zehn Königsdiademe

Und ich sah aus dem Meere ein Tier aufsteigen, welches zehn Hörner und sieben Köpfe hatte, und auf seinen Hörnern zehn Diademe, und auf seinen Köpfen Namen der Lästerung.
Elberfelder 1871 – Offenbarung 13,1

Und ich sah ein Tier aus dem Meer heraufsteigen, das hatte zehn Hörner und sieben Köpfe. Auf jedem Horn trug es eine Krone, und auf seine Köpfe waren Herrschertitel geschrieben, die Gott beleidigten.
Gute Nachricht Bibel – Offenbarung 13:1

Und ich stand auf den Sand des Meeres und sah aus dem Meer ein Tier aufsteigen, das hatte sieben Häupter und zehn Hörner, und auf seinen Hörnern zehn Diademe, und auf seinen Häuptern Namen der Lästerung. Offb 12,3; 17,3.9.12; Dan 7,2.7.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Offenbarung 13,1

Und ich sah aus dem Meere ( So steht der Drache am Meere, da er weiß, was nun geschehen wird. Der Drache bleibt während des folgenden Kampfes auf dem Schauplatz als der außerweltliche Urheber des ersteren. ) ein Tier aufsteigen, ( 2 2 Die Beschreibung des Tieres erinnert zunächst an den Drachen [Offenbarung 12,3], der die gleichen Embleme der Machtgestaltungen und der Machtmittel, sieben Häupter und zehn Hörner, trug und sich dadurch als den Fürsten der Welt kundtat. Er ist auch der Herr des Tieres. Als das herrschende Prinzip trug der Drache Kronen auf den Häuptern, während hier die Hörner gekrönt erscheinen. Diese Kronen weisen auf Herrschaft, dass aber das Tier nur ein Vasall des Drachen ist, wird V. 2 ausdrücklich gesagt. Dieses hier erscheinende Tier ist nur das Abbild des Satans, des Drachen. In V. 11 erscheint noch ein zweites Tier, auch dieses ein Werkzeug des Drachen zu gleichem Ziele. Das erste Tier, dessen Schilderung hier gegeben wird, ist die Hauptmacht, die unter dem Bilde des zweiten Tieres dargestellte Macht ist nur die Helfershelferin und Dienerin desselben, weshalb die Beschreibung des zweiten Tieres wesentlich der des ersten entspricht. Die Beschreibung des ersten Tieres (V. 1, 2), die Bestimmung der Dauer seines Auftretens (V. 5), sein Auftreten (V. 5 – 7) weisen auf [Dan 7] zurück. Die Züge der Beschreibung sind mehrfach dem römischen Weltreiche entlehnt. Von diesem Tiere ist endlich auch schon [Offenbarung 11,7] die Rede gewesen, dass es, wie hier [Offenbarung 13,7], mit den heiligen kämpfte, und an jener Stelle fand eine Zurückbeziehung auf [Offenbarung 9,1-21] statt. Wenn das Tier auch in [Offenbarung 9] noch im Abgrunde verborgen bleibt und erst [Offenbarung 11,7] erscheint, in der Mitte der letzten Weltwoche erscheint, zeigen doch die Abschnitte [Offenbarung 9,1-12] und [Offenbarung 9,13-21], wie die Macht des Abgrundes wächst, bis sie zu der Gestalt gelangt, in der sie in der Mitte der letzten Weltwoche erscheint und sich [Offenbarung 11,7] mit Krieg und Sieg gegen die Heiligen wendet. Im Anfange der zweiten Hälfte der letzten Weltwoche erscheint diese Macht hier [Offenbarung 13,1] als das Tier, als die in sich geschlossene Weltmacht der Letztzeit, ähnlich wie [Offenbarung 12,1] die Kirche zeigt in der Gestalt, welche sie in der letzten Hälfte der ersten Weltwoche erreicht hat. ) das hatte sieben Häupter und zehn Hörner, und auf seinen Hörnern zehn Diademe, und auf seinen Häuptern Namen der Lästerung. (Das Tier steigt aus dem Meere auf, [Offenbarung 11,7] wie [Offenbarung 17,8] steigt das Tier aus dem Abgrunde auf; das zweite Tier [Offenbarung 11,13] aus der Erde. Denn die für das erste Tier wechselnde Verschiedenheit des Ursprunges wird einmal bedeutet, dass es aus dem Meere der Völkerwelt kommt, während an den anderen Stellen [Offenbarung 9,1.2.11, Offenbarung 11,7, Offenbarung 17,8], an denen seine allmähliche Bildung geschildert wird, gezeigt wird, dass für sein geschäftiges Erscheinen dämonische Kräfte wirksam sind, wie ja auch der Drache es am Meere erwartet. Das Tier hat zehn Hörner und sieben Häupter. An erster Stelle werden die Häupter erwähnt, wohl weil sie zuerst auftauchen, während [Offenbarung 12,3] und [Offenbarung 17,3] die umgekehrte Ordnung beobachtet wird. Abweichend davon dass der Drache auf seinen sieben Häuptern sieben Diademe, auf den Hörnern nichts hat, hat das Tier auf seinen Hörnern zehn Diademe und auf seinen sieben Häuptern einen Namen der Lästerung. Wo der Rachen war und wie die Hörner sich verteilten, wird nicht gesagt.)
Allioli Bibel – Offb 13,1

Ich würde mir ja bei manchen Bibelstellen wünschen, die Ausleger hätten öfter den Mut zu sagen: „ich weiß nicht genau, was damit gemeint ist“ und „warten wir es ab“! Denn wenn ihr euch die verschiedenen Kommentare die nun folgen durchlest, werdet ihr merken, jeder hat da so seine eigene Meinung – je aus welcher Strömung er kommt.
Spannend in diesem Vers: in diesem Vers steht wirklich Diadem also Krone – denn an den meisten Stellen verwendet Johannes das Wort stephanos ( – was einem Siegeskranz entspricht)

Also schauen wir uns verschieden Möglichkeiten an:

Tiere sind Abbilder des Natürlich-Schöpfungsmäßigen, des Seelisch-Triebhaften.
Der unerrettete Mensch unterscheidet sich auf seinem Weg zum Grab nur wenig von einem Tier, wie wir in Pre 3, 19 lesen: »Was das Geschick der Menschenkinder und das Geschick der Tiere betrifft, so haben sie einerlei Geschick: wie diese sterben, so sterben jene, und einen Odem haben sie alle; da ist kein Vorzug des Menschen vor dem Tiere; denn alles ist Eitelkeit.«
Von Nebukadnezar sagt die Schrift, daß ihm das Herz eines Tieres gegeben wurde (Dan 4,16), und die Weltreiche werden gemäß ihrer inneren Wesensart in Form von Tierbildern dargestellt (Dan 7, 3—8; Offb 13,1—18).
Sicherlich ist es kein Zufall, daß viele Nationen Tiere in ihren Wappen führen oder irgendwie durch Tiere gekennzeichnet sind. Spricht man nicht vom deutschen Adler, vom gallischen Hahn, vom russischen Bären, vom britischen Löwen und vom chinesischen Drachen?

