und als sie die Gnade erkannten, die mir gegeben ist, gaben Jakobus und Kephas und Johannes, die als Säulen angesehen wurden, mir und Barnabas die Rechte (d. i. die rechte Hand) der Gemeinschaft, auf daß wir unter die Nationen, sie aber unter die Beschneidung gingen; nur daß wir der Armen eingedenk wären, dessen ich mich auch befleißigt habe, also zu tun.
Elberfelder 1871 – Galater 2,9–10
und nachdem sie die Gnade zur Kenntnis nahmen, die mir gegeben worden war – Jakobus, Kephas und Johannes, die dafür angesehen waren, Pfeiler zu sein –, gaben sie mir und Barnabas die rechte ‹Hand› der Gemeinschaft, damit wir für die, die von den Völkern sind, [da wären], aber sie für die Beschneidung, nur dass wir der Armen gedächten, was ich mich auch mit Fleiß ‹und Eile› bemühte zu tun.
Jantzen & Jettel – Galater 2:9–10
und als sie die mir geschenkte Gnade erkannten, haben Jakobus, Kephas und Johannes, die als Säulen gelten, mir und Barnabas Handschläge für eine Partnerschaft gegeben, sodass wir für die Nationen, sie aber für den Bereich der Beschneidung da sind.
Dass wir nur die Bettelarmen in Erinnerung bringen mögen! Genau das habe ich mich auch beeilt zu tun.
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Galater 2,9–10
Im 1.Jahrhundert waren die Christen arm – denn vom Wohlstandsevangelium hatten sie noch nichts gehört. Auch hatten sie noch keine eigenen Gebäude. Die Apostel hatten auch keine „goldenen Uhren“ oder eigene Fahrzeuge!
Drittens wurden Paulus und Barnabas in den Versen 9-10 die rechte Hand der Gemeinschaft gegeben, wie wir auch in Apostelgeschichte 15,22-29 sehen. Der Dienst des Paulus wurde von den drei Säulen der Jerusalemer Gemeinde beglaubigt: Jakobus, Petrus und Johannes. Sie alle behandelten ihn als einen Gleichgestellten. Tatsächlich war Jakobus in Apostelgeschichte 15,13-21 nicht nur ein Verteidiger der Position des jüdischen Gläubigen, sondern auch der des heidnischen Gläubigen. Die einzige Ermahnung, die sie Paulus gaben, war, an die Armen zu denken, an die jüdischen Gläubigen in Jerusalem, die arm wurden, weil sie die Hauptlast der Verfolgung trugen, und das tat Paulus ohnehin eifrig.
Arnold G. Fruchtenbaum – Allein durch den Glauben – Der Galaterbrief, das mosaische Gesetz und die Bedingung unserer Errettung
Die einzige Bitte der Leiter der Gemeinden in Jerusalem war, daß Paulus an die Armen denken sollte, was er sich denn auch eifrig zu tun bemühte. Er war ja schon diesmal nach Jerusalem gekommen, um ihnen eine Geldspende zu überbringen (vgl. Apg 11,29-30 ), und dieselbe Fürsorge veranlaßte ihn, auf seiner dritten Missionsreise eine großangelegte Kollekte für die bedürftigen Christen in Jerusalem zu organisieren (vgl. 1Kor 16,1-3). Das Opfer der übrigen christlichen Gemeinden würde die Not der Christen in Jerusalem lindern und wäre darüber hinaus ein Beweis für die Solidarität der Heidenchristen mit ihren jüdischen Glaubensgenossen. Eine solche öffentliche Demonstration der Verbundenheit aller Christen würde die Einheit und Liebe unter den Gläubigen fördern und dazu beitragen, derartige Mißverständnisse zu vermeiden, wie sie in den galatischen Gemeinden aufgekommen waren.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Mit den »Armen« sind sicher die Gemeindeglieder in Jerusalem gemeint. Obwohl »Arme« im Alten Testament als messianischer Ehrentitel der endzeitlichen Heilsgemeinde gebraucht ist, wird hier doch an die äußere Bedürftigkeit und Notlage der oft verfolgten Jerusalemer Gemeinde gedacht sein. Sie litten Not, weil sie als Anhänger des verfluchten, gekreuzigten Jesus von Nazareth aus der jüdischen Volksgemeinschaft ausgeschlossen und damit auch in den Lebens – und Verdienstmöglichkeiten aufs Äußerste beschränkt waren. Es ist kein kirchenrechtlicher Anspruch, wohl aber ein Gebot der Bruderliebe. Nur andeutungsweise steht hinter dieser Bitte wohl der Gedanke, dass Jerusalem als Muttergemeinde besondere Aufmerksamkeit und Fürsorge zukommt. Paulus setzt viel Eifer und »Fleiß« ein, das zu tun, wovon besonders die Korintherbriefe zeugen (vgl. 1 Kor 16,1-3; 2 Kor 8f), obwohl sich daraus weder eine hierarchische Gliederung, noch eine Art »Ökumene« im heutigen Sinn ablesen lassen.
