Nichts macht mich glücklicher, als zu hören, dass meine Kinder der Wahrheit gemäß leben.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 3.Johannes 4
Eine grössere Freude habe ich nicht als darüber, dass ich von meinen Kindern höre, sie wandeln in der Wahrheit.
Zürcher 1931 – 3.Johannes 4
Für mich gibt es keine größere Freude als diese, dass ich mitbekomme, wie meine Schüler ihr Leben in der Wahrheit Gottes führen.
Roland Werner – Das Buch – 2009 – 3.Johannes 4
Was bedeutet es, „in der Wahrheit“ zu sein?
Eine Konfusion, Zischeln und Lächeln entstand, aber der feierlich stille Ausdruck auf den Zügen des Brautpaares änderte sich nicht, im Gegenteil, als sie sich mit den Händen geirrt hatten, schauten sie noch ernster und feierlicher als vorher, und das Lächeln, mit welchem Stefan Arkadjewitsch flüsterte, daß jetzt jedes seinen eigenen Ring aufzustecken habe, erstarb unwillkürlich auf dessen Lippen. Er fühlte, daß jedes Lächeln sie nur kränken könne.
Leo Tolstoi – Anna Karenina
»Denn du hast von Anfang an das männliche Geschlecht geschaffen und das weibliche,« las der Priester weiter nach dem Ringwechsel, »und von dir wird dem Manne das Weib gesellt zur Hilfe und zur Fortpflanzung des Menschengeschlechts. Denn du selbst, Herr unser Gott, hast die Wahrheit gesandt zu deiner Nachfolge und für deinen Bund, für deine Knechte, unsere heiligen Väter, deine Auserwählten; schaue auf deinen Knecht Konstantin und deine Magd Jekaterina und bestätige ihren Bund im Glauben und in der Einmütigkeit und in der Wahrheit und in der Liebe.«
Wahrheit (sprachlich verwandt mit lat. »veritas« = das Vertrauenswerte; griech. »aletheia« = das Unverheimlichte, Unverborgene). Im Begriff W. ist zunächst eine Alltagsbedeutung enthalten, die Übereinstimmung einer Aussage mit dem von ihr gemeinten Sachverhalt. Davon unterscheidet sich das philosophische u. theol. Verständnis von W. Geistesgeschichtlich existiert eine zeitlose »Frage nach der W.« nicht, ebenso meinen nicht alle Sprachen mit ihren unterschiedlichen Begriffen für W. einfach »dasselbe«. 1. Zur Geschichte. In der griech. Philosophie galt vom 5. Jh. v. Chr. bis Plotin (†270 n. Chr.) die Aufmerksamkeit der Bemühung des Denkens um größtmögliche Übereinstimmung mit dem kosmischen göttlichen Geist, die darum möglich sei, weil ein ursprünglicher innerer Zusammenhang von Denken u. göttlichem Logos (oder »nous«) bestehe. In der christlichen Theologie (Thomas von Aquin † 1274) wurde dieses ÜbereinstimmungsDenken aus dem Schöpfungsglauben begründet: Die menschliche Erkenntnis ist ebenso wie dasjenige, was sie erkennt, in ein u. demselben göttlichen Geist begründet (erschaffen), daher ist W. »die Übereinstimmung der Sache u. des erkennenden Denkens« (wobei in dieser Definition nicht ausgesprochen wird, daß die Übereinstimmung aussagbar ist u. daher grundsätzlich überprüfbar sein muß). Seit dem 🡕Nominalismus wird der Zusammenhang der Erkenntnis mit dem göttlichen Geist nicht mehr in die philosophische Diskussion über die W. einbezogen. Im 20. Jh. gilt die erstrangige Aufmerksamkeit vielmehr der Sprache, wobei sprachanalytische, semantische, logische u. pragmatische Untersuchungen zu unterschiedlichen Wahrheitstheorien führen. Abgesehen von der Redundanztheorie, nach der prinzipiell auf die Begriffe »wahr« u. »falsch« zu verzichten sei, sehen alle die »Bedingung der Möglichkeit von W.