200 Biblische Symbole

Fragen von Lesern
Die King-James-Bibel sagt in Offenbarung 13, Vers 1: „Und ich stand auf dem Sande des Meeres, und ich sah ein Tier aus dem Meere aufsteigen.“ (Siehe auch Elberfelder Bibel [12:18 bis 13:1].) Nach der Neuen-Welt-Übersetzung (engl.) stand jedoch nicht Johannes am Ufer des Meeres, sondern es heißt dort: „Und er [der Drache] stand still auf dem Sande des Meeres. Und ich sah aus dem Meere ein wildes Tier . . . aufsteigen.“ Warum dies? — F. H., Vereinigte Staaten.
Die Neuen-Welt-Übersetzung gibt Offenbarung 13, Vers 1, mit den Worten wieder: „Und er [der Drache] stand still auf dem Sande des Meers“, weil, wie im Vorwort dieser Übersetzung ausgeführt wird, dieser Übersetzung der griechische Text von Westcott und Hort, der als einer der besten griechischen Urtexte gilt, zugrunde liegt. In diesem Text heißt es hier „es“ oder „er“, und dieses Fürwort bezieht sich auf den Drachen, der laut des 12. Kapitels aus dem Himmel geworfen wurde, und nicht auf „ich“, was auf den Apostel Johannes Bezug nähme. Auch in den ältesten griechischen Handschriften sowie in dem noch älteren Papyrus Nr. P-47, der aus dem dritten Jahrhundert stammt, heißt es „es“ oder „er“.
Andere moderne Übersetzungen lassen ebenfalls erkennen, daß nicht Johannes am Ufer des Meeres stand, sondern der Drache. Schlachter fügt diese Worte als 18. Vers dem 12. Kapitel bei und gibt sie wie folgt wieder: „Und er stellte sich auf den Sand des Meeres.“ Auch in der katholischen Aschaffenburger Bibel und in der Übersetzung von Rösch erscheint dieser Text als 18. Vers des 12. Kapitels und lautet: „Und er stellte sich auf am Strande des Meeres“, beziehungsweise: „Er trat an den Strand des Meeres.“

Wachtturm 1.Januar 1958

Das wilde Tier aus dem Meer
ÜBER das wilde Tier aus dem Meer schrieb der Apostel Johannes: „Ich sah aus dem Meer ein wildes Tier mit zehn Hörnern und sieben Köpfen aufsteigen, und auf seinen Hörnern zehn Diademe, aber auf seinen Köpfen Lästernamen. Und das wilde Tier, das ich sah, war gleich einem Leoparden, aber seine Füße waren wie die eines Bären, und sein Maul war wie eines Löwen Maul. Und der Drache gab dem Tier seine Macht und seinen Thron und große Autorität. Und ich sah einen seiner Köpfe wie zum Tode geschlachtet, aber seine Todeswunde wurde geheilt, und die ganze Erde folgte dem wilden Tier mit Bewunderung.“ — Offenbarung 13:1-3, NW.
Unter dem griechischen Wort therion, das hier mit Tier wiedergegeben wird, versteht man ein gefährliches, wildes Tier. Die Beschreibung dieses wilden Tieres erinnert uns an Daniels Prophezeiung über gewisse wilde Tiere, von denen eines aussah wie ein Löwe, ein anderes wie ein Bär, ein drittes wie ein Pardel oder Leopard usw. und von denen er später selbst sagt, sie stellten gewisse Weltmächte oder Regierungen, zum Beispiel Medo-Persien und Griechenland, dar. Das kann auch von dem aus dem Meer oder Abgrund aufsteigenden, wilden Tier gesagt werden, denn das Meer veranschaulicht „Völker und Völkerscharen und Nationen und Sprachen“. — Offenbarung 17:15; Daniel 7:1-8; 8:1-22.
Dieses wilde Tier stellt ohne Zweifel irdische, menschliche, sichtbare Regierungen dar. Seine sieben Köpfe und zehn Hörner (Sinnbilder der Vollständigkeit) veranschaulichen treffend, daß alle Nationen, besonders die sieben Weltmächte — von der ägyptischen bis zur anglo-amerikanischen — unter dem Einfluß Satans standen oder stehen. Diese Regierungen sind in Gottes Augen wie wilde Tiere, ungeachtet dessen, wie sie sich selbst oder wie sie ihre Völker betrachten mögen. Ja, sie geben ihre Ähnlichkeit mit wilden Tieren sogar stillschweigend zu, indem sich Rußland zum Beispiel den Bären zum Symbol gemacht hat, England den Löwen und Amerika den Adler.
Beachten wir auch, daß gesagt wird, der Drache, Satan, habe diesem Tier seine Macht, seinen Thron und große Autorität gegeben. Folglich muß das Tier ihm gehören und nach seinem Willen handeln. Das deckt sich damit, daß Satan Jesus alle Königreiche der Welt zu geben versprach, falls er vor ihm niederfallen und ihn anbeten würde. Das erklärt auch, weshalb Jesus Satan als den „Herrscher dieser Welt“ bezeichnete, weshalb Paulus ihn den „Gott dieses Systems der Dinge“, den „Herrscher der Gewalt der Luft“ und den „Geist, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams“, nannte, und weshalb Johannes sagte, „die ganze Welt“ liege „in der Gewalt des Bösen“. Da dieses wilde Tier Satans sichtbare Organisation, sein Werkzeug, ist, können wir gut verstehen, warum gesagt wird, auf seinen sieben Köpfen seien Namen voll Lästerung oder Lästernamen. — Johannes 12:31; 2 Korinther 4:4; Epheser 2:2; 1 Johannes 5:19, NW

Wachtturm 1.Februar1963

Die Antwort der Bibel
Das wilde Tier mit den sieben Köpfen, das zum ersten Mal in Offenbarung 13:1 erwähnt wird, steht für das weltweite politische System.

Es hat Regierungsgewalt, Macht und einen Thron. Das zeigt, dass es sich um ein politisches Gebilde handeln muss (Offenbarung 13:2).
Es herrscht über „jeden Stamm und jedes Volk und jede Zunge und jede Nation“. Daher ist es mehr als nur eine nationale Regierung (Offenbarung 13:7).
Es weist Merkmale der vier wilden Tiere auf, die in der Prophezeiung in Daniel 7:2-8 beschrieben werden – zum Beispiel sieht es aus wie ein Leopard, hat die Füße eines Bären, das Maul eines Löwen und zehn Hörner. Mit den Tieren in Daniels Prophezeiung sind bestimmte Könige gemeint, das heißt Weltreiche, die nacheinander erschienen sind (Daniel 7:17, 23). Deshalb steht das wilde Tier aus Offenbarung, Kapitel 13 für ein politisches Gebilde aus verschiedenen Regierungen.
Es kommt „aus dem Meer“. Das „Meer“, aus dem die Regierungen kommen, steht für die Menschheit, die sich gegen Gott aufbäumt, und vermittelt das Bild von Instabilität und Aggression (Offenbarung 13:1; Jesaja 17:12, 13).
Die Zahl, das heißt der Name des wilden Tieres – gemäß der Bibel 666 – ist „eines Menschen Zahl“ (Offenbarung 13:17, 18). Das macht deutlich, dass das Tier in Offenbarung, Kapitel 13 irdisch ist, ein menschliches Gebilde, kein übermenschliches oder dämonisches.

Auch wenn sich die verschiedenen Nationen in vielen Dingen nicht einig sind, eines haben sie gemeinsam: Sie wollen unbedingt ihre Regierungsgewalt behalten, statt sich der Regierung des Reiches Gottes unterzuordnen (Psalm 2:2). Sie werden sogar ihre Kräfte bündeln, um im Krieg von Harmagedon gegen Gottes Streitkräfte zu kämpfen, die von Jesus angeführt werden. Doch in diesem Krieg werden diese Nationen vernichtet werden (Offenbarung 16:14, 16; 19:19, 20).

