Monat: August 2023

Aber Gott passt auf euch auf. Kein Haar wird man euch ausreißen, wenn er es nicht zulässt. Werdet nicht weich, zieht euer Ding durch, dann werdet ihr es packen und für immer leben!

Ihr werdet aber sogar von Eltern und Brüdern und Verwandten und Freunden überliefert werden, und sie werden etliche von euch zum Tode bringen; (d. h. ihre Hinrichtung bewirken) und ihr werdet von allen gehaßt werden um meines Namens willen. Und nicht ein Haar von eurem Haupte wird verloren gehen. Gewinnet (O. Besitzet) eure Seelen (O. Leben) durch euer Ausharren.
Elberfelder 1871 – Lukas 21,16–19

Ihr werdet aber auch von Eltern und Brüdern und Verwandten und Freunden ausgeliefert werden, und man wird etliche von euch töten, und ihr werdet um meines Namens willen von jedermann gehasst sein. Und nicht ein Haar von eurem Haupte wird verlorengehen. (a) Lu 12:7; Mt 10:30 Durch eure Standhaftigkeit gewinnet euer (künftiges) Leben!
Zürcher 1931 – Lukas 21,16–19

Selbst eure nächsten Angehörigen, eure Eltern, Brüder und Freunde werden euch verraten und verhaften lassen. Einige von euch wird man töten. Alle Welt wird euch hassen, weil ihr zu mir gehört. Aber Gott wird euch nie verlassen. Ohne seinen Willen wird euch kein Haar gekrümmt werden. Bleibt fest und haltet durch, dann gewinnt ihr das ewige Leben.»
Hoffnung für alle – 1996 – Lukas 21:16–19

Schreckliche Erdbeben und in deren Gefolge verheerende Hungersnöte (loimoi) und Seuchen (limoi; V. 11) würden auftreten. Da diese Schrecknisse und großen Zeichen vom Himmel her nicht in die Zeit zwischen Jesu Tod und der Zerstörung Jerusalems passen, beziehen sie sich wahrscheinlich auf die Zeit der großen Trübsal, die der Rückkehr des Herrn auf die Erde vorausgeht. Und schließlich sollten die Gläubigen überall auf der Welt unter schlimmen Verfolgungen leiden. Das wurde zwar schon bald Wirklichkeit (vgl. Apg 4,1-21), doch die Voraussagen in 21,9-11 deuten darauf hin, daß auch die Worte in Vers 12 – 17 sich nicht nur auf die Situation der Jünger vor der Zerstörung Jerusalems bezogen, sondern auch auf das, was sie in der Zeit der großen Trübsal erleiden sollten (vgl. V. 25 – 36). Die Verfolgungen würden sich gleichen: Gefangennahme (V. 12 – 15), Verrat (V. 16) und Haß (V. 17). Die Nachstellungen, unter denen die ersten Jünger litten, waren damit Vorläufer der letzten Verfolgung, die die Jünger der Endzeit erleiden werden.
Die beiden nächsten Aussagen (kein Haar von eurem Haupt soll verloren gehen und seid standhaft, und ihr werdet euer Leben gewinnen; V. 18 – 19) haben viel Verwirrung gestiftet. Manche Forscher sind der Ansicht, daß sie sich auf die spirituelle Wirklichkeit im Leben eines Gläubigen bezogen, der auch im Tod unter Gottes Schutz steht. Plausibler scheint jedoch, daß Jesus hier von der Rettung derer, die in der Zeit der großen Trübsal noch am Leben sind und ins Gottesreich eingehen werden, sprach (vgl. Mt 24,9-13). Sie werden gerettet, d. h. durch die Macht Gottes bewahrt werden (vgl. Mt 24,22), weil sie sich zu Jesus bekennen – im Gegensatz zu denen, die in der Zeit der Verfolgung vom Glauben abfallen (Mt 24,10).

Walvoord Bibelkommentar

Zu den vielen Überraschungen unseres Abschnitts gehört auch der 18. Vers: »Aber kein Haar von eurem Haupt soll verloren gehen«. Wie kann Jesus so etwas sagen, wenn er im selben Atemzug von Hass, Verrat und Märtyrertod spricht (V. 16ff.)? Jedenfalls kann der Sinn von Vers 18 nicht sein: »Es wird nie einem Jünger ein Haar gekrümmt werden«. Vergleicht man Bibel mit Bibel, dann ist der Sinn klar: »Ohne Gottes Willen soll kein Haar von eurem Haupt verloren gehen«. Gott behält die Kontrolle. Das soll auch der Trost der Märtyrer sein: Gegen Gottes Willen gibt es keine Märtyrer und: Gott gibt uns die Kraft, wenn wir leiden müssen. Wir nehmen als Christen alles aus Gottes Hand (vgl. Mt 10,30; Lk 12,7; Apg 27,34 und 1 Sam 14,45; 2Sam 14,11; 1Kön 1,52).
Gerade weil uns das Vertrauen auf Gottes Willen »standhaft« macht, schließt Jesus diesen Abschnitt mit einer Verheißung in dieser Richtung: »Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr euer Leben gewinnen« (V. 19). Andere Übersetzungsmöglichkeit: »Durch eure Geduld werdet ihr euer Leben (oder: eure Seelen) gewinnen«. Noch einmal sei es betont: Geduld und Standhaftigkeit sind nur möglich durch Vertrauen. Dann schenkt Gott die Durchhaltekraft. Die Aussage, die Jesus in Lk 21,19 macht, ist im Grunde dieselbe wie diejenige, die Paulus in Röm 5,3ff formuliert: »Wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung«. Die Notwendigkeit der Geduld wird von Jesus und den Aposteln immer wieder unterstrichen (Lk 8,15; Röm 2,7; Heb 10,36-39; 12,1; Offb 3,10; 13,10; 14,12; vgl. aber auch schon Jer 39,18; Dan 12,12). Ohne Geduld wird also niemand in Gottes Reich kommen. Bengel hat das sehr schön erfasst, wenn er schreibt: »Mit der Geduld kommt man am besten durch. Wer sich sträubt und wehrt, büßt ein«. Halten wir noch einmal fest: Es geht darum, dass wir das »Leben gewinnen«, d. h. das ewige »Leben«. Das geht aber nur dann, wenn wir in der Verfolgung standhaft bleiben: also nicht durch Nachgiebigkeit, Freundschaft mit der Welt (Jak 4,4), Anpassung, Versteckspiel, oder gar Abfall.

Edition C

Der Herr beschreibt einen Überrest einer kommenden Zeit, der an den Stirnen versiegelt sein wird, als Zeichen für ihre Bewahrung inmitten von Haß und Grausamkeit (Offb 7,3). Diese Versiegelten werden durch die Zeit furchtbarer Drangsal hindurch bewahrt, und am Ende dieser Zeit stehen sie mit dem Lamm auf dem Berg Zion (Offb 14,1). Obwohl eine große Menge von aus den Nationen erlösten Heiligen den Märtyrertod sterben werden (Offb 7,9-17), werden alle, die zu den 144.000 zählen, auf wunderbare Weise während der ganzen Zeit der Verfolgung bewahrt bleiben und werden „ausharren bis ans Ende“ (Mt 24,13).
 Wir haben die auf die Zukunft bezogene Auslegung zuerst geboten, um zu zeigen, daß keinerlei Widerspruch besteht zwischen den beiden Aussagen „und sie werden etliche von euch zum Tode bringen“ und „nicht ein Haar von eurem Haupte wird verloren gehen“. Aber wiederum hatten die Worte des Herrn auch eine unmittelbare Anwendung. Nicht einmal das Haar auf unserem Haupt entgeht der liebenden Fürsorge Gottes, denn „an euch … sind selbst die Haare des Hauptes alle gezählt“ (Mt 10,30). Was Gläubige um Christi willen auch erleiden mögen, nichts vermag je der Kontrolle unseres himmlischen Vaters zu entgleiten.

Dieser schwierige Vers ist teilweise sehr unbefriedigend behandelt worden. Er lehrt nicht, daß die Errettung von treuem Ausharren im Angesicht von Verfolgung abhängig ist. Wir haben eben gesehen, wie das Ausharren des Überrests inmitten von Versuchungen auf ihre Feinde wirkt. Dieser Vers nun sagt, wie dieses Ausharren auf sie selbst wirken wird. Der Herr wird als ihr Befreier erscheinen. Es ist diese Gewißheit, die sie befähigt, auszuharren und so die Echtheit ihrer Errettung unter Beweis zu stellen. Sie sind sich dessen gewiß, daß sie ihre Seelen in einer herrlichen Auferstehung „gewinnen“, oder „besitzen“ (Fußn. Elberf) werden, wenn sie auch durch den Märtyrertod müssen. Der Herr hatte sie bereits gelehrt, jene nicht zu fürchten, die nur den Leib zu töten vermögen (12,4).

Bendikt Peters – Was die Bibel lehrt

Siebtens: Alle Menschen würden sie hassen. Markus erklärte: Und ihr werdet von allen Menschen gehasst werden um meines Namens willen (Markus 13:13a). Lukas berichtet: Und von euch werden sie zum Tode verurteilen. Und ihr werdet von allen Menschen gehaßt werden um meines Namens willen (Lukas 21:16-17). Die Apostel würden so sehr gehasst werden, dass einige als Märtyrer sterben würden. Tatsächlich wurden zehn von Jeschuas elf treuen Aposteln für ihren Glauben getötet. Nur Jochanan starb an Altersschwäche. So wurde ihnen gesagt, dass einige von ihnen vor dem Beginn der Geburtswehen sterben würden, bevor die letzten Tage überhaupt gekommen sind.

Achtens: Jeschua hat versprochen: Und nicht ein Haar von eurem Haupt soll verloren gehen (Lukas 21:18). Einige haben diese Verheißung aus dem Zusammenhang gerissen, um eine falsche Anwendung der physischen Sicherheit zu lehren. Aus dem Kontext heraus ist diese Interpretation unmöglich, denn zuvor sagte Jeschua, dass von euch werden sie zum Tode verurteilen (Lukas 21,16). Die Lösung dieses angeblichen Widerspruchs ist, dass sich Jeschuas Verheißung auf geistliche, nicht auf körperliche Sicherheit bezieht. Zwar war das Leben der Apostel tatsächlich bedroht, nicht aber ihre Errettung.

Neuntens: Trotz aller Widerstände der jüdischen und heidnischen Gemeinden und ihrer eigenen Familien würden die Apostel Seelen gewinnen. Jeschua sagte: In eurer Geduld werdet ihr die Seelen gewinnen (Lukas 21,19). Als der letzte Apostel starb, waren überall auf der Welt Gemeinden gegründet worden, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Römischen Reiches.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua

Die Jünger werden nicht allein von den Feinden Christi verfolgt, sondern auch die nächsten leiblichen Verwandten werden sie den Gerichten überliefern und etliche von ihnen töten. Was Jesus hier sagt, gilt nicht allein für die Apostel, sondern für die Gläubigen aller Zeiten. Es sollten auch nicht alle den Märtyrertod sterben. Unter den Zuhörern des Herrn, die diese Voraussage vernahmen, sollten nur die Erstlinge einer unübersehbaren Schar von Märtyrern sein, die im Laufe der Jahrhunderte für des Herrn Sache sterben würden.
Der Hinweis, daß die Jünger von jedermann gehaßt werden um des Namens Jesu willen, wird durch manche Beweise in den apostolischen Briefen bestätigt (vgl. Rö 8, 35–37; 1 Ko 4, 9. 10; 2 Ko 11, 23–29; Hbr 10, 32–34). Die genaue Erfüllung dieses Wortes war schon in der ersten Zeit der Gemeinde wahrzunehmen. Alle drei Synoptiker und auch Johannes (Jo 15, 20f) haben sich den Gedanken an den allgemeinen Haß tief eingeprägt. Man kann hier auch an die Gefahren denken, welche die ersten Christen veranlaßte, nach Pella zu fliehen. Es darf nicht übersehen werden, wie dieser Haß immer höher steigt, je schneller die Entwicklungsgeschichte des Reiches Gottes dem Ende entgegeneilt.
Die Zusage, daß kein einziges Haar von ihrem Haupte verderben soll, wird in diesem Zusammenhang verschieden aufgefaßt. Weil vorher gesagt wird, daß etliche von den Jüngern getötet werden, kann diese Versicherung nicht den Sinn haben: „… ihr werdet unversehrt an Leib und Leben bleiben“.(- Die Worte im messianischen Sinne zu fassen, daß kein Haar dem ewigen Verderben anheimfällt, daß dem Heile in Christus nicht der geringste Schade zugefügt wird, ist nicht der Sinn der Worte Jesu. -) An einen unversehrten Fortbestand der Gemeinde ist nicht zu denken. Der sprichwörtliche Ausdruck will vielmehr sagen, daß ihrem wahren und ewigen Leben nicht das kleinste Verderben zustoßen wird. Wenn Jesus auch keine Versicherung ausspricht, daß die Jünger in keinem Falle getötet werden sollen (vgl. Lk 12, 7; Mt 10, 30), so bleiben sie doch so lange auf Erden, wie es für den Dienst des Herrn nötig ist. Selbst ihr Tod gereicht zum Heil und zur Verherrlichung Christi (vgl. Phil 1, 19).
Die bisherige Zusage wird durch den folgenden Satz erläutert: „In eurem Ausharren werdet ihr eure Seelen erwerben!“, d. h. euer ewiges Leben erhalten. Diese Worte sind die Kehrseite der Verheißung, daß ihnen kein Haar verdorben werden soll (vgl. Apg 27, 34). Es wird nichts von dem verloren gehen, was zum Bestand des ewigen Lebens gehört. Die Jünger sollen durch Ausharren unter allen Verfolgungen ihre Seelen (oder ihr ewiges Leben) erhalten.(- Der griechische Ausdruck: „hypomone = Geduld“ (Luther) bedeutet nicht nur Geduld, sondern wie in Rö 5, 4; Jak 1, 3. -) Es ist die gleiche Zusage wie in Mt 24, 13 und Offb 2, 10, während die Ansicht nach der gebräuchlichen Übersetzung, die Seelen mit Geduld zu fassen (vgl. Hbr 10, 36) nicht ganz dem Wortlaut des Verses entspricht.

Wuppertaler Studienbibel

Wie beschreibt Jehovah sich selbst?

