Henoch

Und Henoch wandelte mit Gott; und er war nicht mehr, denn Gott nahm ihn hinweg.
Elberfelder 1871 – Genesis 5,24

Henoch hatte in enger Verbindung mit Gott gelebt. Dann war er plötzlich nicht mehr da; denn Gott hatte ihn von der Erde weggenommen.
Gute Nachricht Bibel 2000 – Genesis 5:24

Henoch war sehr gottmäßig drauf. Gott beamte ihn irgendwann plötzlich zu sich, er war wie vom Erdboden verschwunden, keiner hat ihn mehr gesehen.
VolxBibel – 1.Mose 5,24

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Außer der Darstellung der Zeit zwischen Adam und Noah enthält dieses Kapitel ein Leitmotiv, das nicht ausgelassen werden kann, nämlich die Formel: dann starb er (V. 5.8.11.14.17.20.27.31 ). Wenn sich jemand im Zweifel befände, ob der Lohn der Sünde der Tod sei ( Röm 6,23 ), müßte er nur einen Blick in die menschliche Geschichte werfen.
Im Falle Henochs wird diese Feststellung nicht getroffen. Von ihm heißt es nicht, daß er nach einer Reihe von Jahren starb. Stattdessen wandelte er mit Gott ( 1Mo 5,22.24 ). »Wandeln« ist der biblische Ausdruck für Nachfolge und Gehorsam, der die göttliche Zuwendung zur Folge hat. Henochs Wandel dauerte 300 Jahre. Sicher ist, daß er seinen gerechten Wandel fortgesetzt hätte, aber Gott nahm ihn hinweg (V. 24 ), d.h., er wurde entrückt. Solch ein Wandel wurde Israel und der Gemeinde als Vorbild gegeben ( 3Mo 26,3.12 ).

Walvoord Bibelkommentar

So laut Henochs Wandel auch redete, so klar und bestimmt sein Zeugnis der damaligen Welt gegenüber auch war, man ging an ihm vorüber als an einem, der den Aufgaben der Zeit nicht gerecht wurde, der die große Gegenwart nicht begriff und die noch größere Zukunft nicht zu fassen vermochte. Dass Gott in ihm der Welt einen Propheten gegeben, der durch seine ganze innere Lebenseinstellung den Geschlechtern jenes untergehenden Zeitalters den Weg der Rettung gezeigt hatte, daran dachten wohl nur wenige. Man hatte kein Verständnis mehr für die Sprache der Ewigkeit, denn das Ohr hatte sich gewöhnt an die Sprache der Zeit. Untergehende Zeit alter hören zuletzt immer nur noch sich selbst reden.
Weiter berichtet die Schrift von Henoch: „Chanoch wandelte mit Gott und war nicht mehr da, denn Gott hatte ihn fortgenommen!“ Während die Mehrheit seines Geschlechts das nahende Gericht als ihren Untergang miterlebte, kam er überhaupt nicht in das Gericht.
Durch seine Hinwegnahme versetzte ihn der Herr aus der Welt des Untergangs in die Welt des unvergänglichen Lebens. Er war innerlich der Erde entrückt und der Welt gestorben, bevor Gott ihn auch äußerlich hinwegnahm und in das Reich seines Lichts erhob. Vergängliches hatte er zu verlieren gewagt, Unvergängliches hatte er gewonnen. Er hatte sich selbst Gerichtet, nun wurde er nicht Gerichtet. Während die Welt durch ihren Gewinn alles verlor, gewann er gerade durch seinen Verlust die Ewigkeit. So wurde sein Wandel mit Gott zu einem Wege zu Gott.
Aber auch die Hinwegnahme Henochs wurde von seiner Zeit wenig beachtet, so wenig wie sein Wandeln mit Gott beachtet worden war. Die Welt hatte Nötigeres zu tun, als sich mit jenem Sonderling und seiner Hinwegnahme zu beschäftigen, der sich doch in seinem Leben so weltfremd und in seiner Geistesrichtung so rückständig bewiesen hatte. Sie fuhr fort in ihrer Jagd nach vergänglichen Gütern. Sie haschte weiter nach Ruhm und Glanz. Sie sann auf neue Eroberungen und Machteinflüsse und berauschte sich immer mehr an den großen Schöpfungen der Zeit. Henochs Leben und Hinwegnahme hatten seinen Zeitgenossen nichts zu sagen gehabt. Er war ihnen nicht zu einer Gottesbotschaft geworden, durch die man eine Wendung des Lebens und der Zukunft gewonnen hätte. Man fand sein Genüge weiter in sich selbst und berauschte sich an dem, was man besaß und gewann. Das führte aber zum Gericht. Entweder findet der Mensch wie Henoch wieder heim zu Gott, oder er zerbricht im Gericht an seiner eigenen Geschichte.

