Hast du nicht gesehen, wie Achab sich vor mir gedemütigt hat? Weil er sich also meinetwillen verdemütigt hat, will ich das Unglück nicht in seinen Tagen hereinbrechen lassen, sondern in den Tagen seines Sohnes will ich das Unglück über sein Haus kommen lassen. [2Könige 9,26] – Das ganze Unheil soll nicht über Achab kommen, sondern nur ein Teil. Der Herr weist auf die Drohung hin, das Unrecht der Väter an den Kindern bis ins 3. und 4. Glied zu strafen. Die Milderung der Strafe hob das Lecken des Blutes durch die Hunde bei Jezrahel auf; dass sie es bei Samaria taten, war Zeichen des [1Könige 20,42] angedrohten gewaltsamen Todes.
Joseph Franz von Allioli – 1. Könige 21,29
Hast du gesehen, daß Ahab sich vor mir gedemütigt hat? Weil er sich vor mir gedemütigt hat, will ich das Unglück in seinen Tagen nicht bringen; in den Tagen seines Sohnes will ich das Unglück über sein Haus bringen.
Elberfelder 1871 – 1. Könige 21:29
Hast du gesehen, wie sich Achab vor Meinem Angesicht niedergebeugt hat? Darum, daß er sich niederbeugte vor Meinem Angesichte, werde Ich das Böse nicht bringen in seinen Tagen. In seines Sohnes Tagen werde Ich das Böse über sein Haus bringen. 2Kön 9,20; 2Chr 12,7.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 1.Könige 21,29
Muß nicht jemand, der einen Fehler gegenüber Jehovah gemacht hat, seinen Fehler wieder gut machen und Reue zeigen? Oder wie sieht Jehovah dies?
Hast du gesehen, wie Ahab sich vor mir gedemütigt hat? In anderen Zusammenhängen bezieht sich das hebräische Verb „hat sich gedemütigt“ auf die politische Unterwerfung unter eine überlegene militärische Macht, aber hier (und in 2. Könige 22,19) geht es um geistige Unterwerfung. In einigen Sprachen wird es mit „hat sich erniedrigt“ oder „hat sich selbst erniedrigt“ übersetzt.
Handbuch zu Könige – Roger L.Omanson
Vor mir kann mit „in meiner Gegenwart“ oder „vor meinen Augen“ übersetzt werden. Dies sollte jedoch nicht so verstanden werden, dass Ahab sich nur vor Gott demütigte. Die Bedeutung ist vielmehr: „Siehst du, wie sehr Ahab bereut, was er getan hat?“ (CEV).
Weil er sich vor mir gedemütigt hat: Anstatt das Wort „weil“ an den Anfang des zweiten Satzes zu setzen, wird es in einigen Sprachen natürlicher sein, einfach zu sagen: „Ahab hat sich wahrhaftig vor mir gedemütigt“ und dann in einem neuen Satz mit dem Verbindungswort „deshalb“ oder der Formulierung „aus diesem Grund“ zu beginnen, gefolgt von der Verheißung der aufgeschobenen Strafe.
In seinen Tagen … in den Tagen seines Sohnes: Diese wörtliche Wiedergabe bezieht sich auf die Zeit, in der Ahab lebte und sein Sohn lebte.
Sein Haus bezieht sich wiederum auf die Familie Ahabs.
Die Erfüllung dieses Versprechens, Ahabs Familie zu bestrafen, findet sich in 2. Könige 9,26 und 10,6-10.
Elias Voraussage des Gerichts schmetterte Ahab nieder. In aufrichtiger Reue demütigte er sich selbst vor dem Herrn. Sich die Kleidungsstücke zu zerreißen ( Est 4,1; Hi 1,20 ), Sackleinen zu tragen ( 1Mo 37,34; 1Kö 20,31-32; Est 4,1; Neh 9,1; Dan 9,3 ) und zu fasten ( Neh 9,1; Dan 9,3 ) beweist alles einen Geist des Kummers und der Zerknirschtheit. Gott bemerkte Ahabs Sinneswandlung und Verhaltensänderung. Ahabs Leben war tief in Sünde versunken, aber als Antwort auf seine Selbstdemütigung erwies ihm Gott Gnade. Die Zerstörung, die über Ahabs Haus kommen sollte, würde nicht zu seinen Lebzeiten, sondern in den Tagen seines Sohnes Joram vollstreckt werden ( 2Kö 9,24-26;10,17 ). Isebel kehrte allerdings nicht um. Sie erlitt ohne Gnade alles, was Gott ihr angekündigt hatte ( 2Kö 9,30-37 ).