„Zehn Hörner und sieben Köpfe“
 Was bedeuten die „zehn Hörner und sieben Köpfe“ des wilden Tieres aus Offenbarung, Kapitel 13? Der Schlüssel, um das zu verstehen, ist „das Bild des wilden Tieres“, das später in der Offenbarung erklärt wird – ein leuchtend rotes Tier mit sieben Köpfen und zehn Hörnern (Offenbarung 13:1, 14, 15; 17:3). Die Bibel sagt, dass die sieben Köpfe dieses roten Tieres „sieben Könige“ bedeuten, also Regierungen (Offenbarung 17:9, 10).
 Mit den Köpfen des Tieres aus Offenbarung 13:1 ist es genauso: Sie bedeuten sieben Regierungen. Es sind die führenden politischen Mächte der Geschichte, die maßgeblich daran beteiligt waren, Gottes Volk zu unterdrücken – Ägypten, Assyrien, Babylon, Medo-Persien, Griechenland, Rom und die britisch-amerikanische Weltmacht. Bestimmte Zahlen haben in der Bibel eine symbolische Bedeutung: Die Zehn steht zum Beispiel für Vollständigkeit. Da in der Bibel Hörner oft ein Symbol für Regierungen sind, müssen die „zehn Hörner“ für die Gesamtheit aller souveränen Staaten stehen, ob klein oder groß. Und da ein Diadem (eine Krone) ein Symbol für Macht und Regierungsgewalt ist, wird durch das Diadem auf jedem Horn angezeigt, dass die einzelnen Staaten parallel zur jeweils dominierenden politischen Macht ebenfalls Regierungsgewalt ausüben.

jw .org

Wie wir aus dem Bibelbuch Daniel wissen, werden Königreiche in Prophezeiungen oft als Tiere dargestellt. Dieses Tier ähnelt sehr dem Drachen. Es hat sieben Köpfe und zehn Hörner. Im Gegensatz zu den sieben Diademen des Drachens hat das Tier zehn Diademe. Dieses Tier vereint mehrere Tiere in sich. Daniel sieht die Tiere einzeln ebenfalls aus dem Meer kommen in Kapitel 7

Alle von Daniel beschriebenen Tiere finden sich in diesen einen Tier aus Offenbarung 13 wieder. Auch kam das Tier, wie in der Vision Daniels, aus dem Meer. Demnach muss es sich bei dem Tier um eine politische Allianz mehrerer Staaten handeln. Vielleicht sogar um eine Art Weltregierung.

Gerd Fiedler – Offenbarung – Eine glaubensvolle Auslegung

Johannes wird nun im Geist entrückt und steht auf dem Sand des Meeres. Er sieht aus dem Meer ein wildes Tier aufsteigen. Dieses Tier hat Merkmale, die es klar mit dem vierten Tier verbinden, das Daniel in seinem Gesicht sah (Dan 7), und ferner mit dem feuerroten Drachen, den wir im vorhergehenden Kapitel betrachtet haben. Die Symbolik ist keineswegs dunkel. Aus dem ruhelosen, wogenden Meer der Nationen wird das Römische Reich in seiner letzten Form wiedererstehen. Wegen der Bedeutung der sieben Köpfe und der zehn Hörner wollen wir Kapitel 17,8-13 mit heranziehen, ein Abschnitt, mit dem wir uns später befassen. Es wird hier der Hinweis genügen, daß im Fall des Drachens die Diademe auf den Köpfen sind, im Fall des Tieres sind sie auf den Hörnern. Die Köpfe bedeuten die verschiedenen Herrschaftsformen, die während Jahrhunderten aufeinander gefolgt sind; und welcher Art die Regierungsstrukturen auch immer gewesen sind, der Teufel hat das Diadem für sich gefordert und hat die Szenerie tatsächlich beherrscht. Wenn die römische Macht in den letzten Tagen wieder in Erscheinung tritt, so wird das in der Form von zehn Reichen sein, und jeder der zehn Könige wird ein Diadem unter dem Tier beanpruchen.

Frank Binford Hole – Die Offenbarung

Der Drache in seiner Wut über die Gemeinde, die er nicht kaputtmachen kann, war – so hörten wir es im Vers vorher – an das Ufer des Meeres getreten. Das Meer ist ein altes Symbol für Völkerschaften, Völkermeer. Psalm 65,8: „Der das Brausen der Meere besänftigt, das Brausen ihrer Wellen und das Getümmel der Völker.“ Das ist ein typischer hebräischer Parallelismus: Der zweite Satz wiederholt den ersten in anderen Worten. Man könnte es auch so sagen: Der Drache war in die politische Szene eingetreten.
Wie macht er das? Er verbindet sich mit menschlichen Wesen, um durch sie hindurch zu handeln. Er verkörpert sich sozusagen. Es ist eine Art satanische Inkarnation. Er nimmt intensiven geistigen Einfluss auf öffentliche Personen, um sie für seine Zwecke einzuspannen.
Hier hören wir von einem Tier, das aus dem Meer heraufsteigt. Der große Prophet Daniel hatte schon lange vorher vier furchtbare Tiere aus dem Meer hervorkommen sehen, bei ihm symbolisieren sie ganz klar politische Mächte, Herrscher und ihre Reiche. Das wird in Daniel 7 beschrieben und ist eine wichtige Parallele zu unserem Abschnitt. Es erhebt sich ein Machthaber aus der Mitte der Völker heraus und gewinnt an Macht und Bedeutung. Wir kennen diesen Vorgang aus der Geschichte sehr gut.
Dieser irdische Machthaber hier ist geradezu fürchterlich. Es hat zehn Hörner und sieben Köpfe. Genauso so wurde der Drache ein Kapitel vorher beschrieben. Es ist also klar: Er ist eine Verkörperung des Drachen. Nur die Reihenfolge ist anders: Zehn Hörner und sieben Köpfe statt sieben Köpfe und zehn Hörner. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass das Ausspielen seiner brutalen Macht, die in den zehn Hörnern abgebildet ist, bei ihm im Vordergrund steht und weniger die Hoheit und Größe, die in den sieben Köpfen abgebildet ist. Das griechische Wort für Kopf heißt eigentlich Haupt und wird für das Oberste, das Höchste, das Bestimmende verwendet, so wie das Haupt ja den Leib bestimmt.
Der Drachen trug auf jedem seiner Köpfe eine Krone, das Tier trägt auf jedem seiner zehn Hörner eine Krone. Das ist wieder ein Hinweis darauf, dass seine königliche Würde und Hoheit hier vor allem mit seiner enormen Macht zu tun hat. „Auf den Köpfen standen Namen, mit denen Gott verhöhnt wurde.“ Die Gedanken des Tieres, seine Äußerungen, seine Strategien und seine politische Agenda sind bewusst gegen Gott gerichtet, erheben sich über ihn, verachten ihn, reden schlecht über ihn, verleumden ihn.

Die Bibel für Kopf und Herz – Der bibletunes-Kommentar

Das Meer ist ein Symbol für die Menschheit, denn alle Regierungen sind Produkte menschlicher Bildung. Das Tier, das Johannes in diesem Vers sah, ist das heidnische Rom. Die sieben Köpfe werden in Offenbarung 12:3 erklärt und beziehen sich auf die buchstäbliche oder geografische Tatsache, dass die Stadt Rom auf sieben Hügeln liegt. Das hat wenig oder gar keine Bedeutung, es sei denn, es dient zur Identifizierung, welche Stadt in den Schriften eines Propheten oder Historikers gemeint sein könnte. Wenn den sieben Hügeln irgendeine politische Bedeutung beigemessen wird, hat das keinen Einfluss auf den allgemeinen Plan des Buches der Offenbarung. Ich glaube, dass es dem Herrn nur um das herausragende Thema seiner Kirche in ihrer Beziehung zum heidnischen und päpstlichen Rom ging, deshalb habe ich meine allgemeinen Überlegungen auf diese Linie beschränkt. Zehn Hörner. Das Römische Reich war das vierte und letzte der „vier Weltreiche“, wie sie umgangssprachlich genannt werden. Sein Haupt befand sich in der Stadt Rom und der Kaiser war der oberste Herrscher der gesamten Regierung. Die verschiedenen Nationen waren jedoch in kleinere Königreiche mit eigener lokaler Verwaltung unter einem König unterteilt, dessen Autorität nur dem Namen nach bestand, da er dem Oberhaupt in der Stadt Rom unterstellt war. Die zehn Hörner symbolisieren die Herausragenden im Bereich des Reiches. Die Namen sind England, Deutschland, Italien, Frankreich, Holland, Belgien, Österreich, die Schweiz, Portugal und Spanien. Namen der Gotteslästerung. Alle diese Könige standen unter der Kontrolle und dem Einfluss des heidnischen Roms, das sich der Autorität des Herrn widersetzte, daher war ihre Sprache die der Lästerung (böse Rede) gegen ihn.

