Tag: 26. Juli 2024

Gott hat mich vor euch her geschickt, um Leben zu retten

Und nun, betrübt euch nicht, und lasset es in euren Augen nichts Bekümmerndes sein, dass ihr mich hierher verkauft habet; denn zur Lebenserhaltung hat Gott mich vor euch geschickt.
Rabbiner Samson Raphael Hirsch – Genesis 45,5

Nun aber, grämt euch nimmer!
es entflamme nimmer eure Augen, daß ihr mich hierher verkauft habt!
Buber & Rosenzweig – Genesis 45:5

Aber ihr braucht euch nicht zu fürchten. Macht euch keine Vorwürfe, dass ihr mich hierher verkauft habt, denn Gott wollte es so! Er hat mich vorausgeschickt, um euch zu retten.
Hoffnung für Alle – – 1.Mose 45,5

Genesis 45:5 ‎אל תעצבו, lasset den Gedanken an die Art und Weise, wie ich hierhergekommen, euch nicht die Freude über mein Hiersein, das doch ein Glück ist, trüben, rauben. עצב ist ja das Gefühl eines gezwungenen Entsagens und Verzichtens. Ihr könnt euch ruhig dem freudigen Gefühle des Glückes hingeben. — 1/>בעיגיפם1> אל יחר>, sonst immer חרה ל־, kommt in dieser Verbindung — חרה ein Gemütszustand, עינים ein Verstandesurteil — nur verneinend hier und oben Kap.31, 35 vor, und spricht in beiden Fällen aus, dass das, was dem Gemüte חרה ist, durch Einsicht des Verstandes, בעינים, in einem anderen Lichte erscheinen möge. Eurem Gefühle kann ich nicht auferlegen, dass es euch nicht leid sein soll; denn Unrecht ist Unrecht, und das Gefühl ist ein berechtigtes. Allein euer Verstand soll auch dieses Bewusstsein mildern, dadurch, „dass ihr es mit anderen Augen ansehen“ lernt, so wie er es ja schon längst anders anzuschauen gewöhnt war. Möglich, dass auch das בי nicht: dass, sondern: „denn“ bedeutet: denn ihr habt mich ja hierher verkauft! Ihr seid ja die mittelbare Ursache der großen glücklichen Stellung, in welcher ihr mich jetzt hier findet.

Rabbiner Samson Raphael Hirsch – Kommentar auf die Genesis

Mit einem Gefühlsausbruch gab sich Josef seinen Brüdern zu erkennen. Das (V. 2 ) war nun das dritte von fünf Malen, daß er über seine Brüder geweint hatte ( 1Mo 42,24; 43,30;45,14; 50,17; vgl. 1Mo 50,1 ). Die Brüder waren von der Nachricht wie betäubt und aus Angst, daß Josef sie töten könnte, unfähig zu sprechen. In diesem Abschnitt vervollständigen starke Gefühle, gute geistliche Einsicht und eine Erörterung das Werk der Versöhnung, das bis hierher eine harte Prüfung verlangt hatte. Es war die Aufgabe eines weisen Mannes gewesen, und über einen langen Zeitraum hinweg erfüllte Josef die Aufgabe auf wunderbare Weise.
Josef erklärte, daß Gott ihn souverän nach Ägypten gebracht hatte, um ihre Errettung von der Hungersnot vorzubereiten. Seine Worte bilden eine klassische Aussage über göttliche Führung. Gott hat mich vor euch hergesandt ( 1Mo 45,5 ). Ihr habt mich nicht hergesandt, sondern Gott (V. 8 ; vgl. V. 9 ). Die Sicherheit, daß Gottes Wille, nicht der des Menschen, die Wirklichkeit in jedem Ereignis überwacht, schimmert als Grundlage der Versöhnung hindurch. Zweifellos hatte sich Josef selbst viele Male mit diesem Glaubensgrundsatz getröstet. Der geistliche Mensch kann die Hand Gottes in jedem Ereignis erkennen und ist deshalb in der Lage, denen zu vergeben, die ihm Unrecht tun.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Mose 45,5-8 handelt davon, wie Josef seine Brüder tröstet, wobei sich Vers 5 auf den Plan Gottes konzentriert und das Zusammenspiel von menschlichem und göttlichem Handeln zeigt. Das menschliche Handeln war: Und nun seid nicht betrübt noch zornig über euch selbst, dass ihr mich hierher verkauft habt; und das menschliche Handeln war, dass die Brüder ihn nach Ägypten verkauften. Dann kam das göttliche Wirken: Denn Gott hat mich vor euch hergesandt, um das Leben zu erhalten. Das göttliche Ziel wurde durch menschliches Handeln erreicht. In Vers 6 legt Josef die Notwendigkeit des Plans dar, sowohl in Bezug auf die Vergangenheit als auch auf die Zukunft. Er bezieht sich auf die Vergangenheit: Denn diese zwei Jahre ist die Hungersnot im Lande gewesen; zwei Jahre hat die Hungersnot gedauert, und das war nun Geschichte. Dann verweist Josef auf die Zukunft: Und es sind noch fünf Jahre, in denen weder gepflügt noch geerntet werden kann. Die Hungersnot sollte noch fünf Jahre andauern. In Vers 7 erläuterte Josef erneut den Plan Gottes: Und Gott hat mich vor euch hergesandt, um euch einen Rest auf Erden zu erhalten und euch durch eine große Errettung am Leben zu erhalten. In Vers 8 geht es dann um die Vorsehung Gottes und erneut um ein Gleichgewicht zwischen den beiden Instanzen des menschlichen und göttlichen Handelns. Zunächst zitiert Josef das menschliche Handeln und schränkt es ein: Nicht ihr habt mich hierher gesandt, nicht die Brüder waren es schließlich. Aber zweitens war es das göttliche Handeln: Es war Gott. Das Ergebnis war: und er hat mich dreifach gemacht. Erstens hat Gott Josef gemacht: zum Vater des Pharao. Im hebräischen Text lautet das Wort av, ein hebräisches Wort, das „Vater“ bedeutet. In diesem Fall handelt es sich möglicherweise nicht um ein hebräisches Wort, sondern um eine hebräische Transliteration des ägyptischen Wortes für Wesir, das den gleichen Laut av hat. Es könnte also Vater für den Pharao bedeuten, aber auch: „Er machte mich zum Wesir des Pharao“. Zweitens: Gott machte Josef zum Herrn über sein ganzes Haus. Drittens machte er Josef zum Herrscher über das ganze Land Ägypten.

Arnold Fruchtenbaum – Genesis