Vor dem Gericht Gottes gibt es also keine Verurteilung mehr für die, die mit Jesus Christus verbunden sind. Denn dort, wo Jesus Christus ist, gilt: Du bist befreit von dem Gesetz, das von der Sünde missbraucht wird und zum Tod führt. Denn du stehst jetzt unter dem Gesetz, in dem der Geist Gottes wirkt, der zum Leben führt. Das Gesetz konnte uns Menschen kein Leben bringen, weil es gegen unsere selbstsüchtige Naturd nicht ankam. Deshalb sandte Gott seinen Sohn in der leiblichen Gestalt von uns selbstsüchtigen, der Sünde verfallenen Menschene und ließ ihn sterben als Opfer für die Sündenschuld. So machte er der Sünde den Prozess ebendort, wo sie ihre Macht entfaltet hatte: in der menschlichen Natur.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Röm 8,1–3
Müssen wir denn nun noch damit rechnen, verurteilt zu werden? Nein, für die, die mit Jesus Christus verbunden sinda, gibt es keine Verurteilung mehr. Denn wenn du mit Jesus Christus verbunden bist, bist du nicht mehr unter dem Gesetz der Sünde und des Todes; das Gesetz des Geistes, der lebendig macht, hat dich davon befreit. Das Gesetz des Mose war dazu nicht imstande; es scheiterte am Widerstand der menschlichen Natur. Deshalb hat Gott als Antwort aufd die Sünde seinen eigenen Sohn gesandt. Dieser war der sündigen Menschheit insofern gleich, als er ein Mensch von Fleisch und Blut war, und indem Gott an ihm das Urteil über die Sünde vollzog, vollzog er es an der menschlichen Natur.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Römer 8,1–3
Folglich ist jetzt für die mit dem Messias Jesus Verbundenen keine Verdammnis vorhanden. Denn die Gesetzmäßigkeit des Lebensgeistes hat dich einmal durch den Messias Jesus von der Gesetzmäßigkeit der Verirrung und des Todes freigesetzt. Während nämlich das Ohnmächtige am Gesetz mittels der menschlichen Natur schwach macht, hat Gott das Urteil über die Verirrung in der menschlichen Natur vollstreckt, da Er den eigenen Sohn mit Ähnlichkeit zur verirrten menschlichen Natur und in bezug auf Verirrung geschickt hat, sodass der Rechtsanspruch des Gesetzes einmal unter uns erfüllt worden ist, die nicht in Rücksicht auf die menschliche Natur, sondern geistgemäß ihr Leben führen.
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Römer 8:1–4
weitere Bibelstellen – hier von 2020
Nun fragt man sich natürlich: Muß ein Gläubiger sein ganzes Erdenleben lang enttäuschende Niederlagen gegen die Sünde hinnehmen (Röm 7,21-25)? Gibt es keine Macht, die ihm hilft, sie zu besiegen? Die Antwort auf die erste Frage lautet „nein“, die Antwort auf die zweite „doch“. In Kap.8 beschreibt Paulus das Wirken des Heiligen Geistes, der dem Menschen – neben der Sünde – ebenfalls innewohnt. Er ist die Quelle der göttlichen Macht, er vollbringt die Heiligung im Menschen und ist das Geheimnis für den Sieg des Geistes im Alltagsleben. Doch zunächst erinnert Paulus seine Leser nochmals daran, daß es nun – da wir durch Jesus Christus, unsern Herrn, befreit sind (Röm 7,25) – keine Verdammnis (katakrima, „Strafe“) für die, die in Christus Jesus sind, mehr gibt, da sie an Christus glauben und ihm gleich geworden sind (vgl. Röm 6,13; Joh 5,24). Sie sind gerechtfertigt und für gerecht erklärt, stehen in der Gnade Gottes (Röm 5,2), nicht mehr unter seinem Zorn (Röm 1,18), und besitzen das ewige Leben (Röm 5,17-18.21). Christus gibt all denen Sicherheit, die ihm durch den Glauben gleichgeworden sind.