Tag: 4. März 2023

weil Jesus durch seinen Tod die Luft rein gemacht hat – II

Merzt den veralteten Sauerteig aus, sodass ihr zu einem neuen Teig werdet, entsprechend dem, dass ihr als süß geltet; denn auch der Messias hat sich als unser Verschonungsopfer abschlachten lassen. Lasst uns folglich bloß nicht mit dem veralteten Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig von Gemeinheit und Boshaftigkeit, sondern mit süßen Broten von Lauterkeit und Wahrhaftigkeit das Fest begehen!
Gottes Agenda – Das Neue Testament urtextnah ins heutige Deutsch übersetzt von Andreas Eichberger – 1. Korinther 5,7–8

Wie der sprichwörtliche Sauerteig während des Festes der ungesäuerten Brote aus dem Haus entfernt wurde (2Mo 12,15-20; 13,3-10 ), so, sagt Paulus, soll das, was er symbolisiert – die Sünde – aus dem Haus Gottes, der Gemeinde, entfernt werden – ein Brauch, den jeder Christ, der in Christi Kreuzestod das endgültige, ein für allemal dargebrachte Opfer des Passalammes sieht (vgl. Joh 1,29; Hebräer 10,10.14), beibehalten soll. Das gilt nirgends mehr als in der Feier, die an dieses Opfer erinnert: beim Abendmahl, bei dem die Gemeinde der Christen ihren wesentlichsten Ausdruck findet. Wahrscheinlich geht es Paulus hier also ganz besonders darum, den unbußfertigen Christen von diesem Mahl auszuschließen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Weil Jesus …deshalb sollten auch wir….
Sollten? Warum ist es noch nicht so? Lasst uns also!-
Mir gefällt hier die Ausdrucksweise der Volxbibel: Gehen wir dem Dreck der Welt aus dem Weg! Also warum sollten dann in unseren geistlichen Zeitschriften weltliche Dinge enthalten sein? Ist die Bibel nicht so voll guter Dinge, dass man darüber unendlich viel berichten könnte?

https://blog.thomas-pape.de/2020/03/04/weil-jesus-durch-seinen-tod-die-luft-rein-gemacht-hat/