Gerhard Maier – Edition C
Drittens – was viele vielleicht überraschen wird – bedeutet die Einheit der Christen, »dass wir der Armen gedächten« (V. 10). Petrus und Paulus hatten unterschiedliche Missionsfelder bekommen, aber beide hatten den Auftrag, sich um die Armen zu kümmern. Den Jerusalemer Aposteln war dies wichtig, und bei Paulus, der auch in diesem Punkt »eifrig« war (V. 10), rannten sie damit offene Türen ein. Warum ist das Engagement für die Armen so wichtig für die Einheit der Christen?
Timothy Keller – Die Bibel erklärt – Galater
Es gibt zwei Gründe, einen allgemeinen und einen besonderen. Der besondere Grund war in dem Kontext der Jerusalemer Apostelkonferenz der, dass die judenchristlichen Gemeinden deutlich ärmer waren als die von Paulus gegründeten heidenchristlichen. Donald Guthrie drückt es folgendermaßen aus:
Die Lage der Christen in Judäa war so, dass ihre Armut den heidenchristlichen Gemeinden ans Herz ging (siehe Röm 15, 25–28; 1 Kor 16, 1–4; 2 Kor 8–9).
(Galatians, S. 83)
Den Jerusalemer Aposteln war es ein Anliegen, dass die heiden- und judenchristlichen Gemeinden in engem Kontakt zueinander blieben und ihre Mittel miteinander teilten, so wie dies auch innerhalb der einzelnen Gemeinden der Fall war (Apg 4, 32).
Der allgemeine Grund ist, dass die Fürsorge für die Armen ein roter Faden in der Bibel ist. Hier ein (sehr knapper) Überblick:
Jesus zeigt Johannes dem Täufer, dass er der Messias ist, indem er darauf verweist, dass er Kranke heilt und den Armen predigt (Mt 11, 1–6), wie von den Propheten vorhergesagt (Jes 11, 1–4; 61, 1–2). Jesus lehrt, dass jeder, der wirklich von der Barmherzigkeit eines gnädigen Gottes angerührt worden ist, den Bedürftigen helfen wird (impliziert in Lk 6, 35–36; Mt 5, 43–48). Und Gott wird unseren Glauben oder Unglauben unter anderem danach beurteilen, wie wir mit dem Armen, dem Flüchtling, dem Kranken und dem Gefangenen umgegangen sind (Mt 25, 44–46).
Unser bestes Vorbild ist hierbei natürlich Jesus selbst. Durch seine Menschwerdung wurde er ein »Nachbar« der Armen (Lk 2, 24; 2 Kor 8, 9). Er gab sich mit den untersten Gesellschaftsschichten ab und nannte dies »Barmherzigkeit« (Mt 9, 13). Die Bibel fordert uns auf, ihm nachzueifern (2 Kor 8, 8–15). Christen sind aufgerufen, ihre Hände für die Bedürftigen zu öffnen (1 Joh 3, 16–17; vgl. 5 Mose 15, 7–8), und in den Gemeinden sollten die Reichen ihre Güter freigebig mit den Ärmeren teilen (2 Kor 8, 13–15; vgl. 3 Mose 25). Die Apostel lehren (wie vor ihnen schon die Propheten), dass wahrer Glaube sich unweigerlich in Taten der Barmherzigkeit äußert (Jak 2, 1–23). Der Materialismus gilt auch im Neuen Testament als schwere Sünde (Jak 5, 1–6; 1 Tim 6, 17–19).
Diese Aufgabe haben grundsätzlich alle Christen. Aber schon die erste Gemeinde führte ein besonderes Amt – die Diakone – ein, um die Armenfürsorge der Kirche zu koordinieren (Apg 6, 1–7), was illustriert, dass diese Fürsorge genauso eine Aufgabe der Gemeinde ist wie der Dienst am Wort Gottes und die Gemeindedisziplin (Röm 15, 23–29). Und wenn Paulus in seiner Abschiedsrede vor den Ältesten der Gemeinde in Ephesus erklärt, dass er ihnen »den ganzen Ratschluss Gottes« verkündigt hat (Apg 20, 27), ist es mehr als bezeichnend, dass er diese Rede mit der Aufforderung beendet, sich der Armen und Schwachen anzunehmen (Apg 20, 35). Für Paulus gehörte die Barmherzigkeit gegenüber den Armen eindeutig zum »ganzen Ratschluss Gottes«. Was er den Ältesten in Ephesus ans Herz legte, legten ihm die Apostel in Jerusalem ans Herz (Gal 2, 10). Eines der Markenzeichen der Christen hat der Einsatz für die Armen zu sein.
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