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Das Wort denn (gar) verbindet die Wendung „in Christus Jesus“ in diesem Satz mit derselben Wendung in Vers 1. Auf dem Hintergrund des persönlichen Kampfes mit der Sünde, den Paulus in Röm 7,7-25 beschreibt, ist der „lebendig machende Geist“ in Röm 8,2 eindeutig als der Heilige Geist Gottes zu verstehen und nicht etwa als der Geist des neuen Menschen, zu dem der Glaubende wird. Der Heilige Geist ist diejenige Person der dreieinigen Gottheit, die den Menschen zum Wiedergeborenen macht (Tit 3,5) und ihm ein neues Leben (Joh 3,5-8) – das Leben der Auferstehung Jesu Christi (Röm 6,4.8.11) – schenkt. (In Röm 8,2 ist erstmals seit Röm 5,5 wieder vom Heiligen Geist die Rede, doch dafür wird er zwischen Röm 8,2 und Röm 8,27 achtzehnmal erwähnt.) Das Gesetz des Geistes („Prinzip“; vgl. Röm 7,23) hat dich frei gemacht (der griechische Aorist bezeichnet eine Handlung, die ein für allemal geschehen ist) von dem Gesetz der Sünde und des Todes. Das „Gesetz der Sünde“ ist gleichzeitig das „Gesetz des Todes“, weil die Sünde, wie Paulus wiederholt sagt, zum Tode führt (Röm 5,15.17.21; Röm 6,16.21.23; Röm 7,10-11.13; Röm 8,6.10.13). Als das Gesetz der Sünde steht es in Gegensatz zum Geist; als das Gesetz, das zum Tod führt, widerspricht es dem Geist, der das Leben gibt. Statt des mit dich übersetzten Pronomens steht in manchengriechischen Handschriften „uns“ oder auch „mich“. Dieser Unterschied ist jedoch unwesentlich; die Wahrheit, von der hier die Rede ist, gilt für alle Gläubigen.
Paulus sagt seinen Lesern auch, wie sie in den Besitz der Freiheit, die die Christen haben, kommen können. Wieder verweist er zunächst auf die Unmöglichkeit, sie auf dem Weg über das mosaische Gesetz zu erlangen. Dem Gesetz war es unmöglich, die Menschen von der Sünde zu befreien. Es war zwar nicht selbst schwach (wie manche Übersetzungen nahelegen), denn es war ja gut (Röm 7,12). Doch weil das Fleisch sündig ist, kann das Gesetz es nicht erlösen. „Sündiges Fleisch“ ist die Übersetzung des griechischen Begriffs sarx, der sich bei Paulus sowohl auf die Verderbtheit als auch auf die Schwäche der Menschen beziehen kann (vgl. Röm 7,5.18.25; Röm 8,3-9;12-13).
Gott aber erlöste die Menschen von der Sünde, indem er seinen Sohn in der Gestalt des sündigen Fleisches sandte. Jesus wurde nicht „in sündigem Fleisch“, sondern „in der Gestalt des sündigen Fleisches“ gesandt. Seine menschliche Natur war vor dem Prinzip der Sünde, das seit Adam alle Menschen quält, geschützt (vgl. Lk 1,35). Er kam um der Sünde willen (peri harmartias); mit anderen Worten, um etwas gegen die Sünde zu unternehmen. Durch seinen Tod am Kreuz verdammte er die Sünde (katekrinen, „sprach ein Urteil über“; vgl. katakrima, „Strafe“, Röm 8,1), so daß die, die in Christus sind, nicht verdammt sind. Das tat er, damit die Gerechtigkeit – ein Leben in Heiligung (3Mo 11,44-45;19,2; 3Mo 20,7) -, vom Gesetz gefordert, in uns erfüllt würde, die wir nun nicht nach dem Fleisch leben, sondern nach dem Geist. Die Erlösung aus der Knechtschaft der Sünde geschah durch den Tod Jesu Christi, doch die Manifestation dieser Befreiung im Alltagsleben wird erst durch die Macht des Heiligen Geistes möglich.