Wenn Sie je in einem jüdischen Haushalt zur Passahzeit gewesen sind, wissen Sie, worüber Paulus in den Versen 7 und 8 redet. Es ist eine Tradition, die seit über dreitausend Jahren gelebt wird, seit dem Exodus, dem Auszug der Israeliten aus Ägypten. In jener Nacht mussten sie sich beeilen. Sie würden in Kürze unterwegs sein und dann würde keine Zeit für die üblichen Dinge sein, die man im Haushalt tut. Sie würden ihr Brot ohne den normalen Sauerteig backen müssen, den sie verwendeten, damit der Teig aufgeht. Ohne Sauerteig konnte das Brot schnell gebacken, leicht transportiert und in Eile gegessen werden.
Die Bestimmungen zur Durchführung des Passahfestes verwandelten diesen Verzicht auf Sauerteig in einen zentralen Teil der Festlichkeiten. In einem jüdischen Haushalt, der das Passah mit zumindest einer gewissen Ernsthaftigkeit feiert, wird der Sauerteig bis heute zeremoniell aus der Küche entfernt. Während des Festes gibt es viele gute Sachen zu essen, aber kein Brot mit Sauerteig. Wir sprechen recht selten vom „Sauerteig“ ironisch in einem positiven Sinne, wenn z. B. jemand etwas auf gute Weise beeinflusst. Doch in der Welt von Paulus bezog sich die metaphorische Rede vom Sauerteig fast immer auf einen schlechten Einfluss, wenn etwas zerstört wird, das ansonsten rein wäre.
Das ist offensichtlich auch hier der Fall; doch die Verwendung des Bildes ist nicht zufällig. Paulus greift nicht einfach in seinen kunterbunten Vorrat an mentalen Bildern, um irgendwie auszudrücken: „Ihr solltet keine Unmoral in der christlichen Gemeinde dulden.“ Er nimmt das Bild von Passah, weil im Zentrum des Christentums ein Passah-Ereignis steht, ja das Passah-Ereignis schlechthin. Vom ersten Anfang an glaubte die frühe Kirche, dass Jesu Tod (und seine Auferstehung) zur Passahzeit kein bloßer Zufall war; Gott hatte es so gewollt. Der Zeitpunkt erklärte die Bedeutung.
Beim ersten Passah schlachtete jede Familie ein Lamm für das Abendessen und strich das Blut auf die Türpfosten ihres Hauses, damit der Engel des Todes an ihnen vorübergehen und sie verschonen würde, während die Erstgeborenen der Ägypter getötet wurden. Als Juden zur Zeit von Paulus das Passahfest feierten, opferten sie Lämmer im Tempel, setzten die Tradition damit fort und hielten die Erinnerung an Gottes großartige Befreiung lebendig. Die frühen Christen verstanden Jesu eigenen Tod als Höhepunkt, als Gipfel dieser ganzen Tradition. Er war das wahre Passahlamm und sein Tod hatte für die ganze Welt die Freiheit gewonnen.
Aus dieser Sicht wird das gesamte Leben als Christ zu einem einzigen langen Passahfest! Darum dreht sich alles. Jeder Atemzug eines Christen ist ein stiller Passah-Choral des Dankes an den Gott, der gehandelt und die Welt durch Jesus gerettet hat, das wahre Passahlamm. Jede Handlung, die ein Christ ausführt, ist Teil der endlosen Zeremonie der Passahfeierlichkeiten. Und bei diesem Passah darf es keinen Sauerteig geben. Paulus will damit natürlich nicht sagen, dass Christen kein Brot mit Sauerteig essen dürfen. Er verwendet bildhafte Sprache. Dem Sauerteig entspricht in diesem neuen Passah-Leben, zu dem Jesu Nachfolger berufen sind, das Verhalten, das zur alten Lebensweise gehört: Der „Sauerteig des alten Lebens“ ist die Art von Verhalten, das Heiden vor der Bekehrung an den Tag legten, und „der Sauerteig des Lasterlebens und der Bosheit“ ist die Art von Verhalten, zu dem Christen wieder verführt werden können, wenn sie nicht auf der Hut sind.
Paulus besteht darauf, dass sie stattdessen das „ungesäuerte Brot“ des echten christlichen Lebens brauchen. Vielleicht haben wir erwartet, dass er das mit den Begriffen „Heiligkeit“ oder „Reinheit“ erläutert. Er spricht jedoch von „Aufrichtigkeit“ und „Wahrheit“. „Aufrichtigkeit“ bedeutet nicht bloß Authentizität in dem Sinne: „Tu, was du wirklich tun willst.“ Manche der schlimmsten Dinge, die je in der Welt geschehen sind, wurden von Leuten getan, die in diesem Sinne völlig „authentisch“ waren. Niemand war in diesem Sinn aufrichtiger, authentischer als Adolf Hitler. Das Wort, das Paulus verwendet, spricht von der Reinheit der Motivation. Es geht nicht bloß darum, dass das Motiv und die Handlung im Einklang sein müssen; das trifft auf die meisten Kriminellen zu. Beides muss der gereinigten Quelle eines Willens entspringen, der sich neu an der Reinheit Gottes ausgerichtet hat. Die Erwähnung der „Wahrheit“ deutet an, dass im Zentrum jedes Fehlverhaltens eine Lüge steht: die Lüge, die sagt, dass es Gott egal ist; die Lüge, die vorgibt, dass es diesmal nichts ausmacht; die einfache, aber tödliche Lüge, die sich erträumt, dass die Menschen sich eigentlich schon immer so hätten verhalten sollen.
Der gesamte „Sauerteig“ in diesem übertragenen Sinn kommt für Christen nicht infrage und Paulus macht klar, dass solches Verhalten in Kirche und Gemeinde nicht zu tolerieren ist. Wir erkennen ein weiteres Mal, wie weit sich viele Kirchen in der modernen Welt von ihren Wurzeln entfernt haben. Viele haben heute sogar moralische Gleichgültigkeit – zumindest bei einigen Themen – zu ihrem Grundsatz gemacht. Die Andeutung, man müsse sich (beispielsweise) vor sexuellem Fehlverhalten mit diszipliniertem Verhalten schützen, würde bei diesen Leuten einen Proteststurm erzeugen; der Vorwurf der Gesetzlichkeit, des Pharisäertums, des Mangels an Nächstenliebe und jede Menge anderer Dinge würden auf dem Fuße folgen. Doch Paulus ist an dieser Stelle ziemlich deutlich.
In einem Brief, der nicht erhalten ist, hatte er den Korinthern bereits zu diesem Thema etwas geschrieben. Sie hatten das nicht verstanden. Sie dachten, er hätte gesagt, sie sollten jeglichen Kontakt mit unmoralischen Leuten meiden. Daher wunderten sie sich, wie um alles in der Welt sie dann weiterhin in Korinth leben konnten! Jetzt erklärt er: Er hatte das schlicht auf den Innenraum der Kirche bezogen. Tischgemeinschaft unter Christen, so sagt er, sollte das Zeichen der Gemeinschaft sein, die denjenigen geschenkt wird, die so leben, wie das Volk des Messias leben sollte. Und wie Israel befohlen worden war, das Böse in seiner Mitte nicht zu tolerieren (5. Mose 17,7, von Paulus in Vers 13 zitiert), so muss auch die Kirche Bösartigkeit als das erkennen, was sie ist: ein Krebs, der streuen wird, wenn er nicht beim ersten Anzeichen herausgeschnitten wird. Gott wird zu gegebener Zeit und auf seine Weise diejenigen außerhalb der Gemeinschaft richten. Doch die christliche Gemeinschaft – er wird das im nächsten Kapitel betonen – hat das gottgegebene Recht und die Pflicht, zwischen denen zu unterscheiden, die so leben, wie es dem Messias entspricht, und denen, die das nicht tun….

