Nur ihm, meinem Liebsten, gehör ich
und mir gilt sein ganzes Verlangen!
Gute Nachricht Bibel – Hoheslied 7,11
„Ich gehöre nur ihm, meinem Schatz, und sein Herz sehnt sich auch nach mir.
VolxBibel – Hohelied 7:11
Ich bin meines Geliebten und nach mir ist sein Verlangen.
Elberfelder 1871 – Hld 7,11
Was macht den ein Liebeslied in der Bibel? Geht es hier um die Beziehung in einer Ehe? Oder haben die Ausleger recht, die meinen, dass es sich hier um die Beziehung Gottes mit seinem Volk Israel / seinem Volk der Kirche – geht?
Wie ist mein Verhältnis zu Jehovah? So eng wie zu einem Ehepartner? Oder ist Gott für mich eher wie ein Einkaufsladen oder ein Bestellkatalog? Und wenn ich ein persönliches Verhältnis zu Gott habe – bin ich dann der untergeordnete Part – wie in dem oben genannten Zitat aus Hohelied 7,11 – oder versuche ich „der Chef“ in dieser Beziehung zu sein?
Die Braut ist sich jetzt der besonderen Liebe des Bräutigams bewusst. Sie hat vorher gesagt: „Mein Geliebter ist mein, und ich bin sein (Hld 2,16). Das ist am Anfang ihrer Liebesbeziehung. Was sie erhalten hat, steht im Vordergrund. Darin hören wir, was für den Neubekehrten wichtig ist, was er erhalten hat: Vergebung der Sünde, ewiges Leben.
Ger de Koning – Das Buch Hohelied – Ausgelegt & angewandt – Das Schönste Liebeslied
Ein bisschen später sagt die Braut: „Ich bin meines Geliebten; und mein Geliebter ist mein“ (Hld 6,3). Sie ist in ihrer Beziehung zu ihrem Geliebten gewachsen. Hier steht nicht mehr im Vordergrund, dass er ihr gehört, sondern dass sie ihm gehört. Das kann man am Wachstum einer Person sehen, die sich bekehrt hat. Dann ist es nicht mehr die erste Priorität, dass der Herr Jesus ihr gehört, sondern dass sie dem Herrn Jesus gehört, dass sie sein Eigentum ist (Röm 14,7.8). Aber es ist immer noch wichtig, was sie empfangen hat: der Geliebte gehört auch ihr.
In Vers 10, den wir jetzt vor uns haben, sagt sie: „Ich bin meines Geliebten, und nach mir ist sein Verlangen.“ Hier geht es darum, wer die Braut für den Bräutigam ist. Beim geistlichen Wachstum des Gläubigen hat er dieses Stadium erreicht, das besonders wichtig ist – wer er für Ihn ist. Das Bewusstsein, dass seine Gedanken und Wünsche zu uns ausgehen, gibt uns die größte Freude. Die geistliche Reife wird dadurch unter Beweis gestellt, dass das Herz nicht mehr auf das eigene Glück fokussiert ist, sondern auf das Glück oder die Freude des Herrn.
Das wird auch auf Jerusalem in der Zukunft zutreffen. Der Herr Jesus rettet die Stadt und nimmt sie sich zur Braut. Sie wird sich dessen bewusst werden, dass sein Verlangen nach ihr ist. Dieses Bewusstsein überwältigt sie und gibt ihr die Gewissheit, dass niemand die neue Beziehung antasten kann. Solange unsere Liebe für Ihn die Grundlage unserer Gefühle ist, gibt es oft Ungewissheit über die Beziehung mit Ihm. Das Bewusstsein, dass Christus uns liebt, macht aller Ungewissheit darüber ein Ende.
Jetzt, da die Braut in ihrer Beziehung mit dem Bräutigam zur Ruhe gekommen ist, möchte sie mit ihm hinausgehen (Vers 12). Jetzt tut sie alles mit ihm zusammen. In den Versen 12.13 sagt sie viermal „lass uns“. Als praktische Anwendung möchte ich die folgende Bemerkung machen. In der Ehe ist es wichtig, daran zu denken, dass Mann und Frau alles zusammen haben und alles zusammen tun. Dies trifft nicht nur dann zu, wenn sie zusammen sind, sondern auch, wenn sie nicht zusammen sind. Wenn der Mann auf der Arbeit ist und über die Kinder redet, hört man ihn von „seinen Kindern“ reden, obwohl sie eigentlich „unsere Kinder“ sind, die Kinder sowohl von seiner Frau als auch von ihm.
