Monat: Juni 2024

„Gehe in das Gefängnis. Begib Dich direkt dorthin. Gehe nicht über Los. Ziehe nicht DM 4000 ein“

Und Josephs Herr nahm ihn und legte ihn in die Feste, an den Ort, wo die Gefangenen des Königs gefangen lagen; und er war daselbst in der Feste.
Elberfelder 1871 – Genesis 39,20

der Herr Jossefs nahm ihn und übergab ihn in das Zwingerhaus,
den Ort, wo die Königsgefangnen gefangen sind.
Er blieb dort im Zwinger.
Buber & Rosenzweig – 1.Mose 39,20

Und der Herr Josefs nahm ihn und legte ihn ins Gefängnis, an den Ort, wo die Gefangenen des Königs gefangen saßen, daselbst war er im Gefängnis.
Die Philippson-Bibel – 1.Mose 39:20

Schon mal unschuldig von einem Richter verurteilt worden? Dann denkt man, man wäre im „falschen Film“ – „das kann doch nicht wahr sein!“ und „wo ist Gott in diesem Augenblick, und warum läßt ER es zu?“, Aber bei Joseph kam ja zu der „Schnellverurteilung“ auch direkt der Gefängnisaufenthalt.
Das in diesen Momenten Jehovah trotzdem bei Joseph war, sagt der nächste Vers, den wir schon einmal hatten…

Obwohl Potiphars Zorn sich anfänglich vielleicht gegen Joseph richtete, zeigt seine nachfolgende Aktion, dass er die Anschuldigung seiner Frau bezweifelt. Die versuchte Vergewaltigung der Frau seines Herrn durch einen Sklaven hätte möglicherweise ein Todesurteil verdient gehabt, aber die Bestrafung Josephs (Haft mit den Gefangenen des Königs) ist relativ mild.

Reformations-Studien-Bibel

Wem der Zorn Potifars gilt, wird nicht gesagt. Die Art der Strafe spricht nicht dafür, dass er die Schuld allein bei Josef sah. Er hätte den Sklaven, der so etwas wagte, ohne Weiteres töten können. Stattdessen kommt Josef ins Gefängnis des Pharao, wo ihm wiederum der soziale Aufstieg gelingt. Und wie zu Beginn des Sklaven-Daseins in Potifars Haus (V. 2–4) wirkt sich der göttl. Beistand aus. Nur in Kap 39 erklärt der Erzähler, dass der HERR mit Josef war (→ Mitsein Gottes) und gibt seiner Geschichte theol. Kontur. Ob Josef dies auch so sieht, erfahren wir nicht.

Stuttgarter Erklärungsbibel

Die Schnelligkeit, mit der der Erzähler von der Gefangennahme Josephs berichtet, spiegelt das wider, was in der Realität geschah. Als Sklave hatte Josef keine gesetzlichen Rechte. Auch wenn dem Leser nicht sofort bewusst ist, welche Bedeutung die Tatsache hat, dass Josef dort gefangen gehalten wurde, wo auch die Gefangenen des Königs eingesperrt waren (V. 20), wird dies für die weitere Entwicklung von Bedeutung sein. (In den Gesetzbüchern des Alten Orients, einschließlich der alttestamentlichen Gesetzgebung, gibt es keine Bestrafung durch Kerkerhaft. Dennoch ist diese Praxis bekannt und in der altägyptischen Literatur bezeugt; daher passt diese Geschichte gut zur Kultur des alten Ägyptens.) Indem sie viele Formulierungen aus den Versen 2-5 aufgreifen, deuten diese Verse an, dass Josefs Erfahrung im Gefängnis mit seiner früheren Erfahrung in Potiphars Haus übereinstimmt. Weil der Herr bei ihm ist, geht es Josef gut (V. 23).

Die ESV Studienbibel

Überraschenderweise tötete Potiphar Joseph nicht einfach auf der Stelle. Ist es möglich, dass Josef Potiphar in der langen Zeit, in der er in seinen Diensten stand, so sehr beeindruckt hatte, dass er die Geschichte, die seine Frau ihm erzählte, nicht mehr ganz glaubte? Ist es möglich, dass Potiphar beschloss, Josef in das königliche Gefängnis zu werfen, über das er das Kommando hatte (39:1; 40:3; 41:9-11), um Josefs Leben zu schonen? Auf jeden Fall landete Josef im Gefängnis für etwas, das er sich standhaft geweigert hatte zu tun.

Die Nelson Studienbibel

Freilich, Potiphars Gunst war trotz des traurigen Einflusses seiner Frau, die ihn betrog und belog, noch nicht völlig dahin, denn er überlieferte seinen Sklaven nicht, wie es nahegelegen hätte, dem Tod, sondern nur dem Gewahrsam des Gefängnisses. Kommt uns da nicht die Grube in Erinnerung, in die ihn seine Brüder warfen, damit „ihre Hand nicht an ihm sei“? Indes, auch das „Gefängnis“, der Ort, wo „die Gefangenen des Königs“ gefangen lagen, die dem Zorn des Herrschers verfallen waren, war nach der grausamen Sitte jener Zeit ein schauerlicher Ort; Joseph selbst nennt ihn späterhin einen „Kerker“ (Verließ) oder, wie es buchstäblich heißt, eine „Grube“! (Kap. 40,14.15; vergl. 41,14; eine andere Übersetzung des hebräischen Textes dieser letzten Stelle lautet: „Und sie hoben ihn schnell aus der Grube.“). Überdies blieb sein ferneres Schicksal auch so noch ungewiss, und manch einen der „Gefangenen des Königs“ mag man im Laufe der Zeit vor seinen Augen dem Scharfrichter zugeführt haben, wie später den Obersten der Bäcker (Kap. 40,19 ff.). Nein! es war nur eine Verlängerung seiner Qual; und dass es Qualen waren, die er, als Folge seiner Treue, zu erdulden hatte, lesen wir an anderer Stelle: „Man presste seine Füße in den Stock, und er kam in das Eisen“ (Ps 105,18).
Es waren Leiden, seelische und körperliche, der bittersten Art, die Joseph eintauschte, als er die „zeitliche Ergötzung der Sünde“ ausschlug; und noch einmal leuchtet seine sittliche Schönheit hell vor uns auf, wenn wir bedenken, dass er, als er „sich weigerte“, „nicht hörte“ und schließlich „floh“, dies alles sehr wohl voraussehen konnte.
Es ist gut, wenn wir über die Folgen unserer Treue in dieser Welt uns keinen verkehrten Vorstellungen hingeben. Denn viele andere, die das Teil der Treue erwählt, haben gleiche oder ähnliche Erfahrungen gemacht wie Joseph. Daniels Freunde führte es in den „brennenden Feuerofen“, und den Propheten selbst (der uns in mancher Hinsicht an Joseph erinnert!) in die Löwengrube. Jeremia brachte einen großen Teil seines Lebens im „Gefängnishof“ zu; der große Apostel der Nationen „litt Trübsal bis zu Banden wie ein Übeltäter“ und wurde schließlich dem Tod seines Herrn „gleichgestaltet“, dem er mit solcher Hingabe gedient hatte. Naboth und Stephanus endeten ihr Leben unter einem Haufen von Steinen; ein Los, dem Kaleb und Josua nur mit Mühe entgingen. „Andere wurden durch Verhöhnung und Geißelung versucht, … sie wurden gesteinigt, zersägt, versucht, starben durch den Tod des Schwertes, gingen umher in Schafpelzen, in Ziegenfellen, hatten Mangel, Drangsal, Ungemach“ – und warum? Ja, warum? Weil sie alle das Vorrecht besaßen, solche zu sein, „deren die Welt nicht wert war“ (Heb 11,36 ff.).
Indes, diese „Wolke von Zeugen“ verschwindet, wie die Sterne vor der Sonne verblassen, wenn wir nun an den wahren Joseph denken, dessen erhabene Person in göttlicher Treue jedes menschliche Bemühen weit in den Schatten gestellt hat. Was fand Er in dieser Welt? Nichts als Verachtung, Verwerfung und Hass, nichts als Schmach und Schande und Leiden. Und wie Joseph erst unter dem Hass seiner Brüder litt und später, wie wir gesehen haben, unter der Bosheit der Heiden, so auch Er: „In dieser Stadt versammelten sich in Wahrheit gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, sowohl Herodes als auch Pontius Pilatus mit den Nationen und den Völkern Israels“ (Apg 4,27). Aber mehr noch als Joseph war Er, unser geliebter Herr, der „Lippe der Lüge“ und der „Zunge des Truges“ ausgesetzt, den „scharfen Pfeilen eines Gewaltigen, samt glühenden Ginsterkohlen“ (Ps 120,2-4). Mehr noch als auf Joseph passt auf Ihn das Wort: „Es treten ungerechte Zeugen auf; was ich nicht weiß, fragen sie mich. Sie vergelten mir Böses für Gutes; verwaist ist meine Seele“; oder jenes andere: „Mehr als die Haare meines Hauptes sind derer, die ohne Ursache mich hassen; mächtig sind meine Vertilger, die ohne Grund mir Feind sind; was ich nicht geraubt habe, muss ich alsdann erstatten“ (Ps 35,11.12; 69,5).
Auch hinter Ihm, wie hinter Joseph, schlossen sich, im Bild gesprochen, die Tore eines furchtbaren, finsteren Kerkers: „Meine Bekannten hast du von mir entfernt, hast mich ihnen zum Gräuel gesetzt; ich bin eingeschlossen und kann nicht herauskommen“ (Ps 88,9). Und ob wir nun Joseph betrachten oder sein über alles erhabenes Ebenbild, wir haben wahrlich Grund, auch in den Übungen unseres Weges „auszuharren, indem wir Gutes tun und leiden“, denn „das ist wohlgefällig bei Gott“ (1 Petrus 2,20).

Fritz von Kietzell – Der Abgesonderte unter seinen Brüdern

Aber auch wenn er wörtlich „dort im Gefängnis war“. Um die offensichtliche Redundanz des Satzes zu vermeiden, verstand Radak ihn als „er blieb dort“, d. h., er hatte keine Aussicht auf Freilassung. Es ist jedoch besser, den Satz an den nächsten Vers anzuhängen, wie es in dieser Übersetzung im Anschluss an Schadal geschieht. Das hat den Vorteil, dass Vers 21 fast genau parallel zu Vers 2 steht.

Nahum M. Sarna – Der JPS Tora-Kommentar – Genesis

In 39:19-20 reagierte Potiphar auf den Bericht seiner Frau auf zweierlei Weise. Erstens reagierte er in Vers 19 mit Zorn: Und es geschah, als sein Herr die Worte seiner Frau hörte, die sie zu ihm sagte und sprach: So hat mir dein Knecht getan, da entbrannte sein Zorn. Aus dem Text geht jedoch nicht eindeutig hervor, auf wen er zornig ist: Joseph? seine Frau? Zweitens, in Vers 20, kam die Gefangennahme: Und Josephs Herr nahm ihn und legte ihn in das Gefängnis; dieses Gefängnis war der Ort, an dem die Gefangenen des Königs gefesselt wurden; es war das königliche Gefängnis. Es gibt mehr als ein hebräisches Wort für Gefängnis, und der hier verwendete Begriff ist ein Wort, das nur in den Kapiteln 39 und 40 der Genesis vorkommt. Es ist eigentlich ein ägyptisches Lehnwort, und es hat die Bedeutung eines königlichen Gefängnisses. Potiphar war ein Offizier des Pharaos und unterstand somit eigentlich seiner Autorität. Außerdem war er der Hauptmann der Scharfrichter und hätte Joseph nach ägyptischem Recht hinrichten können, was er aber nicht tat. Das kann sehr wohl bedeuten, dass er von der Geschichte seiner Frau nicht völlig überzeugt war.