Paulus für Heute—Der 1. Korintherbrief

Paulus knüpft nun, ausgehend vom Bild des Sauerteiges, an die jüdische Sitte der Reinigung vor dem Passahfest an, um die Korinther zur Heiligung zu rufen. Vor dem Passah sollte in Israel aller Sauerteig entfernt werden (vgl. 2Mose 13,7); Israel sollte von ungesäuertem Brot essen und darin eindrücklich leibhaft an die Großtat seines Gottes beim Auszug aus der Knechtschaft in Ägypten erinnert werden. Das Passahfest selbst war das Lobesfest des mächtigen Gottes, der Israel aus der Sklaverei befreit und vor dem Verderben verschont hat. Die Gemeinde in Korinth, die ganze Christusgemeinde an allen Orten und zu allen Zeiten, lebt ja in diesem Fest des Gott Lobens. Sie lebt im Passah, kenntlich am Passahlamm – Luther übersetzt »Osterlamm« -, das damals mit seinem an die Türpfosten gestrichenen Blut Israel vor dem Todesengel bewahrte. So ist Christus als Lamm für die Seinen »geopfert«. Sein Blut ist die Verschonung, die Versöhnung für seine Kinder. Eindrücklich nimmt der Apostel das atl. Heilsgeschehen auf und spricht es durch Christus der Gemeinde des Neuen Bundes zu.

Die Gemeinde ist ein »neuer Teig«, sie ist »ungesäuert«. Diese Qualität hat ihr ihr Herr erworben und beigelegt. Darauf ist ein Christ ansprechbar, das ist die in Jesus geschenkte »neue Kreatur« (2Kor 5,17). Eben darum aber gilt: »Feget den alten Sauerteig aus«, eigentlich: »Reinigt euch völlig!« Die neue Wirklichkeit will angenommen sein. Heiligung im biblischen Sinn meint nicht das, dass ich immer besser werde. Es geht nicht um meine Bemühung, aus der Sünde mich herauszuarbeiten; der neue Stand ist mir doch in der Rechtfertigung allein aus Gnaden schon geschenkt. Heiligung meint annehmen, was mir geschenkt ist, ja mich immer fester an den anzuklammern, der der Heilige ist. Heiligung heißt, dass ich immer entschlossener der Sünde absage, mich immer wieder »völlig reinige«, ja reinigen lasse und mich der verwandelnden, reinigenden Kraft des Geistes Gottes öffne. Heiligung ist nicht Eigenleistung, sondern gewirktes, vom Geist gewirktes Wachsen in der Nachfolge, vom Geist gewirkte entschlossene Absage an den »alten Sauerteig«, an das sündliche, alte Sein. Der Mahnruf: »Heiligt euch!« ergeht immer aufgrund der Zusage: »Ihr seid geheiligt in Jesus Christus« (vgl. 2Mose 19,6; 31,13; 3Mose 11,44ff.; Hes 20,12; Joh 17,17.19; Röm 6,19-22; 12,1; 15,16; 1Kor 3,17; 6,11; Eph 5,26; Kol 1,22; 1Thess 5,23; 1Petr 1,15; 2,5.9; Hebr 10,10; 13,12).

1Korinther 5,8 : »Damm lasset uns Ostern halten, nicht im alten Sauerteig, auch nicht im Sauerteig der Bosheit und Argheit, sondern in dem Süßteig der Lauterkeit und der Wahrheit.«
Die Gemeinde Jesu Christi darf im Fest leben. »Ostern halten« übersetzt Luther. Das ist von dem Fest, dem Festtag der Auferstehung abgeleitet. Das griechische Wort meint »ein Fest feiern«. Das ist eine Kennzeichnung des Christenlebens: Es ist ein Fest. Ja, das ist Beschreibung christlicher Ethik: Wir feiern das Fest des ermöglichten neuen Lebens. Das sollten wir uns neu zurufen lassen. Es ist ein Fest, denn das »Alte« ist abgetan, der »alte Sauerteig« ist fort. Wir leben im »Süßteig der Lauterkeit« (das Griechische meint die sittliche Lebensreinheit) »und der Wahrheit«, die ja Person ist, nämlich Christus. Und »Wahrheit« meint hier nicht »wahre Erkenntnis«, sondern die gelebte, getane Wahrheit eben in der Nachfolge Jesu Christi. Der »Sauerteig der Bosheit und Argheit« muss deshalb abgetan werden. Beide Begriffe sind Kennzeichen des alten Sünderlebens; die »Bosheit« (wörtlich: »die Schlechtigkeit«, im Sinn von sittlicher Verdorbenheit) ist das Leben des natürlichen Menschen nach dem Lüsten (vgl. Röm 1,26ff.; Röm 7,5; Gal 5,16; Kol 3,5; Tit 2,12; 1Petr 1,14; 2,11; 4,2; 2Petr 1,4; Jak 1,14; Jud 1,16); die »Argheit« (wörtlich: »die Schlechtigkeit«, im Sinne von »Schlechtes, Böses tun und ersinnen«) zeigt die ganze Lebensrichtung in ihrer Verderbnis an. Sowohl dem Tun des Bösen wie der Richtung des Bösen ist der Christ entnommen und soll und kann dem auch immer wieder entschlossen absagen.

Gerhard Maier – Edition C