ist es Liebe, wenn ich gegen andere kämpfe?

Die Liebe ist langmütig, ist gütig; die Liebe neidet nicht; (O. ist nicht eifersüchtig) die Liebe tut nicht groß, sie bläht sich nicht auf, sie gebärdet sich nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihrige, sie läßt sich nicht erbittern, sie rechnet Böses nicht zu, (O. denkt nichts Böses) sie freut sich nicht der Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich mit der Wahrheit, sie erträgt alles, (O. deckt alles zu) sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles. Die Liebe vergeht nimmer;
Elberfelder 1871 – 1 Kor 13,4–8a

Die Liebe ist geduldig und gütig.
Die Liebe eifert nicht für den eigenen Standpunkt,
sie prahlt nicht und spielt sich nicht auf.
Die Liebe nimmt sich keine Freiheiten heraus,
sie sucht nicht den eigenen Vorteil.
Sie lässt sich nicht zum Zorn reizen
und trägt das Böse nicht nach.
Sie ist nicht schadenfroh,
wenn anderen Unrecht geschieht,
sondern freut sich mit,
wenn jemand das Rechte tut.
Die Liebe gibt nie jemand auf,
in jeder Lage vertraut und hofft sie für andere;
alles erträgt sie mit großer Geduld.
Niemals wird die Liebe vergehen.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 1.Korinther 13,4–8

Die Liebe ist geduldig und freundlich. Sie ist nicht neidisch oder überheblich, stolz oder anstößig. Die Liebe ist nicht selbstsüchtig. Sie lässt sich nicht reizen, und wenn man ihr Böses tut, trägt sie es nicht nach. Sie freut sich niemals über Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich immer an der Wahrheit. Die Liebe erträgt alles, verliert nie den Glauben, bewahrt stets die Hoffnung und bleibt bestehen, was auch geschieht. Die Liebe wird niemals aufhören,
Neues Leben Bibel – 1.Korinther 13:4–8

Liebe ist entspannt, sie mag Menschen, sie ist nett zu Leuten. Neid ist für sie ein Fremdwort, sie sieht nicht von oben auf andere runter, angeben hat sie nicht nötig und sie markiert auch nie den dicken Macker. Liebe will Leute nie fertigmachen, und sie will auch nicht das fetteste Stück vom Kuchen haben. Die Liebe lässt sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen, und sie verzeiht, wenn man link zu ihr war. Sie hat keinen Bock drauf, wenn jemand abgelinkt und ungerecht behandelt wird. Sie feiert, wenn die Wahrheit siegt und alles korrekt zugeht. Die Liebe ist nicht totzukriegen, sie hört nie auf zu vertrauen, sie verliert nie die Hoffnung, sie übersteht jede Krise.
VolxBibel – 1.Kor. 13:4–7

Vor wenigen Tagen behauptete ein Staatsoberhaupt eines großen Landes, dass Soldaten die in ein anderes Land einmarschieren, dies „aus Liebe“ zu tun würden – und zitierte die Worte Jesu, dass jemand seine Liebe beweise, wenn er seine Seele für andere Menschen hergebe. Deshalb schau doch einmal in deine Bibel und schau dir an, wie die Bibel in 1.Korither 13 die Liebe definiert!