Das »also« zu Beginn des Verses verweist offensichtlich zurück. Die Frage ist, wie weit zurück Paulus geht, um die nun folgende Schlußfolgerung zu ziehen. Eine Möglichkeit ist, daß er an den Inhalt von Kap. 6; 7 anknüpft. Wenn diese beiden Kapitel jedoch ein Exkurs sind, der auf die Frage zu Beginn von Kap. 6 eingeht (»Was sollen wir nun sagen? Sollten wir in der Sünde verharren, auf daß die Gnade überströme?«), dann knüpft der Beginn von Kap. 8 an die beiden Erwähnungen von »Verdammnis« in Kap. 5 (V. 16.18) an. Vine meint, »also« führe Kap. 7 fort und sei eine Schlußfolgerung dessen, was dort erklärt wurde. Dennoch merkt er an, daß der Bezug auch bis 3,19 zurückreichen könne, wo das Gesetz eingeführt wurde und wo das Urteil lautete, jeder Mund solle gestopft und die ganze Welt vor Gott als schuldig befunden werden.
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
Wie weit der Anknüpfungspunkt auch zurückliegen mag, auf den Paulus zurückverweisen wollte – und die Kommentatoren haben darüber die unterschiedlichsten Ansichten -, ist eines gewiß: Der Gedankengang ist fortlaufend. Es ist keine Aneinanderreihung isolierter Segmente, sondern eine frei fließende Argumentation, auch wenn es hier und da einen Exkurs zu Illustrationen eines Details gibt. Paulus will die Wahrheit der Glückseligkeit des neuen Lebens in Christus aufzeigen und verdeutlichen, wie Gott dieses neue Leben allen zur Verfügung stellt, die an Christus glauben.
Verdammnis ist das Urteil über alle, die ihren eigenen Weg gehen wollen und nicht bereit sind, sich auf die Barmherzigkeit Gottes zu werfen. Vertrauen auf das Gesetz kann nicht erretten. Auch verdienstliche Werke nützen nichts. Wenn man das Prinzip des Glaubens ignoriert oder verwirft, muß das Gericht folgen. Wer »in Christus Jesus« ist, den trifft hingegen keinerlei Verdammnis. Wer mit Christus identifiziert wird und wessen geistliche und ewige Stellung mit Ihm verbunden ist, wird niemals in irgendeiner Form vor Gericht stehen. Der Heiland sagte: »Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht« (Johannes 5,24). Nichts könnte eindeutiger sein. Was Paulus hier den Römern schreibt, ist wirklich eine Wiederholung dieser gewaltigen Aussage. Es ist der Rettungsanker der Seele.
Das kleine Wort »jetzt« ( nyn ) trennt die neue Lebensweise von der alten. Das Vergangene, auf das Paulus sich bezieht, stand unter dem Urteil von Tod und Endgericht. Das Neue, das Paulus nun erläutert, ist frei von jedem Aspekt des Alten, und die großartigen Worte des ersten Verses bestätigen, daß »jetzt keine Verdammnis« ist.
Der TR bringt noch einen weiteren Teil des Verses, der als Einfügung verstanden und ausgelassen werden sollte (»… die nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist«; Luther12). Wir finden ihn in V. 4 wieder, wo sein rechtmäßiger Platz ist. Darby merkt an: »Wäre es ein Teil des Textes, müßte das Griechische übersetzt werden: ‚Da ist keine Verdammnis für jene, die in Christus Jesus nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist.’« Dies sollte als Beschreibung des Wandels jedes wahren Gläubigen verstanden werden. Wer in Christus gestorben ist, wandelt nunmehr in Neuheit des Lebens (6,4).
