„Die gehören im Grunde genauso wenig wie ich in diese Welt ohne dich.“

Ich bitte nicht, daß du sie aus der Welt wegnehmest, sondern daß du sie bewahrest vor dem Bösen. Sie sind nicht von der Welt, gleichwie ich nicht von der Welt bin.
Elberfelder 1871 – Joh 17,15–16

Trotzdem bitte ich dich nicht, sie jetzt von hier wegzuholen. Aber pass bitte auf sie auf und beschütze sie vor der Macht, die das Böse hat. Die gehören im Grunde genauso wenig wie ich in diese Welt ohne dich.
VolxBibel – Johannes 17,15–16

Nicht frage und bitte ich, auf dass Du sie nehmest aus der Welt, sondern auf dass Du sie fest im Auge behaltest außerhalb des Argen. Aus der Welt sind sie nicht, demgemäss wie ich nicht aus der Welt bin.
Pfleiderer Übersetzung – Johannes 17:15–16

Von den Gläubigen wird erwartet, dass sie sich an dem beteiligen, was das Judentum tikkun-ha˓olam nennt, die Welt zu verbessern. Tikkun-ha˓olam ist tief in der jüdischen Ethik verankert; aus diesem Grund sind auch säkulare Juden in der Regel mit der Verbesserung der Gesellschaft beschäftigt. Wer an Jeschua, den Messias, glaubt, soll sich nicht absondern (1. Kor. 5,10), sondern wie Sauerteig wirken, der den Teig der Welt aufgehen lässt (Lk. 13,21), sich um Witwen und Waisen kümmern und dabei unbefleckt bleiben von der Teilhabe an den Sünden der Welt (Jak. 1,27), sich nicht vom Bösen überwältigen lassen, sondern es mit Gutem besiegen (Röm. 12,21).

Jewish New Testament Commentary : ein Begleitband zum Jüdischen Neuen Testament

Jh 17,15 ἵνα (beide) hier dass (A328; bez. das Erbetene). ἄρῃς Aor. Konj. αἴρω. τηρήσῃς Aor. Konj. τηρέω; τηρέω ἐκ (unklass., statt ἀπό [BDR § 1492]) bewahren vor (B ἐκ 1d). τοῦ πονηροῦ wohl Mask. der Böse (d. h. der Teufel; B πονηρός 2b), evtl. Ntr. das Böse.

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Joh 17:13-19 : Im A.T. und in der jüdischen Überlieferung spielten Israels Absonderung von der Welt und der Hass, den die Welt dem Gottesvolk entgegenbrachte, eine große Rolle. Gott hatte Israel für sich selbst als heiliges Volk »geheiligt« oder »abgesondert«, vor allem, indem er ihm seine Gebote gab (z. B. 3.Mose 11,44-45 ). (Diese Heiligung durch die Gebote feiern die Juden noch heute in dem Segen, der beim Anzünden der Sabbatkerzen gesprochen wird.)
Wenn Gott sein Volk geheiligt oder unter den Völkern abgesondert hatte, indem er ihm sein Gesetz gab, wie viel mehr sind dann die Anhänger Jesu geheiligt durch sein Kommen als das Fleisch gewordene Gesetz (s. die Ausführungen zu 1,8-18 ). Jesus behandelt seine Jünger hier als den wahren, gläubigen Rest Israels, d. h. die gerettete Bundesgemeinschaft innerhalb des Volkes. (Im A.T. hielt in jeder Generation stets nur ein Teil der Bevölkerung Israels die Gebote Gottes; in manchen Zeiten, so z.B. unter Josua und David, war der »Rest« groß, in anderen, etwa in der Generation von Mose oder Elia, war er klein.) Andere jüdische Gruppierungen wie die Essener , die wahrscheinlich die Schriftrollen vom Toten Meer verfasst haben, waren ebenfalls der Ansicht, dass ihr Volk abgefallen sei, und hielten sich für den gläubigen Rest. Das gleiche Thema findet sich bei den alttestamentlichen Propheten (vgl. Jes 10,20-22; Joel 3,5; Amos 9,8-12 ).

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

o – schon damals war jede Gruppe „der gläubige Rest“ – so wie heute die „Klasse des Überrestes“ ?!?

Was ist die Situation der Jünger? Sie ist eine doppelte. Auf der einen Seite sind sie beschenkt: »Ich habe ihnen dein Wort gegeben.« Das hat Jesus auch in V. 8 gesagt . Aber gerade das Wort Gottes, das sie angenommen haben, scheidet sie von der ungläubigen Welt. Darauf weist Jesus auch nach den Synoptikern hin (vgl. Mt 10,34ff.par).

