Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen. Du sollst deinen Nächsten ernstlich zurechtweisen, damit du nicht seinetwegen Schuld (Eig Sünde; and. üb.: und sollst Sünde auf ihm nicht ertragen) tragest. Du sollst dich nicht rächen und den Kindern deines Volkes nichts nachtragen, und sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Ich bin Jehova.
Elberfelder 1871 – Levetikus 19,17–18
Wenn du einen Hals hast gegen einen aus der Familie, dann zieh dir das nicht zu lange rein. Quatsch dich mit dem aus; wenn du das nicht machst, bist du nicht korrekt für mich. Rache geht schon mal überhaupt nicht, ich will nicht, dass du so drauf bist. Trage keinem seine Fehler hinterher. Liebe die Leute, die mit dir leben, genauso, wie du dich selber auch liebst! Ich bin Gott!“
VolxBibel – 3.Mose 19:17–18
Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen, sondern sollst deinen Nächsten (H. Mitmenschen) rügen (H. rügend rügen), daß du darob keine Sünde tragest. Ps 141,5; Mt 18,15.
18. Du sollst dich nicht rächen und den Söhnen deines Volkes nichts nachtragen, und sollst deinen Genossen lieben, wie dich selbst. Ich bin Jehovah. 3Mo 19,34; Jes 58,7; 2Mo 20,16.17.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 3.Mose 19,17–18
Der erste Satz ist noch ein »nicht«-Satz: »Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen« (V. 17). Der »Bruder« ist hier, nach dem Zusammenhang zu schließen, so viel wie der »Nächste« oder »Volksgenosse«. Wer 3 Mo 19,17 aufmerksam liest, der merkt, daß Jesus in Mt 5,43 ganz im Einklang steht mit dem Alten Testament. Sachlich ist auch in 3 Mo 19,17 klar, daß der Nächste, selbst wenn er sich feindlich benimmt, nicht mit Haß behandelt werden darf. Der von Jesus zitierte Satz: »Du sollst deinen Feind hassen«, steht also nicht im Alten Testament, sondern ist eine Erfindung einzelner jüdischer Ausleger gewesen, wie man z.B. an Qumran nachweisen kann.s
Wuppertaler Studienbibel
Der zweite Satz ist ein positives Gebot: »Du sollst deinen Nächsten zurechtweisen« (V. 17). »Zurechtweisen«? – steht das wirklich in der Bibel? Allerdings. Wer es nicht tut, »lädt« sogar »Schuld auf sich«. Um dies zu verstehen, muß man zweierlei beachten: erstens den Wortsinn, und zweitens den biblisch-theologischen Zusammenhang. Nach dem Wortsinn ist hier eine erziehende Zurechtweisung gemeint, die wieder auf den rechten Weg bringt. Man soll dem Nächsten also zum Guten helfen. Im biblisch-theologischen Zusammenhang hat dieses gegenseitige Zurechthelfen einen wichtigen Platz. Darauf baut z.B. die Gemeinderegel Jesu in Mt 18,15ff auf. Vielleicht ist das Jesuswort in Lk 17,3 (»Wenn dein Bruder sündigt, so weise ihn zurecht«) sogar in direkter Anlehnung an 3 Mo 19,17 gesprochen. Man denke auch an das Pauluswort in Gal 6,1: »Wenn ein Mensch etwa von einer Verfehlung ereilt wird, so helft ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist.«t Einen Menschen einfach in die falsche Richtung laufen zu lassen, ohne ihn zu warnen, gilt als lieblos, sogar als schwere »Schuld«u.1399 Wie geht der moderne Leser mit diesem Sachverhalt um? Sein Individualismus macht es ihm schwer, sich um andere zu kümmern. Sein Individualismus macht es ihm auch schwierig, Zurechtweisung von anderen anzunehmen. So bleibt in der Praxis 3 Mo 19,17 oft den berufsmäßigen Kritikern und Querköpfen überlassen, die mangels Liebe wenig helfen können.
