Monat: August 2023

Gnadenlohn für jeden Diener

Der aber pflanzt und der begießt, sind eins; ein jeder aber wird seinen eigenen Lohn empfangen nach seiner eigenen Arbeit. (O. Mühe)
Elberfelder 1871 -1. Korinther 3,8

Der, der pflanzt, und der, der es begießt, arbeiten zwar beide an demselben Werk, aber jeder wird seinen besonderen Lohn erhalten, wie es seinem persönlichen Einsatz entspricht.
NeÜ bibel.heute Stand 2015 – 1. Korinther 3:8

Und was ist mit dem, der pflanzt, und mit dem, der begießt? Ihre Aufgaben, so unterschiedlich sie sind, dienen demselben Ziel (- Od der begießt? Sie stehen auf derselben Stufe (od Sie arbeiten am selben Werk; wörtlich Sie sind eins) -), und beide werden ´von Gott` ihren Lohn bekommen – den Lohn, der ihrem persönlichen Einsatz entspricht.
Neue Genfer Übersetzung 2013- 1. Korinther 3,8

Apollos und Paulus haben ihre Ämter von Christus erhalten (Eph 4,11). Sie waren die Werkzeuge, nicht etwa die Ursache, durch die die Korinther zum Glauben gefunden haben (vgl. 1Kor 2,4-5).
Alles Wirken geht allein auf Gott zurück: Er hat das Gedeihen gegeben (1Kor 3,6.9), daher soll auch ihm allein das Verdienst dafür zugerechnet werden (V. 7). Als seine Knechte stehen Paulus und Apollos nicht in einem Wettkampf, sondern ergänzen einander in ihrem Amt (V. 8). Es ist ihre Aufgabe, die Kirche zur Vollendung zu führen, d. h. zum Ebenbild Christi zu formen ( Eph 4,12-13 ). Entsprechend ihrer Treue gegenüber dieser Aufgabe werden sie belohnt werden (vgl. 1Kor 4,2-5 ). Denn wenn ein geistlicher Lehrer auch der Gemeinde dient, so ist er doch in erster Linie Gott verantwortlich. Paulus und Apollos arbeiten gemeinsam für Gott auf seinem Ackerfeld, der Kirche (3,9).

Walvoord Bibelkommentar

Beide Diener, der »pflanzt« und der »begießt«, stehen auf einer Stufe – vor Gott als die seiner Wachstumskraft Bedürftigen. So ist der Eifersucht, dem Neid und dem Hochmut gewehrt. Nicht jeder hat dieselbe Aufgabe, aber jeder ist von dem einen Herrn beauftragt und bedarf der Bestätigung, der Fruchtbarmachung seines Dienstes durch eben diesen Herrn. Es geht hier nicht um Gleichmacherei, sondern um die Platzanweisung unter dem Herrn, unter Gott, der allein Gott ist. Jeder Diener wird seinen eigenen Lohn empfangen »nach seiner Arbeit«, nach seiner eigenen, besonderen Mühe. Diese Platzanweisung unter Gott ist verbunden mit der Verheißung des Lohnes. Hier redet Paulus wie Jesus, der oft vom »Lohn« – der griechische Begriff ist besonders in der Militärsprache gebraucht, etwa als »Sold« oder auch »Kampfpreis« – redete (vgl. Mt 5,46; 6,1; 10,41; 20,8; 24,51; Lk 6,23; 10,7; Joh 4,36; auch 1 Mo 15,1; Ps 19,12; Jes 49,4; und 1 Kor 9,18; 2 Jo 8; Offb 11,18; 22,12). Dabei wird der Lohngedanke biblisch in doppelter Weise gegenüber natürlichem Denken verdeutlicht: Der Lohn wird nicht nach den Erfolgen bemessen, sondern nach der »Arbeit«, eigentlich nach der »Mühe« (ganz wörtlich: nach »dem Standhalten in Schlägen«), also nach der Treue und dem Gehorsam auf dem Jesusweg des Leidens und der Verfolgung. Gerade dann, wenn der Dienst im Reich Gottes nicht in Erfolgen, in Leistungen und Wirkungen sichtbar wird, resigniert der Diener schnell. Gott aber belohnt die durchhaltende Treue, den ausharrenden Gehorsam. Und zum zweiten gilt: Keiner hat Anspruch auf Lohn; es ist unverdienter Gnadenlohn, den Gott in schenkender Liebe gibt. Es »lohnt sich«, Jünger Jesu zu sein, denn unser Herr ist überreich schenkend.

Edition C Bibelkommentar

So fährt Paulus fort: „Der Pflanzende und der Begießende sind eins“, jeder gleich nötig, jeder auf das Geben und Wirken des Herrn angewiesen. Keiner kann sagen, welches das größere Werk sei: eine Gemeinde an einem Ort wie Korinth erstmalig gründen oder sie gerade in einer Stadt wie Korinth am Leben erhalten und mehren. Gott selbst muß das eine wie das andere tun. Eifersucht zwischen dem „Pflanzenden“ und „Begießenden“ und Eifersucht in der Gemeinde für den einen und für den andern ist völlig fehl am Platz und verkennt die eigentliche Wirklichkeit. Beide „sind eins“ und dürfen darum auch miteinander und für die Gemeinde „eins“ sein.
Freilich gibt es für die Diener „Lohn“. Das ganze NT zweifelt nicht daran, daß der Herr seinen Dienern „Lohn“ zahlt. Aber das ist nun ganz wichtig: dieser „Lohn“ richtet sich nicht nach dem „Erfolg“ der Arbeit, sondern nach ihrer „Mühe“. Der „Erfolg“ ist ja immer „Frucht“, die wir überhaupt nicht schaffen können, sondern nur der „wachsenlassende Gott“. Dafür können wir darum auch nicht belohnt werden, sondern „jeder aber wird seinen eigenen Lohn empfangen nach seiner eigenen Arbeitsmühe“. Das Wort „Arbeit“ hat hier — wie in der ganzen, so realistischen Bibel — den Sinn der „Mühsal“. Wirkliche Arbeit ist nie einfach Vergnügen, auch gerade die „geistliche“ Arbeit, der Dienst an der Gemeinde Gottes, ist es nicht. Sie ist harter und ermüdender Einsatz der Kraft. Die Briefe der Apostel zeigen uns sehr anschaulich, wie diese „Arbeitsmühe“ aussieht, welche Fülle von Kampf, Kummer, Enttäuschungen und Rückschlägen neben aller Freude mit dem Dienst an der Gemeinde verbunden ist. Paulus ist überzeugt: „Ich habe mehr gearbeitet als sie alle“ (15, 10). Er wird gerade den Korinthern, die den geistlichen Genuß liebten, sehr ernstlich schildern, was apostolische „Arbeit“ heißt (4, 6–13). An dem Maß solcher Arbeit bemißt sich der Lohn. Den Lohn zahlt aber nicht die Gemeinde nach ihrer Gunst und Ungunst, sondern der Herr.

Wuppertaler Studienbibel

Merken wir uns, wonach der Lohn ausgeteilt wird: nach der Arbeit, nicht nach der Faulheit oder faulem Frommtun, – nach der Arbeit, wie eins für den HErrn und Seine Sache arbeitet. Es gibt aber heutzutage viele Christen, denen das Arbeiten für den HErrn und Seine Sache gar nicht einfällt, obwohl sie an einem fort schmeichelig tun mit dem Heilande, immer für sich, wer weiß wie viel ansprechen, immer nur wollen, daß es ihnen innerlich wohl sei, Frieden wollen und Ruhe wollen, und wenn etwas ihnen wehe tut, das nur gleich weg haben wollen. In dieser Weise sind sie Christen, tun aber sonst rein nichts, wodurch die Sache Christi, etwa auch am Andern, gefördert wird. Bei ihnen wird einmal der Lohn schmal ausfallen, wie die Arbeit gering oder gewesen ist.
Deswegen müssen wir sehr darauf achten, daß wir, wenn wir wollen des HErrn Diener sein, Ihm auch etwas nütze sind in unserem Teil, nicht wie wir’s uns ausdenken und auswählen, sondern nur auch, wie Er’s uns gelegentlich anweist. Wenn Er ruft, sollen wir laufen; wenn Er winkt und Andeutungen gibt, – und der Fleißige merkt das schnell, – sollen wir nicht lange uns besinnen, oder grübeln, bis wir endlich den Kopf schütteln und sagen: „Das mag ich nicht! Das ist mir zu unbequem, das bringt mich aus der Fassung, das übersteigt meine Kräfte!“ – wie’s eben mancher tut, der nicht dran will und lieber in süßer Ruhe sein Leben hinbringt. Diese Weigerung gegen den HErrn, dieses Nichtwollen, wenn Er winkt, dieses sich Zurückziehen in den Winkel, etwa mit dem Vorgeben, man tauge ja doch nicht, andere verständen das besser, – das wird einmal angerechnet werden. Denn der HErr wird danach fragen; und es wird nicht gar leicht werden, bei Verschuldungen dieser Art so gar gut durchzukommen.
Bei der Arbeit für den HErrn übrigens kommt auch wieder viel darauf an, ob man’s mit eigenem Geist tut, oder mit demütiger Selbstverleugnung rein nach dem Sinn und Geist und Willen des HErrn. Man kann auch ungeheißen mit Eigenliebe, Selbstgefälligkeit, fleischlicher Anmaßung, Eigensinn und Großtuerei viel anfangen; und da verderbt man dem HErrn oft mehr, als man gut macht, weil man da nicht Gottes Mitarbeiter ist, wie der Spruch sagt. Also nicht auf jede Arbeit, sondern je nachdem die Arbeit ist, folgt einst der Lohn. Bisweilen scheint der liebe Gott schon hienieden zu manchen Arbeitern, auf die wir viel halten, zu sagen: „Geh‘ beiseite, ich kann dich nicht brauchen!“ und es könnte, wenn nur auch je und je, – denn wir dürfen nicht richterisch werden, – wohl begriffen werden, warum sie Gott krank werden läßt, weil sie, wenn sie gesund wären, viel mehr schaden, als nützen würden; – oder werden sie gar abgerufen. Wenigstens wird’s nicht verkehrt gedacht sein, wenn je und je bei eintretender Unfähigkeit zur Arbeit, da einer sagt: „Ich möchte so gerne für den Heiland etwa tun und kann nicht,“ überlegt würde, ob der liebe Gott nicht etwas sagen wollte über die Art der Arbeit, daß diese eben besser nach Seinem Sinn werden sollte, damit man wirklich Sein Mitarbeiter würde. Also auch die Art und Weise, mit der man arbeitet, ist wichtig; und wie viel haben wir doch da zu lernen, ob nun unsre Arbeit Berufssache oder freie Wahl sein mag! Die Rechenschaft aber an jenem Tage über Untätigkeit oder verkehrte Tätigkeit wird immerhin eine ernste sein! Ach, daß wir nur immer in der Demuth blieben, mit welcher wir leicht zu Gnaden kommen könnten

