelte er das Sanhedrim der Richter, und brachte vor sie den Bruder Jesu, der Christus genannt wurde, dessen Name Jakobus war, und einige andere [oder, einige seiner Gefährten]; und als er eine Anklage gegen sie als Gesetzesbrecher gebildet hatte, übergab er sie, um gesteinigt zu werden: Diejenigen aber, die unter den Bürgern am gerechtesten zu sein schienen und denen der Bruch der Gesetze am unangenehmsten war, missfiel das, was getan wurde; sie schickten auch zum König [Agrippa] und baten ihn, Ananus zu schicken, dass er nicht mehr so handeln solle, denn das, was er bereits getan hatte, sei nicht zu rechtfertigen; ja, einige von ihnen gingen auch zu Albinus, als er auf der Reise von Alexandria war, und teilten ihm mit, dass es für Ananus nicht rechtmäßig sei, ohne seine Zustimmung einen Sanhedrim zu versammeln.

Aber am nächsten Tag wurde der Hohepriester gefangen, wo er sich in einem Aquädukt versteckt hatte; er wurde zusammen mit Hiskia, seinem Bruder, von den Räubern erschlagen; daraufhin belagerten die Aufrührer die Türme und ließen sie bewachen, damit nicht einer der Soldaten entkommen konnte. Der Umsturz der festen Plätze und der Tod des Hohenpriesters Ananias blähte Manahem so auf, dass er barbarisch grausam wurde; und da er glaubte, keinen Widersacher zu haben, der ihm die Leitung der Angelegenheiten streitig machen könnte, war er nicht besser als ein unerträglicher Tyrann; Eleasar aber und seine Leute, als sie miteinander geredet hatten, wie es sich nicht gehöre, wenn sie sich von den Römern auflehnten, aus dem Verlangen nach Freiheit, diese Freiheit an einen ihrer eigenen Leute zu verraten und einen Herrn zu ertragen, der zwar keine Gewalttat beging, aber doch gemeiner war als sie selbst; wie auch, dass, falls sie gezwungen wären, jemanden über ihre öffentlichen Angelegenheiten zu setzen, es besser wäre, dieses Privileg irgendjemandem zu geben als ihm; sie machten einen Angriff auf ihn im Tempel; denn er ging dorthin hinauf, um in einer pompösen Art und Weise zu beten, und geschmückt mit königlichen Gewändern, und hatte seine Anhänger mit ihm in ihrer Rüstung. Aber Eleasar und seine Leute fielen heftig über ihn her, wie auch das übrige Volk; und sie hoben Steine auf, um ihn damit anzugreifen, und warfen sie auf den Sophisten, und dachten, wenn er einmal verderbt wäre, würde der ganze Aufruhr zu Boden fallen. Manahem und seine Leute leisteten eine Zeitlang Widerstand; als sie aber merkten, dass die ganze Schar über sie herfiel, flohen sie, so weit sie konnten; die, die gefangen wurden, wurden erschlagen, und die, die sich versteckten, wurden gesucht. Es waren aber wenige unter ihnen, die heimlich nach Masada entronnen waren; unter ihnen war Eleasar, der Sohn des Jairus, der mit Manahem verwandt war und nachher die Rolle eines Tyrannen in Masada spielte. Manahem aber war geflohen an den Ort, der da heißt Ophla, und lag daselbst heimlich; aber sie ergriffen ihn lebendig und zogen ihn vor allen heraus und quälten ihn mit allerlei Martern und töteten ihn schließlich, wie sie es auch mit den Hauptleuten taten, die unter ihm waren, und besonders mit dem Hauptwerkzeug seiner Tyrannei, der Apsalom hieß.

b. Rabbinische Antworten auf die Ereignisse von 70 n. Chr.
Als im Jahr 70 n. Chr. der Tempel zerstört wurde, hörte das Opfersystem auf. Folglich mussten die Rabbiner irgendwie die Funktionen des Tempels ersetzen:
Abaye sagte: Wir haben auch gelernt [in einer Baraitha]: Der Ochse und der Bock des Versöhnungstages, die verloren gingen, an deren Stelle andere gesetzt wurden, und auch die Böcke zur Versöhnung des Götzendienstes, die verloren gingen, an deren Stelle andere gesetzt wurden – sie alle sterben; das ist die Meinung von R. Juda. R. Eleazar und R. Simeon sagen: Sie weiden, bis sie untauglich [zum Opfern] werden, und dann werden sie verkauft, und das Geld geht als Spende [an den Tempelschatz], denn ein gemeinschaftliches Sündopfer stirbt nicht!

