Monat: September 2024

kann nicht irren

Denn die Weissagung wurde niemals (O. ehemals nicht) durch den Willen des Menschen hervorgebracht, sondern heilige Männer (Eig Menschen) Gottes redeten, getrieben vom Heiligen Geiste.
Elberfelder 1871 – 2.Petrus 1,21

Anders gesagt: Keine Prophetie (- Keine einzige prophetische Aussage der Schrift lässt eine eigenmächtige Deutung zu -) hat je ihren Ursprung im Willen eines Menschen gehabt. Vielmehr haben Menschen, vom Heiligen Geist geleitet, im Auftrag Gottes geredet.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 2.Petrus 1:21

Denn keine Prophetie wurde jemals durch den Willen eines Menschen hervorgebracht, sondern vom Heiligen Geist hingerissen redeten Leute von Gottes Seite aus.
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – 2.Petr. 1,21

Im Gegensatz zu menschlicher Auslegung, kann der „Gottes heiliger Geist“ nicht irren – und braucht deshalb kein „Update“ oder „neuen aktuellen Stand“ bzw. „helleres Licht“.

Erfüllte Prophezeiungen sind ein schlüssiger Beweis dafür, daß die Bibel von Gott inspiriert ist. Sie enthält viele Prophezeiungen, die sich in allen Einzelheiten erfüllt haben. Sie können offensichtlich nicht aus menschlicher Quelle stammen. Was steht dann hinter diesen Prophezeiungen? Die Bibel sagt selbst: „Prophetie wurde niemals durch den Willen eines Menschen hervorgebracht, sondern Menschen redeten von Gott aus, wie sie von heiligem Geist [Gottes wirksamer Kraft] getrieben wurden“ (2 Petrus 1: 21). Betrachten wir einige Beispiele.
17 Der Fall Babylons. Jesaja und Jeremia sagten den Fall Babylons durch die Meder und die Perser voraus. Die Prophezeiung Jesajas über dieses Ereignis wurde, bemerkenswerterweise etwa 200 Jahre bevor Babylon eingenommen wurde, aufgezeichnet. Die nachfolgenden Einzelheiten sind heute historisch gut dokumentiert: das Austrocknen des Euphrat, weil das Wasser in einen künstlichen See abgeleitet wurde (Jesaja 44:27; Jeremia 50:38); fehlende Sicherung der flußseitigen Tore Babylons aus Sorglosigkeit (Jesaja 45:1) und die Einnahme durch einen Herrscher namens Cyrus (Jesaja 44:28).
Aufstieg und Fall des ‘Königs von Griechenland’. Daniel sah in einer Vision, wie ein Ziegenbock einen Widder niederschlug und dessen zwei Hörner zerbrach. Dann wurde das große Horn des Ziegenbocks zerbrochen, und an seiner Stelle kamen vier Hörner empor (Daniel 8:1-8). Folgende Erklärung wurde Daniel gegeben: „Der Widder, den du sahst, der die zwei Hörner hatte, steht für die Könige von Medien und Persien. Und der haarige Ziegenbock steht für den König von Griechenland; und was das große Horn betrifft, das zwischen seinen Augen war, es steht für den ersten König. Und daß eins zerbrochen worden war, so daß an seiner Stelle schließlich vier aufstanden: Da sind vier Königreiche aus seiner Nation, die aufstehen werden, aber nicht mit seiner Kraft“ (Daniel 8:20-22). Im Einklang mit dieser Prophezeiung unterwarf der „König von Griechenland“, Alexander der Große, etwa 200 Jahre später das zweihörnige medo-persische Weltreich. Alexander starb im Jahr 323 v. u. Z., und schließlich traten vier seiner Generale an seine Stelle. Doch keines der in der Folge entstandenen Königreiche kam zu solcher Macht wie das von Alexander geschaffene Weltreich.
Das Leben Jesu Christi. Die Hebräischen Schriften enthalten zahlreiche Prophezeiungen, die durch die Geburt, das Wirken, den Tod und die Auferstehung Jesu erfüllt wurden. Micha sagte beispielsweise über 700 Jahre im voraus, daß der Messias oder Christus in Bethlehem geboren werden sollte (Micha 5:2; Lukas 2:4-7). Jesaja, ein Zeitgenosse Michas, kündigte an, daß man den Messias schlagen und anspeien würde (Jesaja 50:6; Matthäus 26:67). Sacharja prophezeite 500 Jahre im voraus den Verrat des Messias für 30 Silberstücke (Sacharja 11:12; Matthäus 26:15). Die Umstände in Verbindung mit dem Tod Jesu, des Messias, wurden schon über 1 000 Jahre vorher von David beschrieben (Psalm 22:7, 8, 18; Matthäus 27:35, 39-43). Und in einer Prophezeiung Daniels wurde etwa 500 Jahre im voraus offenbart, wann der Messias erscheinen, wie lange er wirken und wann er sterben würde (Daniel 9:24-27). Das ist lediglich eine Auswahl der Prophezeiungen, die sich in Verbindung mit Jesus Christus erfüllt haben. Es lohnt sich, daß wir uns eingehender mit ihm beschäftigen, was wir später noch tun werden.
Viele weitere langfristige biblische Prophezeiungen haben sich bereits erfüllt. „Welchen Einfluß hat denn das auf mein Leben?“ fragen wir uns vielleicht. Nun, wenn uns jemand jahrelang die Wahrheit gesagt hat, würden wir dann spätere Aussagen von ihm anzweifeln? Natürlich nicht. Gott sagt in der gesamten Bibel nur die Wahrheit. Sollte das nicht unser Vertrauen in das stärken, was die Bibel verheißt, beispielsweise in die Prophezeiungen über ein künftiges irdisches Paradies? Wir können tatsächlich genauso zuversichtlich sein wie Paulus, ein Jünger Jesu im ersten Jahrhundert, der schrieb, daß ‘Gott nicht lügen kann’ (Titus 1:2). Wenn wir außerdem die Bibel lesen und ihren Rat anwenden, handeln wir gemäß einer Weisheit, die Menschen nicht von sich aus erlangen können, da die Bibel das Buch ist, das die Erkenntnis Gottes offenbart, die zu ewigem Leben führt.

Erkenntnis, die zu ewigem Leben führt

Auch dieser Vers stützt die Ansicht, daß Petrus in Vers 20 auf den Ursprung der Prophetie in Gott, nicht in den Propheten, hinweist. Es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht worden, sondern getrieben von dem Heiligen Geist haben Menschen im Namen Gottes geredet.
Die Verfasser der Schrift wurden also bei der Niederlegung ihrer Weissagungen von Gottes Geist getragen. Was sie schrieben, ist von Gott inspiriert (2Tim 3,16). „Getragen“ oder „getrieben“ gibt das Wort pheromenoi wieder. Lukas gebraucht es in Zusammenhang mit einem Segelboot, das vom Wind getrieben wird ( Apg 27,15-17 ). Hinter den menschlichen Verfassern der Schrift steht der göttliche Verfasser, der Heilige Geist. Und doch haben auch die Menschen bewußten Anteil am Prozeß der Niederschrift; der Text wurde ihnen weder diktiert noch schrieben sie ihn im Zustand der Ekstase auf. Von daher ist es zu verstehen, daß die Gläubigen in der Schrift eine sichere Weissagung besitzen, und es wird auch begreiflich, daß ihre geistliche Nahrung ganz aus der Schrift kommen muß. Schließlich ist sie das Wort Gottes selbst.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

»Weissagung ist nie durch den Willen des Menschen hervorgebracht« (V. 21a). Mit diesem Satz wendet sich Petrus gegen die Vorstellung, daß Menschen, etwa religiöse Persönlichkeiten, aufgrund ihrer Gefühle ihre Gedanken zu Papier gebracht hätten und daß so die Bibel entstanden sei. Die Bibel ist kein Buch, das die religiösen Gefühle oder das eigene Glaubensdenken oder Glaubenszeugnis enthalte. Die Bibel ist Gottes Offenbarung. Nicht der eigene Wille, etwas zu schreiben, sondern Gottes Befehl, seine Worte niederzuschreiben, steht am Anfang (Jer 36,2, 28); Jeremia bekam nur Ärger mit dem geschriebenen Wort Gottes wie Amos mit dem gepredigten: Am 7,12f). Als Ergriffene haben die Propheten das Wort ergriffen (Jer 15,10–20; Apg 4,20; 20,7–9).
Zu aller Zeit mußte die Gemeinde prüfen, ob das, was gepredigt wurde, vom Hl. Geist eingegeben ist oder selbst erdacht (vgl. Jeremias Ringen mit Hananja; Jer 28). Im AT gibt es eine Reihe von Maßstäben, an denen echte Prophetie geprüft werden kann: z.B. das Reden von Gericht und Strafe für den Unbußfertigen (Jer 28,8f), die Erfüllung des Gesagten (Jer 28,9), Träume ohne Wirkkraft (Jer 23,28f; Jes 55,11), eingetretene Wunder mit dem Hinweis, man solle andere Götter, neue, geistlich scheinende Ideen aufnehmen ohne Gehorsam gegenüber dem Wort (5 Mo 13,1–6).
Im NT ist der Maßstab die Hochachtung Jesu (1 Kor 12,3); das Wort muß geprüft werden (1 Joh 4,1), indem etwa mehrere weissagen (1 Kor 14,29) und ihre Aussage anhand der Hl. Schrift geprüft wird (Apg 17,11) und indem darauf geachtet wird, ob in prüfbereiter Demut (1 Kor 14,29), in Ordnung und Unterordnung (1 Kor 14,30–33) gepredigt wird (vgl. auch 1 Thes 5,20f). Ferner bringt Gottes Wort auch Scheidungen hervor (Hebr 4,12); von Gott reden die wahren Propheten; bei ihnen steht nicht der Mensch im Mittelpunkt, wie wir es gerne haben und was auch nach Nächstenliebe aussieht, sondern bei dem wahren Wort Gottes steht der Allmächtige im Mittelpunkt.
Wie oft stellen Menschen andere Themen vorne an! Da redet man von der Ethik, der Weltverantwortung, von Natur und der Zukunft des Menschen, vom menschlichen Wohlergehen. Vielleicht kommt auch Gott dabei vor, aber das Herz schlägt nicht für Gott. Das ist die höchste Alarmstufe. Denn für den Glaubenden und damit für alle Propheten dreht sich alles um Gott. So verkündet auch der Hl. Geist nur Jesus Christus (Joh 16,7–15).
Offensichtlich taten sich einige Abschreiber damit schwer, daß die Propheten nicht stärker herausgehoben wurden. Darum fügten sie in verschiedenen Handschriften das Wort »heilige« ein: heilige »Menschen«. Aber Gott wählt sich die Seinen aus, wie er will. Oft sind es gerade Einfache, Schwache, Vergebungsbedürftige (1 Kor 1,27), zu junge Menschen (Jer 1,3ff), Schuldbewußte (Jes 6,5; vgl. die Aussage über Elisabeth in Lk 1,6: »fromm« mit der über Maria, die Mutter Jesu, wo jeglicher Hinweis auf ihren Glauben fehlt, Lk 1,26f). Die Bibel wird nicht zu Gottes Wort durch die Frömmigkeit ihrer Schreiber, Leser oder Prediger. Die Bibel ist göttlich, weil sie von Gott eingegeben ist.

Edition C Bibelkommentar

Warum sind die prophetischen Schriften keine Sache „eigener Deutung“? Weil ihre Weissagungen nicht „durch den Willen eines Menschen hervorgebracht“ wurde. Wie war es stattdessen? „Von Gott her redeten Menschen, getrieben vom Heiligen Geist.“
Was will Petrus damit sagen? Will er über das Wesen der Inspiration informieren und sagen, dass die Propheten selbst keinen Anteil an den durch sie ergangenen Weissagungen hatten? Wenn diese Aussage Vers 20 begründen soll, ist vermutlich gemeint: Weil die Propheten von Gott her geredet haben und vom Heiligen Geist geführt wurden, ist kein Raum für „eigene Deutung“. Das hieße dann – auch wenn das nur „zwischen den Zeilen“ steht: Die richtige Deutung kann nur von Gott und dem Heiligen Geist kommen.
Einige Bibelausleger sehen hier einen versteckten Hinweis auf die Kirche, die im Bewusstsein lebt, vom Heiligen Geist geleitet zu werden – und „eigene Deutung“ einzelner Christen wenn nötig in die Schranken weist.