Christoph Blumhardt – Andachten zu biblischen Büchern – Neues Testament

Paulus wechselt nun das Bild von einer Familie zu einem Feld; er stellt den Pfarrer als einen Landwirt dar, der auf dem Feld arbeitet. Die Saat ist das Wort Gottes (vgl. das Gleichnis vom Sämann in Mt 13,1ff), und die Herzen der Menschen sind die verschiedenen Arten von Boden. Die Ortsgemeinde ist ein „geistlicher Garten“, in dem der Pastor als Gärtner fungiert (siehe V. 9 – „Ihr seid Gottes Hauswirtschaft [Gottes Garten]“).
Auf jedem Bauernhof werden viele verschiedene Arbeiter benötigt. Einer bereitet den Boden vor, ein anderer pflanzt den Samen, ein dritter jätet das Unkraut und ein vierter erntet die Ernte. Aber sie alle haben Anteil an der Ernte, und jeder erhält seinen Lohn. „Wie töricht von euch, einen Arbeiter mit einem anderen zu vergleichen“, sagt Paulus. „Wir arbeiten alle zusammen. Ich habe den Samen gesät, indem ich die Gemeinde in Korinth gegründet habe; Apollos kam hinzu und bewässerte den Samen durch seine Predigt und seinen Dienst; aber die Ernte kann nur Gott geben. Apollos und mir gebührt kein Ruhm! Wir sind nichts, aber Gott ist alles!“ Die Gemeinde war wegen der menschlichen Leiter gespalten, aber Paulus sagt in V. 8, dass die Arbeiter eins sind, vereint in Ziel und Herz; deshalb sollte auch die Gemeinde eins sein. Wie tragisch ist es, wenn Christen Pastoren, Evangelisten und Bibellehrer so vergleichen, wie die Menschen in der Welt Sportler oder Filmstars vergleichen! „Gemeinsam arbeiten“ muss immer unser Motto und Motiv sein. Wir müssen darauf achten, dass der Boden unseres eigenen Herzens nicht hart und kalt ist und den Samen des Wortes nicht aufnehmen kann.

Wiersbe – Wiersbe’s expository outlines on the New Testament

Unterschiedliche Bereiche des Dienstes? Jeder nur direkt Jehovah unterstellt?

„Jehovah ist ein Hirte“ – II

Gesang Davids. Jehova ist mein Hirt, ich leide nicht Mangel. (2) Auf grünen Angern lagert er mich, zu stillem Wasser führt er mich.
de Wette Bibl – Psalm 23,1–2

Psalm von Dawid. Der Ewige ist meint Hirt, ich darbe nicht.
Auf grasigen Auen lässt Er mich ruhen, an stille Wasser leitet Er mich.
Zunz 1997 – Psalm 23:1–2

Vertrauen des Frommen auf Gottes Schutz
Gesang David’s.
Jehova ist mein Hirt, mir mangelt nichts.
Auf grünen Triften lässt er mich lagern; zu stillen Gewässern führt er mich.
van Ess 1858 – Psalm 23,1–2

Der Psalm ist wohl eines der beliebtesten Kapitel der Bibel.
Auch hier im Blog hatten wir das Thema schon: Jehovah ist mein Hirte , Schatten in unserem Leben und wenn Jehovah mein Hirte ist

von einem Vertrauen zu Gott
(Ps 23, 1),
das auch, uns allein Ruhe und Frieden im Wechsel des Lebens geben kann.
Der Herr ist mein Hirte, [darum] entbehre ich nichts.
Es sind zwei bekannte Bilder, durch welche dieses Vertrauen zum Ausdruck kommt: das Bild vom Hirten und das Bild vom Gastgeber. Wenn der Sänger bekennt: „Der HErr ist mein Hirte“ und zugleich bezeugt: „Darum entbehre ich nichts“, so drückt sich durch beides einmal eine Haltung Gott gegenüber, dann aber auch eine Glaubenserfahrung aus, die beide nur aus kindlichem Vertrauen zu Gott fließen können. Wenn der HErr „der Hirt Israels“ genannt wird, der „Joseph leitete wie eine Herde“ (Ps 80,2), und dem Israel als „Schafe seiner Weide“ (Ps 79,13) galten, so war das nur möglich, weil der HErr sich Israels als seiner Herde selbst angenommen hatte und Israel in bewusster Glaubenshingabe an Gott stand.
Das war zu allen Zeiten das Geheimnis des wahren Verhältnisses zu Gott, dass Gott handelnd und segnend in das Leben eines Menschen treten konnte und dass wiederum der Mensch dann freiwillig und vertrauensvoll in die Abhängigkeit von Gott trat. „Als Pharao das Volk hatte ziehen lassen, führte es Gott auf dem Umweg durch die Wüste“ (2Mo 13,17), heißt es beim Auszuge Israels aus Ägypten. Die Jünger fanden in Jesus erst dann ihren Herrn und Meister, als sie alles verließen und dem Propheten von Nazareth folgten. Solch einen Entschluss des Glaubens nennt die Schrift sehr oft Bekehrung oder auch’ Wiedergeburt.
Warum der Psalmist unter dem HErrn als seinem Hirten nichts entbehrt, begründet er, indem er spricht

Kroeker – Ausgewaehlte Psalmen

Der Glaubensmann David geht noch einen Schritt weiter und zeigt, welches Vertrauen er zu seinem Gott hat. In Psalm 23,1 hören wir ihn die bekannten Worte sagen: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“. Es heißt nicht: „Der Herr ist mein Hirte, es mangelte mir nichts.“ Nein, weil David wusste, dass der Herr sein Hirte war, war er sich ganz sicher, dass ihm auch in der Zukunft nichts mangeln würde. Was er in seinem Leben mit dem Herrn erlebt hatte, ließ daran keinen Zweifel aufkommen. Wie stark war Davids Vertrauen – obwohl er die Offenbarung Gottes in Christus noch nicht kannte!
Mein Gott aber wird euch alles Nötige geben nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus. Unserem Gott und Vater aber sei die Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Im Glauben leben 2016

Kannte Dvid wirklich nicht Jesus???

Nach alttestamentlichem Sprachgebrauch und alttestamentlicher Vorstellungswelt ist Hirte ein Titel für den König. In diesem Bildwort ist »der Gedanke der machtvollen und zugleich gütigen Herrschaft maßgebend« (Kraus). (- Luther vergleicht diese besondere Art des Hirteseins Gottes, eine Parallele zum Hirtenamt Jesu, mit dem des Mose: »Er ist ein ganz anderer Hirte als Mose, welcher hart und unfreundlich zu seinen Schafen ist und sie weit hinten in die Wüste treibt, wo sie weder Weide noch Wasser, sondern nur lauter Mangel finden.« -) Allerdings ist sofort hinzuzusetzen: Das Alte Testament stöhnt eher über die entsetzliche Verkehrung des Hirtenamtes der Könige, als daß es dieses in seiner Schönheit besingt. Das hat David an seinem eigenen Leib erfahren, als der eifersüchtige »Hirte« Saul David nachstellte. Darum wendet sich David entschlossen zu Gott und beginnt sein Vertrauensgebet mit dem Bekenntnis: Jahwe ist meine Hirte »Mein« Hirte, sagte David, nicht »Israels« Hirte. Gott ist der Hirte seines Volkes, weil er der Hirte seines Gesalbten ist. Obwohl Gott seinen Gesalbten dunkle Wege geführt hat (und führen wird), gilt der Satz: ich leide keinen Mangel.

Wuppertaler Studienbibel

Dies ist der Psalm des großen Hirten, der sich um seine Schafe kümmert und sie für den Dienst ausrüstet (Hebr 13,20-21), des „großen Hohenpriesters“ (Hebr 4,14), der „allezeit lebt, um für uns Fürsprache einzulegen“ (Hebr 7,25). Sicherlich hat dieser Psalm eine Botschaft für die Trauernden, aber es ist bedauerlich, dass er hauptsächlich bei Beerdigungen verwendet wird, denn Psalm 23 konzentriert sich auf das, was Jesus für uns „alle Tage [unseres] Lebens“ tut und nicht nur beim Tod (V. 6). Es ist auch bedauerlich, dass die Menschen dazu neigen, den Psalm zu vergeistigen und ihn nicht in seinem wahren Kontext zu sehen. Sie sehen David als einen „jungen Hirtenjungen“, der auf dem Rücken auf der Weide liegt und über die Dinge Gottes nachdenkt, während er diesen Psalm wahrscheinlich erst spät in seinem Leben schrieb, möglicherweise während der Rebellion Absaloms (2 Sam. 13-19). Darin verarbeitet David einige der schwierigen Dinge, die er auf seinem langen Weg mit dem Herrn erlebt hat. Obwohl Menschen jeden Alters diesen Psalm lieben und zitieren, ist seine Botschaft für reife Christen gedacht, die Schlachten geschlagen und Lasten getragen haben.