Durch das Verbrechen des Blutvergießens wurde der Tempel zerstört und die Schechinah verließ Israel, wie es geschrieben steht: „So sollt ihr das Land, in dem ihr seid, nicht verunreinigen; denn Blut verunreinigt das Land. Und ihr sollt das Land nicht verunreinigen, das ihr bewohnt, in dessen Mitte ich wohne; wenn ihr es also verunreinigt, werdet ihr es nicht bewohnen und ich werde nicht in seiner Mitte wohnen.“
Wie bereits angedeutet, kam die Zerstörung des Tempels nicht überraschend. Vierzig Jahre lang, gab es verschiedene Warnungen:
Es wurde gelehrt: Vierzig Jahre vor der Zerstörung des Tempels wurde das Recht, über Kapitalfälle zu richten, entzogen, und es war in den Tagen von Simeon b. Schata, dass das Recht, über Eigentumsfälle zu richten, entzogen wurde.

Unsere Rabbiner lehrten: Während der vierzig Jahre, in denen Simeon der Gerechte diente, kam das Los [‚Für den Herrn‘] immer in der rechten Hand auf; von dieser Zeit an kam es mal in der rechten, mal in der linken Hand auf. Und [während derselben Zeit] wurde das karmesinrote Band weiß. Von dieser Zeit an wurde er mal weiß, mal nicht. Auch: Während jener vierzig Jahre leuchtete das westlichste Licht, von da an leuchtete es mal, mal nicht; auch das Feuer des Holzstapels brannte stets stark, so dass die Priester außer den beiden Scheiten kein anderes Holz zum Stapel zu bringen brauchten, um das Gebot, das Holz ununterbrochen bereitzustellen, zu erfüllen; von da an brannte es mal stark, mal nicht, so dass die Priester nicht darauf verzichten konnten, den ganzen Tag Holz für den Stapel [auf dem Altar] zu bringen. [Während der ganzen Zeit] wurde ein Segen auf das ‛omer, die zwei Brote und das Schaubrot gegeben, so dass jeder Priester, der ein Stück davon bekam, so groß wie eine Olive, es aß und satt wurde, indem er etwas davon aß und sogar etwas übrig ließ. Von dieser Zeit an wurde ein Fluch über die beiden Brote und das Schaubrot gesandt, so dass jeder Priester ein Stück erhielt, das so klein war wie eine Bohne; die Wohlerzogenen zogen ihre Hände davon zurück, während gefräßige Leute es nahmen und verschlangen. Einmal packte einer [von den letzteren] seinen Anteil ebenso wie den seiner Mitmenschen, weshalb sie ihn bis zu seinem Todestag „ben hamzan“ [Greifer] nannten. Rabbah b. R. Schela sagte: Welche biblische Grundlage [gibt es für diese Bezeichnung]?-Oh mein Gott, rette mich aus der Hand des Bösen, aus dem Griff des Ungerechten und homez [rücksichtslosen] Menschen. Raba sagte: Von hier aus [ist die Grundlage gewonnen]: Lerne, Gutes zu tun, trachte nach Gerechtigkeit, stärke hamoz [den Unterdrückten], d.h. stärke den hamoz [den Unterdrückten], aber stärke nicht homez [den Unterdrücker].