Und Jehova ging vor seinem Angesicht vorüber und rief: Jehova, Jehova, Gott, (El) barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und groß an Güte und Wahrheit, der Güte bewahrt auf Tausende hin (O. Tausenden,) der Ungerechtigkeit, Übertretung und Sünde vergibt, -aber keineswegs hält er für schuldlos (O. läßt er ungestraft) den Schuldigen, -der die Ungerechtigkeit der Väter heimsucht an den Kindern und Kindeskindern, am dritten und am vierten Gliede.
Elberfelder 1871 – Ex 34,6–7

Als nun Jehova vor ihm vorüber ging, da rief er: Jehova, Jehova! ein barmherziger und gnädiger Gott! langmüthig und von grosser Güte und Treue! der Tausenden Gnade bewahrt, der Missethat, und Frevel, und Sünde vergibt, doch ungestraft nichts lässt, der die Missethat der Väter heimsucht an den Kindern und an den Kindes Kindern bis in’s dritte, und vierte Glied!
van Ess 1858 – 2.Mose 34:6–7

Und Jehovah zog vorüber vor seinem Angesicht und rief: Jehovah, Jehovah, Gott, erbarmungsvoll und gnädig, langmütig (H. lang zum Zorn) und groß (H. viel) an Barmherzigkeit und Wahrheit.
Bewahrend Barmherzigkeit Tausenden, tragend Missetat und Übertretung und Sünde, aber nicht ungestraft lassend, heimsuchend die Missetat der Väter an den Söhnen und an der Söhne Söhnen bis ins dritte (H. bis an die dritten und vierten) und vierte Glied (H. bis an die dritten und vierten). 2Mo 20,5-7; 5Mo 24,16; Ps 130,4.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Ex 34,6–7

 Jetzt zog Gott mit seiner oberkrassen Art an Mose vorbei. Er sagte total laut: „Ich bin Gott! Ich bin so, wie ich immer schon war. Und das ist auch mein Name. Ich bin der Gott, der die Menschen voll liebt und total gerne hat. Ich verzeihe sehr viel. Und ich bin entspannt und hab viel Geduld. Und ich bin zuverlässig, ich bin immer treu.
Ich liebe die Menschen, und ich werde sie immer lieben. Ich bin freundlich zu ihnen.
Wenn sie Scheiße bauen, werde ich es verzeihen. Wenn sie gegen mich kämpfen, bin ich für sie. Wenn sie mit ihrem Leben danebenliegen, vergebe ich gerne. Aber ich lasse nicht mit mir Spielchen spielen, und wer gegen mich handelt, muss dafür bezahlen. Diese Schuld wird weitervererbt auf die Kinder und Enkel, bis in die vierte Generation.“
VolxBibel – Exodus 34:6–7

Auf dem Berg erlebte Mose ein neues Gesicht der Herrlichkeit Gottes als Erblasser des Bundes. Gott erfüllte seine Verheißung ( 2Mo 33,19 ) und offenbarte Mose seinen Namen (sein Wesen). Er sagte zu Mose, daß sein Name Jahwe ( der HERR ) bedeute, daß er ein Gott des Erbarmens, der Gnade, der Treue ( HeseD , Liebe , zweimal in V. 6-7 ), der Aufrichtigkeit ( ?MmeT , »Verläßlichkeit«) und der Vergebung sei. Diese Angaben treten zu dem hinzu, was schon früher über seinen Namen gesagt worden war (vgl. den Kommentar zu 2Mo 3,13-14 ). Jahwe ist der Name, der Gottes Beziehung mit seinem Volk bezeichnet. Einige oder sogar alle diese Attribute Gottes werden sieben weitere Male im AT gemeinsam erwähnt ( 4Mo 14,18; Neh 9,17; Ps 86,15; 103,8; 145,8; Joe 2,13; Jon 4,2 ).
In der Entfaltung seiner großen Güte ist es das Attribut der Gerechtigkeit, das auch die Bestrafung jedes Menschen erforderlich macht, der seinem gerechten Wesen zuwiderhandelt ( er straft , 2Mo 34,7 ).

Walvoord Bibelkommentar

Wo ist hier Gottes Barmherzigkeit zu sehen?“ (2 Mose 34:6) Man sollte daran denken, daß Barmherzigkeit nicht bedeutet, Gesetzlosigkeit zu verzeihen und vorsätzliche Übertreter des Gesetzes Gottes ungestraft ausgehen zu lassen. Dadurch aber, daß Adam und Eva die Erlaubnis erhielten, noch eine Zeitlang zu leben und Eltern zu werden, handelte Jehova Gott denen gegenüber barmherzig, die nicht durch ihren eigenen Willen, sondern durch ihr Erbe von ihrem Vorvater zu Sündern wurden. Jehova ließ nicht nur zu, daß sich Adams Nachkommen eine begrenzte Zeit des Lebens erfreuen konnten, sondern er traf sogar auf der Grundlage des Opfers seines liebsten Sohnes für alle die Vorkehrung, von Sünde und Tod befreit zu werden. (Johannes 3:16; 1 Timotheus 2:3-6) Als barmherziger Gott hat er geduldig genügend Zeit eingeräumt, so daß die Menschen die Gelegenheit haben konnten, seine Vorkehrungen kennenzulernen und sich zu entschließen, seinen Willen zu tun. „Er [will] nicht . . ., daß irgend jemand vernichtet werde, sondern will, daß alle zur Reue gelangen.“ (2 Petrus 3:9) Aber diejenigen Nachkommen Adams, die sich weigern zu bereuen und die nicht den Wunsch haben, Diener Jehovas Gottes zu werden, werden der Strafe nicht entgehen. (Vergleiche 2 Mose 34:6, 7.)

Erwachet! 22.Oktober 1973

Wie Raschi erklärt, bewahrt Gott die Freundlichkeit eines Menschen fünfhundert Mal länger als seine Übertretungen. Diese Betonung der Barmherzigkeit erinnert an das talmudische Diktum: „Man soll immer mit der linken Hand wegstoßen und mit der rechten Hand näher kommen“ (Bavli Sotah 47a). Wenn Eltern einem Kind beibringen, was richtig und was falsch ist, sollen sie in erster Linie freundlich handeln. Die stärkere (rechte) Hand ermutigt das Kind liebevoll. Wenn Disziplin notwendig ist, wird sie mit der schwächeren (linken) Hand gemildert.
Diese Betonung des Positiven ähnelt einem beliebten modernen Erziehungsansatz, der darauf abzielt, das Kind bei seinem guten Verhalten zu ertappen und es dann zu loben, um es zu weiterem guten Verhalten zu ermutigen. Dieser Ansatz geht zwar nicht ausdrücklich auf negatives Verhalten ein, aber die Absicht ist, dass die Konzentration auf wünschenswertes Verhalten die Neigung des Kindes zu weniger wünschenswertem Verhalten verringern wird.

Der JPS Rashi Diskussions Tora-Kommentar

Für Hill geht es bei dem Zitat im Matthäusevangelium nicht nur darum, dass Gott wünscht, dass die Menschen Barmherzigkeit zeigen, sondern dass sie (wie in Hosea) ihre Treue zu JHWH in konkreten Taten der Barmherzigkeit ausdrücken. Hill geht davon aus, dass Matthäus direkt vom hebräischen Text ausging,36 , aber auch in der LXX geht es in erster Linie um Bundestreue. Das griechische ἔλεος ist wie das hebräische חֶסֶד sowohl in Hosea 6:4 als auch in 6 in erster Linie an JHWH gerichtet. Wenn wir uns Matthäus zuwenden, ist es nicht weniger bedeutsam, dass Jesu eigene Treue zu JHWH und seinem Bund in 9,9-13 implizit kritisiert wird. In seiner Antwort beruft sich Jesus auf das, woran JHWH selbst Gefallen findet, um seinen Umgang mit Zöllnern und Sündern zu verteidigen. Aber vielleicht können wir noch mehr sagen.
ἔλεος / חֶסֶד taucht so häufig in Beschreibungen von Israels Gott auf, dass es, wenn es als Bundesbegriff für das verwendet wird, was JHWH von Israel verlangt (wie in Hosea 6), unweigerlich an den Charakter des Bundesgottes erinnert. Von den vielen Dutzenden von Texten, die dies belegen, wollen wir nur drei anführen:
Ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott … aber ich erweise unerschütterliche Liebe (ποιῶν ἔλεος / וְעֹשֶׂה חֶסֶד) bis in das tausendste Glied derer, die mich lieben und meine Gebote halten. (Exod. 20:5-6)
Der HERR ging vor ihm her und verkündete: „Der HERR, der HERR, ein Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn, und reich an unerschütterlicher Liebe und Treue (καὶ πολυέλεος καὶ ἀληθινὸς / וְרַב-חֶסֶד וֶאֱמֶת), der unerschütterliche Liebe (ποιῶν ἔλεος / נֹצֵר חֶסֶד) bewahrt für das tausendste Geschlecht.“ (Exod. 34:6-7)
Denn der HERR ist gut, und seine Liebe (τὸ ἔλεος αὐτοῦ / חַסְדּוֹ) währt ewig (Ps. 100:5; vgl. 1 Chron. 16:34, 41; 2 Chron. 5:13; 7:3, 6; 20:21; Esra 3:11; Pss. 106,1; 107,1; Jer. 33,11)
Zu dem Refrain („sein ἔλεος / חֶסֶד währt ewig“) , der sich durch diese letzte Gruppe von Texten zieht, bemerken Baer und Gordon: „Diese Aussage scheint zu der Zeit, als diese Texte in den kanonischen Rahmen eingearbeitet wurden, einen fast glaubwürdigen Status angenommen zu haben.“ Israels Gott ist der Gott des ἔλεος / חֶסֶד. Wenn JHWH also zu ἔλεος / חֶסֶד aufruft, wie er es in Hosea 6:6 tut, ruft er zu einem Spiegelbild seines eigenen Charakters auf. Dass wir Hosea 6,6a tatsächlich so lesen sollten, wird durch Hosea 6,6b bestätigt: Die unerschütterliche, treue Liebe, an der sich JHWH erfreut, ist in der Tat in der Erkenntnis Gottes selbst verwurzelt, des Gottes, der seinem Volk gegenüber eine unerschütterliche, treue Liebe pflegt.
All dies ist besonders relevant für die Verteidigung der Mission Jesu in Matthäus 9,13.40 Wie ein Arzt, der sich zu den Kranken hingezogen fühlt, umarmt Jesus Israels Zöllner und Sünder; er tut dies jedoch nicht nur aus Mitleid oder nur, weil Bundestreue sich in Barmherzigkeit ausdrückt (so Hill), sondern auch (und grundlegender), weil die unerschütterliche Liebe, an der JHWH sich erfreut, eine Antwort auf JHWHs eigene unerschütterliche, bundestreue Liebe ist. In seiner messianischen Mission spiegelt Jesus perfekt JHWHs eigene Bundestreue wider. Dieser Punkt wird in Matthäus 12,1-8 noch einmal deutlich gemacht, diesmal mit einem noch spezifischeren Bezug zur Tora.

Ethik der Torah und frühchristliche Identität

Ein göttliches Übermaß. 34,7. Schon der eröffnende Partizipialausdruck (wörtl.: »Huld bewahrend«), der Gott von seinem Wirken her zu erfassen sucht, erweist sich deutlich durch die Aufnahme des Zentralbegriffs »Gnade / Huld« (חסד) von V 6 in V 7 als »Auslegung« oder »Erklärung« der vorausgegangenen Formel. Die dann folgende Gegenüberstellung erschließt sich von den Adressaten her: Tausende (Generationen) auf der einen Seite und die »Kinder und Kindeskinder« der dritten und vierten (Generation) auf der anderen Seite. Der menschlich kaum überschaubaren Seite von tausenden Generationen wird das Gnadenhandeln und die Vergebungsbereitschaft Gottes zugeordnet, der – vermittelt durch den Hinweis, dass Gott nicht einfach freispricht – das »Prüfen« bzw. »Heimsuchen« der Schuld der Väter bei den darauf folgenden drei bis vier Generationen gegenübergestellt wird (s.o. zu Ex 20,5–6). Es geht hier also um das Übermaß der göttlichen Barmherzigkeit gegenüber seiner Strafgerechtigkeit. Die Aussage dieses Textstückes leugnet die Strafgerechtigkeit nicht, ordnet sie aber deutlich gegenüber der göttlichen Barmherzigkeit ein: Dabei ist die Barmherzigkeit Gottes menschlich nicht zu erfassen, denn kein Mensch kann tausend Generationen überschauen – andererseits beschränkt sich die Strafgerechtigkeit Gottes auf ein menschliches Maß, nämlich die drei bis vier Generationen, die maximal unter einem Dach zusammenleben können. Die Beschränkung beim Strafen auf die Generationenzahl, die in der altisraelitischen Großfamilie höchstens zusammenleben kann, passt zu dem Basisverständnis der Aussage, dass es nicht – wie durch viele Übersetzungen unterstellt wird – um ein Bestrafen der nachfolgenden Generation für die Vergehen der vorausgehenden geht, sondern um ein Prüfen, ob die Sünden der einen Generation bei den Nachgeborenen wieder begegnen (vgl. A. Schenker, Versöhnung, 85–87). Was hier im Motiv vom Übermaß der göttlichen Barmherzigkeit und Gnade ausgedrückt ist, hat seine Entsprechung im Motiv der »Selbstbeherrschung« Gottes beim Propheten Hosea. Dort lässt Gott seinem Zorn zum Gericht nicht freien Lauf, sondern will und kann Israel eben gerade deshalb nicht vernichten, weil er von sich selbst sagt: »denn Gott bin ich, nicht Mensch, in deiner Mitte der Heilige« (Hos 11,9) (vgl. Scoralick, Gottes Güte, 156).
Das ist es also, was die Namensoffenbarung Gottes zum Ausdruck bringt: Dieser Gott JHWH ist ein barmherziger und gnädiger Gott, dessen Vergebungsbereitschaft menschlich unfassbar bleibt.

Herders Theologischer Kommentar

Ein Aspekt von Gottes Großzügigkeit ist sein Mitgefühl und seine Barmherzigkeit. Er vergibt Sündern. Seine Geschöpfe müssen sich auch so verhalten. Du sollst dich nicht an den Söhnen deines eigenen Volkes rächen und ihnen nichts nachtragen, sondern du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst (Lev 19,18). Dass Vergebung ein göttliches Attribut ist, das der Mensch nachahmen sollte, wird in der Geschichte von Jakob und Esau deutlich. Als Jakob von Paddan-Aram zurückkommt, um Esau zu treffen, behandelt er Esau wie Gott. Er schickt ihm ein minḥah, normalerweise eine Art Opfer, denn er dachte: „Ich kann vor ihm Sühne leisten“ (Gen 32:20). Dann läuft Esau Jakob entgegen und begrüßt ihn mit offenen Armen, woraufhin Jakob sagt: „Dein Gesicht zu sehen, ist wie das Gesicht Gottes zu sehen“. Mit anderen Worten: Esau hat sich wie Gott verhalten, indem er Jakobs Vergehen so großzügig vergeben hat. Josef zeigt ähnliche Großzügigkeit, indem er seinen Brüdern vergibt.

Der HERR ist „ein Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und reich an beständiger Liebe und Treue; er bewahrt beständige Liebe zu Tausenden und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde, aber er spricht die Schuldigen nicht frei“. So fasst Exodus 34,6-7 den Charakter Gottes zusammen, der in der gesamten biblischen Erzählung dargestellt und in fast jedem Psalm besungen wird. Doch genau diese Eigenschaften wünscht sich Gott von seinem Volk: Sie sollen seinen Charakter widerspiegeln, ja sogar positiv nachahmen. Israel soll liebevoll und treu sein: „Israel, was verlangt der HERR, dein Gott, von dir, dass du den HERRN, deinen Gott, fürchtest, in allen seinen Wegen wandelst, ihn liebst und dem HERRN, deinem Gott, dienst von ganzem Herzen und von ganzer Seele“ (Dtn 10,12). Die Patriarchen haben diese Hingabe in ihrem eigenen Leben oft vorgelebt.

Diese Tugenden sollten nicht nur in der vertikalen Gott-Mensch-Beziehung praktiziert werden, sondern auch in den horizontalen zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Treue innerhalb der Familie und zu den Nachbarn war so selbstverständlich, dass das Gesetz sie kaum erwähnt, außer in Situationen, in denen die Treue zu Gott Vorrang haben muss (Dtn 13,7-11). Die Genesis neigt dazu, Loyalität als selbstverständlich zu betrachten und schockiert ihre Leser eher durch ihren Bruch als durch ihre erwartete Ausübung, sei es in der Geschichte von Kain und Abel, Jakob und Esau oder Josef und seinen Brüdern. Aber die Versöhnung von Jakob mit Esau und Josef mit seinen Brüdern zeigt, was eigentlich der Fall sein sollte. Zu Judas Rede, in der er anbietet, anstelle von Benjamin zu bleiben, bemerkt Sternberg: „Das ist nichts weniger als eine Verwandlung, von subnormaler zu abnormaler Solidarität.