Abel, der erste Märtyrer, war ein Hirte (1. Mose 4,2), und auch die Patriarchen Israels waren Hirten. Mose hütete vierzig Jahre lang die Schafe seines Schwiegervaters, und David, der größte König Israels, diente seinem Vater als Hirte. Das Bild von Gott als Israels Hirte beginnt in 1. Mose 48,15 (NIV) und 49,24 und zieht sich durch die ganze Heilige Schrift (Pss. 28:980:1; 95:7; 100:3; Isa. 40:11; 49:10; Jer. 31:10; Hes. 34:11-15; Mt. 10:6; 15:24; Mk. 6:34). Der verheißene Messias wurde als Hirte gesehen (Hesek. 34:16, 23; Mic. 5:4; Sach. 13:7; Matthäus 2:6; 26:3; Markus 14:27; Johannes 10). In Psalm 22 vergleicht David den Feind mit Tieren, die klug und stark sind (22:12-16, 21), aber in diesem Psalm stellt er das Volk Gottes als niedrige Schafe dar. Und warum? Damit wir den Hirten kennenlernen und sehen, wie zärtlich er sich um uns kümmert. Schafe sind wehrlose Tiere, die sich leicht verirren können, und sie brauchen fast ständige Pflege. Man kann Schafe nicht wie Rinder treiben; sie müssen geführt werden. Die östlichen Hirten kennen ihre Schafe beim Namen und können sie rufen, und sie kommen (Johannes 10,1-5). Die Schafe wurden nicht zur Ernährung, sondern für Wolle, Milch und Fortpflanzung gehalten. In diesem Psalm erklärt David, dass, wenn wir dem Herrn folgen und ihm vertrauen, er alle unsere Bedürfnisse befriedigen wird, ganz gleich, wie die Umstände aussehen mögen.

Auf der Weide – Angemessenheit (Vv. 1-3)
„Der HERR“ ist Gott Jehova, der Gott Israels, der den Bund geschlossen hat. Die zusammengesetzten Namen Jehovas im Alten Testament spiegeln den Inhalt dieses Psalms wider.

Das Verb ist ein Partizip und bedeutet „er hütet mich“. Östliche Hirten bewachten ihre Schafe, führten sie, versorgten sie mit Nahrung und Wasser, kümmerten sich um sie, wenn sie müde, gequetscht, geschnitten oder krank waren, retteten sie, wenn sie sich verirrten, kannten ihre Namen, halfen bei der Geburt der Lämmer und liebten sie in jeder Hinsicht einfach. Was sagt das den Pastoren heute? Im Heiligen Land waren die Weiden nach der Regenzeit üppig und grün, aber das hielt nicht das ganze Jahr über an. Es gab keine Zäune, das Land war rau und gefährlich, es wimmelte von wilden Tieren und Schlangen, und die hilflose Herde musste ständig beaufsichtigt werden. Auch wenn ihm die Schafe nicht gehörten, behandelte der Hirte sie so, als ob sie ihm gehörten, und er musste Rechenschaft ablegen, wenn eines fehlte. Unser Herr nannte die Gläubigen „meine Schafe“, weil er für sie gestorben ist (1. Petrus 1,18-19) und weil der Vater sie ihm gegeben hat (Johannes 17,12). Die Betonung in den Versen 1 bis 3 liegt darauf, dass Jesus für alle Bedürfnisse der Schafe, die auf der Weide sind, ausreichend ist. In erster Linie brauchen sie Nahrung (Gras), Wasser, Ruhe und einen Hirten, der weiß, wohin er sie führen muss. Wenn Gottes Volk seinem Hirten folgt, hat es alles, was es braucht, und es wird ihm nicht am Lebensnotwendigen fehlen (37:25; Mt 6:33; Phil 4:19). Schafe werden sich nicht hinlegen, wenn sie hungrig sind, und sie werden auch nicht aus schnell fließenden Bächen trinken. Manchmal staut der Hirte vorübergehend einen Bach auf, damit die Schafe ihren Durst stillen können. Du kannst den Vers 2 „neben dem stillen Wasser“. Im Himmel wird unser Hirte uns zu Quellen lebendigen Wassers führen (Offb. 7:17).

Das mit „führen“ übersetzte Wort in Vers 2 bedeutet „sanft führen“. Man kann Schafe nicht treiben. Die Schafe hören die Stimme des Hirten und folgen ihm, so wie wir auf Christus in seinem Wort hören und ihm gehorchen (Johannes 10:3-5, 16, 27). Wenn sich ein Schaf verirrt, überlässt der Hirte die Herde seinen Helfern und geht los, um das verlorene Tier zu suchen. (Siehe Matthäus 9:36; 18:12-14; und Lukas 15:3-7.) Das Wort „Wege“ in Vers 3 bedeutet „ausgetretene Pfade, Spurrillen“. Wenn Schafe anfangen, einen aufregenden neuen Weg zu erkunden, wird sie das in Schwierigkeiten bringen. „Lasst euch nicht von verschiedenen und fremden Lehren verführen“ (Hebr. 13:9, NASB). Gott kümmert sich um uns, weil er uns liebt und will, dass wir ihn verherrlichen („um seines Namens willen“). Der Hirte kümmert sich um die Schafe, weil er sie liebt und seinen guten Ruf als treuer Hirte bewahren will

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary

Und wieder die Frage: WER ist DEIN Hirte?

Jehova hat uns das Gewissen gegeben, damit wir über uns selbst urteilen, nicht über andere

Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet; denn mit welchem Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welchem Maße ihr messet, wird euch gemessen werden.
Elberfelder 1871 – Mattäus 7,1–2

»Verurteilt nicht andere, damit Gott nicht euch verurteilt! (- Mk 4,24; Röm 2,1; 14,10–12 -) Denn euer Urteil wird auf euch zurückfallen, und ihr werdet mit demselben Maß gemessen werden, das ihr bei anderen anlegt.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Matthäus 7,1–2

„Erschreckt es euch, wenn ich euch sage, dass ihr eure ewige Zukunft selbst in der Hand habt? Euer Vater im Himmel wird an euch keinen anderen Maßstab anlegen als den, mit dem ihr andere Menschen beurteilt habt. Je härter und unbarmherziger ihr mit anderen umgegangen seid, desto härter und unbarmherziger wird auch mit euch umgegangen werden, wenn ihr einmal vor Gott stehen werdet. Wenn ihr zeitlebens an eure Mitmenschen einen hohen Maßstab angelegt habt, dann stellt euch darauf ein, dass ihr nach dem gleichen Maßstab beurteilt werdet.
Willkommen daheim – Matthäus 7:1–2

Die Überschrift heute stammt aus „Bleibt in Gottes Liebe“

Alles hat zwei Seiten:
Von dem bekannten elsässischen Pfarrer Oberlin wird erzählt, er habe über seinem Schreibtisch ein Bild hängen gehabt, das von rechts gesehen bläulich und von links rötlich schimmerte. Kam nun ein Brautpaar zu ihm, um die Trauung zu bestellen, dann ließ er den Bräutigam das Bild von rechts betrachten und die Braut von links, oder umgekehrt. Dann fragte er die beiden, welche Farbtönung das Bild habe, und die Antwort fiel natürlich verschieden aus.
Dann sagte Oberlin: “Wechselt nun die Plätze!” Und wenn das geschehen war, stellte er noch einmal die gleiche Frage und erhielt darauf von jedem der Brautleute die der vorigen entgegengesetzte Antwort. Daran knüpfte der Pfarrer die Lehre: “Wenn ihr einmal in eurer Ehe eine Meinungsverschiedenheit oder einen Streit habt, so tut dasselbe, was ich euch vorhin vor dem Bild geraten habe. Wechselt die Plätze, stellt euch in Gedanken auf die andere Seite, versetzt euch in seine Lage und beurteilt von hier aus das, worüber ihr gestritten habt.”
Jedes Ding hat mindestens zwei Seiten. In der Regel sehen wir nur eine, und unser Urteil ist fertig. Diese Einseitigkeit schafft Spannungen, Streit und verhärtet die Herzen. Versetzen wir uns mal in die Lage des anderen. Sehen wir mal das Problem durch die Brille des anderen. Aber es erfordert Selbstverleugnung und Nächstenliebe. Wir müssen herunter vom Sockel unserer Selbstgerechtigkeit. Denn Richten ist lieblos und macht selbstherrlich. Richtet nicht, “denn mit dem Urteil, mit dem ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden”, sagt Jesus. Das gilt hier und dort.

CMV-Materialsammlung

Kennst du den Unterschied zwischen dem Beurteilen und dem Verurteilen? Ein Lehrer oder eine Lehrerin beurteilt die Leistung eines Schülers und gibt ihm eine Note. Das ist eine Beurteilung. Du kannst eine Situation in deinem eigenen Leben oder im Leben eines anderen beurteilen. Du kannst deine Meinung sagen und kannst deine Erfahrungen dazu sagen, deine Gedanken, deinen Rat geben. Du kannst auch sagen: „Das finde ich gut“, oder: „Das finde ich schlecht.“
Verurteilen ist jedoch etwas ganz anderes. Darüber spricht Jesus. Er sagt: „Wer verurteilt, der maßt sich etwas an, was nicht zu ihm gehört, der maßt sich etwas an, was nur Gott überlassen werden soll.“ Gott ist der letzte Richter, der das letzte Wort über das Leben eines Menschen hat – egal, wer das ist. Zum Glück ist das so, denn Gott wird ein gerechter Richter sein. Er wird sein Urteil sprechen. Auch das wird keine Verurteilung sein, sondern auch eine Beurteilung. Das sagt Jesus. Er sagt: „Mit dem Maß, mit dem ihr andere verurteilt, werdet ihr beurteilt.“ Gott ist derjenige, der das letzte Wort hat.
Anscheinend ist diese Verurteilungs-Geschichte eine Sache, die ständig vorkommt, denn sonst würde Jesus dieses Thema hier nicht aufgreifen. Er sagt, gerade unter Menschen, die an Gott glauben, sollte das eigentlich nicht vorkommen, aber es kommt vor.