Arnold Fruchtenbaum – Genesis

Eure ganze Bruderschaft in der Welt macht die gleiche Art Leiden durch

Dem widerstehet standhaft im (O. durch) Glauben, da ihr wisset, daß dieselben Leiden sich vollziehen an eurer Brüderschaft, die in der Welt ist.
Elberfelder 1871 – 1.Petrus 5,9

Leistet ihm Widerstand und haltet unbeirrt am Glauben fest. Denkt daran, dass die Gemeinschaft eurer Brüder und Schwestern in der ganzen Welt die gleichen Leiden durchzustehen hat.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 1.Petrus 5:9

Bezieht fest im Glauben gegen ihn Stellung, während euch bewusst ist, dass genau dieselben leidvollen Dinge eurem Geschwisterkreis weltweit immer wieder auferlegt werden.
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – 1.Petrus 5,9

Widersteht ihm, indem ihr unbeirrt am Glauben festhaltet; ihr wisst ja, dass die Leiden, die ihr durchmacht, genauso auch euren Geschwistern in der ganzen Welt auferlegt sind (- oder auferlegt werden -).
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Petrus 5:9

da dieser Vers „aus dem Zusammenhang gerissen“ ist, hier nur Ergänzungen – wir hatten diesen im Zusammenhang mit Vers 8 …

Leiden kommen – zumindest zum Teil – vom Teufel, aber letztlich ist Gott souverän über alle Leiden (vgl. 2,21; 4,19).

Reformations-Studien-Bibel

Brüder und Schwestern in der Welt, die angesprochene Gemeinschaft ist in ihrem Leiden nicht allein; allerdings gab es keine reichsweite Christenverfolgung bis ca. 250 u.Z. unter Kaiser Decius.

Das Neue Testament – jüdisch erklärt

Auch in den Schlussmahnungen geht der Verfasser noch einmal auf die Situation der Verfolgung ein. Die Aufforderungen zur Demut, zum Vertrauen und zur Nüchternheit sind gesprochen mit dem Blick auf Verfolgungen und Leiden, in denen sich – wenn auch unter der Hand Gottes – die Macht des Widersachers, des Teufels (→Satan), noch austobt (vgl. Offb 2:10; 13:7). Diese Macht wird nach Ps 22:14 als die eines brüllenden Löwen beschrieben, der seinen Rachen aufreißt. Während Gott die Bewährung der Christen im Leiden sucht, zielt der Teufel auf den Abfall vom Glauben, um die Abgefallenen verschlingen zu können.

Einführungen und Erklärungen aus der Stuttgarter Erklärungsbibel

Widerstehe ihm. Christen brauchen den Teufel nicht zu fürchten, denn der Herr hat ihnen die Kraft gegeben, gegen ihn zu bestehen, indem sie fest im Glauben stehen (vgl. Eph. 6,12-18). Im Vertrauen auf Gottes Verheißungen wissen die Gläubigen, dass das Leiden nicht das letzte Wort ist und dass sie schließlich erhöht werden (vgl. Jakobus 4,7). Das Leid, das die Gläubigen im Norden Kleinasiens erfahren haben, ist kein Einzelfall, denn es ist der Anteil der Gläubigen überall (deine Bruderschaft auf der ganzen Welt). Daher können sie Mut schöpfen, dass sie nicht allein sind. Auch wenn „in der ganzen Welt“ nicht auf ein reichsweites Dekret gegen die Christen zur Zeit des Petrus hinweist (siehe Einleitung: Zweck, Anlass und Hintergrund), können Christen, die in jedem Zeitalter leiden, sicher sein, dass sie in ihrer Not nicht allein sind.

Die ESV Studienbibel

eure christlichen Brüder und Schwestern: Wörtlich: eure Brüder, ein allgemeiner Begriff, der oft sowohl für männliche als auch für weibliche Gläubige verwendet wird. – in der ganzen Welt: Die Verfolgung beschränkte sich nicht auf die Kirchen in Kleinasien. In verschiedenen Formen und mit unterschiedlicher Intensität wurden Christen fast überall verfolgt, wo die Gute Nachricht von Jesus Christus verkündet wurde. Petrus erinnert seine Leser daran, um sie zu trösten und zu ermutigen, denjenigen nachzueifern, die die Prüfung des Leidens erfolgreich bestanden haben.

New Living Translation Study Bible

sterben sterben

Und es legte Gott dem Menschen das Gebot auf: Von jeglichem Baume des Gartens darfst du sehr wohl essen; aber von dem Baume der Erkenntnis dessen, was gut und bös ist, sollst du nicht essen; denn an dem Tage, an welchem du von ihm issest, musst du sterben.
Rabbiner Samson Raphael Hirsch – Genesis 2,16–17

ER, Gott, gebot über den Menschen, sprechend:
Von allen Bäumen des Gartens magst essen du, essen,
aber vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse,
von dem sollst du nicht essen,
denn am Tag, da du von ihm issest, mußt sterben du, sterben.
Buber & Rosenzweig – 1.Mose 2,16–17

Und Jehova Gott gebot dem Menschen und sprach: Wohl magst du von allen Bäumen des Gartens essen; doch von dem Baume der Erkenntniss des Guten und des Bösen — von diesem sollst du nicht essen; denn an welchem Tage du von ihm issest, wirst du des Todes sterben.
van Ess 1858 – 1.Mose 2:16–17

Scheinbar war es nicht Gottes großer Plan, dass der Mensch sterben sollte, falls dieser gehorsam bleiben würde – denn ansonsten wäre die Androhung des Sterbens ja keine Strafe gewesen – oder?

sollst du nicht essen Dieses einzigartige Verbot konfrontiert Adam mit der Herrschaft des Schöpfers über ihn (s. theol. Komm.: Der Bund der Werke; 1.Mose 2).

Reformations-Studien-Bibel

dagegen behauptet eine andere Studienbibel:

zeigt, dass Sterblichkeit von jeher zum Menschenlos gehört (→ 2,7). Der Tod gilt hier nicht als Folge des Sündenfalls (anders in Weish 2,23–24; Röm 5,12; 6,23). Gott hat demnach die in 2,17 angedrohte Todesstrafe nicht vollstreckt, was die kluge Schlange wusste (V. 4). Der Schöpfer gewährt dem schuldigen Menschen trotz Todesdrohung das Leben (so später auch ggü. Kain); das ist ein Erweis göttl. Zuwendung in aller Verschuldung.

Stuttgarter Erklärungsbibel

ganz andere Sicht:

Adam und Eva waren schon in einem Zustand der Sündhaftigkeit, und in ihnen war wegen der Sünde der Same des Todes gepflanzt. In der Frucht dieses Baumes lag offenbar eine Kraft, die das physische Leben unbeschränkt verlängert hätte. Es würde aber für die Menschen tragisch gewesen sein, wenn sie in einem Zustand der Sünde und des nahenden Todes endlos hätten leben müssen. Das wahre Leben ist jetzt der ganzen Menschheit zugänglich gemacht worden, allerdings durch den Tod Christi an einem anderen »Baum« (Apg 5,30; 10,39; 1Petr 2,24). Dieser Baum des Lebens erhält nach Offb 2,7; 22,2 eine noch reichere Bedeutung für den Erlösten in einem ewigen Paradies, das von Gott bereitet ist für Sünder, gerettet durch seine Gnade.

Scofield-Bibel

oder

Der Garten Eden (vgl. Erklärung nach V. 9) ist kein Schlaraffenland: Der Mensch bekommt einen Auftrag. Zugleich gibt ihm Gott ein Gebot, das ihn an seine Grenzen als Geschöpf erinnern soll. Bei Erkenntnis des Guten und Bösen denkt der Hebräer nicht zuerst oder ausschließlich an das sittlich Gute bzw. Verwerfliche. Gut und Böse kann in einem umfassenden Sinn »das Positive und das Negative« bedeuten und steht dann für »alles« (vgl. 24:50; 5Mo 1:39; Zef 1:12). Dann ginge es bei der Frucht des Erkenntnisbaumes um die Teilhabe an der göttlichen Allwissenheit (vgl. 3:22). Wahrscheinlicher ist hier jedoch die Bedeutung »das Nützliche und das Schädliche« (»gut und schlecht« wie in 4Mo 13:19). Es ginge dann um ein begrenztes Wissen, das der Lebensbewältigung dient. Ein solches Wissen würde es dem Menschen erlauben, sein Leben in eigener Regie zu führen und nicht aus der stetigen Verbindung mit dem Schöpfer, der seine Schritte lenkt und ihn davor bewahrt, dass er seine Grenzen überschreitet und sich selbst und seine Umwelt zerstört. So oder so ist die Warnung eindeutig: Leben oder Tod des Menschen entscheiden sich am Gehorsam gegenüber der göttlichen Weisung.

Einführungen und Erklärungen aus der Stuttgarter Erklärungsbibel

wird sicher sterben: Diese nachdrücklichen Worte bestehen aus zwei Formen des Verbs, das „sterben“ bedeutet. Es geht nicht darum, dass der Schuldige auf der Stelle tot umfallen würde, sondern darum, dass es mit Sicherheit geschehen wird – es gibt kein Entrinnen (Hebr. 9,27).

Die Nelson Studienbibel

Aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen. Das negative Bundesgebot war ein Test für den Gehorsam, aber auch ein Test für das Vertrauen des Menschen in Gott – dass Gott besser als Adam wusste, was für den Menschen richtig war. an dem Tag, an dem du davon isst, wirst du gewiss sterben. Der Tod, der hier zum ersten Mal in der Bibel erwähnt wird, war nicht Teil von Gottes ursprünglicher Schöpfung (1,29-31), sondern kam durch die Verletzung von Gottes Gesetz durch Adam (Röm. 5,12).