Mainka – 2.Petrus

Keiner der Propheten redete aus sich heraus; keiner schrieb, was ihn gut und richtig dünkte; keiner weissagte durch seinen Willen; so etwas wagten nur die falschen Propheten. Diese redeten aus ihrem eigenen Herzen (Jer 23,16; Hes 13,2.3.17), und sie zogen damit Gottes Zorn auf sich (Jer 23,30–32). Die heiligen Propheten wurden durch Gottes Willen mit Gottes Geist begabt und von diesem Geist geführt, zu schreiben, was Gott wollte. In 2Sam 23,2 sagt David: »Der Geist des HERRN hat durch mich geredet.« Er bezieht sich dabei auf die Psalmen, die er als »der Liebliche in Gesängen Israels« (2Sam 23,1) gedichtet hatte, und so bezeugt er, dass diese nicht nur durch sein dichterisches Genie zu erklären sind. Petrus bestätigt Davids Zeugnis in Apg 1,16: »Es musste die Schrift erfüllt werden, welche der Heilige Geist durch den Mund Davids vorhergesagt hat« (Hervorhebung hinzugefügt). Weil der Heilige Geist durch die Propheten und durch die Apostel redete, sind die Worte der Propheten und die Worte der Apostel die Worte Gottes selbst (1Thes 2,13); darum ist ihr Zeugnis das Zeugnis des Geistes Gottes. Weil die Worte der Propheten durch den Heiligen Geist gegeben wurden, sind sie göttlich gewiss. Weil keine Weissagung »durch den Willen des Menschen hervorgebracht« wurde, hat Petrus nichts anderes vom kommenden Reich geschaut und gelehrt, als die Propheten des Alten Bundes geweissagt hatten. Die Empfänger des Briefes sollen verstehen, dass es Gottes ewiger Ratschluss war, dass ein verherrlichter Mensch über die ganze Schöpfung herrschen sollte. Diesen Rat hat er über Jahrtausende Stück um Stück seinen Knechten, den Propheten, enthüllt. Alle Weissagungen geben das gleiche und in allem übereinstimmende Zeugnis von ihm, denn »der Geist der Weissagung ist das Zeugnis Jesu« (Offb 19,10).
Es waren »heilige Menschen Gottes«, die redeten, nicht Scharlatane, nicht selbst ernannte Propheten. Und sie waren »getrieben« oder »getragen« »vom Heiligen Geist«. Der Heilige Geist trieb sie beim Reden, sodass sie in allem und in jeder Einzelaussage nur das redeten bzw. schrieben, was Gottes Willen entsprach. Für »getrieben« steht im Griechischen φερομενος, pheromenos, wörtlich »getragen«, das vom gleichen Verb stammt wie das in Apg 27,15 verwendete Wort (»wir … ließen uns treiben«). Jemand, der stärker war, trug die Propheten. Gott der Heilige Geist trug sie und hob sie empor, sodass sie aus Gottes Warte sahen, was sie sonst nicht hätten sehen können, wie Johannes in Offb 4,1 (siehe auch Hes 3,14; 8,4). Sie waren dabei nicht in Trance, sondern sie waren im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte, wurden aber übernatürlich befähigt, vollkommen zu erfassen, was Gott der Heilige Geist ihnen eingab, und es sodann irrtumslos zu formulieren, sei es im gepredigten Wort, sei es durch Niederschrift.

Benedikt Peters — Kommentar zu 2. Petrus

Nun wird der Ursprung des Alten Testaments hervorgehoben. Es ist keine menschliche Produktion, sondern Menschen wurden vom Geist einhergetragen (vgl. Konkordante), als sie im Namen Gottes sprachen. Hebräer 1 weist nach, daß Gott in den Propheten geredet hat und die Väter als Angesprochene dafür verantwortlich waren, dem Wort zu gehorchen. Kein Schreiber oder Leser kann daher ohne die Hilfe des Heiligen Geistes richtig auslegen. Die Schlußfolgerung ist klar: der falsche Lehrer benutzte menschliches Genie, wobei er die Bedeutung der Schrift verdarb und damit hausieren ging. Die Schrift wurde mißbraucht und falsch ausgelegt, als man Theorien vorbrachte, indem man Verse zitierte, die aus dem Zusammenhang gerissen waren. Kein Autor des Alten oder Neuen Testaments kann seine Niederschrift ohne den Beistand des Heiligen Geistes verfassen oder auslegen. Der Heilige Geist ist nicht nur der Urheber, sondern auch der Ausleger der Heiligen Schrift. Dies läßt das Buch der Bücher anders sein: es ist das Wort Gottes. Die Prinzipien der Niederschrift und Auslegung gelten nicht nur für unerfüllte Prophetie, sondern für Lehre überhaupt. Sorgfältiger Umgang mit der Schrift ist unbedingt nötig und für Lehrer verbindlich.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

im 1.Jahrhundert waren sie arm

und als sie die Gnade erkannten, die mir gegeben ist, gaben Jakobus und Kephas und Johannes, die als Säulen angesehen wurden, mir und Barnabas die Rechte (d. i. die rechte Hand) der Gemeinschaft, auf daß wir unter die Nationen, sie aber unter die Beschneidung gingen; nur daß wir der Armen eingedenk wären, dessen ich mich auch befleißigt habe, also zu tun.
Elberfelder 1871 – Galater 2,9–10

 und nachdem sie die Gnade zur Kenntnis nahmen, die mir gegeben worden war – Jakobus, Kephas und Johannes, die dafür angesehen waren, Pfeiler zu sein –, gaben sie mir und Barnabas die rechte ‹Hand› der Gemeinschaft, damit wir für die, die von den Völkern sind, [da wären], aber sie für die Beschneidung, nur dass wir der Armen gedächten, was ich mich auch mit Fleiß ‹und Eile› bemühte zu tun.
Jantzen & Jettel – Galater 2:9–10

und als sie die mir geschenkte Gnade erkannten, haben Jakobus, Kephas und Johannes, die als Säulen gelten, mir und Barnabas Handschläge für eine Partnerschaft gegeben, sodass wir für die Nationen, sie aber für den Bereich der Beschneidung da sind.
Dass wir nur die Bettelarmen in Erinnerung bringen mögen! Genau das habe ich mich auch beeilt zu tun.
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Galater 2,9–10

Im 1.Jahrhundert waren die Christen arm – denn vom Wohlstandsevangelium hatten sie noch nichts gehört. Auch hatten sie noch keine eigenen Gebäude. Die Apostel hatten auch keine „goldenen Uhren“ oder eigene Fahrzeuge!

Drittens wurden Paulus und Barnabas in den Versen 9-10 die rechte Hand der Gemeinschaft gegeben, wie wir auch in Apostelgeschichte 15,22-29 sehen. Der Dienst des Paulus wurde von den drei Säulen der Jerusalemer Gemeinde beglaubigt: Jakobus, Petrus und Johannes. Sie alle behandelten ihn als einen Gleichgestellten. Tatsächlich war Jakobus in Apostelgeschichte 15,13-21 nicht nur ein Verteidiger der Position des jüdischen Gläubigen, sondern auch der des heidnischen Gläubigen. Die einzige Ermahnung, die sie Paulus gaben, war, an die Armen zu denken, an die jüdischen Gläubigen in Jerusalem, die arm wurden, weil sie die Hauptlast der Verfolgung trugen, und das tat Paulus ohnehin eifrig.

Arnold G. Fruchtenbaum – Allein durch den Glauben – Der Galaterbrief, das mosaische Gesetz und die Bedingung unserer Errettung

Die einzige Bitte der Leiter der Gemeinden in Jerusalem war, daß Paulus an die Armen denken sollte, was er sich denn auch eifrig zu tun bemühte. Er war ja schon diesmal nach Jerusalem gekommen, um ihnen eine Geldspende zu überbringen (vgl. Apg 11,29-30 ), und dieselbe Fürsorge veranlaßte ihn, auf seiner dritten Missionsreise eine großangelegte Kollekte für die bedürftigen Christen in Jerusalem zu organisieren (vgl. 1Kor 16,1-3). Das Opfer der übrigen christlichen Gemeinden würde die Not der Christen in Jerusalem lindern und wäre darüber hinaus ein Beweis für die Solidarität der Heidenchristen mit ihren jüdischen Glaubensgenossen. Eine solche öffentliche Demonstration der Verbundenheit aller Christen würde die Einheit und Liebe unter den Gläubigen fördern und dazu beitragen, derartige Mißverständnisse zu vermeiden, wie sie in den galatischen Gemeinden aufgekommen waren.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Mit den »Armen« sind sicher die Gemeindeglieder in Jerusalem gemeint. Obwohl »Arme« im Alten Testament als messianischer Ehrentitel der endzeitlichen Heilsgemeinde gebraucht ist, wird hier doch an die äußere Bedürftigkeit und Notlage der oft verfolgten Jerusalemer Gemeinde gedacht sein. Sie litten Not, weil sie als Anhänger des verfluchten, gekreuzigten Jesus von Nazareth aus der jüdischen Volksgemeinschaft ausgeschlossen und damit auch in den Lebens – und Verdienstmöglichkeiten aufs Äußerste beschränkt waren. Es ist kein kirchenrechtlicher Anspruch, wohl aber ein Gebot der Bruderliebe. Nur andeutungsweise steht hinter dieser Bitte wohl der Gedanke, dass Jerusalem als Muttergemeinde besondere Aufmerksamkeit und Fürsorge zukommt. Paulus setzt viel Eifer und »Fleiß« ein, das zu tun, wovon besonders die Korintherbriefe zeugen (vgl. 1 Kor 16,1-3; 2 Kor 8f), obwohl sich daraus weder eine hierarchische Gliederung, noch eine Art »Ökumene« im heutigen Sinn ablesen lassen.

Gerhard Maier – Edition C

Drittens – was viele vielleicht überraschen wird – bedeutet die Einheit der Christen, »dass wir der Armen gedächten« (V. 10). Petrus und Paulus hatten unterschiedliche Missionsfelder bekommen, aber beide hatten den Auftrag, sich um die Armen zu kümmern. Den Jerusalemer Aposteln war dies wichtig, und bei Paulus, der auch in diesem Punkt »eifrig« war (V. 10), rannten sie damit offene Türen ein. Warum ist das Engagement für die Armen so wichtig für die Einheit der Christen?
Es gibt zwei Gründe, einen allgemeinen und einen besonderen. Der besondere Grund war in dem Kontext der Jerusalemer Apostelkonferenz der, dass die judenchristlichen Gemeinden deutlich ärmer waren als die von Paulus gegründeten heidenchristlichen. Donald Guthrie drückt es folgendermaßen aus:
Die Lage der Christen in Judäa war so, dass ihre Armut den heidenchristlichen Gemeinden ans Herz ging (siehe Röm 15, 25–28; 1 Kor 16, 1–4; 2 Kor 8–9).
(Galatians, S. 83)

Den Jerusalemer Aposteln war es ein Anliegen, dass die heiden- und judenchristlichen Gemeinden in engem Kontakt zueinander blieben und ihre Mittel miteinander teilten, so wie dies auch innerhalb der einzelnen Gemeinden der Fall war (Apg 4, 32).
Der allgemeine Grund ist, dass die Fürsorge für die Armen ein roter Faden in der Bibel ist. Hier ein (sehr knapper) Überblick:
Jesus zeigt Johannes dem Täufer, dass er der Messias ist, indem er darauf verweist, dass er Kranke heilt und den Armen predigt (Mt 11, 1–6), wie von den Propheten vorhergesagt (Jes 11, 1–4; 61, 1–2). Jesus lehrt, dass jeder, der wirklich von der Barmherzigkeit eines gnädigen Gottes angerührt worden ist, den Bedürftigen helfen wird (impliziert in Lk 6, 35–36; Mt 5, 43–48). Und Gott wird unseren Glauben oder Unglauben unter anderem danach beurteilen, wie wir mit dem Armen, dem Flüchtling, dem Kranken und dem Gefangenen umgegangen sind (Mt 25, 44–46).
Unser bestes Vorbild ist hierbei natürlich Jesus selbst. Durch seine Menschwerdung wurde er ein »Nachbar« der Armen (Lk 2, 24; 2 Kor 8, 9). Er gab sich mit den untersten Gesellschaftsschichten ab und nannte dies »Barmherzigkeit« (Mt 9, 13). Die Bibel fordert uns auf, ihm nachzueifern (2 Kor 8, 8–15). Christen sind aufgerufen, ihre Hände für die Bedürftigen zu öffnen (1 Joh 3, 16–17; vgl. 5 Mose 15, 7–8), und in den Gemeinden sollten die Reichen ihre Güter freigebig mit den Ärmeren teilen (2 Kor 8, 13–15; vgl. 3 Mose 25). Die Apostel lehren (wie vor ihnen schon die Propheten), dass wahrer Glaube sich unweigerlich in Taten der Barmherzigkeit äußert (Jak 2, 1–23). Der Materialismus gilt auch im Neuen Testament als schwere Sünde (Jak 5, 1–6; 1 Tim 6, 17–19).
Diese Aufgabe haben grundsätzlich alle Christen. Aber schon die erste Gemeinde führte ein besonderes Amt – die Diakone – ein, um die Armenfürsorge der Kirche zu koordinieren (Apg 6, 1–7), was illustriert, dass diese Fürsorge genauso eine Aufgabe der Gemeinde ist wie der Dienst am Wort Gottes und die Gemeindedisziplin (Röm 15, 23–29). Und wenn Paulus in seiner Abschiedsrede vor den Ältesten der Gemeinde in Ephesus erklärt, dass er ihnen »den ganzen Ratschluss Gottes« verkündigt hat (Apg 20, 27), ist es mehr als bezeichnend, dass er diese Rede mit der Aufforderung beendet, sich der Armen und Schwachen anzunehmen (Apg 20, 35). Für Paulus gehörte die Barmherzigkeit gegenüber den Armen eindeutig zum »ganzen Ratschluss Gottes«. Was er den Ältesten in Ephesus ans Herz legte, legten ihm die Apostel in Jerusalem ans Herz (Gal 2, 10). Eines der Markenzeichen der Christen hat der Einsatz für die Armen zu sein.