Auch Selbstaufopferung kann auf Selbstsucht beruhen (vgl. Mt 6,2), ja sogar das letztmögliche Opfer, die Selbsttötung (vgl. Dan 3,17-18; apokryph: 2. Makk 7,5; Strabo, Geographie 15. 1. 73), ist ohne die Liebe wertlos.
1Kor 13,4
An dieser Stelle wechselt Paulus von der ersten in die dritte Person; statt seiner wird nun die personifizierte Liebe Subjekt. Manche Exegeten sehen in den Versen 4-6 eine Anspielung auf die Früchte des Geistes (Gal 5,22); andere Verstehen sie als eine Beschreibung Christi selbst. Wie die beiden Seiten einer Münze sind beide Möglichkeiten denkbar; beide Deutungen brächten eine Lösung für viele Probleme, mit denen die Korinther zu kämpfen haben. Die Liebe, die Paulus hier (zunächst in negativen, dann in positiven Eigenschaften) beschreibt, bildet den „Weg“. Die Liebe ist langmütig … freundlich … eifert nicht …. treibt nicht Mutwillen und bläht sich nicht auf.
Geduld (makrothymia) ist die Fähigkeit, Unrecht zu erleiden, ohne Vergeltung zu üben. Die korinthische Gemeinde hat viele Glieder, denen Unrecht zugefügt worden ist (z. B. in Prozessen, 1Kor 6,8 ,oder den Armen bei den gemeinsamen Mahlzeiten, 1Kor 11,21-22). Die Antwort der Liebe auf dieses Unrecht besteht in Freundlichkeit und Güte. Auch Neid und Prahlerei, als zwei Pole desselben Problems, scheinen in der Gemeinde im Überfluß vorhanden zu sein (z. B. in den Spaltungen, 1Kor 1,10; 3,3.21; und in bezug auf die Gaben, 1Kor 12,14-25 ). Doch die Korinther besitzen kein Monopol für den Stolz, auch wenn es manchmal den Anscheinhat. Das Verb physioO steht im Neuen Testament insgesamt nur siebenmal, sechsmal davon in diesem Brief (vgl. 1Kor 4,6.18-19; 1Kor 5,2; 1Kor 8,1).
1Kor 13,5
Dann beschreibt Paulus die Liebe viermal in negativer Formulierung: „Sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie läßt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu.“ Die Ungehörigkeit zeigte sich am Verhalten der korinthischen Frauen im Gottesdienst ( 1Kor 11,2-16 ), beim Abendmahl ( 1Kor 11,17-22 ) und ganz allgemein bei der Ordnung des Gottesdienstes ( 1Kor 14,26-33 ). Die Selbstsucht trat in erster Linie beim Essen von Götzenopferfleisch zutage ( 1Kor 8,9; 10,23-24 ). Menschen, die sich nicht erbittern lassen, führen gewöhnlich keine Prozesse (wie in 1Kor 6,1-11 ). Die Liebe spricht nicht über das ihr zugefügte Unrecht, obwohl es in Korinth dafür mehr als genug Gelegenheit gab (z. B. 1Kor 6,8; 1Kor 7,5; 1Kor 8,11).
1Kor 13,6
Die Liebe freut sich nicht über die Ungerechtigkeit (z. B. den Inzest; 1Kor 5,1-2.8), sie freut sich aber an der Wahrheit (1Kor 5,8).
1Kor 13,7
Die Liebe erträgt alles (vgl. 1Kor 8,13), sie glaubt alles (vgl. 1Kor 15,11), sie hofft alles (vgl. 1Kor 9,10.23), sie duldet alles (hypomenei, „bleibt beständig angesichts widriger Umstände“; vgl. 1Kor 9,19-22 ).
1Kor 13,8
Nachdem er so beredt die überragende Bedeutung (V. 1-3) und Vollkommenheit (V. 4-7) der Liebe herausgearbeitet hat, unterstreicht Paulus zusätzlich ihre Dauer (V. 8-13). Die Liebe hört niemals auf; positiv gesagt: sie währt ewig. Das