Aber dieser treue, großzügige und vergebende Gott hat seine Grenzen: „Er wird die Schuldigen auf keinen Fall freisprechen“. Das wird in der Genesis immer wieder deutlich. Die Sintflut und die Zerstörung Sodoms zeigen das göttliche Gericht im großen Maßstab, das Leiden Jakobs als Folge seines Betrugs an Isaak und die vorübergehende Unfruchtbarkeit der Frauen von Gerar zeigen es auf individueller Ebene (20,18). Und obwohl das Gesetz die menschlichen Richter ermutigt, bei der Bestrafung von Sünden ebenso hart zu sein (Exod 23:7; Deut 13:9; 19:21; 25:12), gibt die Genesis nur wenige Beispiele dafür, dass Menschen Rache in die eigenen Hände nehmen: scheint mehr daran interessiert zu sein, zum Friedensschluss zu ermutigen als Rache zu rechtfertigen.

Geschichte der Torah – Das AT ethisch lesen

Gottes Gnade für die Menschen entspringt der Fülle seines Wesens. Er ist gnädig. Als Gott Mose erschien, nannte er seinen Namen, Jahwe, „Ich bin, der ich bin“, und fasste damit sein ewiges Wesen zusammen. Zu diesem Wesen gehört seine Eigenschaft der Gnade: „Jahwe, Jahwe, Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und reich an Gnade und Treue“ (Ex 34,6). J. I. Packer spricht davon, dass Gnade einfach die Liebe Gottes sei, die er an denen erweist, die das Gegenteil verdient haben. Gottes Gnade ist sein Leben, das gute Gaben gibt, und diese Gabe ist er selbst.

Olivero – Grundriss der Dogmatic

6-7. Diese Verse sind die göttliche Antwort auf die beiden Bitten des Mose: dass er Gottes Wege „erkennt“ (33:13) und dass er seine Gegenwart „sieht“ (33:18). Das geheimnisvolle Vorbeigehen Gottes vor Mose entspricht der zweiten Bitte, die Aufzählung der göttlichen Eigenschaften der ersten. Bezeichnenderweise fehlt in der Beschreibung der Theophanie ein visuelles Element. Gottes Selbstoffenbarung beschränkt sich auf eine mündliche Verkündigung seiner moralischen Eigenschaften. Diese sind das Wesen seines Charakters und sie zu „kennen“ bedeutet, eine höhere Vorstellung von der Gottheit zu erlangen.

In der jüdischen Tradition werden diese Verse die Dreizehn Eigenschaften Gottes genannt (hebr. shelosh ʿesreh middot). Sie spielen eine wichtige Rolle in der jüdischen Liturgie, wo sie in der Synagoge an Festen und anderen heiligen Tagen (außer an Sabbaten) laut rezitiert werden, wenn die Lade geöffnet wird, um die Torarolle für die entsprechende Tora-Lesung herauszunehmen. Sie werden auch während der Tora-Lesungen an Fastentagen und in den Seliḥot – den Bußgebeten, die zu diesen Anlässen und während des Hohen Feiertags gesprochen werden – laut gesungen. Diese Praxis beruht auf Rabbi Johanans Bemerkung in Rosch ha-Schana 17b, dass Gottes Aufzählung seiner moralischen Qualitäten das Muster für Israels künftige Bitten an Gott vorgeben sollte. Es gibt Belege dafür, dass die liturgische Verwendung dieser Verse schon vor der Zeit des Zweiten Tempels stattfand und in Israel eine lange Geschichte hatte, denn sie werden in der einen oder anderen Form häufig in der Bibel zitiert. Eine solch anhaltende und weit verbreitete Popularität konnte nur aus den Formen des institutionellen Gottesdienstes stammen.
Es sollte betont werden, dass die Einbeziehung der Dreizehn Attribute in die Liturgie nicht als ein automatisch wirksames Mittel zur Erlangung der Vergebung der Sünden zu verstehen ist. Vielmehr geht es darum, dass der Mensch Gottes moralische Eigenschaften nachahmt: Mitgefühl, Gnade, Nachsicht, Freundlichkeit, Treue und Vergebung.

der HERR! der HERR! Der hebräische Text erlaubt es auch, das erste YHVH als Subjekt des antezedenten Verbs „verkündet“ zu verstehen; so wurde es von Saadia und Maimonides verstanden. Ibn Esra entgegnet, dass die Wiederholung des Namens in Beschwörungen oder Anrufungen nicht unüblich ist.

barmherzig und gnädig Im Gegensatz zu der Reihenfolge im Dekalog (20,5-6) werden hier Gottes großherzige Eigenschaften betont und bevorzugt, statt seine richtenden Handlungen.

Güte und Treue Hebräisch ḥesed ve-ʾemet erscheint häufig als Wortpaar um ein einziges Konzept auszudrücken. Jede der Komponenten hat eine große Bandbreite an Bedeutungen. Ḥesed beinhaltet Wohltaten, Gegenseitigkeit und oft auch Verpflichtungen, die sich aus einer rechtlichen Beziehung ergeben. Siehe Kommentar zu 15:13. ʾEmet, meist mit „Wahrheit“ übersetzt, umfasst Zuverlässigkeit, Beständigkeit und Treue. Die Kombination der Begriffe drückt Gottes absolute und ewige Verlässlichkeit bei der Verteilung seiner Wohltaten aus.

Freundlichkeit Siehe Kommentar zu 20:6. Die Formulierung kann entweder Gottes kontinuierliche und unveränderliche ḥesed12 oder die Vorstellung ausdrücken, dass der Verdienst für die ḥesed, die die Menschen leisten, über ihre eigene Generation hinaus andauert.

Tausendste Generation Hebräisch ʾalafim, wie in 20,6.

Er erlässt die göttliche Nachsicht nicht, was nicht bedeutet, dass Sünder erwarten können, den Folgen ihrer Missetaten gänzlich zu entgehen. In 13Yoma 86a wird der Satz so interpretiert: „Er erlässt die Strafe für die Reumütigen, aber nicht für die Unbußfertigen.“ Aus diesem Grund schließt die liturgische Rezitation der dreizehn Attribute mit „freisprechend“ (für den Reumütigen) und lässt das negative Element weg.

Der JPS-Tora- Kommentar

Das Vorüberziehen Jahwes ist mehr als ein bloßes Vorbeigehen. Wird »Vorüberziehen« (hebräisch: ‛āḇar) von Gott oder seinem Boten ausgesagt, dann bleibt dies nicht ohne Konsequenzen. Es kann Heil oder Unheil anzeigen, Rettung oder Gericht. Genau darum geht es, wenn Jahwe an Mose vorüberzieht, um ihm seine Herrlichkeit zu offenbaren. Was Mose zu sehen bekommt außer der Wolke – auch von dem »Nachher« Gottes (2Mo 33,23), das er erlebt – wird nichts berichtet. Aufgezeichnet sind nur die Namen und die Worte, in welchen ihm das Geschaute gedeutet wird.
Zuerst ruft Gott, wie er es Mose zugesagt hatte (2Mo 33,19), seinen Namen aus: »Jahwe, Jahwe«, anders übersetzt: »Der Herr, der Herr« oder: »ER ist ER«. Damit verkündigt Jahwe die Tragweite seines Namens. Es ist das Dasein und das Dabeisein Jahwes. Er, der da war und der da ist, wird dableiben.
Er, der Weltenschöpfer und Weltenlenker, kümmerte sich um den Menschen, bevor dieser sündigte, und er tut dasselbe, nachdem der Mensch gegen ihn rebellierte und sich von ihm emanzipierte.
Der große Name, den Gott ausruft, ist die Erfahrung seiner Zuwendung. In allem, was nun folgt, wird nichts über Gottes Sein ausgesagt, aber über das Entscheidende seines Wirkens. Es geht nicht um Gottes Eigenschaften, sondern um seine Wirkungen. Diese werden mit sechs Wendungen gekennzeichnet:

– Er ist der Erbarmende.
Das Partizip »der Erbarmende« oder »der Erbarmungsvolle« (hebräisch: raiḥûm) ist wie das Verb »sich erbarmen«, »barmherzig sein« und das Substantiv »Erbarmen« und »Barmherzigkeit« am besten zu erklären in der Zusammenschau mit dem Begriff »Mutterleib« (hebräisch: ræḥæm). Im akkadischen Bereich zum Beispiel sind »Mutterleib« und »Erbarmen« ein und dasselbe Wort, das heißt, Erbarmen ist nichts anderes als die denkbar höchste liebende Zuneigung. Das Grundmuster des Erbarmens ist die Beziehung der Mutter zur Frucht ihres Mutterschoßes. Eine Mutter verläßt das in ihr Gewachsene und mit Kraft und Bewegung ausgestattete Kind nicht. Sie sorgt sich um das von ihr Geborene, denn es ist das Kind ihrer Liebe. Sollte der unmenschliche Fall eintreten, daß sie das in ihr wachsende Kind tötet oder das von ihr Geborene verstößt, das heißt ihm Liebe und Erbarmen aufkündigt, dann bleibt dies ein menschlicher Fall. Für Gott ist ein solches Handeln undenkbar (vgl. Jes 49,15). Gott bleibt nicht kalt und unbewegt, wenn er an seine verlorenen und verirrten Kinder denkt. Von Gottes erbarmendem Wirken gilt:
»Es ist das ewige Erbarmen, das alles Denken übersteigt; es sind die offnen Liebesarme des, der sich zu dem Sünder neigt, dem allemal das Herze bricht, wir kommen oder kommen nicht.«
Gottes Erbarmen ist seine ganze Zuwendung zur menschlichen Schwachheit.

– Er ist gnädig.
Auch die zweite Wirkungsweise Gottes wird mit einem Partizip im Passiv umschrieben und damit als eine »dauernde Wirkungsweise« Gottes gekennzeichnet.
Ist das Erbarmen die Güte, die eine Mutter dem Sproß ihres Mutterleibes erweist, so ist das Adjektiv »gnädig« (hebräisch: ḥannûn) ein Ausdruck der väterlichen Güte. Ein Mann kann nur dann mit Recht Vater genannt werden, wenn er mit seinen Kindern Mitleid hat und sich ihnen wohlwollend zuwendet. Für Gott ist diese Zuwendung zu seinen Menschen unerschütterlich. Zu ihm ruft man nicht umsonst: »Sei mir gnädig« (Ps 86,16). Er ist gnädig (Ps 145,8). Weil er gnädig ist, kann er es nicht zulassen, wenn ein Mensch dem andern nicht das Überleben ermöglicht (2Mo 22,26). In seinem Gnadenwirken ist Gott vergleichbar mit einem guten König. Dieser nützt seine Position nicht aus, um seine Untertanen auszubeuten oder gar zu versklaven. Er beschenkt sie vielmehr und macht sie glücklich. Gott ist gnädig heißt: Er wird nicht müde, die bereits verbrauchte oder auch verscherzte Kraft immer aufs neue zu schenken und die bereits verliehene Kraft durch immer neue Begabungen zu bereichern. Er ist gnädig heißt: Er steht den Betrübten helfend und tröstend bei und richtet die Niedergedrückten auf.

– Er ist langmütig.
»Langmütig« (hebräisch: ’æræṣ ’ap̱aîm) heißt wörtlich übersetzt: »lang an den Nasenlöchern«. Da Nase und Zorn (hebräisch: ’ap̱) ein und dasselbe Wort sind, bedeutet langmütig: langsam zum Zorn. Langmütig sein heißt eine Frist gönnen, in Sachen Strafe nicht schnell sein, gerne warten, um dem Sünder Gelegenheit zur Umkehr zu geben. »Er ist langmütig« ist ein Grundtenor der jüdischen Gebete. So heißt es zum Beispiel in den Bußgebeten am Großen Versöhnungstag: »Dein Weg ist es, unser Gott, langmütig zu sein bei den Schlechten und den Guten. Dir gereicht dies zum Ruhm.« Luther, der aus der sogenannten Judenschule des 15. und 16. Jahrhunderts die jüdische Art des Betens kannte, sagte einmal: »Ich gäbe zweihundert Goldgulden, wenn ich beten könnte wie die Juden.« »Er ist langmütig« heißt: Gott gibt jedem Menschen eine Frist zur Umkehr »und schlägt nicht zu, wo er könnte und wohl müßte, sondern wartet und läßt sich Zeit mit uns von einer Enttäuschung bis zur andern, bis zur Stunde«.

– Er ist reich an Treue und Wahrheit.
Treue und Wahrheit sind zwei zusammengehörende Wirkungsweisen Gottes mit der Qualität der Einheit. Treue (hebräisch: ḥæsæḏ) hat die Grundbedeutung von »Güte, Huld und Freundlichkeit«, »Loyalität und Liebe«. Treue ist nicht nur eine Gesinnung, sondern stets die aus dieser Gesinnung fließende lebenserhaltende, lebensfördernde und gemeinschaftsstärkende Tat. Wahrheit (hebräisch: ’æmæt) heißt soviel wie »Festigkeit, Zuverlässigkeit, Beständigkeit, Dauer«. Dem Begriff Treue nachgestellt und zugeordnet bringt Wahrheit die Festigkeit, Zuverlässigkeit und andauernde Gültigkeit der Treueerweise Gottes zum Ausdruck. »Er ist reich an Treue und Wahrheit« heißt: Er erfüllt in einer wirklich zuverlässigen Treue seine guten Zusagen. Wenn es heißt, seine Treue und Wahrheit ist reich, so bedeutet dies: Sie ist unerschöpflich in ihrer Mannigfaltigkeit und reicht bis in die tausendste Generation. Gott steht treu und zuverlässig zu seinen Zusagen – auch in Situationen, wenn das Gemeinschaftsverhältnis zwischen ihm und seinen Menschen schweren Belastungen ausgesetzt ist. Immer wieder in allen Generationen behält seine Treue und Wahrheit die Oberhand. Von seiner Treue und Wahrheit gilt: Sie bricht immer wieder durch wie eine Blüte aus der Knospe oder wie ein Sproß aus einer Wurzel. Das Zeitwort »bewahren« (hebräisch: nāṣar) beschreibt die bleibende, dem Menschen heilsam zugewandte Tätigkeit Jahwes und kennzeichnet Jahwe als den »Huldbewahrer«. Gottes Treue und Wahrheit sind keine Grenzen gesetzt. Für Gott gibt es keine gnadenlose Generation. Gott schließt keinen aus, auch die Sorgenkinder nicht.

