Tag: 6. August 2024

Gott hat euch durch Christus großzügig vergeben

Seid aber gegeneinander gütig, mitleidig, einander vergebend, (O. Gnade erweisend) gleichwie auch Gott in Christo euch vergeben (O. Gnade erwiesen) hat.
Elberfelder 1871 – Epheser 4,32

Geht vielmehr freundlich miteinander um, seid mitfühlend und vergebt einander, so wie auch Gott euch durch Christus vergeben hat.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Epheser 4:32

Seid vielmehr freundlich und barmherzig und vergebt einander, so wie Gott euch durch Jesus Christus vergeben hat.
Hoffnung für Alle – Epheser 4,32

Seid zueinander gütig, voller herzlicher Anteilnahme, und vergebt einander großzügig. Denn auch Gott hat euch ja durch den Messias mit seiner Gnade beschenkt.
Roland Werner – Das Buch – 2009 – Epheser 4:32

Der Apostel führt nun eine Reihe von lieblichen Wesenszügen an, die der Glaubende fördern soll, weil nur solche zum »neuen Menschen« passen, den wir »angezogen« haben (V. 24). »Seid« (ginomai, werden, geschehen) läßt an Entwicklung denken; »gütig« (chrestòs, nützlich, freundlich) wird in Luk 6,35; Röm 2,4 von Gott gebraucht; »mitleidig« (eùsplanchnos) ; »einander vergebend«, nach göttlichem Beispiel: »gleichwie Gott in Christus euch vergeben hat«. Gott ist die Quelle, Christus Ursache und Anlaß der Vergebung.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Liebe ist freundlich und gütig, und Freundlichkeit oder Gelindigkeit und Güte gehören zu den Früchten des Geistes Gottes. Es gibt viele Gelegenheiten zu ihrer Betätigung, denn bisweilen muss sie unsern christlichen Geschwistern ebenso erwiesen werden wie Aussenstehenden. Wieso hätte sonst der Apostel seinen Brüdern geschrieben und gesagt: „Seid aber gegen einander freundlich, barmherzig, vergebet einander, gleichwie auch Gott in Christo euch vergeben hat“? (Eph 4:32, Schlachter) In einer solchen Herzensverfassung betrachten wir unsere Geschwister mit Freundlichkeit. Wir erinnern uns daran, dass sie noch im unvollkommenen Fleische leben, das zur Sünde neigt gleich wie wir, und wir dürfen nicht strenger mit ihnen verfahren, als Gott mit uns verfährt. Machen wir uns nichts daraus, wenn sie einmal unsere Freundlichkeit, die wir ihnen erweisen, nicht schätzen. Auch Gott ist gütig gegen Undankbare, ja selbst gegen Böse. Wenn wir seine Kinder sind, sollen wir denselben Charakterzug wie er offenbaren. (Lukas 6:35) Ja, wir bekunden unsere Dankbarkeit gegen Gott und folgen seinem Ruf zur Errettung; doch selbst dann können wir nicht vollkommene Werke der Gerechtigkeit vollbringen, wodurch wir die Errettung verdient hätten. Deshalb musste er uns freundlich, barmherzig behandeln, sonst würde uns seine Gerechtigkeit vernichten. Wie mitfühlend klingen doch die folgenden inspirierten Worte: „Als aber die Gütigkeit und die Menschenliebe Gottes, unsres Heilandes (Retters, Schmoller), erschienen war, hat er uns, nicht auf Grund von Werken in Gerechtigkeit, die wir getan hätten, sondern nach seiner Barmherzigkeit gerettet.“ „Auf dass er in den kommenden Zeitaltern den überschwenglichen Reichtum seiner Gnade in Güte gegen uns erwiese in Christo Jesu.“ — Titus 3:4, 5, rev. Zürcher B., Epheser 2:7.