Die Erwähnung von »keine Verdammnis« bringt von Anfang an Frieden für den Geist und bahnt den Weg zur Erkenntnis eines neuen, inneren Gesetzes. In Kap. 7 wurde gesagt, daß das Gesetz des Sinnes aufgrund der Sünde und des Fleisches nichts ausrichten konnte. Nun wird jedoch eine neue Kraft vorgestellt. Das neue Leben hat ein neues Gesetz. Das Gesetz der Sünde und des Todes (7,21-23) führte unweigerlich zur Verdammnis. Nun spricht Paulus von einem neuen herrschenden Prinzip: das Gesetz des Geistes des Lebens. Im Gläubigen gibt es eine Kraft, die alle anderen Gesetze und motivierenden Prinzipien übersteigt. Der innewohnende Geist Gottes ist eine aktive Kraft, die den lebensspendenden Geist auszeichnet. Diese Kraft wirkt im Gläubigen als Gesetz und als belebender Geist. Sie gibt und fördert das Leben. Morris führt mit einem Zitat von Manson einen exzellenten Kommentar über die von Paulus erwähnten Gesetze an: »Das mosaische Gesetz ist gerecht, aber kraftlos; das Gesetz der Sünde hat Kraft, ist aber ungerecht; das Gesetz des Geistes ist beides: kraftvoll und gerecht.«
Der Ausdruck »in Christus Jesus« wird wiederholt und betont somit wiederum die Verbindung mit Christus. Das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat Freiheit gebracht. Es ist eine befreiende Macht. Es ist eine lebensspendende Kraft. Der Frieden, um den es hier geht, ist keine fortschreitende Erfahrung. Das Verb steht hier im Aorist, was auf eine vergangene Zeit zurückweist, als dieser Frieden erworben wurde. Das geschah, als der Glaubensschritt getan und das neue Leben empfangen wurde, als der Geist im Gläubigen Wohnung nahm. Doch die Freiheit vom Gesetz der Sünde und des Todes kann man erst dann erfahren, wenn man diese Kraft erkennt.
Das Gesetz der Sünde und des Todes wurde in Kap. 7 als Verderben bringende Macht gesehen. Diese tyrannische Kraft veranlaßte Paulus zu dem Aufschrei: »Ich elender Mensch!« Nun sehen wir, daß sie einer noch viel größeren Macht untergeordnet ist. Sie kann nicht mehr den Gläubigen gewaltsam beherrschen und seinen Willen kontrollieren. Es gibt nun eine größere Macht, die in ihm und für ihn wirkt.
Die Verwendung von »denn« stellt sicher, daß der Gedankenfluß von Paulus‘ Argumentation beständig weitergeht. Er macht nun deutlich, daß das Gesetz eine Schwäche hatte. Es war unfähig, das zu erreichen, wozu es gegeben worden war. Es konnte keine Freiheit bringen und war kraftlos. Nun wird begründet, warum es die erwünschten Ergebnisse nicht erzielen konnte: Es war durch das Fleisch kraftlos. Wie wir in 7,12 lasen, gab es eigentlich nichts Falsches am Gesetz. Es war heilig, gerecht und gut. Doch das Fleisch befolgte nicht seine Verordnungen, sondern rebellierte und verweigerte die Unterwerfung unter das Gesetz. Die Gebote dienten nur zum Anreiz zur Sünde aus Trotz gegenüber den Forderungen des Gesetzes.
Gott erlitt jedoch durch eine solche Rebellion keine Niederlage; das wäre undenkbar. Die Unfähigkeit des Gesetzes, das erstrebte Ziel zu erreichen, zwang Gott nicht zu Notfallmaßnahmen. Er hatte einen Plan. Er tat, was das Gesetz nicht tun konnte, und Er tat es, indem Er Seinen eigenen Sohn sandte. In Ihm gab es keine innere Schwachheit. Er war Gott und vollkommener Mensch. Die enge Verbindung zwischen dem Vater und dem Sohn wird durch die Verwendung von heautou (»von ihm«, »sein eigen«) betont. Es war kein Engel, den Er sandte, sondern Sein eigener Sohn, und Er kam als Mensch in diese Welt.
Das Ausdruck »in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde« hat vielen Schwierigkeiten bereitet. Das Wort, das mit »Gleichheit« übersetzt wurde ( homoiôma ), ist bereits dreimal in diesem Brief vorgekommen (1,23; 5,14; 6,5). Wir finden es auch in Philipper 2,7 : »in Gleichheit der Menschen geworden«, und in diesem Sinne verwendet Paulus es offensichtlich hier. »Gleichheit« sollte nicht als »Ähnlichkeit« (Schlachter) verstanden werden. Zwar unterschied Christus sich wesentlich vom Menschen, aber Er war wahrer Mensch, nur ohne Sünde. Zweifellos ist dieser Ausdruck zur Beschreibung Seiner Person sehr reichhaltig, und die Tiefen der Bedeutung sind unergründlich. Aber die Schrift bietet genug Belege, die sowohl Seine Identifikation mit dem Menschen belegen als auch den wesensmäßigen Gegensatz beschreiben. Die erhabene Tatsache bleibt jedenfalls bestehen, daß Gott das tat, was das Gesetz nicht tun konnte. Er tat das, indem Er Seinen eigenen Sohn in Gleichgestalt des sündigen Fleisches sandte.
