Wir oder der Christus?

Weshalb wir auch allezeit für euch beten, auf daß unser Gott euch würdig erachte der Berufung und erfülle alles Wohlgefallen seiner Gütigkeit und das Werk des Glaubens in Kraft, damit der Name unseres Herrn Jesus Christus verherrlicht werde in euch, und ihr in ihm, nach der Gnade unseres Gottes und des Herrn Jesus Christus.
Elberfelder 1871 – 2. Thess 1,11–12

Wir bitten unseren Gott, der euch zum Glauben gerufen hat, dass er euch hilft, ein Leben zu führen, das dieses Rufes würdig ist, und dass er in seiner Macht alles Gute, das ihr vorhabt, zustande kommen lässt und alles, was ihr auf der Grundlage des Glaubens tut, zur Vollendung bringt. Dann wird der Name unseres Herrn Jesus für all das geehrt werden, was durch ihn in eurem Leben geschehen ist, und weil ihr mit ihm verbunden seid, werdet auf diese Weise auch ihr geehrt werden. Das alles verdanken wir der Gnade unseres Gottes und des Herrn Jesus Christus.
Neue Genfer Übersetzung – 2. Thessalonicher 1,11–12

Gerade zu diesem Zweck beten wir tatsächlich allezeit für euch, daß unser Gott euch [seiner] Berufung für würdig erachte und alles Gute, das ihm gefällt, und das Werk des Glaubens mit Macht vollbringe, damit der Name unseres Herrn Jesus in euch verherrlicht werde und ihr in Gemeinschaft mit ihm, gemäß der unverdienten Güte unseres Gottes und des Herrn Jesus Christus.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – 2.Thess 1:11–12

Was ist wirklich wichtig? Der Name unserer Gemeinde? Der eigene Ruf?
Wenn man sich heute so in sozialen Netzwerken umschaut, so ist wohl der eigene Ruf das allerwichtigste? Und dann kommt die „Firma“ für die man arbeitet – ob Gemeinde oder weltliche Arbeitgeber. Aber was ist mit dem himmlischen Vater? Und was ist mit Christus?
Gerade in den letzten Tagen leider so oft beobachtet: da wurde auch von anderen Christen der verstorbene Papst in allen Möglichkeiten schlecht gemacht, anstatt die wichtigen Schriften von ihm hochzuhalten. Eine Ausnahme war der Pastor Ulrich Parzany, der unter anderem schrieb:

Ich hätte mir gewünscht, ein evangelischer Kirchenführer hätte die 3 Jesus-Bücher geschrieben, die Benedikt verfasst hat. Nichts haben wir heute nötiger, als Jesus Christus bekanntzumachen, wie ihn die Evangelien darstellen. Das bleibt unsere wichtigste Aufgabe auch in diesem Jahr.

Ulrich Parzany

Statt dessen lese ich, dass Pastoren mit KI Predigten aufpeppen wollen – anstatt die wichtige Botschaft in den Mittelpunkt zu rücken.
Andere „Glaubensgemeinschaften“ drehen sich nur noch um „den Selbstschutz“, indem es ständig darum geht, andere Meinungen zu meiden, und wie man sein eigenes Leben führen sollte.
Aber Gottes Wort? Gottes Name? Der Name und das Leben des Messias? – naja im Namen trägt man es schon noch, oder im „Glaubensbekenntnis“ und im „Gebet“ – aber ansonsten??

Und Paulus?

Paulus und seine Mitarbeiter beten beständig für die Thessalonicher, denn das geistliche Wohl der Gemeinde liegt ihnen in besonderer Weise am Herzen.
Sie bitten Gott, die Gemeindeglieder der Berufung, die sie von ihm empfangen haben, würdig zu machen, so daß sie durch ihren Glauben an Jesus Christus zu Gott finden (vgl. Röm 8,30; Eph 4,1; 1Thes 4,7). Wenn Paulus für seine Gemeinden um die Befähigung zu einer wahrhaft christlichen Lebensführung bat, so ging er dabei von dem aus, was Gott bereits für die Gläubigen getan hatte: Christen leben ja nicht nach dem Willen Gottes, um erlöst zu werden, sondern weil ihnen die Erlösung bereits geschenkt ist.
Eine zweite Bitte der Apostel richtet sich darauf, daß Gott alles Wohlgefallen am Guten in der Gemeinde wecken und das Werk des Glaubens in ihr zur Vollendung bringen möge. Beides hat seinen Ursprung in Gott (Phil 2,13) und kann daher nur in seiner Kraft erreicht werden.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