Walvoord Bibelkommentar

»Die Liebe ist« – dann folgen fünfzehn Verben, Tätigkeitswörter. Es geht also um die Ausprägungen der Liebe, um das Verhalten dessen, der von der Gottesliebe entzündet ist. So wie jetzt beschrieben begegnet er Brüdern und Nächsten. Die geistgewirkte Liebe wird zuerst in ihren Ausprägungen in der täglichen Begegnung mit den Mitmenschen gelebt. Deshalb entfaltet der Apostel hier keine Theorie der Liebe, sondern zählt – sicher mit Blick auf die Nöte in Korinth – konkrete Schritte der Liebe auf. Das Wesen solcher Liebe liegt in ihrem Tun.
»Die Liebe ist langmütig«: der vom Gottesgeist zur Liebe Entzündete begegnet dem andern geduldig (eigentlich: »mit langer Kraft«). Solche Liebe lässt den anderen weder fallen noch links liegen, sondern trägt ihn in werbender Geduld. Liebe orientiert sich nicht an den natürlichen Gesetzen von Sympathie und Antipathie, vielmehr an der Tragkraft des Erbarmens, wie Gott selbst Langmut an uns übt (vgl. Jon 4,2; Röm 2,4; auch 2Kor 6,6; Gal 6,2; Kol 1,11; 2Tim 3,10). Und solche Liebe hat der Herr selbst geübt, gegenüber Petrus und Judas etwa (vgl. Lk 22,21-31ff.). Langmut aber, begleitet von einer Leidensmiene, schreckt ab, denn »die Liebe ist freundlich«. Solche Liebe begegnet dem andern in gewinnender Güte; sie kann ertragen und schweigen, ohne bitter zu werden. Das Vorbild Jesu eröffnet die Tiefe solcher Güte und Freundlichkeit, zum Beispiel die Fußwaschung der Jünger, bei der Jesus wortlos und ohne Vorwurf, Bitterkeit oder Leidensmiene den Rangstreit der Jünger in Langmut und Güte beendet (vgl. Joh 13,1-30).
Nach diesen zwei Grundlinien folgen acht Verneinungen, die zeigen, wie die Liebe nicht ist, was sie nicht tut; den Korinthern wird ihr Tun und Verhalten aufgedeckt. »Die Liebe eifert nicht«: sie ist nicht eifersüchtig und neidet dem anderen nicht das Seine. Aus der bitteren Wurzel der neidenden Eifersucht erwachsen doch Spaltungen und Streitigkeiten, damals in Korinth bis heute (vgl. 1Kor 3,3; auch Röm 13,13; 2Kor 12,20; Gal 5,20; Jak 3,14).
Der Herr lebt das vor, denn er sucht nicht seine Ehre, sondern in allem die Ehre seines Vaters (vgl. Joh 5,41; 8,50ff.; Joh 9,24; 11,4; auch Gal 5,26; Phil 1,11; 2,3.11). Die Liebe »treibt nicht Mutwillen« (wörtlich: »prahlen«), spielt sich nicht auf; dies ist ergänzt durch »sie blähet sich nicht«. Solche Liebe stellt sich nicht in den Vordergrund und »bläst sich nicht auf«, wie das in Korinth der Fall war (vgl. 1Kor 4,6; 8,1). Liebe ist demütig – so hat es der Herr selbst vorgelebt: »von Herzen demütig« (Mt 11,28-30).

Die Liebe ist »nicht unschicklich«; so müsste das »stellt sich nicht ungebärdig« eigentlich wiedergegeben werden. Die geistgewirkte Liebe strahlt einen geistlichen Herzenstakt aus (es steht wohl die »Keuschheit« aus Gal 5,22 dahinter, die stille freundliche Zurückhaltung, die den anderen nicht überfällt und beschämt). Solche Liebe »sucht nicht das Ihre«, wie etwa die Starken in Korinth ihre Freiheit ohne Rücksicht auf den schwachen Bruder leben (vgl. 1Kor 8,7ff.); es ist die göttliche Liebe, die Rettung und Heil der Menschen will, wie der Herr gekommen ist, »zu suchen und selig zu machen, was verloren ist« (Lk 19,10). Eine Liebe ist sie, die sich »nicht erbittern lässt« (wörtlich: die sich nicht »aufreizen lässt« zum Zorn); es ist die Liebe, die der Herr lebte bis zum Kreuz, »welcher nicht wiederschalt, da er gescholten ward, nicht drohte, da er litt« (1Petr 2,23). Dieses Tun der Liebe wird ergänzt durch »sie rechnet das Böse nicht zu«.
Darum kann der Herr am Kreuz bitten: »Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun« (Lk 23,34), und Stephanus unter dem Steinhagel ruft: »Herr, behalte ihnen diese Sünde nicht« (Apg 7,59). Besser als alle theoretischen Erklärungen zeigen der Herr und seine Zeugen die Wirklichkeit solcher gelebten Liebe. Denn auch das gilt von Jesus, was von der Liebe gesagt ist: »Sie freuet sich nicht der Ungerechtigkeit.« Der Herr leidet unter dem Unrecht -Tun Israels. Es treibt ihn zu Tränen, wenn er auf dem Ölberg klagt: »Jerusalem, Jerusalem, wie oft habe ich dich versammeln wollen … und du hast nicht gewollt« (Mt 23,37). Alle Spielarten menschlicher Schadenfreude, fanatischer Freude über verdiente Strafe oder selbstsichere Freude über verdientes Unglück sind der geistgewirkten Liebe fern. Vielmehr »freuet sie sich aber der Wahrheit«. Es ist die Freude, wenn Wahrheit geschieht, wo ein Mensch sein Leben aufdecken lässt und umkehrt zum Weg des Lebens; die Freude, die im Himmel ist, wenn ein »Sünder Buße tut« (Lk 15,7), wie der Herr es sagt; die Freude, die der gute Hirte hat, wenn er das eine verlorene Schaf gefunden hat oder wenn der verlorene Groschen wiedergefunden wird (vgl. Lk 15,1-10).