Die Bibel für Kopf und Herz (Der bibletunes-Kommentar)

Eine Warnung vor dem Richten (Vers 1–2). Das Verbot: „Richtet nicht.“ Wir müssen uns selbst und unsere eigenen Taten richten, doch wir dürfen nicht unseren Bruder richten. Wir dürfen nicht auf dem Richterstuhl sitzen, um unser Wort für jedermann zum Gesetz zu machen. Wir dürfen ihn nicht verachten oder abtun (s. Röm 14,10). Wir dürfen nicht vorschnell richten, wir dürfen nicht lieblos und unbarmherzig richten oder mit einem rachsüchtigen Geist und dem Wunsch, Schwierigkeiten zu verursachen. Wir dürfen nicht die Herzen anderer oder ihre Absichten richten, denn es ist Gottes Vorrecht, das Herz zu prüfen (s. Ps 7,10; Spr 17,3; 1.Thess 2,4). Wir dürfen auch nicht über ihren ewigen Stand richten noch sie „Heuchler“, „Verworfene“ und „Ausgestoßene“ nennen; das heißt die Grenze überschreiten; welches Recht haben wir, den Knecht einer anderen Person auf diese Weise zu richten? Raten Sie ihnen, helfen Sie ihnen, doch richten Sie sie nicht. Der Grund, um dieses Verbot zu unterstützen: „… damit ihr nicht gerichtet werdet!“ Dies deutet darauf hin:
1.1 Dass, wenn wir es uns erlauben, andere zu richten, wir erwarten können, selbst gerichtet zu werden. Im Allgemeinen wird niemand mehr kritisiert als die, die selbst sehr kritisch sind. Man zeigt gegenüber dem Ruf derjenigen keine Barmherzigkeit, die gegenüber dem Ruf anderer keine Barmherzigkeit zeigten (s. Jak 2,13). Das ist jedoch nicht das Schlimmste daran; sie werden auch von Gott gerichtet werden: Von ihm werden sie „ein strengeres Urteil empfangen“ (Jak 3,1). Beide Parteien müssen vor ihm erscheinen (s. Röm 14,10), der sowohl den demütig Duldenden entlasten als auch dem vermessenen Spötter widerstehen (s. Spr 21,24) und sie recht richten wird.
1.2 Dass wir, wenn wir maßvoll und nachsichtig in unserer Kritik mit anderen sind, es ablehnen, sie zu richten, und stattdessen uns selbst richten, nicht vom Herrn gerichtet werden sollen. So wie Gott denen vergeben wird, die ihren Brüdern und Schwestern vergeben, so wird er die nicht richten, die sich weigern, ihre Brüder und Schwestern zu richten; der Barmherzige soll Barmherzigkeit erlangen (s. Mt 5,7). Das Richten von denen, die andere richten, gründet sich auf das Gesetz der Vergeltung. „Denn mit demselben Gericht, mit dem ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden“ (Vers 2). Der gerechte Gott befolgt in seinem Gericht oft die Regel des Gleichmaßes. „… und mit demselben Maß, mit dem ihr anderen zumesst, wird auch euch zugemessen werden“, vielleicht in dieser Welt, sodass die Menschen ihre Sünde an ihrer Strafe lesen können. Was würde aus uns werden, wenn Gott genauso genau und streng in seinem Richten über uns wäre, wie wir es beim Richten unseres Bruders oder unserer Schwester sind, wenn er uns mit dem gleichen Maß messen würde? Dies können wir zu Recht erwarten, wenn wir Protokoll über das halten, was unsere Brüder oder Schwestern falsch machen. In dieser wie in anderen Angelegenheiten, kehren die gewaltsamen Taten von Menschen auf ihre eigenen Köpfe zurück.
Einige Warnungen über das Tadeln. Aus dem Verbot des Richtens anderer, was eine große Sünde ist, folgt nicht, dass wir andere nicht tadeln dürfen, was eine große Pflicht und möglicherweise ein Mittel ist, eine Seele vom Tod zu erretten (s. Jak 5,20).

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Jesu Aussage »Richtet nicht« heißt nicht blind sein gegen all das Unrecht, was die Menschen tun. Richtet nicht, heißt auch nicht, jeder Urteilsbildung über das Verhalten des Menschen sich enthalten. Nein, »Prüfen und Wachen und Achthaben« auf alles das, was vor Gott nicht recht ist, ist Aufgabe des einzelnen Christus-Nachfolgers, als auch Pflicht der Gemeinde Jesu fort und fort. Darin liegt auch der sogenannte »Öffentlichkeitsanspruch des Evangeliums« begründet. Ein Johannes der Täufer hat recht getan, wenn er sagte: »Es ist nicht recht, daß du, Herodes-Antipas, Ehebruch treibst.« (Vgl. Mt 14,4.) Und Jesus selbst hat fort und fort die Heuchler scharf gerichtet. Auch die Umkehr, die Bekehrung ernst predigen und die Sünde aufs härteste verurteilen ist nicht »Richten«.
Was meint der Herr nun mit dem »Richten«, das verwerflich ist? – Er meint mit dem verwerflichen Richten das lieblose Richten, das besonders gern hinter dem Rücken des Nächsten geschieht. Und was ist oft der Grund solch eines lieblosen Richtens und Verdammens hinter dem Rücken des Nächsten? Es ist die geheime Schadenfreude am Unglück des Nächsten. Das eigene Ich will von dem dunklen Hintergrund des vermeintlichen Unrechts des andern um so heller sich abheben! Wir machen gern den anderen klein, um selber groß zu scheinen. Die Überschätzung der eigenen Glaubenserfahrung und Erkenntnis ist der immer wieder vorkommende Ausgangspunkt eines lieblosen Richtens über den Nächsten! Man meint, der andere stehe nur dann »richtig im Glauben«, wenn er genau dieselben Zeichen von Bekehrung, Wiedergeburt, genau dieselben Glaubenserlebnisse usw. aufzuweisen habe. Daraus folgt der Richtgeist und der Bekehrungseifer. –
Der Christus-Nachfolger hat die Aufgabe, an die Stelle des Richtens den brüderlichen Hilfsdienst zu setzen. Nicht Kontrolleur, nicht Scharfrichter – Samariter gilt es zu sein. Den Holzsplitter unterm Fingernagel oder den Fremdkörper im Auge kann nur die Samariterhand des Bruders entfernen und nicht die Moralpredigt oder das Urteil eines lieblosen Richtens.
Das helfende Bußwort der Liebe kann nur dann heilsam gesagt werden, wenn das aufrichtige Bewußtsein der eigenen Schuld und Unvollkommenheit dahinter steht.

Wuppertaler Studienbibel

Die Praxis wahrer Gerechtigkeit wird sich darin manifestieren, wie der Gläubige andere beurteilt. Das Prinzip findet sich in Matthäus 7,1: Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet. Die ersten drei Ermahnungen sind alle in der Negation ausgedrückt (legt nicht, seid nicht und richtet nicht), was auf drei Dinge hinweist, die Gläubige nicht tun sollten.

Matthäus 7,1 ist aus dem Zusammenhang gerissen worden, um zu lehren, dass Gläubige andere unter keinen Umständen richten sollen, aber das widerspricht anderen Stellen in der Schrift, wo Gläubige aufgefordert werden, in bestimmten Fällen ein Urteil zu fällen. Sogar Matthäus‘ eigenes Evangelium lehrt in Kapitel 18 die Prinzipien der Gemeindezucht, die ein Richten erfordern. Die persönliche Konfrontation eines Gläubigen mit einer Sünde erfordert ein gewisses Maß an Urteilsvermögen. Jeschua lehrt nicht, dass Gläubige niemals richten sollen. Der eigentliche Punkt, der hier gemacht wird, ist vielmehr: Denn mit welchem Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welchem Maß ihr messt, wird euch gemessen werden (Matthäus 7,2). Gläubige sollen keine menschengemachten Maßstäbe verwenden, um andere zu beurteilen. Die religiösen Führer zu Jeschuas Zeiten benutzten die Mischna, um andere Juden zu beurteilen, deren Geistlichkeit sie dadurch bestimmten, dass sie maßen, inwieweit sie diesen menschengemachten Standards entsprachen. Die Kirche ist in dieselbe Falle getappt, indem sie kirchliche Regeln als Kriterium für die Messung der eigenen Spiritualität verwendet. Der einzige richtige Maßstab ist jedoch die Heilige Schrift, und die einzige richtige Grundlage für die Beurteilung sind Gottes Maßstäbe, nicht menschengemachte Maßstäbe.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Selbst wer darin schon geübt ist, kann noch dazulernen. Neue Gedankenanstöße helfen ihm…

Der Weise wird (O. möge) hören und an Kenntnis zunehmen, und der Verständige wird (O. möge) sich weisen Rat (Eig Steuerungen, d. h. Verhaltensregeln, weise Lenkung) erwerben; um einen Spruch zu verstehen und verschlungene Rede, (d. h. rätselhafter Spruch, bildliche Rede) Worte der Weisen und ihre Rätsel. –
Elberfelder 1871 – Sprüche 1,5–6