So geht es uns auch mit der Liebe zum HErrn Jesu. Wenn die Flitterwochen vorüber, und man hat deß HErrn Weise kennen lernen im Kreuz und in der Anfechtung, hat Seine treue Hand in Seiner scheinbaren Rauheit gefühlt, dann ist die Liebe viel brünstiger als im Anfang, aber auch viel nüchterner und besonnener. Dann sagt man ruhig V. 10, und das ist auch genug. Es ist uns felsenfest gewiß : Er bleibt uns zur Seite. V. 11 ist die Bitte der begnadigten Seele zum HErrn Christus, Er möge sich mit ihr aus dem Getümmel der Welt in die Einsamkeit zurückziehen. Das ist immer die Sprache der ruhig und fest glaubenden Seele: sie sehnt sich, in der Einsamkeit ihren geliebten HErrn zu genießen. Es ist unmöglich, sich Seiner vollständig in der Oeffentlichkeit zu erfreuen, denn selbst kein Gläubiger versteht den andern in seiner eigenthümlichen Liebe; jede Seele liebt den HErrn in ihrer besondern Weise, und einer jeden giebt Er sich ganz besonders. Man ist so gern mit seinem Heiland allein; man hat Ihm so Vieles allein zu sagen, das Kämmerlein ist so viel werth, wo Alles fern ist, was die innige Gemeinschaft der Liebe trüben kann. Dann wenn Niemand zuhört und zusieht, erfährt man erst recht des HErrn Liebesbeweise. Darum geht das Streben eines rechten Christen oft nach der Einsamkeit, gleichsam um recht genau zuzusehn, wie es V. 12 mit den Früchten des Geistes steht.
Theodor Harms – Das Hohelied
Mit einem Jubelruf setzt dieses Lied des Verlangens ein: »Ich gehöre meinem Geliebten« (V. 11). Das »Ich« ist wie so ofta betont. Das also ist ganz sicher: »Ich gehöre ihm« – und so wie »ich« keine andere! Man kann auch formulieren: »Ich«, mit allem, was ich bin und habe, also mein ganzes Ich gehört ihm! Daß hier 2,16 und 6,3 wiederholt wird, macht es nur desto gewisser.
Wuppertaler Studienbibel
Aber mm kommt ein neuer Satz: »und nach mir steht sein Verlangen« (V. 11). Das ist Jubel: »Sein Verlangen« richtet sich auf mich! Das ist Staunen: Ausgerechnet »nach mir« hat er »Verlangen«! Und das ist Triumph: Ja, gerade »nach mir«! Schon längst haben die Ausleger bemerkt, daß dieser Satz mit 1Mo 3,16 zusammenhängt.465 Dort sagt Gott zur Frau: »dein Verlangen soll nach deinem Manne sein«. Jetzt erleben wir im Hohenlied die umgekehrte Richtung: Das »Verlangen« des geliebten Mannes »steht nach« der geliebten Frau. Das heißt doch: Er will sie ganz, leiblich, seelisch, geistig. Alle Kräfte binden die beiden zusammen.466 Dieser Vorgang erinnert nicht bloß an 1Mo 3,16, sondern auch ein 1Mo 2,24. Es ist allerdings in Hl 7,11 kein Strafcharakter mehr zu spüren wie in 1Mo 3,16, sondern nur noch Freude, Geborgenheit und Gewißheit.
In der Pessachwoche ist es üblich, das alte ′′ Liebeslied ′′ von König Salomon namens Shir Ha-Shirim (şǐyr haşi̇̌yriym) oder das ′′ Lied der Lieder ′′ zu lesen, das als Geschichte über Gottes Liebe verstanden werden kann…. Das Evangelium offenbart Gottes Leidenschaft für uns, den Ruf seines Herzens, seinen Wunsch, uns zur Rolle des Geliebten zu erheben, und wir antworten, indem wir Ihn als den großen Liebhaber unserer Seelen akzeptieren, die ′′ ultimative Sorge ′′ unseres Lebens. Die Sünde droht, uns von Gottes Liebe zu verführen, um unsere Beziehung zu beeinflussen, die Gottes ′′ Eifersucht ′′ hervorruft, um die Liebe vor Verlust zu schützen. Es steht geschrieben, dass ′′ vollkommene Liebe Angst auswirft ′′ (1 Johannes 4:18), aber die perfekte Liebe (teleía teleía) muss ′′ perfekt ′′ sein, das ist, gegenseitig, vollständig, vollständig und mit Leidenschaft lebendig. Auf Hebräisch ist perfekte Liebe ′′ Shalem ′′ – das ist ganz, geheilt und vereinheitlicht (ʼahàbáh şĕ̌lémáh). Perfekte Liebe wird gegeben und empfangen… Es ist keine ′′ perfekte Liebe… objektiv zu akzeptieren, dass Gott dich in Jesus liebt. Nein, du musst dies als innere Leidenschaft erhalten, du musst darin leben, es umarmen, es übernehmen und dein Herz in Fülle füllen lassen. Diese Liebe, diese ′′ perfekte Liebe,“ dann wird deine Angst wegwerfen, unerwünscht, abgelehnt und verlassen zu werden. Aber um diese Liebe zu erfahren, musst du dein Herz öffnen und es als dein eigenes akzeptieren; du musst dich als den Geliebten Gottes akzeptieren.
Hebräisch für Christen