Timothy Keller – Die Bibel erklärt – Galater


in der Wahrheit?

Nichts macht mich glücklicher, als zu hören, dass meine Kinder der Wahrheit gemäß leben.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 3.Johannes 4

Eine grössere Freude habe ich nicht als darüber, dass ich von meinen Kindern höre, sie wandeln in der Wahrheit.
Zürcher 1931 – 3.Johannes 4

Für mich gibt es keine größere Freude als diese, dass ich mitbekomme, wie meine Schüler ihr Leben in der Wahrheit Gottes führen.
Roland Werner – Das Buch – 2009 – 3.Johannes 4

Was bedeutet es, „in der Wahrheit“ zu sein?

Eine Konfusion, Zischeln und Lächeln entstand, aber der feierlich stille Ausdruck auf den Zügen des Brautpaares änderte sich nicht, im Gegenteil, als sie sich mit den Händen geirrt hatten, schauten sie noch ernster und feierlicher als vorher, und das Lächeln, mit welchem Stefan Arkadjewitsch flüsterte, daß jetzt jedes seinen eigenen Ring aufzustecken habe, erstarb unwillkürlich auf dessen Lippen. Er fühlte, daß jedes Lächeln sie nur kränken könne.
»Denn du hast von Anfang an das männliche Geschlecht geschaffen und das weibliche,« las der Priester weiter nach dem Ringwechsel, »und von dir wird dem Manne das Weib gesellt zur Hilfe und zur Fortpflanzung des Menschengeschlechts. Denn du selbst, Herr unser Gott, hast die Wahrheit gesandt zu deiner Nachfolge und für deinen Bund, für deine Knechte, unsere heiligen Väter, deine Auserwählten; schaue auf deinen Knecht Konstantin und deine Magd Jekaterina und bestätige ihren Bund im Glauben und in der Einmütigkeit und in der Wahrheit und in der Liebe.«

Leo Tolstoi – Anna Karenina

Wahrheit (sprachlich verwandt mit lat. »veritas« = das Vertrauenswerte; griech. »aletheia« = das Unverheimlichte, Unverborgene). Im Begriff W. ist zunächst eine Alltagsbedeutung enthalten, die Übereinstimmung einer Aussage mit dem von ihr gemeinten Sachverhalt. Davon unterscheidet sich das philosophische u. theol. Verständnis von W. Geistesgeschichtlich existiert eine zeitlose »Frage nach der W.« nicht, ebenso meinen nicht alle Sprachen mit ihren unterschiedlichen Begriffen für W. einfach »dasselbe«. 1. Zur Geschichte. In der griech. Philosophie galt vom 5. Jh. v. Chr. bis Plotin (†270 n. Chr.) die Aufmerksamkeit der Bemühung des Denkens um größtmögliche Übereinstimmung mit dem kosmischen göttlichen Geist, die darum möglich sei, weil ein ursprünglicher innerer Zusammenhang von Denken u. göttlichem Logos (oder »nous«) bestehe. In der christlichen Theologie (Thomas von Aquin † 1274) wurde dieses ÜbereinstimmungsDenken aus dem Schöpfungsglauben begründet: Die menschliche Erkenntnis ist ebenso wie dasjenige, was sie erkennt, in ein u. demselben göttlichen Geist begründet (erschaffen), daher ist W. »die Übereinstimmung der Sache u. des erkennenden Denkens« (wobei in dieser Definition nicht ausgesprochen wird, daß die Übereinstimmung aussagbar ist u. daher grundsätzlich überprüfbar sein muß). Seit dem 🡕Nominalismus wird der Zusammenhang der Erkenntnis mit dem göttlichen Geist nicht mehr in die philosophische Diskussion über die W. einbezogen. Im 20. Jh. gilt die erstrangige Aufmerksamkeit vielmehr der Sprache, wobei sprachanalytische, semantische, logische u. pragmatische Untersuchungen zu unterschiedlichen Wahrheitstheorien führen. Abgesehen von der Redundanztheorie, nach der prinzipiell auf die Begriffe »wahr« u. »falsch« zu verzichten sei, sehen alle die »Bedingung der Möglichkeit von W.« als in der Sprache gegeben an. Eine gewisse Favorisierung gilt der Konsenstheorie, nach der ein Verfahren der dialogischen Wahrheitsfindung u. das diskursive Auffinden einer Übereinstimmung von Wahrheitsansprüchen die Voraussetzungen dafür sind, daß eine Aussage allgemein als wahr anerkannt werden kann. Hinsichtlich bestimmter logischer Bedingungen dafür besteht ein Konsens: Eine Aussage muß im logischen Zusammenhang mit anderen Aussagen stehen, widerspruchsfrei sein, einen Bezug zu einem bestimmten Kontext haben (denn aus dem Zusammenhang gerissene Aussagen können nicht Anspruch auf W. erheben) usw. Ihre Geltung dauert an, bis sie durch eine andere, ihrerseits »verifizierte« Aussage »falsifiziert« wird. – 2. Das religiöse »Sein in der W.« Das einfache Bei-sich-selber-Sein eines Erkennenden (seine innere »Gelichtetheit« im Sinn der »a-letheia«) kann als dessen W. verstanden werden. Diese ursprüngliche »Gelichtetheit« muß nicht immer begrifflich-gegenständlich oder thematisch sein. Als Bedingung ihrer Möglichkeit enthält sie eine Erfahrung der 🡕Transzendenz des 🡕Geistes in sich, u. in dieser Erfahrung ist eine W. gegeben, die in allen anderen Erfahrungen enthalten, also die umfassende W. u. nicht eine unter vielen Wahrheiten ist. Diese W. ist identisch mit einem Verwiesensein auf Gott, ein schweigendes Sein vor Gott als dem abgründigen 🡕Geheimnis. Wird diese W. nicht verdrängt, emotional abgewiesen, sondern unbefangen angenommen, dann ist ein Mensch »in der W.«, er ist an die unbegreifliche W., die ihn umfaßt, hingegeben u. so selber »wahr« gemacht, d. h. von sich selber befreit (Joh 8,32). Der religiöse Glaube sagt dem Menschen, daß er zu dieser freien Annahme seiner eigenen Transzendenz von sich aus nicht fähig ist, sondern daß sie wegen des allgemeinen Heilswillens Gottes durch dessen Gnade »erhoben« ist, so daß die Annahme der eigenen Transzendenz zugleich die Annahme dessen bedeutet, daß das eigene Leben auf den sich in seiner 🡕Selbstmitteilung erschließenden Gott hingeordnet ist. Im Sinn des religiösen Glaubens besagt »Sein in der W.« also die Bejahung der eigenen Hinordnung auf den Gott des ewigen Lebens, der »die W.« schlechthin ist u. der durch sich selber der Kreatur den absolut lichten u. liebenden Besitz der Fülle der W. in der 🡕Anschauung Gottes schenken will. – 3. Wahrheitsprobleme der Theologie. Wenn 🡕Theologie nicht Gott zum »Gegenstand« hat, sondern ihre Aufgabe das Reden von Gott u. die Überprüfung der Rede von Gott ist, dann ist sie primär auf die geglaubte 🡕Offenbarung Gottes bezogen. Stellt sich die Theologie der heutigen Wahrheitsdiskussion, dann bedeutet das a) daß ihre Sätze überprüfbar mit der Wortoffenbarung Gottes übereinstimmen u. widerspruchsfrei sein müssen; b) daß ihre Sätze mit dem 🡕Konsens der Glaubensgemeinschaft im 🡕Verstehen der Wortoffenbarung übereinstimmen müssen; c) daß sowohl ihre Sätze als auch die Konsensaussagen der Glaubensgemeinschaft in Übereinstimmung mit gegenwärtigen Erfahrungen gebracht werden, jedenfalls nicht im Widerspruch zu diesen stehen; d) daß die Ansprüche der Offenbarung Gottes, Menschen zu praktischem Handeln zu bewegen, durch die Theologie in ihrer Bedeutung als Handlungsimpulse für die jeweils »heutige Situation« ausgelegt werden müssen, damit die »Bewahrheitung« umfassend, nicht nur auf der Ebene der Übereinstimmung, sondern auch auf der Ebene der Praxis erfolgt. Diese Bewahrheitung ist immer ein Geschehen, verbunden mit einer Wegsuche unter dem Vorzeichen der im Wort Gottes enthaltenen Verheißungen.

Herbert Vorgrimler – Neues Theologisches Wörterbuch

Mit den Wörtern »wahr/Wahrheit« bezeichnen wir in der Regel die Übereinstimmung zwischen einer Aussage und dem entsprechenden Sachverhalt, denken also an ein Verhältnis zwischen der Wirklichkeit und unserem Denken und Sprechen über sie. Nach hebräischer Auffassung ist Wahrheit jedoch eine Eigenschaft, die eine Sache – oder eine Person oder ein Wort – selbst hat oder nicht hat. »Wahr« ist etwas, wenn es hält, was es verspricht. Wahrheit meint Zuverlässigkeit, eine vor allem im Verlauf der Geschichte immer neu erfahrene Zuverlässigkeit, also: Beständigkeit, Treue, haltgebende Wirklichkeit (vgl. unsere Ausdrucksweise »ein wahrer Freund«, »ein wahres Wort« u.Ä.).
Solche Wahrheit kommt vor allem Gott zu. Gelegentlich muss das Wort in diesem Zusammenhang geradezu mit »(Bundes-)Treue« übersetzt werden (Röm 3,7; 15,8).
Im Johannes-Evangelium bezeichnet das Wort »Wahrheit« die in Jesus zugänglich gewordene Wirklichkeit Gottes (auch hier muss gelegentlich mit »Treue« übersetzt werden; vgl. Joh 1,14.17), die für die Menschen »Freiheit« (Joh 8,31–32), »Licht« (3,21) und »Leben« (14,6) bedeutet, aber nicht jedermann ohne weiteres bewiesen werden kann (18,37–38). Nach Jesu Tod und Auferstehung bleibt die »Wahrheit« durch den →Geist Gottes zugänglich, ja wird jetzt erst recht erschlossen (16,12–15). Deshalb wird der Geist auch »Geist der Wahrheit« genannt (14,16–17; 15,26). Durch Jesus vermittelt und durch den Geist voll erschlossen, muss diese »Wahrheit« das Leben der Glaubenden bestimmen (4,23–24; 1Joh 1,6.8; 2,4).

Kleines Lexikon zur Lutherbibel

›Wahr‹ kann im Hebräischen nicht nur eine Aussage sein, sondern auch eine Person oder Sache. Wahr ist etwas, wenn es hält, was es verspricht; Wahrheit meint Zuverlässigkeit, Beständigkeit, Treue, Halt gebende Wirklichkeit. Diese Art von Wahrheit kommt vor allem Gott zu; in Römer 3,7 und Röm 15,8 muss das Wort geradezu mit »(Bundes-)Treue« übersetzt werden. Bei Johannes bezeichnet ›Wahrheit‹ die in Jesus zugängliche Wirklichkeit Gottes, die für die Menschen Freiheit (Joh 8,31–32), Licht (Joh 3,21) und Leben (Joh 14,6) bedeutet. Nach Jesu Abschied bleibt die ›Wahrheit‹ durch den → Geist Gottes zugänglich, ja wird jetzt erst recht erschlossen (Joh 16,12–15); sie muss das Leben der Glaubenden bestimmen (Joh 4,23–24; 1.Joh 1,6.8; 2,4).

Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers

Die gefährlichsten Behauptungen sind jene, die sich als wahres Christsein verkleiden, aber das „Identität—Versorgung-Fortschreiten-Kernstück“ des Evangeliums verfehlen. Sie haben ihre Wurzeln in der Wahrheit, aber sie sind unvollständig. Das Ergebnis ist ein Christsein, das aus reiner Äußerlichkeit besteht. Wann immer wir die Botschaft von Christi Wirken in unserem Innern zu unserer andauernden Verwandlung überhören, wird das Loch gefüllt mit einem christlichen Lebensstil, der mehr auf Äußerlichkeiten ausgerichtet ist als auf das Herz. Ich glaube, dass überall um uns herum ein Krieg um das Herz des Christseins tobt. mit dem Ziel. uns wegzuziehen von der Wahrheit in Bezug auf die Äußerlichkeiten.

Timothey S. Lane – Alles anders – aber wie?

In der Hoffnung zu leben, heißt, in der Wahrheit zu leben; in der Wahrheit zu leben, heißt, ihm Ehre zu geben; Gott in meinem Leben im Alltag Ehre zu geben, ist die höchste Form der Anbetung.

Timothey S. Lane – Alles anders – aber wie?

Oft, wenn Zeugen Jehovas andere Mitglieder ihrer Gemeinde treffen, mit denen sie nicht vertraut sind, und sie fragen: Wie viele Jahre waren Sie in der Wahrheit? Im Allgemeinen kann die Antwort lauten: „Vor 10 Jahren“ oder zu der Zeit, als sie der getauften Gesellschaft angehörten. Sie glauben aufrichtig, „die Wahrheit“ zu kennen, als sie Zeugen Jehovas wurden. Aber was ist die Wahrheit? Kann sich das ändern? Es ist eine Tatsache, dass sich die Lehren der Wachtturm-Gesellschaft ständig ändern, deren Prozess sie „Verfeinerung“ nennen. Solche Veränderungen sind oft genau das Gegenteil von dem, was sie früher waren. In einigen Fällen ändern sie sich dann wieder. Die Gesellschaft tut es in verschiedenen Angelegenheiten.

Wilbur Lingle – 20 Fragen an ZJ

Der Verf., der offenbar auch andere, schmerzliche Erfahrungen in seinen Gemeinden machen mußte, unterstreicht seine Freude über Gajus, indem er mit väterlichem Gefühl versichert, gar keine größere Freude zu kennen, als ein solches Zeugnis über „seine Kinder“ zu hören. Bei der liebevollen Benennung der ihm Anvertrauten als „seine Kinder“ braucht den „Alten“ nicht wie Paulus die Vorstellung zu leiten, er habe sie durch seine Glaubenspredigt gezeugt (1 Kor 4, 15; Phm 10). Das ist bei einem Mann, der dieses Bild für den übernatürlichen Vorgang der Gotteszeugung gebraucht, nicht wahrscheinlich; „Kinder“ nennt er die Christen in diesen Gemeinden (τεκνία 1 Joh 2, 1. 12. 28; 3, 7. 18; 4, 4; 5, 21; τέκνα 2 Joh 1, 4) aus seiner besonderen patriarchalischen Stellung heraus, und das Possessivpronomen bekräftigt die enge Zusammengehörigkeit. Neben τὰ ἐμά (statt μου) zeigt der Vers noch andere Besonderheiten des Stils (μειζοτέραν, τούτων … ἵνα).

Herders Theologischer Kommentar zum Neuen Testament

Johannes freut sich vorbehaltlos. Er ist los von sich selbst und lebt mit und für die Brüder. Deshalb ist es ihm die »größte Freude«, wenn er ein so gutes Zeugnis über den Gajus hören darf. Ob »meine Kinder« bedeutet, daß Gajus durch Johannes zum Glauben geführt wurde, ist wahrscheinlich, kann aber weiter nicht erhärtet werden. Gajus »lebt in der Wahrheit«, »wandelt in der Wahrheit«. Er steht treu und entschieden in der Nachfolge Jesu Christi: Wie manches Ringen vor Gott um die Kinder im Glauben steht auch für Johannes hinter dieser Freude! Auch Paulus schreibt einmal davon, wie ihn die »Sorge für alle Gemeinden« (2. Kor 11,28) umtreibt und in die beständige Fürbitte führt. Um so größer ist die dankbare Freude, wenn ein solch gutes Zeugnis ausgestellt werden kann.

Edition C Bibelkommentar

„Eine größere Freude als dies habe ich nicht“, ist eine wörtliche Übersetzung mit großem Nachdruck. „Freude“ sollte als „Gnade“ gelesen werden, eine unverdiente Gnade Gottes, indem er es Johannes erlaubte, das Mittel des Segens an Gajus und der Gnade Gottes in seiner Weiterführung zu sein. Was für eine Gnade erzeigt Gott an seinen Dienern, die seiner nicht wert sind, wenn er uns statt seiner selbst sendet! „Diese“ steht im Plural; Johannes spricht von den häufigen Berichten, die von Wanderpredigern geschickt wurden. Nichts übersteigt das und die Sorge des Johannes für das geistliche Wohlergehen seiner Kinder“ (Burdick). „Meine Kinder“ enthält noch ein nachdrückliches Pronomen; sie sind „meine eigenen Kinder“.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Wir möchten verstehen, was wir in Gottes Wort lesen. Ansonsten ziehen wir vielleicht nicht den vollen Nutzen aus dem Bibellesen.

Nur sei sehr stark und mutig, daß du darauf achtest, zu tun nach dem ganzen Gesetz, welches mein Knecht Mose dir geboten hat. Weiche nicht davon ab zur Rechten noch zur Linken, auf daß es dir gelinge überall, wohin du gehst. Dieses Buch des Gesetzes soll nicht von deinem Munde weichen, und du sollst darüber sinnen Tag und Nacht, auf daß du darauf achtest, zu tun nach allem, was darin geschrieben ist; denn alsdann wirst du auf deinem Wege Erfolg haben, und alsdann wird es dir gelingen.
Elberfelder 1871 – Josua 1,7–8

Es soll nicht weichen dieses Buch der Tora von deinem Munde und du sollst darüber sinnen Tag und Nacht, damit du beachtest zu tun nach allem, was darin geschrieben, denn dann wirst du deinen Weg gelingen lassen und dann wirst du Erfolg haben.
Die Philippson-Bibel – Josua 1:8

Von diesem Gesetzbuch sollst du allzeit reden und darüber nachsinnen Tag und Nacht, dass du genau tust nach allem, was darin geschrieben steht; denn alsdann wird es dir auf deinen Wegen gelingen und wirst du Glück haben.
Zürcher 1931 – Josua 1,8

Kann man Gottes Wort wirklich zerpflücken, und nicht nur einzelne Verse, sondern auch nur noch Teile von Versen liest – und das dann „Bibellesen“ oder „Bibelstudium“ nennen???
– NEIN – dass ist kein Bibellesen und auch kein Bibelstudium! Richtiges Bibelstudium erfordert dass ich mich mit der gesamten Bibel beschäftige – und den gesamten Inhalt kenne und SELBST nach den Erklärungen bei unterschiedlichen Quellen suche.


Zum zweiten Mal wurde Josua aufgefordert, stark und sehr mutig zu sein und darauf achtzuhaben, das ganze Gesetz Moses zu halten . Dieses Gebot beruht auf Gottes Kraft durch sein Wort. Dies ist eine stärkere Ermahnung, die aufzeigt, daß größere Charakterstärke notwendig ist, um Gottes Wort treu und völlig zu gehorchen, als um Schlachten zu gewinnen. Die Betonung in diesen Versen liegt eindeutig auf einer schriftlich, d. h. in Buchform, festgehaltenen Wahrheit. Viele Kritiker behaupten, daß die Schrift erst etliche Jahrhunderte später in schriftlicher Form erschien, doch hier ist ein klarer Verweis auf ein autoritatives Buch des Gesetzes .
Um bei der Eroberung Kanaans Glück zu haben und erfolgreich zu sein, mußte Josua nach der Schrift drei Dinge tun: (a) Das Gesetz durfte nicht von seinem Munde weichen , sondern er mußte darüber reden (vgl. 5Mo 6,7 ); (b) er sollte darüber bei Tag und Nacht nachdenken und nachsinnen (vgl. Ps 1,2; 119,97 ); (c) er sollte alles, was darin geschrieben steht, tun , seinen Gesetzen völlig gehorchen und nach ihnen handeln (vgl. Esr 7,10; Jak 1,22-25 ).
Josuas Leben demonstriert, daß er auf praktische Weise entsprechend den Lehren des Gesetzes Mose, dem einzigen Teil des Wortes Gottes, das es zu der Zeit in schriftlicher Form gab, lebte. Allein dies erklärt die Siege, die er in der Schlacht errang, und den Erfolg, der seine gesamte Laufbahn begleitete. In einer seiner Abschiedsreden an das Volk, kurz bevor er starb, drängte er es, in Übereinstimmung mit der Schrift zu leben ( Jos 23,6 ). Leider gehorchten sie diesem Rat nur eine kurze Zeit. In nachfolgenden Generationen lehnte es das Volk Israel ab, von Gottes autoritativer Offenbarung geleitet zu werden, und die Israeliten taten, was ihnen gefiel ( Ri 21,25 ). Indem sie eine objektive Grundlage der Gerechtigkeit ablehnten, wählten sie eine subjektive, die vom moralischen und geistlichen Relativismus gekennzeichnet war. Dies wiederum stürzte die Nation in Jahrhunderte religiöser Abtrünnigkeit und moralischer Anarchie.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Seltene botanische Exemplare werden durch fleißiges Suchen gefunden. Durch ernsthaftes und betendes Bibelstudium entdecken wir Wahrheiten, die wir unser Eigen nennen können. Wir haben einen Bruder, der seit vielen Jahren in den Goldminen von Kalifornien arbeitet. Er hat eine Uhrenkette, die er sehr schätzt, weil das Gold darin das ist, was er selbst in harter Arbeit und unter großen Opfern aus dem Berg gegraben hat. Wahrheiten, die durch hartes Studium entdeckt wurden, sind für uns sehr wertvoll. Die Bibel sollte für uns ein alltägliches Buch sein. Eine sehr schöne und teure Bibel auf dem Wohnzimmerständer, die mit Schnickschnack bedeckt ist, ist im Vergleich zu einer guten Arbeitsbibel von geringem Wert. Ein bekannter Sonntagsschullehrer erzählt, dass er in ein Haus in Nordwales ging. Als er an einem Tisch saß und sich mit einem kleinen Mädchen unterhielt, nahm er eine Bibel in die Hand, woraufhin das Mädchen sofort sagte: „Das ist die Alltagsbibel meiner Mutter, Sir; ich gebe Ihnen die Sonntagsbibel, wenn Sie lesen wollen.“ Wir alle brauchen eine Alltagsbibel, eine Bibel, die leicht und bequem zu handhaben ist – eine Bibel mit jeder kostbaren Verheißung und jedem Vers, der uns besonders geholfen hat. Den Juden wurde befohlen, die Heilige Schrift ständig zu lesen, sie an die Türpfosten zu schreiben, sie als Stirnlampe vor den Augen zu haben, auf dem Weg von ihr zu sprechen und sie ihren Kindern und Kindeskindern zu lehren. (Home Messenger.)

