„Der Gerechte aber wird aus Glauben (d. h. auf dem Grundsatz des Glaubens) leben“; (Hab 2,4) und: „Wenn jemand (O. er) sich zurückzieht, so wird meine Seele kein Wohlgefallen an ihm haben“.
Elberfelder 1871 – Hebräer 10,38
Wer mir im Glauben vertraut und das Rechte tut, wird durch sein Vertrauen am Leben bleiben. Wer aber mutlos aufgibt, mit dem will ich nichts zu tun haben.«
Gute Nachricht Bibel 2018 – Hebräer 10,38
Und weiter sagt Gott:
»Der, der sich auf mich verlässt und im Glauben festbleibt,
wird leben.*1
Wenn er sich aber von mir abwendet,
werde auch ich nicht zu ihm halten.*2«
*1 Od Der, der sich auf mich verlässt, wird aufgrund seines Glaubens leben. W Mein Gerechter wird aufgrund seines Glaubens leben (aL(2) Der Gerechte wird aufgrund seines Glaubens an mich leben).
*2 Od Wer sich aber von mir abwendet, zu dem werde auch ich nicht halten. Habakuk 2,3.4 (z. T. nach der Septuaginta); vergleiche Jesaja 26,20.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Hebr 10,38
Der Gerechte aber wird des Glaubens leben. Wer aber meichen wird, an dem wird meine Seele keinen Gefallen haben.“
Protestantenbibel – Hebr 10:38
Wenn sie über die offensichtliche Verzögerung der Wiederkunft Christi bekümmert sind, so können sie sich in der Gewißheit beruhigen, daß es nur noch eine kleine Weile dauern wird, so wird kommen, der da kommen soll, und wird nicht lange ausbleiben. Diese Formulierung und das Folgende sind der Septuaginta-Übersetzung von Jes 26,21 und Hab 2,3-4 entnommen. Es handelt sich dabei allerdings nur um Anspielungen und nicht um präzise Zitate, wie das Fehlen einer einleitenden Wendung, etwa „er sagt“ zeigt. In dem Ausdruck „Mein (oder „der“) Gerechter“ (nur einige wenige griechische Handschriften haben die Lesart „mein“) taucht der paulinische Gedanke des durch den Glauben gerechtfertigten Menschen auf. Es ist anzunehmen, daß der Verfasser des Hebräerbriefes diesen Gedanken ähnlich verstand. Ein Gerechtfertigter soll aus Glauben leben – wie es der Briefschreiber seinen Lesern nahegelegt hat.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Wenn er aber zurückweicht, d. h., wenn ein solcher „Gerechter“ abfällt und sein christliches Bekenntnis schmäht, so kann Gottes Wohlgefallen nicht länger auf seinem Leben ruhen. Im Bewußtsein der schwerwiegenden Konsequenzen seiner Aussage mildert der Schreiber das Gesagte und behält damit den ermutigenden Ton bei, der ihm hier so wichtig ist.
Diese Hoffnung wird zur stärksten Antriebskraft des Glaubens. 38 An ihr scheiden sich Glaube und Unglaube, Gerettetwerden und Verlorengehen. Es gibt nur zwei Möglichkeiten der Entscheidung — nur einen Weg zum Leben, zur ewigen Rettung. Ganz unbekümmert kann der Apostel das Wort des AT aus der Sicht der ntst Offenbarung auslegen und verkündigen: Mein Gerechter wird aus Glauben leben. Was heißt das? Doch nichts anderes, als daß die wahre, vor Gott geltende Gerechtigkeit allein dem Glaubenden geschenkt und zugerechnet wird. Der Glaube an Jesus Christus ist unsere Gerechtigkeit; wer durch Glauben gerecht geworden ist, erlangt die Verheißung. Wer aber diesen einzig krisenfesten Grund verläßt oder durch Schuld des Unglaubens überhaupt nicht findet, an dem hat Gott keinen Gefallen; er verfällt unerbittlich dem Gericht Gottes und dem ewigen Verderben.
Wuppertaler Studienbibel
Die Gemeinde Jesu ist die Schar der Menschen, die endgültig ihre Entscheidung für Christus getroffen haben. Hatte der Apostel in Vers 23 die Gläubigen zum Festhalten am Bekenntnis der Hoffnung aufgefordert, zum öffentlichen Zeugnis ihres Glaubens vor der Welt, so legt er hier noch einmal ein persönliches Bekenntnis zur Hoffnung der Gemeinde vor den Gläubigen ab, zur Stärkung und Bestätigung ihres Glaubens. Wir aber gehören nicht zu denen, die zurückweichen, um zugrunde zu gehen, sondern zu denen, die glauben und die Seele retten. Wieder schließt er sich mit den Empfängern seines Briefes zusammen und versichert ihnen noch einmal: Wer im Glauben lebt, ist sich seines Weges und Zieles ganz gewiß.