– [7] Er trägt das Vergehen, die Auflehnung und die Verfehlung.
Das in der Regel mit »wegnehmen« übertragene Wort (hebräisch: naśā’) heißt wörtlich übersetzt: »tragen«. Gott selbst trägt die Schuld der Menschen. Gott geht in seiner Zuwendung zum Menschen so weit, »daß er Last und Schaden, die der Mensch in der Verletzung seines eigenen Existenzgrundes gewirkt hat, stellvertretend auf sich lädt, um den Menschen erneut in das Gemeinschaftsverhältnis mit ihm einsetzen zu können«.
Die nun folgenden drei Begriffe bringen die ganze Breite des menschlichen Unrechtes zur Sprache.
1) Vergehen (hebräisch: ʽāwon) ist abgeleitet von einem Verb, das soviel heißt wie »sich vergehen, schuldig werden gegenüber Menschen und Gott« (hebräisch: ʽāwāh). Das Vergehen hat seine Wurzel in der bösen Gesinnung und schließt immer das Bewußtsein von dem Schuldhaften ein. Das Vergehen ist die mit Absicht begangene Schuld. Gott trägt stellvertretend das Vergehen der Menschen.
2) Auflehnung (hebräisch: pæšaʽ) ist abgeleitet von einem Verb, das soviel heißt wie »sich empören, eine völkerrechtliche Vereinbarung brechen, sich verselbständigen« (hebräisch: pāšaʽ). Es gehört zunächst zur politischen Sprache und beschreibt ein rebellisches Verhalten (1Kön 12,19; 2Kön 3,7; 8,20). Im Verhältnis zwischen Gott und Mensch bedeutet der Begriff »Auflehnung« soviel wie »Empörung«, »Rebellion«, »Losreißung von Gott«, »Eigentumsbestreitung« und ist »ohne Frage das schwerste Wort für Sünde«. Es handelt sich um eine geplante, gewollte und bewußte Auflehnung, in der der Mensch bestreitet, Gottes Eigentum zu sein. Wenn Gott die Auflehnung des Menschen trägt, so macht er sich den Menschen wieder zu eigen. Er erklärt ihn zu seinem Eigentum, »zu einem unveräußerlichen Besitztum«.
3) Verfehlung (hebräisch: ḥatṭa’ah) kommt von einem Verb, das soviel heißt wie »ein Ziel verfehlen« (hebräisch: ḥāṭā’)l, »den richtigen Punkt verfehlen«, »die markierten Punkte bzw. die gewünschten Markierungen verfehlen« und wird so für alle Verfehlungen Gott gegenüber gebraucht. Eine Verfehlung ist eine unbewußte oder aber auch eine bewußte Abirrung von dem Gott Wohlgefälligen. Wenn Gott die Verfehlungen des Menschen trägt, stellt er das von seiten des Menschen bewußt oder unbewußt gebrochene Gemeinschaftsverhältnis wieder her.
Die stellvertretende Tat Gottes übersteigt jede menschenübliche Verhaltensweise. Sie schließt jedoch seine freie Souveränität nicht aus. In Gottes unendlicher Schöpferkraft schließen sich Gnade und Gerechtigkeit nicht aus.

– Er läßt nicht straffrei.
Der Gott der Gnade erweist sich bis ins tausendste Geschlecht. Gott tritt nicht achtlos zur Seite, wenn die Umkehr ausbleibt und hartnäckig verweigert wird.
Dabei trifft die Strafe Gottes nie einen Unschuldigen.m Sie trifft allein die – und das über vier Generationen hinweg –, die Gott hassen. Gott hassen heißt »sich weigern, auf Jahwes Seite zu treten«. Haß ist der Entzug bzw. die Vorenthaltung der Gott schuldigen Liebe. Gott hassen heißt »leben auf eigene Faust«. Im biblischen Sprachgebrauch ist hassen keinesweg emotional gefärbt. Hassen heißt soviel wie jemanden oder etwas Gott vorziehen und damit Gott an zweite Stelle setzen. Wenn die Nachkommen am Haß ihrer Vorfahren festhalten, indem sie Gott die ihm schuldige Liebe vorenthalten, trifft sie die Strafe Gottes. Sie müssen für ihre eigene Schuld und für die ihrer Väter, wenn sie sich diese zu eigen gemacht haben, leiden. Wenn aber das Hassen aufhört, wenn sie sich entschließen, auf die Seite Jahwes zu treten, wandelt sich der Zorn Gottes in Segen. Gott ist nicht der harmlose »liebe Gott«. Er prüft, ob die nachfolgenden Generationen »den Abfall der Väter nach vollziehen« oder ob sie umkehren und sich auf Gottes Seite stellen. Das Angebot der ewigen Gnade ist keineswegs ein ewiges Lächeln Gottes. Der Tag des Gerichtes bleibt nicht aus.

Die sechs Wendungen, mit denen Gott seine Wirkungen kennzeichnet, sind nichts anderes als die Entfaltung seines Namens Jahwe. Daß Gott in der Entfaltung seiner sechs Wirkungsweisen keinen Bezug auf Israel nimmt, ist kein Zufall. Angesichts des Wirkens Gottes werden »Gott und Menschheit gleich universal verstanden«.

Wuppertaler Studienbibel

Diese messianische Bibelarbeit über das, was die Bibel über die Gnade Gottes lehrt, wird das Thema in elf Kategorien behandeln.

I. DIE HEBRÄISCHEN UND GRIECHISCHEN WÖRTER
Diese Kategorie befasst sich mit den ursprünglichen hebräischen und griechischen Wörtern, aus denen der Lehrinhalt über die Gnade abgeleitet ist. Es gibt zwei hebräische Wörter und ein griechisches, die untersucht werden müssen.

A. Chen
Das erste hebräische Wort ist chen. Im Alten Testament wird es insgesamt zweihundertfünfundzwanzig Mal verwendet. Aus dem umfangreichen Gebrauch dieses Wortes ist es offensichtlich, dass eine Reihe von verschiedenen Facetten in den Begriff der Gnade Gottes involviert sind. Zehn Beispiele für seine verschiedenen Verwendungen können genannt werden.
Erstens bedeutet dieses Wort, chen, „reine, unverdiente Gunst von einem Überlegenen zu einem Unterlegenen“. Diese Verwendung findet sich in Exodus 33:19 und 34:6-9, wo Gott als der Überlegene seine unverdiente Gunst auf die Menschen ausdehnt, die unterlegen sind.
Zweitens bedeutet es „göttliche Gunst“ (Jeremia 31:2).
Drittens: Die Quelle dieser unverdienten, göttlichen Gnade ist Gott selbst (Sacharja 12,10).
Viertens wird chen im Sinne von Gnade für die Armen verwendet und enthält darin einen Sinn für Barmherzigkeit (Ex 22,27).
Fünftens ist es eine Gnade, die ausharrt (Psalm 116,5).
Sechstens: Es ist eine Gnade, die versorgt (Psalm 111,4-5).
Siebtens: Es ist eine Gnade, die barmherzig ist, auch wenn sie provoziert werden könnte (2 Mose 34,7).
Achtens: Es ist eine Gnade, die einen reuigen Sünder erhört (2 Chronik 30,9; Joel 2,13).
Neuntens ist es eine Gnade, die mit geistiger Erlösung verbunden ist (Hiob 33:24; Psalm 26:11).
Und zehntens ist es eine Gnade, die mit physischer Erlösung von Feinden, von Kriegen und von Sünden verbunden ist (Psalm 4:1; 9:13; 25:16; 30:10; 31:9; 56:1; 57:1; 86:1-3; 119:132, 134; 123:3).

Der beste Weg, die Verwendung des Wortes chen zusammenzufassen, ist, dass es die unverdiente Gunst eines Vorgesetzten gegenüber einem Untergebenen ist; in diesem Fall drückte Gott, der Vorgesetzte, die Gnade gegenüber dem Menschen gewöhnlich in zeitlichen oder gelegentlich in geistigen Segnungen aus, sowie in Erlösung und Befreiung, sowohl im physischen als auch im geistigen Sinne.

B. Chesed
Das zweite hebräische Wort, von dem der Begriff der Gnade Gottes stammt, ist chesed. Es wird insgesamt zweihundertfünfzig Mal im Alten Testament verwendet. Die Grundbedeutung von chesed ist „treue Liebe“. Es trägt die Vorstellung von Intensität in Güte und Liebe. Es hat die Vorstellung von einer Beziehung derer, die an Taten der Güte beteiligt sind. Dieses Wort hat auch im hebräischen Alten Testament eine Reihe von verschiedenen Facetten.
Insgesamt gibt es neun verschiedene Arten, wie das Wort chesed verwendet wird, wobei alle irgendwie mit der Gnade Gottes zusammenhängen. Erstens bedeutet es „Gemeinschaft mit Gott“ (Psalm 5,6-7). Zweitens betont dieses Wort für Gnade die Bundesbeziehung zu Gott (Dtn 7,12). Drittens betont es die Gnade in der Befreiung (Psalm 6,4). Viertens bedeutet es „die Gnade der Befähigung“ (Psalm 85,6-7). Fünftens trägt es den Begriff der Gnade in der Erleuchtung (Psalm 119,64.124). Sechstens ist es eine Gnade, die Vergebung gewährt (Psalm 51,1). Siebtens ist es eine Gnade, die sich in Hoffnung zeigt oder Hoffnung erzeugt (Ps 130,7). Achtens: Sie ist eine Gnade, die Lobpreis hervorbringt (Ps 13,5). Und neuntens ist sie eine Gnade, die Bewahrung verheißt (Ps 22,11.19; 23,6).

Um das Wort chesed zusammenzufassen, ist es jene feste Güte, die Gott den Menschen gegenüber zum Ausdruck bringt, besonders in den Bündnissen, die Gott mit seinem Volk geschlossen hat und die durch seine Verheißung fest garantiert sind. Die Grundbedeutung ist „treue Liebe“, wie sie besonders in den Bündnissen zum Ausdruck kommt. Dieses Wort für Gnade wird mit dem mosaischen Bund (2 Mose 20,6; 34,6-7; 5 Mose 5,10) und mit dem davidischen Bund (2 Samuel 7,15; 1 Chronik 17,13; 2 Chronik 1,8; 6,14, 42; Psalm 61,6-7; 89,33-34, 49) in Verbindung gebracht.

C. Charis
Das dritte Wort ist ein griechisches Wort, charis. Dies ist der wichtigste griechische Begriff für das Konzept der Gnade Gottes, und auch er wird auf verschiedene Weise verwendet.
Erstens bedeutet es manchmal „das, was Freude, Vergnügen, Entzücken, Charme und Lieblichkeit bietet“. Diese Gnade zu haben bedeutet, Freude, Vergnügen, Entzücken, Charme und Lieblichkeit zu haben. Das ist seine Bedeutung im klassischen Griechisch, wo es nicht speziell auf Gott bezogen war. Seine klassische Bedeutung findet sich in Lukas 4,22 und Epheser 4,29.
Zweitens bedeutet es „Wohlwollen“, „Güte“, „Gunst“ und „Gnade“ (Lk. 1,30; 2,52; Römer 11,6; 2 Korinther 4,15; 6,1; 9,14).
Drittens ist diese Gnade auch ein Ausdruck des Dankes (1 Korinther 10,30; 1 Timotheus 1,2; 2 Timotheus 1,3).
Viertens betont dieses besondere Wort für Gnade manchmal den Nutzen der Gnade, wie z.B. den Nutzen des gesamten geistlichen Zustandes (Römer 5:2; 1 Petrus 5:12); die Gnade, die gibt (1 Korinther 16:3; 2 Korinther 8:6-7); irdische Segnungen (2 Korinther 9:8); oder rettende Gnade (Johannes 1:17; 1 Korinther 15:8-10; 2 Korinther 8:9; 1 Petrus 1:10, 13).
Eine fünfte Verwendung ist eine etwas andere Form derselben Wurzel und bedeutet „Gnade erweisen“. Gläubige sind in der Lage, jemand anderem Gnade zu schenken (Lk. 1,28; Epheser 1,6).
Die sechste Art, wie es verwendet wird, ist die Betonung einer Gnadengabe. Es gibt zwei Arten von Gnadengaben: erstens die Gabe der Erlösung (Römer 6,23); und zweitens den Gebrauch der geistlichen Gaben. Das zeigt sich in einer anderen Form desselben griechischen Wortes, das die Gaben des Heiligen Geistes betont (Römer 12,3-8; 1 Korinther 7,7; 12,1-31; Epheser 4,8-11 und 1 Petrus 4,10).

Dies sind drei ursprüngliche Wörter, zwei hebräische und ein griechisches, und ihre verschiedenen Verwendungen, die man kennen muss, um zu einer Erkenntnis dessen zu kommen, was die Gnade Gottes bedeutet.

Arnold Fruchtenbaum – DIe Gnade Gottes

wenn es Probleme gibt, …

Du magst dich für stark halten – ob du es bist, zeigt sich erst in der Not.
Gute Nachricht Bibel – Sprüche 24,10

Zeigst du dich schlaff am Tage der Drangsal, so ist deine Kraft gering. (Eig beschränkt)
Elberfelder 1871 – Sprüche 24:10

Hast du dich entmutigt gezeigt am Tag der Bedrängnis? Deine Kraft wird karg sein.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Sprüche 24:10

Satan verwendet die unterschiedlichsten „trügerischen Taktiken“ (Epheser 6:11, Das jüdische Neue Testament). Er kann Materialismus, Furcht, Zweifel oder Vergnügungssucht benutzen, um uns in Versuchung zu führen. Aber zu seinen wirkungsvollsten Methoden gehört Entmutigung. Er nutzt schamlos jede Gelegenheit, wohl wissend, dass Mutlosigkeit uns schwächen kann und wir dann leicht angreifbar sind (Sprüche 24:10). Besonders wenn wir uns also emotionell „zerschlagen“ fühlen, führt er uns in Versuchung aufzugeben (Psalm 38:8).

Wachsamkeit – dringend nötig!

Während ich mich dem Endstadium meiner Krankheit nähere, erhält mich der Gedanke an meine Zukunftshoffnung aufrecht. Das tägliche gemeinsame Bibellesen spendet Deanne und mir Trost. Ich weiß, daß ich in naher Zukunft gesund sein werde und dann keine tägliche Therapie mehr brauche, nur um atmen zu können. Ich sehe mich schon in dem verheißenen Paradies mit einer gesunden Lunge über die Wiesen rennen. Das ist alles, was ich mir wünsche — einfach über eine Wiese zu rennen, um meine Lunge zu testen.
Mit den Segnungen von Gottes verheißener neuer Welt vor Augen überstehe ich einen Tag nach dem anderen. In Sprüche 24:10 heißt es: „Hast du dich entmutigt gezeigt am Tag der Bedrängnis? Deine Kraft wird karg sein.“ Statt das Gefühl zu haben, meine Kraft sei karg, merke ich, daß mir Jehova die Kraft gibt, die über das Normale hinausgeht (2 Korinther 4:7). ….

Erwachet! 22.Oktober 1999


Diesen Spruch entsprechend dem hebr. Text zu gliedern ist schwierig:

Bist du lässig am Tage der Enge, ist eng deine Kraft.

Die Bedeutung müßte sein: Der Mensch liest an seinem Versagen in der Not die enge Begrenztheit seiner Kraft ab. Der Sinn wäre dann sehr seicht.
Man meint deshalb, aus der ersten Zeile wäre etwas verloren gegangen und ergänzt das:

Zeigst du dich lässig in guten Tagen, so ist knapp dein Gut in der Zeit der Not.

Aber diese Ergänzung ist nicht unbedingt nötig. Der Sinn ist auch ohne sie gewahrt, wenn man die Zeilen anders aufteilt:

Bist du lässig, ist am Tag der Enge eng deine Kraft.

Auch so ist die Aufforderung zum Fleiß deutlich. Wer seine Hände ständig verschränkt (18,9), wird in der Bewährungsprobe keine Kraft in den Muskeln haben. Es kommt darauf an, emsig zu arbeiten und sich so auf mögliche Schwierigkeiten vorzubereiten.
Das gilt auch im Dienst für Christus. 2Kor 4,1 mahnt, nicht müde zu werden, Hebr 12,3, nicht nachzulassen.