Wer weise ist, der hört darauf und vermehrt seine Kenntnisse,
und wer verständig ist, eignet sich weise Lebensführung an,
damit er den Spruch und die bildliche Rede verstehe,
die Worte der Weisen und ihre Rätsel.
Schlachter 2004 – Sprüche 1,5–6

Ein Weiser wird zuhören und mehr Unterweisung in sich aufnehmen, und ein Verständiger ist der, der sich geschickte Lenkung erwirbt, um einen Spruch und eine schwerverständliche Rede zu verstehen, die Worte von Weisen und ihre Rätsel.
neue Welt Übersetzung – Sprüche 1:5–6

Was kann mit älteren Büchern geschehen, die die Versammlung noch in ihrem Literaturvorrat hat?
Zunächst möchten wir empfehlen, daß ihr bei eurem Literaturdiener einige dieser Veröffentlichungen erwerbt. …
Es wäre auch gut, diejenigen, bei denen ihr Nachbesuche macht und mit denen ihr Studien durchführt, zu ermuntern, einige dieser älteren Veröffentlichungen zu lesen. Wenn sie dies tun, ist das für sie von großem geistigen Nutzen. — Sprüche 1:5.
Wie viele dieser älteren Veröffentlichungen hast du gelesen, sofern du noch nicht lange mit Jehovas Organisation verbunden bist? …

Königreichsdienst 09-1970

Auch wenn jemand etwas Erkenntnis der Bibel haben und am Predigtdienste Anteil nehmen mag, ist er doch nur dann weise, wenn er weiterhin den Worten Jehovas Gehör schenkt und so die Erkenntnis, die er schon besitzt, mehrt. In der Schrift steht geschrieben, daß ‚ein Weiser hören und mehr Belehrung in sich aufnehmen wird und ein Verständiger sich geschickt Lenkungsfähigkeit aneignet‘. (Sprüche 1:5, NW) Christen werden mit Lernen nie zu Ende kommen, sondern „der Pfad der Gerechten ist wie das glänzende Licht, das heller und heller leuchtet bis zum vollen Tag“. (Sprüche 4:18, NW) Jede Person, die Jehova zu dienen begonnen hat, muß in ihrem Interesse und zum Wohle derer, denen sie mit dem Evangelium dient, notwendigerweise zu größerer Reife voranschreiten. Es gibt viele Theorien und Philosophien, die von Menschen der Welt vorgebracht werden und gegen die der Christ zu kämpfen hat. Millionen Menschen haben sich von Lügen und falschen Ansichten gefangennehmen lassen und sind geistig krank.

Wachtturm – 15.Juli 1958

Wer aufwächst, muß lernen, wie man lernen soll. Dies trifft besonders in bezug auf geistiges Wachstum zu. Eine weise Person wird nicht nur willig hören, ja lauschen, sondern wird noch „mehr Belehrung“ annehmen, wird also nicht ‚immerdar lernen und dabei nie imstande sein, zu einer genauen Erkenntnis der Wahrheit zu kommen‘. Lernen ist ein Prozeß, durch den man an Wissen zunimmt. Vermehrtes Lernen weckt in uns den Wunsch, zu einer vollständigen und genauen Erkenntnis der Wahrheit voranzuschreiten, um Jehova zu gefallen und seine Anerkennung zu finden. — Sprüche 1:5; 2 Timotheus 3:7; Kolosser 1:9, 10, NW.
Jehova wird an Stelle der genauen Erkenntnis keinen billigen Ersatz dulden. Und auch wahre Christen dürfen sich solcher Ersatzmittel nicht bedienen. Die Führer der Christenheit machen viele Menschen zu Kirchenstuhlmietern, zu ‚Säulen der Kirche‘, aber wie viele rüsten sie dazu aus, ihre Mitmenschen Gottes Wort zu lehren? Über den heutigen Mangel an genauer Erkenntnis erklärte Jehova durch seinen Propheten: „Mein Volk wird vertilgt aus Mangel an Erkenntnis . . . Und wie dem Volk ergeht es dem Priester.“ Niemand gelangt zu einer genauen Erkenntnis der Wahrheit, es sei denn, die Lehren, die er annimmt, führen zur Wahrheit. Möge sich jeder von uns fragen: Stimmen die Lehren, die mir mitgeteilt worden sind, mit der Bibel überein? Haben sie mich befähigt, ja begeistert, ein tätiger Diener Gottes zu sein und „Tag für Tag die gute Botschaft der von ihm bewirkten Rettung“ zu erzählen? — Hos. 4:6, Elb; Vers 9, AB; Psalm 96:2, NW.

Wachtturm – 1.September 1958

Der weise Lehrer in den Sprüchen ist ein Wegweiser für seine Schüler: „Der Weise höre und lerne, und der Verständige lasse sich leiten“ (Spr 1,5). Der Begriff, der in diesem Vers für Führung verwendet wird, bezieht sich an anderer Stelle des Buches auf Fachwissen in der Navigation (11:14). Die Lehrkraft fungiert also als Navigator oder Coach, der dem Lernenden hilft, den Weg der Weisheit zu finden und zu gehen. Dieses Bild des Lehrers als Wegweiser kommt auch in Sprüche 4:11 zum Ausdruck: „Ich habe dich den Weg der Weisheit gelehrt; ich habe dich auf den Pfaden der Rechtschaffenheit geführt.“ In Anlehnung an Deuteronomium 6:7 heißt es in Sprüche 6:22: „Wenn du gehst, werden sie dich führen; wenn du dich niederlegst, werden sie über dich wachen; und wenn du erwachst, werden sie mit dir reden.“

Das Hauptziel des weisen Lehrers ist es, den Lernenden anzuleiten, weise in Jehovahs Welt zu leben. Wenn der/die Lernende jung und unerfahren ist, gibt der Lehrer/die Lehrerin ein hohes Maß an Anleitung, aber wenn der/die Lernende in seiner/ihrer Fähigkeit wächst, gute Entscheidungen zu treffen, tritt der Lehrer/die Lehrerin zurück, damit der/die Lernende seine/ihre unabhängige Kompetenz entwickeln kann. Mit seinem klugen Rat gibt der Lehrer einen Rahmen vor, innerhalb dessen der Lernende lernen kann, weise Entscheidungen für sich selbst zu treffen. Die Rolle des Lehrers besteht darin, den Lernenden zu einer persönlichen Reife zu führen, die ihn ein Leben lang auf den Weg der Weisheit bringt.

Der weise Lehrer bemüht sich, den Lernenden Verständnis oder Einsicht beizubringen. Der hebräische Begriff für Einsicht bezieht sich auf die Fähigkeit, zwischen konkurrierenden Alternativen zu unterscheiden. Ohne Einsicht würde sich der Lernende wahrscheinlich für das entscheiden, was ihm am attraktivsten oder am bequemsten erscheint, anstatt die Alternative zu wählen, die Jahwe respektiert. Deshalb ruft die personifizierte Weisheit in Sprüche 9,6: „Verlasse deine einfachen Wege und lebe und wandle auf dem Weg der Einsicht.“

Jason S. Derouchie – Was den Autoren des AT wirklich wichtig war: Ein Überblick über die Bibel von Jesus

Was für das Studium der Sprüche gilt, gilt für das Studium jedes Buches der Bibel: Wenn wir nicht geistlich vorbereitet sind, fleißig und diszipliniert studieren und dem gehorsam sind, was Gott uns sagt, werden wir nicht viel von Gottes Wort verstehen. Die Bereitschaft zum Gehorsam ist wesentlich (Johannes 7,17). F.W. Robertson sagte, dass „Gehorsam das Organ der geistlichen Erkenntnis ist“. Der Heilige Geist lehrt den Ernsthaften, nicht den Neugierigen.
Mindestens ein Dutzend Mal findet man in den Sprüchen die Imperative „höre“ oder „höre zu“ (Spr 1,8; 4,1, 10; 5:7; 7:24; 8:6, 32-33; 19:20; 22:17; 23:19, 22); viele andere Verse erklären die Segnungen, die denen zuteil werden, die dem Wort Gottes gehorchen (die es hören und beherzigen) (1:5, 33; 8:34; 12:15; 15:31-32). Salomo warnt uns sogar davor, auf Belehrungen zu hören, die uns in die Irre führen (19,27; vgl. Ps 1,1). Das bedeutet nicht, dass christliche Studenten nicht die Klassiker und Bücher von Ungläubigen studieren können, aber sie müssen darauf achten, sie im Licht der Heiligen Schrift zu lesen. Der Ratschlag des gottesfürchtigen Robert Murray M’Cheyne ist hilfreich: „Hüte dich vor der Atmosphäre der Klassiker“, schrieb er an einen Studienfreund. „Wir sollten sie zwar kennen, aber nur so, wie Chemiker mit Giften umgehen – um ihre Eigenschaften zu entdecken, nicht um ihr Blut damit zu infizieren.“