Walvoord Bibelkommentar
Aufgrund der Veränderung bei Ahab geschah das Wort Jahwes erneut zu Elia (vgl. V. 17). Gott reagierte auf Ahabs Buße. Es ist unsicher, ob Ahab noch während Elias Anwesenheit die Bußhandlung vollzog. Da die Begegnung Elias mit Ahab auf Nabots Weinberg geschah (V. 18), ist höchstens davon auszugehen, dass Ahab die Kleider zerriss. Gottes Frage an Elia, »hast du gesehen, dass sich Ahab vor mir gedemütigt hat?«, spricht eher dafür, dass Elia nicht mehr anwesend war.
Wuppertaler Studienbibel
Mit einer anderen Redewendung teilt Gott Elia Ahabs Buße mit: »Er hat sich vor mir gedemütigt.« Ahab hat Gottes Wort angenommen und seine Schuld eingesehen. Diese Wendung wird bevorzugt für Könige verwendet. So haben sich wie Ahab auch Rehabeam, Hiskia, Josia und Manasse vor Gott gedemütigt, während von Amon und Zedekia gesagt wird, dass sie es nicht taten. Auch für Israel als Ganzes kann diese Wendung verwendet werden.
Die Demütigung vor Gott hat an allen Stellen einen Aufschub oder eine Minderung der Strafe oder einen Neuanfang mit Gott zur Folge. Auf jeden Fall aber vergibt Gott die Schuld dem, der sich vor ihm demütigt. So war es auch bei Ahab. Das Böse wurde aufgeschoben. Es kommt nicht in seinen Tagen, sondern erst in den Tagen seines Sohnes. Damit war nicht aufgehoben, dass Ahab im Kampf fallen wird und das Wort in V. 19 zum Teil in Erfüllung geht. Aber der Aufstand gegen Ahabs Haus fiel erst in die Zeit seines Sohnes Joram.
Wenn es eines Beweises für die Wahrheit dieser Erzählung – und, was damit zusammenhängt, für die ganze Geschichte – bedürfte, würde ihn das liefern, was zum Schluss erzählt wird. Denn eine legendäre Geschichte hätte Ahab nicht so dargestellt, dass er bereut und doch nicht von seinem früheren Tun ablässt. Aber auch das entspricht der Wirklichkeit. Wie früher das, was er auf dem Karmel erlebte, so gingen auch jetzt die Worte Elia’s direkt in Ahab’s Herz. Er verbarg die Wahrheit nicht mehr vor sich selbst und versuchte auch nicht, sich durch Gedanken an eine persönliche Feindschaft des Propheten abzulenken. Er hatte sich gegen Jehova versündigt, und vor Jehova demütigte er sich. Wie ein Trauernder zerriss er seine Kleider; wie ein Büßer trug er Sackleinen; wie ein Schuldiger fastete er; und wie einer, der unter einer schweren Last von Kummer und Sünde wankt, ging er leise. (- Das Wort „leise“ könnte den sanften, geräuschlosen Schritt der Trauer oder Demütigung bezeichnen; es wurde aber auch mit „barfüßig“ wiedergegeben, wie bei der Trauer. -) Und das alles öffentlich – vor den Augen aller Menschen. Es war angemessen, wenn wir den Ausdruck wagen dürfen, und in Übereinstimmung mit Gottes vorheriger Gerichtserklärung, dass der lebendige Gott, der das im Verborgenen begangene Verbrechen gesehen und gerächt hatte, auch die in der Öffentlichkeit gezeigte Reue anerkennen sollte. Dementsprechend kam das Wort Jehovas noch einmal zu Elia, um zu erklären, dass die persönliche Reue über die persönliche Sünde den Erlass der persönlichen Strafe gebracht hatte, nicht aber derjenigen, die über das Geschlecht verhängt worden war. Das sichtbare Gericht, an dem alle die Vergeltung der Gerechtigkeit Gottes erkennen sollten, wurde bis zur Zeit seines Sohnes aufgeschoben und wäre noch weiter hinausgezögert worden, wenn er die gleiche Reue gezeigt hätte. Aber nur aufgeschoben – die Vergeltung muss auf eine solche offene Sünde folgen. Und so wurde die Erinnerung daran wachgehalten, und zwar als barmherzige Warnung an Ahabs Sohn. Aber als die Hunde das Blut Ahabs aufleckten, als sie den mit seinem Blut befleckten Wagen wuschen, erinnerten sie an das noch nicht vollzogene Urteil, das wie eine dunkle Wolke über dem Haus Ahabs hing (1. Könige 22,38). Aber dies geschah in Samaria, nicht in Jesreel und auch nicht in dem Teil Naboths, denn wie der Prophet vorausgesagt hatte, brachte Gott in den Tagen Ahabs nicht „das Böse“ selbst, sondern nur die warnende Erinnerung daran. Aber auf Isebel würde es mit der schrecklichen Realität einer buchstäblichen Erfüllung herabkommen.