[18] V. 18 spricht zunächst von dem aufgestauten Haß, der ein Ventil sucht: »Du sollst nicht Rache nehmen und nicht grollen gegen die Kinder deines Volks.« »Rache« ist hier eine Art der Vergeltung, die den anderen demütigen will. Typisch dafür ist das uralte Lamechlied: »Kain soll siebenmal gerächt werden, aber Lamech siebenundsiebzigmal« (1 Mo 4,24; vgl. Spr 6,34). Gott verbietet eine solche Haltung. Aber wenn man »nicht Rache nehmen« soll, wer sorgt dann für die Gerechtigkeit und für die notwendige Vergeltung? Zunächst Gott selbst.v Sodann die staatliche Gemeinschaft.w Anarchie würde alle friedwilligen Menschen der Bosheit ausliefern.
Es ist die Aufgabe der allgemeinen Rechtspflege, subjektiven Rachegefühlen und Rachegedanken zu wehren und zu einem ausgewogenen Urteil zu kommen. Aber wenn es sich nicht um einen Prozeß handelt? Dann bleibt dem einzelnen immer noch die Möglichkeit der Vergebung.
Neben das Stichwort »Rache« tritt in V. 18 als zweites Stichwort »grollen«. Statt »grollen« könnte man auch übersetzen »nachtragen«. Nachtragen ist böse! Wir bemerken ausdrücklich, daß die Mitwirkung an der allgemeinen Rechtspflege natürlich noch kein »Rache nehmen« oder »nachtragen« darstellt – selbst wenn ich bei nüchternem Abwägen gegen jemand aussagen muß.
3 Mo 19,18 hat ebenso wie 3 Mo 19,17 die um 150 v.Chr. entstandene Qumran-Gemeinschaft sehr stark beschäftigt. So heißt es z.B. nach dem Zitieren von 3 Mo 19,18a in der Damaskusschrift: »Und jeder Mann von denen, die in den Bund eingetreten sind, der gegen seinen Nächsten eine Sache vorbringt, ohne ihn vor Zeugen zurechtgewiesen zu haben, oder der in grimmigem Zorn sie vorbringt oder sie seinen Ältesten erzählt, um ihn verächtlich zu machen, der ist einer, der sich rächt und Groll bewahrt« (CD 9,2f).
In V. 18 stoßen wir nun auf diejenige Aussage, die von den Auslegern »zum Höchsten, was die atl. (= alttestamentliche) Ethik hat leisten können«, gerechnet wird. Es handelt sich um das Gebot: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.« Was bedeutet hier das Wort »lieben«? Das hebräische Wort, das dafür benutzt wird, entspricht »in der Weite des Bedeutungsumfangs« dem deutschen Wort »lieben«. Es ist also keine spezielle Liebe gemeint, sondern die umfassende. Allerdings steht nach E. Jenni die Aussage von 3 Mo 19,18 »im AT ganz vereinzelt da«. Sie ist also so etwas wie eine Spitzenaussage. Vom Wortlaut her ist sie zunächst begrenzt auf den »Nächsten« im Sinne des Volksgenossen und des Fremden, der in Israel wohnt (vgl. V. 34). Allerdings heißt es nicht: Du sollst »nur« deinen Volksgenossen und den in Israel Wohnenden lieben! Eine geistliche Ausweitung auf andere ist vielmehr durchaus möglich. »Lieben wie dich selbst«: das setzt einen hohen Maßstab. Denn auf der menschlichen Ebene gibt es keine stärkere Liebe als die zu »sich selbst«. Liebe, die man sich selbst erweisen würde, soll also nach Gottes Gebot auch dem Nächsten erwiesen werden.
Sozusagen weltberühmt wurde 3 Mo 19,18 dadurch, daß Jesus es an entscheidender Stelle zitierte – und zwar mehrfach. Er nannte 3 Mo 19,18 nach dem Gebot der Gottesliebe das größte Gebotx. Er hat es ferner in der Bergpredigt benutzty und auch im Zusammenhang mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariterz und im Gespräch mit dem reichen Jüngling.a Darüberhinaus scheint 3 Mo 19,18 Anknüpfungspunkt für weitere Aussagen Jesu zu sein, z.B. in Joh 13,34 oder in der Goldenen Regel in Mt 7,12. Jedenfalls haben die Apostel die einzigartig hohe Wertung von 3 Mo 19,18 im Sinne Jesu fortgesetzt.b Was bei Jesus erfolgte, das war die Anwendung des Begriffes »Nächster« auf jeden Menschen, sogar auf den Feind.c Und zwar eine Anwendung nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis. Er selbst starb aus Liebe zu uns, als wir noch seine Feinde waren.d 3 Mo 19,18 erfüllte sich im tiefsten und umfassendsten Sinne am Kreuze.