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary

Aber nicht nur der junge Mensch hat es nötig, auf die Lehre zu achten, sondern auch und gerade der Weise. Hier wird er zum Hören aufgefordert. Denn auch das Hören vermehrt seine Einsicht. Er rechnet damit, daß Gott auch anderen Menschen Einsicht gegeben hat. Es lohnt sich, sie aufzunehmen (»erwerben«, V. 3, und »Einsicht« haben denselben Stamm). Der Weise wird durch die Einsicht der anderen nicht nur bereichert, sondern sie ist ihm lebensnotwendig, denn sie verhindert, daß er einseitig wird. Man vergleiche unser: Man wird von Tag zu Tag klüger (Dies diem docet) oder Sokrates’ Wort, das er nicht etwa am Anfang, sondern am Ende seines Gelehrtenlebens gesprochen hat: »Ich weiß, daß ich nichts weiß« (Nosco ut nihil nosco).
Interessant ist, daß die Steuerleute (hier erinnert Lenkungskunst an ihre Fähigkeit) in Hes 27,8 als Weise bezeichnet werden. Das Wort der LXX findet sich auch in 1Kor 12,28 (LÜ: Regierer). Es ist das Grundwort für unser Lehnwort Kybernetik. Lenkungskunst zu erwerben wird dem Verständigen helfen, sein eigenes Leben zu führen. Aber sicher nicht nur das. Die Weisen brauchen ja Nachwuchs: Er wird auch andere leiten können.
Mehrte nach V. 5 die Beschäftigung mit den Sprüchen die Weisheit allgemein, so wird hier ein engerer Kreis gezogen. Wer Sprüche studiert, wird natürlich auch Erfahrung gewinnen im Umgang mit dieser und ähnlichen Kunstformen. Er wird Einsicht gewinnen in Spruch und Anspielung, die Worte der Weisen und ihre Rätsel.
Wieder ist es nicht erforderlich, die einzelnen Begriffe scharf zu trennen. So leiten Hab 2,6 drei von ihnen nebeneinanderstehend den folgenden Text ein. Die hebr. Begriffe für Anspielung und Rätsel sind sehr selten, außerdem in recht verschiedenen Zusammenhängen gebraucht. Sie lassen sich also schwer bestimmen. Außerdem überlagern sich die Bedeutungen: Hebr. ist die Wurzel für Anspielung das Wort »spotten«. Aber auch Spruch/maschalkann ein Spottlied meinen (s.o.A. II). Ebenso ist uns Rätsel schon als mögliche Vorform der Zahlensprüche begegnet. Worte der Weisen scheint eine stehende Wendung zu sein. Pred 9,17; 12,11

Wuppertaler Studienbibel

Sind andere Menschen glücklich, dann freut euch mit ihnen. Sind sie traurig, dann begleitet sie in ihrem Kummer.

Freuet euch mit den sich Freuenden, weinet mit den Weinenden.
Elberfelder 1871 – Römer 12,15

Wenn andere fröhlich sind, dann freut euch mit ihnen. Weint aber auch mit den Trauernden!
Hoffnung für alle – 1996 – Römer 12,15

Wenn Leute gut drauf sind, dann freut euch mit ihnen. Und wenn sie depressiv sind, dann weint mit ihnen.
VolxBibel – Römer 12:15

Paulus verstand auch, dass Gott uns göttliche Waffen gegeben hat, die wir bei unserer Suche nach Frieden einsetzen können. Zu diesen Waffen gehören die Heilige Schrift, das Gebet, die Wahrheit, die Gerechtigkeit, das Evangelium, der Glaube, die Liebe, die Freude, der Friede, die Geduld, die Freundlichkeit, die Güte, die Treue, die Sanftmut und die Selbstbeherrschung (Epheser 6,10-18; Galater 5,22-23). Vielen Menschen scheinen diese Mittel und Eigenschaften schwach und nutzlos zu sein, wenn es um „echte“ Probleme geht. Doch das sind genau die Waffen, die Jesus benutzte, um Satan zu besiegen und die Welt zu erobern (z.B. Mt. 4,1-11; 11,28-30; Johannes 14,15-17). Da Jesus sich entschied, diese Waffen zu benutzen, anstatt auf weltliche Waffen zurückzugreifen, sollten wir dasselbe tun.

In Römer 12,14-21 wird beschrieben, wie wir uns verhalten sollen, wenn wir diese geistlichen Waffen einsetzen, besonders im Umgang mit Menschen, die sich uns widersetzen oder uns schlecht behandeln:
Segnet die, die euch verfolgen; segnet und flucht nicht. Freut euch mit denen, die sich freuen; trauert mit denen, die trauern. Lebt in Harmonie miteinander. Seid nicht hochmütig, sondern seid bereit, mit Menschen von geringer Stellung Umgang zu pflegen. Seid nicht eingebildet. Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid darauf bedacht, das zu tun, was in den Augen aller richtig ist. Wenn es möglich ist, lebe, soweit es von dir abhängt, mit allen in Frieden. Rächt euch nicht, meine Freunde, sondern lasst Raum für den Zorn Gottes, denn es steht geschrieben: „Es ist mein, mich zu rächen; ich will vergelten“, spricht der Herr. Ganz im Gegenteil: „Wenn dein Feind hungrig ist, gib ihm zu essen; wenn er durstig ist, gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, wirst du brennende Kohlen auf sein Haupt häufen.“ Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

Dieser Abschnitt zeigt, dass Paulus das klassische militärische Prinzip verstanden hat, dass die beste Verteidigung ein effektiver Angriff ist. Er ermutigte nicht zu einer passiven Reaktion auf das Böse. Stattdessen lehrte er, dass wir in die Offensive gehen sollten – nicht um unsere Gegner niederzuschlagen oder zu zerstören, sondern um sie zu gewinnen, ihnen zu helfen, die Wahrheit zu erkennen und sie in eine rechte Beziehung zu Gott zu bringen. Wie dieser Abschnitt zeigt, gibt es fünf grundlegende Prinzipien, die zu einer siegreichen Offensive beitragen. Wir haben die meisten dieser Prinzipien bereits in früheren Kapiteln erwähnt, aber jetzt werden wir sie noch einmal betrachten, um zu sehen, wie wir sie bei Menschen anwenden können, die sich unseren Bemühungen, Frieden zu schaffen, hartnäckig widersetzt haben.

Ken Sande – Der Friedensstifter – Ein biblischer Leitfaden zum Lösen von persönlichen Konflikten

Mit Trauernden zu weinen war in der Kultur der Antike fast überall ein Ausdruck der Sympathie. Philosophen und Moralisten warnten zwar häufig vor zu vielem Weinen, da es sinnlos und nutzlos sei, doch bei jüdischen Hochzeitsund Trauerfeiern (einschließlich der Begräbnisprozessionen, an denen die gesamte Öffentlichkeit teilnahm) wurde das Verhalten erwartet, zu dem Paulus die Christen hier auffordert.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Die folgenden drei Verse sprechen von den Reaktionen eines Gläubigen auf die Handlungen und Gefühle anderer – sowohl Christen als auch Nicht-Christen. Haß, der sich in Verfolgungen äußert, erweckt meist wieder Haß. Paulus aber gebietet: Segnet, die euch verfolgen; segnet, und flucht nicht (vgl. Mt 5,44). Vielleicht dachte er dabei an Stephanus (Apg 7,59-60) und an Jesus Christus (Lk 23,34). Beide hatten diese Worte gelebt und Gott noch im Tod um Vergebung für ihre Verfolger gebeten.
Christen sollen in der Lage sein, mit anderen – Gläubigen und Nichtgläubigen – mitzuempfinden. Paulus verlangt: Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden. Das aber setzt zunächst einmal die Einheit unter den Christen voraus: Seid eines Sinnes untereinander (vgl. Röm 15,5; Phil 2,2; 1 Petrus 3,8). Die Harmonie unter den Christen ist die Grundlage für ihre Fähigkeit, mit anderen mitzufühlen. Auch diesen Gedanken formuliert Paulus noch genauer, und zwar sowohl positiv als auch negativ: Trachtet nicht nach hohen Dingen (wörtlich: „Denkt nicht hoch von euch selbst“; vgl. Röm 11,20; 12,3), sondern halteteuch herunter zu den geringen (vgl. Jak 2,1-9). Er faßt beide Aufforderungen in dem Gebot zusammen: Haltet euch nicht selbst für klug (vgl. Sprüche 3,7; Röm 11,25), denn eine solche Einstellung macht das Verständnis für andere unmöglich.

Walvoord Bibelkommentar

Damit schließt dieser Teil der Ermahnungen, und unser Blick wird darauf gelenkt, wie Christus selbst hienieden gehandelt hat: „Segnet die euch verfolgen, segnet und fluchet nicht. Freuet euch mit den sich Freuenden, weinet mit den Weinenden” (V. 14.15). Ein welch vollkommenes Beispiel hat unser hochgelobter Herr uns in diesem allen gegeben! Er vergoß Tränen tiefsten Mitgefühls über die Stadt voller Mörder, betete für Seine Feinde, und Seine Liebe war groß genug, um Ihn an den Freuden und Leiden der Menschen um Ihn her innig Anteil nehmen zu lassen. Machen wir es auch so, entgegen unserer so leicht erregbaren und selbstsüchtigen Natur!

Gerechtfertigt aus Glauben: Römerbrief

Vierzehntens: Segnet, die euch verfolgen; segnet und flucht nicht (V. 14).[155] Das griechische Wort für „segnen“, eulogeó, bedeutet „gut reden“ oder „loben“. In Lukas 24,50 und an anderen Stellen wird eulogeó verwendet, wenn Gott Menschen segnet. In Lukas 1,64 und an anderen Stellen wird es verwendet, wenn Gott sein Volk segnet. In Römer 12:14 taucht der Begriff zweimal auf, und beide Male setzt Paulus ihn in den aktiven Imperativ der Gegenwart, um zu betonen, dass das Segnen zur Gewohnheit im Leben der Gläubigen werden soll. Dieses Prinzip wird auch in 1. Petrus 3,8-9 erläutert:
Jedes Mal, wenn Gläubige bekämpft und angefeindet werden, sollten sie es ihren Gegnern vergelten, indem sie sie segnen.

Fünfzehntens: Freue dich mit denen, die sich freuen (V. 15a).[156] Anders als in der englischen Übersetzung fehlt im griechischen Vers die richtige Verbform. Eine wörtlichere Übersetzung des Verses wäre „sich mit den sich Freuenden freuen“. Die Gläubigen sollen sich mit denen identifizieren, die etwas haben, worüber sie sich freuen können.