Die Reformation Heritage KJV Studienbibel

In Vers 16 wird zum ersten Mal im AT das Wort QAwCh , das wichtigste Verb für »gebieten« (»Gebot«), verwendet. Gottes erstes Gebot an den Menschen betraf Leben und Tod, Gut und Böse. So wie bei allen fogenden Geboten Gottes gehörten auch zu diesem ersten Gebot positive Segnungen und negative Warnungen. Alle irdischen Güter und Freuden standen dem Menschen zur Verfügung. Ausgenommen war nur dieser eine verbotene Baum. Die hebräischen Worte in Vers 16-17 beschreiben das Gebot mit strengen Worten: der Mensch konnte völlig frei von all den anderen Früchten essen, aber wenn er von dem verbotenen Baum äße, würde er sicher sterben .
Auch diese erste Lektion muß mit dem Volk Gottes unter Mose in Verbindung gebracht werden. Gott erschuf die Menschen nach einem besonderen Plan und gab ihnen die Fähigkeit zur moralischen Verantwortlichkeit. Er setzte sie in den Garten, damit sie seine gehorsamen Diener sein sollten, warnte sie aber, daß vor ihnen Leben oder Tod läge, was davon abhinge, ob sie dem Gebot Gehorsam leisten würden. 5Mo 30,11-20 macht Israel alle Gebote parallel zu den Motiven in 1Mo 2,8-17 bekannt: Gehorsam gegen Gottes Gebote hat Leben und Segen zur Folge, der Ungehorsam das Elend und den Tod.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Das zweite Mandat Gottes gebietet dem Menschen, sich selbst zu bewahren. Es beginnt mit der großen Freigabe aller Bäume des Gartens. Der Mensch braucht keinen Mangel zu leiden. Er hat Nahrung im Überfluß und soll nichts entbehren. Mit dem Aussprechen des Gebots will Gott dem Menschen nichts vorenthalten. Er will vielmehr sein Geschöpf zu einem vollen und ganzen Menschen machen, der mit ihm, dem lebendigen Gott, reden und umgehen kann. Zu einem vollen und ganzen Menschsein gehört aber ein »Sich-Verhalten zu Gott, das erst durch ein Gebot Gottes ermöglicht wird«. Daran, ob der Mensch Gottes Gebot hält oder nicht, wird Gott das Herz, die Gesinnung des Menschen, erkennena. Deshalb spricht Gott in derselben Form, wie er später die Zehn Gebote erläßt: »Du sollst nicht essen von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen.« Das Gebot ist wie jedes der Zehn Gebote ein göttlicher Indikativ und heißt wörtlich übersetzt: »Du wirst nicht essen.« Der Grund, auf dem die göttliche Anrede der Zehn Gebote steht, ist die Zusage: »Ich bin der Herr, dein Gott.« Das Gebot im Garten Eden gründet in der von Gott gesetzten Tatsache, daß er in ganz direkter, unmittelbarer Rufweite ist. Gott ist bei seinem Menschen und tritt ihm mit einer göttlichen Anrede gegenüber. Dadurch, daß Gott den Menschen anredet, macht er ihn auf seine Grenze aufmerksam. Gott zeigt dem Menschen, daß er Gott ist und der Mensch sein Geschöpf. Adam weiß mit den Begriffen »Gut und Böse« noch nichts anzufangen, er kann das Böse nicht denken, auch nicht den Tod. Aber dadurch, daß Gott ihn anredet, weiß er um seine Grenze. »Er weiß die Grenze nicht als überschreitbare, sonst wüßte er um das Böse, aber er weiß sie als gegebene Gnade seiner Geschöpflichkeit und Freiheit.« Gott versucht den Menschen nicht. Was der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen und der Lebensbaum sind, weiß bisher allein der Schöpfer. Der Mensch lebte damals noch jenseits von Gut und Böse, nämlich aus dem Leben, das von Gott kommt. Das Gebot und der Baum der Erkenntnis machen dem Menschen lediglich seine Grenze als Geschöpf deutlich. Gott wollte, daß der Mensch in Gehorsam und Freiheit mit dieser Grenze lebte. Mit den Begriffen Gut und Böse wies Gott den Menschen »auf die tiefste Entzweiung des menschlichen Lebens in jeder Richtung hin«. Dadurch, daß Gott mit seinem Gebot den Menschen in den vollen Stand des Menschseins setzte, war der Mensch auch im Stande, die Grenze zu überschreiten, indem er nach den Früchten jenes verbotenen Baumes griff. Da Adam immer noch das Leben hatte, brauchte ihm der Baum des Lebens nicht verboten zu werden. Der Baum des Lebens bekommt für den Menschen erst dann eine Bedeutung, nachdem der Baum der Erkenntnis für den Mensehen zum »Todesbaum« geworden war. Das letzte kündigt Gott in seinem Gebot an: »An dem Tage, an dem du von ihm ißt, mußt du des Todes sterben.« Dies bedeutet: wenn du vom Baum der Erkenntnis gegessen hast, wird es dir nie mehr möglich sein, vom Lebensbaum zu essen. Es ist dann völlig ausgeschlossen, daß du je das ewige Leben ererbst, sondern eines Tages wirst du des Todes sterben.
Die harte Formulierung »des Todes sterben« braucht also nicht verstanden zu werden als sofortige Hinrichtung. Der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen ist ein Todesbaum, kein Giftbaum. Auch die Formulierung »an dem Tage« muß nicht bedeuten »an demselben Tage, an dem das Gebot übertreten wird«, sondern die Formulierung kann auch übersetzt werden: »sobald du mir wieder unter die Augen trittst, mußt du sterben«.
Tot-Sein heißt deshalb nicht »die Aufhebung des Geschaffenseins, sondern es heißt vor Gott nicht mehr leben können und doch vor ihm leben müssen, es heißt vor ihm als Geächteter, Verlorener, Verdammter, aber nicht als Nichtseiender stehen«.
Gott wollte, daß der Mensch in vollem Bewußtsein seines Menschseins vor ihm lebte. Deshalb setzte er in die Mitte des Gartens zwei Bäume, die es dem Menschen ermöglichten, voll und ganz Mensch zu sein. Die beiden Bäume in der Mitte des Garten Edens waren »Segensbäume«.

Wuppertaler Studienbibel

Viertens bezeugt das Universum Gott als eine Person. Indem Gott den Menschen nach seinem eigenen Bilde schuf, gab er mehr Aufschluss über sich selbst, als er es an irgendeiner anderen Stelle des gesamten Universums getan hat. Die Engel könnten dies zwar auch bezeugen, doch stellt die Bibel den Menschen in den Vordergrund, den Menschen, den wir alle kennen. Inmitten von allem, was ist, ist etwas Personales – der Mensch. Und dieses personale Wesen legt Zeugnis ab von der Personalität des großen Schöpfers des Alls. Hätte Gott die Schöpfung beim mechanischen Teil des Universums oder bei Pflanzen oder Tieren abgeschlossen, wäre kein derartiges Zeugnis da. Indem er aber den Menschen nach seinem eigenen Bilde schuf, hat der dreieine Gott, bei dem es schon vor der Erschaffung alles anderen Liebe und Kommunikation gab, etwas geschaffen, worin sich seine Persönlichkeit, Kommunikation und Liebe widerspiegeln. Der Mensch ist offen für Kommunikation von Gott, weil er, zum Unterschied von allem Nicht-Menschlichen, nach dem Bilde Gottes gemacht ist. Der Mensch ist ein sprachbegabtes Wesen, und Gott kann sich ihm durch Sprache mitteilen. Der Mensch denkt in logischen Sätzen, und Gott kann sich dem Menschen in sprachlich gefassten logischen Sätzen mitteilen.

So lesen wir zum Beispiel in 1. Mose 2,16–17: „Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Du sollst essen von allen Bäumen des Gartens; aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen sollst du nicht essen; denn welchen Tages du davon issest, musst du unbedingt sterben!“ Hier wird uns gezeigt, dass vor dem Fall Kommunikation zwischen Gott und dem Menschen bestand. Zwischen Gott und dem Menschen herrschte Gemeinschaft, eine Liebesbeziehung. Bemerkenswert ist, dass es sich bei dieser Kommunikation keineswegs um eine inhaltslose erstrangige Erfahrung im Sinne des Existentialismus handelte, sondern um wirkliche, logisch verständliche Kommunikation.

Schaeffer – Genesis in Raum und Zeit: Der Anfang der Biblischen Geschichte und Seine Bedeutung für Unser Welt- und Menschenbild

Genesis 2:17 ‎“Am Tage, an welchem du von ihm issest, mußt du sterben.“ Wohl nur: verfällst du dem Tode; denn sie starben ja in der That nicht sogleich; vielmehr ward infolge der Nichtachtung des göttlichen Verbotes der Tod über sie verhängt. Ist doch der Tod anerkannt auch heute ein noch ungelöstes Problem der Physiologie. Soll doch auch einst, wenn die Menschheit sich erst zur vollen Rückkehr zu Gott durchgearbeitet hat, auch der Tod von der Erde verschwinden (Jesaias 25, 8), und hätte diese Periode für Israel nach der Lehre der Weisen schon mit מתן תורה begonnen, wenn es das göttliche Gesetz mit voller Hingebung erfüllt hätte (5a עיז). — Möglich aber, dass der Ausspruch מות תמות auch sofort in Erfüllung gegangen. Wir finden ja auch sonst, dass an die Stelle der Todesstrafe Verbannung von der Heimat tritt, so beim Kain und dem unvorsätzlichen Totschläger. Verbannung aus der Heimat ist verjüngter Tod, der ja auch nicht eine Vernichtung des Daseins, sondern des Hierseins ist. Und so dürfte die Verbannung des Menschen aus dem Paradiese ein Tod in verjüngtem, gemildertem Maße sein. Wir haben ja keine Vorstellung von dem Leben im ג“ע. Zwischen ihm und der gewöhnlichen Erdwelt mag eine solche Kluft gewesen sein, dass der Übergang aus jenem in diese unserem Scheiden aus dieser Welt nicht unähnlich gewesen sein mag.

Rabbiner Samson Raphael Hirsch – Kommentar auf die Genesis

Gott hatte Adam eine große Ehre und ein großes Privileg zuteil werden lassen, indem er ihn zu seinem Stellvertreter auf der Erde machte (1,28), aber mit dem Privileg kommt auch immer Verantwortung. Dasselbe göttliche Wort, das das Universum ins Leben gerufen hat, drückt auch Gottes Liebe und Willen gegenüber Adam und Eva und ihren Nachkommen aus (Ps. 33:11). Gehorsam gegenüber diesem Wort würde sie in der Sphäre von Gottes Gemeinschaft und Anerkennung halten. Alle Gebote Gottes sind gute Gebote und bringen denen, die sie befolgen, Gutes (Ps 119,39; Spr 6,20-23). „Und seine Gebote sind nicht beschwerlich“ (1. Johannes 5,3).

Gott setzte zwei besondere Bäume in die Mitte des Gartens: den Baum des Lebens und den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse (Gen 2:9, 17; 3:3, 22, 24). Das Essen vom Baum des Lebens würde Unsterblichkeit verleihen (V. 22). Das Essen vom zweiten Baum würde die Erfahrung der Erkenntnis von Gut und Böse bringen, aber auch den Tod (2,17). Da sie noch nie Erfahrungen mit dem Bösen gemacht hatten, waren Adam und Eva wie unschuldige Kinder (5. Mose 1,39; Jes. 7,15-16). Als sie Gott nicht gehorchten, wurden sie ihm ähnlich, indem sie zwischen Gut und Böse unterscheiden konnten; aber sie wurden ihm unähnlich, indem sie ihre Sündlosigkeit verloren und schließlich starben.