« als in der Sprache gegeben an. Eine gewisse Favorisierung gilt der Konsenstheorie, nach der ein Verfahren der dialogischen Wahrheitsfindung u. das diskursive Auffinden einer Übereinstimmung von Wahrheitsansprüchen die Voraussetzungen dafür sind, daß eine Aussage allgemein als wahr anerkannt werden kann. Hinsichtlich bestimmter logischer Bedingungen dafür besteht ein Konsens: Eine Aussage muß im logischen Zusammenhang mit anderen Aussagen stehen, widerspruchsfrei sein, einen Bezug zu einem bestimmten Kontext haben (denn aus dem Zusammenhang gerissene Aussagen können nicht Anspruch auf W. erheben) usw. Ihre Geltung dauert an, bis sie durch eine andere, ihrerseits »verifizierte« Aussage »falsifiziert« wird. – 2. Das religiöse »Sein in der W.« Das einfache Bei-sich-selber-Sein eines Erkennenden (seine innere »Gelichtetheit« im Sinn der »a-letheia«) kann als dessen W. verstanden werden. Diese ursprüngliche »Gelichtetheit« muß nicht immer begrifflich-gegenständlich oder thematisch sein. Als Bedingung ihrer Möglichkeit enthält sie eine Erfahrung der 🡕Transzendenz des 🡕Geistes in sich, u. in dieser Erfahrung ist eine W. gegeben, die in allen anderen Erfahrungen enthalten, also die umfassende W. u. nicht eine unter vielen Wahrheiten ist. Diese W. ist identisch mit einem Verwiesensein auf Gott, ein schweigendes Sein vor Gott als dem abgründigen 🡕Geheimnis. Wird diese W. nicht verdrängt, emotional abgewiesen, sondern unbefangen angenommen, dann ist ein Mensch »in der W.«, er ist an die unbegreifliche W., die ihn umfaßt, hingegeben u. so selber »wahr« gemacht, d. h. von sich selber befreit (Joh 8,32). Der religiöse Glaube sagt dem Menschen, daß er zu dieser freien Annahme seiner eigenen Transzendenz von sich aus nicht fähig ist, sondern daß sie wegen des allgemeinen Heilswillens Gottes durch dessen Gnade »erhoben« ist, so daß die Annahme der eigenen Transzendenz zugleich die Annahme dessen bedeutet, daß das eigene Leben auf den sich in seiner 🡕Selbstmitteilung erschließenden Gott hingeordnet ist. Im Sinn des religiösen Glaubens besagt »Sein in der W.« also die Bejahung der eigenen Hinordnung auf den Gott des ewigen Lebens, der »die W.« schlechthin ist u. der durch sich selber der Kreatur den absolut lichten u. liebenden Besitz der Fülle der W. in der 🡕Anschauung Gottes schenken will. – 3. Wahrheitsprobleme der Theologie. Wenn 🡕Theologie nicht Gott zum »Gegenstand« hat, sondern ihre Aufgabe das Reden von Gott u. die Überprüfung der Rede von Gott ist, dann ist sie primär auf die geglaubte 🡕Offenbarung Gottes bezogen. Stellt sich die Theologie der heutigen Wahrheitsdiskussion, dann bedeutet das a) daß ihre Sätze überprüfbar mit der Wortoffenbarung Gottes übereinstimmen u. widerspruchsfrei sein müssen; b) daß ihre Sätze mit dem 🡕Konsens der Glaubensgemeinschaft im 🡕Verstehen der Wortoffenbarung übereinstimmen müssen; c) daß sowohl ihre Sätze als auch die Konsensaussagen der Glaubensgemeinschaft in Übereinstimmung mit gegenwärtigen Erfahrungen gebracht werden, jedenfalls nicht im Widerspruch zu diesen stehen; d) daß die Ansprüche der Offenbarung Gottes, Menschen zu praktischem Handeln zu bewegen, durch die Theologie in ihrer Bedeutung als Handlungsimpulse für die jeweils »heutige Situation« ausgelegt werden müssen, damit die »Bewahrheitung« umfassend, nicht nur auf der Ebene der Übereinstimmung, sondern auch auf der Ebene der Praxis erfolgt. Diese Bewahrheitung ist immer ein Geschehen, verbunden mit einer Wegsuche unter dem Vorzeichen der im Wort Gottes enthaltenen Verheißungen.