An dieser Stelle sollten wir aufmerksam den Schluß von V. 18 registrieren. Es sind die in 3 Mo 19 häufigen Worte: »Ich bin Jahwe.« Sie bedeuten hier ein Doppeltes: a) Die Nächstenliebe von 3 Mo 19 ist »nicht Humanität, sondern ein Verhalten, das Gottes Ordnung gebietet«. Sie wurzelt also in der Übereinstimmung mit Gott und in der Kraft, die diese Gottesbeziehung gibt. b) Die Nächstenliebe von 3 Mo 19 hat ihren Maßstab in Gottes Liebe. So wie Gott liebt, sollen auch wir lieben (vgl. wieder Mt 5,43ff). Damit wird jede falsche Liebe ausgeschlossen, z.B. die Verwechslung von Toleranz mit dieser Liebe.
Schließlich steht der nachdenkliche Leser vor der Frage: Wer hat diese Liebe? Im Grunde werden wir hier alle schuldig. Die Lösung dieser Problematik liegt nur in der Erlösung durch Jesus.f
»Tue deinem Nächsten wohl!« – so konnte man V. 17–18 überschreiben. Die nächste Aussagegruppe, die achte in unserer Zählung, umfaßt nur einen Vers – nämlich V. 19.
Die Gottlosen sind Zuschauer, die nichts tun, wenn Verbrechen begangen werden. Gott klagt sie an für ihre Passivität, wo Verbrechen begangen werden, und für ihre Aktivität bei Verleumdungen. Sie sehen zu und sehen Diebstahl und Ehebruch und tun nichts, aber sie geben ihren Mund zu Bösem und Betrug. Solche Menschen sind Bundesbrecher und haben keinen Sinn für Gemeinschaft; sie werden ihre eigenen Verwandten verleumden.
Rousas John Rushdony – Kommentare zum Pentateuch
Das Wort „Schwätzer“ kommt von einem Wort, das Hausierer bedeutet. Der Schwätzer ist ein Hausierer von Verleumdungen. In 1 Petrus 4,15 heißt es: „Aber keiner von euch soll leiden wie ein Mörder oder wie ein Dieb oder wie ein Übeltäter oder wie ein Wichtigtuer in anderer Leute Angelegenheiten.“ Der Verleumder ist in der Regel ein Wichtigtuer.
Zweimal in diesen drei Versen und vierzehnmal in diesem Kapitel erklärt Gott: „Ich bin der HERR.“ Weil er heilig ist, muss das Bundesvolk heilig sein, und die Heiligkeit manifestiert sich in den Aktivitäten und Beziehungen des täglichen Lebens. Wenn wir das nicht erkennen, führt das zu falschen Lehren über Heiligkeit.
Wir kommen nun zu V. 17, der in der wörtlichen Übersetzung von Robert Young lautet: „Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen; du sollst deinen Nächsten gewiss zurechtweisen und keine Sünde an ihm dulden.“ Die Pointe wird hier wie anderswo von Bibelwissenschaftlern übersehen. Ihre Kenntnisse und Qualifikationen übertreffen die meinen bei weitem, aber ihre gemeinsame Schwäche ist, dass sie solche Texte isoliert von anderen betrachten; deshalb sehen sie diese Aussage als einen Satz, nicht als Teil eines einheitlichen Gesetzeswerkes. In V. 17 haben wir keinen bloßen Ratschlag: Wir haben ein Gesetz, und das Gesetz hat einen Anwendungskontext. Unser Herr bezieht sich sehr deutlich auf dieses Gesetz. In Matthäus 18,11-14 erklärt er, dass sein Kommen dazu da ist, „zu retten, was verloren war.“ Er erzählt uns von dem Hirten mit einer Herde von hundert Schafen, der auf die Jagd nach den verirrten Schafen geht, und schließt: „So ist es auch nicht der Wille eures Vaters im Himmel, dass eines von diesen Kleinen verloren gehe.“ Was dies von uns verlangt, erklärt er dann:
Und wenn sich dein Bruder an dir versündigt, so gehe hin und sage ihm seine Schuld zwischen dir und ihm allein; so er dich hört, so hast du deinen Bruder gewonnen.
