Tag: 21. Juni 2024

sterben sterben

Und es legte Gott dem Menschen das Gebot auf: Von jeglichem Baume des Gartens darfst du sehr wohl essen; aber von dem Baume der Erkenntnis dessen, was gut und bös ist, sollst du nicht essen; denn an dem Tage, an welchem du von ihm issest, musst du sterben.
Rabbiner Samson Raphael Hirsch – Genesis 2,16–17

ER, Gott, gebot über den Menschen, sprechend:
Von allen Bäumen des Gartens magst essen du, essen,
aber vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse,
von dem sollst du nicht essen,
denn am Tag, da du von ihm issest, mußt sterben du, sterben.
Buber & Rosenzweig – 1.Mose 2,16–17

Und Jehova Gott gebot dem Menschen und sprach: Wohl magst du von allen Bäumen des Gartens essen; doch von dem Baume der Erkenntniss des Guten und des Bösen — von diesem sollst du nicht essen; denn an welchem Tage du von ihm issest, wirst du des Todes sterben.
van Ess 1858 – 1.Mose 2:16–17

Scheinbar war es nicht Gottes großer Plan, dass der Mensch sterben sollte, falls dieser gehorsam bleiben würde – denn ansonsten wäre die Androhung des Sterbens ja keine Strafe gewesen – oder?

sollst du nicht essen Dieses einzigartige Verbot konfrontiert Adam mit der Herrschaft des Schöpfers über ihn (s. theol. Komm.: Der Bund der Werke; 1.Mose 2).

Reformations-Studien-Bibel

dagegen behauptet eine andere Studienbibel:

zeigt, dass Sterblichkeit von jeher zum Menschenlos gehört (→ 2,7). Der Tod gilt hier nicht als Folge des Sündenfalls (anders in Weish 2,23–24; Röm 5,12; 6,23). Gott hat demnach die in 2,17 angedrohte Todesstrafe nicht vollstreckt, was die kluge Schlange wusste (V. 4). Der Schöpfer gewährt dem schuldigen Menschen trotz Todesdrohung das Leben (so später auch ggü. Kain); das ist ein Erweis göttl. Zuwendung in aller Verschuldung.

Stuttgarter Erklärungsbibel

ganz andere Sicht:

Adam und Eva waren schon in einem Zustand der Sündhaftigkeit, und in ihnen war wegen der Sünde der Same des Todes gepflanzt. In der Frucht dieses Baumes lag offenbar eine Kraft, die das physische Leben unbeschränkt verlängert hätte. Es würde aber für die Menschen tragisch gewesen sein, wenn sie in einem Zustand der Sünde und des nahenden Todes endlos hätten leben müssen. Das wahre Leben ist jetzt der ganzen Menschheit zugänglich gemacht worden, allerdings durch den Tod Christi an einem anderen »Baum« (Apg 5,30; 10,39; 1Petr 2,24). Dieser Baum des Lebens erhält nach Offb 2,7; 22,2 eine noch reichere Bedeutung für den Erlösten in einem ewigen Paradies, das von Gott bereitet ist für Sünder, gerettet durch seine Gnade.

Scofield-Bibel

oder

Der Garten Eden (vgl. Erklärung nach V. 9) ist kein Schlaraffenland: Der Mensch bekommt einen Auftrag. Zugleich gibt ihm Gott ein Gebot, das ihn an seine Grenzen als Geschöpf erinnern soll. Bei Erkenntnis des Guten und Bösen denkt der Hebräer nicht zuerst oder ausschließlich an das sittlich Gute bzw. Verwerfliche. Gut und Böse kann in einem umfassenden Sinn »das Positive und das Negative« bedeuten und steht dann für »alles« (vgl. 24:50; 5Mo 1:39; Zef 1:12). Dann ginge es bei der Frucht des Erkenntnisbaumes um die Teilhabe an der göttlichen Allwissenheit (vgl. 3:22). Wahrscheinlicher ist hier jedoch die Bedeutung »das Nützliche und das Schädliche« (»gut und schlecht« wie in 4Mo 13:19). Es ginge dann um ein begrenztes Wissen, das der Lebensbewältigung dient. Ein solches Wissen würde es dem Menschen erlauben, sein Leben in eigener Regie zu führen und nicht aus der stetigen Verbindung mit dem Schöpfer, der seine Schritte lenkt und ihn davor bewahrt, dass er seine Grenzen überschreitet und sich selbst und seine Umwelt zerstört. So oder so ist die Warnung eindeutig: Leben oder Tod des Menschen entscheiden sich am Gehorsam gegenüber der göttlichen Weisung.