Nun wird der Zweck Seines Kommens erklärt. Er kam, um das Problem der Sünde zu lösen. Albrecht fügt hier »als Opfer« ein, was zweifellos dem Sinn entspricht. Der Apostel sagt das jedoch nicht, und vielleicht ist es besser, die beiden Wörter »für Sünde« so zu verstehen, daß sie das ganze Problem der Sünde umfassen. Das Ergebnis Seines Kommens war, daß Er die Sünde verurteilte. Jede Sünde mit allen ihren Aspekten, im Fleisch und in jeder anderen Sphäre, wurde unter das Verdammungsurteil gebracht und zum letzten Gericht bereitet. Das tat Er, indem Er selber Fleisch annahm. Sein unbeflecktes Leben war eine Verurteilung der Sünde, und Sein Opfer am Kreuz war das Sündopfer, durch das Er das Problem der Sünde zur Ehre Gottes löste. Der Schreiber des Hebräerbriefes machte dies deutlich, als er schrieb: »… jetzt aber ist er einmal in der Vollendung der Zeitalter geoffenbart worden zur Abschaffung der Sünde durch sein Opfer … also wird auch der Christus, nachdem er einmal geopfert worden ist, um vieler Sünden zu tragen, zum zweiten Male denen, die ihn erwarten, ohne Sünde erscheinen zur Seligkeit« (9,26.28).
Der Inhalt der neuen Verkündigung des Paulus ist hinfort jene gewaltige Botschaft: „Es gibt keine Verurteilung mehr!“ „Sie gilt im vollen Umfang für alle, „die in Christus Jesus sind“. Solange der Mensch sich selbst überlassen bleibt, dient er mit seinem Fleische dem Gesetz der Sünde. Damit steht er aber auch unter dem Gericht der Sünde, unter dem katakrima, unter der Verurteilung. Mit dem Eintritt Christi in das Leben aller Glaubenden wurde das katakrima nun zum „ouden katakrima“, zur „keine Verurteilung mehr“. Was der Mensch zu seiner Erlösung bedarf, ist mithin die totale Aufhebung seiner Verurteilung und des damit verbundenen Gerichts.
Kroeker – Römerbrief
Auf sich selbst gestellt, autos ego, oder wie der Mensch in sich selber ist, steht er nach Schlatter unter „einer Mehrzahl göttlicher Verurteilung“. Jede wird aber aufgehoben, sobald Christus durch seinen Ruf Menschen in ihrem bisherigen Fleischesleben überreden und in ihnen sein Sterben und sein Leben wirksam machen kann. Nun wird deren Wollen und Denken von Gott aus bestimmt.
Denn im Gegensatz zum Geist des knechtenden Gesetzes ist das Wirken des göttlichen Geistes schöpferisch. Da er der Geist des Lebens ist, wirkt er das Leben. Sein Wirken muss mithin zur Aufhebung eines jeden verdammenden Urteils werden. Dem Menschen des Glaubens erschließt sich hinfort jene neue Welt, die allein durch die Schöpferkraft des göttlichen Geistes entstehen und wirksam werden kann. Wird von Paulus in allen seinen Ausführungen das Fleisch als das eigentliche Herrschaftsgebiet der Sünde und des Todes bezeichnet, so versteht er unter diesem Fleisch nicht etwa nur des Menschen natürliche Leiblichkeit. Fleisch ist die irdisch gerichtete Gesinnung, die Gestaltung des menschlichen Seins und Lebens ohne Gott. Das Leben des Menschen in seinem unerlösten Zustand ist das Herrschaftsgebiet der Sünde, des Todes und des Gerichts.