Will er dich aber nicht hören, so nimm noch einen oder zwei mit dir, auf daß ein jegliches Wort durch den Mund von zwei oder drei Zeugen bestätigt werde.
Und wenn er sie nicht hören will, so sage es der Gemeinde; wenn er aber die Gemeinde nicht hören will, so soll er dir wie ein Heide und Zöllner sein.
Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, das wird im Himmel gebunden sein; und was ihr auf Erden lösen werdet, das wird im Himmel gelöst sein.
Wiederum sage ich euch: Wenn zwei von euch übereinstimmen in einer Sache, die sie erbitten, so wird sie ihnen von meinem Vater im Himmel erfüllt werden.
Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. (Matthäus 18:15-20)
Dies ist eindeutig Gesetz: Der Rechtsweg ist erklärt. Der Hinweis bezieht sich auf die Struktur der Ältesten über zehn Familien, über fünfzig Familien, über Hunderte und weiter bis hin zum großen Rat. Diese war vor der Gesetzgebung eingerichtet worden, um alle Streitigkeiten zu schlichten (2 Mose 18,13-26; 5 Mose 1,9-18). Dieses Erfordernis war in Judäa zur Zeit unseres Herrn vernachlässigt worden, als Gesetzesexperten diese Funktionen übernahmen und das Verfahren legalistisch und lieblos wurde. Dasselbe ist der Fall, seit die kirchlichen Gerichte hart und legalistisch geworden sind; sie sind der Theonomie feindlich gesinnt, widmen sich aber intensiv dem Kirchenrecht. Unser Herr legt die Forderung von Levitikus 19,17 und Exodus 18,13-26 im Zusammenhang mit dem Gleichnis vom verlorenen Schaf dar. Matthäus 18,15-17 ist ohne seinen Kontext ungültig. Dieser Kontext besteht darin, die Verlorenen zu retten, die erlösende Gnade Christi zu manifestieren und die Extrameile zu gehen, um die Verlorenen zu retten. Nur wenn diese Bedingungen erfüllt werden, in strikter Treue zu Gottes jedem Wort (Mt 4,4) und als Manifestation von Gottes Gnade und Liebe, gilt Matthäus 18,18-20. Dann und nur dann hat das Urteil des Menschen die bindende Kraft, die im Himmel gebunden ist, weil es in Wort und Geist treu zu Gottes Gesetz ist.
In der christlichen Ära haben die Anforderungen von Exodus 18,13-26, Deuteronomium 1,9-18 und Levitikus 19,17 im Judentum einen neuen Stellenwert erhalten. Auch hier haben Gelehrte meines Wissens den Einfluss des Christentums auf das Judentum nicht untersucht, aber es gibt Grund zu der Annahme, dass die rabbinischen Gelehrten umfassend beeinflusst wurden; sie übernahmen viel vom Christentum, während sie Christus ablehnten. Der Talmud zeigt ein Bewusstsein für Christus und seine Lehren. Es ist jetzt bekannt, dass eine möglicherweise ursprüngliche hebräische Version des Matthäus-Evangeliums, mit einigen Verfälschungen, noch immer in einem hebräischen Traktat des Rabbi Shem-Tob Ben Shaprut aus dem vierzehnten Jahrhundert enthalten ist. Das Traktat wird „Even Bohan“, der Prüfstein, genannt. 4 Wir wissen, dass es über die Jahrhunderte hinweg viele Kontakte zwischen Kirche und Synagoge gab, sowohl feindliche als auch freundschaftliche. Es ist Unsinn anzunehmen, dass es keinen Einfluss des einen auf den anderen gab, oder dass der Einfluss nur in eine Richtung ging.
In Lukas 17,3-4 findet sich auch ein Echo auf Levitikus 19,17, ebenso wie in Jakobus 5,19-20. Nach Lukas 17:3-4,
Gebt Acht auf euch selbst: Wenn dein Bruder sich an dir versündigt, so schelte ihn; und wenn er es bereut, so vergib ihm.