Aber warum musste Gott Adam und Eva auf die Probe stellen? Es mag viele Antworten auf diese Frage geben, aber eines ist sicher: Gott wollte, dass die Menschen ihn aus freien Stücken lieben und ihm gehorchen und nicht, weil sie wie Roboter programmiert wurden, die gehorchen müssen. In gewissem Sinne ging Gott ein „Risiko“ ein, als er Adam und Eva nach seinem Ebenbild schuf und ihnen das Privileg gab, selbst zu wählen; aber das ist der Weg, den er für sie vorgesehen hat, damit sie Freiheit und Gehorsam lernen. Es ist eine der grundlegenden Wahrheiten des Lebens, dass Gehorsam Segen bringt und Ungehorsam Gericht.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

Die sechste Bestimmung in 2,16-17a befasst sich mit der menschlichen Ernährung: erlaubte und verbotene Speisen. Vers 16 beginnt mit: Und Gott Jehova gebot dem Menschen und sprach. Das hebräische Wort für befohlen findet sich hier zum ersten Mal, und hier wird zum ersten Mal ein tatsächlicher Befehl erwähnt. Es beginnt mit dem Erlaubten: Von jedem Baum des Gartens darfst du frei essen. Der Mensch sollte sich streng vegetarisch ernähren, und es war ihm erlaubt, von jedem einzelnen Baum des Gartens zu essen. Es gab jedoch ein Verbot, in Vers 17a: Aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen. Der Zweck dieses Verbots war die Prüfung der Anerkennung und Unterwerfung unter den Willen Gottes. Der Mensch sollte nicht annehmen, dass er, weil ihm die Herrschaft über die Erde übertragen wurde, von Gott unabhängig und von Gottes Gesetz ausgenommen sei. Die Frage, die das Verbot aufwirft, lautet: Wird der Mensch, wie Satan, Gottes Herrschaftsrecht ablehnen und sich für unabhängig von Gott erklären? Die Prüfung war nur für die Probezeit gedacht. Der Mensch wurde vollkommen und heilig erschaffen, aber zu diesem Zeitpunkt wurde seine Heiligkeit nicht geprüft. Theologisch gesehen bedeutet dies, dass der Mensch in einem Zustand unbestätigter, kreatürlicher Heiligkeit geschaffen wurde; und ihm wurde die Fähigkeit gegeben, eine gegenteilige Wahl zu treffen, was bedeutet, dass er die Fähigkeit hatte, sich entgegen seiner Natur zu entscheiden, da er zwar vollkommen und heilig geschaffen wurde, aber die Fähigkeit hatte, eine unheilige und unvollkommene Wahl zu treffen. Der Mensch muss sich aus eigener Kraft dafür entscheiden, Gott zu lieben und ihm zu gehorchen. Der Mensch wurde mit der Fähigkeit zu einer gegenteiligen Entscheidung geschaffen. Gott selbst hat diese Fähigkeit nicht. Die Heilige Schrift lehrt, dass die Heiligkeit Gottes so absolut ist, dass er keine Sünde begehen kann; Gott ist nicht fähig zu sündigen. Er hat nicht die Fähigkeit, sich entgegen seiner heiligen Natur zu entscheiden. Aber er hat den Menschen mit dieser Fähigkeit geschaffen, und der Mensch muss sich aus eigener Kraft entscheiden, Gott zu lieben und ihm zu gehorchen. Diese Prüfung war von vorübergehender Dauer. Hätte der Mensch die Prüfung bestanden, wäre seine Heiligkeit bestätigt worden, und er wäre nicht in der Lage gewesen, eine Sünde zu begehen, so wie es auch mit dem Auferstehungsleib der Fall sein wird. Bei der Auferstehung wird die Heiligkeit des Gläubigen bestätigt, und er oder sie wird nicht mehr in der Lage sein zu sündigen. Wenn Adam die Prüfung während der Probezeit bestanden hätte, wäre er in seiner Heiligkeit bestätigt worden und hätte nicht mehr die Fähigkeit zu sündigen. Dieses ganze Szenario wurde bereits von den Engeln erlebt. Alle Engel wurden mit der Fähigkeit geschaffen, eine gegenteilige Entscheidung zu treffen, und sie durchliefen eine Probezeit. Ein Drittel der Engel sündigte, und nun sind sie in ihrer Unheiligkeit und Ungerechtigkeit bestätigt; sie haben nicht die Fähigkeit, rechtschaffen und sündlos zu werden. Zwei Drittel der Engel haben jedoch ihre Prüfung bestanden, und so wurde ihre Heiligkeit bestätigt; sie haben nicht mehr die Fähigkeit, sich für die Sünde zu entscheiden. Aus diesem Grund gibt es in der Bibel keine Engel, die im Laufe der Geschichte fallen. Der Fall der Engel war ein einmaliger Fall. Diejenigen, die fielen, wurden in ihrer Ungerechtigkeit bestätigt, und diejenigen, die nicht fielen, wurden in ihrer Rechtschaffenheit bestätigt. Hätte Adam die Prüfung bestanden, wäre er in seiner Rechtschaffenheit bestätigt worden und hätte rechtschaffene Kinder ohne die Natur der Sünde gezeugt.
Die siebte Bestimmung in Vers 17b betrifft die Strafe für den Ungehorsam, den geistlichen Tod: Denn an dem Tag, an dem du davon isst, wirst du sterben. Nach dieser Aussage sollte der Tod am selben Tag eintreten, an dem der Verstoß begangen wurde. Daher kann sich dies nicht auf den physischen Tod beziehen, da Adam an dem Tag, an dem er von dem Baum aß, nicht physisch starb, sondern geistlich. Geistiger Tod bedeutet „Trennung von Gott“. Die hebräische Form ist eine besondere Konstruktion, mot tamut, bei der dieselbe hebräische Wurzel zweimal zusammen verwendet wird, um sie zu betonen. Wörtlich heißt es: „Sterbend werdet ihr sterben“, aber die Bedeutung ist nachdrücklich: „Ihr werdet sicher sterben“. In dieser Form kommt es vierzehn Mal in der hebräischen Bibel vor: Mose 2,17, 3,4 und 20,7; 1. Samuel 14,44 und 22,16; 1. Könige 2,37 und 2,42; 2. Könige 1,4, 1,6 und 1,16; Jeremia 26,8; und Hesekiel 3,18, 33,8 und 33,14. Es impliziert die Ankündigung eines Todesurteils entweder durch ein göttliches Dekret oder durch ein königliches Dekret. Das ist es, was mit der Erbsünde gemeint ist: An dem Tag, an dem der Mensch von der Frucht isst, wird er geistig sterben; und der geistige Tod wird auf seine Nachkommenschaft übertragen werden. Daher werden die Nachkommen von Adam und Eva geistig tot geboren. Das Judentum glaubt nicht an die Erbsünde oder den geistigen Tod und muss daher diesen Vers auf andere Weise erklären. Die Rabbiner müssen erklären, warum Adam an dem Tag, an dem er die Frucht aß, nicht physisch starb. Eine rabbinische Erklärung für diesen Vers ist, dass der Mensch an diesem Tag sterblich wurde; er würde nicht an diesem Tag sterben, aber er würde an diesem Tag sterblich werden. Die Rabbiner lehren, dass Gott Adam aus Mitleid einen von Gottes Tagen leben ließ, was tausend Jahren entspricht (Ps. 90:4). Adam lebte jedoch nicht tausend Jahre, sondern neunhundertdreißig Jahre. Die Rabbiner erklärten, dass die letzten siebzig Jahre David geschenkt wurden, sonst wäre er tot geboren worden. Eine andere rabbinische Ansicht besagt, dass mit „am Tag“ nur der Wochentag gemeint war; da sie an einem Freitag sündigten, starb Adam nach rabbinischer Tradition an einem Freitag. Eine dritte rabbinische Ansicht besagt, dass Adam nur dann an diesem Tag sterben würde, wenn er nicht bereuen würde, was er aber tat. Dies sind verschiedene Erklärungen, mit denen die Rabbiner versuchen, das Konzept der Erbsünde zu vermeiden. Nimmt man den Text jedoch wörtlich, so ist an dem Tag, an dem Adam gesündigt hat, eine Art Tod eingetreten. Da sie an diesem Tag nicht körperlich starben, starben Adam und Eva offensichtlich geistlich. Die Reaktion von Adam und Eva auf die Stimme Gottes an dem Tag, an dem sie sündigten, zeigt die Tatsache des geistlichen Todes.

Arnold Fruchtenbaum – Genesis

Aber sie werden eines Tages wissen, dass ein Prophetentyp sie gewarnt hat

Und was sie betrifft, ob sie hören werden oder [es] unterlassen — denn sie sind ein rebellisches Haus —, sie werden zweifellos doch wissen, daß sich ein Prophet in ihrer Mitte befunden hat.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Hesekiel 2,5

Und sie, mögen sie hören oder es lassen (denn sie sind ein widerspenstiges Haus) sie sollen doch wissen (O. erkennen, erfahren,) daß ein Prophet in ihrer Mitte war.
Elberfelder 1871 – Hesekiel 2:5

Sie aber, ob sie hören oder es lassen – denn ein widerspenstiges Geschlecht sind sie –, sollen erkennen, dass ein Prophet in ihrer Mitte gewesen ist.
Die Philippson-Bibel – Hesekiel 2,5

Sollten wir enttäuscht sein, wenn niemand das Wort Gottes hören möchte, und dann enttäuscht aufgeben?

Hesekiels Aufgabe war, Gottes Wort zu verkünden. Ob sie darauf eingingen, stand in der Verantwortung der Menschen selbst. Am Ende aber (wenn die Ereignisse eintraten) würden sie (das abtrünnige Haus ; vgl. die Anmerkungen zu Hes 3,9 ) wissen, daß ein Prophet in ihrer Mitte gewesen war.
Als Prophet würde Hesekiel ein Werkzeug für den allmächtigen HERRN ( ?ADOnAy Yahweh ) sein. Hesekiel benutzt diesen Titel Gottes 217mal. An anderen Stellen im AT kommt er nur 103mal vor ( Theological Dictionary of the Old Testament . Grand Rapids: Wm. B. Eerdmans Publishing Co., s. u. ?ADNn , ?ADOnAy , 1:62-63). Dieser Name betont sowohl Gottes höchste Autorität als auch seine Bündnistreue.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Einen Erfolg wird Hesekiels Predigt auf jeden Fall haben: Seine israelitischen Hörer werden »erkennen, dass ein Prophet in ihrer Mitte ist« (V. 5). Diese Erkenntnis ist unabhängig davon, »ob sie hören oder es lassen«. Ja, gerade auch dann, wenn »sie es lassen«- und das sagt Gott für die Mehrheit deutlich voraus, »denn sie sind ein Haus des Widerspruchs« -, werden sie an dieser Erkenntnis nicht vorbeikommen. Diese göttliche Voraussage ist in mehr als einer Hinsicht interessant. Zunächst überlegt man: Wie kommen die Hörer zu dieser Erkenntnis? Antwort: ganz einfach dadurch, dass Hesekiel Recht behält: Was er prophezeit, trifft ein.l Dann aber taucht sofort die nächste Frage auf: Warum bekehrt sich das damalige Israel im Exil nicht? Sie wissen doch, »dass ein Prophet in ihrer Mitte ist«! Antwort: Nie hat Wissen allein gerettet. Selbst die Erkenntnis, dass sie einen »Propheten« unter sich haben, macht harte Gesichter und harte Herzen nicht ohne weiteres weich. Der Mensch, der vernarrt ist in seine Autonomie, geht diesen Weg so lange weiter, bis er ans Ende seiner schrecklichen Sackgasse gerät. Oder sind wir, die wir heute leben, in dieser Beziehung besser? Rechtzeitig die Konsequenzen zu ziehen bedeutet ja, den Sturz zu vermeiden. Aber gerade das geschieht bei uns selten oder nie. In der Regel müssen wir bis in tiefste Tiefen fallen, bevor wir uns ganz in Gottes Hände legen. Drittens bezeichnet Gott Hesekiel unzweideutig als »Propheten«, besser gesagt: als seinen Propheten. H.-P. Müller erklärt das hebräische Wort für »Prophet« (nabi) als »den von Gott berufenen Mittler des Wortes«. Hesekiel ist also ein von Gott berufener, legitimer und vollmächtiger Verkündiger der göttlichen Botschaft. Und das nicht nach eigener Einbildung, sondern nach dem Urteil Gottes!
Nun stoßen wir in V. 5 auf das »Haus des Widerspruchs«. Sechsmal begegnet uns dieser Ausdruck bei Hesekiel. Er ist wirklich zu einer Art zweitem Namen für Israel geworden. Warum? Weil Israel Gottes Gebote ablehntem. Die Erfahrung Hesekiels kommt hier nahe an die Erfahrung des Paulus in Röm 9,32–10,3 heran. Menschen besitzen also die Freiheit, Gottes Wort anzunehmen oder abzulehnen. Hier waltet keine Vorherbestimmung (Prädestination). Ablehnung wird dann zur Schuld. Und gerade diese Schuld wird Israel vorgehalten, wenn vom »Haus des Widerspruchs« (oder: der Widerspenstigkeit) die Rede ist.