Die Welt des Fleisches wird beherrscht durch die Machtentfaltung der Sünde. Sie herrscht hier gleichwie eine Königin und drückt jeder Entfaltung des Lebens ihren Stempel auf. Sie ist ihrem Wesen nach weit mehr als nur eine Summe von Verfehlungen oder als dieser und jener unüberlegte Ungehorsam. Sünde ist Zustand: dauerndes Handeln wider Gott, widergöttliche Kraftentfaltung der Gesinnung und der Energien des menschlichen Geistes. Wo Sünde ist, muss daher auch unbedingt Gesetz sein. Mithin ist die Welt des Fleisches auch der Lebensraum des Gesetzes. In der Welt des Fleisches kann alles Leben und jede Entwicklung nur unter Gesetz auferbaut und erhalten werden. Gesetzlich ist das Verhältnis des Menschen zu Gott, das ganze Gebiet der Religion, also das religiöse Leben. Gesetzlich bestimmt wird auch das Verhältnis von Mensch zu Mensch: die Beziehungen innerhalb der Gemeinschaft, der Gesellschaft und des staatlichen Lebens, also das ethische Leben. Der Buchstabe aber, sagt Paulus, das Gesetz tötet. Die Welt des Fleisches ist daher auch die Machtsphäre des Todes. Man sucht das Leben zu gewinnen, findet aber den Tod. Wie sich diese drei Machtbereiche in der Welt des Fleisches auswirken, erkennt der Mensch erst dann, wenn er auf den Ruf Gottes hin und im Glauben an eine höhere Kraft den Kampf mit Sünde, Gesetz und Tod aufzunehmen wagt.
Niemand hat diesen inneren Kampf des Menschen so zu schildern vermocht wie der Apostel Paulus. Es liegt ja das, was er in Röm 7 schildert, auf derselben Linie wie das, was er im dritten Kapitel seines Philipperbriefes beschreibt. Auch in jenen Jahren, wo er unter dem Gesetz stand, hatte er versucht, Gott zu dienen. Er vermochte es jedoch nicht; daher auch der tiefe Aufschrei seiner Seele: „Ich unglückseliger Mensch, wer wird mich erlösen von diesem Todesleibe!“ Es war nicht so sehr ein Aufschrei unter seiner schwachen Leiblichkeit: es war der Verzweiflungsschrei seines menschlichen Unvermögens allem Göttlichen gegenüber. Er hatte gefunden, dass das Gesetz als solches ihm keine Erlösung bringen konnte. Bedingungslos und ohne Widerspruch hatte er sich als strenger Pharisäer dem Gesetz unterstellt. Der Versuch war von ihm gemacht worden, durchs Gesetz jene Gerechtigkeit und jene Erlösung zu finden, die vom Alten Bund verheißen waren. Alle seine Anstrengungen waren jedoch vergeblich gewesen. Sein gegenwärtiges, wunderbares Bekenntnis lautet nun: „Gott sei Dank! Er hat’s getan durch Jesus Christus, unseren Herrn!“ Dies ist das Zeugnis, das wir hinfort dauernd in seinen Ausführungen haben. Ob es sich handelt um des Menschen Rechtfertigung vor Gott – sie ist gebunden an Christus. Ob es sich handelt um den Kampf mit dem Fleisch, auch er ist gebunden an die Person des gekreuzigten und auferstandenen Herrn.
In wunderbarer Kraft führt der Apostel diese innere Wendung seines Lebens in unserem achten Kapitel aus. Ihm hat sich eine andere Welt als die bisherige mit ihren drei Machtbereichen erschlossen: es ist die Welt des Geistes auf Grund der Lebensgemeinschaft mit Christus. Hier herrscht jenes Leben des Glaubens, des Geistes und der Kraft, das aus der Lebensgemeinschaft mit Christus entsteht.
Auf demselben ruht nicht mehr das katakrima, die Verurteilung. Darum kann Paulus am Anfang seiner Ausführungen auch sagen: „Es gibt nun keine Verurteilung mehr für diejenigen, welche in Christus Jesus sind.“ Das ist das Herz des paulinischen Evangeliums. Wohl spricht der Apostel von der Vergebung der Sünden. Er spricht auch von allen anderen Segnungen in Christo und durch Christus. Das Zentrum seiner Botschaft ist aber die korrespondierende Lebens- und Geistesgemeinschaft mit Christus. Alles andere verschloss entweder den Weg zu dieser Gemeinschaft, oder es waren immer nur Begleiterscheinungen dieser Gemeinschaft. Auch innerhalb der Kirche Christi ist man vielfach zu sehr stehengeblieben bei den einzelnen Segnungen. Man hat zu wenig die Erkenntnis gewonnen für jenes eigentliche Zentrum des Evangeliums, aus dem alle Segnungen fließen, nämlich für das Sein in Christus.