Einführungen und Erklärungen aus der Stuttgarter Erklärungsbibel

wird sicher sterben: Diese nachdrücklichen Worte bestehen aus zwei Formen des Verbs, das „sterben“ bedeutet. Es geht nicht darum, dass der Schuldige auf der Stelle tot umfallen würde, sondern darum, dass es mit Sicherheit geschehen wird – es gibt kein Entrinnen (Hebr. 9,27).

Die Nelson Studienbibel

Aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen. Das negative Bundesgebot war ein Test für den Gehorsam, aber auch ein Test für das Vertrauen des Menschen in Gott – dass Gott besser als Adam wusste, was für den Menschen richtig war. an dem Tag, an dem du davon isst, wirst du gewiss sterben. Der Tod, der hier zum ersten Mal in der Bibel erwähnt wird, war nicht Teil von Gottes ursprünglicher Schöpfung (1,29-31), sondern kam durch die Verletzung von Gottes Gesetz durch Adam (Röm. 5,12).

Die Reformation Heritage KJV Studienbibel

In Vers 16 wird zum ersten Mal im AT das Wort QAwCh , das wichtigste Verb für »gebieten« (»Gebot«), verwendet. Gottes erstes Gebot an den Menschen betraf Leben und Tod, Gut und Böse. So wie bei allen fogenden Geboten Gottes gehörten auch zu diesem ersten Gebot positive Segnungen und negative Warnungen. Alle irdischen Güter und Freuden standen dem Menschen zur Verfügung. Ausgenommen war nur dieser eine verbotene Baum. Die hebräischen Worte in Vers 16-17 beschreiben das Gebot mit strengen Worten: der Mensch konnte völlig frei von all den anderen Früchten essen, aber wenn er von dem verbotenen Baum äße, würde er sicher sterben .
Auch diese erste Lektion muß mit dem Volk Gottes unter Mose in Verbindung gebracht werden. Gott erschuf die Menschen nach einem besonderen Plan und gab ihnen die Fähigkeit zur moralischen Verantwortlichkeit. Er setzte sie in den Garten, damit sie seine gehorsamen Diener sein sollten, warnte sie aber, daß vor ihnen Leben oder Tod läge, was davon abhinge, ob sie dem Gebot Gehorsam leisten würden. 5Mo 30,11-20 macht Israel alle Gebote parallel zu den Motiven in 1Mo 2,8-17 bekannt: Gehorsam gegen Gottes Gebote hat Leben und Segen zur Folge, der Ungehorsam das Elend und den Tod.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Das zweite Mandat Gottes gebietet dem Menschen, sich selbst zu bewahren. Es beginnt mit der großen Freigabe aller Bäume des Gartens. Der Mensch braucht keinen Mangel zu leiden. Er hat Nahrung im Überfluß und soll nichts entbehren. Mit dem Aussprechen des Gebots will Gott dem Menschen nichts vorenthalten. Er will vielmehr sein Geschöpf zu einem vollen und ganzen Menschen machen, der mit ihm, dem lebendigen Gott, reden und umgehen kann. Zu einem vollen und ganzen Menschsein gehört aber ein »Sich-Verhalten zu Gott, das erst durch ein Gebot Gottes ermöglicht wird«. Daran, ob der Mensch Gottes Gebot hält oder nicht, wird Gott das Herz, die Gesinnung des Menschen, erkennena. Deshalb spricht Gott in derselben Form, wie er später die Zehn Gebote erläßt: »Du sollst nicht essen von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen.« Das Gebot ist wie jedes der Zehn Gebote ein göttlicher Indikativ und heißt wörtlich übersetzt: »Du wirst nicht essen.« Der Grund, auf dem die göttliche Anrede der Zehn Gebote steht, ist die Zusage: »Ich bin der Herr, dein Gott.« Das Gebot im Garten Eden gründet in der von Gott gesetzten Tatsache, daß er in ganz direkter, unmittelbarer Rufweite ist. Gott ist bei seinem Menschen und tritt ihm mit einer göttlichen Anrede gegenüber. Dadurch, daß Gott den Menschen anredet, macht er ihn auf seine Grenze aufmerksam. Gott zeigt dem Menschen, daß er Gott ist und der Mensch sein Geschöpf. Adam weiß mit den Begriffen »Gut und Böse« noch nichts anzufangen, er kann das Böse nicht denken, auch nicht den Tod. Aber dadurch, daß Gott ihn anredet, weiß er um seine Grenze. »Er weiß die Grenze nicht als überschreitbare, sonst wüßte er um das Böse, aber er weiß sie als gegebene Gnade seiner Geschöpflichkeit und Freiheit.