Wuppertaler Studienbibel

Geh und sprich (Hesek. 2:3-5). Propheten waren keine Menschen, die nur die Zukunft vorhersagten, obwohl das zu ihrem Dienst gehörte. Sie waren in erster Linie Weitererzähler, die dem Volk Gottes Wort verkündeten. Manchmal verkündeten sie eine Botschaft des Gerichts, aber gewöhnlich folgte darauf eine Botschaft der Hoffnung und der Vergebung. Die Juden mussten die Botschaften Hesekiels hören, weil sie rebellisch, halsstarrig und hartherzig waren. Mindestens sechzehn Mal werden die Juden in diesem Buch als „rebellisch“ bezeichnet. Sie hatten sich gegen den Herrn aufgelehnt und weigerten sich hartnäckig, sich seinem Willen zu unterwerfen. Ihre Weigerung, die Bedingungen des Bundes zu befolgen, hatte zu ihrer Niederlage und Gefangennahme durch die babylonische Armee geführt. Sogar in ihrer Gefangenschaft hegten sie falsche Hoffnungen, dass Ägypten ihnen zu Hilfe kommen oder der Herr ein großes Wunder tun würde.

Das jüdische Volk war so rebellisch, dass Gott es „ein rebellisches Volk“ nannte und das hebräische Wort „Goj“ verwendete, das normalerweise für die Heiden reserviert war! Israel war Gottes auserwähltes Volk, eine besondere Nation, und doch verhielt es sich wie die Heiden, die nicht alle Segnungen und Privilegien hatten, die Gott den Juden gegeben hatte. Das war kein sehr ermutigendes Wort für den jungen Propheten, aber er musste im Voraus wissen, dass seine Arbeit schwierig sein würde. Gott gab Jesaja die gleiche Botschaft, als er ihn berief (Jes 6,8-13). Aber ob das Volk nun zuhörte und gehorchte oder sich taub stellte, Hesekiel musste seiner Aufgabe treu bleiben (1. Korinther 4,2).

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

Gott sagt drei Dinge über die Empfänger der Botschaft. Erstens wird Hesekiel zu den Kindern Israels gesandt, die in Vers 3 als rebellische Nationen charakterisiert werden: „Und er sprach zu mir: Menschensohn, ich sende dich zu den Kindern Israels, zu den Nationen, die rebellisch sind, die sich gegen mich aufgelehnt haben; sie und ihre Väter haben sich gegen mich vergehen lassen bis auf den heutigen Tag.

Das Wort Nationen ist Plural, weil es sich sowohl auf das Haus Juda als auch auf das Haus Israel bezieht. Das zeigt, dass die nördliche Nation, Israel, zwar schon über hundert Jahre im Exil war, aber nicht verloren war. Beide Nationen Israels hatten sich gegen Gott aufgelehnt, sogar bis zum heutigen Tag.

Zweitens werden sie in Vers 4 als unverschämt und hartherzig charakterisiert: Und die Kinder sind unverschämt und hartherzig: Ich sende euch zu ihnen; und ihr sollt zu ihnen sagen: So spricht der Herr Jehova.

Das Wort „unverschämt“ bedeutet „hart im Nehmen sein“. Es bezieht sich auf die schamlose Haltung eines Menschen, der seinen Blick nicht senken will, sondern es vorzieht, „unverschämt zu sein“. Das hebräische Wort für hartherzig bedeutet wörtlich „fest im Herzen“. Es bezieht sich auf einen sturen und unnachgiebigen Willen, der sich weigert, unter allen Umständen nachzugeben. Zu dieser Art von Menschen, „hartherzig“ und „hartherzig“, wird Hesekiel gesandt. Er soll zu ihnen sagen: So spricht der Herr Jehova, gefolgt von der spezifischen Offenbarung, die er erhalten hat.

Drittens zeigt Vers 5, dass es ein Volk ist, das eine Lektion gut lernen wird: Und sie, ob sie nun hören wollen oder nicht, (denn sie sind ein widerspenstiges Haus), sollen doch wissen, dass ein Prophet unter ihnen gewesen ist.

An der Erfüllung seiner Prophezeiungen werden sie erkennen, dass Hesekiel tatsächlich ein Prophet war. Später im Buch Hesekiel werden das Volk und die Ältesten Israels im Exil zu Hesekiel kommen und ihn befragen (Hes. 8,1; 14,1; 20,1; 33,31-33). Hesekiel wird gesagt, dass er zwar zu einem Volk geht, das nicht auf ihn hören wird, dass aber dennoch eine Zeit kommen wird, in der sie erkennen und zugeben müssen, dass es einen Propheten unter ihnen gegeben hat. Dieser Prophet wird Hesekiel sein. Sie werden dies durch die Erfüllung seiner Prophezeiungen mit Sicherheit erkennen.

Arnold Fruchtenbaum – Der Ruf des Hesekiel

Gottes Wille

welcher will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen
Elberfelder 1871 – 1.Timotheus 2,4

Welcher will, daß allen Menschen geholfen werde, und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. 1Tim 4,3; 2Tim 3,7; Röm 1,17; 2Pe 3,9; Jes 45,22; Ez 18,23.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 1.Timotheus 2:4

welcher will, (dass) alle Menschen errettet-werden (- Obwohl Gott effektiv nur unser Erretter-Gott ist (Vers 2; 2Tim 1,9; Tit 3,5), ist es doch sein Wunsch, dass alle Menschen errettet werden bzw., wenn es sich um ein toleratives Passiv handelt, sich erretten lassen. Das bedeutet aber nicht, dass er alle erretten wird. Das würde nämlich das Aktiv erfordern. Eine Allversöhnung kann man daher von diesem Vers nicht ableiten, auch nicht eine Verheißung, dass jemand sicher errettet wird, nur, weil man dafür betet (vgl. 1Kor 7,16; Lk 7,30; 8,12; Mt 23,37). Hier wird das Wort θελω gebraucht. Im Hinblick auf Gottes Willen betont es mehr den Wunsch Gottes, etwas für jemanden zu tun (vgl. auch Mt 23,37). Der Mensch kann sich aber diesem Wunsch Gottes widersetzen, – im Gegensatz zum Vorsatz Gottes (Strong Nr. G4286) und zum Ratschluss Gottes (Strong Nr. G1013) in Röm 9,19. Weil Gott will, dass alle Menschen errettet werden, hat er uns auch den Auftrag gegeben, allen Menschen das Evangelium zu verkünden. Wenn sie aber das Evangelium ablehnen, bleiben sie unter dem Zorn Gottes. -) und zur Erkenntnis (der) Wahrheit kommen.
Gerhart Kautz – STU 2023 – 1.Timotheus 2:4

Er will, dass alle sich Menschen retten lassen und zu Wahrheitserkenntnis gelangen.
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – 1.Timotheus 2,4

Sie ist Gott wohlgefällig, weil sie „nach seinem Willen“ ist (1Joh 5,14). Gott, der Heiland, will, daß allen Menschen geholfen werde. Paulus wiederholt die Worte „alle Menschen“ noch mehrmals (1Tim 2,1.4.6). Alle drei Male steht im Griechischen dasselbe Wort, pas (vgl. 1Tim 4,10). Gott möchte, daß keiner verlorengeht (2 Petrus 3,9) und daß die ganze Menschheit durch eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus, der die Wahrheit ist (vgl. Joh 14,6), zur Erkenntnis der Wahrheit kommt. (Es wäre allerdings ein Irrtum zu glauben, daß Paulus hier von der Allerlösung spricht.)

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Das Subjekt des AcI im Akkusativ ist zur Betonung nach links vor das Matrixprädikat θέλει („er will“) gerückt. Damit kommt der Kontrast zum Ausdruck, dass es nicht weniger als alle sind, d.h. kein Mensch soll nicht errettet werden. Die Möglichkeit dazu ist gelegt, indem Christus am Kreuz Sühnung für die Sünden der Menschen der ganzen Welt geleistet hat, wie andere Stellen deutlich machen (z.B. 1Johannes 2,2), sodass die Rettung jedem offensteht, wenn er sie annimmt. Zur Errettung gehört, dass man die Wahrheit im Evangelium erkennt. Wenn die Menschen erst dazu kommen müssen, bedeutet dies, dass sie von Geburt an die Wahrheit nicht erkennen, sodass sie ihnen nahegebracht werden muss, wozu Paulus auch eingesetzt wurde, wie er in Vers 6 deutlich macht.