Wuppertaler Studienbibel

Wer dem durch Unglück (ein anderes Wort für Unglück in V. 2 bedeutet „Sorge oder Unheil“) verursachten Druck nachgibt, macht deutlich, daß seine Stärke nur begrenzt ist. Damit mag unterschwellig angedeutet werden, daß dieser Mensch nicht weise ist, denn die Weisheit verleiht Stärke, wie in Vers 5 festgestellt wird. Das Hebr. hat ein Wortspiel, bei dem der Begriff für gering ( Qar , „beschränkt, knapp, begrenzt“) direkt nach dem Begriff für „Unglück“ ( QArCh ) steht.

Walvoord-Bibelkommentar

„Der Tag der Bedrängnis“ ist kein buchstäblicher Tag von 24 Stunden, sondern das kann jeder Tag sein oder eine Zeit von Schwierigkeiten und Prüfungen, die das Leben zu einer Bedrängnis machen. Wer dann schwach und entmutigt ist und das Leben mit dem Herrn aufgeben will, zeigt wenig Kraft. Er hat keine Kraft des Geistes, und die Hände hängen schlaff herunter (vgl. Heb 12,12.13). Gerade an einem Tag der Bedrängnis wird deutlich, ob jemand die Kraft der Weisheit besitzt (V. 5), die sein Auge auf die Quelle der Weisheit gerichtet hält (Jes 40,31).
Salomo gebraucht ein Wortspiel, um die Verbindung zwischen den beiden Versteilen zu betonen. Das hebräische Wort für „Bedrängnis“ ist sarah und das Wort für „gering“ (wörtlich: beschränkt) ist sar. Es ist gut, dass wir uns in Tagen der Bedrängnis in Gott stärken (1Sam 30,6; Ps 84,6). Dann wird Gottes Kraft in unserer Schwachheit vollbracht werden (2Kor 12,9).

Ger de Koning- die Sprüche ausgelegt & angewandt

Da haben wir den Schlüssel: lese täglich in der Bibel – am besten mit dem chronologischen Bibelleseprogramm – und du wirst Stück für Stück gestärkt, dein Verhältnis zu Jehovah erstarkt – und wenn es dann mal „hart auf hart kommt“ – dann ist dein Verhältnis zu Jehovah stark genug, um auch diese Zeit zu überstehen.

die ganze Schrift dreht sich um IHN

Danach, da Jesus wußte, daß alles schon vollbracht war, spricht er, auf daß die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet!
Elberfelder 1871 – Johannes 19,28

«Es ist vollbracht!»
(Matth. 27,45-56; Mark. 15,33-41; Luk. 23,44-49)
Jesus wußte, daß nun sein Auftrag erfüllt war. Da erst sagte er (und wieder erfüllte sich damit eine Voraussage der Heiligen Schrift): «Ich habe Durst!» (Psalm 22,16; 69,22)
Hoffnung für alle – 1996 – Johannes 19:28

Jesus wusste, dass nunmehr soweit alles in Erfüllung gegangen war, was über ihn geschrieben stand. Damit nun auch noch das Letzte sich erfüllte, rief er aus: „Mich dürstet!“
Johannes Greber – Joh 19,28

Nein, es geht hier NICHT darum, ob du oder ich mal durst haben! Es geht nicht darum, ob du oder ich Hilfe annehmen dürfen oder können! Spielen wir nicht Bibelstellenmikado!
Schauen wir uns die Verse in Ruhe an, dann stellen wir fest, dass sich hier „der Kreis schließt“ – von dem Ruf „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ zu „ich habe Durst!“ – schau dir die Quelle an, die Jesus verwendet!
Und ja – die gesamte Bibel dreht sich um IHN! Es ist die „Geschichte aus Gottes Sicht“ – und kein Ratgeber.

Auch von Jesu viertem seiner sieben Aussprüche am Kreuz, „mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“, berichtet Johannes nicht (vgl. Mt 27,46; Mk 15,34). Er erwähnt erst wieder den fünften: Mich dürstet. Das ist ein Hinweis, daß Jesus bei vollem Bewußtsein und bereit war, alle Einzelheiten der Prophezeiungen zu erfüllen (Ps 42,1-2;63,2). Das Paradoxon, daß der, der das Wasser des Lebens ist (Joh 4,14;7,38), im Sterben Durst litt, ist beeindruckend. Auf seine Klage hin wurde ihm, in Erfüllung von Ps 69,21 ,Essig – ein sehr saurer Wein – gereicht. Die Prozedur, einen mit Essig gefüllten Schwamm auf ein Ysoprohr zu stecken, mutet seltsam an. Dieses Detail weist vielleicht darauf hin, daß Jesus als wahres Passalamm starb, denn Ysop wurde auch bei den Passafeierlichkeiten benutzt (vgl. 2Mo 12,22).

Walvoord Bibelkommentar

Damit die Schrift erfüllt würde, sprach er: Mich dürstet!
Die zu erfüllende Schriftstelle, falls man das ἵνα nicht vom vorhergehenden τετέλεσται, sondern von λέγει abhängig sein läßt, dürfte Ps 69, 22 sein: „Sie tränkten mich mit Essig in meinem Durst.“
Robinson, The Evangelists and the Mishna S. 330 glaubt an die Tränkung des Tamidopfers vor der Schlachtung erinnern zu sollen; s. Tamid 3, 4: „Man tränkte das tägliche Opfer aus einem goldenen Becher. Obgleich es schon am Abend zuvor untersucht war, untersuchte man es (noch einmal am Morgen) beim Licht der Fackeln.“ — Aber der Gedanke an das tägliche Opferlamm liegt gewiß ganz fern, zumal der Zweck des Tränkens des Tieres nach Bertinoro war: „damit sich sein Fell gut abziehen lasse.“

Kommentar zum NT aus Talmud und Midrasch

Das Verb τελειόω (»vollenden«) begegnet viermal im Johannesevangelium und bringt die »Vollendung« des Jesus vom Vater aufgetragenen »Werkes« zum Ausdrucks (Joh 4,34; 17,4) bzw. der »Werke« des Vaters (Joh 5,36). Nach Joh 17,23 sollen die Jünger in der Einheit »vollendet« sein. In unserem Vers, Joh 19,28, steht das Perfekt Passiv von τελέω als die »Erfüllung« der Schrift in einem herausragenden Sinne.
Was bedeutet der Ruf Jesu: »Mich dürstet?« Bei den Synoptikern begegnet an dieser Stelle nur der physische Durst Jesu, dem mit dem Angebot des Essigs oder sauren Weines entsprochen wird. Bei Johannes hat der Durst Jesu eine spirituelle und theologische Dimension. Es ist der Durst, von dem er im Gespräch mit der Frau aus Samarien spricht mit der Bitte: »Gib mir zu trinken« (Joh 4,7). Wie es Jesu Speise ist, den Willen seines Vaters zu tun und sein Werk zu vollenden (Joh 4,34), so ist es auch sein Durst. Nur so »werden aus seinem Inneren Ströme von lebendigem Wasser fließen« (Joh 7,38). Es wird diskutiert, auf welche Schriftstelle sich das Wort Jesu bezieht. Einige Autoren denken an Ps 69,22, andere an Ps 22,16. Möglich wäre auch ein Bezug auf Ps 42,1 aufgrund der Bedeutung dieses Psalms in anderen Szenen der zweiten Hälfte des Johannesevangeliums (vgl. Joh 11,33.38; 12,27; 13,21; 14,1 ff.).

Beutler – das Johannesevangelium

Die fünfte Aussage vom Kreuz, „Mich dürstet“, kam, nachdem Jeschua den Zorn Gottes erlitten hatte. Das ist ähnlich wie der Bericht über den reichen Mann und Lazarus (Lukas 16,22-24). Nachdem er den Zorn Gottes und die Schmerzen der Hölle erlitten hatte, drückte der reiche Mann aus, wie durstig er war. Jeschua, der den Zorn Gottes erlitten hatte, antwortete auf dieselbe Weise.[229]

Arnold Fruchtenbaum – Das Leben des Messias aus einerr messianischjüdischen Perspektive

Der Bericht des Johannes vom Sterben Jesu ist auffallend kurz und einfach, aber von einer stillen Hoheit. Johannes erzählt alles das nicht, was die Gemeinden schon genügend aus der Passionsgeschichte kannten. Er will vor allem zeigen, wie auch das Sterben die freie Tat des Gottessohnes war, der „seine Seele einsetzte“ (10, 17f). Jesus hatte es damals in seiner Hirtenrede betont, daß niemand ihm „die Seele nimmt“. Das wird für Johannes nun in der Art seines Sterbens deutlich. Das Sterben am Kreuz war sonst ein langsames, qualvolles Verenden. Darum ist auch bei den Synoptikern der laute Schrei, mit dem Jesus „schon“ nach sechs Stunden stirbt, etwas ganz Auffallendes und den römischen Offizier tief Bewegendes (Mk 15, 27–30). Johannes hebt dieses „schon“ hervor, indem er es von Jesus selbst aussprechen läßt. „Hiernach, als Jesus wußte, daß schon alles vollendet ist.“
Nicht die rein körperlichen Vorgänge bestimmen für Jesus das Ende. Es kommt einzig darauf an, daß sein Werk zum Ziel gekommen ist. Das griechische Wort „telos“ enthält ebenso die Vorstellung des „Zieles“ wie des „Endes“. Unser deutsches Wort „vollendet“ drückt in ähnlicher Weise aus, daß etwas nicht nur zu Ende ist, aufhört, sondern daß es dabei sein Ziel erreicht hat und darum mit Recht zum Abschluß kommt. Nun kann Jesus seinen irdischen Weg beenden, der in der Krippe begonnen hatte. Es ist „alles vollendet“.
Ihn quält nach diesen ganzen Stunden und nach dem Blutverlust der Geißelung der Durst. Auch in diesem besonderen Zug wird nochmals deutlich, daß Jesus nicht eine Göttergestalt ist, die über die irdischen Nöte einherschreitet, sondern „wahrer Mensch“, ganz und gar „Fleisch“. Er ist „wahrer Gott“, aber er ist es hier ganz in der Torheit und Schwachheit Gottes, von der Paulus 1 Kor 1, 28 spricht395. Aber wird dann nicht sein Sterben statt des freien Hingebens der Seele doch so etwas wie ein „Verenden“? Da gedenkt Jesus der Schrift. Sie spricht in dem für ihn besonders bestimmten Leidenspsalm vom Vertrocknen der Kräfte, vom Kleben der Zunge am Gaumen (Ps 22, 16) und in Psalm 69, 22 vom Essigtrank im großen Durst. Jesus weiß, er darf auch hier die Schrift erfüllen. Und so „sagt er, damit die Schrift erfüllt werde: Ich dürste.“
Man hat dieses „Dürsten“ gern symbolisch gefaßt als das Dürsten des Herrn nach unserm Heil. Aber dazu bietet der Text nicht den geringsten Anhalt. Im Gegenteil. Die „Schwachheit Gottes“ und der Ernst des Kreuzesleidens werden verkannt, wenn man den quälenden Durst vergeistigt.

Wuppertaler Studienbibel

Folgen wir den wenigen Angaben in V. 28. Jesu »Wissen, dass schon alles vollbracht war« ergibt sich aus dem Wort »Es ist vollbracht«, das gleich darauf folgt (V. 30). Sein »Wissen« um das Kommende wird in der Passion immer wieder betont (Joh 13,1.3; 18,4; 19,28). Diese Betonung ist nötig, um das Missverständnis abzuwehren, Jesus sei seinen Gegnern zum Opfer gefallen. Nein, er ist den Weg ans Kreuz sehr bewusst und aus eigenem Willen gegangen.
Der Sterbende stöhnt: »Mich dürstet.« Im Urtext ist dies ein einziges Wort. Die schreckliche Not der Kreatur, die ganze Armseligkeit menschlichen Leidens liegt in diesem Wort. Gerade der Verzicht auf jede Ausmalung macht es so einprägsam, so erschreckend. Wie am Jakobsbrunnen (Joh 4) liegen Göttliches (»Wissen«) und Menschliches (»Mich dürstet«) in Jesus untrennbar zusammen. Kein übermenschlicher Held, sondern der gehorsame, fleichgewordene Gottessohn hängt hier in seiner Qual am Kreuz (vgl. Heb 5,7).

Welche »Schrift« ist »erfüllt«? Es handelt sich offensichtlich um zwei Stellen. Die eine ist Ps 22,16
»Meine Kräfte sind vertrocknet wie eine Scherbe, und meine Zunge klebt mir am Gaumen.« Der Bezug auf Ps 22 als einen Leidenspsalm Jesu ist schon in V. 24 gegeben. Die andere Stelle ist Ps 69,22
»Sie geben mir Essig zu trinken für meinen Durst.« Ps 69 ist der zweite wichtige Leidenspsalm aus der Passion Jesu (vgl. Mt 27,34.48).
V. 28 fordert noch eine Klarstellung. Die Worte »damit die Schrift erfüllt würde« bedeuten nicht, dass Jesus absichtlich von seinem Durst gesprochen hat, nur um bestimmte Schriftstellen zu erfüllen. Sein Durst ist echt und kommt aus dem kreatürlichen Leiden.
Zentral ist jedenfalls die Erkenntnis, dass alles nach dem Willen Gottes geschieht. »Die Schrift erfüllt« sich: Für Johannes ist Jesus der im AT angekündigte Erlöser. Ein Christentum ohne AT war für die Johannes -Schule wie für die ganze Urchristenheit undenkbar. Dass in dem kleinen Abschnitt Joh 19,16-37 viermal die Schrift zitiert wird, liefert dafür den besten Beweis.

Edition C

… werden die Monatsbetrage eines Jahres zusammengezahlt und am Ende des Kalenderjahres dem Konto gutgeschrieben. Ab dann kann man über das Geld verfugen.

Du sollst deinen Nächsten nicht bedrücken (O. übervorteilen) und sollst ihn nicht berauben; der Lohn des Tagelöhners soll nicht bei dir über Nacht bleiben bis an den Morgen.
Elberfelder 1871 – Leviticus 19,13

Ihr sollt niemanden erpressen oder berauben. Ihr sollt Arbeiter, die ihr für einen Tag beschäftigt, noch am selben Abend bezahlen.
Neues Leben Bibel 2014 – 3.Mose 19,13

Leute erpressen und beklauen soll es bei euch nicht geben. Wenn ihr Angestellte habt, dann zahlt denen auch pünktlich ihre Kohle aus.
VolxBibel – 3.Mose 19:13

Der Lohn eines Arbeiters soll nicht bis zum Morgen bei dir bleiben. Hebräisch peʿullah, „Lohn“, bezeichnet eigentlich sowohl die Anstrengung als auch ihren Lohn, sowohl die Arbeit als auch den Lohn für die Arbeit. Hebräisch sakhir, „gedungener Arbeiter“, ist normalerweise jemand, der für eine bestimmte Arbeit oder für seine Zeit bezahlt wird.

Der JPS Tora-Kommentar

Bedrücke nicht, das ist, wer den Lohn des Arbeiters zurückhält (Tor. koh.). Dass nicht übernachte, ist weibliche Form und bezieht sich auf פעולה den Lohn. Bis zum Morgen, der Vers spricht vom Tagarbeiter, der nach Sonnenuntergang weggeht; darum ist die ganze Nacht hindurch die Zeit, in der er seinen Lohn erhebt; an anderer Stelle sagt er (Deut. 24, 15), die Sonne gehe nicht darüber unter, das spricht vom Nachtarbeiter, dessen Lohn nach Tagesanbruch gezahlt wird; darum ist die Zeit, in der er seinen Lohn erhebt, während des ganzen Tages; weil die Thora dem Arbeitgeber eine Ona (einen Tag oder eine Nacht) Zeit gegeben hat, Geld zu beschaffen (Bab. mez. 110b).