Zweifellos führte die Zerstörung des Tempels zu einer nationalen und religiösen Krise in der jüdischen Welt. Es stellte sich die Frage, wie das Judentum, des Opfersystems beraubt, religiös überleben konnte. Als Antwort traten mehrere Veränderungen im jüdischen Leben und in der Kultur auf:
Während des Vespasianischen Krieges verordneten sie gegen die Kronen der Bräutigame und gegen das Tamburin. Im Krieg des Titus verordneten sie gegen die Diademe der Bräute und daß kein Mann seinen Sohn Griechisch lehren sollte. Im letzten Krieg verordneten sie, dass eine Braut nicht in einer Sänfte in die Stadt hinausgehen sollte; aber die Rabbiner erlaubten der Braut, in einer Sänfte in der Stadt hinauszugehen.

Seit dem Tag der Zerstörung des Tempels, obwohl der Sanhedrin aufgehört hat, haben die vier Formen der Todesstrafe nicht aufgehört? Sie haben nicht aufgehört“, sagst du? Gewiss, sie haben aufgehört! Aber das Urteil der vier Formen der Todesstrafe hat nicht aufgehört. Derjenige, der zur Steinigung verurteilt worden wäre, fällt entweder vom Dach herunter oder ein wildes Tier zertritt ihn. Derjenige, der zum Verbrennen verurteilt worden wäre, fällt entweder ins Feuer oder eine Schlange beißt ihn. Wer zur Enthauptung verurteilt worden wäre, wird entweder der Regierung übergeben oder Räuber fallen über ihn her. Wer zum Strangulieren verurteilt worden wäre, wird entweder im Fluss ertränkt oder stirbt durch Ersticken. Aber kehren Sie es um: Löwen und Räuber sind „von der Hand des Himmels“, und Kälte und Hitze sind „von der Hand des Menschen“.

R. Aha, der Sohn von R. Ika, sagte: Damit die Töchter Israels nicht unsittlich unzüchtig werden. Eine Heirat würde seine Leidenschaft nicht lindern, wie auch R. Isaak sagte: Seit der Zerstörung des Tempels ist die sexuelle Lust [von denen, die sie rechtmäßig ausüben] genommen und den Sündern gegeben worden, wie geschrieben steht: Gestohlenes Wasser ist süß, und heimlich gegessenes Brot ist angenehm.“
R. Eleasar sagte auch: Seit dem Tag, an dem der Tempel zerstört wurde, ist eine eiserne Mauer zwischen Israel und ihrem Vater im Himmel, wie es heißt: „Und nimm dir einen eisernen Rost und setze ihn zu einer eisernen Mauer zwischen dich und die Stadt.“