»Damit« oder »auf das« ( hopôs ) drückt das Ziel des Gebets aus, nämlich daß in der Gegenwart und als Folge des Wirkens Gottes »der Name unseres Herrn Jesus Christus verherrlicht werde in euch«. Es ist immer noch ihre Stellung in der Gegenwart, über die er zu ihnen spricht, daß sie nämlich – zurückblickend auf die Berufung Gottes und vorausblickend auf deren Ziel in der Herrlichkeit – durch die in ihnen wirkende Kraft Gottes (vgl. Kol 1,29) Wohlgefallen an Gütigkeit haben und den Glauben in praktischer Handlung ausleben sollten. Dies ist aber nicht möglich, wenn sie zulassen, daß die falschen Lehrer sie zu einer Haltung von Schwermut und Verzweiflung verleiten. Es ist ein Gebet um die gegenwärtige Erfahrung eines Lebens, geprägt durch den Sieg des Königreiches. Der König herrscht noch nicht hier, aber sie sollten durch die Kraft Gottes in ihrem Leben die zukünftige Gewißheit dessen zeigen, indem sie dieser Welt einen Vorgeschmack, ein Muster des kommenden Tages präsentieren, indem sie Ihn zum Ausdruck brächten in einem vom Heiligen Geist erfüllten Leben, gekennzeichnet von Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut und Enthaltsamkeit.
»Der Name« wird in der LXX verwendet, um den Charakter Jahwes in Seiner Offenbarung den Menschen gegenüber zu beschreiben. Siehe dazu 2.Mo 34,6 und weiter auch Joh 17,6. Der Name bezeichnet, was eine Person in sich selbst ist. In seinem Kommentar zu diesem Vers zitiert Bloomfield Schott und Bengel und sagt: »Das Wort kann nichts anderes bedeuten als eine Bezeichnung der Würde und Majestät Jesu Christi, vgl. Phil 2,9.10; Hebräer 1,4. Daß das Wort diese Bedeutung bei den klassischen griechischen Schriftstellern hat, steht außer Zweifel«. Eine praktische Illustration ist bei uns der geläufige Ausdruck, daß ein Produkt »einen guten Namen« hat, wobei wir natürlich nicht sein Etikett meinen, sondern seine Qualitäten. Deshalb sollen die Heiligen also durch die Wirksamkeit göttlicher Gnade und Kraft – denn es gibt keinen anderen Weg – in ihrem Leben genau das offenbaren, was »unser Herr Jesus Christus« (lieblicher Ausdruck) in Sich Selbst ist, auf daß Er »in euch verherrlicht werde«.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Das letzte Ziel der Berufung und Vollendung der Gemeindeglieder ist die Verherrlichung Jesu Christi (vgl. Eph 1,12): »Damit der Name unseres Herrn Jesus unter euch verherrlicht werde, und ihr bei ihm.« Auch hier lehnt sich die Sprache an Jesaja (Jes 66,5) an, wobei »der Herr« erneut auf den »Herrn Jesus« übertragen wird. Indem Gott die Thessalonicher zur Vollendung bringt, sind sie an dem in V. 10 geschilderten Geschehen beteiligt, der Verherrlichung Jesu bei seiner Parusie.
Das Gebet wird abgeschlossen durch den Hinweis auf die Grundlage von Heil und Herrlichkeit: »nach der Gnade unseres Gottes und des Herrn Jesus Christus« (vgl. ähnlich Röm 4,4.16; 12,6; 1Kor 3,10). Die Gnade Gottes, die sich in Jesus Christus erweist, umschließt alles, was an und durch Menschen geschieht.

Gerhard Maier – Edition C

Noch einmal geht der Blick zum Ziel: „damit verherrlicht werde der Name unseres Herrn Jesus in euch und ihr in Ihm.“ Wieder ist das Ziel ebenso selbstlos wie gewaltig gesehen. Es geht nicht um „Seligkeit“, so wie wir heute dies Wort meist egoistisch und gefühlig mißverstehen. Es geht um „Herrlichkeit“. Sie allein ist das eigentliche „Ziel“. Aber auch da nicht zuerst unsere Herrlichkeit! Daß der Name Jesu verherrlicht werde, darin sieht unser Brief das hohe Ziel der ganzen Weltgeschichte mit ihrem entscheidenden Kern, der Geschichte der Gemeinde. Wer Jesus kennt, wer der Liebe Jesu seine ewige Errettung verdankt und darum den Namen Jesu über alle anderen Namen liebt und ehrt, stimmt von Herzen unserem Brief zu. Die Gemeinde Jesu kommt ihrerseits nicht zu kurz dabei! Denn hier ist die Verherrlichung Jesu in Seiner Gemeinde und die Verherrlichung der Gemeinde in Jesus genauso doppelseitig miteinander verknüpft wie die Verherrlichung des Vaters im Sohn und des Sohnes im Vater durch Jesus im Johannesevangelium. Wenn Gottes Wirken in einer Gemeinde „jeden Entschluß der Güte und Werk des Glaubens kraftvoll zur Vollendung bringt“, dann ist in dieser Gemeinde und an ihr „der Name Jesu verherrlicht“, wie umgekehrt die Gemeinde in Jesus verherrlicht ist.
Daß es dahin wirklich kommt, das geschieht „nach der Gnade unseres Gottes und des Herrn Jesus Christus“. Die Gnade ist dabei nicht als „Lückenbüßer“ aufgefaßt. Das Ziel ist hier — ob uns das theologisch richtig erscheint oder nicht — nicht so gesehen, daß eine versagende, leere und kraftlose Gemeinde aus lauter Gnade dann doch in den Himmel kommt, sondern so, daß der Name Jesu aus einer kraftvoll zur Vollendung gebrachten Gemeinde hell herausleuchtet, wodurch umgekehrt diese Gemeinde ihrerseits tatsächlich und nicht nur dogmatisch eine in Jesus „herrliche“ Gemeinde ist.

Wuppertaler Studienbibel

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