Das viermalige »alles« fasst die Verse 4-6 zusammen. Die Liebe »verträgt alles«. Das Griechische lässt zwei Auslegungen zu, nämlich »bedecken« (im Sinne von »schweigen«) und »ertragen« (im Sinne von »aushalten«). Beides klingt zusammen in der Begegnung des Auferstandenen am See Tiberias mit dem versagt habenden Petrus. Er »hält ihn aus«, er verstößt ihn nicht, und er zieht sein Versagen nicht wieder in alle Öffentlichkeit. Der Herr schweigt darüber, aber mit seiner dreimaligen Frage nach des Petrus Liebe setzt er einen Neuanfang (vgl. Joh 21,15-19). Die Schuld und das Versagen des anderen »bedecken« wird immer mit dem Hinweis auf die Vergebung verbunden sein; das Schweigen vor anderen über solche Sünde ist verbunden mit dem Reden gegenüber dem Sünder. Dann hält die Liebe den anderen aus, wenn sie ihn unermüdlich auf den Herrn hinweist, der den Neuanfang schenken will und schenkt.
Das unterstreicht: Die Liebe »glaubet alles«. Damit ist nicht eine oberflächliche Leichtgläubigkeit oder gar der Glaube an »das Gute im Menschen« gemeint, sondern alles erwartender und erbittender Glaube im biblischen Sinn: Ein Gott -Vertrauen, das Gott beim Wort nimmt, seinen Zusagen und Verheißungen glaubt und von dorther für jeden Menschen die Möglichkeit der Rettung erglaubt. Wieder ist es letztlich der Glaube, den der Herr hatte, als er in der dunkelsten Stunde seines Lebens, am Kreuz, betete: »Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände« (Lk 23,46). Solche Liebe »hoffet alles«; sie setzt alle Hoffnung auf Gottes Handeln zur Vollendung im Blick auf sich selbst und die Verheißung der himmlischen Güter, im Blick auf den anderen, den Gott zum ewigen Leben erwecken kann, und im Blick auf diese ganze Welt und Zeit, die Gott in dem neuen Himmel und der neuen Erde vollenden wird. Es ist die Hoffnung, die Jesus vorgelebt hat, als er bei seinem Ringen im Garten Gethsemane bat: »Nicht mein, sondern dein Wille geschehe« (Lk 22,42). Und schließlich: Die Liebe »duldet alles«. Es ist eine Liebe, die standhält und aushält, die – so wörtlich – »darunter bleibt«. Das ist etwas anderes als das »Vertragen«, denn jetzt ist ein Aktives mitgesetzt, etwa im Sinne von »etwas auf sich nehmen und dadurch übernehmen und verwandeln«. Wieder soll dies das Handeln unseres Herrn verdeutlichen. Er nimmt das Leiden auf sich, übernimmt es als Gottes Heilswille, und so wird es verwandelt in die Kraft der Auferstehung. Das »Dulden« meint hier also nicht nur passives Ertragen, sondern den Segen des Leidens und der Heimsuchung zu gewinnen. Letztlich ist solches Dulden das durchgerungene, freudige Ja zu Gottes Wegen mit uns.
….
Diese Verse sind keine Theorie über die Liebe – Setze den Namen Jesu Christi ein, und du erkennst Wesen und Praxis der Liebe, wie es uns die Bibel bezeugt – Er ist Liebe.
a) Was die Liebe tut