Raschi – Kommentar zur Tora

Die biblischen Grundlagen für dieses Gesetz sind Dt. 24,14-15 und Lev. 19,13. In Ant. 20.220 erwähnt Josephus, dass Arbeiter bei öffentlichen Bauvorhaben in Jerusalem sofort für die geleistete Arbeit bezahlt wurden. Auch Jesu Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Mt 20,8) deutet auf eine unverzügliche Bezahlung am Ende des Tages hin.

Außerhalb der Bibel – Antike jüd. Schriften mit Bezug zur Schrift

» Du sollst deinen Nächsten nicht bedrücken noch berauben« ist gewissermaßen die vorangestellte Grundregel dieses kleinen Abschnitts (V. 13). »Bedrücken« hat im Hebräischen einen Doppelcharakter. Es bedeutet a) die gewalttätige Durchsetzung eigener Ansprüche, b) das Übervorteilen des Nächsten. (- 3 Mo 25,17, Spr 22,22 -) In »berauben« oder »an sich reißen« wird dieses Vorgehen zur offenen Gewalt gesteigert. Diese Ausdrücke schließen auch das ein, was wir Erpressung oder rechtswidrige Ansichnahme nennen. Aus dem Zusammenhang ergibt sich ferner, daß 3 Mo 19,13 außerdem die rechtswidrige Verweigerung von Zahlungen u.ä. betrifft. Das wird jetzt konkret mit dem Satz: »Es soll der Lohn des Tagelöhners nicht bei dir bleiben bis zum Morgen.« Der »Tagelöhner« soll – wie das Wort im Deutschen sagt – seinen »Lohn« am Abend des Arbeitstages bekommen. (- Mt 20,1ff Jak 5,4 -) Wenn ihm der Grundstücksbesitzer aber diesen Lohn »bis zum« nächsten »Morgen« vorenthält, dann ist der sozial weit schwächere Tagelöhner hilflos. Es fehlt ihm das Geld, um für sich und die Seinen Nahrung zu kaufen. (- Hi 7,2 -) Deshalb befiehlt das Gesetz ausdrücklich: »du sollst ihm seinen Lohn am selben Tag geben, daß die Sonne nicht darüber untergehe – denn er ist bedürftig und verlangt danach« (5 Mo 24,14f). Propheten und Apostel haben sich für die Tagelöhner eingesetzt. (- Jer 22,13 Hes 22,29 -)
Was bedeutet 3 Mo 19,13 für die Moderne? a) Vereinbarter, zustehender Lohn muß ohne Wenn und Aber gezahlt werden. b) Schliche, die aus dem Geld des andern noch eigene Vorteile ziehen wollen, sind unstatthaft. c) Überhöhte Lohnansprüche dürfen von gläubigen Menschen nicht gestellt werden.

Wuppertaler Studienbibel

Nicht an meinen Brüdern bereichern? Nicht von Spenden leben? Den Armen durch Gaben und durch schnelle Bezahlung über den Tag helfen? In welcher Verfassung werden solche Grundsätze aufgenommen? Nur in der Verfassung von Jehovah Gott an Sein Volk!
Er wußte, dass es „immer Arme geben wird“ – und sorgte deshalb durch Gesetze!
Und wenn wir dann schauen : Jesus Christus wird in sehr ärmlichen Verhältnissen geboren – und Seine Predigten richteten sich in erster Linie an diejenigen, die sich selber zu den Armen gezählt haben werden. Aber Er grenzte niemanden aus. Seinen auch wir offenherzig! – und denken auch an die „Tagelöhner“ und „Armen“.

Leuten was zu geben, macht mehr Spaß, als nur zu bekommen.

Ich habe niemandes Silber oder Gold oder Kleidung begehrt. Ihr selbst wisset, daß meinen Bedürfnissen und denen, die bei mir waren, diese Hände gedient haben. Ich habe euch alles (O. in allen Stücken) gezeigt, daß man, also arbeitend, sich der Schwachen annehmen und eingedenk sein müsse der Worte des Herrn Jesus, der (Eig daß er) selbst gesagt hat: Geben ist seliger als Nehmen.
Elberfelder 1871 – Apostelgeschichte 20,33–35

Noch etwas: Ihr wisst, dass ich nie Unterstützung angenommen habe. Weder Geld noch Kleider habe ich je von jemand erbeten. Mit diesen meinen Händen habe ich erarbeitet, was ich und meine Begleiter zum Leben brauchten. Überhaupt habe ich euch mit meiner Lebensführung gezeigt, dass wir hart arbeiten müssen, um auch den Bedürftigen etwas abgeben zu können. Wir sollen uns immer an das erinnern, was Jesus, der Herr, darüber gesagt hat. Von ihm stammt das Wort: ›Auf dem Geben liegt mehr Segen als auf dem Nehmen.‹ «
Gute Nachricht Bibel 2018 – Apostgeschichte 20,33–35

Nie habe ich von jemandem Geld oder Kleider verlangt. Ihr wisst, dass ich mit meinen eigenen Händen gearbeitet habe, um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen und auch meine Begleiter zu versorgen. Stets war ich euch ein Vorbild, wie ihr durch harte Arbeit den Armen helfen könnt. Behaltet die Worte von Jesus, dem Herrn, in Erinnerung: `Es ist segensreicher zu geben als zu nehmen.´«
Neues Leben – Bibel 2006 – Apostelgeschichte 20,33–35

Den Männern, die als Aufseher in einer Versammlung der Tempelklasse Gottes eingesetzt worden sind, obliegt eine besondere Verantwortung, nämlich die Pflicht, vor der Entwicklung irgendwelcher schlechten oder verkehrten Zustände auf der Hut zu sein. Da nun schon neunzehnhundert Jahre verflossen sind, seitdem der Apostel Paulus folgende Worte an die Aufseher richtete, ist es um so wichtiger, sie zu beherzigen: „Gebt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher der heilige Geist euch zu Aufsehern ernannt hat, damit ihr die Versammlung Gottes hütet, die er mit dem Blute seines eigenen [Sohnes] erkaufte. Ich weiß, daß nach meinem Weggang tyrannische Wölfe in eure Mitte eindringen und die Herde nicht schonend behandeln werden, und aus eurer Mitte selbst werden Männer aufstehen und verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her. Daher bleibt wach und denkt daran, daß ich drei Jahre lang Nacht und Tag nicht aufgehört habe, einen jeden einzelnen unter Tränen zu ermahnen . . . indem ihr euch so abmüht, sollt ihr den Schwachen beistehen und sollt die Worte des Herrn Jesus im Sinn behalten, der selbst sagte: ‚Mehr Glück liegt im Geben als im Empfangen.‘ “ (Apostelgeschichte 20:28-35, NW) Heute besteht eine große Notwendigkeit, ja eine noch größere denn je, wach zu bleiben und darüber zu wachen, daß keine Wölfe eindringen, die die Schafe verschlingen würden, und daß keine ehrsüchtigen religiösen Führer aufstehen, welche Jünger hinter sich herziehen, so daß sie nicht mehr dem Rechten Hirten folgen, der sagte: „Auch laßt euch nicht ‚Führer‘ nennen, denn einer ist euer Führer, der Christus. Aber der Größte unter euch soll euer Diener sein.“ — Matthäus 23:10, 11, NW.

Wachtturm – 15.Dezember 1958

Eine wichtige Eigenschaft lautete: „nicht geldliebend“, oder: „nicht schändlichem Gewinn nachgehend“ (Tit 1, 7). Petrus ermahnt die Ältesten: „Hütet die Herde Gottes, die bei euch ist, indem ihr die Aufsicht nicht aus Zwang führet, sondern freiwillig, auch nicht um schändlichen Gewinn, sondern bereitwillig“ (1.Pet 5, 2). Den Ältesten wird empfohlen, mit eigenen Händen zu arbeiten und sich der Schwachen anzunehmen, eingedenk der Worte des Herr Jesu: „Geben ist seliger als nehmen“ (Apg 20, 35).

Rudolf Brockhaus – Älteste und Diener

Auch in den äußerlichen Dingen sieht sich Paulus veranlaßt, Rechenschaft über sein Verhalten abzulegen. Weder materielle Werte (»Silber oder Gold«) noch Dinge des täglichen Bedarfs (»Bekleidung«) hat er für sich oder seine Mitarbeiter verlangt. Durch eigene Handarbeit (vgl. 18,3!) sorgte er für den Lebensunterhalt. Es hat etwas für sich, wenn der Prediger nicht von der Gemeinde bezahlt wird. Es verleiht ihm äußere und innere Unabhängigkeit. Das Beispiel der französischen Arbeiterpriester, die inmitten der Arbeiter lebten und ihre Arbeit teilten und nur in ihrer Freizeit Gemeinde bauten, hat nichts von seiner Beachtlichkeit verloren. Unsere heutigen Verhältnisse sind anders, aber es könnte die Zeit kommen, wo der Seelsorger wieder im normalen Berufsleben stehen muß, und es bleibt abzuwarten, ob das seine Wirkungsmöglichkeit verringert oder steigert!
»In allem habe ich euch gezeigt, daß es nötig ist, sich so abzumühen, um sich der Leidenden anzunehmen eingedenk der Worte des Herrn Jesus, weil er selbst gesagt hat: ›Geben ist seliger als Nehmen‹« (V. 35f.).
Der Rechenschaftsbericht des Apostels endet mit dem Hinweis auf die Verantwortung für »die Leidenden«, zu deren Gunsten man sich »abmühen« muß. Dabei dachte er wohl an die körperlich Schwachen und Kranken in der Gemeinde (denn über diese hinaus konnte man damals noch nicht versuchen, die Nöte der Allgemeinheit zu lindern!), die selbst nicht für ihren Lebensunterhalt sorgen konnten – und das werden nicht wenige gewesen sein (vgl. auch 2 Thes 3,7–12). Das in den Ev.n so nicht vorhandene Jesuswort vom »Geben«, das »seliger als Nehmen« ist, findet sich auch in der alten griech. Literatur (Thukydides führt es auf die Perser zurück!). Diese Parallele ist aber noch kein Grund, es Jesus abzusprechen, gibt es doch auch sonst etliche Beispiele solcher Worte im NT selbst (vgl. 1 Thes 4,16) und bei frühen christlichen Schriftstellern, insgesamt zwischen 200 und 300. Sie stellen jedoch keine wesentliche Bereicherung dessen dar, was uns im NT schon über Jesus berichtet wird. Die alte Meinung, daß in der Heiligen Schrift alles, was zu wissen für uns nötig ist, enthalten sei (also die sufficientia sacrae scripturae, von der die alten Dogmatiker sprachen), wird dadurch nur bestätigt. Immerhin wirft unser Wort ein bezeichnendes Licht auf unser Denken, das vornehmlich am Zuwachs des Eigentums, am Wachstum orientiert ist.

Edition C Bibelkommentar

Gerade in der grie Welt mit ihrer Geringschätzung der körperlichen Arbeit lag es Paulus ernst daran, daß die Glieder der Gemeinde Jesu ihr eigenes Brot essen und daß die helfende Liebe wirklich auf die „Schwachen“ beschränkt blieb. Auch hier war wichtiger als alle Lehren und Mahnungen das eigene Beispiel. Und es war ein mächtiges Beispiel, wenn der Leiter der großen, arbeitsreichen Mission keinen Unterhalt von der Gemeinde annahm, sondern mit seinen Gefährten durch Handarbeit selbst das Nötigste erwarb. Wer konnte dann noch die christliche Wohltätigkeit mißbrauchen, ohne sich schämen zu müssen (- Paulus hat dabei immer anerkannt, daß grundsätzlich der fleißige Verkünder des Evangeliums seinen Unterhalt von der Gemeinde empfangen darf. „So hat auch der Herr befohlen, daß, die das Evangelium verkündigen, sollen sich vom Evangelium nähren“ (1 Ko 9, 14). Es ist ein besonderer „Ruhm“, wenn er es anders macht. Es mußte freilich vor seinem Beispiel jeder Verkünder, jeder Älteste von Ephesus sich prüfen, ob er nicht an diesem „Ruhm“ selber Anteil haben sollte. Die Lage für den heutigen Boten Jesu unter den modernen Arbeits- und Lebensbedingungen ist eine andere; sie ändert sich vollends, wenn der Bote für eine ganze Familie zu sorgen hat. Und doch kann auch für uns die Zeit kommen, in der das Vorbild des Paulus wieder maßgebend und hilfreich sein wird. -) ? Wir wollen es vor uns sehen, wie ein Paulus hier seine Hände hochhebt – „diese meine Hände“ – und sie allen als harte Arbeitshände zeigt.
„Mit allem habe ich euch gezeigt, daß man so arbeitend sich der Schwachen annehmen muß.“ Paulus fügt dabei ein Wort des Herrn dazu, das uns sonst nicht überliefert ist (- Auch 1 Th 4, 15 zeigt uns, daß Paulus Worte Jesu kannte, die wir in unserem Evangelium nicht finden. Wenn gerade Lukas ein solches Wort hier bringt, sehen wir, wie wenig er meinte in seinem Evangelium alles aufgezeichnet zu haben. -) : „Selig ist mehr das Geben als das Nehmen.“ Es wird mit diesem Wort nicht geleugnet, daß auch das Nehmen eine selige Sache sein kann. Der Schwache darf sich fröhlich helfen lassen und die Kunst des dankbaren Nehmens üben. Ist doch das Nehmen die Grundhaltung, die wir alle Gott gegenüber einnehmen müssen. Aber der angstvolle Egoist in uns darf es sehen, daß das „Geben“ nicht eine abgerungene Pflicht, sondern eine „selige“ Sache ist, noch „seliger als das Empfangen“. Hier dürfen wir „Nachahmer“ des gebenden Gottes sein.

Wuppertaler Studienbibel

Selbst als er arbeitete, um seine eigenen Bedürfnisse zu stillen, erübrigte er immer noch etwas von dem, was er verdiente, um anderen zu helfen und sie zu unterstützen, wie er sie hier verpflichtet zu tun (Vers 35): „In allem habe ich euch gezeigt, dass man so arbeiten und sich der Schwachen annehmen soll.“ Manche verstehen dies so, dass es sich darauf bezieht, den Glauben von schwachen Gläubigen zu stützen, indem man ihre Vorurteile gegen das Christentum ausräumt. Ich verstehe es jedoch so, dass es sich auf die Hilfe der Ältesten zur Unterstützung für die Kranken und Armen und diejenigen bezieht, die nicht arbeiten konnten, denn das stimmt mit dem Aufruf von Paulus an anderer Stelle überein: „sondern bemühe sich vielmehr, mit den Händen etwas Gutes zu erarbeiten, damit er dem Bedürftigen etwas zu geben habe“ (Eph 4,28). Wir müssen nicht nur in einer ehrlichen Arbeit arbeiten, um zu leben, sondern auch, um zu geben. Das könnte als hartes Wort erscheinen und deshalb unterstützte es Paulus mit einem Ausspruch unseres Meisters. Es ist ein vorzüglicher Ausspruch, der etwas paradox ist: „Geben ist glückseliger als Nehmen!“ Es ist glückseliger, anderen zu geben, als von anderen zu bekommen, nicht nur glückseliger, reich und damit auf der Seite des Gebenden zu sein, als arm und damit auf der empfangenden Seite zu sein – das gesteht jeder ein –, sondern auch glückseliger, mit dem Gutes zu tun, was wir haben, ob es viel oder wenig ist, als es zu vergrößern und zu mehren. Die Haltung der Kinder dieser Welt ist das Gegenteil davon; sie haben Angst zu geben. Sie leben in der Hoffnung zu bekommen. Für sie ist es der größtmögliche Segen, einen deutlichen Gewinn zu machen. Doch Christus sagt: „Geben ist glückseliger als Nehmen!“ Es macht uns Gott ähnlicher, der jedem gibt und von niemandem nimmt, und mehr wie den Herrn Jesus, der „umherzog und Gutes tat“ (Apg 10,38). Es ist glückseliger, sich anzustrengen, als den Lohn dafür zu bekommen. Es ist wohltuender, denen Gutes zu tun, die dankbar sind, doch es ist ehrenwerter, denen Gutes zu tun, die undankbar sind, denn dann ist Gott unser Zahlmeister.