Diese und viele andere rabbinische Schriften lassen die Vorstellung zu, dass das eigentliche Programm des pharisäischen Judentums Israel auf eine Existenz ohne Tempel vorbereitete. Jeder Israelit wurde zum Priester gemacht und jeder Tisch zum Tempelmahl. Die Synagoge wurde zum Zentrum des jüdischen Lebens, und die Rabbiner ersetzten die Priesterschaft als die geistigen Führer Israels. Anstelle von Blutopfern war es nun das Fasten am Jom Kippur, das angeblich für Sühne sorgte. Die rabbinische Logik war folgende: Nur bestimmte Teile des Opfertieres, nämlich das Fett und das Blut, gehörten zu Gott. Durch das 25-stündige Fasten, das am Vorabend des Versöhnungstages beginnt, reduziert man das Fett und das Blut des eigenen Körpers und erfüllt damit Gottes Gebot:
Wenn R. Scheschet ein Fasten hielt, fügte er am Ende seines Gebets Folgendes hinzu: Herrscher des Universums, Du weißt sehr wohl, dass in der Zeit, als der Tempel stand, wenn ein Mann sündigte, er ein Opfer zu bringen pflegte, und obwohl alles, was davon geopfert wurde, sein Fett und Blut war, wurde für ihn damit Sühne geleistet. Nun habe ich gefastet, und mein Fett und mein Blut haben sich vermindert. Möge es Dein Wille sein, mein Fett und Blut, das sich vermindert hat, so zu behandeln, als ob ich es vor Dir auf dem Altar geopfert hätte, und tue mir wohl.
Das Jom-Kippur-Fasten wurde und wird bis zum Wiederaufbau des Tempels als vorübergehendes Mittel der Sühne betrachtet.
Mehrere Passagen in der rabbinischen Literatur zeigen, dass die Zerstörung des Tempels zu einem Punkt in der Geschichte wurde, der zur Datierung anderer Ereignisse diente. Es ist besonders bemerkenswert, dass man bei der Lektüre des Talmuds oft den Ausdruck „vierzig Jahre vor der Zerstörung“ findet. Das Folgende ist ein solches Beispiel:
Vierzig Jahre vor der Zerstörung des Tempels ging der Sanhedrin ins Exil und nahm seinen Sitz in den Handelshallen. R. Isaak b. Abdimi sagte: Um zu lehren, dass sie nicht in den Gesetzen der Geldstrafen urteilten. ‚Die Gesetze der Geldstrafen‘, kannst du so denken! Aber sagt: Sie haben nicht in Kapitalfällen geurteilt.)
Es folgen nur zwei Beispiele dafür, wie die Rabbiner versuchten, mit den Folgen der Zerstörung des Tempels umzugehen:
R. Joshua b. Levi sagte: Wenn jemand den Himmel in seiner ganzen Reinheit sieht, sagt er: Gesegnet sei Er, der das Werk der Schöpfung gewirkt hat. Wann sagt er das? – Abaye sagte: Wenn es die ganze Nacht geregnet hat, und am Morgen kommt der Nordwind und klärt den Himmel. Und sie unterscheiden sich von Rafram b. Papa, der R. Ḥisda zitiert. Denn Rafram b. Papa sagte im Namen von R. Ḥisda: Seit dem Tag, an dem der Tempel zerstört wurde, hat es nie einen vollkommen klaren Himmel gegeben, denn es heißt: „Ich bekleide die Himmel mit Schwärze und mache einen Sack zu ihrer Bedeckung.“

Israel sagt zu dem Heiligen, gepriesen sei Er: „Herrscher des Universums! Als der Tempel stand, brachten wir Opfer dar und erlangten Sühne. Jetzt aber können wir nichts anderes als das Gebet (Tefillah) darbringen.‘ . . . Israel argumentierte: Als der Tempel stand, verbrannten wir Fett und bestimmte Teile der Opfer und erlangten so Sühne. Jetzt können wir nur unser eigenes Fett und Blut und unsere Seelen opfern! Möge es Dein Wille sein, dass diese unsere Sühne sein sollen: ‚So wollen wir für Stiere das Opfer unserer Lippen darbringen‘ (Hosea xiv, 3).“

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

in die Berge fliehen Normalerweise fliehen die Menschen zum Schutz vor einer Invasionsarmee in eine befestigte Stadt, aber Jerusalem ist dem Untergang geweiht. Die Menschen sollten deshalb von ihr wegrennen und nicht versuchen, Zuflucht in ihr zu finden.

Reformations-Studien-Bibel

Zwei Belagerungen Jerusalems werden in der Rede auf dem Ölberg erwähnt. Die erste geschah im Jahre 70 n.Chr., und die andere wird am Ende des Zeitalters geschehen. Hier ist die Belagerung durch Titus im Jahre 70 gemeint, als die Stadt eingenommen wurde und sich die Verse 20–24 wörtlich erfüllten. Diese Schrecken veranschaulichen die Zustände in Palästina zur Zeit des Endes; aber weder V. 20 noch V. 24 stehen in den Berichten über die Rede auf dem Ölberg bei Matthäus und Markus. Die Angaben in Mt 24,15–28 und in Mk 13,14–26 beziehen sich auf die letzte Belagerung, wenn die Stadt von den Feinden genommen, aber durch die Rückkehr des Herrn auf die Erde befreit werden wird (Offb 19,11–21; Sach 14,2–4). Bei Lukas wird als Zeichen die Belagerung Jerusalems durch die Heerscharen (21,20) genannt; in Mt 24,15 und Mk 13,14 wird das Zeichen des Gräuels der Verwüstung an heiliger Stätte betont (2Thes 2,4; Offb 13,12–15).