Auf der anderen Seite sind sie gehasst: »Aber die Welt hat sie gehasst.« Die Welt liebt, wie Jesus in den Abschiedsreden ausführte (Joh 15,18ff.), das Ihre, und nur das Ihre. Deshalb hasst sie die Jünger, »denn sie sind nicht von der Welt«. Sie leben zwar in ihr. Aber sie lassen sich nicht von ihr bestimmen. Vielmehr werden sie vom Vater bestimmt, »so wie auch« Jesus. Jünger und Meister sind hierin gleich (Joh 15,18ff.). Wieder treffen wir bei den Synoptikern denselben Gedanken (vgl. Mt 10,17ff.parr; Mt 24,9ff.).

Welche Bitte spricht Jesus in dieser Lage aus? Er bittet nicht um Ermäßigung der Gebote oder der verbindlichen Nachfolge, damit sich die Jünger an die Welt anpassen können. Er bittet auch nicht um ihre Entfernung aus der Welt: »Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt wegnimmst« (V. 15). Dieses »Wegnehmen« könnte ein geschätztes Getto, vielleicht sogar eine Entrückung sein. Jesu Bitte ist für uns viel schwerer: »sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst«.

Was heißt das? Die Anlehnung an das Vaterunser (Mt 6,13 par) ist unübersehbar! Jedoch steht im Vordergrund von Joh 17,15 nicht »der« Böse (= Teufel), sondern »das Böse«. Darauf lässt der Zusammenhang schließen. Allerdings ist klar, dass der, der »das« Böse tut, am Ende auch »dem« Bösen (= dem Teufel) verfällt. Jetzt verstehen wir die Bitte Jesu. Die Jünger sollen bewusst in der Welt bleiben. Dort, wo Jesus als Zeuge wirkte, sollen auch sie als Zeugen wirken (Joh 20,21). Denn gerade die böse Welt braucht ihr Zeugnis, damit sich noch viele bekehren (Joh 20,23). Aber wenn dieses Zeugnis wirken soll, darf »das Salz nicht salzlos werden« (vgl. Mt 5,13ff.). Es ist die große Gefahr, dass die Jünger vom Bösen angesteckt werden. Sie sind ja Fleisch und Blut! Deshalb die Bitte an den Vater: »dass du sie vor dem Bösen bewahrst«.

Damit hat Jesus eine grundsätzliche Aussage gemacht. Von jetzt an durchzieht die Spannung »in der Welt – aber nicht von der Welt« die ganze Kirchengeschichte. Die häufige Redensart »solidarisch mit der Welt« übersieht, dass die Gemeinde gehasst wird und sich keineswegs dem Bösen öffnen darf. Würde Gott uns »aus der Welt nehmen«, dann wären mit einem Schlag alle Spannungen beseitigt. Jetzt aber gilt es, unangepasst, eindeutig, entschieden ein Jünger Jesu zu sein, und zugleich in Anbetung, Mission und Diakonie Frucht zu schaffen. Dabei vertrauen wir mit den Aposteln (2 Thess 3,3; 1 Joh 5,18) darauf, dass uns der Vater tatsächlich bewahrt.

V. 16 unterstreicht noch einmal das Anderssein der Junger, um die Notwendigkeit der göttlichen Bewahrung besonders dringlich zu machen. Vgl. Joh 3,31; 8,23; 15,19.

Von V. 11-. 16 ging es um die Bewahrung der Jünger. Die Fürbitte war sozusagen ein Schutzgebet. In den Versen 17-19 erfolgt nun ein Wechsel. Nicht die Bewahrung, sondern der Dienst ist hier das Thema.

Gerhard Maier – Edition C

In seiner zweiten Bitte betete Jeschua um den Schutz der Apostel, besonders vor dem Bösen, dem Satan (Joh. 17,15). Sein Gebet für ihre Bewahrung war, dass sie vor der Welt bewahrt werden. Sein Gebet für ihren Schutz war, dass sie vor Satan beschützt werden.

Jeschua gab wieder einen Grund für seine Bitte an. Die Apostel brauchten Schutz, weil sie zwar nicht mehr von der Welt waren, aber immer noch in der Welt waren (Joh. 17,16). Die Welt ist ein gefährlicher Ort für jeden Gläubigen, denn Satan ist der Fürst dieser Welt (Joh. 12,31). Jeschua stellte klar, dass er Gott, den Vater, nicht darum bat, die Apostel aus der Welt zu nehmen, obwohl das eines Tages geschehen würde. Sie mussten in der Welt bleiben, um ihren Auftrag in der Welt zu erfüllen. Aber sie waren nicht mehr von der Welt, und das bedeutete, dass sie nicht mehr dem System dieser Welt angehörten. Da sie nicht mehr zum System dieser Welt gehörten, brauchten sie Bewahrung, denn die Welt hasste sie (Joh. 17,9-14), und auch Satan hasste sie (Joh. 17,15-16).

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Und erfüllen WIR unseren Auftrag??? Schaffen WIR es, ohne einer „org“/Gemeinde/Kirche – also die weltlichen Systeme – SEIN Wort zu lesen und über IHN zu sprechen? Oder benutzen wir noch immer eine der großen oder kleineren Glaubensgemeinschaften?

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