E.M. Zerr – Offenbarung

Das Tier aus dem Meer wird zuerst beschrieben. Vor den Augen von Johannes – und durch seine Beschreibung auch vor deinen Augen – steigt es aus dem Meer herauf. Aus den aufgewühlten, unregierbaren Völkern, aus dieser gewaltigen Menschenmenge sieht er einen Herrscher heraufkommen. Es ist dieselbe Person wie die, die kommt aus dem Abgrund heraufsteigt (Off 11,7; 17,8). Dass er aus dem Abgrund hervorkommt, zeigt seinen dämonischen Ursprung. Das ist niemand anderes als der Diktator des wiederhergestellten Römischen Reiches, des vereinigten Westeuropa.

Dass es um ihn geht, wird dir aus dem deutlich, was du weiterhin siehst. Hörner sind ein Bild von Macht. Welche Form diese Macht hat, kannst du aus den Diademen ableiten, die er auf seinen Hörnern hat. Das ist ein Hinweis darauf, dass dieses Tier Autorität über königliche Machthaber hat. In Verbindung mit den Hörnern und den Diademen wird die Zahl zehn genannt. Daher weißt du, dass es um zehn Könige geht (Off 17,12; Dan 7,24). Sie sind der Herrschaft des Tieres unterworfen.

Johannes berichtet auch noch, dass dieses Tier sieben Köpfe hat. Von diesen Köpfen steht in Kapitel 17,9: „Die sieben Köpfe sind sieben Berge“. Nun ist noch die Frage, was diese sieben Berge wohl sind. Es ist eine historische Tatsache, dass die Stadt Rom im Altertum als „die Stadt der sieben Hügel“ bekannt war. Das macht deutlich, dass Rom das politische Zentrum dieses widerlichen Herrschers ist.

Allerdings sind die sieben Köpfe nicht nur ein Hinweis auf den Ort, wo die Macht ihren Sitz hat. Die sieben Köpfe stellen auch sieben Könige dar (Off 17,10). Damit sind sieben Regierungsformen gemeint, unter denen das Römische Reich nacheinander regiert wurde. Darauf geht Vers 3 weiter ein. Johannes sieht auch noch, dass diese politische Macht sich gegen Gott erhebt. Er sieht nämlich Namen der Lästerung auf seinen Köpfen. Das Tier schmückt sich mit Namen gotteslästerlicher Art, möglicherweise Namen, die nur Gott zukommen

Ger de Koning – Das Buch der Offenbarung

Zehn Könige
Der Text in Offenbarung 13 gibt einige Merkmale über das kommende vereinte Europa und sein politisches Haupt, auf die wir hier nicht näher eingehen wollen. Ich möchte nur den einen Punkt herausgreifen, dass nämlich von zehn Königen (politischen Einheiten) die Rede ist. Es ist schwierig, diese Zahl in Einklang mit den heute existierenden Staaten in Europa bzw. der EU zu bringen. Als im Jahr 1981 Griechenland als zehnter Staat der EG beitrat, dachten viele Bibelleser, die Entwicklung Europas wäre nun zum Abschluss gekommen. Umso größer war das „Erstaunen“ mancher, als 1986 mit Portugal und Spanien die Zahl Zehn überschritten wurde. Allerdings muss uns das weder verwundern noch irritieren. Es ist durchaus denkbar, dass sich bis zur Zeit des Endes weitere politische Veränderungen in Europa ergeben, die wir heute noch nicht absehen können. Deshalb muss es uns nicht „beunruhigen“, dass die EU aktuell aus 27 Staaten besteht. Und es muss uns ebenso wenig wundern, dass Großbritannien ausscheiden wird. Es mag weitere Austritte (und Eintritte) geben. Ebenso denkbar ist es, dass innerhalb einzelner Staaten eine weitere Gruppenbildung erfolgt. Man kann darüber hinaus nicht ganz ausschließen, dass die Zahl Zehn an dieser Stelle symbolisch aufzufassen ist. Zehn ist in der Bibel die Zahl der Verantwortung des Menschen.

Wer ist mit dem Tier gemeint?
Das Malzeichen ist der Name des Tieres oder die Zahl seines Namens. In Offenbarung 13 werden zwei Menschen genannt, die als Tiere bezeichnet werden:
Das erste Tier, das aus dem Meer heraufsteigt (Off 13,1-8): Es wird als furchterregendes Tier beschrieben, dem der Teufel Macht, Thron und große Gewalt geben wird (V. 2). Es bekommt Autorität über die ganze Erde und führt erfolgreich Krieg mit den Heiligen (V. 7). Stärke, imponierende Größe und politische Macht charakterisieren dieses Tier. Es geht um das wiedererstandene Römische Reich unter seinem künftigen Despoten.
Das zweite Tier, das aus der Erde heraufsteigt (Off 13,11-17): Es wird als Lamm beschrieben, dessen Worte vom Teufel inspiriert sind (V. 11). Es vollbringt große Zeichen und verführt zu einem diabolischen Götzendienst (V. 13.14). Dieses Tier ist die religiöse Autorität – es ist der falsche Prophet, der Antichrist. Das zweite Tier ist abhängig von dem starken ersten Tier (V. 12.14). Es sorgt dafür, dass dem ersten Tier ein Bild gemacht wird, das angebetet werden muss (V. 14.15), und es bringt alle dahin, das Malzeichen des mächtigen ersten Tieres anzunehmen (V. 16).
Das Malzeichen ist also die Zahl des ersten Tieres, des römischen Imperators. Dieses Tier wird die völlige Kontrolle über das Wirtschaftsleben erlangen. Die Menschen werden das Tier und sein Bild anbeten und sich auch fügen, wenn es um das Malzeichen an ihrem Körper geht (Off 14,9.11; 16,2; 20,4).
Sehr viele meinen, das erste Tier sei der Antichrist. Doch das trifft nicht zu. Wenn der Antichrist das erste Tier wäre, wer soll dann das zweite Tier sein, das an anderer Stelle „falscher Prophet“ genannt wird und zusammen mit dem ersten Tier in den Feuersee geworfen wird (Off 16,13; 19,20; 20,10)? Der Antichrist ist nicht der Weltherrscher der Endzeit, sondern er ist der falsche Prophet.