Sechzehntens: Weint mit denen, die weinen (V. 15b). Die Gläubigen sollen sich auch mit denen identifizieren, die über einen Verlust oder eine Katastrophe trauern.

Arnold G. Fruchtenbaum – Ariel’s Bibelkommentar: Römer

Dieser Vers richtet sich an dieselben Leser. Die Verfolger können sehr wohl dieselben sein, die unter anderen Umständen Mitgefühl brauchen. Der Christ kann da nicht wählerisch sein. Ob wir mit Reichen oder Armen zu tun haben oder vor Angenehmem oder Unangenehmen stehen, ob sich Freuden oder Trübsale des Lebens ankündigen – wir müssen so reagieren, wie es die Umstände erfordern. Unsere Reaktion muß unvoreingenommen sein. Unser Herr machte bei der Freude der Hochzeit zu Kana mit, und am Grab des kurz zuvor verstorbenen Lazarus weinte er mit den Trauernden. Der Ausdruck »erschütterte sich« (Johannes 11,33) verdeutlicht, daß Er Seine Gefühle beherrschte. Er weinte, doch wurde Er nicht von ungezügelten Gefühlen der Erschütterung beherrscht. Der Gläubige sollte in Freude wie in Leid über seinen Gefühlen stehen. Doch gleichzeitig müssen wir einsehen, daß mit zunehmender Intensität der Beziehung auch die Anteilnahme intensiver wird.
    Es ist eine wohlbekannte Tatsache, daß das »Weinen mit den Weinenden« einfacher ist als das »Freuen mit den sich Freuenden«. Wenn es um Sorgen geht, spielt Neid keine Rolle, doch wenn es einen Grund zur Freude gibt, kann Neid tatsächlich ein Problem sein. Man braucht eine edle Gesinnung, um an der Freude eines anderen teilzuhaben, insbesondere wenn diese Person bisher wenig Interesse an den Freuden und Leiden anderer gezeigt hat. Die Maßstäbe des Christseins sind hoch. Wenn sich die Christen schon nicht richtig verhalten, kann man das von anderen erst recht nicht erwarten. Außerdem kann heute ein Tag der Freude oder des Leids für jemand anderes sein, und morgen ist Freude oder Leid womöglich das Los des Gläubigen. Deshalb geziemt es sich für alle, zu wissen, wann die rechte Zeit zum Mitfreuen und die Zeit zum Mitweinen ist.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Noch einmal und ich werde den Himmel und die Erde erschüttern

Denn so spricht Jehova der Heerscharen: Noch einmal, eine kleine Weile ist es, da werde ich den Himmel erschüttern und die Erde und das Meer und das Trockene.
Elberfelder 1871 – Haggai 2,6

Denn, so hat ER der Umscharte gesprochen,
noch auf eins, es ist um ein weniges nur,
erschüttre ich
den Himmel und die Erde
und das Meer und das Trockne,
erschüttre alle Weltstämme ich,
daß sie kommen,
aller Weltstämme Köstlichkeit,
mit Ehrenschein fülle ich dies Haus,
hat ER der Umscharte gesprochen.
Buber & Rosenzweig – Haggai 2:6–7

Denn so spricht der Herr der Heerscharen: Nur eine kleine Weile noch, und ich erschüttere den Himmel und die Erde, das Meer und das Land, und ich erschüttere alle Völker, und dann werden die Kostbarkeiten aller Völker kommen, und ich werde dieses Haus mit Pracht erfüllen, spricht der Herr der Heerscharen. (a) Ps 72:10; Jes 60:5
Zürcher 1931 – Haggai 2,6–7

Die erste Botschaft Haggais hatte Tadel gebracht. Die zweite, weniger als einen Monat später, nachdem die Führer und das Volk gehorcht hatten, bringt ihnen Ermutigungen und Ermunterungen: „seid stark… und arbeitet“ – legt ihnen Jehova nahe -, es geht um meine Ehre. Eure Arbeit geschieht im Hinblick auf eine Person: „das Ersehnte aller Nationen“, Christus, der in Herrlichkeit erscheinen wird (Vers 7).
Aber wo ist diese Kraft zu finden? „Ich bin mit euch“, ist die kostbare Antwort, ich, der allmächtige Gott, Jehova der Heerscharen. Und das, was ich euch gebe, genügt: „das Wort… und mein Geist bestehen in eurer Mitte: Fürchtet euch nicht!“ (Verse 4,5). Gesegnete Hilfsquellen! Sie sind auch für uns da, die wir, wie Haggai, in einer Zeit des Verfalls leben. In seiner dritten Botschaft erinnert der Prophet an die praktische Heiligkeit, ohne die keine Arbeit von Gott anerkannt werden kann. Und die doppelte Frage, die den Priestern gestellt wird, bestätigt den allgemeinen Grundsatz, dass unsere Berührungen mit einer beschmutzten Welt diese nie reinigen werden. Ganz im Gegenteil, wir werden auf die Dauer unweigerlich von einer schlechten Umgebung angesteckt werden (1 Korinther 15,33).
„Ich bin bei euch alle Tage“, hat der Herr Jesus versprochen (Matthäus 28,20). Aber lasst uns auch unserseits immer bei Ihm bleiben.

Jean Koechlin -Ährenlese im Alten Testament Haggai

Die Worte “ nur noch eine kleine Weile “ deuten nicht eine zeitliche Unmittelbarkeit an, sondern unterstreichen den drohenden, immer zu vergegenwärtigenden Charakter des Handelns Gottes im Sinne eines „Es-kann-jeden-Augenblick-geschehen“. Das noch in der Zukunft liegende Gericht Gottes ( ich werde Himmel und Erde, das Meer und das Trockene erschüttern ) wird in Gestalt eines Erdbebens als Symbol des übernatürlichen Eingreifens Gottes dargestellt (vgl. Jes 2,12-21; 13,13; Hes 38,20; Am 8,8; Hag 2,21-22 ). Wenn Jesus Christus auf die Erde zurückkehren wird, „werden Himmel und Erde erbeben“ ( Joe 4,16; Mt 24,29-30 ). Nicht nur die Ordnung der Natur wird in ihren Grundfesten wanken, auch die Menschen werden zittern ( alle Heiden will ich erschüttern ; V. 7 ). Das „Erschüttern“ der Heiden bezieht sich eventuell auf das Sammeln der Völker zur Schlacht von Harmagedon ( Sach 14,1-4 ).
Der Verfasser des Hebräerbriefes zitiert Hag 2,6 ( Hebr 12,26 ) und fügt hinzu, daß das Königreich Gottes, das „unerschütterlich“ ( Hebr 12,28 ) ist, alle Strafgerichte Gottes überstehen wird. In Haggais Zeit nahm man an, daß Gottes Gericht unmittelbar bevorstehe. Die Propheten des Alten Testaments sahen die weite Zeitspanne zwischen dem ersten und zweiten Kommen Jesu Christi nicht (vgl. Jes 61,1-2; Lk 4,18-21 ).

Walvoord Bibelkommentar

Der gottesfürchtige Christ wird aufgefordert, die Mühe, die durch die augenblickliche Arbeit verursacht wird, und die vor ihm liegende Herrlichkeit gegeneinander abzuwägen (2 Korinther 4,17). Christus, „das Ersehnte aller Nationen wird kommen“ (Hag 2,7) (- Andere übersetzen hier: „Die Kostbarkeiten aller Nationen werden kommen.“ Beide Übersetzungen sind möglich, denn es werden im Textzusammenhang sowohl materielle Dinge als auch eine Person erwähnt. Aber ist Christus nicht eine Kostbarkeit, in welcher alle gesegnet werden? Andererseits steht das Verb im Urtext im Plural. Könnte man hier nicht ein verstecktes Bild der Dreieinigkeit sehen? -), und seine Gegenwart wird das Haus mit einer noch größeren Herrlichkeit erfüllen. Das Haus ist an sich nicht herrlich (Ps 26,8); es ist die Gegenwart Gottes, welche die Herrlichkeit des Hauses ausmacht. Diese Prophezeiung hat sich schon teilweise erfüllt, als die wahre Wolke der Herrlichkeit – Christus – in den Tempel kam, wie es in den Evangelien berichtet wird. Aber sie wird bei seinem zweiten Kommen ihre vollständige Erfüllung finden. „Noch einmal, eine kurze Zeit ist es“ (Hag 2,6). Alle Zeitalter der Menschheit sind im göttlichen Zeitplan in dieser kurzen Zeit eingeschlossen. Für Gott sind „tausend Jahre wie ein Tag“ (2 Petrus 3,8).

Philippe Laügt – Das Buch Haggai

Nachdem Gott ihnen die Ermutigung der Vergangenheit gegeben hatte, gab er ihnen nun eine Verheißung für die Zukunft. Zu dieser Verheißung werden drei Aussagen gemacht.
Zunächst prophezeite er in Vers 6 ein „Erschüttern“: Denn so spricht Jehova der Heerscharen: Noch einmal, es ist eine kleine Weile, und ich werde den Himmel und die Erde, das Meer und das trockene Land erschüttern.
Dies ist eine prophetische, zukünftige Erschütterung in Vorbereitung auf das messianische Königreich. Die hebräischen Worte, die hier verwendet werden, sind die gleichen, mit denen man von der endgültigen Umwälzung der Nationen in der Endzeit spricht, in Verbindung mit der Wiederkunft des Messias. Diese Verwendung findet sich auch in Jesaja 13:13 und 14:16. Gott hat versprochen, dass ein Tag kommen wird, an dem es eine letzte Erschütterung als Vorbereitung für das messianische Königreich geben wird. Diese Erschütterung wird während der Großen Trübsal stattfinden.