Es sind Verben, Tätigkeitswörter – Geistgewirkte Liebe erschöpft sich nicht im Gefühl, sie handelt – Liebe ist deshalb die Zusammenfassung der Gebote: »Du sollst lieben …«, ist Aufmunterung zum Tun – Liebe handelt langmütig und freundlich – Solche geistgewirkte Liebe hat große Kraft, lange Kraft – Sie wendet sich in unermüdlicher Treue dem Bruder und Nächsten zu – Das ist ihre Grundbewegung: Auf den anderen zu, weg von sich selbst – Alle anderen Ausprägungen geschehen in dieser Zielbewegung der Langmut – So hat es Jesus selbst gelebt – Er lebt ganz auf uns zu, wollte nichts für sich – Beispiel seiner Langmut: Petrus, ja selbst Judas – die Liebe freundlich – Nicht mit Leidensmiene; das würde solche Zuwendung unerträglich machen – Liebe in gewinnende Güte, wie der Herr den Jüngern die Füße wusch – Diese zwei Tat -Weisen bestimmen grundsätzlich die geistgewirkte Liebe: Auf den anderen hin, in Güte und Freundlichkeit.
b) Was die Liebe nicht tut
Von daher ist dem, der zu solcher Liebe erweckt ist, vieles, was sonst jeder tut, nicht möglich – Die Liebe zerstört nicht die Gemeinde in neidender Eifersucht, wie das in Korinth geschah – Sonst regiert doch wieder die alte Art, die natürliche Liebe, der Egoismus, d. h.: »Jeder ist sich selbst der Nächste« – Sonst kommt es zum gewohnten Prahlen, zum Sich -Aufspielen und Sich -selbst -in -den -Vordergrund-Stellen – Wie viel Verderben richtet es in der Gemeinde an, wo solche Eigensucht herrscht! – Liebe ist demütig – Sie begegnet dem andern mit geistlichem Herzenstakt, der ihn nicht überfällt oder bloßstellt – Sie sucht wirklich den anderen und nicht sich selbst – Liebe lässt sich nicht zum Zorn reizen und ist allezeit bereit, zu vergeben, und das Böse, etwa erlittenes Unrecht, zu vergessen, aus dem Gedächtnis zu streichen – Solche Liebe hat das Ziel, dass Menschen die Wahrheit, also den Herrn finden und mit ihm neu anfangen – Jede Freude am Unglück und dem Versagen des anderen ist ihr deshalb fremd.
c) Dass die Liebe alles tut
Im »alles« wird die umfassende Lebensprägung des Jüngers Jesu Christi festgehalten – Solche Liebe erfasst und gestaltet nicht nur Teil-(»Sonntags«-) bereiche des Lebens, sondern durchwirkt alles – Sie verträgt alles im doppelten Sinn: Liebe bedeckt mit Schweigen die Sünde des anderen vor anderen, redet aber deutlich mit dem Sünder – Wie Jesus mit Petrus am See neu beginnt, so weist die Liebe immer wieder auf den Neubeginn hin und wagt ihn mit dem anderen – So erträgt sie den anderen, dass sie ihn nie aufgibt, sondern unermüdlich um ihn ringt, besonders in anhaltender Fürbitte – Sie glaubt deshalb alles; in alles erwartendem und alles erbittendem Glauben an Gottes Handeln, auf den sie alle Hoffnung für sich, den Bruder, ja die ganze Welt setzt – So ist es duldende Liebe, die Gottes Wege annimmt, übernimmt und darin den Segen gewinnt – So lebt es der Herr durch das ganze Geschehen seines Leidens und Sterbens.