Wachtturm – März 1950

Vergebung
Vergebung ist eine Segnung, die in der Bibel häufig erwähnt wird. Wenn ein Sünder sich zu dem Retter Jesus Christus wendet, hat er ein Empfinden seiner Sündenschuld, die er aufgehäuft hat. Er weiß, dass Vergebung dieser Sünden nötig ist. Ohne Vergebung bleibt das Gewissen belastet. Die Sünden lasten auf dem Sünder und er braucht jemand, der sie ihm abnimmt.
Wir sollen niemals vergessen, was es bedeutet, dass uns die Sünden vergeben sind. Gewiss gibt es Segnungen, die uns größer erscheinen mögen. Dennoch bleibt es eine unfassbare Gnade und Freude, um die Vergebung der Sünden zu wissen. „Glückselig der, dessen Übertretung vergeben, dessen Sünde zugedeckt ist!“ (Ps 32,1). Diese Freude wollen wir uns nie nehmen lassen.
Es ist unmöglich, das Thema „Vergebung“ an dieser Stelle umfassend zu behandeln. Deshalb folgen bewusst nur einige Gedankensplitter zum weiteren Nachdenken:
• Was Vergebung ist: Das Wort, das im Neuen Testament häufig mit „vergeben“ oder „Vergebung“ übersetzt wird, bedeutet eigentlich, dass etwas weggeschickt wird. Man lässt etwas los oder wird von etwas entlastet. Wenn Gott uns vergibt, dann rechnet Er uns die Sünden nicht an. Er nimmt sie uns weg. Die Schuld ist erlassen. Nur so ist es möglich, dass ein Mensch, der Sünden begangen hat, ungestraft vor Gott bestehen kann.
• Was vergeben wird: Die Bibel zeigt deutlich, dass Sünden (Vergehungen) vergeben werden. In Epheser 1,7 schreibt Paulus: „ … in dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen, nach dem Reichtum seiner Gnade“ (vgl. Lk 24,47; Kol 1,14; 1 Johannes 2,12 u. a.). Sünden sind böse Taten, durch die ein Mensch das Gericht Gottes auf sich zieht. Wenn es um die alte und sündige Natur in uns geht („Sünde“ oder „Fleisch“ genannt), so lesen wir nicht von Vergebung. Eine sündige Natur kann Gott nicht vergeben. Er muss sie richten. Genau das hat Er getan. Das Problem der Wurzel (der in uns wohnenden Sünde) wird durch den Tod gelöst. Das Problem der schlechten Früchte (der Sünden) wird durch göttliche Vergebung gelöst.
• Wer vergibt: Wenn es um die Annahme eines Sünders bei Gott geht, geht die Vergebung von Gott aus. Selbst die Pharisäer und Schriftgelehrten wussten, dass nur Gott Sünden vergeben kann
(Lk 5,21). In Nehemia 9,17 lesen wir die bemerkenswerten Worte: „Du aber bist ein Gott der Vergebung, gnädig und barmherzig, langsam zum Zorn und groß an Güte.“ Es ist das einzige Mal, dass Gott der „Gott der Vergebung“ genannt wird. Das zeigt, dass es Gott ein Anliegen ist, Menschen zu vergeben. Es ist wahr, dass Gott heilig ist und den Sünder strafen muss. Doch es ist ebenso wahr, dass dieser heilige Gott Liebe ist und selbst einen Weg gefunden hat, Sünden zu vergeben.