Scofield-Bibel

21:20 Jerusalem von Armeen umzingelt. Die erste Erfüllung war die Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. Diese Zerstörung kann auch ein größeres Gericht am Ende des Zeitalters vorhersagen, so dass sich einiges von dem, was Jesus in den Versen 5-24 vorausgesagt hat, auch in Ereignissen vor dem zweiten Kommen Christi erfüllen kann. Vgl. auch Anmerkung zu 19:43-44.
21:21 Dann (solange es noch Zeit ist) … flieht auf die Berge (siehe Anmerkung zu Mt 24:16). Diejenigen, die in der Stadt sind, (sollten) die Stadt verlassen, bevor die römische Belagerung stattfindet.

Die ESV Studienbibel

Diejenigen, die in Jerusalem sind, müssen weg: Aufgrund dieser Prophezeiung flohen die Christen in Judäa vor der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. in die Stadt Pella in der Dekapolis (Eusebius, Kirchengeschichte 3.5).

Neue Lebendige Übersetzung Studienbibel

Eine Belagerung wäre das Zeichen dafür, dass das Ende Jerusalems und des Tempels nahe war. Die anderen synoptischen Evangelien (siehe Matthäus 24:15; Markus 13:14) spielen auf den Gräuel der Verwüstung in Dan. 9:25-27; 11:31. Diese Stelle vergleicht die Entweihung des Tempels mit dem, was 167 v. Chr. geschah, als Antiochus Epiphanes im Tempel einen Altar für Zeus errichtete. Eine ähnliche Entweihung des Tempels fand während der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. statt.

Die Nelson Studienbibel

Die Verse 20 und 24 sind nicht in dem Bericht der Ölbergrede enthalten, den Matthäus und Markus überliefern. In dieser Rede geht es um zwei Belagerungen von Jerusalem. Lukas 21,20-24 bezieht sich auf die Belagerung durch Titus im Jahr 70 n. Chr., als die Stadt eingenommen wurde und Vers 24 wörtlich erfüllt wurde. Aber diese Belagerung und ihre Schrecken sind nur ein Hinweis auf die endgültige Belagerung am Ende dieses Zeitalters, in der die „große Trübsal“ ihren Höhepunkt findet. Zu dieser Zeit wird die Stadt eingenommen, aber durch die herrliche Erscheinung des Herrn befreit (Offb. 19:11-21). Die Hinweise in Mt. 24:15-28, Mk. 13:14-26 beziehen sich auf die letzte Belagerung in der Trübsal; Lk. 21:20-24 auf die Zerstörung Jerusalems durch Titus. Bei Lukas ist das Zeichen die Umzingelung Jerusalems durch Heere (Lk. 21:20); bei Matthäus (24:15) und Markus (13:14) ist das Zeichen der Gräuel an heiliger Stätte (2 Thess. 2:4).

The Scofield Reference Bible

21:20 Jerusalem wird von Armeen umzingelt. Jesus hat dies bereits prophezeit (19:43), aber hier verbindet er es mit der „Verwüstung“ in Dan 12:11, wo sich „der Gräuel, der Verwüstung bringt“ ebenfalls auf die Macht bezieht, die Gottes Tempel bedroht. Dies bezieht sich eindeutig auf den Fall Jerusalems im Jahr 70 n. Chr., aber auch andere Aussagen in diesem Abschnitt sollen in der Endzeit erfüllt werden (siehe Anmerkung zu V. 5-38).
21:21 Flieht in die Berge. Erinnert daran, wie Propheten die Endzeit beschreiben (Hesek 7,16; Sach 14,5). Der Aufruf, die Stadt zu verlassen, ist auch der Aufruf an die Propheten, Babylon zu verlassen: „Geht aus ihr heraus, mein Volk! Rennt um euer Leben! Flieht vor dem grimmigen Zorn des HERRN“ (Jer 51,45). Jetzt werden Jerusalem und die ganze Region Judäa zum Objekt von Gottes Zorn.