Gerhardt Maier – Edition C

Paulus gibt an, woran man es merkt, ob die Liebe unser Verhalten regiert oder ob sie uns fehlt. Sie bändigt und beherrscht den Zorn. Wenn wir sie haben, so können wir vergeben und es tragen, wenn andere uns verletzen. Sie selbst verletzt die anderen nicht, sondern gewährt ihnen freundlich und hilfreich gern, was sie erfreut.

Eifersucht und Liebe sind für den natürlichen Willen nahe beieinander; denn die Liebe verwandelt sich, wenn sie sich von den selbstsüchtigen Trieben nicht befreien kann, leicht in Eifersucht; wir wollen das, was wir lieben, vollständig und allein für uns besitzen und bekämpfen mit Leidenschaft jede Gefahr, die uns im Besitz dessen, was wir lieben, stört. Wo die Eifersucht aufkommt, hat ein eigensüchtiger Wille die Liebe verdrängt; dann kämpfen wir für unseren eigenen Genuss und Besitz und wollen die anderen uns unterwerfen und knechten sie. Auch ein übermütiges Gebaren hängt sich zwar leicht an die Liebe, ist ihr aber in Wahrheit fremd. So suchen wir wieder nur unsere eigene Befriedigung, wir bringen das Wohlgefühl zum Ausdruck, das uns selbst erfüllt, und steigern es dadurch. Ein ähnlicher Vorgang findet statt, wenn unsere Kraft uns stolz oder eitel macht. Dann beugen wir wieder den Blick auf uns selbst zurück und bewundern uns um der Größe dessentwillen, was wir für uns erlangt haben. Wenn aber die Liebe unverletzt bleibt und die selbstischen Triebe überwindet, so wird dies dadurch offenbar, dass wir von aller Hoffart frei werden; denn ihre selbstlose Art verträgt sich nicht damit, dass wir uns selbst bewundern. Sie verwehrt uns auch, Anstand und Sittsamkeit zu verletzen. Weil sie den anderen nicht weh tun, sondern wohltun will, meidet sie mit hellem Blick alles, was der Würde der anderen Eintrag tut. All dies hat darin seinen Grund, dass, wer die Liebe hat, nicht die eigene Befriedigung sucht. Ein Begehren, das uns irgendeinen Besitz oder Genuss für uns selbst begehren lässt , ist noch nicht Liebe. Ihr Ziel ist nicht, dass wir erreichen, was wir für uns wünschen, sondern, dass wir den anderen geben, was ihnen dient.

Kommt uns die Sünde der anderen in den Weg, dann zeigt sich wieder deutlich, ob wir die Liebe haben oder nicht. Erregt das Vergehen der anderen gegen uns in uns den heißen Unwillen, der sich mit Worten und Werken gegen sie kehrt, oder sparen wir das Böse, das sie uns taten, in unserem Gedächtnis auf, damit es, wenn die Gelegenheit kommt, unser Verhalten gegen sie bestimme, so ist das nicht Liebe, auch nicht Liebe Gottes und seines heiligen Rechts. Freilich macht uns die Liebe Gottes die Grenze unverletzlich, die das, was recht ist, vom Unrecht trennt. Am Unrecht kann sich die Liebe nicht freuen, weil sie den Schaden vor Augen hat, den sich der Täter des Unrechts selbst bereitet. Aber sie wird dadurch, dass sie vom Willen Gottes nicht lässt , nie zum Verderber der Menschen. Der natürliche Wille führt uns leicht dazu, dass die Liebe sich mit leerem Schein verbindet. Sie kann auf diesen nicht verzichten, solange sie mit Selbstsucht verwoben ist; solange macht sie blind und verdeckt sich die Wirklichkeit durch Einbildung. Daran geht sie selbst unter. Die echte Liebe hat ihr Merkmal daran, dass sie mit der Wahrheit im Bunde ist; sie freut sich immer, wenn die Wahrheit ans Licht kommt, und sie tut nichts wider sie, sondern alles für sie. Die Liebe will ja wirklich den Menschen helfen und Gemeinschaft mit ihnen gewinnen; das verhindert der Schein; einzig die Wahrheit führt die Liebe zu ihrem Ziel.