• Auf welcher Grundlage Gott vergibt: Gott ist Licht und Gott ist Liebe. Deshalb kann Er Sünden nicht ungestraft lassen. Wenn Gott sündigen Menschen Vergebung schenkt, ist dazu eine gerechte Grundlage nötig. Die Grundlage hat Er in dem vollbrachten Werk von Golgatha gefunden. In Hebräer 9,22 wird sehr deutlich gesagt: „… ohne Blutvergießung gibt es keine Vergebung“. Das ist ein wichtiger Grundsatz. Epheser 1,7 verbindet die Vergebung der Sünden mit der Erlösung, die wir durch sein Blut haben. Nur auf dieser Grundlage kann Gott vergeben. Vergebung kann uns nur geschenkt werden, weil ein anderer als Stellvertreter unsere Sünden getragen hat. Das geschah am Kreuz, als der Herr Jesus unsere Sünden „an seinem Leib auf dem Holz getragen hat“ (1 Petrus 2,24). Da lag die Strafe zu unserem Frieden auf Ihm und durch seine Striemen (die Wunden, die Gott Ihm schlug) ist uns Heilung geworden (Jes 53,5).
• Welche Sünden uns vergeben sind: Diese Frage ist gar nicht so unwichtig, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Viele Kinder Gottes quälen sich mit dem Gedanken, dass nur die Sünden vergeben worden seien, die sie bis zu ihrer Bekehrung getan haben. Doch was ist mit den Sünden, die wir als Gläubige – leider – immer noch tun? Die Bibel lässt keinen Zweifel daran, dass alle unsere Sünden vergeben sind. Ohne Frage beeinträchtigen Sünden im Leben eines Gotteskindes die tägliche Gemeinschaft mit dem Vater, und deshalb müssen sie bekannt werden. Wenn es hingegen um unsere Annahme bei Gott im Blick auf die Ewigkeit geht, dann sind alle Sünden vergeben. Wäre das nicht so, würde das Werk des Herrn Jesus nicht ausreichend sein. Deshalb sagt der Hebräerbrief: „Ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde ich nie mehr gedenken. Wo aber eine Vergebung derselben ist, da ist nicht mehr ein Opfer für die Sünde“ (Heb 10,17.18). Zu dem Zeitpunkt, als Christus Sühnung für unsere Sünden getan hat, lebten wir noch gar nicht. Doch in dem Moment, als wir uns zu Ihm als unserem Retter gewandt haben, sind uns alle Sünden vergeben worden. Deshalb schreibt Paulus den Kolossern: „Und euch … hat er mitlebendig gemacht mit ihm, indem er uns alle Vergehungen vergeben hat“ (Kol 2,13).
• Wie Gott uns vergeben hat: Es ist eine Sache, was Gott getan hat. Es ist eine andere Sache, wie Gott es getan hat. Die Tatsache, dass Er uns die Sünden vergeben hat, ist unfassbar. Die Art und Weise, wie Er das getan hat, ruft ebenfalls Bewunderung hervor. Paulus fordert uns auf, einander so zu vergeben „wie auch Gott in Christus euch vergeben hat“ (Eph 4,32). Das regt zum Nachdenken an, wie Gott uns vergeben hat.