Herbert Vorgrimler – Neues Theologisches Wörterbuch
Mit den Wörtern »wahr/Wahrheit« bezeichnen wir in der Regel die Übereinstimmung zwischen einer Aussage und dem entsprechenden Sachverhalt, denken also an ein Verhältnis zwischen der Wirklichkeit und unserem Denken und Sprechen über sie. Nach hebräischer Auffassung ist Wahrheit jedoch eine Eigenschaft, die eine Sache – oder eine Person oder ein Wort – selbst hat oder nicht hat. »Wahr« ist etwas, wenn es hält, was es verspricht. Wahrheit meint Zuverlässigkeit, eine vor allem im Verlauf der Geschichte immer neu erfahrene Zuverlässigkeit, also: Beständigkeit, Treue, haltgebende Wirklichkeit (vgl. unsere Ausdrucksweise »ein wahrer Freund«, »ein wahres Wort« u.Ä.).
Kleines Lexikon zur Lutherbibel
Solche Wahrheit kommt vor allem Gott zu. Gelegentlich muss das Wort in diesem Zusammenhang geradezu mit »(Bundes-)Treue« übersetzt werden (Röm 3,7; 15,8).
Im Johannes-Evangelium bezeichnet das Wort »Wahrheit« die in Jesus zugänglich gewordene Wirklichkeit Gottes (auch hier muss gelegentlich mit »Treue« übersetzt werden; vgl. Joh 1,14.17), die für die Menschen »Freiheit« (Joh 8,31–32), »Licht« (3,21) und »Leben« (14,6) bedeutet, aber nicht jedermann ohne weiteres bewiesen werden kann (18,37–38). Nach Jesu Tod und Auferstehung bleibt die »Wahrheit« durch den →Geist Gottes zugänglich, ja wird jetzt erst recht erschlossen (16,12–15). Deshalb wird der Geist auch »Geist der Wahrheit« genannt (14,16–17; 15,26). Durch Jesus vermittelt und durch den Geist voll erschlossen, muss diese »Wahrheit« das Leben der Glaubenden bestimmen (4,23–24; 1Joh 1,6.8; 2,4).
›Wahr‹ kann im Hebräischen nicht nur eine Aussage sein, sondern auch eine Person oder Sache. Wahr ist etwas, wenn es hält, was es verspricht; Wahrheit meint Zuverlässigkeit, Beständigkeit, Treue, Halt gebende Wirklichkeit. Diese Art von Wahrheit kommt vor allem Gott zu; in Römer 3,7 und Röm 15,8 muss das Wort geradezu mit »(Bundes-)Treue« übersetzt werden. Bei Johannes bezeichnet ›Wahrheit‹ die in Jesus zugängliche Wirklichkeit Gottes, die für die Menschen Freiheit (Joh 8,31–32), Licht (Joh 3,21) und Leben (Joh 14,6) bedeutet. Nach Jesu Abschied bleibt die ›Wahrheit‹ durch den → Geist Gottes zugänglich, ja wird jetzt erst recht erschlossen (Joh 16,12–15); sie muss das Leben der Glaubenden bestimmen (Joh 4,23–24; 1.Joh 1,6.8; 2,4).
Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers
Die gefährlichsten Behauptungen sind jene, die sich als wahres Christsein verkleiden, aber das „Identität—Versorgung-Fortschreiten-Kernstück“ des Evangeliums verfehlen. Sie haben ihre Wurzeln in der Wahrheit, aber sie sind unvollständig. Das Ergebnis ist ein Christsein, das aus reiner Äußerlichkeit besteht. Wann immer wir die Botschaft von Christi Wirken in unserem Innern zu unserer andauernden Verwandlung überhören, wird das Loch gefüllt mit einem christlichen Lebensstil, der mehr auf Äußerlichkeiten ausgerichtet ist als auf das Herz. Ich glaube, dass überall um uns herum ein Krieg um das Herz des Christseins tobt. mit dem Ziel. uns wegzuziehen von der Wahrheit in Bezug auf die Äußerlichkeiten.
Timothey S. Lane – Alles anders – aber wie?
In der Hoffnung zu leben, heißt, in der Wahrheit zu leben; in der Wahrheit zu leben, heißt, ihm Ehre zu geben; Gott in meinem Leben im Alltag Ehre zu geben, ist die höchste Form der Anbetung.