Joseph S. Exell – Der Biblischer Illustrator – Josua

Das Mittel, mit dem Josua die gesamte Tora verstehen und anwenden sollte, war die ständige Meditation über sie. Das Bild, das hier verwendet wird, zeigt die Tora als etwas, das immer in seinem Mund ist, nicht als Nahrung, sondern eher als etwas, das ständig diskutiert wird, vielleicht etwas, das gelesen werden soll, aber nicht nur das. Wie wichtig das ist, wird deutlich, wenn man bedenkt, dass das Wort meditieren an anderer Stelle mit „murmeln“ übersetzt wird. Das deutet darauf hin, dass die Meditation keine grundsätzlich private Handlung war – eher so, als ob jemand eine stille Zeit hätte -, sondern eher eine gemeinschaftliche Handlung. Josua sollte als Anführer dafür sorgen, dass die Tora Jahwes nicht nur in seinem eigenen Leben, sondern auch in dem des Volkes im Mittelpunkt stand. Auf diese Weise würde er den Erfolg sicherstellen. Die Bedeutung dieser Meditationspraxis wird noch deutlicher, wenn wir feststellen, dass genau das gleiche Bild in Psalm 1 vorkommt, während Maleachi 4 das Volk auffordert, sich an die Tora des Mose zu erinnern. In der hebräischen Bibel ist Josua das erste Buch der Propheten (die zweite Abteilung des Kanons), während Maleachi das letzte ist, so dass die gesamten Propheten von der Treue zur Tora geprägt sind. Die Psalmen eröffnen dann die dritte Abteilung des Kanons (die Schriften) mit demselben Thema. Die hebräische Bibel ist also um dieses zentrale Thema herum gegliedert, was darauf hinweist, dass es nie etwas war, das nur für Josua galt, auch wenn es für ihn von besonderer Bedeutung war. Für Israel hing der Erfolg von einem tiefen Verständnis der gesamten Tora Jahwes ab, einem tiefen Verständnis, von dem sie sich nicht abwenden konnten.

In Anbetracht der kanonischen Bedeutung einer solchen Meditation sollte dies die Christen herausfordern, ihre eigene Praxis zu überdenken. Sicherlich sollte eine tiefe persönliche Kenntnis der Bibel ein Ziel sein, das wir alle anstreben, und dafür gibt es keinen Ersatz für die regelmäßige Lektüre der Bibel und die Reflexion über das Gelesene. Die Meditation, von der hier die Rede ist, ist jedoch letztlich gemeinschaftlich, und das sollte bedeuten, dass wir uns Praktiken aneignen, die es uns ermöglichen, als Gemeinschaft über die Bibel nachzudenken. Bibelstudien in kleinen Gruppen sind ein ausgezeichnetes Mittel dafür, aber ein Muster kontinuierlicher Reflexion sollte auch bedeuten, dass wir größere Netzwerke der Jüngerschaft entwickeln, in denen wir uns gegenseitig herausfordern, nicht nur zu verstehen, was die Bibel in ihrem ursprünglichen Umfeld bedeutet, sondern auch zu überlegen, wie sie in unserem eigenen Umfeld am wirksamsten spricht. Denn wenn wir bewusst und unter Gebet versuchen, unser Leben als Gemeinschaft nach den Absichten Gottes für uns in Christus zu gestalten, entdecken auch wir, was es bedeutet, zu wissen, dass Jesus bei uns ist, wo immer wir hingehen.

David G. Firth – Die Botschaft von Josua – Versprechen und Menschen

Die zweite Ermahnung findet sich in Vers 7: Seid nur stark und sehr mutig, dass ihr darauf achtet, nach dem ganzen Gesetz zu tun, das mein Knecht Mose euch geboten hat; weicht nicht davon ab, weder zur Rechten noch zur Linken, damit ihr guten Erfolg habt, wohin ihr auch geht. Dieser Vers beschreibt weiter Josuas Verantwortlichkeiten. Er sollte alles, was das mosaische Gesetz gebot, sorgfältig beachten und darauf achten, dass er sich weder nach links noch nach rechts wandte (vgl. 5. Mose 17,11.20; 28,14). Sein Gehorsam würde zum Erfolg führen, da er durch Gottes Wort Kraft erhalten würde.

Vers 8 führt diese Ermahnung weiter aus: Dieses Buch des Gesetzes soll nicht von deinem Munde weichen, sondern du sollst Tag und Nacht darüber nachsinnen, damit du darauf achtest, alles zu tun, was darin geschrieben steht; denn dann wirst du deinen Weg erfolgreich gehen und guten Erfolg haben. Josua sollte drei Dinge mit dem Wort Gottes tun. Erstens sollte das Gesetz des Mose ständig in seinem Mund sein, und das bedeutete, es mit Verständnis zu lesen und sich mit anderen darüber zu unterhalten. Zweitens sollte er über das Gesetz nachdenken und Tag und Nacht darüber nachdenken. Praktisches Studium mit dem Ziel, das Gesetz sowohl in Gedanken als auch in Taten zu befolgen, würde ihn davor bewahren, denselben Fehler zu machen wie die Pharisäer, die theoretischen Spekulationen über das Gesetz folgten. Drittens sollte er das mosaische Gesetz vollständig befolgen, um ganz nach ihm zu handeln. Wenn er all diese Dinge tat, würde sein Weg wohlhabend und erfolgreich sein.

Der Soncino-Kommentar zu Josua interpretiert den Begriff „Gesetz“ wie folgt: „Hebräisch torah, wörtl. ‚Weisung, Lehre‘. In der ersten Instanz ist der Pentateuch gemeint, später aber die gesamte jüdische Lehre, ethisch und rechtlich. Es impliziert also weit mehr als ‚Gesetz‘.“[46] Ein anderer jüdischer Kommentar stellt jedoch fest:
Dieses Buch der Tora soll deinen Mund nicht verlassen – Dies wird von einigen Autoritäten als ein Versprechen und Segen ausgelegt, und von anderen als eine Ermahnung und ein Befehl, sogar für diejenigen, die mit allen Feinheiten der Tora vertraut sind. Maimonides stützt es auf das Gebot des Pentateuch: Und damit sie (die Worte der Tora) nicht aus deinem Herzen verschwinden, alle Tage deines Lebens. Und man muss notwendigerweise vergessen, wenn man nicht ständig studiert. Dieses Buch der Tora …… Das Wort „Dies“ bezeichnet die Nähe des erwähnten Objekts, wie es in vielen Passagen zu finden ist. Der Bezug auf das Deuteronomium und nicht auf die gesamte Tora kann durch das Studium des vollständigen Zitats verstanden werden, das lautet: Rabbi Simeon ben Jochai sagte: Das Buch Deuteronomium war das Banner oder die Insignie Josuas. Zu der Zeit, als der Allerheiligste, gesegnet sei Er, sich ihm offenbarte, fand er ihn mit dem Buch Deuteronomium in der Hand sitzen. Er sagte zu ihm: Sei stark, o Josua. Sei mutig, o Josua. Dieses Buch der Thora soll deinen Mund nicht verlassen. Moses‘ Segen an den Stamm Ephraim spielt auf Josuas Eroberung Kanaans an. Daher wurde dies zu seinem Banner oder Abzeichen.

Arnold Fruchtenbaum – Das Buch Josua

Ermutigung durch Gottes geschriebenes Wort (V. 7-8). Es ist eine Sache, zu einem Leiter zu sagen: „Sei stark! Sei sehr mutig!“ und etwas ganz anderes, ihn dazu zu befähigen. Josua würde seine Stärke und seinen Mut daraus schöpfen, dass er über das Wort Gottes nachdachte, seinen Verheißungen glaubte und seinen Geboten gehorchte. Das war der Rat, den Mose dem ganzen Volk gegeben hatte (Dtn 11,1-9), und nun wandte Gott ihn speziell auf Josua an.

In den Jahren seiner Führung führte Mose ein schriftliches Verzeichnis der Worte und Taten Gottes und übergab dieses Verzeichnis der Obhut der Priester (Dtn 31,9). Er schrieb darin eine Ermahnung an Josua, die Amalekiter auszurotten (Ex 17,14). Das „Buch des Gesetzes“ enthielt unter anderem das „Buch des Bundes“ (24:4, 7), eine Aufzeichnung der Reise des Volkes von Ägypten nach Kanaan (Num 33:2), besondere Vorschriften für das Erbrecht (36:13) und das Lied, das Mose das Volk lehrte (Dtn 31:19). Mose fügte dieser Aufzeichnung immer wieder Material hinzu, bis sie alles enthielt, was Gott wollte (V. 24). Wir haben Grund zu der Annahme, dass die gesamten fünf Bücher Mose (Genesis bis Deuteronomium) „das Buch des Gesetzes“ umfassen, das größte Vermächtnis, das Mose seinem Nachfolger hinterlassen konnte.

Aber es reichte nicht aus, dass die Priester dieses kostbare Buch bei sich trugen und bewachten; Josua musste sich Zeit nehmen, es täglich zu lesen und es zu einem Teil seiner inneren Person zu machen, indem er darüber meditierte (Ps. 1,2; 119,97; siehe Dtn 17,18-20). Das hebräische Wort, das mit „meditieren“ übersetzt wird, bedeutet „murmeln“. Es war bei den Juden üblich, die Heilige Schrift laut zu lesen (Apostelgeschichte 8,26-40) und mit sich selbst und untereinander darüber zu sprechen (5. Mose 6,6-9). Das erklärt, warum Gott Josua warnte, dass das Buch des Gesetzes nicht aus seinem Mund weichen sollte (Jos. 1,8). In zahlreichen Konferenzen habe ich Pastoren und Seminarstudenten oft gesagt: „Wenn Sie nicht mit Ihrer Bibel sprechen, wird Ihre Bibel auch nicht mit Ihnen sprechen!“

Im Leben eines gläubigen Christen sind Wohlstand und Erfolg nicht an den Maßstäben der Welt zu messen. Diese Segnungen sind die Nebenprodukte eines Lebens, das Gott und seinem Wort gewidmet ist. Wenn Sie sich auf eigene Faust auf den Weg machen, um wohlhabend und erfolgreich zu werden, könnten Sie Ihr Ziel erreichen und es später bereuen. „Was immer der Mensch ohne Gott tut“, schrieb der schottische Schriftsteller George MacDonald, „er muss kläglich scheitern oder noch kläglicher Erfolg haben.“ Die Fragen, die sich das Volk Gottes stellen muss, lauten: Haben wir dem Willen Gottes gehorcht? Wurden wir durch den Geist Gottes bevollmächtigt? Haben wir zur Ehre Gottes gedient? Wenn wir diese Fragen mit Ja beantworten können, dann war unser Dienst in Gottes Augen erfolgreich, ganz gleich, was die Leute denken mögen.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

Soll ich Babychrist bleiben?

auf daß wir nicht mehr Unmündige seien, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Winde der Lehre, die da kommt durch die Betrügerei der Menschen, durch ihre Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum; (And üb.: in listig ersonnener Weise irre zu führen
Elberfelder 1871 – Epheser 4,14

Wir sind dann nicht mehr wie unmündige Kinder, die kein festes Urteil haben und auf dem Meer der Meinungen umhergetrieben werden wie ein Schiff von den Winden. Wir fallen nicht auf das falsche Spiel herein, mit dem betrügerische Menschen andere zum Irrtum verführen.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Epheser 4:14

Denn wir sollen keine unmündigen Kinder mehr sein; wir dürfen uns nicht mehr durch jede beliebige Lehre vom Kurs abbringen lassen wie ein Schiff, das von Wind und Wellen hin und her geworfen wird, und dürfen nicht mehr auf die Täuschungsmanöver betrügerischer Menschen hereinfallen, die uns mit ihrem falschen Spiel in die Irre führen wollen.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Epheser 4,14

Darf ich selbstständig die Bibel lesen, durchforschen, in den Ursprachen nachforschen und mir mit meinen Freunden Gedanken zu dem gelesen machen?
Kannst du dir vorstellen, dass Paulus dagegen gewesen wäre?

sollte ich die Ursprachen der Bibel kennen?
Warum eine gute Studienbibel?
Wir sollten die Bibel studieren, weil der Feind die Bibel kennt
Bibelstelle selbstständig studieren – wie?