Dass unsere Liebe zur Lüge und zum Schein sich flüchtet, hat seinen Grund oft in unserer Weichlichkeit, die nicht leiden mag. Wir fürchten uns vor der Wirklichkeit und wollen nicht sehen, was die anderen sind und tun, weil wir die Sorge haben, daran gehe unsere Liebe unter; so Schweres ertrage sie nicht. Aber diese Weichlichkeit pflanzt uns nicht die Liebe, sondern nur unsere schlechte Eigensucht ein. Die Liebe kann leiden, und sie will es, wenn sie muss. Paulus hat die Zuversicht, dass sie alles aushalten kann und vor keinem Druck des Leidens und vor keiner Gewalt des Schmerzes erliegt. Sie steigt immer wieder über den Schmerz empor und gewährt uns neue Leidensfähigkeit. Denn sie lässt das Vertrauen nicht fallen, sondern glaubt mit einer unerschöpflichen Zuversicht, die keine Grenzen hat. Hätten wir es nur mit den Menschen zu tun, so gäbe es natürlich keine Liebe, die alles zu glauben vermöchte: über jede Schuld hinweg, weil sie für sie die Vergebung hat, und über jede Not hinweg, weil sie für sie die Hilfe kommen sieht. Das vermag die Liebe nur dadurch, dass sie an die allmächtige Gnade Gottes glaubt. Sonst müsste ihr Vertrauen da enden, wo die menschliche Kraft endet, und wenn sie dennoch alles glauben wollte, so wäre ihr Glaube eine Torheit. Nun aber, da sie ihren Glauben auf Gott stellen darf, hat sie recht, wenn sie auch im Verkehr mit den Menschen eine Zuversicht erzeugt, die keine Grenzen hat. Sie lässt den Glauben nicht fahren, weil sie die Hoffnung nicht preisgibt, sondern von der schweren Gegenwart hinweg auf das sieht, was die Gnade Gottes uns in der Zukunft bereiten wird. Sie flüchtet sich aber nicht mit selbstsüchtigem Sinn zur Hoffnung, nur dazu, um sich mit ihr zu erheitern und zu trösten; vielmehr liegt es ihr ernsthaft daran, dass die Hilfe Gottes denen widerfahre, für die sie sorgt und um die sie sich müht. Darum hofft sie nicht nur, sondern sie trägt und duldet; und wie sie unsere Hoffnung von jeder Schranke befreit, so macht sie auch die Geduld vollkommen und erzeugt jene Tragkraft, die sich unter jede Last beugt, ohne dass sie unter ihr zerbricht. Wenn die Leidensscheu uns weichlich macht oder unser Glaube im Blick auf die anderen zerbricht oder unsere Hoffnung für sie versinkt oder die Geduld uns ausgeht, so dass wir die Gemeinschaft mit ihnen fliehen um der Last willen, die sie uns auferlegt, dann ist auch die Liebe geschwunden. Ist sie uns gegeben, so ist sie die Quelle, aus der uns in allen Verhältnissen und für alle Anliegen der Glaube und die Hoffnung und die Geduld zuströmen.

Wir zwar können sie töten und auch dann, wenn Gott sie uns angeboten hat, sie wieder wegwerfen. Aber nur so kann sie vergehen, nie so, dass sie widerlegt würde und am Gang der Dinge scheiterte, nie so, dass wir sie verlieren müssten, obgleich wir sie haben möchten. Sie ist das, was uns bleibt; denn sie hat Gott für sich und steht mit seinem Willen in Übereinstimmung. Mit ihr empfangen wir das, was die Art und das Merkmal des ewigen Lebens ist. Dadurch ist die Liebe über alles erhöht, was wir uns durch unser Denken anzueignen vermögen; denn in unserer Erkenntnis besitzen wir nichts, was unvergänglich wäre. Das sagte Paulus denen, die aus dem Wort Jesu eine Weisheit und aus ihrem Christenstand nur Gedanken zu machen geneigt waren.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

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