Timothey S. Lane – Alles anders – aber wie?
Oft, wenn Zeugen Jehovas andere Mitglieder ihrer Gemeinde treffen, mit denen sie nicht vertraut sind, und sie fragen: Wie viele Jahre waren Sie in der Wahrheit? Im Allgemeinen kann die Antwort lauten: „Vor 10 Jahren“ oder zu der Zeit, als sie der getauften Gesellschaft angehörten. Sie glauben aufrichtig, „die Wahrheit“ zu kennen, als sie Zeugen Jehovas wurden. Aber was ist die Wahrheit? Kann sich das ändern? Es ist eine Tatsache, dass sich die Lehren der Wachtturm-Gesellschaft ständig ändern, deren Prozess sie „Verfeinerung“ nennen. Solche Veränderungen sind oft genau das Gegenteil von dem, was sie früher waren. In einigen Fällen ändern sie sich dann wieder. Die Gesellschaft tut es in verschiedenen Angelegenheiten.
Wilbur Lingle – 20 Fragen an ZJ
Der Verf., der offenbar auch andere, schmerzliche Erfahrungen in seinen Gemeinden machen mußte, unterstreicht seine Freude über Gajus, indem er mit väterlichem Gefühl versichert, gar keine größere Freude zu kennen, als ein solches Zeugnis über „seine Kinder“ zu hören. Bei der liebevollen Benennung der ihm Anvertrauten als „seine Kinder“ braucht den „Alten“ nicht wie Paulus die Vorstellung zu leiten, er habe sie durch seine Glaubenspredigt gezeugt (1 Kor 4, 15; Phm 10). Das ist bei einem Mann, der dieses Bild für den übernatürlichen Vorgang der Gotteszeugung gebraucht, nicht wahrscheinlich; „Kinder“ nennt er die Christen in diesen Gemeinden (τεκνία 1 Joh 2, 1. 12. 28; 3, 7. 18; 4, 4; 5, 21; τέκνα 2 Joh 1, 4) aus seiner besonderen patriarchalischen Stellung heraus, und das Possessivpronomen bekräftigt die enge Zusammengehörigkeit. Neben τὰ ἐμά (statt μου) zeigt der Vers noch andere Besonderheiten des Stils (μειζοτέραν, τούτων … ἵνα).
Herders Theologischer Kommentar zum Neuen Testament
Johannes freut sich vorbehaltlos. Er ist los von sich selbst und lebt mit und für die Brüder. Deshalb ist es ihm die »größte Freude«, wenn er ein so gutes Zeugnis über den Gajus hören darf. Ob »meine Kinder« bedeutet, daß Gajus durch Johannes zum Glauben geführt wurde, ist wahrscheinlich, kann aber weiter nicht erhärtet werden. Gajus »lebt in der Wahrheit«, »wandelt in der Wahrheit«. Er steht treu und entschieden in der Nachfolge Jesu Christi: Wie manches Ringen vor Gott um die Kinder im Glauben steht auch für Johannes hinter dieser Freude! Auch Paulus schreibt einmal davon, wie ihn die »Sorge für alle Gemeinden« (2. Kor 11,28) umtreibt und in die beständige Fürbitte führt. Um so größer ist die dankbare Freude, wenn ein solch gutes Zeugnis ausgestellt werden kann.
Edition C Bibelkommentar
„Eine größere Freude als dies habe ich nicht“, ist eine wörtliche Übersetzung mit großem Nachdruck. „Freude“ sollte als „Gnade“ gelesen werden, eine unverdiente Gnade Gottes, indem er es Johannes erlaubte, das Mittel des Segens an Gajus und der Gnade Gottes in seiner Weiterführung zu sein. Was für eine Gnade erzeigt Gott an seinen Dienern, die seiner nicht wert sind, wenn er uns statt seiner selbst sendet! „Diese“ steht im Plural; Johannes spricht von den häufigen Berichten, die von Wanderpredigern geschickt wurden. Nichts übersteigt das und die Sorge des Johannes für das geistliche Wohlergehen seiner Kinder“ (Burdick). „Meine Kinder“ enthält noch ein nachdrückliches Pronomen; sie sind „meine eigenen Kinder“.
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
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