Schließlich kommt Paulus zum endgültigen Ziel – oder vielleichtbesser Ergebnis (hina) – der Ausrüstung der Heiligen zum Dienst am Herrn und am Nächsten durch die Träger der Gnadengaben. Negativ formuliert sollen die Gläubigen sich danach nicht mehr wie unmündige Kinder verhalten, die leicht zu beeinflussen und zu verwirren sind, und sich nicht von jedem Wind einer Lehre bewegen und umhertreiben lassen (vgl. Lk 8,24; Jak 1,6) durch trügerisches Spiel (kybeia, wörtlich: „Würfelspiel“) der Menschen, mit dem sie uns arglistig verführen (panourgia; vgl. auch Lk 20,23; 1Kor 3,19; 2Kor 4,2;11,3 ). Die falschen Lehrer verunsichern die Menschen in bezug auf die Wahrheit, um sie dazu zu bringen, an ihre Irrtümer zu glauben. Im Gegensatz dazu (de, aber) formuliert Paulus positiv, daß die Gläubigen durch die Wahrheit und Liebe (wörtlich: wahrhaftig sein in der Liebe) wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus. Christus ist also die Quelle des Wachstums der Gläubigen und gleichzeitig Ende und Ziel dieses Wachstums (vgl. V. 13). Vom Haupt (vgl. Eph 1,22;5,23; Kol 1,18) erhält der ganze Leib die Fähigkeit zu Wachstum und Tätigkeit (Eph 4,16). Seine einzelnen Glieder werden sorgfältig zusammengefügt (2, 21), so daß ein Glied am andern hängt, … wodurch jedes Glied das andere unterstützt (vgl. Kol 2,19) nach (kata mit Akkusativ) dem Maß (metrO, von metron) seiner Kraft. So wächst der Leib Christi (vgl. Eph 4,15) und baut sich selbst (vgl. V. 12) auf in der Liebe. Die Wendung „in der Liebe“ findet sich dreimal in diesem Abschnitt (V. 2.15-16); sie weist auf den Weg hin, auf dem die Einheit erreicht wird. Bezeichnenderweise taucht auch der Begriff „Maß“ (metron) dreimal in diesem Zusammenhang auf (V. 7.13.16). Jeder Gläubige soll durch die Gnade Gottes im Leib Christi dienen nach dem Maß der Gabe, die Christus ihm gegeben hat (V. 7). Wenn das jeder tut, dann wächst die Kirche (V. 16) und wird schließlich immer stärker zum Ebenbild Christi (V. 13). Wenn man jedoch seine eigene Gabe oder die anderer unterdrückt, verkümmert das Wachstum.
Die Bewahrung der Einheit liegt in den Händen derjenigen, die Gott mit Gnadengaben ausgestattet hat (V. 7-16). Innerhalb dieser Einheit finden sich nichtsdestoweniger viele verschiedene Aufgaben. Paulus stellt das Wachstum des ganzen Leibes in den Mittelpunkt, nicht das einzelner Glieder.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Das Wort κῠβεία bedeutet konkret das Würfelspiel und metaphorisch spricht es wohl davon, wie die Würfelspieler dabei vorgehen, also mit Trickserei, Betrug, Verschlagenheit, Gier, Gewinnsucht. Mit τὴν μεθοδείαν τῆς πλάνης (μεθοδεία bedeutet den Teilen nach „Weg, wie man zu einem Ziel kommt“ und ist wohl zuerst von Paulus als Kompositum gebraucht worden, das Verb kann auch „manipulieren“ bedeuten, d.h. jemand für seine Zwecke missbrauchen), dabei kommt ein Genitiv der Absicht in Frage, d.h. die Manipulation im Geiste der eigenen Schlauheit führt zum Betrug anderer Menschen. Ebenfalls möglich ist ein Genitivus qualitatis, d.h. die Methode ist dem Charakter nach betrügerisch. Ggf. ist auch eine Gleichsetzung im Sinne eines Genitivus explikativus mitgedacht, d.h. die Methode in Schlauheit ausgedacht ist bereits Betrug. Die Präposition πρὸς („zur“) zeigt die Absicht der Schlauheit an bzw. wohin sie führen so: Die Menschen beabsichtigen in ihrer Schlauheit Methoden und Wege zu ersinnen, die andere betrügen.

Peter Streitenberger – Der Epheserbrief

Mit V.13 kommt Paulus in gewisser Hinsicht wieder zum Thema der Anfangsverse von Eph 4 zurück. Dort hatte er vor allem die Einheit der Gläubigen betont (Vv.3–6). Ab V.7 war dann zunächst von der Vielfalt innerhalb der Gemeinde die Rede. Nun, mit V.13, wird deutlich, daß die Vielfalt der Einheit nicht widerspricht, sondern gerade die Einheit fördern soll. Die verschiedenen Gabenträger bringen sich in der Gemeinde ein, um einzelne Gemeindeglieder zum gemeindebauenden Dienst zu befähigen; und dieser Dienst soll dazu beitragen, daß »alle … zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes« gelangen. Nicht die Herausbildung einer kleinen Elite von reifen Christen ist das Ziel, sondern die Förderung jedes einzelnen Gläubigen mit dem Ziel, daß auch er zur geistlichen Reife gelangt. Die geistliche Reife wird zunächst (V.13a) ohne Bild beschrieben als die »Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes«, dann (V.13b+c) bildhaft als »vollkommene(r) Mann« bzw. als »Maß des reifen Alters der Fülle Christi«. Für Paulus geht es bei der Frage nach geistlicher Reife nicht einfach um eine intensivere Erlebnisfrömmigkeit, um stärkere religiöse Gefühle oder besondere Erfahrungen. Reife hat für ihn mit Glaubensinhalten zu tun. Bei der »Einheit des Glaubens« geht es um das gemeinsame Glaubensgut, das von allen erkannt werden soll. Im Blickfeld ist hier, was geglaubt werden soll, nicht wie geglaubt wird. Das wird durch den folgenden Zusammenhang deutlich, wo es um »Erkenntnis« (V.13), um Festigkeit gegenüber Irrlehren (V.14) und um das Festhalten der Wahrheit in Liebe (V.15) geht. Kinder im Glauben sind für Paulus solche, die noch in den Grundlagen christlichen Glaubens unterwiesen werden müssen (1Kor 3,2; vgl. Hebr 5,12ff). Reife Gläubige dagegen sind gegründet im geoffenbarten Gotteswort. Das Ideal des Apostels ist es offenbar nicht, daß jeder seine eigene, jeweils unterschiedliche Erkenntnis hat, auch wenn Paulus um die Realität unserer nur stückwerkhaften Erkenntnis weiß (1Kor 13,9). Das Ziel ist aber, daß alle Gläubigen zur Erkenntnis des einen, ein für allemal den Heiligen überlieferten Glaubens kommen (vgl. Jud 3). Eigens betont wird dabei insbesondere die »Erkenntnis des Sohnes Gottes« (V.13b). Das ist keine Einschränkung des zuvor gesagten, so, als ginge es bei der Christuserkenntnis bloß um die ›eiserne Ration‹ eines Christen, um einige zentrale Bekenntnissätze zu Christus, die wichtiger wären, als die übrigen Glaubensinhalte. Paulus denkt hier ganz anders: »In Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis« (Kol 2,3). Die Christuserkenntnis vor Damaskus wurde für ihn zur Grundlage seiner gesamten Theologie. Von Christus her erschließt sich der ewige Heilsplan Gottes für Juden und Heiden; an ihm entscheidet sich der Weg des Heils und des Unheils; die Möglichkeit der praktischen Heiligung des Christen ist allein in Christus geschenkt, und vom Gesetz Christi her wird deutlich, was im Blick auf die Nachfolge für Christen gilt. Auch alles, was es über Gemeinde zu sagen gibt, kann nur von Christus her entfaltet werden (siehe Eph 1–3!); und auch die Dinge der Zukunft sind nur als Entfaltung des Triumphs des Gekreuzigten und Auferstandenen zu verstehen. Ähnliches finden wir im Hebräerbrief: Wenn es dort heißt, daß es Zeit wird, über die Anfangsgründe der Lehre von Christus hinauszukommen und geistlich feste Speise zu bieten (Hebr 6,1f), schreitet dieser Brief nicht zu völlig anderen Themen fort, sondern entfaltet im folgenden die Lehre vom Amt Christi nur um so vertiefter (Hebr 7–10). Die »Erkenntnis des Sohnes Gottes« ist also kein Randthema und kein Minimalbestand christlichen Glaubens, sondern dessen Thema schlechthin. Und »Erkenntnis« ist nach dem Sprachgebrauch des Neuen Testaments auch nicht nur theoretisches Wissen, sondern ein Wahrnehmen durch Begegnung, indem man sich mit seinem ganzen Leben auf das einläßt, was es zu erkennen gilt. Von daher kann es nicht gleichgültig sein, was jeder glaubt und erkennt. Vielmehr ist das Ziel, daß alle »zur Einheit des Glaubens und Erkenntnis des Sohnes Gottes« kommen.
Dieses Ziel geistlicher Reife wird nun in V.13b+c noch bildhaft gefaßt. Durch den auferbauenden Dienst der Diener sollen die Glieder der Gemeinde »zum vollkommenen Mann« werden, »zum Maß des reifen Alters der Fülle Christi« kommen. Was gemeint ist, wird von V.14a her klar: »damit wir nicht mehr Unmündige sind«. Das Ziel geistlicher Auferbauung ist, daß die Christen nicht Kinder im Glauben bleiben, sondern zu reifen Männern und Frauen im Glauben werden — oder, wie es der 1Joh ausdrückt, daß die geistlichen Kinder zunächst Jünglinge und dann Väter in Christus werden (1Joh 2,12–14). Wo jemand ganz von Christus erfüllt ist (also nach V.13 c das »reife Alter der Fülle Christi« erreicht hat, vgl. 3,17+19), ist er nicht mehr Kind im Glauben, sondern ein geistlich reifer Mann. Was solch einen reifen Christen ausmacht, wird in den nächsten beiden Versen negativ und positiv dargelegt.
Negativ gesprochen, gilt für den reifen Christen, daß er »nicht mehr … umhergeworfen und umgetrieben (wird) von jedem Wind der Lehre durch das Trugspiel der Menschen, durch Verschlagenheit, die zum Betrug des Irrtums (führt)« (V.14b). Vom Bild des Kindes und des Mannes wechselt Paulus zunächst zum Bild des Windes und der Wellen. Wellen werden in die verschiedensten Richtungen umhergeworfen, je nachdem, woher der Wind gerade weht. Kindern im Glauben geht es genauso. Sie sind beeinflußbar und lassen sich leicht in diese oder jene Richtung verführen. Nicht so der in der Glaubenserkenntnis gefestigte reife Christ. Er verfällt den Verführern nicht. Wenn Paulus in diesem Zusammenhang die Machenschaften der Verführer skizziert, wechselt er nochmals das Bild. Ihr Tun ist wie das trügerische Würfelspiel (so wörtlich der Begriff, den wir mit »Trugspiel« übersetzt haben). Hier sind Falschspieler am Werk, deren Tricks man durchschauen muß, um nicht zu verlieren. Denn sie spielen ihr Spiel nicht plump. Vielmehr sind sie verschlagen, listig, wenn sie versuchen, einen auf ihren betrügerischen Weg zu lokken — der allerdings, so das klare apostolische Urteil, in den Irrtum führt. Nein, diesen Weg geht der geistlich reife Christ nicht. Und diesen Weg sollte überhaupt kein Christ gehen! Das ist das Ziel der geistlichen Auferbauung.

Edition C Bibelkommentar Neues Testament

Der andere Weg ist der, dass wir allen Vorurteilen entsagen und bedenken, dass niemand mehr über Gottes Plan wissen kann, als er in seinem Wort geoffenbart hat, und dass er verheißen, es den Sanftmütigen und von Herzen Demütigen zu geben; und wer als solcher ernstlich und aufrichtig seine Leitung und Belehrung sucht und von den verschiedenen Hilfsmitteln, die die göttliche Vorsehung beschafft hat, Gebrauch macht, der wird von dem großen Autor der Bibel zu einem solchen Verständnis derselben geführt werden, wie es an der Zeit ist. – Epheser 4:11-16