Und wenn er sich siebenmal an einem Tage an dir versündigt und siebenmal an einem Tage sich zu dir bekehrt und spricht: Es reut mich, so sollst du ihm vergeben.
Das Verb tadeln ist das griechische epitimeson, tadeln oder zurechtweisen; es hat einen etwas juristischen Bezug. Seine einzige Substantivform im Neuen Testament ist in 2 Korinther 2,6, epitimia, wo es sich auf die gerichtliche Bestrafung von jemandem bezieht und mit „Strafe“ übersetzt wird. Buße tun in Lukas 17,3 ist metanoese, und „umkehren“ in Lukas 17,4 ist epistreke, sich bekehren. Im Fall von metanoese (metanoia) ist die Bedeutung, umzukehren, den Kurs des eigenen Lebens in Wort, Gedanke und Tat zu ändern. Epistrepho bedeutet Bekehrung, eine grundlegende Veränderung und eine Hinwendung zum Herrn. So sagt uns unser Herr, wenn der Übeltäter durch die Zurechtweisung wirklich bekehrt ist, soll ihm vergeben werden. Wenn er seine Sünde wiederholt, soll er Wiedergutmachung leisten und sich wieder dem Beleidigten zuwenden. Solange er wirklich bereut, was eine Wiedergutmachung erfordert, soll ihm vergeben werden und ihm als Bruder im Herrn geholfen werden.
Paulus bezieht sich auch bei anderen Gelegenheiten auf diese Anforderung des Bundeslebens:
Und werdet erneuert im Geist eures Verstandes; und daß ihr den neuen Menschen anzieht, der nach Gott geschaffen ist in Gerechtigkeit und wahrer Heiligkeit.
Darum legt die Lüge ab und redet ein jeglicher mit seinem Nächsten die Wahrheit; denn wir sind untereinander Glieder.
Seid zornig und sündigt nicht; laßt die Sonne nicht untergehen über eurem Zorn:
Gebt auch dem Teufel nicht Raum. (Epheser 4:23-27)
Gegen einen Ältesten nimm keine Anklage auf, sondern vor zwei oder drei Zeugen.
Diejenigen, die sündigen, weise vor allen zurecht, damit auch andere sich fürchten.
Ich beschwöre dich vor Gott und dem HERRN Jesus Christus und den auserwählten Engeln, daß du dies alles beachtest, ohne einen vor dem andern zu bevorzugen, und nichts tust aus Parteilichkeit. (1 Timotheus 5:19-21)
Wieder haben wir Hinweise auf das gleiche Verfahren der Konfrontation und Wiederherstellung. Im Epheserbrief stellt Paulus dieses Erfordernis der rechtmäßigen und erlösenden Rechtsprechung in den Kontext unseres Lebens im Heiligen Geist. Wenn wir zu Recht zornig sind, sollen wir unseren Zorn nicht stillen, sondern sofort im Sinne von Matthäus 18,11-20 handeln, anstatt dem Teufel Platz zu machen, indem wir seinem Kurs folgen, statt dem von Gott geforderten Vorgehen. Unter den vielen neutestamentlichen Verweisen auf Levitikus 19:17 sind die folgenden:
Brüder, wenn jemand in einer Schuld überfallen wird, so helft ihm, die ihr geistlich seid, im Geiste der Sanftmut, indem ihr an euch selbst denkt, auf daß ihr nicht auch versucht werdet.
Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. (Galater 6:1-2)
Und macht euren Füßen gerade Wege, damit das Lahme nicht vom Weg abkomme, sondern geheilt werde. (Hebräer 12:13)
Brüder, so jemand unter euch von der Wahrheit abirrt, und einer bekehrt ihn;
Er soll wissen, dass derjenige, der den Sünder von seinem Irrtum bekehrt, eine Seele vom Tod errettet und eine Menge von Sünden verbirgt. (Jakobus 5:19-20)
Das Neue Testament ist die Offenbarung des Erlösers, des menschgewordenen Gottes, und ein Kommentar zu seinem Gesetzeswort, dem Alten Testament, durch Gott den Sohn und Gott den Geist.