Jakob Kroeker – ER sprach zu mir

Über Henoch wird uns zunächst gesagt, dass „Henoch mit Gott wandelte; und er war nicht, denn Gott nahm ihn“ (V. 24). Diese Tatsache hat im Laufe der Jahrhunderte viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen und dazu geführt, dass Henoch apokryphe Schriften zugeschrieben wurden. Man glaubte, dass ein Mann, der in den Himmel aufgenommen wurde, ohne zu sterben, ein Prophet sein musste. In Wirklichkeit war Henochs Status auf seine Heiligkeit zurückzuführen, nicht auf prophetische Kräfte. In Judas 14-15 wird zwar von einer Gerichtsprophezeiung Henochs berichtet, aber es handelt sich dabei lediglich um eine Erklärung des Gerichts über die Sünde und nicht um eine spezifische Vorhersage einer zukünftigen Zeit. Die Betonung in unserem Text liegt auf Henochs Heiligkeit, seinem Wandel mit Gott. Zweitens wird uns in V. 22 gesagt, dass Henoch „Söhne und Töchter zeugte“; zur Heiligkeit gehören eindeutig Ehe und familiäre Verpflichtungen. Eine solche Betonung ist völlig biblisch; sakrales Zölibat hat keinen Platz in der Bibel.

Rousas John Rushdoony – Kommentare zum Pentateuch

Was Petrus hier tut, ist ähnlich wie etwas, das Paulus in Römer 5 tut. Paulus spricht in diesem Abschnitt über Jesus, aber auch mit Adam im Sinn. Stellen Sie sich Jesus in gewisser Weise als das Gegenteil von Adam vor. Deshalb sagt Paulus Dinge wie: „Wie durch den Ungehorsam des einen Menschen [Adams] die vielen zu Sündern gemacht wurden, so werden durch den Gehorsam des einen Menschen [Jesu] die vielen zu Gerechten gemacht werden“ (Römer 5,19). Petrus hat eher Henoch als Adam im Sinn, wenn er in 1 Petrus 3 über Jesus schreibt. Aber für Petrus waren Henoch und Jesus keine Gegensätze. Henoch dient als Analogie für den Punkt, den Petrus über Jesus machen will.
Sie fragen sich vielleicht: „Wozu?“ Immerhin gibt es im Alten Testament nur eine Handvoll Verse über Henoch (1 Mose 5,18-24). Alles, was wir dort erfahren, ist, dass er vor der großen Flut lebte und dass „Henoch treu mit Gott wandelte; dann war er nicht mehr, denn Gott nahm ihn hinweg“ (1 Mose 5,24 NIV). Diese Verse haben nicht wirklich etwas mit dem zu tun, was Petrus in 1 Petrus 3 über Jesus sagt.
Um zu verstehen, warum etwas, was Henoch tat, Petrus an Jesus erinnerte, müssen wir verstehen, dass Petrus über Henoch in jüdischen Büchern außerhalb des Alten Testaments las. Insbesondere war Petrus mit einem alten jüdischen Buch vertraut, das eine Menge über Henoch zu sagen hatte. Es hieß vorhersehbarerweise 1 Henoch. Dieses Buch füllte viele Details darüber aus, was zur Zeit der Flut geschah, besonders die Episode in 1 Mose 6,1-4, wo die Söhne Gottes (Henoch nennt sie Wächter) Kinder (die Nephilim-Riesen) mit menschlichen Frauen zeugten. Als sowohl Petrus als auch Judas über Engel schrieben, die in den Tagen Noahs sündigten (2 Petrus 2,4-5; Judas 6), spielten sie auf Ideen in 1 Henoch an, die nicht Teil der biblischen Flutgeschichte sind. Der Flutbericht der Genesis sagt uns zum Beispiel nie, dass die göttlichen Söhne Gottes bis zum Ende der Tage im unterirdischen Totenreich gefangen gehalten wurden, aber 1 Henoch tut das (1 Henoch 6:1-4; 7:1-6; 10:4, 11-13).
Etwas, das mit diesen „Geistern im Gefängnis“ im Buch 1 Henoch geschah, gab Petrus einen Einblick in Jesus. In der Geschichte von 1 Henoch hat Henoch einen Traum, in dem die gefangenen Geister ihn bitten, bei Gott für sie Fürsprache einzulegen. Schließlich wandelte Henoch mit Gott – wer könnte Gott besser bitten, nachzugeben und sie freizulassen? Henoch tat dies, erhielt aber schlechte Nachrichten. Die Antwort Gottes war ein entschiedenes Nein. Henoch musste dann diese Antwort überbringen – er stieg zu den Geistern im Gefängnis hinab. Er sagte ihnen, dass sie immer noch unter dem Urteil standen.
Petrus benutzte diese Geschichte als Analogie für Jesus. Der Punkt, den er vermitteln wollte, war, dass Jesus, als er starb, in das Reich der Toten hinabstieg und dort eine Botschaft für die gefallenen göttlichen Wesen hatte. Als sie Jesus den Ort der Toten betreten sahen, dachten sie wahrscheinlich, dass ihre Mitdämonen gewonnen hätten und sie bald aus dem Gefängnis kommen würden. Stattdessen sagte Jesus ihnen, dass sie ihn nicht lange sehen würden – er würde wieder auferstehen. Es war alles Teil von Gottes Plan. Sie hatten nicht gewonnen – sie standen immer noch unter dem Urteil und waren so verdammt wie immer. Das ist der Grund, warum diese seltsame Passage so endet, wie sie es tut, mit Jesus „in den Himmel gegangen“ und sitzt „zur Rechten Gottes, und Engel, Mächte und Gewalten sind ihm unterworfen“ (1 Petr. 3:22).