Charles Taze Russell im Jahr 1886 – Der göttliche Plan der Zeitalter

trifft nur auf einen zu …

Aber nun kommen wir erst zum Entscheidenden, was im Blick auf diesen Menschen als den wahrhaftigen Zeugen zu sehen und zu sagen ist. Zwischen den beiden eben angegebenen Bedingungen seiner Existenz, die ihrerseits der Reflex des seine Existenz konstituierenden Zusammentreffens von Gott und Mensch sind, besteht natürlich ein innerer Zusammenhang: das Gott von ihm dargebrachte ist nicht ohne Grund auch sein von Gott ausgezeichnetes Leben. Es wäre aber das furchtbarste, das frivolste Mißverständnis – es wäre geradezu die dem wahrhaftigen Zeugen entgegenstehende Lüge – wenn man den Zusammenhang dieser beiden Bestimmungen rechnerisch, nämlich als den eines Do und eines Des, eines Credit und eines Debet, eines Guthabens und einer Schuldigkeit verstehen und erklären wollte. Er besteht vielmehr darin, daß auf beiden Seiten Freiheit die Form und der Charakter des Verkehrs zwischen dem wahren Gott und dem wahren Menschen ist: des Verkehrs, der die Existenz dieses Menschen bestimmt und in dessen Vollzug er die Wahrheit ausspricht und also der wahrhaftige Zeuge ist. So und nur so, in beiderseitiger Freiheit, entspricht dieser Verkehr dem Verhältnis zwischen Gott und Mensch, Mensch und Gott, durch das die Existenz dieses Menschen konstituiert wird.
Die der Zuwendung dieses Menschen zu Gott entsprechende Darbringung, sein Gehorsamsakt, seine Dienstleistung ist seine freie Tat. Sie ist nicht veranlaßt, nicht motiviert, nicht bedingt durch die Absicht auf einen von Gott zu empfangenden Lohn. Er tut sie nicht um der von Gott verheißenen und zu erwartenden Auszeichnung willen, nicht im Blick auf deren Nützlichkeit und Annehmlichkeit, nicht als Mittel zu deren Erwerb, nicht als Bezahlung des Preises, um den sie zu gewinnen sein möchte – und selbstverständlich auch nicht aus Furcht vor irgendwelchen Übeln, die der Unterlassung dieses Werkes, der Nicht-Bezahlung dieses Preises folgen möchte, nicht zur Vermeidung einer Strafe, die ihn, wenn er da versagen sollte, treffen könnte. Seine Darbringung ist darin seine freie Tat, daß er sie nur eben in Erkenntnis Gottes selbst, nur eben in Furcht vor ihm, nur eben aus Freude an ihm, nur um Gottes selbst willen, nur weil und indem er von ihm nicht lassen kann, tut. Sie ist ihm nur dadurch notwendig gemacht, hat nur darin ihren bewegenden Grund, daß Gott für ihn Gott, daß er faktisch sein Herr ist. Sie ist darin seine freie Tat, daß er sie, abgesehen von diesem einen Grund, grundlos, anspruchslos, uninteressiert, umsonst, gratis, tut.
Und genau so ist auch die der Zuwendung Gottes zu diesem Menschen entsprechende Auszeichnung, mit der er diesen Menschen krönt, Gottes freie Tat. Er verleiht sie ihm ungeschuldet. Sie ist nicht seine Gegenleistung zu dessen von ihm geforderter und von jenem erfüllter Leistung. Sie ist wohl Gottes großer Lohn, sie ist aber keine Bezahlung, keine Abgeltung, zu der er auf Grund irgendeines höheren Gesetzes moralisch oder rechtlich verpflichtet wäre. Sie ist keine Ware, die Gott diesem Menschen für den von ihm vorausbezahlten Preis seiner Darbringung, seines Gehorsams, seines Dienstes zu liefern hätte. Gott ist diesem Menschen zu nichts verpflichtet. Er muß ihn nicht auszeichnen, er tut es in eigenster Initiative, in seiner ihm gegenüber überströmenden Güte. Er muß ja auch sein ihm dargebrachtes Leben nicht gutheißen, nicht annehmen. Er muß dieses Menschen Dienst nicht brauchen. Es ist seine eigene höchste, aber freie Weisheit und Gerechtigkeit, wenn er ihn gutheißt, annimmt, braucht. Er krönt ihn, der ihm sich selbst darbringt, aber nicht deshalb, weil dieser solches tut, nicht im Blick auf einen Wert, den das für ihn hätte, auf einen Nutzen und Vorteil, den ihm das einbrächte, sondern einzig und allein in dem souveränen Wohlgefallen, das er an ihm hat, um seiner Erwählung dieses Menschen – also erstlich und letztlich einzig und allein um dieses Menschen willen. Auch die Auszeichnung dieses Menschen ist darin Gottes freie Tat, daß er sie diesem Menschen abgesehen von diesem einzigen Grund grundlos, unverpflichtet, uninteressiert, umsonst, gratis zuteil werden läßt.
In diesem Sinn ist die Freiheit die Form und der Charakter des Verkehrs zwischen dem wahren Gott und dem wahren Menschen, der sich in dieses einen Menschen Existenz ereignet und ihn zum Zeugen der Wahrheit, zum wahrhaftigen Zeugen macht.

Karl Barth Die Kirchliche Dogmatik: 28: IV.3 §§ 70–71: Jesus Christus, der Wahrhaftige Zeuge II

… aber wir können IHN nachahmen !!!

Alles Erdlands Richter

Fern sei es von dir, so etwas zu tun, den Gerechten mit dem Gesetzlosen zu töten, so daß der Gerechte sei wie der Gesetzlose; fern sei es von dir! Sollte der Richter der ganzen Erde nicht Recht üben?
Elberfelder 1871 – Genesis 18,25

Zu töten den Gerechten mit dem Schuldigen, dass der Gerechte wie der Schuldige sei, ein solches zu tun, das — weiß ich — wäre Entweihung dir. Entweihung wäre es dir; wie sollte der Richter der ganzen Erde nicht Recht ausüben!
Rabbiner Samson Raphael Hirsch – Genesis 18:25

Weitab sei dir nach dieser Rede zu tun, den Bewährten mit dem Frevler zu töten,
daß Gleiches dem Bewährten, Gleiches dem Frevler geschehe,
weitab sei es dir!
Alles Erdlands Richter, wird der nicht das Recht tun?
Buber & Rosenzweig – 1.Mose 18:25

Gerechte Richter? Wie sollte das möglich sein, außer diese haben „besten Kontakt“ mit dem allwissenden Gott? Deshalb werden in der Bibel eigentlich nur Mose, Samuel und Salomo als „gerechte Richter“ dargesstellt – Männer die sich in allen Fragen immer und ausschließlich auf Jehovah verließen! Im „NT“ haben wir dann Petrus, der „ohne nach Gründen zu fragen“ ein Ehepaar richtet – aber auch Petrus hat etwas, was den „ungerechten Richtern“ fehlt: Petrus wird vom heiligen Geist geleitet!
Aber Abraham ist sich sicher: Jehovah ist ein „korrekter Richter“ – auf den wir uns verlassen dürfen!


Abraham versuchte nicht, Gott zu etwas zu bewegen, was gegen dessen Willen gewesen wäre. (Dennoch war das Gebet Lots für Zoar ein echter Gegensatz; 1Mo 19,18-23 ).
Das Thema Gerechtigkeit herrscht hier also vor: die, die sich an Gottes Segnungen erfreuen werden, sollen (a) Gerechtigkeit lehren ( 1Mo 18,19 ); (b) sie dürfen für ein gerechtes Gericht eintreten, um die Gerechten zu bewahren; und (c) wissen, daß Gott die Gottlosen um der Gerechten willen bewahren kann. Bestimmt lernte Israel hierdurch, daß Gott ein gerechter Richter ist, daß Gerechtigkeit ein Volk erhöht (vgl. Sprüche 14,34 ) und daß die Gerechten die Gesellschaft erhalten helfen (vgl. Mt 5,13 ). Diese Wahrheiten sollten für Israel von ebenso großer Bedeutung sein wie für Abraham , der sie in mitleidsvoller Fürbitte angewendet hatte.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Die Rolle eines Richters
Genesis 18 offenbart einige hilfreiche Hintergründe zu diesem Konzept eines Richters. Hier heißt es, dass Gott selbst „der Richter der ganzen Erde“ ist (1. Mose 18,25). Aus dem Kontext können wir ersehen, dass die Rolle des Richters darin besteht, Recht zu sprechen, zwischen Gerechten und Bösen zu unterscheiden, die Bösen zu bestrafen und die Gerechten zu befreien. Der Richter war also ein Verwalter, der die Autorität hatte, das Urteil über den Menschen in seiner Gesetzlosigkeit zu vollstrecken oder zu verhängen. In 1. Mose 19 zum Beispiel wurde die Strafe vollstreckt, indem die Menschen von Sodom vernichtet und der gerechte Lot befreit wurde.

Unsere heutige Vorstellung von einem Richter oder einer Richterin wird durch unsere heutige Verwendung des Begriffs bestimmt. In der modernen Jurisprudenz ist der Richter jemand, der vor Gericht als Schiedsrichter fungiert. Er ist der Schiedsrichter zwischen zwei gegnerischen Anwälten. Die meisten Menschen denken bei dem Begriff Richter nur an die Verkündung des Urteils über die Schuldigen. Der Begriff „Richter“, wie er in 1. Mose 18 verwendet wird, ist jedoch ein viel weiter gefasster Begriff, der die Autorität verleiht, die Angelegenheiten der Menschen zu regeln. Deshalb wird Gott auch der Richter der ganzen Erde genannt.

Im Buch der Richter geht es also nicht nur um zivile Verwalter – wie wir uns Richter vorstellen würden -, sondern um Anführer, die dafür verantwortlich waren, die Menschen unter Kontrolle zu halten und den Gesetzen zu gehorchen, Straftäter zu bestrafen und diejenigen zu belohnen, die Gutes taten. Das ist dasselbe Konzept, das auch in Römer 13 und 1 Petrus 3 im Neuen Testament erwähnt wird.

J. Dwight Pentecost – Dein Reich komme – Gottes Reichsprogramm und Bundesverheißungen in der Geschichte nachspüren

„Ist Gott ungerecht, wenn er Rache übt?“ Dieser Gedanke liegt dem frommen und demütigen Herzen des gläubigen Abraham fern. Er hegt nicht die eitle und anmaßende Vorstellung, auf die nicht wenige ihre Hoffnung auf ein unbestimmtes Maß an Nachsicht gegenüber den Gottlosen gründen. Sie lehnen die Verhängung des Gerichts ganz und gar ab, da dies extreme Strenge und unangemessene Härte bedeute. Sie sind der Meinung, dass selbst Sodom verschont werden kann und sollte, nicht weil es viel Gutes zu bieten hätte, sondern weil seine Schlechtigkeit nicht so schlimm und unentschuldbar ist, dass sie eine so schreckliche Strafe verdient hätte. Vieles, oder zumindest etwas, kann die Verderbtheit seiner Bewohner beschönigen; und im schlimmsten Fall haben sie einige erlösende Eigenschaften. Von einem barmherzigen Gott kann man erwarten, dass er ihnen etwas nachgibt und sie sogar in Ruhe lässt. In all diesen Plädoyers steckt ein lauernder Unglaube an die Gerechtigkeit Gottes, eine Anfechtung der Rechtschaffenheit seiner Urteile, ein völliger Mangel an Verständnis für die Heiligkeit, die durch die Sünde verletzt wird, und die souveräne Autorität, die durch die Sünde missachtet wird. Sind solche Plädoyers und einleuchtende Argumente wie diese, solche sanften Apologeten des Bösen, mit ihrer schwachen Verurteilung von Gottes Feinden und ihrem empfindlichen Zurückschrecken vor der Vorstellung, dass Gottes Zorn über sie kommen könnte – sind sie wirklich seine Freunde? Stehen sie auf der Seite des Herrn? Nicht so der Geist Abrahams. Er nimmt die Vernichtung der Bösen hin; er erkennt die Gerechtigkeit des Richters der ganzen Erde an; er ist sich bewusst, dass das Gericht unvermeidlich ist. Der Gedanke beleidigt ihn nicht. Nicht aus Selbstgefälligkeit gegenüber den Bösen oder aus Gleichgültigkeit gegenüber den gerechten Ansprüchen Gottes möchte er, dass Sodom verschont wird. Lieber sollen die Bösen umkommen, als dass die göttliche Gerechtigkeit in Frage gestellt wird. „Gott ist wahrhaftig, aber jeder Mensch ist ein Lügner, wie geschrieben steht, damit du in deinen Reden gerecht wirst und überwindest, wenn du gerichtet wirst“ (Röm. 3,4).