Im Glauben leben 2016

In den Versen 1-2 beschreibt Johannes das Tier , das aus dem Meer kommt. Das Meer in Offenbarung 13 ist dasselbe wie in Daniel 7, und es stellt die heidnische Welt dar. Daniel 2 gab einen Überblick über die vier Reiche. Daniel 7 fasste die vier Reiche zusammen und konzentrierte sich dann auf das vierte Reich, das des Imperialismus, in seinen verschiedenen Stadien. Offenbarung 13 konzentriert sich jedoch ganz auf das vierte Reich und hebt eine bestimmte Phase hervor, nämlich die fünfte Phase, die Phase des Antichristen .
Das Tier , das Johannes in Offenbarung 13 sah, ist dasselbe Tier, das Daniel in Kapitel 7 sah, wo es unbeschrieben war. Aber hier wird das Tier beschrieben. In Vers 1 hat es zehn Hörner und sieben Köpfe. Die zehn Hörner finden sich in Daniel 7, und sie stehen für die zehn Königreiche, die vierte Stufe des imperialistischen Reiches. Während die Zehn-Teiler-Stufe der fünften Stufe weicht, bleiben die zehn Königreiche bis zum Ende bestehen. Der Unterschied zwischen den beiden Stufen besteht darin, dass in der vierten Stufe die Welt in zehn Reiche aufgeteilt ist, die von zehn Männern gleichberechtigt regiert werden, während in der fünften Stufe die Welt in allen zehn Teilen vom Antichristen regiert wird und die anderen Könige ihm unterworfen sind. Die Tatsache, dass das Tier auch sieben Köpfe hat, ist ein neues Element, das erst in Offenbarung 13 eingeführt wird. Die Bedeutung dieser sieben Köpfe wird in der nächsten Bibelstelle, die sich mit den Zeiten der Heiden beschäftigt, erörtert .

Arnold G. Fruchtenbaum – Das Buch Daniel

Um den Verlauf der Heidenzeit zu verstehen, müssen die folgenden vier Abschnitte betrachtet werden: Daniel 2:31-45 , 7:1-28 ; Offenbarung 13:1-10 und 17:7-14 . Anhang II enthält eine gründliche Analyse dieser Abschnitte. Wichtig ist hier, dass sie aufeinander aufbauen und sich gegenseitig ergänzen und die folgende Chronologie der Zeiten der Heiden liefern. Nach Daniel 2 und 7 erleben die Zeiten der Heiden den Aufstieg und Fall von fünf Reichen, von denen das neubabylonische Reich das erste ist. Es folgt das medo-persische Reich , dann das hellenistische Reich und der Imperialismus. Offensichtlich ist der Imperialismus kein Reich, sondern eine staatliche Politik. Daher ziehen es einige Kommentatoren und Gelehrte vor, das vierte Reich „Rom “ oder „das Römische Reich “ zu nennen. Es ist sicherlich richtig, dass der Imperialismus mit Rom begann, aber er endete nicht mit Rom. Daher ist es am besten, dieses vierte Reich einfach „Imperialismus“ zu nennen. Nach Daniel 2 und 7 würde dieses vierte Reich fünf Stadien durchlaufen: das Einheitsstadium (Römisches Reich), das Zweiteilungsstadium (Ost-West-Machtgleichgewicht ), das Eine-Welt-Regierungsstadium , das Zehn-Teilungsstadium und das Antichriststadium . Dann beginnt das fünfte Reich, d. h. das messianische Reich, und beendet die Zeit der Heiden.
Offenbarung 13 enthüllt zusätzliche Informationen über das vierte Reich, d. h. den Imperialismus. Auch hier zeigen Daniel 2 und 7, dass dieses Reich fünf Stadien durchlaufen wird. In Offenbarung 13 wird die fünfte Stufe des Reiches mit einem Tier verglichen , und dieser Begriff bezieht sich sowohl auf die endgültige Form der Regierung als auch auf den endgültigen Herrscher: den Antichristen . Darüber hinaus vergleicht der Text die Stufe der zehn Teilungen mit zehn Hörnern und erklärt, dass diese zehn Hörner zehn zeitgenössische Königreiche sind. Dann wird ein neues Element vorgestellt: die sieben Köpfe.

Arnold G. Fruchtenbaum – Das Buch Daniel

Mit dem „Meer“ ist zwar ziemlich sicher das Mittelmeer gemeint, aber eine solche Identifikation ist nicht von Belang, es sei denn, man wolle damit angedeutet wissen, dass der Drache vom östlichen Mittelmeerrand her Richtung Westen schaut, um das Aufkommen des ersten Tieres zu überwachen, um dann Richtung Osten zu schauen, um das Aufkommen des zweiten Tieres „aus der Erde“ zu überwachen. Die meisten Ausleger der futuristischen Schule (siehe Einleitung) sehen in der Bildersprache einen Hinweis dafür, dass das erste Tier aus den europäischen Nationen aufkommt, die westlich von Israel liegen, während das zweite Tier aus Israel selbst aufsteigt. Das erste Tier wäre demnach heidnischer Herkunft, das zweite ein Jude. Diese Folgerungen sind logisch, aber sie müssen biblisch belegt werden. Andere Ausleger meinen, dass „das Meer“ ein Hinweis auf die Unruhe unter den Nationen sei, während „die Erde“ festgefügte menschliche Regierung bedeute. Das lässt sich eher anfechten, denn im Gegensatz zu Dan 7,2 wird hier nicht von einem Sturm gesprochen, der auf das Meer losbricht. Die Betonung liegt also auf der Tatsache, dass ein Tier aus den Nationen und das andere aus Israel aufsteigt.
Johannes ist ein Augenzeuge des Dramas. Die RV und die Rev Elberf stellt die Szene klarer dar als AV und Elberf, wenn sie den Kontrast hervorhebt zwischen „er stand auf dem Sand des Meeres“, nämlich das Tier, und „ich sah“. Was Johannes sah, war ein schreckenerregendes Monster, „welches zehn Hörner und zehn Köpfe“ hatte. Die Reihenfolge (Hörner, Köpfe, Rumpf, Füße) ist die natürliche Reihenfolge, in der Johannes das Tier aus dem Wasser auftauchen sah. Das Wort thérion bezeichnet ein wildes und unbezähmbares Tier. Wenn es als Metapher für einen Menschen steht, drückt es nicht Dummheit, sondern Triebhaftigkeit aus. Das ist eine klare Umschreibung dessen, wie der Mensch wird, wenn er Gott und Seine Offenbarung verwirft.
Die korrekte Deutung dieses Tieres ist der Schlüssel zum Verständnis dieses Abschnittes des Buches. Man muss geduldig die Spannung aushalten, die zwischen verschiedenen Bibelstellen zu bestehen scheinen, bis man das ganze Bild erfasst hat. Es gilt zur Hauptsache folgende Punkte zu beachten:
Als Johannes sah, wie das Tier aus dem Meer aufstieg, muss sein erster Gedanke der gewesen sein, dass es dem Drachen, der auf dem Ufer stand, sehr ähnlich war. Das Tier und der Drache müssen offenkundig unterschieden werden, wiewohl beide Autorität (sieben Köpfe) und Macht (zehn Hörner) beanspruchen.
….
„Und ich sah aus dem Meere ein Tier aufsteigen, welches zehn Hörner und sieben Köpfe hatte“ (Off 13,1). Wie wir oben sahen, wird dieses Reich und dessen Haupt in der Drangsalszeit den gleichen Hass auf Israel richten, wie wir bereits beim Drachen sahen, diesmal allerdings in politisch erkennbarer Form. Es wird die Merkmale historischer Reiche besitzen und wird grausam und rücksichtslos sein, besonders deutlich wird das am Herrscher selbst hervortreten.