In V. 18 kommen wir zu den bekannten Worten „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Unser Herr beschäftigt sich in Matthäus 5,43 mit den Perversionen dieses Gesetzes. Die Perversionen waren sehr real, aber es ist ein Fehler, anzunehmen, dass die wahre Bedeutung von Levitikus 19,18 unbekannt war. Ein weiterer Fehler ist die verbreitete Annahme, dass „Nächster“ in diesem Gesetz nur einen Mitisraeliten meinte. In Levitikus 19,33-37 wird deutlich, dass diese Anforderungen für alle gelten. Fremde sollen die gleiche Gerechtigkeit erhalten wie alle Israeliten. Der Talmud erklärt: „Wenn ein Mann sowohl einen Freund als auch einen Feind in Not findet, soll er zuerst seinem Feind helfen, um seine böse Neigung zu unterdrücken. „
Levitikus 19:18 erscheint wiederholt im Neuen Testament, wie in Matthäus 22:39; Lukas 10:27; Römer 13:9; Galater 5:14; Jakobus 2:8; usw.
Dieses Gesetz hat drei Aspekte. Erstens ist es verboten, einen Groll zu hegen. Unser Gedächtnis soll geläutert werden und unsere Sichtweise dadurch verändert werden. Wir betrachten Menschen und Ereignisse in Bezug auf unser Gedächtnis. In dieser Hinsicht ist das Gedächtnis ein unschätzbares und notwendiges Werkzeug zum Lernen, denn unser Wissen über die Vergangenheit gibt uns Unterscheidungsvermögen für die Gegenwart und Zukunft. Wenn also ein Mensch bereut und Wiedergutmachung geleistet hat, verletzen wir uns selbst, indem wir weiterhin einen Groll hegen. Dieser Aspekt von Levitikus 19:18 befasst sich mit unserem Verstand und unserem Gedächtnis.
Zweitens: Bevor wir die Reinigung unseres Geistes fordern, wird unser Handeln befohlen: keine Rache. Die Rache gehört Gott (5 Mose 32,35; Psalm 99,8; Jeremia 50,15; Hesekiel 25,14.17; Nahum 1,2; 2 Thessalonicher 1,8) und wird entweder durch sein Gesetz oder unabhängig von menschlichen Kräften, in Zeit oder Ewigkeit, geübt.
Der dritte Aspekt dieses Gesetzes ist die Forderung, den Nächsten zu lieben, das Gesetz Gottes ihm gegenüber einzuhalten, denn die Liebe ist die Erfüllung oder Inkraftsetzung des Gesetzes (Römer 13,8-10).
Dann wird der Grund genannt, warum wir dieses Gesetz befolgen müssen: „Ich bin der HERR.“ Es ist Sein Vorrecht, uns zu befehlen, weil Er es ist, der uns gemacht hat.
Einen sehr interessanten Einblick in die Bedeutung dieses Verses geben sowohl Porter als auch Knight, die die Schlüsselworte „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ als jemanden interpretieren, der wie du ein Geschöpf Gottes, ein Sünder und genauso gnadenbedürftig ist wie du. 6 Eine solche Auslegung bindet die Bedeutung an den Bund, an das Gliedsein untereinander und an das Erfordernis der Gnade und Barmherzigkeit gegenüber den Unbekehrten.
Ein Kommentar zur Bedeutung von Levitikus 19:18 wird von unserem Herrn gegeben. Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter ist eine Antwort auf die Frage: „Und wer ist mein Nächster?“ Unser Herr definiert die Bedeutung der Liebe in Bezug auf das Handeln und den Nächsten in Bezug auf alle Menschen (Lukas 10,25-37). Calvin bemerkte:
Nicht nur die, mit denen wir in irgendeiner Verbindung stehen, werden unsere Nächsten genannt, sondern alle ohne Ausnahme; denn das ganze Menschengeschlecht bildet einen Leib, von dem alle Glieder sind. Und folglich sollten wir durch gegenseitige Bande miteinander verbunden sein; denn wir müssen bedenken, dass wir auch die, die uns am meisten entfremdet sind, wie unser eigenes Fleisch pflegen und unterstützen sollten; denn wir haben an anderer Stelle gesehen, dass Gastarbeiter und Fremde in dieselbe Kategorie (mit unseren Verwandten) gesetzt werden; und Christus bestätigt dies ausreichend im Fall des Samariters. (Lukas 10:3)
Gottes Absicht durch seine neue Menschheit, das Bundesvolk, wird klar und offen. Die neue Menschheit soll die Völker dieser Welt umfassen, mit all ihrer Herrlichkeit (Offb 21,24-26). Die Anfänge dieser neuen Menschheit liegen in Gottes Bund und dem Bundeserlöser. Indem wir sein Gesetz, seine Regierung durch die Familie und die Ältesten, durch unsere Zugehörigkeit zueinander aufrichten und durch seine Gnade alle Dinge neu ordnen, erweitern wir die neue Menschheit und die neue Schöpfung.