« Gott versucht den Menschen nicht. Was der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen und der Lebensbaum sind, weiß bisher allein der Schöpfer. Der Mensch lebte damals noch jenseits von Gut und Böse, nämlich aus dem Leben, das von Gott kommt. Das Gebot und der Baum der Erkenntnis machen dem Menschen lediglich seine Grenze als Geschöpf deutlich. Gott wollte, daß der Mensch in Gehorsam und Freiheit mit dieser Grenze lebte. Mit den Begriffen Gut und Böse wies Gott den Menschen »auf die tiefste Entzweiung des menschlichen Lebens in jeder Richtung hin«. Dadurch, daß Gott mit seinem Gebot den Menschen in den vollen Stand des Menschseins setzte, war der Mensch auch im Stande, die Grenze zu überschreiten, indem er nach den Früchten jenes verbotenen Baumes griff. Da Adam immer noch das Leben hatte, brauchte ihm der Baum des Lebens nicht verboten zu werden. Der Baum des Lebens bekommt für den Menschen erst dann eine Bedeutung, nachdem der Baum der Erkenntnis für den Mensehen zum »Todesbaum« geworden war. Das letzte kündigt Gott in seinem Gebot an: »An dem Tage, an dem du von ihm ißt, mußt du des Todes sterben.« Dies bedeutet: wenn du vom Baum der Erkenntnis gegessen hast, wird es dir nie mehr möglich sein, vom Lebensbaum zu essen. Es ist dann völlig ausgeschlossen, daß du je das ewige Leben ererbst, sondern eines Tages wirst du des Todes sterben.
Die harte Formulierung »des Todes sterben« braucht also nicht verstanden zu werden als sofortige Hinrichtung. Der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen ist ein Todesbaum, kein Giftbaum. Auch die Formulierung »an dem Tage« muß nicht bedeuten »an demselben Tage, an dem das Gebot übertreten wird«, sondern die Formulierung kann auch übersetzt werden: »sobald du mir wieder unter die Augen trittst, mußt du sterben«.
Tot-Sein heißt deshalb nicht »die Aufhebung des Geschaffenseins, sondern es heißt vor Gott nicht mehr leben können und doch vor ihm leben müssen, es heißt vor ihm als Geächteter, Verlorener, Verdammter, aber nicht als Nichtseiender stehen«.
Gott wollte, daß der Mensch in vollem Bewußtsein seines Menschseins vor ihm lebte. Deshalb setzte er in die Mitte des Gartens zwei Bäume, die es dem Menschen ermöglichten, voll und ganz Mensch zu sein. Die beiden Bäume in der Mitte des Garten Edens waren »Segensbäume«.

Wuppertaler Studienbibel

Viertens bezeugt das Universum Gott als eine Person. Indem Gott den Menschen nach seinem eigenen Bilde schuf, gab er mehr Aufschluss über sich selbst, als er es an irgendeiner anderen Stelle des gesamten Universums getan hat. Die Engel könnten dies zwar auch bezeugen, doch stellt die Bibel den Menschen in den Vordergrund, den Menschen, den wir alle kennen. Inmitten von allem, was ist, ist etwas Personales – der Mensch. Und dieses personale Wesen legt Zeugnis ab von der Personalität des großen Schöpfers des Alls. Hätte Gott die Schöpfung beim mechanischen Teil des Universums oder bei Pflanzen oder Tieren abgeschlossen, wäre kein derartiges Zeugnis da. Indem er aber den Menschen nach seinem eigenen Bilde schuf, hat der dreieine Gott, bei dem es schon vor der Erschaffung alles anderen Liebe und Kommunikation gab, etwas geschaffen, worin sich seine Persönlichkeit, Kommunikation und Liebe widerspiegeln. Der Mensch ist offen für Kommunikation von Gott, weil er, zum Unterschied von allem Nicht-Menschlichen, nach dem Bilde Gottes gemacht ist. Der Mensch ist ein sprachbegabtes Wesen, und Gott kann sich ihm durch Sprache mitteilen. Der Mensch denkt in logischen Sätzen, und Gott kann sich dem Menschen in sprachlich gefassten logischen Sätzen mitteilen.