Wie bereits gesagt, bedeutet das Aufsteigen des Tieres aus dem Meer das historische Auftreten des Reiches samt dessen Fürsten auf der Weltbühne. Es ist anzunehmen, dass beide so eng miteinander verwoben sind, dass die Geschichte des einen praktisch die Geschichte des anderen ist.
Als Mensch wird das Tier Jahre vor diesem Geschehen geboren worden und es wird auf normalem politischem Weg in seinem eigenen Land zur Macht gelangt sein-wahrscheinlich in einem kometenhaften Aufstieg. In den Medien wird er als „der kommende Mann“ gefeiert werden, bis er durch seine Fähigkeiten die Spitze der politischen Macht in seinem Land erreichen haben wird. Gleichzeitig werden die weltpolitischen Ereignisse ihm wahrscheinlich die zentrale Rolle zuspielen, und damit wird sein Land die politische Führungsrolle in der Welt bekommen. Er ist „der kommende Fürst“ (Dan 9,26) und wird deshalb mit Israel ein Schutzbündnis schließen, welches die bisher größte politische Errungenschaft seiner ganzen Laufbahn darstellen wird. Es ist gut möglich, dass die damit zusammenhängenden Geschehnisse hier symbolische dargestellt werden im Tier, das auf dem Meer aufsteigt. Ein Mann und sein Reich werden Weltrang bekommen haben.
Da sowohl „Köpfe“ als auch „Namen der Lästerung“ im Plural stehen, ist es schwer zu entscheiden, ob jeder Name zu einem besonderen Kopf gehört, oder ob jeder Kopf mehrere Namen hat. Die einfache Lektüre des Textes weckt eher den Eindruck von letzterem. Bei den Namen der Lästerung denken wir an allen gotteslästerlichen Götzendienst, der in den entsprechenden Reichen getrieben worden ist und noch geschehen wird. Die Skala reicht vom gotteslästerlichen Heidentum babylonischen Ursprungs (Nimrod und Semiramis) bis zur Vergottung der Cäsaren, mit der Johannes selbst in Berührung gekommen war. Mit Kaiser Augustus (27 v. Chr.-14 n. Chr.) war der Kaiserkult zur jener offenen Gotteslästerung geworden, die vielleicht das Muster der großen Lästerung des Tieres darstellt.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Aus dem Völkermeer steigt ein Tier auf… Das ist das Antichristentum mit seinem Herrscher an der Spitze.

Vielleicht gehen große Kriege voraus, in deren Gefolge Revolutionen den Boden für die satanische Neubildung vorbereiten. Das was noch aufhielt – die starke ordnungsmäßige Staatsgewalt, ist überall zertrümmert. (Russland zeigte jetzt schon manche dieser Züge!) Handel und Wandel stockt. Eine Periode der Verelendung und Verarmung droht, wie sie die Welt noch nie gesehen hat. Da macht der Präsident der mächtigsten Republik von sich reden: er ist ein Genie und ein starker Charakter. Die Anarchie schreit ja stets wieder nach dem Despoten, der sie bändigt. Und dieser wird so kluge Gesetze [123] geben, dass alles ihm zustimmt und im Handumdrehen sich die Verkehrsverhältnisse ändern. Handel und Wandel hebt sich und jedermann überzeugt sich, dass dieser neue Staatsmann das Zeug dazu hat, endlich den Traum der Welt zu verwirklichen, nämlich ein weltlich glückseliges Leben zu schaffen. Billiges Brot und billige Wohnungen, wenig und dabei gut bezahlte Arbeit und die Massen bekommen in noch viel stärkerem Maße, als es schon hier und da vorher anfing, Anteil an den Kulturgenüssen der oberen Zehntausend. Blitzschnell gewinnt dieser Weltregent die Herrschaft über alle Kulturstaaten. Nur sein Name und Wille gilt und regiert.
Was fragt die gottlos gewordene Welt darnach, dass ihr schwärmerisch verehrter Wohltäter die Eigenheit hat, das alte biblische Christentum bis in den Tod zu hassen und es zu verfolgen!
Die sieben Häupter und zehn Hörner werden sehr verschieden gedeutet. Versteht man unter dem Meertier die antichristliche Weltherrschaft, dann könnte man sagen, die sieben Häupter wären die vorausgegangenen Weltreiche: das ägyptische, das assyrische, das babylonische, das medopersische, das mazedonische, das römische und das germanisch-romanische, und die zehn Hörner wären die zehn Großmächte, in die die antichristliche Welt zerfällt. Darüber müssen wir zu Offb 17, 9-12 uns noch einmal ausführlich äußern. Hält man hier schon an der Persönlichkeit des Antichristen fest, so kann man diese sieben Häupter und zehn Hörner als Sinnbilder seiner geteilten und doch allumfassenden Herrschergewalt ansehen. Dieser Fürst von Teufels Gnaden wird eben eine ungeheure Macht über die Menschen haben.