Der neue Matthew Henry Kommentar

Ach, warum sollte ich arbeiten, wenn ich auch von Spenden leben kann? Weil es Jehovah so verlangt!
Und ehrlich: als noch Bücher und Zeitschriften gedruckt wurden, entstanden ja auch wirkliche Kosten – da mußte das Papier, die Druckfarbe und der Strom bezahlt werden. Aber wer heute über einen Server Videos oder pdfs verteilt – der hat in relation gesehen, doch „keine Kosten“ – schau auf einer guten Seite, was heute Server kosten – das hält sich echt in Grenzen! Also warum das ständige „Spende jetzt! – morgen könnte zu spät sein“ ??
Warum Paulus das so sah – Siehe auch meinen alten Beitrag hier: geistige Arbeit?

wenn Jesus, der Herr, für alle sichtbar erscheinen wird

ein offenbares Zeichen (O. ein Beweis) des gerechten Gerichts Gottes, daß ihr würdig geachtet werdet (O. werden sollt) des Reiches Gottes, um dessentwillen ihr auch leidet: wenn es anders bei Gott gerecht ist, Drangsal zu vergelten denen, die euch bedrängen, und euch, die ihr bedrängt werdet, Ruhe mit uns bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel, mit den Engeln seiner Macht,
Elberfelder 1871 – 2.Thess 1,5–7

Diese Verfolgungen erinnern euch daran, dass Gott ein gerechtes Gericht halten und euch ehrenvoll in seine neue Welt (- Wörtlich in die Königsherrschaft Gottes -) aufnehmen wird, für die ihr ja leidet.   (- Röm 12,19; Offb 18,6 -) Denn es entspricht der Gerechtigkeit Gottes, dass er die, die euch Leiden bereiten, selbst leiden lässt (- Mt 25,31 S; 1 Thess 4,16–17 -) und dass er euch, die ihr jetzt leiden müsst, mit uns zusammen von allen Leiden befreit.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 2.Thess 1,5–7

Das mit der Verfolgung ist übrigens ein gutes Zeichen. Dadran könnt ihr erkennen, dass ihr richtig liegt. Gott wird euch die Eintrittskarte für sein Land in die Hand drücken. Darum müsst ihr durch diese ätzenden Sachen jetzt durch. Gott ist gerecht. Er wird jedem mal die Rechnung präsentieren, der euch jetzt wegen eurem Glauben Probleme macht. Aber wartet ab, Leute! Damit wird Schluss sein, wenn Jesus wiederkommt! Er wird sich dann als der große Chef zeigen. Begleitet von ein paar powervollen Engeln wird er aus dem Himmel kommen, und dann werdet ihr bei ihm richtig ausruhen können.
VolxBibel – 2.Thessalonicher 1:5–7

Wie? Ich soll bereit sein, für meinen Glauben an Christus mich verfolgen zu lassen? Nur um dann irgendwann mal, „erquickende Ruhe“ gewährt zu bekommen? Warum denn nicht HEUTE schon „erquickende Ruhe“??
Wir können nicht wissen, wer heute bereit ist, für seinen Glauben sich verfolgen zu lassen? Doch! Unser Lebensweg zeigt, wie wir uns entschieden haben – und es gibt nur ein „entweder oder“ !! Denn Jehovah möchte eine persönliche Beziehung – und niemals nur ein religiöses Gefühl.

Religion
(lat. religio = Verpflichtung, Scheu, Gottesverehrung) Oberbegriff für alle Vorstellungen, Einstellungen und Handlungen gegenüber einer göttlichen Macht, auch als → Gott bzw. Götter, Geister, das → Heilige u. ä. bezeichnet. Jede Religion basiert auf der Erfahrung des Menschen, abhängig zu sein. In der Ausrichtung auf etwas „Überweltliches“ kann der einzelne Mensch in allen Schwierigkeiten Trost und Hilfe erfahren, weil er sich von etwas Größerem getragen weiß.

Kleines Lexikon zum Christentum

Eben – der Begriff Religion hat nichts mit einer persönlichem Verhältnis zu tun.
Bin ich bereit, für mein persönliches Verhältnis zu GOtt auf viele Dinge zu verzichten? Nutze ich meine Zeit um täglich einigige Minuten mit dem Lesen der Bibel zu verbringen?

»Ein offenbares Zeichen« ( endeigma ) kommt ausschließlich hier in der Schrift vor, aber es gibt ein verwandtes Wort ( endeixis ) in einer parallelen Stelle in Phil 1,28. Es bedeutet einen offensichtlichen und eindeutigen Beweis »des gerechten Gerichts Gottes«. Der Vers bezieht sich auf das Vorhergehende in V. 4, doch erhebt sich dabei die Frage, was nun genau in V. 4 (als deutlicher, offener Beweis) das gerechte Gericht Gottes zeigt. In diesem Zusammenhang wurde auf zwei Faktoren hingewiesen, den »ausharrenden Glauben« der Thessalonicher einerseits, und die »Verfolgungen und Drangsale« andererseits. Des weiteren ist zu fragen, ob der Ausdruck hier im Nominativ steht (und sich damit auf sämtliche vorausgehenden Wörter bezieht) oder im Akkusativ (dann wäre, wie in Röm 12,1; 1.Tim 2,6 der Bezug streng auf den unmittelbar vorausgehenden Satzteil mit seinem Zeitwort beschränkt). Die Gelehrten neigen im Großen und Ganzen zu letzterer Auffassung und meinen, daß mit dem »offenbaren Zeichen« allein das Ausharren der Gläubigen gemeint ist; diese Auffassung aber ignoriert das ganze Argument des Textzusammenhangs, daß Gott sowohl Gutes als auch Böses vergilt (siehe Röm 2,4-10). Deshalb folgern wir, daß die einleitende Aussage von V. 5 die Erklärung eines Grundsatzes einführt, daß sowohl die Verfolgung der Heiligen als auch das treue Ausharren unter diesen Verfolgungen, jedes auf seine Weise, die Gerechtigkeit vom Gericht Gottes erweist. Was die Verfolger betrifft, so ist Gottes geduldige Langmut ohne Hast und die majestätische Ruhe Seiner Bewegungen in der Geschichte in sich selbst schon ein Beweis Seiner gerechten Eigenschaften im Gericht. In der Tat legt die Rettung einiger der Verfolger, und nicht zuletzt die von Paulus selbst, Zeugnis davon ab. Aber für die Unbußfertigen ist das Gericht so gewiß wie gerecht, und die Umstände dieses Gerichts werden in dem nachfolgenden Einschub (V. 6-10) genannt.
Was kann nun über die Anwendung des gerechten Gerichts Gottes auf die Situation der leidenden und doch ausharrenden Gläubigen gesagt werden? Zuerst ist da die tatsächliche Erfahrung, zum Ausharren fähig zu sein, denn der Ausdruck »würdig geachtet werden« ( kataxioô ) weist nicht auf persönliches Verdienst und nicht einmal auf ein »würdiggemacht – werden« hin, sondern ist vielmehr »für würdig erachtet« wie in Apg 5,41 (»gewürdigt werden«), ähnlich dem Ausdruck »für gerecht gerechnet werden«.
Das Umstandswort eis (zu, im Hinblick auf) drückt den Gedanken aus »im Blick auf dieses Ziel« (nämlich das Reich Gottes).
So sollten die thessalonischen Gläubigen (es wird nicht gesagt, daß sie es bereits taten) also ihren ausharrenden Glauben in ihren Verfolgungen als Zeichen des gerechten Gerichts Gottes ansehen, insofern als die Kraft zum Durchhalten nicht ihr eigenes Verdienst war, sondern von Ihm kam und ihnen mit dem Ziel gegeben wurde, daß sie durch Leiden (denn so wird das Königreich erlangt, 1.Thess 3,3; vgl. Apg 14,22) als des Königreichs würdig erklärt werden könnten. Beachten wir, daß hier nicht steht »würdig des Himmels«.
Dies bedeutet nicht, daß sie vor Gott angenommen werden würden, weil sie die Verfolgungen erduldet hatten; jegliche Annahme erfolgt aus Gnade und nicht aus Werken. Die Gnade ließ sie leiden, die Gnade erhielt sie im Leiden aufrecht (Phil 1,29) und allein die Gnade konnte sie für würdig erachten; aber, wie Mt 5,10.12 erklärt, besteht ein Unterschied zwischen dem Gehören zum Königreich und dem Empfangen von Lohn, ebenso, wie es eine Sache ist, zum Teilhaber am Erbe gemacht zu sein (Kol 1,12), was das Teil jedes Gläubigen ist, und eine ganz a n d e r e, ob man aufgrund treuen Dienstes für den Herrn die Vergeltung des Erbes empfängt (Kol 3,24). Mit Ihm gestorben zu sein, bedeutet mit Ihm zu leben, aber diesen Heiligen wird der weitere Gedanke vorgestellt, daß, wenn sie litten (ausharrten), sie auch mit Ihm herrschen würden. Siehe 2.Tim 2,11.12. Das Königreich war noch nicht offenbar, aber diejenigen, die im Blick auf dieses Leiden erduldeten, sollten wissen, daß es nicht nur hinsichtlich seiner Drangsale etwas Gegenwärtiges war, sondern daß es auch hinsichtlich seiner Gnade, seiner Kraft, seinen Grundsätzen der Gerechtigkeit jetzt schon wirksam war, und zwar mit dem Blick auf zukünftige Vergeltung und Belohnung bei seiner sichtbaren Offenbarung.
Hyper (»um dessentwillen«) weist daraufhin, daß sie ihre Leiden im Zusammenhang mit dem Königreich sehen sollten, denn, wie Ellicott sagt, ist »die Verbindung zwischen heiligem Leiden und zukünftiger Segnung äußerst eng und unauflöslich« (siehe Apg 14,22). So hat Paulus in von Gott inspirierter Weisheit den Grund ihres Zweifels umgewandelt in den sicheren Beweis dafür, daß Gott ihnen Güte erweisen wollte.
Vers 6
Der Apostel beginnt nun mit einem Abschnitt (V. 6-10), der einen gewissen Einschub darstellt. Er beschäftigt sich mit Aspekten des gerechten Gerichts Gottes, die der natürliche Verstand vielleicht als eingängiger für die Leidenden betrachten könnte. Zuerst wendet er sich der anderen Seite zu, nämlich den Verursachern der Leiden, denn es ist ein elementarer und allgemein akzeptierter Grundsatz, daß Gerechtigkeit solche bestrafen muß. Oft erleben wir, wie die Folgen des Bösen schon in diesem Leben empfangen werden, denn es wird zurecht gesagt, daß Vergeltung die andere Hälfte der Sünde ist. Aber ob es nun im konkreten Fall so ist oder nicht, das Austeilen gerechter Vergeltung ist unausweichlich.
Ebenso wie Er Drangsale zum letzendlich Guten der Bedrängten verwendet (V. 5), so ist Gottes Gerechtigkeit auch darin ausgewogen, daß auch die Verfolger ihre Vergeltung empfangen werden, und sie wissen es (Phil 1,28). Wir können nicht sicher sagen, welche Auswirkung Stephanus‘ Erdulden des Leidens und der Verfolgung auf Paulus hatte, noch die letztendliche Einstellung eines Nero oder Pilatus gegenüber ihren Taten. Aber wir haben das Zeugnis, daß Leiden seinen Eindruck hinterläßt; dafür gibt es reichlich Beweise in der Schrift und in unserer eigenen Erfahrung.
»Wenn anders« ( eiper ) zeigt, wie Paulus sein Argument rhetorisch kraftvoll darlegt, indem er es als Frage stellt, auf die es nur eine bejahende Antwort geben kann. Niemand kann an der Tatsache herumkritisieren, daß die Verfolger das Gericht treffen muß. Einige haben eingewandt, daß eine derart leicht eingängige Hypothese unwürdig und kaum christlich sei, und gingen manchmal sogar so weit, dies als eine nachträgliche Einfügung in den Text anzusehen. Aber die Aussage hier ist Teil eines ausgewogenen Arguments, wobei der weniger eingängige Aspekt zuerst genannt wird (V. 5). Nun kommt der Apostel – mit einem absichtlichen Understatement, um den Hörer zu gewinnen, wie es der jüdischen Argumentationsweise entspricht – mit einem Argument, das für die ehemaligen Juden unter den Versammlungsgliedern sofort einsichtig und annehmbar ist und gleichzeitig ein Gegenargument gegen jeden feindlichen jüdischen Einfluß darstellt. Doch macht er seinen Punkt nicht auf Kosten der Wahrheit, wie es die Menschen oft tun, wenn sie eine Auffassung durchsetzen wollen, ganz im Gegenteil: er legt eine gerechte Grundlage für eine vernunftgemäße Annahme der in den folgenden Versen dargelegten Sache. Seine Aussage könnten wir wiedergeben als: »Wird es akzeptiert, daß es für Gott eine gerechte Sache ist, die mit Leiden zu bestrafen, die anderen Leiden zufügen?«
»Drangsal« ist das gleiche Wort wie in V. 4. »Bei Gott« ( para theou ) enthält den Gedanken örtlicher Nähe und vermittelt den Eindruck, daß der Bedränger direkt vor Gott zitiert wird. »Vergelten« ( antapodidômi ) bedeutet »erstatten, entrichten, zurückzahlen«; siehe 1.Thess 3,9 wo es im guten Sinn verwendet wird. Der Ausdruck »Drangsal (oder Bedrängnis) denen, die euch bedrängen« ( tois thlibousin hymas thlipsin ) vermittelt den ernsten Gedanken des »Maß für Maß« in Gottes gerechtem Handeln (siehe Röm 2,5).
Vers 7
Paulus wendet sich wiederum der Sache der Leidenden zu. Das hier verwendete Wort für »Ruhe« ( anesis ) gebraucht er an anderen Stellen für das Gegenteil von Drangsal. Es beschreibt ein Ackerfeld, für das nach Jahren der Bearbeitung eine Zeit der Brache gekommen ist, das Lösen der Spannung einer Bogensehne und Erholung von Anstrengung (zum Gebrauch siehe 2.Kor 2,13; 7,5; 8,13). Hier spricht es von Erholung von Leiden. Beachten wir, daß die Ruhe »mit uns« ist, den Schreibern, denn nicht alle leiden Drangsal. Diese liebliche Bemerkung hat die Heiligen sicher ermutigt, da Paulus damit andeutet, daß er und seine Gefährten ebenfalls unter Druck standen, und daß sie darunter aushielten aufgrund der Gewißheit zukünftiger Ruhe, des Preises, den er ihnen jetzt vorstellt, während er bereits damit beginnt (da ihr Denken nun umso empfänglicher geworden ist), ihre falsche Auffassung über den Tag des Gerichts zu berichtigen. Das erwähnte Ereignis, »die Offenbarung ( apokalypsis ) des Herrn Jesus vom Himmel«, ist Sein Erscheinen in Macht und großer Herrlichkeit, nicht die Entrückung, die Wiederkunft des Herrn auf die Erde, nicht Sein Kommen in die Luft (siehe die Anhänge über Entrückung, Parusie, Erscheinung, Apokalypsis). Von dieser Erscheinung wird (u.a. Schriftstellen) gesprochen in Dan 2,34.35; Sach 14; Mt 24,27; 26,64; Mk 13,26; Lk 21,27; Offb 19,11-16.
Das Argument hier ist nicht, daß die Erscheinung ( apokalypsis ) des Herrn Jesus ausschließlich als Ursache ihrer Ruhe oder Erholung gesehen werden sollte, denn ihre Erwähnung in diesem Zusammenhang ist gewissermaßen en passant und parenthetisch, da der Apostel das Thema des gerechten Gerichts Gottes behandelt. Es könnte nämlich auch darauf hingewiesen werden, daß die Ruhe für die zur Gemeinde gehörigen Heiligen mit der Entrückung beginnt; jedoch vermeidet es der Heilige Geist sorgfältig, dieses herrliche Geschehen als Anlaß der Ruhe für die Heiligen zu zeichnen, sondern hält ihnen beständig einen zentralen Gegenstand vor Augen: den Herrn selbst. Die Erwähnung der Ruhe bei der Erscheinung soll illustrieren, daß dieses Ereignis mit solch schrecklichen Folgen für ihre Verfolger verbunden ist; für sie aber, die Opfer, birgt es keinerlei Schrecken mehr, denn ihr Teil ist dann die Ruhe.
Wenn wir das gesagt haben, müssen wir uns jedoch auch vor Augen halten, daß dieser Brief – gemeinsam mit allen zweiten Briefen – auch auf die Umstände von Heiligen am Ende der Zeit nach der Entrückung der Gemeinde anzuwenden ist, welche in der Drangsal schreckliche Verfolgung erleiden müssen. Sie werden die Erscheinung – während sie noch rufen »wie lange?« – tatsächlich freudig als Befreiung von ihren Drangsalen begrüßen. Welch segensreiche Tröstung und Ermutigung wird dieser Brief dann in jenen schrecklichen Tagen der Verfolgung und des Martyriums sein.
Jedoch ist der anschließend weitergeführte Hauptgedanke der der Vergeltung gegenüber den Verfolgern, und in dieser Verbindung deutet der wörtliche Sinn des Ausdrucks »in ( en ) der Offenbarung Jesu Christi« an, daß die Vergeltung bei und mit dem Geschehen Seines Offenbarwerdens ausgeübt werden wird, wie der folgende Vers auch zeigt.
Der ehrfurchtgebietende Ausdruck »mit den Engeln seiner Macht« zeigt, daß Er durch sie Seine Macht ausübt. Die Macht ist Sein, und die Engel sind Werkzeuge seiner Macht, ebenso wie in V. 10 die Heiligen Werkzeuge Seiner Herrlichkeit sind.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Mit V. 5 wandelt sich der Dank zu einem lehrhaften Abschnitt über Gottes gerechte Vergeltung im Gericht.
Die über die Thessalonicher ergehende Verfolgung »ist ein Anzeichen des gerechten Gerichtes Gottes«. In der Regel sehen die Ausleger in dem »Gericht« das zukünftige, das allerdings bereits in die Gegenwart hineinragt. Das gegenwärtige Leiden wird im Jüngsten Gericht einen entsprechenden Ausgleich erfahren. Wird »Gericht« im Sinne eines gegenwärtigen Richtens Gottes verstanden, so ist der Sinn der: Durch die Verfolgung werden die Gemeindeglieder beurteilt und des Reiches Gottes für würdig befunden. Ähnliche Abschnitte begegnen uns in 1. Petr 4,17–19 und Phil 1,27–29. Auch dort ist das Ertragen der Verfolgung ein Anzeichen der Verdammnis für die Verfolger wie auch der Errettung für die Verfolgten.
Das kommende »Reich Gottes« (vgl. 1. Thes 2,12) kann nicht verdient werden, auch nicht durch das Leiden. Die »Würdigung« ist ein passiver Vorgang, der nur von Gott ausgehen kann. Zwar eröffnet die Beständigkeit in der Verfolgung den Zugang zum Reich Gottes. Doch ist dies einmal mehr Geschenk der Treue Gottes, aus der aller Glaube lebt.
Paulus spricht nicht vom Leiden insgesamt, sondern vom Leiden für das Reich Gottes. Dieses spezielle Leiden gewinnt die Herrlichkeit bei Gott. Dies ist nicht im Sinne der Werkgerechtigkeit zu verstehen, sondern betont schlicht die Verbindung zwischen gegenwärtigem Leiden und künftigem Reich. Der Weg zum Reich Gottes ist grundsätzlich und in aller Regel mit Bedrängnissen und Leiden verbunden: Apg 14,22; 1. Thes 3,3.
Vers 6
Die Grundlage für diese Ausführungen liegt in einer unerschütterlichen Gewißheit in V. 6f.: »so gewiß von Gott euern Bedrängern gerechte Bedrängnis vergolten wird«. Dies wird von Paulus lediglich festgestellt, ohne daß dafür eine Begründung erforderlich wäre. Gott wird entsprechend des Grundsatzes der Gerechtigkeit handeln und Verfolgung vergelten. Das Wortspiel »den Bedrängern Bedrängnis vergelten«, ruft das Gesetz der angemessenen Vergeltung nachdrücklich in Erinnerung: Auge um Auge, Zahn um Zahn (2. Mose 21,24).
Hervorzuheben ist, daß Vergeltung nicht Sache des Glaubenden, sondern ausschließlich Gottes sein kann. Für den Christen gilt die Aufforderung, Verfolgung mit Segnen, nicht aber mit Fluchen zu vergelten, das Böse mit Gutem zu überwinden. Die Freiheit zu solcher Handlungsweise beruht in der Freiheit vom Gesetz der Vergeltung, das jedoch von Gott angewandt wird (Röm 12,14–21). Nur vordergründiges Denken wird in Gottes Liebe und Gottes Gerechtigkeit zwei sich gegenseitig ausschließende Eigenschaften Gottes sehen wollen. Indem Gott seine Gerechtigkeit ausübt, geschieht sein guter Wille, bestätigt sich seine Wahrheit, erweist sich seine Liebe. Auch wenn dies dem menschlichen Denken verborgen bleibt, weiß der Glaube um die unlösbare Zusammengehörigkeit von Gottes Liebe und Gerechtigkeit.
Vers 7
Der Blick auf die Verfolger wird von dem Hinweis auf das Geschick der Verfolgten abgelöst: »euch aber als den Bedrängten Ruhe, zusammen mit uns, bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel mit den Engeln seiner Macht«.
Von fehlender »Ruhe« spricht Paulus in 2. Kor 2,13 und 7,5 (vgl. auch 8,13); der Grund dafür ist Ungewißheit, sowie Bedrängnis von innen und außen. Ruhe ist daher weder Untätigkeit noch Belohnung für vorausgegangene Mühen, sondern die Befreiung vom Leiden, nach der sich die Verfolgten ausstrecken.
Da nicht nur die Gemeinde, sondern vor allem auch Paulus und seine Mitarbeiter selbst vielerlei Bedrängnisse zu ertragen haben (3,2; 1. Thes 2,15; 3,7 u.ö.), verbindet sich die Erwartung der Gemeinde mit der des Apostels: »zusammen mit uns«.
Der Gott, von dem Paulus hier spricht, hat sich in Jesus Christus offenbart. So hängt die doppelseitige Vergeltung, die Gott durchführen wird, eng mit der Wiederkunft Jesu Christi zusammen. Die Sprache in V. 7b–10 trägt liturgischen Charakter mit vielfältigen atl. Bezügen, so daß vermutet wurde, Paulus könnte hier ein bereits vorliegendes Lied eingefügt haben. Da diese Annahme jedoch nicht zwingend ist, kann davon ausgegangen werden, daß der Apostel selbst diese Verse komponiert hat.
»Bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel« gibt den Zeitpunkt der göttlichen Vollendung an. Hier wird das für die Wiederkunft seltenere Wort »Offenbarung« (griech. »apokalypsis«) gebraucht (in demselben Sinne 1. Kor 1,7; vgl. Röm 2,5,dazu 1. Petr 1,7.13; 4,13; das dazugehörige Verb findet sich außerdem in 2. Thes 2,3.6.8; Röm 8,18; 1. Kor 3,13,sowie Lk 17,30; 1. Petr 1,5; 5,1). Dann wird »enthüllt«, d.h. es wird der Vorhang vor dem bisher verborgenen Tun Gottes weggezogen und Jesus als der »Herr« und Richter allen bekannt.
Dieser »Herr« wird in dreifacher Weise näher beschrieben:
Er kommt »vom Himmel«, »mit den Engeln seiner Macht«, »in flammendem Feuer«.
Wenn Jesus »vom Himmel« kommt, so wird damit nicht nur auf seinen Platz zur Rechten des Vaters, sondern zugleich auf seine göttliche Autorität verwiesen (vgl. 1. Thes 4,16).
Die »Engel seiner Macht« sind Teil des göttlichen Hofstaates (Sach 14,5; vgl. die Auslegung von 1. Thes 3,13). Der Sinn kann sein: »Die Engel, durch die er seine Macht ausübt bzw. die zu seiner Macht gehören«, oder: »Die mächtigen Engel bzw. die Machtengel« (als Bezeichnung einer speziellen Engelgruppe). Auch in Mk 13,26 wird die Wiederkunft Jesu mit dem Hinweis auf seine Macht verbunden (mit Zitat aus Dan 7,13f.).