Vielleicht fürchten sich die Leser davor, dass die Erfüllung der Verheißung sich in die Länge zieht. Diese Befürchtung ist aber ganz grundlos, betont unser Verfasser. Nach seinem Versprechen wird Christus bald wiederkommen (vgl. Joh 16,16 -19; Offb 3,11). Seid also wachsam – in Glauben und Beharrlichkeit!
Gerhard Maier – Edition C
Die Naherwartung Christi wird durch einen Schriftbeweis aus Habakuk 2,3f. gestärkt. Möglicherweise hat der Verfasser sich mit der Wendung »über eine kleine Weile« an Jesaja 26,20 angelehnt. Auf jeden Fall steht die Wendung als ein bedeutsames Vorzeichen für die folgende Ermahnung. Denn »nur noch eine kleine Weile, so wird kommen, der da kommen soll«. Dem Ausharren der Christen ist also eine Grenze gesetzt. Bald wird Christus kommen. (Vgl. auch Jak 5,8; 2Petr 3,9 .)
Wie gewöhnlich wird die Bibelstelle Habakuk 2,3f. nach LXX angeführt. Damit erklärt sich die Abweichung von dem hebr. Text. Die Umstellung der beiden Aussagen aus Habakuk 2,4 geht aber auf den Verfasser des Hebräerbriefes zurück. Dem hebr. Text zufolge wird das Gesicht, das der Prophet gesehen hat, als eine Weissagung Gottes verstanden, die »gewiss kommen und nicht ausbleibend«, d. h. die in Erfüllung gehen wird. In LXX hat man dagegen ein männliches Subjekt angenommen und so eine messianische Deutung nahegelegt; denn im NT, wie im frühen Judentum, wird der Messias als »der, der kommen soll« bezeichnet (vgl. u. a. Mt 3,11; 11,3; 21,9; 23,39; Lk 13,35; Joh 1,15.27; 3,31; 6,14; 11,27; Offb 1,4). Also darf unser Verfasser getrost feststellen: »Der Kommende wird kommen und nicht hinziehen.« Die Wiederkunft Christi steht unmittelbar bevor. Selig, wer ausharrt; er wird auch an der zukünftigen Herrlichkeit beteiligt werden.
Die Weissagung Habakuk 2,3f. ist aber nicht nur als ein Trostwort zu hören, sondern muss auch als eine Warnung hingenommen werden. Diese Zweideutigkeit kommt durch die Umstellung der beiden Aussagen Habakuk 2,4 noch stärker zum Vorschein. Während »mein Gerechter aus Glauben leben wird«, soll der sich in Acht nehmen, der auf den Gedanken kommen möchte zu »weichen«. – »Aus Glauben leben« bedeutet, sich treu an die Verheißungen Gottes zu halten. Der Apostel Paulus führt auch dieses Zitat Habakuk 2,4 an, um zu zeigen, dass die Gerechtigkeit Gottes durch den Glauben empfangen wird (vgl. Röm 1,17; Gal 3,11). Der, der im Glauben und Vertrauen an Gott festhält, wird leben. Sowohl bei Paulus als auch bei dem Verfasser des Hebräerbriefes ist das Heil als Gabe Gottes verstanden, die im Glauben empfangen wird (vgl. Heb 11,7). Dieser Glaube bewährt sich in der Bereitschaft, auf Gott zu warten (vgl. Lk 21,19). Wenn aber der Mensch versagt, zieht er sich das Missfallen Gottes zu. »Kein Gefallen an jemandem haben« fällt eben mit der Verurteilung Gottes zusammen (vgl. Heb 10,27.30.31). »Weichen« meint, dass ein früher vertretener Standpunkt aufgegeben wird, ist also in diesem Zusammenhang identisch mit Abfall.
In Vers 37.38 zitiert der Schreiber Habakuk 2,3.4 um zu zeigen, dass Gott sein Ziel zu seiner Zeit erreichen wird, auch dann, wenn es aus menschlicher Sicht so scheint, als ob er sich damit Zeit lässt bzw. sich verspätet. Wenn die Leser vollständig verstehen, dass Gott die Absicht hat, sein Ziel zur rechten Zeit zu verwirklichen, wird ihnen das in Zeiten der Verfolgung neue Hoffnung geben. Sich aus Furcht zurückzuziehen ist typisch für einen Ungläubigen. Das Kennzeichen eines Gläubigen ist, aus Glauben zu leben: Mein Gerechter aber wird aus Glauben leben.
Arnold Fruchtenbaum – Der Hebräerbrief
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