Samuel Keller – Die Offenbarung Johannis

»Und ich sah ein Tier aus dem Meer steigen« (Offb 13,1):
a) Bereits in Dan 7,2-8 sah der Prophet Daniel die Weltmächte in Gestalt von Raubtieren aus dem Meer aufsteigen. Das »Meer« ist dort und hier das Völkermeer. Diese Schriftstelle hier ist ein Beispiel dafür, wie »Schrift durch Schrift ausgelegt« wird, wie der Sprachgebrauch in der alttestamentlichen Prophetie Bildworte der Offenbarung in ihrer Bedeutung klarstellt und wir so vor Willkürlichkeit in der Auslegung der Offenbarung bewahrt werden.
b) Der Antichrist kommt, da er ja dem »Meer« entsteigt, nicht aus Israel, wie manche meinen, allenfalls aus dem noch unter die Völkerwelt zerstreuten Teil Israels, bzw. aus einer wirklichen oder vermeintlichen Zugehörigkeit zur Christenheit: »Sie sind von uns ausgegangen« (1 Joh 2,19).
c) Der Name des Antichrists: Der Antichrist heißt in der Offenbarung von Dan 7 her das »Tier«, die »Bestie«. Die Väter haben gesagt: »Humanität ohne Divinität (Göttlichkeit) ist Bestialität.« –
In 2 Thess 2, dem andern Kapitel des Neuen Testaments, in dem diese Gestalt ausführlich beschrieben ist, heißt er der »Mensch der Gesetzlosigkeit«, der »Sohn des Verderbens«.
Das Modell, die Vorausabbildung des Antichrists in der Zeit des Alten Bundes, Antiochus IV. Epiphanes aus Syrien (im Tempel Israels führte er von 167-164 v. Chr. heidnischen Götzendienst ein; vgl. das zu Offb 11,2 Gesagte), heißt in Dan 7,7.8 »ein kleines Horn« und in Dan 11,21 »ein verächtlicher Mensch, dem die Ehre des Thrones nicht zugedacht war«. – Allein im 1Johannesbrief steht im Griechischen das Wort »Antichrist«, das von Luther mit »Widerchrist« übersetzt wird (1 Joh 2,18.19.22; 4,3). »Antichrist« bedeutet nicht nur »Gegenchristus«, sondern auch »Anstelle -Christus«. Er will nicht nur Christus bekämpfen, sondern als der »Christus« des Feindes an die Stelle unseres Herrn Jesus Christus treten und ihn verdrängen.
d) Während Dan 7,2-8 die Weltmächte als zu Raubtieren entartet und Offb 13 den Antichrist als Raubtier ohnegleichen sieht, vom Feind als dem Drachen angestiftet, ist Jesus allein der »Menschensohn«, wahrhaft Mensch, das Urbild und Zielbild allen Menschseins, des wahrhaft und vollendet Menschlichen. Unser Herr hat sich selbst oft als den »Menschensohn« bezeichnet (Dan 7,3.13; Lk 19,10; Mt 20,28; 26,64 u. a. m.).
Allein durch ihn, sein Wort und seinen Geist, vermögen wir wahrhaft Menschen zu werden, so wie es dem Plan Gottes, des Schöpfers entspricht, gleichgestaltet seinem Wesen (Röm 8,29; Gal 4,19).
(3) Macht und Intelligenz des Tieres.
»Das hatte zehn Hörner und sieben Häupter und auf seinen Hörnern zehn Kronen«:
a) »Zehn Hörner«:
Wie der Drache, der Feind selbst (Offb 12,3). »Zehn Hörner« bedeutet, dass er die Macht auf der ganzen Erde, im Vollsinn die Weltherrschaft, innehat (vgl. das zu Offb 12,3 Gesagte und vgl. auch Offb 13,7). Unzählige vor ihm haben die Weltherrschaft erstrebt, von Alexander dem Großen und Julius Cäsar bis Napoleon, Hitler und Stalin – um nur einige wenige zu nennen; aber sie alle haben die Weltherrschaft nicht zu verwirklichen vermocht, das erdumspannende und deshalb konkurrenzlose »Reich«. Diesem einen, diesem Letzten, diesem Menschen der einzigartigen Rebellion gegen Gott, gelingt dieser Triumph – einige Augenblicke lang.
b) »Sieben Häupter«:
Ebenfalls wie der Drache (Offb 12,3). Der Antichrist hat nicht nur »Hörner« (brutale Macht – sie allerdings ist zuerst genannt), sondern auch Intelligenz; darauf weisen die »Häupter« hin. Er hat »Geist«, Klugheit, übermenschliche, volle, scheinbar göttliche Weisheit.
c) »Auf seinen Hörnern zehn Kronen«:
Die »Krone« bedeutete früher »legitime« Macht. Die großen Eroberer wollten möglichst schnell »gekrönte Häupter« werden, um in den Augen der Leute recht – und verfassungsmäßig die Macht zu besitzen. Auch alle Vorläufer und Modelle des Antichristen erstrebten den Schein der Verfassungsmäßigkeit, etwa Männer wie Napoleon, Hitler und Stalin. Doch die »Kronen« sind auf den »Hörnern«, das heißt sie beruhen nicht auf dem Recht, sondern auf den »Bajonetten« und »Gewehrläufen«. Es wird Angst erzeugt und mit der Angst operiert. – Nach Offb 12,3 hat der Drache, also der Feind selbst, im Gegensatz dazu auf seinen sieben »Häuptern sieben Kronen«. Der Feind will sein wie »Gott«; er legt Wert darauf, scheinbar göttliches Recht innezuhaben. Der Antichrist in der gegenständlich -sichtbaren Welt scheut sich nicht, skrupellos und sehr unmittelbar Macht, physische Macht, einzusetzen.
(4) Die Selbstvergötzung des Tieres.
»Auf seinen Häuptern lästerliche Namen«:
Unter Lästerung versteht die Bibel den Raub der Ehre Gottes, die Inanspruchnahme der ihm gebührenden Würdenamen durch einen Menschen, in dem Sinn, wie es Friedrich Nietzsche einmal ausdrückte: »Das ist deine schönste Apologie, O Mensch, dass du all das zurückforderst, was du je einem Gott an Ehrung gabst.«
Der Antichrist will Gegenspieler Christi sein, und der Feind will ihn in diese Rolle einsetzen. So wird es sich vor allem darum handeln, dass er, was in der Schrift im Blick auf Jesus ausgesprochen wird, für sich in Anspruch nimmt.
Bei den »Namen der Lästerung« dachten die Christen in den Tagen des Johannes, die ersten Leser der Offenbarung, gewiss an die Würdenamen, die im römischen Kaiserkult, in der göttlichen Verehrung des Kaisers, diesem zuerkannt bzw. von diesem in Anspruch genommen wurden: »der Erhabene«, »der Göttliche«, »der Sohn Gottes«, »Herr und Gott«, »der Heiland«. Der Huldigungs – und Anbetungsruf wurde laut: »Der Kaiser ist Gott« a. m.
Wir mögen in unserem Jahrhundert denken etwa an den Ausspruch eines nationalsozialistischen Gauleiters im Deutschland der dreißiger Jahre: »Adolf Hitler gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit!« Oder zum Beispiel denken an ein Denkmal für den ersten sowjetischen Weltraumflieger, an dem die Worte zu lesen sind: »Preis sei dir, Mensch!« Dieses Denkmal steht, so war in einer Zeitung zu lesen, gegenüber einer alten russischen Kirche, in der regelmäßig die alte orthodoxe Liturgie gebetet wurde, in der es heißt: é»Preis sei dir, Gott!« Beispiele aus der Vergangenheit und aus unserer Zeit können uns u. U. vorstellbarer machen, wie die Erfüllung von Ankündigungen wie die in Offb 13,1.4.8 in der Zukunft einmal aussehen m

Gerhardt Maier – Edition C

Vor dem am Ufer stehenden Drachen steigt ein Tier aus dem Meer auf. Diese Herkunft aus dem Meer charakterisiert sein Wesen. Das Meer ist im israelitisch-jüdischen Denken feindlich und unergründlich.Das Tier gehört zu den dort wohnenden Ungeheuern. Durch sein Aussehen, den zehn Hörnern und sieben Köpfen, gleicht es nicht nur dem Drachen (vgl. 12,3), sondern ist gewissermaßen dessen Spiegelbild, seine Repräsentanz. Es hat, wie der Drache, zehn Hörner und sieben Köpfe, dazu auf den zehn Hörnern zehn Diademe, was wieder eine solche Übersteigerung ist, dass sie die bildliche Vorstellung übersteigt.
Die Gestalt dieses Tieres folgt, wie auch die weitere Beschreibung, Dan 7. Mit den Hörnern sind ursprünglich sicher Kaiser gemeint, wie in Dan 7 Könige gemeint sind. In Apk 17,12 werden die Häupter ausdrücklich mit römischen Kaisern identifiziert. Das Tier ist also nicht ein einzelner Kaiser, sondern repräsentiert das ganze Römische Reich. Das Tier trägt an seinem Haupt Worte der Lästerung. Vielleicht sind damit gerade jene kaiserlichen Prädikate gemeint, die dem Judentum und dem Urchristentum am meisten Anstoß bereiteten, weil sie die von den Kaisern beanspruchte göttliche Verehrung zum Ausdruck brachten: Divus Augustus, Dominus ac Deus noster u.a.

Lichtenberger – Theologischer Kommentar zum Neuen Testament

Dieses Kapitel muss man wohl das furchtbarste des ganzen Buches nennen. Es führt uns hinab in die Zeit der offenbaren Satansherrschaft. Wir wollen nun hier das e r s t e in diesem Kapitel genannte Tier von jenen zwei großen Gesichtspunkten aus betrachten, die wir diesbezüglich in der Schrift zu finden glauben. Wir sehen das Tier:
Als den Weltherrscher, den Daniel als das kleine Horn hinstellt.
A ls d e n A n t i c h r i s t , den großen teuflischen Gegenspieler Gottes.
Johannes stand am Ufer des Meeres und sah zwei Tiere aufsteigen. Das erste Tier beschreibt er in den Versen 1-10 als den kommenden Weltherrscher, den Antichrist, und das zweite in den Versen 11-18 als den falschen Propheten, den getreuen Helfershelfer des ersten Tieres. Uns beschäftigt zunächst das erste Tier, das alle Wesenszüge der vier Tiere trägt, die Daniel in seinen Gesichten sah. Dies deutet also darauf hin, dass die Tiere, die sowohl Daniel als auch Johannes erblickte, Weltherrschaften darstellen.
….
Eben betrachteten wir das Tier in seiner weltpolitischen Größe. Auch auf religiösem Gebiet wird es seinen Standpunkt behaupten und von seinen Untertanen absolute Unterwürfigkeit in Glaubenssachen verlangen. Wenn immer ein Staat sich mit Glaubenszwang befasste, brachte er viele seiner Untertanen in schwere, entscheidende Gewissenskonflikte. Treue zum Herrn und zu Seinem Wort zog dann auch in den meisten Fällen Verfolgung nach sich.
In unserm Abschnitt tritt das Tier als Antichrist in seiner übernatürlichen Gestalt auf. Seine Gegner hatten ihm die tödliche Wunde versetzt und meinten, dadurch dem Regime ein Ende zu setzen, doch haben sie gerade das ganze Gegenteil erreicht. Seine Wunde ist geheilt, und nun tritt er als übernatürliches Wesen, als Satan geoffenbart im Fleische, auf, wie Jesus Christus als Gott geoffenbart im Fleische erschienen ist. Kap. 12 zufolge erlebt Satan drei Niederlagen. Da ist zuerst die Niederlage im Kampfe mit Michael, wobei Satan endgültig aus dem Himmel geworfen wird. Dann kann er den männlichen Sohn nicht töten und drittens entflieht ihm das Weib (Israel) in die Wüste, wo es in Sicherheit ist. Aufgebracht über diese Misserfolge wendet er sich gegen den übrigen Samen des Weibes mit der Absicht, ihn umzubringen, und bedient sich zu diesem Zwecke der beiden Tiere in Offenbarung 13, die ihrer Gesinnung nach als Bestien dargestellt sind.