So lesen wir zum Beispiel in 1. Mose 2,16–17: „Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Du sollst essen von allen Bäumen des Gartens; aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen sollst du nicht essen; denn welchen Tages du davon issest, musst du unbedingt sterben!“ Hier wird uns gezeigt, dass vor dem Fall Kommunikation zwischen Gott und dem Menschen bestand. Zwischen Gott und dem Menschen herrschte Gemeinschaft, eine Liebesbeziehung. Bemerkenswert ist, dass es sich bei dieser Kommunikation keineswegs um eine inhaltslose erstrangige Erfahrung im Sinne des Existentialismus handelte, sondern um wirkliche, logisch verständliche Kommunikation.

Schaeffer – Genesis in Raum und Zeit: Der Anfang der Biblischen Geschichte und Seine Bedeutung für Unser Welt- und Menschenbild

Genesis 2:17 ‎“Am Tage, an welchem du von ihm issest, mußt du sterben.“ Wohl nur: verfällst du dem Tode; denn sie starben ja in der That nicht sogleich; vielmehr ward infolge der Nichtachtung des göttlichen Verbotes der Tod über sie verhängt. Ist doch der Tod anerkannt auch heute ein noch ungelöstes Problem der Physiologie. Soll doch auch einst, wenn die Menschheit sich erst zur vollen Rückkehr zu Gott durchgearbeitet hat, auch der Tod von der Erde verschwinden (Jesaias 25, 8), und hätte diese Periode für Israel nach der Lehre der Weisen schon mit מתן תורה begonnen, wenn es das göttliche Gesetz mit voller Hingebung erfüllt hätte (5a עיז). — Möglich aber, dass der Ausspruch מות תמות auch sofort in Erfüllung gegangen. Wir finden ja auch sonst, dass an die Stelle der Todesstrafe Verbannung von der Heimat tritt, so beim Kain und dem unvorsätzlichen Totschläger. Verbannung aus der Heimat ist verjüngter Tod, der ja auch nicht eine Vernichtung des Daseins, sondern des Hierseins ist. Und so dürfte die Verbannung des Menschen aus dem Paradiese ein Tod in verjüngtem, gemildertem Maße sein. Wir haben ja keine Vorstellung von dem Leben im ג“ע. Zwischen ihm und der gewöhnlichen Erdwelt mag eine solche Kluft gewesen sein, dass der Übergang aus jenem in diese unserem Scheiden aus dieser Welt nicht unähnlich gewesen sein mag.

Rabbiner Samson Raphael Hirsch – Kommentar auf die Genesis

Gott hatte Adam eine große Ehre und ein großes Privileg zuteil werden lassen, indem er ihn zu seinem Stellvertreter auf der Erde machte (1,28), aber mit dem Privileg kommt auch immer Verantwortung. Dasselbe göttliche Wort, das das Universum ins Leben gerufen hat, drückt auch Gottes Liebe und Willen gegenüber Adam und Eva und ihren Nachkommen aus (Ps. 33:11). Gehorsam gegenüber diesem Wort würde sie in der Sphäre von Gottes Gemeinschaft und Anerkennung halten. Alle Gebote Gottes sind gute Gebote und bringen denen, die sie befolgen, Gutes (Ps 119,39; Spr 6,20-23). „Und seine Gebote sind nicht beschwerlich“ (1. Johannes 5,3).

Gott setzte zwei besondere Bäume in die Mitte des Gartens: den Baum des Lebens und den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse (Gen 2:9, 17; 3:3, 22, 24). Das Essen vom Baum des Lebens würde Unsterblichkeit verleihen (V. 22). Das Essen vom zweiten Baum würde die Erfahrung der Erkenntnis von Gut und Böse bringen, aber auch den Tod (2,17). Da sie noch nie Erfahrungen mit dem Bösen gemacht hatten, waren Adam und Eva wie unschuldige Kinder (5. Mose 1,39; Jes. 7,15-16). Als sie Gott nicht gehorchten, wurden sie ihm ähnlich, indem sie zwischen Gut und Böse unterscheiden konnten; aber sie wurden ihm unähnlich, indem sie ihre Sündlosigkeit verloren und schließlich starben.