Michael S. Heiser – Überirdisch – Was die Bibel wirklich über Gottes himmlische Herrscharen sagt

Genesis 5,23 nennt alle Jahre Henochs: Und alle Tage Henochs betrugen 365 Jahre.
In 1 Mose 5,24 schließlich wird Henoch übersetzt: Und Henoch wandelte mit Gott. Das hebräische Wort lautet hier hithaleich; dasselbe Wort wurde für Gott gebraucht, der im Garten Eden umherging. Dieser Begriff betont Gemeinschaft und Gemeinsamkeit, den Dienst eines treuen Knechts. Judas 14–15 sagt, dass Henoch ein Prediger der Gerechtigkeit und ein Prophet war. Er war der siebte von Adam aus; also war er in etwa ein Zeitgenosse Lamechs aus der Linie Kains. Der Kontrast besteht darin, dass Lamech nicht mit Gott konform ging; Henoch tat das jedoch. In einem alten Dokument der Sumerer, das Königsliste der Sumerer genannt wird, heißt es vom siebten König, er sei mit den Göttern vertraut gewesen und habe sich in okkulten Praktiken ausgekannt. Auf Henoch traf das natürlich nicht zu; doch es ist interessant, dass hier eine Beziehung zu diesem alten Dokument besteht, das vielleicht eine verzerrte, polytheistische Version des wahren Berichtes im 1. Mosebuch darstellt. Anstatt der Worte und er starb, die bisher immer zu lesen waren, sagt der Vers schlicht: … und er war nicht mehr da. Diese sechs Worte sind im Hebräischen nur ein Wort; die Bedeutung ist, dass er »verschwand«. Das heißt, dass er bei lebendigem Leib »entrückt« wurde (Heb 11,5). Der Grund: … denn Gott nahm ihn hinweg. Laut zwei aramäischer Paraphrasen – dem Targum Jonathan und dem Targum Onkelos – stieg Henoch lebendig zum Himmel auf und wurde Metatron, in der rabbinischen Angelologie die führende Schlüsselfigur der Engel. Diese Behauptung ist jedoch keine einheitliche rabbinische Ansicht; einige behaupten, Henoch sei gestorben. Tatsächlich befasste sich ein Diskussionspunkt zwischen frühen messianischen Juden und Rabbinern mit genau diesem Thema:
Einige minim fragten Rabbi Abbahu: Wir finden nicht, dass Henoch starb? Er forschte: Wie das? Sagten sie: »wegnehmen« wird hier gebraucht, und ebenso in Verbindung mit Elia. Er antwortete: Wenn ihr das Wort »wegnehmen« betont, so wird »wegnehmen« gebraucht, während es in Hesekiel [heißt]: Siehe, ich nehme von euch weg die Lust eurer Augen.
Seine Aussage ist, dass »wegnehmen« auch für den Tod gebraucht wird. Raschi sagt, Henoch sei gestorben, während er ein gerechter Mann war; doch seine Gedanken seien leicht geschwankt und hätten sich abgewandt, Böses zu tun. Darum habe Gott ihn schnell weggenommen, und er sei vor seiner Zeit gestorben. Raschis Ansicht von Henoch ist ganz einfach das Gegenteil von dem, was im Text tatsächlich gesagt wird; auch mit den viel früher verfassten Targumim stimmt sie nicht überein.