Was durch die große Gottestat geschehen sollte, indem der Vater der Barmherzigkeit seinen Sohn gab, und was durch die freiwillige Opfertat vollbracht wurde, die Jesus auf Golgatha vollzog, war unendlich Höheres und Wesentlicheres als den Menschen nur von seinen Sünden zu erlösen. Gott wollte ihn für die neue Kindesstellung erretten und damit in die korrespondierende Gemeinschaft mit Christus, dem Erstgeborenen unter vielen Brüdern, versetzen. In dieser Heils- und Glaubensstellung wollte er alsdann selbst mit denen Gemeinschaft pflegen, die einst verlorene Söhne waren, nun aber den Weg ins Vaterhaus zurückgefunden hatten. Was Gott mithin dauernd herbeisehnt, ist: Umgang mit den heimgefundenen, ihm im Geiste verwandten Söhnen. Denn nur Geistesverwandten kann Gott sich in dem pleroma, in der Fülle seiner Heilsoffenbarung, mitteilen.
Nach diesem Sichanvertrauenkönnen sehnt sich Gott. Er hat noch Unendliches, was er denen, die im Sohnesverhältnis zu ihm stehen, offenbaren möchte. In gewisser Hinsicht herrschen in der ewigen Welt dieselben Gesetze, die bereits auch hier das Leben beherrschen. Unendlich viele tragen einen Reichtum von Erfahrung, von Erkenntnis, von Leben in sich. Vergeblich suchen sie die Möglichkeit, sie auch einem anderen mitzuteilen. Erst dann wird ihnen das möglich sein, wenn sie im Nächsten eine ihrem Geiste verwandte Seele entdecken. Gott muss zunächst einen Menschen zu einer Lebens- und Geistesgemeinschaft mit Christus erlösen können, erst dann ermöglicht sich auch ihm die wahre und lebendige Gemeinschaft mit demselben.
Römer 7:21-25 lässt den Gläubigen vielleicht mit der Frage zurück, ob er sein ganzes Leben auf der Erde damit verbringen muss, gegen die ihm innewohnende Sünde zu kämpfen. Nachdem er gelernt hat, dass das Gesetz nicht die Kraft hat, ihn zu heiligen, fragt sich der Gläubige vielleicht auch, ob es überhaupt eine Kraft gibt, die ihn von der Sünde befreien kann. Paulus beginnt mit der Beantwortung dieser Fragen, indem er in Vers 1 eine Schlussfolgerung zieht: Es gibt nun keine Verdammnis mehr für die, die in Messias Jeschua sind. Die Kombination der beiden griechischen Begriffe ara („also“) und nun („jetzt“) markiert eine interpretative Schlussfolgerung. Deshalb, d. h. im Lichte dessen, was Paulus zuvor gesagt hatte, stehen die Gläubigen nicht mehr unter dem Urteil der Verurteilung. Die Rechtfertigung hat die Schuld der Sünde beseitigt. Die Heiligung ist der Prozess, der die Macht der Sünde beseitigen wird. Deshalb werden die Gläubigen weder wegen der Schuld der Sünde noch wegen der Macht der Sünde verurteilt. Diese Aussage kann auf die logische Last von Kapitel 7 zurückgehen, oder sie kann auf jede Art von Verurteilung wegen der Schuld der Sünde (Röm. 1-5) und wegen der Macht der Sünde (Röm. 6-7) zurückgehen.
