welchen ihr, obgleich ihr ihn nicht gesehen habt, liebet; an welchen glaubend, obgleich ihr ihn jetzt nicht sehet, ihr mit unaussprechlicher und verherrlichter Freude frohlocket, indem ihr das Ende eures Glaubens, die Errettung der Seelen, (Eig Seelen-Errettung, im Gegensatz zu leiblichen und zeitlichen Befreiungen) davontraget;
Elberfelder 1871 – 1 Petr 1,8–9
Ihn liebt ihr, obwohl ihr ihn nicht gesehen habt. An ihn glaubt ihr, obwohl ihr ihn auch jetzt noch nicht seht, und jubelt in unaussprechlicher und ungetrübter Freude. So erreicht ihr das Ziel eures Glaubens: das Heil eurer Seele.
Zürcher Bibel 2007 – 1.Petr.1,8–9
Bisher habt ihr Jesus nicht mit eigenen Augen gesehen, und trotzdem liebt ihr ihn; ihr vertraut ihm, auch wenn ihr ihn vorläufig noch nicht sehen könnt. Daher erfüllt euch ´ schon jetzt eine überwältigende, jubelnde Freude, eine Freude, die die künftige Herrlichkeit widerspiegelt;denn ´ihr wisst, dass
ihr das Ziel eures Glaubens erreichen werdet – eure endgültige Rettung.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Petrus 1,8–9
Leider konntet ihr Jesus ja nicht mehr live erleben. Trotzdem seid ihr verknallt in ihn, ihr vertraut Jesus und glaubt ihm, obwohl ihr ihn nicht mit euren eigenen Augen sehen könnt. Ihr werdet aber total abgehen, wenn ihr endlich am Ziel angekommen seid. Das bedeutet nämlich, für immer in Sicherheit zu sein, gerettet durch Gott.
VolxBibel – 1.Petrus 1:8–9
Prüfungen konnten auch Freude statt Leid bedeuten, da die Leser ja das Ziel und den Zweck ihrer Heimsuchung kannten: Wenn sie bis zum Ende standhaft blieben, erwartete sie die endgültige Erlösung, wie es der traditionellen jüdischen Lehre entsprach. Im Gegensatz zu den im Jakobusbrief angesprochenen Prüfungen bestand die Prüfung, von der im 1. Petrusbrief die Rede ist, vor allem in der Verfolgung.
Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments
Petrus erörtert nun unser gegenwärtiges Heil, an dem wir uns erfreuen – an Christus, den wir im Glauben angenommen haben. Obwohl wir ihn nie mit unseren Augen »gesehen« haben, »lieben« wir ihn doch.2 »Obgleich« wir »ihn jetzt nicht« sehen, glauben wir trotzdem an ihn. So wird uns die Glückseligkeit geschenkt, die der Herr Jesus gegenüber Thomas erwähnt: »Glückselig sind, die nicht gesehen und doch geglaubt haben!« (Joh 20,29).
MacDonald – Kommentar zum Neuen Testament
William Lincoln schreibt:
Die Menschen reden von Liebe, doch das echte Anzeichen der Liebe zu Gott und Christus ist es, wenn sie in der Versuchung sagt: »Ich will, dass Gott mir weiterhin wohlwollend und freundlich zugewandt bleibt, Deshalb möchte ich lieber leiden, als ihn zu betrüben«. Die Liebe begnügt sich mit Brotkrumen und damit, dass sich Gottes freundliches Angesicht über uns erhebt. Sie verzichtet darauf, eine bessere Position und Beliebtheit in der Welt ohne diese freundliche Angesicht zu erlangen. Solche Prüfungen müssen über alle wahren Kinder Gottes kommen, denn sie trennen die Spreu vom Weizen. Das Gold kommt geprüft aus dem Feuer und ist von seinen Verunreinigungen befreit.3
Wenn wir an Jesus glauben, freuen wir uns »mit unaussprechlicher und verherrlichter Freude«. Durch den Glauben mit ihm verbunden zu sein, bedeutet, dass wir ununterbrochenen und ewigen Kontakt mit der Quelle aller reinen »Freude« haben. Die Freude des Christen hängt nicht von irdischen Umständen ab, sondern vom auferstandenen, erhöhten Christus zur Rechten Gottes. Es ist genauso schwer, einen Heiligen seiner Freude zu berauben, wie Christus von seinem Ehrenplatz zu stürzen. Die beiden gehören zusammen.