Alfred Edersheim – Geschichte der Bibel
Wie ganz anders, „manche Ausleger“ die Fehler innerhalb ihrer eigenen Reihen maßregeln:
Bei der Beurteilung von Reue geht es nicht einfach darum festzustellen, ob der Missetäter schwach oder böse ist. Schwäche ist nicht gleichbedeutend mit Reue. Auch wird die Entscheidung des Rechtskomitees nicht davon bestimmt, wie bekannt das Fehlverhalten geworden ist. Das Komitee sucht nach eindeutigen Werken der Reue, die dem Fehlverhalten entsprechen (2. Kor. 7:10, 11). Das Komitee muss von Folgendem überzeugt sein: Der Sünder hat sich im Herzen geändert; er strengt sich sehr an, das Unrecht wiedergutzumachen; er ist fest entschlossen, das Fehlverhalten nicht zu wiederholen. Er kann nur dann in der Versammlung bleiben, wenn echte Reue eindeutig erkennbar ist. Das trifft auch zu, wenn sich jemand erstmalig vor einem Rechtskomitee verantworten muss.
(1) Legte er von sich aus ein Geständnis ab oder musste er von anderen beschuldigt werden? Einige zögern zu reden, weil sie sich sehr schämen oder es ihnen schwerfallt, sich auszudrucken.
Die Abweichung von Jehovas Gerechtigkeit kann unterschiedlich stark sein; daher muss logischerweise das Bedauern (die Reue) dem Grad der Abweichung entsprechen. Wurde der Betreffende von einer Situation überrascht und erlag deshalb einer momentanen Versuchung? Oder hatte er sein Fehlverhalten geplant? War ihm die Schwere der Sünde nicht bewußt? Missachtete er bewußt Rat oder warnende Hinweise? Beging er das Fehlverhalten nur einmal oder gewohnheitsmäßig? Je häufiger jemand eine schwere Sünde begeht, umso deutlicher zeigt er natürlich, dass er bösen Menschen gleicht, „die Schädliches treiben“ (Ps. 28:3).
…..
Es folgen einige Anzeichen für Reue. Allerdings darf nicht nur eines davon berücksichtigt werden, um die Reue des Sünders festzustellen:
(2) Ist der Betreffende ehrlich? (Apg. 5:1-10). Beantwortet er Fragen offen? Arbeitet er gut mit dem Rechtskomitee zusammen? Das Rechtskomitee muss besonders vorsichtig sein, wenn er sich der Heuchelei schuldig gemacht, gelogen oder bewußt getauscht hat.
(3) Hat er sich an Jehova gewandt und ihn um Vergebung gebeten? Dabei muss bedacht werden, dass es einigen Sundern schwerfallt zu beten, obwohl sie reumütig sind (Jak. 5:14).
(4) Was hat er unternommen, um sein Verhältnis zu Jehova und zu anderen wiederherzustellen, die er durch seine Handlungsweise verletzt hat? Hat er Wiedergutmachung geleistet oder erklärt, dazu bereit zu sein? Hat er sich bei denen entschuldigt, die durch seine Sunde geschädigt wurden, und sie um Vergebung gebeten?
(5) …
(6) Bedauert er von Herzen, sein Verhältnis zu Jehova beeinträchtigt zu haben, und zeigt er dies? (Ps. 32:3-5; 51:1-4).
(7) Ist er im Sinn Gottes traurig oder zeigt er die Traurigkeit der Welt? (2. Kor. 7:8-11). Ist er vor allem darüber traurig, Jehova verletzt und ihm Schmach bereitet zu haben? Oder bedauert er vor allem, dass er Angehörige und Freunde enttäuscht hat und er selbst in einem schlechten Licht dasteht? (Esra 10:1; Luk. 22:59-62). Jeder Mensch empfindet anders und geht mit seinen Gefühlen anders um. Tranen weisen nicht unbedingt auf echte Reue hin; ebenso weist das Fehlen starker Gefühlsäußerungen nicht unbedingt auf mangelnde Reue hin (1. Mo. 25:29-34; 27:34).
(8) übernimmt er Verantwortung für seine Fehler? Oder verharmlost oder rechtfertigt er seine schlechte Handlungsweise? (1. Sam. 15:24; 2. Sam. 12:13).
(9) Erkennt er, dass kleinere Sünden vielleicht zu dem Fehlverhalten geführt haben, und ist er entschlossen, bereits solche zu meiden? Hütet die Herde 2023
Ob Ahab nach diesen Regeln eine Chance gehabt hätte? Vermutlich eher nicht!
Doch schauen wir in unsere eigene Bibel und lesen noch einmal den ganzen Zusammenhang – und vergleichen dann noch einmal den Maßstab, den Jehovah an Ahab angewandt hat, mit dem was menschliche Gemeinden von ihren Mitgliedern erwarten. Und dann laßt uns Jehovah nachahmen, anstatt der Maßstäbe von Menschen, die „Bibelmikado spielen“.