Aber warum musste Gott Adam und Eva auf die Probe stellen? Es mag viele Antworten auf diese Frage geben, aber eines ist sicher: Gott wollte, dass die Menschen ihn aus freien Stücken lieben und ihm gehorchen und nicht, weil sie wie Roboter programmiert wurden, die gehorchen müssen. In gewissem Sinne ging Gott ein „Risiko“ ein, als er Adam und Eva nach seinem Ebenbild schuf und ihnen das Privileg gab, selbst zu wählen; aber das ist der Weg, den er für sie vorgesehen hat, damit sie Freiheit und Gehorsam lernen. Es ist eine der grundlegenden Wahrheiten des Lebens, dass Gehorsam Segen bringt und Ungehorsam Gericht.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

Die sechste Bestimmung in 2,16-17a befasst sich mit der menschlichen Ernährung: erlaubte und verbotene Speisen. Vers 16 beginnt mit: Und Gott Jehova gebot dem Menschen und sprach. Das hebräische Wort für befohlen findet sich hier zum ersten Mal, und hier wird zum ersten Mal ein tatsächlicher Befehl erwähnt. Es beginnt mit dem Erlaubten: Von jedem Baum des Gartens darfst du frei essen. Der Mensch sollte sich streng vegetarisch ernähren, und es war ihm erlaubt, von jedem einzelnen Baum des Gartens zu essen. Es gab jedoch ein Verbot, in Vers 17a: Aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen. Der Zweck dieses Verbots war die Prüfung der Anerkennung und Unterwerfung unter den Willen Gottes. Der Mensch sollte nicht annehmen, dass er, weil ihm die Herrschaft über die Erde übertragen wurde, von Gott unabhängig und von Gottes Gesetz ausgenommen sei. Die Frage, die das Verbot aufwirft, lautet: Wird der Mensch, wie Satan, Gottes Herrschaftsrecht ablehnen und sich für unabhängig von Gott erklären? Die Prüfung war nur für die Probezeit gedacht. Der Mensch wurde vollkommen und heilig erschaffen, aber zu diesem Zeitpunkt wurde seine Heiligkeit nicht geprüft. Theologisch gesehen bedeutet dies, dass der Mensch in einem Zustand unbestätigter, kreatürlicher Heiligkeit geschaffen wurde; und ihm wurde die Fähigkeit gegeben, eine gegenteilige Wahl zu treffen, was bedeutet, dass er die Fähigkeit hatte, sich entgegen seiner Natur zu entscheiden, da er zwar vollkommen und heilig geschaffen wurde, aber die Fähigkeit hatte, eine unheilige und unvollkommene Wahl zu treffen. Der Mensch muss sich aus eigener Kraft dafür entscheiden, Gott zu lieben und ihm zu gehorchen. Der Mensch wurde mit der Fähigkeit zu einer gegenteiligen Entscheidung geschaffen. Gott selbst hat diese Fähigkeit nicht. Die Heilige Schrift lehrt, dass die Heiligkeit Gottes so absolut ist, dass er keine Sünde begehen kann; Gott ist nicht fähig zu sündigen. Er hat nicht die Fähigkeit, sich entgegen seiner heiligen Natur zu entscheiden. Aber er hat den Menschen mit dieser Fähigkeit geschaffen, und der Mensch muss sich aus eigener Kraft entscheiden, Gott zu lieben und ihm zu gehorchen. Diese Prüfung war von vorübergehender Dauer. Hätte der Mensch die Prüfung bestanden, wäre seine Heiligkeit bestätigt worden, und er wäre nicht in der Lage gewesen, eine Sünde zu begehen, so wie es auch mit dem Auferstehungsleib der Fall sein wird. Bei der Auferstehung wird die Heiligkeit des Gläubigen bestätigt, und er oder sie wird nicht mehr in der Lage sein zu sündigen. Wenn Adam die Prüfung während der Probezeit bestanden hätte, wäre er in seiner Heiligkeit bestätigt worden und hätte nicht mehr die Fähigkeit zu sündigen. Dieses ganze Szenario wurde bereits von den Engeln erlebt. Alle Engel wurden mit der Fähigkeit geschaffen, eine gegenteilige Entscheidung zu treffen, und sie durchliefen eine Probezeit. Ein