NIV Biblical Theology Study Bible

 Vers 20
„Jerusalem von Heerscharen umzingelt“ ist eine der großen Ereignisse der Prophetie, die uns erlauben, die Botschaft von Daniel, Sacharja und Offenbarung mit der Chronologie der Botschaft des Herrn in den synoptischen Evangelien zu verknüpfen. Die Belagerung Jerusalems unter Titus im Jahre 70 n.Chr. ist die „Naherfüllung“, es war aber eine Vorwegnahme einer späteren großen Belagerung der Stadt in den letzten Tagen unmittelbar vor dem Kommen des Menschensohnes (Sach 14,1-3). Wer die Endzeitrede des Herrn auf die Ereignisse des Jahres 70 beschränkt, muß, wenn er zu den Versen 25-27 gelangt, zum Kommen des Menschensohnes springen. Einige haben die Version des Lukas genommen, um Mt 24 auszulegen; aber in Matthäus findet sich nichts, das richtigerweise als „Naherfüllung“ ausgelegt werden könnte. Lukas kombiniert wohl „Nah-“ und „Späterfüllung“, aber das meiste ist noch zukünftig. Die Ereignisse der Verse 8-19 beschreiben das, was Matthäus „Anfang der Wehen“ nannte (24,8). Das Brechen des mit dem römischen Herrscher zu Beginn der siebzigsten Woche gemachten Bundes (Dan 9,27) wird in der Mitte der Woche stattfinden und markiert den Anfang der „großen Drangsal“. Wenn der Schutz des Tieres plötzlich dahinfällt, werden die Armeen der Israel feindlichen Mächte frei sein, auf Israel und Jerusalem zu marschieren. Das ist der Zeitpunkt, zu dem das Tier „Schlachtopfer und Speisopfer aufhören lassen“ wird. Daniel sagt, daß von diesem Ereignis an noch 1290 Tage (Dan 12,11) bis zum Ende verbleiben, das sind rund dreieinhalb Jahre. Zu dieser Zeit wird auch „der Greuel der Verwüstung“ (Mt 24,15) im Tempel aufgestellt werden. Das sagt uns Lukas zwar nicht, aber Dan 11,31 spricht davon und Matthäus verweist auf dieses Ereignis als Antwort auf die Frage „wann wird das sein?“ Es sind also zwei Geschehnisse, das Brechen des Bundes und das Aufstellen „des Greuels der Verwüstung“ im Tempel, die den Schlüssel bilden zur zeitlichen Einordnung dieser Zeiten. Das sind die Ereignisse, welche zur letzten Belagerung Jerusalems führen werden.
 Vers 21
Die Heiligen sollen aus der Stadt fliehen, bevor sie gänzlich eingeschlossen ist. Der Ausdruck „von Heerscharen umzingelt“ bedeutet, daß die Armeen den Ring immer enger ziehen, daß der Kreis um die Stadt aber noch nicht geschlossen ist. Alle in Judäa sollten dann in die umliegenden Berge fliehen, während die Gläubigen in der Stadt diese verlassen sollten. Niemand, der sich auf dem Land aufhielt, sollte hinter den hohen Mauern der Stadt Zuflucht suchen. Lukas verwendet in Vers 20 für „Heerscharen“ das Wort stratopedon, das im NT nur hier vorkommt. Vine sagt: „Es bezeichnet eine Armee, die ihr Lager aufgeschlagen hat“. „Heerscharen“ müßte also wörtlich mit „Heerlager“ übersetzt werden. Für die Bewohner der belagerten Stadt waren die Anweisungen klar: „daraus entweichen“, „nicht in sie hineingehen“. Die Imperative heben die Krisensituation hervor.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Es ist also heute an der Zeit, sich zu entscheiden: Glaube ich dem Gott der Bibel? Glaube ich, dass Jehovah Israel nicht verworfen hat? Glaube ich, dass es eine weitere Erfüllung geben wird – und Jerusalem wieder belagert wird? – oder aber nehme ich an, dass der Autor der Bibel sich irrt, und ein geistiges Israel angegriffen wird? – Die Entscheidung nimmt mir niemand an – es ist wirklich eine Frage des Glaubens!

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