G. R. Brinke – 110 Skizzen über die Offenbarung

Exkurs: Bisherige Deutungen

Wie intensiv sich die Christenheit mit Offb 13 beschäftigt hat, sieht man schon an der relativen Ausführlichkeit des Irenäus in seinem Hauptwerk Gegen die Häresien (ca. 180 n.Chr.). Er zitiert Offb 13,1–10 nahezu vollständig! Später zitiert er aus 13,11–14 und 13,14–18: insgesamt also fast das ganze 13. Kapitel. Der Auslegung von Offb 13 widmet er sodann eineinhalb Kapitel seines Werkes.411 Er nennt das erste Tier den „Antichrist“ und kombiniert die Auslegung von Offb 13 mit 1Thess / 2Thess, also Johannes mit Paulus.413 Das erste Tier ist die „Zusammenfassung aller Ungerechtigkeit und allen Truges“. Mit Hilfe von Gen 2,1f berechnet Irenäus den Weltlauf auf insgesamt 6000 Jahre.
Ticonius deutete ca. 385 n.Chr. das Tier von Offb 13,1 auf die Gottlosen und Offb 13,3 auf die satanische Nachahmung Christi und das Scheinchristentum. In der Reformationszeit beschäftigten sich die Täufer vielfach mit Offb 13,1ff, so Hans Hut oder Balthasar Hubmaier noch in seiner letzten Rechenschaft des Glaubens. Hubmaier verstand die 3½ Jahre von Offb 13,5 nicht als normale Jahre, sondern als Sonnenjahre. Der schwärmerische Michael Stifel, Prediger in Lochau, errechnet aus Offb 13,18 und Daniel den 19. Oktober 1533 als Datum des Jüngsten Tages. Martin Luther selbst versteht Offb 13 als Kommen des dritten Wehe und deutet es auf „das päpstliche Kaiserstum und kaiserliche Papsttum“. Interessant sind auch die Einzeldeutungen bei Johann Coccejus (1603–1669): Das erste Tier bezieht sich auf das katholische Kirchenvolk, seine tödliche Wunde auf die heidnische Reaktion unter Kaiser Julian Apostata, die Lästerungen in Offb 13,5 auf die Behauptung, Christus habe einen Stellvertreter mit äußerer Gewalt, und auf die Heiligenverehrung, die 42 Monate = 1260 Tage von Offb 13,5 sind die 1290 Jahre von 292 bis 1552 n.Chr., das zweite Tier in Offb 13,11ff ist die päpstliche Macht. Die Bengels Erklärung bleibt in den Spuren Luthers und Coccejus’ und kreist um die Kernthese „Das gegenwärtige römische Pabstthum ist das Thier“ von Offb 13,1ff.421 Weil Bengel zugleich von dem Satz ausgeht „Das Thier ist zu dieser unserer gegenwärtigen Zeit“, spielt also Offb 13 für ihn in der Gegenwart. Johann Michael Hahn (1758–1819) wahrte in der Auslegung von Offb 13 große Zurückhaltung. Zwar erwog er einige Zeit, ob nicht Napoleon der Antichrist sei. Doch nahm er davon bald wieder Abstand und mahnte im Blick auf alle möglichen zeitgeschichtlichen Identifizierungen: „Es ist vielleicht blos ein Schreckbild.“ Den Auswanderern hält Hahn entgegen, es gäbe nirgendwo in dieser Welt einen Bergungsort. Karl August Auberlen (1824–1864), der Bengels Schule weiterführte, erblickte im ersten Tier von Offb 13 den Staat, im tödlich verwundeten Haupt den „christliche(n) Staat sammt der christlichen Cultur“.
Eine neue Ära der Deutung wird durch die Religionsgeschichtliche Schule eröffnet, die sich mit den 90er-Jahren des 19. Jh. in Deutschland durchsetzt. Sie verbindet die Aussagen der Offb mit der Religionsgeschichte des Orients. Dabei kommt den babylonischen Mythen und Erzählungen eine Hauptrolle zu. Speziell Offb 13 ist für Hermann Gunkel (1862–1932) ein „Absenker von dem Stamme des babylonischen Chaosmythus“. Wilhelm Bousset (1865–1920) als ein zweiter hervorragender Repräsentant der Religionsgeschichtlichen Schule verbindet die traditionsgeschichtliche Methode Gunkels wieder mit der zeitgeschichtlichen, die Gunkel verworfen hatte. Boussets bis heute Maßstäbe setzender Offb-Kommentar von 1896 (2. Aufl. 1906) gibt der Forschung zwei nahezu unumstößliche Daten zu Offb 13 mit: a) Das erste Tier ist das Römische Reich, das „steht“ – so Bousset – „bei allen Auslegungen fest“. b) Offb 13,18 ist zu lesen als „Caesar Neron“ in hebräischer Gematrie, folglich geht das tödlich verwundete und wieder geheilte Haupt (13,13) auf Nero. Das sei ein „rocher de bronce“, der unerschütterlich sei.
In der Folgezeit diversifiziert sich freilich die Forschung in viele Richtungen. Als Beispiel erwähnen wir Ernst Lohmeyer (1890 geb., 1946 von den Russen hingerichtet), dessen Offb-Kommentar zuerst 1926, dann 1953 und 1970 erschien. Lohmeyer lässt die Möglichkeit verschiedener Methoden zu, distanziert sich aber doch ein Stück weit von der zeitgeschichtlichen Methode Boussets. Dem Seher ginge es um „die übergeschichtlichen und unterirdischen Mächte“, nicht um Zeit und Geschichte. Offb 13 bezieht sich demzufolge nicht auf Rom, nicht auf einen Nero redivivus, sondern wie 2Thess 2 auf den Antichrist und den Falschpropheten.
Die geschichtlichen Entwicklungen wären im internationalen Vergleich noch viel reicher und komplizierter, insbesondere wenn man die englische und amerikanische Forschung einbezieht. So konnten wir in diesem Exkurs nur weniges aus der Deutung von Offb 13 zusammenstellen in der Hoffnung, dass dies einer exemplarischen Veranschaulichung dient.

Gerhard Maier – Historisch-Theologische Auslegung Neues Testament

Wenn jetzt der Kopf schwirrt … – dann wirst du lieber Leser, verstehen, warum ich oben schrieb, mir wäre es lieber, die Ausleger würden sagen „wir wissen es nicht“ – und zwar, was die Auslegung der noch kommenden Dinge betrifft. Aber statt dessen wird gesagt „wir wissen nicht ob Salomo wieder auferstehen wird“ – was für eine unsinnige Aussage…
Nun fragst du dich, was ich glaube: ganz einfach: genauso wie keiner die Prophezeiungen des ersten Kommens Jesu richtig verstanden hatte – so werden sich garantiert alle Prophezeiungen der Offenbarung erfüllen – und zwar so wie es von Gott vorhergesehen wurde! Ich vermute, die Ausleger liegen alle daneben 😉

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