Drittel der Engel sündigte, und nun sind sie in ihrer Unheiligkeit und Ungerechtigkeit bestätigt; sie haben nicht die Fähigkeit, rechtschaffen und sündlos zu werden. Zwei Drittel der Engel haben jedoch ihre Prüfung bestanden, und so wurde ihre Heiligkeit bestätigt; sie haben nicht mehr die Fähigkeit, sich für die Sünde zu entscheiden. Aus diesem Grund gibt es in der Bibel keine Engel, die im Laufe der Geschichte fallen. Der Fall der Engel war ein einmaliger Fall. Diejenigen, die fielen, wurden in ihrer Ungerechtigkeit bestätigt, und diejenigen, die nicht fielen, wurden in ihrer Rechtschaffenheit bestätigt. Hätte Adam die Prüfung bestanden, wäre er in seiner Rechtschaffenheit bestätigt worden und hätte rechtschaffene Kinder ohne die Natur der Sünde gezeugt.
Die siebte Bestimmung in Vers 17b betrifft die Strafe für den Ungehorsam, den geistlichen Tod: Denn an dem Tag, an dem du davon isst, wirst du sterben. Nach dieser Aussage sollte der Tod am selben Tag eintreten, an dem der Verstoß begangen wurde. Daher kann sich dies nicht auf den physischen Tod beziehen, da Adam an dem Tag, an dem er von dem Baum aß, nicht physisch starb, sondern geistlich. Geistiger Tod bedeutet „Trennung von Gott“. Die hebräische Form ist eine besondere Konstruktion, mot tamut, bei der dieselbe hebräische Wurzel zweimal zusammen verwendet wird, um sie zu betonen. Wörtlich heißt es: „Sterbend werdet ihr sterben“, aber die Bedeutung ist nachdrücklich: „Ihr werdet sicher sterben“. In dieser Form kommt es vierzehn Mal in der hebräischen Bibel vor: Mose 2,17, 3,4 und 20,7; 1. Samuel 14,44 und 22,16; 1. Könige 2,37 und 2,42; 2. Könige 1,4, 1,6 und 1,16; Jeremia 26,8; und Hesekiel 3,18, 33,8 und 33,14. Es impliziert die Ankündigung eines Todesurteils entweder durch ein göttliches Dekret oder durch ein königliches Dekret. Das ist es, was mit der Erbsünde gemeint ist: An dem Tag, an dem der Mensch von der Frucht isst, wird er geistig sterben; und der geistige Tod wird auf seine Nachkommenschaft übertragen werden. Daher werden die Nachkommen von Adam und Eva geistig tot geboren. Das Judentum glaubt nicht an die Erbsünde oder den geistigen Tod und muss daher diesen Vers auf andere Weise erklären. Die Rabbiner müssen erklären, warum Adam an dem Tag, an dem er die Frucht aß, nicht physisch starb. Eine rabbinische Erklärung für diesen Vers ist, dass der Mensch an diesem Tag sterblich wurde; er würde nicht an diesem Tag sterben, aber er würde an diesem Tag sterblich werden. Die Rabbiner lehren, dass Gott Adam aus Mitleid einen von Gottes Tagen leben ließ, was tausend Jahren entspricht (Ps. 90:4). Adam lebte jedoch nicht tausend Jahre, sondern neunhundertdreißig Jahre. Die Rabbiner erklärten, dass die letzten siebzig Jahre David geschenkt wurden, sonst wäre er tot geboren worden. Eine andere rabbinische Ansicht besagt, dass mit „am Tag“ nur der Wochentag gemeint war; da sie an einem Freitag sündigten, starb Adam nach rabbinischer Tradition an einem Freitag. Eine dritte rabbinische Ansicht besagt, dass Adam nur dann an diesem Tag sterben würde, wenn er nicht bereuen würde, was er aber tat. Dies sind verschiedene Erklärungen, mit denen die Rabbiner versuchen, das Konzept der Erbsünde zu vermeiden. Nimmt man den Text jedoch wörtlich, so ist an dem Tag, an dem Adam gesündigt hat, eine Art Tod eingetreten. Da sie an diesem Tag nicht körperlich starben, starben Adam und Eva offensichtlich geistlich. Die Reaktion von Adam und Eva auf die Stimme Gottes an dem Tag, an dem sie sündigten, zeigt die Tatsache des geistlichen Todes.

Arnold Fruchtenbaum – Genesis