Arnold Fruchtenbaum – Das 1. Buch Mose

«Und Henoch wandelte mit Gott; und er war nicht mehr, denn Gott nahm ihn weg» (1 Mose 5,24). «Durch Glauben wurde Henoch entrückt, damit er den Tod nicht sehe, und er wurde nicht gefunden, weil Gott ihn entrückt hatte; denn vor der Entrückung hat er das Zeugnis gehabt, dass er Gott wohlgefallen habe» (Heb 11,5).
Worin fand Gott Wohlgefallen an Henoch? Im Alten Testament (1 Mose 5) ist der göttliche Bericht über sein Leben sehr spärlich. Er gibt auch keine grossen Taten bekannt. Wir lesen nur, dass Henoch Söhne und Töchter zeugte, also ein Familienvater war und anscheinend, wie die Menschen das damals allgemein taten, das Land bebaute. Keine Heldentat hat ihn ausgezeichnet. Aber wir lesen etwas Schönes von Henoch: «Und Henoch wandelte mit Gott». Das war es, woran Gott Wohlgefallen hatte, und das ist es auch heute, was sein Herz erfreut. Gab es im Alten Testament für den Gläubigen etwas Höheres, als mit Gott zu wandeln? Und gibt es in der heutigen Zeit etwas Besseres, als dies zu tun? Das gibt uns Freude, Kraft und Glückseligkeit.
Sieh, wie Elia unerschrocken vor dem König Ahab stand, als er ihm eine unangenehme Botschaft bringen musste! Er übergab sie ihm mit den Worten: «So wahr der HERR lebt, vor dessen Angesicht ich stehe.» Steht der Herr vor unseren Blicken, wandeln wir mit Ihm, dann werden auch wir mutig dastehen können, selbst wenn die Umstände und die Menschen uns entgegen sind.
So war es auch unzählige Male im Leben des Apostels Paulus. Er wandelte mit Gott, er freute sich allezeit im Herrn Jesus. Dieser begnadigte Mann Gottes fand seine Hilfsquellen nicht in sich selbst, nicht in seinen Gaben, sondern nur in seinem Herrn und Heiland, mit dem er Schritt um Schritt voranging. Er konnte bezeugen: «Ich weiss sowohl erniedrigt zu sein, als ich weiss Überfluss zu haben; in jedem und in allem bin ich unterwiesen, sowohl satt zu sein als zu hungern, sowohl Überfluss zu haben als Mangel zu leiden. Alles vermag ich in dem, der mich kräftigt» (Phil 4,12.13).
Das alles ergab sich dadurch, dass dieser Mann Gottes mit dem Herrn, mit Gott wandelte. Oh, dass auch wir in diesen letzten Tagen kurz vor dem Kommen des Herrn kompromisslos mit Gott wandelten! Hierin allein findet Gott sein Wohlgefallen an uns.
Gott nahm Kenntnis von Henochs stillem Wandel mit Ihm, und Er nimmt auch heute noch Kenntnis davon, wenn einer von den Gläubigen der Jetztzeit im Glauben mit Gott wandelt. Darin wird er Ihm wohlgefallen.

Halte fest 1980

Und wie wandle ich? Mit Gott?

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