Eine zweite Vorhersage macht er in Vers 7: Und ich will alle Völker erschüttern, und die Kostbarkeiten aller Völker sollen kommen, und ich will dieses Haus mit Herrlichkeit erfüllen, spricht Jehova der Heerscharen.
Die zweite Vorhersage war die Füllung des Hauses Gottes. Der Begriff „kostbare Dinge“ bedeutet „erlesene Dinge“. Der Punkt ist, dass die Heiden den Tempel mit ihren erlesenen Dingen verschönern werden. Nach der Erschütterung der Trübsal in Vers 6, wird das Königreich kommen. Im messianischen Königreich wird es einen tausendjährigen Tempel geben, der der von den Heiden verschönerte Tempel sein wird. Dies wurde auch in Jesaja 60:5-7 vorhergesagt. Wie bereits erwähnt, ist es aus Gottes Sicht immer nur ein Haus, ob es der salomonische Tempel, der zweite Tempel oder der tausendjährige Tempel ist. Außerdem wird die Herrlichkeit auch die Schechinah-Herrlichkeit beinhalten, wenn die Schechinah-Herrlichkeit in den Tausendjährigen Tempel zurückkehrt, gemäß Hesekiel 43:5.

Arnold Fruchtenbaum – Das Buch Haggai

Mit Denn (V. 6) wird angezeigt, daß die Verse 6–9 die Ermutigung zum Weiterbauen begründen.
Noch einmal – nur kurze Zeit wird es dauern – erschüttere ich den Himmel und die Erde und das Meer und das Festland: Das ist die erste Verheißung in diesen Versen. Die hebräischen Anfangsworte sind schwer zu übersetzen. Eine Reihe von Auslegern nimmt hier Streichungen vor. Die griechische Bibel aus dem 3. Jh. v.Chr., die Septuaginta, übersetzt nur die beiden ersten von den vier in Frage kommenden hebräischen Wörtern. Aber das kann daran liegen, daß die Septuaginta, wie Elliger sagt, »vereinfacht«. Deshalb empfiehlt es sich auch hier, am überlieferten hebräischen Text zu bleiben und so zu übersetzen, wie wir es getan haben. Es geht dann um zwei Gedanken. Noch einmal erschüttere ich den Himmel … usw. Schon einmal hat Gott eine solche Erschütterung gewirkt, und zwar beim Bundschluß am Sinai, wie es Hebr 12,26f sagt und wie aus 2Mo 19,18 hervorgeht. Wenn aber die erste Erschütterung beim Abschluß des Alten Bundes geschah, dann muß die neue Erschütterung den Abschluß des Neuen Bundes markieren! In der Tat ist dies bei der Kreuzigung Jesu geschehen, als die Sonne sich verfinsterte und die Erde erbebte (Mt 27,45.51ff). Haggai deutet also in V. 6 voraus auf die messianische Zeit. Ja, der Hebräerbrief eröffnet uns in 12,26ff noch eine weitere Perspektive, die uns die endgültige Erfüllung zeigt: nämlich das Vergehen der alten und das Kommen der neuen Welt (vgl. 2Petr 3,12). Erst dann wird Gott mit seinem neuen Schöpferhandeln den Himmel und die Erde und das Meer und das Festland im Vollsinne erschüttern, während am Sinai und auf Golgatha eine Erschütterung des Meeres noch nicht festzustellen war. Wir müssen uns also darüber klarwerden, daß Hag 2,6ff die Endzeit ankündigt. Und so Gewaltiges wird bei einem so armseligen Zustand der damaligen Bauarbeiten ausgesprochen!

Nun könnte man freilich gegen diese messianische Deutung von Hag 2,6 einen Einwand erheben. Der zweite Gedanke des Verses lautet ja: nur kurze Zeit wird es dauern, bis das alles geschieht. Diese Wendung entspricht im Hebräischen genau dem, was Jesus in Joh 13,33; 14,19; 16,16ff mit den Worten »noch eine kleine Weile« bzw. »(noch) über ein Kleines« ausdrückt. Aber müßte man dann nicht erwarten, daß die Erschütterung, von der Hag 2,6 redet, schon bald nach dem Tempelbau oder nach Haggais Tod stattgefunden hätte? Hat die Botschaft Haggais dann nicht getäuscht? Eine solche Täuschung nehmen tatsächlich einige Ausleger an. Man darf hier aber nicht mit menschlichen Maßstäben messen. Schon die Rabbinen warnten bei der Diskussion über Hag 2,6 vor dem Berechnen von Fristen. Wenn tausend Jahre vor Gott wie ein Tag sind (Ps 90,4; 2Petr 3,8), dann ist das runde halbe Jahrtausend von Haggai bis zur Stiftung des Neuen Bundes nur ein halber Gottestag. In der Perspektive der Prophetie ist es durchaus berechtigt, von einer nur kurzen Zeit zu sprechen.
Vielleicht sollten wir noch notieren, daß die Erschütterung der Erde usw. in der Prophetie öfters ein Zeichen für das Handeln Gottes ist.
[7] Ja, alle Völker werde ich erschüttern: Das ist die zweite Verheißung in diesen Versen. Wir beobachten in allen Teilen der Bibel, daß Gott der Herr der Geschichte und der Herr der Völker-Welt ist (vgl. nur den Schöpfungsbericht oder die Psalmen 91–100 oder Jes 45; Jer 46–51; Hes 25–32; Dan 2 und 7–12; Am 1–2; Ob; Jon 1–4; Nah). Besonders eng sind die Parallelen bei Jesaja und Hesekiel (Jes 14,16; Hes 31,16). Aber eine weitere Parallele erfordert unsere Aufmerksamkeit, nämlich die Endzeitrede Jesu. Auch dort sind Erdbeben und Völkererschütterung miteinander verbunden (Mt 24,6fpar.). Das zeigt, daß Jesus die Linie der Propheten fortsetzt und vollendet. Das zeigt aber auch, daß Hag 2,7 wieder endzeitlich und messianisch zu lesen ist. Wer glaubt, daß Hag 2,7 aus den vorangehenden Erschütterungen im Perserreich zu erklären ist, befindet sich auf einem Holzweg.
Doch was heißt das: Alle Völker werde ich erschüttern? Meint es die Demütigung der Völker? Jes 49,23 und 60,14 können für eine solche Deutung sprechen. Handelt es sich um das »Stürzen von Thronen innerhalb der Völkerwelt«? Dafür spricht die Parallele in Mt 24,6f. Handelt es sich um Tributleistungen an den Tempel und damit an Israel und seinen Gott? Die Fortsetzung in V. 7 und der Vergleich mit Jes 60,4ff lassen sich dafür anführen. Oder handelt es sich um die Schau »einer neuen Menschheit, die der Glaube an den einen Herrn wieder einigt«? In all diesen Deutungen steckt etwas Wahres. Geht man davon aus, daß Hag 2,6ff auf die messianische Endzeit zielt, dann müssen dort die bisherigen Weltreiche verschwinden, die alten Regierungen abtreten, die Völker sich dem Herrn zuwenden und von Jerusalem Heil und Segen ausgehen. Bis in die Grundfesten hinein wird die Völkerwelt umgestaltet werden. Das alles muß aber nicht mit einem einzigen Schlag geschehen. Vielmehr müssen wir nach dem biblischen Zusammenhang mit mehrfachen Erfüllungen rechnen. Auch Jesus legt es uns in Mt 24,8 nahe, mit mehreren »Wehen« oder Wellen zu rechnen (»Anfang der Wehen«). So ergreift die Völkerwelt eine Veränderung durch das Auftauchen neuer Weltreiche (vgl. Dan 2 und 7!), eine Veränderung durch die Mission der Gemeinde des Neuen Bundes (vgl. Mt 24,14), eine Veränderung durch das Antichrist-Reich und schließlich, durch das Tausendjährige Reich (Offb 20,1ff).

Wuppertaler Studienbibel

Keine Zeit fürs Bibelstudium?

Anstatt drei Mal die Woche, nur noch zwei Mal zum Gottesdienst? Oder gar nur noch am Sonntag? Und dann sollte es auch nicht mehr so lange dauern? Eine Predigt, die 1 Stunde geht, überfordert die Zuhörer? Deshalb nicht nur kürzer sondern auch mit mehr Unterbrechungen?
Arugment das ich höre, lautet, die Menschen könnten sich heute nicht mehr so lange konzentrieren!
Und wie sieht das zu Hause beim Fernsehen aus? Darf der Abendfilm – oder der gestraemte Film – auch nur noch 30 Minuten dauern, weil ich mich nicht länger konzentrieren kann??
Hier die Zeitung von gestern – auf der Titelseite:

Braunschweiger Zeitung vom 10.August 2023

Also ist es scheinbar doch nicht meine Aufmerksamkeit, sondern die Frage Was interessiert mich wirklich?

Christel: Diese Art zu predigen kenne ich auch aus meiner freikirchlichen Herkunft. Kürzlich waren wir ja dort im Gottesdienst. Der Raum war voll mit jungen Leuten. Dabei dauern die Gottesdienste dort viel länger als bei uns.

3E – 01-2020

Gegen 7.30 Uhr brechen wir zu Fuß auf und eilen durch die schmalen Gassen der Altstadt unserem Ziel entgegen. Erst später erfahren wir, dass der Gottesdienst bereits um 6.00 Uhr begonnen hat. Die Gottesdienste dauern etwa drei Stunden und es kommt manchen wohl nicht so sehr darauf an, ihnen in voller Länge beizuwohnen. Schade, wir hätten ihn gern von Anfang bis Ende erlebt. 

Faszination Bibel Sonderheft 2019

Schön – nicht wahr? Wo unser Herz ist – da hab ich auch Zeit für…
Also geh ich ins nächste Kino? oder doch lieber in den „längeren Gottesdienst“??