Edition C Bibelkommentar

Die Bedrückung der Gemeinde dauert noch fort; aber sie wird durch sie gestärkt. Ihre Zuversicht zu Gott wird immer fester, ihre Liebe immer kräftiger. Jeder einzelne wird von der Gemeinschaft umfasst, die zwischen ihnen besteht; keiner bleibt unbeachtet und ist mit der Gemeinde nur locker verbunden. Jeder arbeitet tätig und gebend am Wohl aller mit. Paulus spricht darum von den Thessalonichern in der korinthischen und den benachbarten Gemeinden mit großer Freude. Die Art, wie sie ihren Kampf durchfechten, dient auch denen, die ihnen das Wort Jesu brachten, zum Ruhm. Dadurch wird sichtbar, dass Gott durch ein gerechtes Urteil den Erfolg der Verkündigung Jesu angeordnet hat. Die, die er in die Christenheit führt, hat er für würdig erklärt, dass sein königliches Werk für sie geschehe und seine ewige Gnade sich an ihnen offenbare. Dieses Urteil ist dadurch als gerecht erwiesen, dass sie um Gottes willen leiden. Gott hat also durch seine Berufung die zu sich gezogen, die ihn über alles schätzen, ihn mit ganzer Seele lieben, seiner Gnade danken und sie mit Ernst bewahren. Andere blieben nach Gottes gerechtem Entscheid draußen, wie wieder durch das seitherige Geschehen offenbar wurde; denn sie toben gegen das Wort Jesu und wollen die Gemeinde mit Gewalt zerstören. Paulus erklärt nun noch deutlicher, wie sich in dem Erleben der Thessalonicher die Gerechtigkeit Gottes zeigt.
Die Glaubenden werden es erleben, dass Gott sich an ihnen als der vollkommene Verwalter des Rechts bewährt. Auch Paulus wartet unter der Anstrengung seiner Arbeit auf die Ruhe, die Gott ihm nach derselben Gerechtigkeit schaffen wird, mit der er die Thessalonicher tröstet; dann werden sie miteinander in derselben Erquickung vereint sein, mit der ihrer beider Kampf sein herrliches Ende erlangt. Wann geschieht dies?
Wenn Jesus wieder offenbar wird, erhalten die Verfolgten und die Verfolger ihren Lohn, weil er darin das richterliche Amt verwaltet. Da er vom Himmel kommt, ist er der Herrscher über alle, die auf Erden sind; er kommt mit dem himmlischen Heer, das seinen Willen vollführt, und Feuer ist das Mitte!, durch das er wegtut, was aus der Welt verschwinden muss. Die Schuld, die er straft, ist die Unkenntnis Gottes. In der Welt Gottes kann nur der leben, der ihn kennt und für ihn lebt. Der Mensch soll Gott nicht verdecken, sondern offenbaren, nicht leugnen, sondern bezeugen. Die Geschiedenheit von Gott wird im Widerstand gegen das Wort Jesu offenbar. Dazu kommt es nur, wenn der Mensch sich Gott verdeckt. So verhalten sich aber die, die in Thessalonicher gern die Gemeinde zerstören würden. Wie der Glaube, der das Wort Jesu annimmt, Gehorsam ist, so ist die Feindschaft, die es bekämpft, Ungehorsam und darum Schuld. Die ihr gesetzte Strafe ist der Untergang, den Paulus ewig heißt, weil dann das endgültige Urteil ausgesprochen wird, auf das keine Vergebung folgt. Ob daraus ein dauernder Zustand der Fesselung und des Todes folgt oder ob der Untergang die völlige Vernichtung schafft, davon spricht Paulus nicht. Mit solchen Fragen, die das menschliche Denkvermögen völlig übersteigen, hat Paulus sich nie beladen. Er spricht nur aus, dass dann der Vollzug des Rechts alles trifft, was wir Menschen sind. Hier wird Tod oder Leben erlangt, endgültiger Tod, der uns für immer zerstört, wie endgültiges Leben, das uns für immer lebendig macht.
Christus kommt aber nicht nur dazu, um mit göttlicher Strafgewalt an denen, die sich Gott widersetzen, das Recht zu vollstrecken, sondern auch, um seine Herrlichkeit zu offenbaren. Er macht sie dadurch sichtbar, dass er seine Gemeinde, die ihm durch den Glauben verbunden ist, verherrlicht und erhöht. In das, was er ihr gibt, setzt er seine eigene Verherrlichung. Das kann die Thessalonicher auch in der Verfolgung fest und froh machen. Zur erhabenen Größe des Ziels kann nicht ein kleiner, armseliger Anfang führen. Um des Ziels willen ist es gerecht, dass die Thessalonicher jede Entsagung auf sich nehmen und jeden Kampf bestehen; sie gehören ja zu denen, an denen Christus seine Herrlichkeit offenbaren wird. Gehören sie wirklich zu ihnen? Darauf gibt der letzte Satz Antwort. Für die Glaubenden tritt Christus ein; der Glaube ist aber den Thessalonichern bekannt. Das Zeugnis kam durch Paulus zu ihnen, und der Glaube, der zum Zeugnis gehört, entstand in ihnen. Das Zeugnis wurde ihnen als Wahrheit erkennbar; es gab ihnen Gewissheit und machte sie Christus Untertan.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Wir können also schon heute an uns und unseren Freunden ablesen, ob wir zu Jehovah ein persönliches Verhätnis aufgebaut haben, oder nur Mitläufer in einem religiösen System geworden sind.

Diese Einstellung findet man überall in der Welt. Die Macht der Gewohnheit und die Verbundenheit mit tief verwurzelten Überlieferungen halten Hunderte von Millionen Menschen an Religionssysteme gefesselt, von denen sie wissen, daß sie nicht die Wahrheit lehren oder praktizieren. Willst du zulassen, daß dich diese Gefühle daran hindern, der Wahrheit entsprechend zu handeln? Das ist bestimmt eine gefährliche Fallgrube. Wieso?
In erster Linie deshalb, weil eine solche Einstellung Gott mißfällt.

Erwachet! 22.März1975