P. Streitenberger – 1. Timotheus

Da der betende Gläubige Gott als „Heiland“ erkannt hat, hat er, bewußt Anteil an einer göttlichen Absicht, die „alle Menschen“ umschließt. Die Rev. Elberf. ist hier genau, da sie übersetzt „welcher will, daß alle Menschen gerettet werden“. Das Zeitwort thelo (Newberry und JND übersetzen „wünscht“) drückt den Wunsch und die Absicht aus, die aus einer Neigung entstehen. Das andere mit dem Willen Gottes verbundene Zeitwort ist boulomai und drückt Absicht und Zweck aus, die aus Überlegung entstehen. Daher unterstreicht das letztere Zeitwort den Ratschlußwillen Gottes, wie er in souveränem Handeln zum Ausdruck kommt. Es wird in 2.Petr. 3,9 verwendet „der Herr… ist langmütig… da er nicht will (das Zeitwort ist b oulomai), daß irgendwelche verlorengehen“: Wenn Seelen verloren gehen, dann wird der Grund dafür nicht in dem souveränen Ratschlußwillen Gottes gefunden, sondern in anderen Faktoren, und zwar in der Verwerfung seiner Absicht und seiner Gnade. Wenn Menschen durch die Ausübung ihres gottgegebenen, freien Willens den erklärten Plan und Wunsch Gottes verwerfen sowie das Gnadenangebot in Christus, dann hat dies unvermeidlich ihr Verlorengehen zur Folge. Diese Anerkennung der Rolle des freien Willens des Menschen bei der individuellen Errettung wird durch das Passiv des Zeitwortes „errettet werden“ bekräftigt. Gott wünscht, daß die Menschen die Errettung durch Christus erfahren; sie ist ihnen zugänglich; die Verantwortung liegt nun bei ihnen. Wäre das Aktiv verwendet worden, d. h. „sie zu retten wünscht“, dann würde sich daraus das Problem ergeben, wie der göttliche Wille vereitelt werden kann. Aber wie diese Schriftstelle klarmacht, ist es der Wunsch und die Absicht Gottes, daß alle Menschen die Errettung erfahren. Wenn einige nicht errettet werden, dann kann das nicht dem göttlichen Willen zur Last gelegt werden, sondern allein der menschlichen Starrköpfigkeit und Widerspenstigkeit.
Der Ausdruck „alle Menschen“ (alle innerhalb der Gattung Mensch) umfaßt die gleiche Gruppe wie diejenigen, für die (V. 1) gebetet wird, und für die in Christus das Gnadenangebot gilt (V. 6). Es drückt die Reichweite des göttlichen Wunsches und Absicht aus. Es ist eine falsche Exegese, „alle“ auf „alle Menschen ohne Unterschied“ zu beschränken, als ob die Untergruppe von V. 2 bedeuten würde, daß die Menschen dort ethnisch, national oder sozial aufgelistet werden und daß die Aussage bedeuten würde, daß Gott von jeder dieser Gruppen retten kann.
Das Zeitwort „errettet werden“ faßt in einem Wort die geistliche und ewige Befreiung zusammen, die in Christus für die Menschen bewirkt und für sie erhältlich ist. Die Errettung wird an dieser Stelle umfassend gesehen – es ist Errettung in ihrer Gesamtheit. Andere Schriftstellen definieren in den dort gebrauchten Zeiten, das Zeitelement; das Perfekt von Epheser 2,8 deutet eine vergangene Handlung mit gegenwärtigen Ergebnissen an, „ihr seid errettet“ bezieht sich auf den Geist; die Gegenwartsform von 1.Kor. 1,8 „die wir errettet werden“ bezieht sich auf die Seele; und der zukünftige Aspekt kommt in Hebräer 9,28 ins Blickfeld „zur Errettung“ wenn wir das letzte Element der Errettung, das sich auf den Leib bezieht, erfahren werden. All dies liegt im Ratschluß Gottes für die Menschen.
Das Passiv „errettet werden“ steht parallel zum Aorist Aktiv Infinitiv „kommen“, was die Verantwortlichkeit der Menschen betont, das in Anspruch zu nehmen, was Gott für sie vorgesehen hat. Wenn sie das tun, dann machen sie für sich selbst die Erfahrung der „Erkenntnis der Wahrheit“. Die zwei Aussagen sind synchron, d. h. sie finden zur gleichen Zeit statt und beschreiben den einen Akt, nur von zwei verschiedenen Blickwinkeln gesehen. Eine ist nicht die Konsequenz des anderen; man kann nicht einen ohne die andere haben. Der letztere Satz lenkt besondere Aufmerksamkeit auf einen entscheidenden Aspekt der Errettung. Die Errettung befreit die Menschen von allem was „unwahr“ (falsch) ist und bringt die Gläubigen in die Sphäre der „Wahrheit“.
Das Wort für Erkenntnis ist epignosis – eine stärke Form als (gnosis und deshalb „volle Erkenntnis“; es geht nichts über diese Vollständigkeit der Erkenntnis hinaus. Um zu zeigen, daß sie über das Intellektuelle in das Erfahrungsmäßige hineingeht, zitieren wir W. E. Vine über 1.Kor. 13,12 bzgl. des Unterschieds zwischen gnosis und epignosis: „Jetzt erkenne ich (ginosko) stückweise, dann aber werde ich erkennen (epignosko, d. h. vollkommen erkennen) wie ich erkannt worden bin“ (epignosko – vollkommen erkannt).
Wenn der Sünder zu Christus kommt, ist er nicht nur gerettet (Apostelgeschichte 16,31); er ist zu dem gekommen, der gesagt hatte „ich bin … die Wahrheit“ (Johannes 14,6) und er findet in Christus absolute Wahrheit. Die Tatsache, daß weder vor „Erkenntnis“ noch vor „Wahrheit“ ein Artikel steht, zeigt, daß bei beiden jeweils die Qualität oder Essenz im Blick ist und nicht spezifische Dinge. Wahrheit darf hier also nicht auf die Wahrheit des Evangeliums beschränkt werden (wie 3,15 sich nicht auf die Wahrheit der Gemeinde beschränken darf), sondern es ist Wahrheit in ihrer Fülle und Absolutheit, wie sie in Christus gefunden wird (Johannes 14,6), dem Geist der Wahrheit (Johannes 14,17) und dem Wort der Wahrheit (Johannes 17,17). Bezüglich des gleichen Ausdrucks siehe 2.Tim. 2,25; 2.Tim. 3,7; Titus 1,1 und vgl. Hebräer 10,26 (wo jedes Wort den Artikel hat).
Die öffentlichen Gebete der Heiligen in der Versammlung (V. 1-2) drücken nicht nur die göttliche Absicht für alle Menschen aus (V. 3-4), sondern haben auch eine solide Grundlage, in der in Christus für alle getroffenen Vorkehrung (V. 5-6). Die darauf gegründete Verkündigung (V. 7), kann nun alle nationalen Grenzen überschreiten, und geht mit apostolischer Autorität zu allen Nationen aus. Jede jüdische, gnostische oder moderne Exklusivität ist nicht in Übereinstimmung mit dieser Botschaft.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Der Wille Gottes
Dieser Vers macht weiter klar, warum wir für alle Menschen beten sollen (Vers 1). Es ist nämlich der ausdrückliche Wunsch Gottes, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Gott ist nicht nur ein Heiland in dem Sinn, dass er der Erhalter aller Menschen ist (1 Timotheus 4,1), sondern er möchte alle Menschen vor dem ewigen Verderben retten. Das ist sein primäres Interesse an allen Menschen.
Es ist an dieser Stelle wichtig zu bemerken, dass es hier nicht um den unabänderlichen Ratschluss Gottes geht. Wenn Gott einen Ratschluss fasst, dann wird er auch sicher zustande kommen (Jes 46,10). Wenn das hier gemeint wäre, würden tatsächlich alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Es gibt aber viele Stellen in der Bibel, die eindeutig klar machen, dass das leider nicht der Fall ist. In unserem Vers geht es nicht um den ewigen Ratschluss Gottes, sondern um seine Absicht oder seinen Wunsch. Gott hat alle Menschen im Blick, was seine Absicht betrifft. Er wünscht alle Menschen zu retten. Mehr noch, denn das Wort „wollen“ wird auch benutzt, wenn jemand etwas gerne tut oder Freude daran hat. Gott ist ein Gott, der Freude daran hat, Gnade zu üben und Menschen zu retten.
Wenn es dennoch Menschen gibt, die einmal ewig verloren gehen, dann ganz sicher nicht, weil Gott die Absicht hatte, sie verloren gehen zu lassen. Schon im Alten Testament hören wir Gott sagen: „So wahr ich lebe, spricht der Herr, HERR, ich habe kein Gefallen am Tod des Gesetzlosen, sondern dass der Gesetzlose von seinem Weg umkehre und lebe“ (Hes 33,11). Gott hat niemand zur Verdammnis zuvorbestimmt. Das zu behaupten ist eine Lüge. Wir müssen allerdings bedenken, dass Gott uns Menschen einen freien Willen gegeben hat. Wir können uns im Eigenwillen und Ungehorsam der Absicht Gottes verschließen. Nur „wer da will“ wird das Wasser des Lebens nehmen (Off 22,17) – das sind die Auserwählten Gottes. Leider wollen nicht alle Menschen. Dennoch ist es Gottes unveränderliche Absicht, dass alle Menschen errettet werden. Wenn sie nicht gerettet werden, liegt das in keinem Fall an Gott. In Johannes 5,40 sagt der Herr Jesus ein erschütterndes Wort: „Ihr wollt nicht zu mir kommen, damit ihr Leben habt“. Er wollte den Menschen Leben geben, aber sie wollten es nicht, weil sie ihn nicht wollten. Dafür tragen die Menschen die volle Verantwortung. In Lukas 13,34 gebraucht der Herr Jesus ebenfalls diese Worte, als er von Jerusalem sagte: „Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Brut unter die Flügel, und ihr habt nicht gewollt!“
Diese Seite der Wahrheit steht der Wahrheit der Auserwählung nicht entgegen. Über Auserwählung können wir mit ungläubigen Menschen nicht reden. Ihnen gilt die Botschaft, dass Gott ein Heiland-Gott ist, der seinen Sohn zur Rettung aller gegeben hat. Aber es hat keinen Sinn, mit Ungläubigen über etwas zu reden, das sie nicht verstehen können.
Erneut geht es um „alle Menschen“ – niemand ist ausgeschlossen. „Alle Menschen“ meint jedes „menschliche Wesen“. In Kapitel 1,15 hatte Paulus gesagt, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, Sünder zu erretten. Jeder Mensch ist ein Sünder. Es gibt keine Ausnahme. Deshalb gilt die Botschaft der Gnade ohne jede Ausnahme allen Menschen.
Gottes Absicht wird hier in zwei Punkten vorgestellt, die wir zwar unterscheiden, aber nicht von einander trennen können. Der Gedanke ist nicht, dass Gott zunächst einen Menschen rettet und dass er dann – zu einem späteren Zeitpunkt – zur Erkenntnis der Wahrheit kommt. Grundsätzlich ist das natürlich wahr. Andere Bibelstellen machen klar, dass das Erkennen der Wahrheit des Wortes Gottes ein Prozess ist, mit dem wir hier auf der Erde nicht zu Ende kommen. Aber in unserem Vers ist der Gedanke ein anderer. Hier geschieht beides zeitgleich. Wenn ein Mensch errettet wird, kommt er zur Erkenntnis der Wahrheit. Anders ausgedrückt: Man kann nur dann errettet werden, wenn man die Wahrheit Gottes anerkennt.