Was genau ist seine Bitte? Worauf gründet er seine Hoffnung in diesen klagenden Fürbitten: „Willst du auch die Gerechten mit den Bösen vernichten? Vielleicht sind fünfzig Gerechte in der Stadt: Willst du auch die fünfzig Gerechten, die in der Stadt sind, vernichten und den Ort nicht verschonen? Das sei ferne von dir, so zu tun, dass du die Gerechten mit den Gottlosen tötest; und dass die Gerechten wie die Gottlosen seien, das sei ferne von dir“ (Vers 23-25). Worum geht es ihm in diesem ernsten Flehen? Ist es nur die zeitliche Vernichtung der Gerechten, die sich in Sodom aufhalten könnten, die Abraham so pathetisch beklagt – dass sie in das Feuergericht verwickelt werden, das über die hingegebene Stadt hereinbrechen sollte? Zweifellos ist das ein Übel, gegen das der Freund Gottes im Namen seiner gottesfürchtigen Nachbarn beten sollte. Der verheerende Zug von Gottes Dienern des Zorns hier unten, das verzehrende Feuer und der wütende Sturm, Krieg, Pestilenz und Hungersnot, kann das gläubige Volk Gottes, das unter den Objekten seines gerechten Zorns wohnt, nur besonders hart treffen. Nur deshalb kann derjenige, der für sie Fürbitte einlegt, darum bitten, dass solch weitreichendes Unheil, das über die Städte, in denen sie leben, hereinbricht, aufgehalten oder beseitigt wird. Aber die Gerechten sind am Ende sicher, was auch immer über die Bösen kommen mag und wie sehr sie auch eine Zeit lang mit ihnen leiden mögen. Es ist nicht in erster Linie um ihretwillen, dass das angedrohte Unheil hinausgezögert und die Zeit der gnädigen Nachsicht verlängert werden soll. Auf jeden Fall geht Abrahams Bitte weit über die bloße Befreiung der Gerechten von vorübergehenden Leiden und Prüfungen hinaus. Das hätte auch auf eine andere Art und Weise geschehen können, als die, die er aufzeigt, nämlich durch die Befreiung von Lot. Eine solche Art und Weise, die Gerechten vor dem kommenden Übel zu bewahren, kommt Abraham jedoch nicht in den Sinn; nicht einmal dann, wenn er im Verlauf seiner einzigartigen Auseinandersetzung von einem immer verzweifelteren Fall ausgeht; nicht einmal dann kommt sie ihm als letztes Mittel, als letzte Alternative in den Sinn. Er stellt sie nicht einmal als vergebliche Hoffnung dar. Bis zum Schluss ist er darauf bedacht, das Gericht ganz abzuwenden – die Tausenden von Schuldigen zu verschonen, um die zehn Gerechten unter ihnen zu finden

Denn er hat das große Prinzip der moralischen Verwaltung Gottes begriffen, das auf diese gefallene, aber nicht unwiederbringlich gefallene Welt zutrifft: Die Gerechten „sind das Salz der Erde“. Er hat die Lektion gelernt, die das Gleichnis vom Unkraut lehren sollte. Solange Gott ein einziges Weizenhalmchen auf dem Feld hat, das unter dem Unkraut verloren geht und vorzeitig vernichtet wird – solange er ein einziges Kleines hat, das noch nicht in der Menge der Gottlosen versammelt ist – solange die Masse nicht so hoffnungslos verdorben und faulig ist, sondern der Geruch des Eifers und der Liebe eines einzigen heiligen Menschen noch einen kleinen Teil davon vor dem Verfall bewahrt – solange wird Gott auch die verlassenste Stadt verschonen und die Erde nicht mit seinem Besen der Zerstörung überziehen. Auf diese Gewissheit setzt Abraham seinen Fuß. Von dieser hohen Warte aus klopft er an die Tür der himmlischen Barmherzigkeit und belagert den Thron dessen, der will, dass alle Menschen überall gerettet werden. Verschone Sodom um fünfzig. Verschone es um fünfundvierzig. Verschone es um dreißig. Verschone es um zwanzig. Verschone es sogar um zehn. Warum sollten auch nur zehn deiner Kinder, wenn auch nur im Vorübergehen, an einer so schrecklichen Verwüstung teilhaben? Und warum sollte selbst Sodom, mit all der Größe seines Geschreis und all den unsagbaren Ungeheuerlichkeiten seiner elenden Bewohner, als verzweifelt überlassen werden, solange zehn Gerechte darin sind? Gibt es noch zehn, die „seufzen und schreien über all die Gräuel, die in der Stadt geschehen sind?“ Gibt es „ein paar Namen in Sardes, die ihre Kleider nicht verunreinigt haben?“ Diese sollen geehrt werden, auch wenn es nur ein kleiner Rest ist. Lasst das Salz, wenn es seinen Geschmack noch nicht ganz verloren hat, noch eine Zeit lang die Masse würzen. Lass das Licht noch leuchten. Es kann sein, dass sich sogar Sodom durch das fortgesetzte Aufleuchten des Lichts, und sei es noch so schwach und flackernd, bald dem Herrn zuwendet.

Das ist das Prinzip von Abrahams Fürbitte für Sodom. Und da sie auf einem richtigen Verständnis des Wesens und des Plans von Gottes moralischer Regierung der Welt beruht, ist sie viertens mit einem Geist der völligen Unterwerfung unter die göttliche Souveränität verbunden. Abrahams Bitten sind beharrlich und eindringlich, aber er ist die ganze Zeit darauf bedacht, jeden Gedanken an eine Einmischung in den höchsten Willen Gottes zu verwerfen, jede Idee, seine vollkommene Billigkeit und Gerechtigkeit in Frage zu stellen oder sein Recht in Frage zu stellen, das zu tun, was er für gut hält. Die wachsende Ernsthaftigkeit und Intensität, man könnte fast sagen Ungeduld, seines Flehens wird durch ein tiefes Gefühl für die Freiheit, die er sich nimmt, und eine heilsame Angst, ihn zu beleidigen, gemildert. In der Gegenwart Gottes, der zu ihm spricht wie ein Mensch zu seinem Freund, vergisst er nicht seine eigene Position: Er ist nur Staub und Asche, während Gott der Richter der ganzen Welt ist. Er ist sich sicher, dass Gott gerecht handeln und das Richtige tun wird. Er verwirft die Vorstellung, dass die Gerechten und die Bösen gleichgestellt sind, als etwas, das sowohl Gottes Charakter als auch seinen eigenen Gefühlen widerspricht: „Es sei ferne von dir, Herr.“ Er weiß, dass das weit vom Herrn entfernt ist und sein muss. Wie auch immer es ausgeht, er ist sich sicher, dass es sich zeigen wird, vielleicht nicht genau so, wie er es vorschlägt, aber so, wie es Gott am meisten verherrlicht und letztlich alle, die seine Freunde sind, am meisten befriedigt. Deshalb begnügt er sich am Ende mit einer Antwort, die die Angelegenheit doch noch im Zweifel zu lassen scheint. In der heiligen Kühnheit seines Flehens – man könnte fast sagen, seines Feilschens mit dem Herrn – hat er ihn auf den tiefsten Punkt gebracht: „Ich will sie nicht um zehn verderben“ (Vers 32). Und dort gibt er sich zufrieden und ruht sich aus. Er erhält keine ausdrückliche Antwort, sondern nur eine allgemeine Erklärung und Zusicherung; er bittet nicht weiter, sondern überlässt alles Gott. Wenn es möglich ist, so sieht er jetzt klar, wird das Gericht von Sodom ausgehen. Aber der Wille des Herrn wird geschehen. Der Fall kann sich so verschlimmern und so hoffnungslos sein, dass ein längeres Abwarten nicht mehr möglich ist – wie im Fall der Stadt, über die der Herr durch Hesekiel sagte (14:14) sagte: „Wenn diese drei Männer, Noah, Daniel und Hiob, auch darin wären, so würden sie doch ihre eigenen Seelen durch ihre Gerechtigkeit retten.“ Oder das Volk, zu dem er durch Jeremia (15,1) sagte: „Wenn auch Mose und Samuel vor mir stünden, so könnte ich doch nicht an dieses Volk denken; werft sie aus meinem Blickfeld und lasst sie ziehen.“ Dennoch hat der Freund Gottes sein eigenes Gewissen entlastet und seine Seele entlastet. Und bei Gott, an den er sich so vertrauensvoll als Freund gewandt hat, verlässt er vertrauensvoll seine Sache.

Robert S. Candlish – Das Buch Genesis

    Zwei Weisen des Sodom drohenden Verhängnisses waren Abraham angekündigt, כלה: völlige Vernichtung oder ידיעה: Bestrafung der Schuldigen beim Fortbestand des Ganzen. Da Gott ihn dieses Einblicks in seinen Ratschluss gewürdigt, fühlt und denkt er sich in dessen Vollzug hinein, und ringt nach Klarheit über einen Gedanken, der ihn peinigt. Nicht, dass er darüber irgend einen Zweifel hegte, dass nicht, selbst wenn die Entartung den Untergang des ganzen sodomitischen Kreises fordere, dennoch die etwa sich dort findenden Unschuldigen, und wäre es einer unter Millionen, doch gerettet bleiben, und nicht etwa den Gerechten wie den Schuldigen gleiches Verderben träfe, das auch nur zu denken, spricht er Genesis 18: 25 aus, wäre ihm Entweihung. Allein, er fühlt sich in die Lage eines aus dem Untergange eines solchen Ganzen geretteten Gerechten hinein, fühlt, was er in einer solchen Lage fühlen würde, fühlt, wie, wenn er das Unglück ge habt hätte, in Sodom zu wohnen, er es nie hätte fehlen lassen, unablässig die Besserung der entarteten Stadt- und Landesgenossen zu versuchen, wie er nie die Hoffnung aufgegeben, und wie er mit dem Untergang einer jeden Seele, an deren Rettung er gearbeitet, auf deren Rettung er gehofft, den eigenen Untergang erleiden würde, und wagt nun den Gedanken, ob denn nicht vielleicht das Leid, das die Gerechten durch die Teilnahme an dem schrecklichen Untergange ihrer bisherigen Genossen treffen würde, einer Berücksichtigung würdig sein dürfte, ob es nicht sonst ein ספות הצדיק עם רשע, eine Mitleidenschaft des Gerechten an dem Untergange des Schuldigen wäre, ob dieses nicht so stark sein könnte, dass Gott למען הצריקים zu Gunsten der Gerechten, um diesen das große Seelenleid zu sparen, der ganzen schuldigen Gesamtheit Verzeihung angedeihen lassen könnte

    Für diese Auffassung spricht alles. Die Bedeutung des תספה gegenüber dem להמית und והיה כצדיק כרשע im Genesis 18: 25, welches er von selbst als unmöglich zurückweist.

    Ebenso die Wahl des Ausdruckes למען הצריקים wodurch die Gerechten nicht als Ursache, sondern als Zweck der Gesamtverzeihung hingestellt werden. Während nämlich בגלל immer die Veranlassung, בעבור größtenteils freilich den Zweck, jedoch auch mitunter die Veranlassung ausdrückt, bezeichnet למען immer den Zweck. Abraham denkt sich die Rettung des Ganzen als Belohnung und Beglückung des teilnehmend mitfühlenden Gerechten darin.

    Endlich spricht dafür das sowohl in Abrahams Frage, als in der Erwiderung Gottes so charakteristisch hervorgehobene: בתוך העיר. Abraham sagt nicht ׳אולי יש נ צדיקים בעיר sondern בתוך העיר, die Antwort lautet sogar בסדום בתוך העיר. Dieses בתוך העיר erscheint ganz so wie בתוך עמי אנכי יושבת (Kön. II. 4, 13). Das Ideal eines Gerechten in Mitten einer sodomitischen Entartung, das Abraham vorschwebt, um dessentwillen die Gesamtheit gerettet werden dürfte, ist nicht ein solcher, der in hochmütigem Selbstgefühl die Menge preisgibt, ihrem sitllichen Untergange müßig zusieht, sich in die Einsamkeit zurückzieht und glaubt, genug getan zu haben, wenn er nur sich und höchstens die eigenen Seinen rettet. Ja, ein solcher wäre ihm gar nicht der Gerechte, hätte mit nichten der Verpflichtung genügt, die der Bessere in solcher Umgebung trüge, und wäre am wenigsten geeignet, um seinetwillen die Gesamtheit, die er ja längst preisgegeben, gerettet zu sehen. Der Untergang der Gesamtheit ließe einen solchen ja kalt, ja erfüllte ihn vielleicht gar mit befriedigender Genugtuung.

    Das ist Abrahams Gerechter, dessen Berücksichtigung die Rettung der Gesamtheit bewirken sollte, nicht. Sein Gerechter befindet sich בתוך העיר „in Mitten der Stadt“ in Mitten und in lebendiger Beziehung zu allen und allem. Er lässt nicht ab und zu ermahnen, zu lehren, zu warnen, zu bessern, zu retten, wo und wie er kann. Alle und alles liegt ihm am Herzen, und er wird nicht müde, Besserung zu versuchen, wie fern auch immer die Hoffnung des Gelingens: Sein menschlich Herz verzweifelt am Menschen nie, und treibt ihn unablässig zur Tätigkeit für die Menschen. Das sind die Gerechten, die er בתוך העיר voraussetzt, denen jede Seele aller dieser Tausende schmerzlich absterben würde, wie dem Gärtner die Pflanze, um deren Gedeihen er sich früh und spät bemüht, und von deren fünfzig Abraham die Erhaltung des Ganzen zu erhoffen wagt.

    Rabbiner Samson Raphael Hirsch – Kommentar auf die Genesis