Arnold G. Fruchtenbaum – Ariel’s Bibelkommentar
In Vers 2 erklärt Paulus, warum es für Gläubige keine Verurteilung mehr gibt: Denn das Gesetz des Geistes des Lebens im Messias Jeschua hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes. Das griechische Wort gar („für“) leitet die Erklärung ein. Neben dem Prinzip der innewohnenden Sünde, das im vorherigen Kapitel beschrieben wurde, gibt es ein weiteres Prinzip, das im Gläubigen wirkt: das Prinzip des Gesetzes des Geistes des Lebens im Messias. Dies ist das Gesetz, das den Gläubigen frei gemacht hat. Das griechische Wort für „frei gemacht“, eleutheroó, steht im Aorist, was bedeutet, dass die Befreiung ein einmaliges Ereignis war. Der Gläubige ist für immer von dem Gesetz der Sünde und des Todes befreit worden. Die sündige Natur ist zwar noch im Gläubigen, aber sie hat keine rechtliche Macht mehr über ihn. Der Gläubige ist von ihrer Macht gänzlich befreit worden. Der Geist, der in diesem Vers erwähnt wird, wird von Paulus mit dem griechischen Wort Pneumatos tes zoes bezeichnet, was „Geist des Lebens“ bedeutet. Der Geist besitzt zoe, was „Leben“ bedeutet. Als Geist des Lebens kann er sein Geschenk des Lebens mit seiner Schöpfung teilen. Er schenkt das ewige Leben in Messias Jeschua und macht den Menschen zu einem Teilhaber am göttlichen Leben.
In den Versen 3-4 wendet Paulus die Wahrheit über die Stellung des Gläubigen auf das Gesetz an. Der Abschnitt beginnt in Vers 3 mit einer Begründung für die Freiheit vom Gesetz: Denn was das Gesetz nicht vermochte, weil es schwach war durch das Fleisch, das hat Gott getan, indem er seinen eigenen Sohn sandte in der Gestalt des sündigen Fleisches und für die Sünde und hat die Sünde im Fleisch verurteilt. Paulus begann seine Argumentation, indem er das gesamte Kapitel 7 in einer kurzen Aussage zusammenfasste: Denn was das Gesetz nicht vermochte. Das Gesetz konnte die Heiligung nicht bewirken. Auch hier stellte Paulus klar, dass das Problem nicht beim Gesetz lag, sondern bei denen, mit denen das Gesetz arbeiten musste: den Schwachen. Das mosaische Gesetz selbst war nicht schwach. Es war das Fleisch, das schwach war. Gott löste dieses Problem, indem er seinen Sohn in der Gestalt des sündigen Fleisches sandte. Der griechische Begriff für „Gleichnis“, homoióma, bedeutet „das, was wie etwas anderes gemacht ist“. Er bezieht sich auf eine Form oder Ähnlichkeit, also auf eine Ähnlichkeit. Der Messias hatte kein sündiges Fleisch, aber er sah aus wie jeder andere Mensch, weil er in der Ähnlichkeit des sündigen Fleisches kam. Der griechische Begriff lässt keine Möglichkeit der Sünde im Messias zu. Jeschua kam in der Ähnlichkeit des sündigen Fleisches, ohne tatsächlich sündig zu sein. Er kam nicht nur in der Gestalt des sündigen Fleisches, sondern er kam auch für die Sünde. Der griechische Ausdruck dafür ist peri hamartias, was in der Septuaginta ein Fachausdruck für das Sündopfer ist (z. B. Num 7,16; Ps 40,6). Der Messias kam, um das Problem der Sünde zu lösen. Damit hat er die Sünde im Fleisch verurteilt. Um es ganz persönlich zu machen: Als der Messias für unsere Sünden starb, wurden unsere Sünden auf ihn übertragen, und als der Messias für die Sünde verurteilt wurde, wurde unsere Sünde mit ihm verurteilt. Die Sünde wurde nicht nur in Verbindung mit dem Fleisch beseitigt, sondern sie wurde auch im Fleisch verurteilt. Das Ergebnis ist, dass Gläubige im Messias erfolgreich sein können, wo sie zuvor im Gesetz versagt hatten. Wenn sie versuchen, durch die Kraft des Gesetzes geheiligt zu werden, werden sie scheitern. Aber wenn sie versuchen, durch die Kraft des Geistes geheiligt zu werden, werden sie Erfolg haben.
Und wieder die Frage nach der Freiheit: bibst du frei, wie Jehvoah es will, oder mußt du noch immer bestimmte Dinge unbedingt tun, um IHM zu gefallen?
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