Errettung
Zunächst spricht Paulus von der Errettung. Das Wort Errettung bedeutet, dass jemand sicher behütet wird, vor einer Gefahr geschützt, vor dem Verderben und der Zerstörung bewahrt bleibt. Man kann es auch mit „heilen“ oder „wiederherstellen“ übersetzen.
Die Bibel zeigt uns verschiedene Aspekte unserer Errettung. Es gibt eine zeitliche Errettung aus irdischen Umständen heraus und es gibt eine ewige Errettung für den Himmel. Errettung ist hier sehr allgemein und umfassend zu verstehen. Gemeint ist die Errettung in ihrer Gesamtheit. Sie betrifft den Geist des Menschen, seine Seele und seinen Körper. Jeder Mensch braucht Errettung, weil er von Natur verloren und somit auf dem Weg in die ewige Gottesferne ist. Die Verdammnis ist die größte Gefahr, in der jeder Mensch sich befindet. Davor kann sich kein Mensch selbst retten. Er muss errettet werden. Das kann nur Gott tun. Der Weg zur Errettung ist der Glaube und die Grundlage das Kreuz von Golgatha. In diesem umfassen Sinn ist die Errettung die Befreiung des Menschen aus jeder Gefahr, sei es in der Vergangenheit, in der Gegenwart oder in der Zukunft.
• Epheser 2,8 spricht von der Errettung als einer vollendeten Tatsache, die in der Vergangenheit liegt, aber gegenwärtige Auswirkungen hat: „ Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es“.
• 1 Korinther 1,8 spricht von der Errettung in der Gegenwart: „Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die wir errettet werden, ist es Gottes Kraft“.
• Hebräer 9,28 hat den zukünftigen Aspekt im Augen, der den Leib des Gläubigen einschließt: „ … nachdem er einmal geopfert worden ist, um vieler Sünden zu tragen, zum zweiten Male denen, die ihn erwarten, ohne Sünde erscheinen zur Errettung“. So erwarten wir den Herrn Jesus als unseren Heiland, der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit (Phil 3,21).

Erkenntnis der Wahrheit
Wenn es um die Erkenntnis der Wahrheit geht, so müssen wir bedenken, dass weder vor „Erkenntnis“ noch vor „Wahrheit“ ein Artikel steht. Es geht also weder um die Erkenntnis einer speziellen Glaubenswahrheit, noch um die Erkenntnis einer bestimmten Heilstatsache oder um die Wahrheit als Glaubensgut. Es geht vielmehr um die Beschaffenheit oder Qualität einer Sache. Gemeint ist Wahrheit in einem allgemeinen Sinn. Es geht um das, was wahr ist. Von Natur befindet sich der verlorene Mensch in der Gewalt Satans und damit im Bereich der Lüge. Wahrheit finden wir nur bei Gott. Wahrheit bedeutet, die Dinge so zu sehen, wie sie tatsächlich sind. Nur Gott sieht die Dinge so, wie sie wirklich sind. Deshalb muss der Mensch seinen Standort wechseln. Der errettete Mensch „kommt“ aus dem Bereich der Lüge in den Bereich der Wahrheit. Der Mensch muss einsehen, dass Gott der unumschränkte Herrscher ist und dass er gegen ihn gesündigt hat. Er muss einsehen, dass nur Gott einen Weg zu Rettung weist. Es ist der Weg über den einen Mittler, von dem Paulus im nächsten Vers spricht. Erkenntnis bedeutet „Wissen“, „Unterscheiden“ und „Anerkennen“. Erkenntnis der Wahrheit meint hier also sowohl das Anerkennen des eigenen Zustandes als auch des Heilsweges, den Gott vorgesehen hat.

Zwei verschiedene Seiten
Bemerken wir noch, dass der Ausdruck „errettet werden“ im Passiv steht. Niemand kann sich selbst retten. Dennoch möchte Gott, dass alle Menschen die Errettung erfahren. Das „Retten“ an sich ist das, was Gott tut. Gleichzeitig steht der Mensch unter Verantwortung, das Angebot Gottes anzunehmen. Er hat die Möglichkeit, anzunehmen oder abzulehnen. Ablehnung ist sowohl ein Beweis des Unglaubens als auch des Ungehorsams. In der Tat gibt es viele Menschen, die das tun. Deshalb haben wir – in negativer Form – einen ähnlichen Gedanken in 2 Thessalonicher 2,10. Dort lesen wir von Menschen, die verloren gehen, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht annehmen. Diese Menschen haben die Wahrheit über sich und über Gott nicht akzeptiert.
Der Ausdruck „zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ ist hingegen aktiv. Wer seiner Verantwortung nachkommt und sich retten lässt, wird die Erfahrung machen, dass er aus dem Bereich der Lüge in den Bereich der „Erkenntnis der Wahrheit“ kommt. Er hat Licht über das, was wahr ist und sieht die Dinge so, wie Gott sie sieht.

Ernst-August Bremicker – 1 Timotheus 2 – eine Vers-für-Vers-Auslegung

Ein Freund steht allezeit zu dir, auch in Notzeiten hilft er dir wie ein Bruder.

Der Freund liebt zu aller Zeit, und als Bruder für die Drangsal wird er geboren. (And : und ein Bruder wird für die Drangsal gebo
Elberfelder 1871 – Sprüche 17,17

Ein Freund steht allezeit zu dir, auch in Notzeiten hilft er dir wie ein Bruder.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Sprüche 17:17

Zu jeder Zeit ist ein Freund liebevoll, als Bruder für die Not wird er geboren.
Die Philippson-Bibel – Sprüche 17,17

Auf einen Freund kann man sich immer verlassen, und ein Bruder ist dazu da, dass man einen Helfer in der Not hat.
Neues Leben – Bibel 2006 – Sprüche 17:17

Schwierig, wenn Freundschaft an die „Angehörigkeit in einer Kirche“ gebunden ist, und wenn du, falls du die Kirche „wechseln möchtest“, alle deine „Freunde“ verlierst, weil diese scheinbar keine Freunde in der Not sind??

Manche Bibelübersetzungen stellen in diesem Vers zwischen einem Freund und einem Bruder einen Gegensatz her und lassen die zweite Zeile mit „aber“ beginnen. Die Übersetzung mit und ist jedoch vorzuziehen; sie gibt den Gedanken wieder, daß sowohl der Freund als auch der Bruder wertgeschätzt werden. In 18,24 wird allerdings ein Freund über den Bruder (Verwandten) erhoben. Wahre Freunde – und Verwandte – sind zur Zeit des Unglücks als auch zur Zeit des Wohlergehens treu.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Ein Problem, über das die Weisen gern nachdachten, war der Vergleich von Freund und Bruder. Weil Bruder hier keinen Artikel bei sich hat, denken manche, es sei der Freund aus der ersten Vershälfte damit gemeint (hier mag der Artikel anzeigen, daß es sich um einen echten, treuen, wahren Freund handelt), und man erklärt, in der Bedrängnis bewähre sich der Freund, so als wäre er zu einem Bruder »umgeboren«, als schmiedete Not die Freunde für immer zusammen. Aber es scheinen doch verschiedene Personen gemeint zu sein. Unterschiedlich sind ja nicht nur die Bezeichnungen, sondern auch die Zeitangaben. In der Wendung zu jeder Zeit ist eigentlich die Zeit der Bedrängnis schon enthalten. Trotzdem wird nur diese in der zweiten Spruchhälfte herausgegriffen. Vielleicht hat das folgenden Grund: Freundschaften gründen sich oft auf ganz spezielle Interessengemeinschaften, die unabhängig sind von anderen persönlichen Fragen. Das hindert natürlich nicht – falls das einmal erforderlich sein sollte –, auch in einer Notlage zum Freund zu haltens. Den Bruder kann sich keiner aussuchen, er wird geboren. Auch wenn gar keine gemeinsamen Interessen vorliegen sollten: er bleibt der Bruder. Diese bedingungslose Für-einander-da-Sein stellt eine besonders segensreiche Fügung für die Zeit der Not dar. Blutsverwandte sind dazu da, daß sie einander helfen. Für Abraham war es z.B. gar keine Frage, ob er Lot befreien sollte. Ganz selbstverständlich zog er los, um den »Bruder« zu retten.
Es ist natürlich auch denkbar, daß die Weisen öfter eine Kainshaltung beobachtet haben und deshalb mit diesem Spruch daran erinnern wollen, welche Aufgaben ein Bruder am andern hat.
Die Begrenztheit der menschlichen Hilfsmöglichkeiten begrenzt auch den Personenkreis, dem sie zugute kommen können. Das wird noch deutlich in Gal 6,10: »… allermeist aber an des Glaubens Genossen.«

Wuppertaler Studienbibel

Die Grundlage der Freundschaft. Die Sprüche machen deutlich, dass wahre Freundschaft auf Liebe beruht, denn nur die Liebe übersteht die Prüfungen, die Freunde auf ihrem gemeinsamen Lebensweg durchmachen. „Ein Freund liebt zu allen Zeiten, und ein Bruder ist für das Unglück geboren“ (17:17, NKJV). Es ist möglich, viele Freunde zu haben, aber keinen wirklichen Freund. „Ein Mann, der viele Gefährten hat, kann ins Verderben stürzen, aber es gibt einen Freund, der enger zusammenhält als ein Bruder“ (18:24, NIV). Freundschaft ist etwas, das gepflegt werden muss und dessen Wurzeln tief reichen müssen.

Das Volk Gottes muss bei der Wahl seiner Freunde besonders vorsichtig sein. „Der Gerechte soll seine Freunde sorgfältig auswählen, denn der Weg der Bösen führt sie in die Irre“ (12:26, NKJV). „Wer mit den Weisen wandelt, wird weise sein, aber der Gefährte der Toren wird zerstört werden“ (13:20). Freundschaften, die auf Geld (6:1-5; 14:20; 19:4, 6-7) oder Sünde (16:29-30; 1:10-19) beruhen, sind dazu bestimmt, enttäuschend zu sein. Das Gleiche gilt für Freundschaften mit Menschen, die schlecht gelaunt sind (22:24-25), die töricht reden (14:7), die sich gegen Autoritäten auflehnen (24:21-22, NIV) oder die unehrlich sind (29:27). Gläubige müssen Psalm 1,1-2 und 2. Korinther 6,14-18 beherzigen.

Die Eigenschaften einer wahren Freundschaft. Ich habe bereits die Liebe erwähnt, und wahre Liebe führt zu Loyalität. „Ein Freund liebt immer“ (Sprüche 17:17, NIV) und „es gibt einen Freund, der enger zusammenhält als ein Bruder“ (18:24, NIV). Manchmal tun unsere Freunde in einer Notlage mehr für uns als unsere Verwandten! Übrigens sollte diese Loyalität auch für die Freunde unserer Eltern gelten. „Verlasse nicht deinen Freund und den Freund deines Vaters“ (27:10, NIV). Langjährige Freunde in der Familie können von einer Generation zur nächsten ein Segen sein.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary

Die Beständigkeit einer guten Freundschaft
In Sprüche 17,17 lernen wir, dass ein guter Freund zu aller Zeit liebt und gerade in einer schwierigen Situation besser hilft als ein leiblicher Bruder. Und in Sprüche 18,24 wird deutlich, dass ein solcher Freund, der von Herzen liebt und anhänglicher als ein leiblicher Bruder ist, nicht so oft gefunden wird.
Viele Freundschaften sind nur oberflächlich. In Notzeiten haben sie keinen Bestand. Aber ein wirklicher Freund ist gerade in den Schwierigkeiten zur Stelle und zur Hilfe! Bin ich ein solcher Freund, auf den zu jeder Zeit Verlass ist?

Bleib in mir 2018

Von Freunden verlassen – wirklich?