Solcher Glaube ist wirklich ein Wunder, ein Wunder, das Gott in der Wiedergeburt allein wirken kann. Denn die Liebe der Christen gilt Jesus Christus, den sie doch nie mit ihren leiblichen Augen gesehen haben. »Ihr habt ihn nicht gesehen«: Das verweist auf den irdischen Jesus. Es ist schon ein großes Vorrecht der Apostel – deshalb sind sie auch einmalig -, dass sie den Herrn sehen durften, dass sie ihn drei Jahre lang täglich begleiten und mit ihren Augen sehen konnten, was er an Wundern und Zeichen vollbrachte. Deshalb schreibt Johannes: »Was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir betrachtet haben und unsere Hände betastet haben, vom Wort des Lebens…« (1 Joh 1,1). Das ist der Vorzug der Apostel. (Trotzdem musste auch ein Petrus erst zur Liebe zum Herrn erweckt werden.)
Gerhardt Maier – Edition C
Umso größer das Wunder: Wir Späteren haben den irdischen Jesus nicht gesehen, aber wir lieben ihn. Das ist ganz allein die Frucht des Geistes (vgl. Gal 5,22). Er wirkt im Glaubenden die Liebe, die nicht sieht und doch vertraut. Wer solche Liebe hat, der erlebt aber auch die bergende Gegenwart des lebendigen Christus in seinem Wort, im Gebet, in der Gemeinschaft der Mitglaubenden (vgl. Apg 2,42) und ganz gewiss in der täglichen Erfahrung seiner Kraft und Hilfe. Jetzt leben wir »im Glauben und nicht im Schauen« (2 Kor 5,7), selig gepriesen vom Herrn: »Selig sind, die nicht schauen und doch glauben« (Joh 20,29).
Doch der Ausdruck »jetzt nicht sehend« (so griechisch kürzer das »obwohl ihr ihn nicht seht«) beschreibt auch die immer wieder auftretende Anfechtung, dass wir als Christen oft nichts »Vorzeigbares« in der Hand haben. Die Wunder und Krafterweise Jesu Christi sind nicht zur öffentlichen Demonstration zu missbrauchen, und auch Christen leben mit vielerlei Krankheiten, oft in Nöten und im Unglück, ohne dass die Kraft ihres Herrn anderen oder auch uns selbst unbezweifelbar wird. Doch das ist eben »Glauben«, vom Geist Gottes gewirktes kindliches Vertrauen: Mein Herr liebt mich; er meint es gut mit mir, und er wird mein Leben zur Herrlichkeit vollenden.
Aus solcher Liebe und diesem vertrauenden Glauben wächst der Jubel, die überfließende Freude. Luther übersetzt futurisch »ihr werdet euch freuen«; im Griechischen aber steht »jubelt ihr«. Gewiss ist dieser Jubel vollkommen erst in der Ewigkeit, aber der freudige, jubelnde Dank durchstrahlt schon jetzt den Glaubenden (vgl. Lk 1,47; 10,20; Joh 16,22; 2 Kor 13,11; Phil 4,4 ; auch Lk 2,10; 24,52; Joh 15,11; 16,22; Apg 13,52; Röm 14,17; 15,13; Gal 5,22; Kol 1,12). Es ist die durch den Geist Gottes gewirkte Freude im Herrn, am Herrn und – hier überstrahlt das Futur – auf den Herrn. Dieser Jubel ist »unaussprechlich«, er kann in menschlichen Worten nur unzureichend ausgedrückt werden. Darum ist die christliche Gemeinde immer eine singende Gemeinde, und auch die vollendete Gemeinde im Himmel ist eine singende Schar (vgl. 2 Mo 15,1; Ri 5,1; Ps 21,14; 33,3; 42,9; 57,8; 65,14; 68,5; 89,2; Jes 30,29; Röm 15,9; Eph 5,19; Kol 3,16; Offb 5,9; 14,3; 15,3). Diese Freude der Christen ist »herrlich«, geprägt von der Herrlichkeit des Christus, jetzt in der Verborgenheit und dann im Strahlglanz des wiederkommenden Herrn.