den Vers 16 hatten wir schon einmal.
„Du sollst deinen Nächsten lieben…“ Malamat (1990) schlägt vor, dass ʾāhab lə (im Alten Testament viermal vorkommend, einschließlich des vorliegenden Verses) im Gegensatz zum allgemeineren ʾāhab ʾet bedeutet, „nützlich zu sein“ , nützlich zu sein, zu helfen oder. “Vielleicht wäre es auf der Grundlage der anderen von Malamat zitierten Texte (1 Kön 5: 1 [5:15], 2 Chr 18: 28–19: 2) besser den Satz in Bezug auf die Bundesbeziehung zu verstehen (Moran 1963).
Mat. 5:43; 19:19; 22:39, 40. Mar. 12:31–34. Lu. 10:27–37. Ro. 13:9. Ga. 5:14. Ja. 2:8.
Benjamin Franklin schrieb einmal: „Wer gut für Ausreden ist, ist selten für etwas anderes gut.“ Während viele Menschen der Meinung sind, dass eine Person, die Ausreden übertreibt, sie falsch reibt, ermutigt uns ein Vers aus der Parascha, Ausreden zu lesen – und alle anderen – im positiven Licht.
לֹא תִקֹּם וְלֹא תִטֹּר אֶת בְּנֵי עַמעַ וְאָהָבַתָּ לְרְ כָּמוֹךָ אֲנִי יְהֹוֹה׃ (ויקרא יט, יח)
Du sollst dich nicht rächen und deinen Landsleuten keinen Groll erweisen. Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst: Ich bin der Herr. (3. Mose 19:18)
Raschi kommentiert die Mizwa (Gebot), Ihren Mitmenschen wie sich selbst zu lieben:
ואהבת לרעך כמוך׃ אמר רבי עקיבא זה כלל גדול בתורה׃ (רש“י, שם)
Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst: Rabbi Akiva sagte: „Dies ist ein grundlegendes Prinzip der Tora.“ (Raschi, Lev. 19:18)
Bestimmte Gebote im Judentum, wie das Halten des Sabbats und das Einhalten des Kashrut (der Ernährungsgesetze), gelten speziell für Juden. Andere, wie „liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst“, haben universelle Relevanz. Beachten Sie, dass Raschi die Notwendigkeit betont, diesen universellen Befehl, andere zu lieben, wie wir uns selbst lieben, einzuhalten, indem er Rabbi Akivas Kommentar zitiert: „Dies ist ein grundlegendes Prinzip der Tora.“
Wie kann dieses Ideal angesichts der Komplexität der zwischenmenschlichen Beziehungen möglicherweise in die Praxis umgesetzt werden? Es kann hilfreich sein, zu verstehen, wie Menschen sich selbst entschuldigen. Schließlich sind fast alle von uns Experten geworden, wenn es darum geht, sich zu entschuldigen. Wenn wir zu spät zu einem Termin kommen, beginnen einige von uns mit langen Geschichten, die alle Ereignisse beschreiben, die zu unserer Verspätung geführt haben. So wie es legitime Ausreden für unser unvollkommenes Verhalten gibt, kann es auch legitime Ausreden für das weniger als einwandfreie Verhalten anderer Menschen geben. Anderen Menschen den gleichen Spielraum zu geben, den wir uns auf natürliche Weise geben, kann eine andere Möglichkeit sein, die Liebe zu einem Mitmenschen als uns selbst auszudrücken.
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