Jeremia klagt: „Alle meine Freunde lauern auf meinen Fall …“ (V. 10). Alle seine Freunde?
Gab es nicht doch den einen wahren Freund, den Herrn der Heerscharen, der zu aller Zeit liebt und als Bruder für die Bedrängnis geboren wird? (s. Spr 17,17).
Der Herr Jesus ist in Wahrheit der eine [Freund], der liebt und anhänglicher ist als ein Bruder (s. Spr 18,24) – auch wenn du es nicht gleich verspürst. Nichts – weder „Höhe noch Tiefe“ deiner momentanen Gemütsverfassung – kann dich von seiner Liebe scheiden (s. Röm 8,35).
Er hat schon den Ausgang deiner schwierigen Situation im Blick und legt dir als Last „kein Gramm“ mehr auf, als du ertragen kannst (s. 1. Kor 10,13). Dessen darfst du ganz sicher sein!

Bleib in mir 2023

Ursache des Apostelkonzils

Und etliche kamen von Judäa herab und lehrten die Brüder: Wenn ihr nicht beschnitten worden seid nach der Weise (O. der Sitte, dem Gebrauch) Moses’, so könnt ihr nicht errettet werden.
Elberfelder 1871 – Apostelgeschichte 15,1

Damals kamen einige Christen aus Judäa nach Antiochia und erklärten den Brüdern: »Ihr könnt nicht gerettet werden, wenn ihr euch nicht beschneiden lasst, wie es das Gesetz* Moses vorschreibt!«
Gute Nachricht Bibel 2018 – Apostelgeschichte 15,1

Doch dann kamen einige Leute aus Judäa nach Antiochia und forderten die Männer der Gemeinde auf, sich beschneiden zu lassen, wie es im Gesetz des Mose vorgeschrieben ist. (- Mose 12,3; vergleiche 1. Mose 17,10–14. -) »Wenn ihr euch nicht beschneiden lasst«, lehrten sie, »könnt ihr nicht gerettet werden.«
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Apostelgeschichte 15:1

In manchen Kreisen, werden Ursache und Wirkung vertauscht. Dort wird dann erklärt, dass die Streitfrage der Beschneidung in Jerusalem geklärt werden musste, weil es dort eine „leitende Körperschaft“ gab, die bei Fragen alle Antworten gaben. Aber wer den Vers 1 richtig liest, wird feststellen, dass der Grund, warum die Frage in Jerusalem geklärt werden musste, darin lag, dass DORT die Ursache für die Probleme war! Die „Streitpartei“, die Männer, die den Zank verursachten, kamen aus Jerusalem und Umgebung – und aus diesem Grund ging man in deren „Heimatversammlung“ um dort die Frage zu klären! Man kann also, wenn man die Ursache in Vers 1 übersieht, schnell zu einem falschen Schluß kommen 😉

Bei den Männern, die von Judäa herabkamen nach Antiochia, handelte es sich wohl um dieselben, von denen auch in Gal 2,12 die Rede ist. Sie behaupteten, daß die Beschneidung heilsnotwendig sei. Vielleicht stützten sie ihre Theologie auf alttestamentliche Textstellen wie z. B. 1Mo 17,14 und 2Mo 12,48-49 .
Auf jeden Fall bestand die Gefahr, daß sie mit ihrer Lehre eine Kirchenspaltung herbeiführten, denn Paulus und Barnabas hatten einen nicht geringen Streit mit ihnen.
Die Männer aus Judäa beharrten jedoch auf ihrer Lehre, trotzdem sie in keiner Weise von der Urgemeinde in Jerusalem autorisiert waren. Wie sie den Fall des Kornelius (Apg 10) oder auch das Wirken des Barnabas in Antiochia (Apg 11,22-24) erklärten, wird nicht gesagt. Vielleicht hielten sie die Geschichte des ersteren für eine einmalige Ausnahme und erachteten die Gemeinde in Antiochia (Apg 11) als zu unbedeutend, als daß man sie hätte als Beispiel anführen können, sahen sich nun jedoch, angesichts der Größe, die die Bewegung allmählich erreicht hatte, genötigt, Einspruch einzulegen.
Die Gläubigen in Antiochia hielten es für geraten, die Frage mit den Aposteln und Ältesten in Jerusalem zu besprechen. Mit dieser Aufgabe betrauten sie abermals Paulus und Barnabas und schickten klugerweise noch einige andre aus der Gemeinde als Zeugen mit. Diese Zeugen sollten Paulus und Barnabas vor einer eventuellen späteren Anklage, daß sie die Fakten verdrehten, schützen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Dieses große Konzil in Jerusalem fällt in die Zeit zwischen der ersten und zweiten Missionsreise des Paulus. Einerseits wurde das Jerusalemer Konzil notwendig aufgrund dessen, was auf der ersten Missionsreise mit der Hinwendung vieler, vieler Heiden zur Annahme des Messias, abgesehen vom Gesetz des Mose und der Beschneidung, geschah. Aber auf der anderen Seite wäre jede weitere Missionstätigkeit von Paulus, wie z.B. seine zweite Missionsreise, unmöglich gewesen, bis diese spezielle Frage ein für allemal geklärt gewesen wäre. Das ist also der Grund, warum wir das Jerusalemer Konzil an diesem speziellen Punkt in der Apostelgeschichte haben.

Der Einfachheit halber wurde diese Studie in vier separate Abschnitte unterteilt: der Anlass, die Erklärungen des Konzils, die Entscheidung des Jerusalemer Konzils und der Bericht an die Kirche in Antiochia.

In Vers 1 wird das Thema klar benannt: Die heidnische Beschneidung. Nach der ersten Missionsreise von Paulus und Barnabas, nachdem sie der Gemeinde in Antiochia Bericht erstattet und einige Zeit mit der dortigen Gemeinde verbracht hatten, wurde das Thema aufgeworfen, als: gewisse Männer aus Judäa herabkamen. Diese Männer waren Mitglieder der Beschneidungspartei, die bereits in Apostelgeschichte 11,2 erwähnt wurde und die Petrus herausgefordert hatten, in das Haus eines unbeschnittenen Heiden zu gehen. Diese Männer waren nicht von der Gemeinde in Jerusalem gesandt worden; sie kamen einfach aus eigenem Antrieb nach Antiochia hinunter. Dass sie nicht von Jerusalem gesandt worden waren, wird in Apostelgeschichte 15,24 deutlich. In Galater 2 bezog sich Paulus auf denselben Jerusalemer Rat, und dies waren dieselben Männer, die in Galater 2,4 als falsche Brüder beschrieben wurden.

Sie kamen und lehrten die Geschwister. Die griechische Zeitform bedeutet, dass sie anfingen zu lehren, und sie blieben dabei; sie machten sich daran, mit Entschlossenheit zu lehren. Der Begriff „Brüder“ bezieht sich hier auf die heidnischen Gläubigen, denn sie suchten sich die heidnischen Gläubigen aus, weil sie nicht beschnitten waren. Zu diesen heidnischen Gläubigen sagten sie: Wenn ihr nicht beschnitten werdet nach der Art des Mose, könnt ihr nicht gerettet werden. Das war das Diktum, das die Judaisten den Heiden präsentierten: dass gläubige Heiden nicht gerettet werden, bis sie beschnitten sind. Das ist Errettung durch Werke, Errettung durch Rituale. So wie bestimmte Gruppen heute Gläubige lehren: „Du bist nicht wirklich gerettet, bis du getauft bist“, so gab es eine frühere Irrlehre: „Du bist nicht errettet, bis du beschnitten worden bist.“ Beide sind gleichermaßen falsch. Beide beinhalten eine Errettung durch Werke, eine Errettung durch Rituale.

Arnold Fruchtenbaum – Das Konzil von Jerusalem

Während Paulus und Barnabas nach den mächtigen Freuden und Leiden der ersten Missionsreise stillere Tage in der Gemeinde in Antiochia hatten, geschieht etwas, was wir uns sofort in seiner grundlegenden Bedeutung klarmachen müssen, weil es wieder und wieder die Geschichte der Gemeinde Jesu notvoll beeinflußt. „Und einige, herabkommend von Judäa, suchten die Brüder zu lehren.“ Der Verkehr zwischen der Urgemeinde und Antiochia war lebhaft, das haben wir schon gemerkt. Es mag oft Besucher aus Judäa in Antiochia gegeben haben. Aber nun kommen „einige“, deren Namen wir hier so wenig erfahren wie im Galaterbrief, die aber zu „lehren“ suchten, d. h. also ihre Überzeugung nicht nur in persönlichen Gesprächen hier und da äußern, sondern ausdrücklich und öffentlich als die rechte Anschauung vertreten. Diese Überzeugung lautet: „Wenn ihr euch nicht beschneiden laßt nach der Sitte Moses, könnt ihr nicht errettet werden.“ Die Männer, die so lehren, sind Christen und wollen Christen sein! Sie glauben an Jesus als den Messias Israels und Bringer des Gottesreiches. Aber, so sagen sie, damit ist doch die Gottesforderung nicht aufgehoben, daß alle, die zu Gottes Volk gehören und am Heil der Endzeit teilhaben wollen, beschnitten werden müssen. Sie bestreiten gar nicht die Heidenmission als solche, sie begrüßen die Heiden, die sich zu Jesus bekehrt haben. Nur, das genüge noch nicht, so seien sie noch nicht wirklich errettet. Erst die Beschneidung mache sie zu vollen, sicher erretteten Gliedern der Heilsgemeinde. „Jesus und Beschneidung“, das ist ihr Grundsatz. Aber es wird dabei sofort sichtbar, daß der zweite Faktor unwillkürlich den Vorrang bekommt. Jesus allein kann nicht erretten; wie wichtig ist also die Beschneidung!
In der Kirchengeschichte hat sich dieser Vorgang bis heute immer neu wiederholt. Das Christentum wird nicht nur von außen bestritten und angegriffen, sondern auch in der Gemeinde selbst erheben sich die Männer, die mit Nachdruck und aller Bestimmtheit lehren: Wenn ihr nicht dies tut und das tut, was doch als Gottes Gebot biblisch zu belegen ist, dann könnt ihr nicht errettet sein. „Jesus und …“, das ist immer wieder die Formel. Jesus allein und der Glaube an ihn allein reicht nicht aus. Erst wenn noch dieses oder jenes an Tun oder Leistung hinzukommt, erhalten wir das ganze und eigentliche Christenleben. In naiver Form lebt diese Ansicht weithin in vielen Christen: „An Jesus glauben und die Gebote halten“, das heißt ein Christ sein.
Wir spüren alle die verfängliche Kraft solcher „Lehre“. Wir wollen doch rechte und ganze Christen sein. Und vor allem, wir wollen doch klar und gewiß errettet sein! Das macht alle Fragen im Raum der Kirche so schwer und so brennend, daß es dabei immer um der Seelen Seligkeit geht. Zugleich ist das so schwierig, daß diese neuen Lehrer die mächtige Autorität hinter sich haben: „Nach der Sitte Moses“, sagen sie. War Mose nicht der große Mann Gottes? Gründete sich nicht auf ihn das ganze AT? Konnte, mußte es nicht neben Jesus und mit ihm zusammen gelten?

Wuppertaler Studienbibel