Inhalt dieses Jubels ist die »Rettung der Seelen«. Dieses »Ziel« werden die Glaubenden durch Gottes durchhaltende Treue »erlangen«. Das griechische Wort beschreibt inhaltlich genauer und kann mit »durch viel Mühe erlangen« wiedergegeben werden. Gemeint sind eben die Anfechtungen, der ganze Einsatz und das wollende Streben der Christen. Das soll keine selbstgeschaffene Werkgerechtigkeit bedeuten, denn beides, den Einsatz und das Streben, wirkt der Geist Gottes (vgl. Phil 2,12f.).
Das »Ziel«, das Ende, die Vollendung des Glaubens ist »der Seelen Seligkeit«, die »Rettung« (vgl. zu V. 5) der »Seelen«. »Seele« ist gewiss nicht im griechisch -philosophischen Sinn zu verstehen als das Eigentliche des Menschen, als der göttliche Funke, für den der Leib nur Gefängnis ist. Gottes Heil ist leibhaft: Wir warten auf des »Leibes Erlösung« (Röm 8,23) und auf den himmlischen Leib (vgl. 1 Kor 15,44f.). »Seele« meint hier »Person«, also das, was der Mensch ist. Durch diesen betonten Gebrauch des Begriffs »Seele« wehrt Petrus aber dem Missverständnis, als würde die Rettung immer auch Rettung vor dem Martyrium, der Lebenshingabe beinhalten. So wie Jesus sagt: »Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht töten können.« Auch im äußeren Zerbrechen und Vergehen unseres Leibes sind wir doch bei und vor Gott da und werden bei der Auferstehung der Toten vollendet mit dem Leib der Herrlichkeit (vgl. Mt 5,29; Röm 8,11; 1 Kor 15,46; Phil 3,21).
In Vers 8 spricht Petrus das Objekt des Glaubens an – den Messias. Er erinnert seine Leser daran, dass sie jüdische Gläubige an Jesus in zweiter Generation sind: Sie lieben Jesus, obwohl sie ihn in der Vergangenheit nicht gesehen haben. Obwohl sie nie einen persönlichen Kontakt mit Jesus erlebt haben, entsteht ihr Glaube an ihn als Ergebnis der apostolischen Predigt. Sie haben Jesus nie gesehen; dennoch glauben sie und jubeln über ihn mit unaussprechlicher Freude. Das griechische Wort für diese Freude wird nur in diesem Vers gebraucht. Diese Freude ist verherrlicht, obwohl sie nicht mit menschlichen Worten auszudrücken ist. Es ist eine Freude, die von der Herrlichkeit inspiriert wird, die noch kommt.
Arnold Fruchtenbaum – Die Petrusbriefe und Judas
In Vers 9 spricht Petrus das Ziel des Glaubens an – die Errettung. Das griechische Wort bedeutet sowohl »Ende« als auch »Ziel«; in diesem Kontext bezieht es sich auf die Rettung der Seele. Petrus verweist wieder auf den zukünftigen Aspekt, obwohl sich die Gläubigen in ihrer gegenwärtigen Erfahrung der Freude ja schon am zukünftigen Aspekt erfreuen und ihn wertschätzen.
Nein, es ist keine Theorie, sondern wahre Christen sprechen über eine lebende Person – die diese noch nie wirklich gesehen haben – aber lieben gelernt haben! Und wer ist wie Jesus Christus?