Im Glauben leben – 9/2017

Seid aber zueinander gütig, mitleidig, und vergebt einander, so wie auch Gott in Christus euch vergeben hat!
Nimm dir die Zeit, an der Wiederherstellung gesunder Beziehungen innerhalb der Familie zu arbeiten.
• Sei bereit, den ersten Schritt zur Wiederherstellung zerbrochener Beziehungen zu setzen.
• Sei bereit, mit deinen Angehörigen Zeit zu verbringen, damit gesunde Beziehungen entstehen können.
• Triff die Entscheidung, auch angesichts negativer Einstellungen und Gewohnheiten der anderen eine liebevolle Haltung zu bewahren.
• Sei bereit, deinen Angehörigen gegenüber ein Werkzeug der bedingungslosen Gnade und Liebe Gottes zu sein.

Handbuch für biblische Seelsorge

Dem stellt Paulus das den Glaubenden angemessene Verhalten gegenüber, das aus Gottes Haltung entspringt und an ihm sein Beispiel findet (5,1): »Seid vielmehr zueinander freundlich, barmherzig, vergebt einander, wie ja Gott in Christus euch vergeben hat.«
Auch in dieser Anordnung mag eine Abfolge verborgen sein: »Aus Güte (…) wächst barmherzige Gesinnung und daraus der Wille zur Vergebung.« Als Eigenschaft Gottes ist die »Güte«/»Freundlichkeit« nach Röm 2,4 das »geduldige Ansichhalten Gottes gegenüber den Sünden seines Volkes in der Zeit vor Christus«. Gerade angesichts von drohendem Zorn ist solch eine Haltung in besonderer Weise vonnöten.
Gleichwohl geht christliche Gesinnung über das Zurückhalten des Zorns hinaus. Der mit »barmherzig« wiedergegebene Ausdruck umschließt die Zuneigung und Liebe zum Nächsten (vgl. 2Kor 7,15). Auch sie hat ihren Grund und Anhalt in der »herzlichen Barmherzigkeit unseres Gottes« (Lk 1,78).
Schließlich nennt der Apostel das gegenseitige Vergeben (griech.: charizein), das aus der Vergebung Gottes, aus seiner Gnade (griech.: charis) erwächst. Diese wurde sichtbar »in Christus«. Wer aus dieser Vergebung lebt, weil er von dem Leben unter der Sünde befreit und gereinigt und mit Christus lebendiggemacht wurde, der kann nicht anders, als seinem Nächsten zu vergeben. Die unauflösliche Verbindung von empfangener und erwiesener Vergebung wird von Jesus im Vaterunser formuliert und im Gleichnis vom törichten Knecht (Mt 18,23.35) nachdrücklich bestärkt. Sie ist nicht bedrückendes Gesetz, sondern notwendige Folge für denjenigen, der Gottes Barmherzigkeit und Vergebung in Jesus Christus in seiner überragenden Größe empfangen hat und von ihr lebt.

Wuppertaler Studienbibel

Seid untereinander freundlich. Im Gegensatz zur Bitterkeit wird uns ein freundliches Wesen empfohlen, ein gefälliges Gebaren in Wort und ganzer Haltung. So schön werden wir uns freilich nur halten, wenn wir einen herzlich teilnehmenden Sinn für die Brüder hegen, einen Sinn, der nicht nur das Leid des anderen wie eigenes Leid empfindet, sondern der in wahrer menschlicher Gemeinschaft auch nach der anderen Seite hin alles innerlich miterlebt, was der Bruder erfährt. Das Gegenteil davon ist die Hartherzigkeit, welche die Menschen so gefühllos und roh macht, dass sie ganz kalt lässt, was anderen begegnet.
Und vergebt einer dem anderen. Es kommt vor, dass ein Mensch Zartgefühl und herzliche Anteilnahme besitzt, aber ein ihm angetanes Unrecht nicht vergessen und verzeihen kann. Solche sonst vielleicht gutmütige Naturen empfangen hier eine Mahnung, nicht an der Undankbarkeit der Menschen vielleicht doch noch zu scheitern, sondern sich versöhnlich zu beweisen. Besonders eindrücklich wird diese Mahnung durch den Hinweis auf das Vorbild Gottes selbst, der uns durch Christum viel mehr vergeben hat, als ein Bruder dem anderen vergeben kann (vgl. Kolosser 3, 5).

Jean Calvin – Der Brief an die Epheser

„Ablegen“ müssen die Christen dagegen alle Bitterkeit und Grimm (thymos, „Ausbrüche von Wut“) und Zorn (orgE, „dauernder Unmut“) und Geschrei (kraugE) und Lästerung (blasphEmia) sowie alle Bosheit (kakia). Mehrere dieser Laster finden sich auch in Kol 3,8 .Ihnen folgen drei positive Gebote: (1) „Seid aber untereinander freundlich“ (chrEstoi, wörtlich: „so wie es die Not erfordert oder ihr angemessen ist“); (2) „seid herzlich“ (eusplanchnoi; das Wort steht im Neuen Testament nur noch in 1 Petrus 3,8; vgl. splanchnoi, „Gefühle oder Zuneigung“, in 2Kor 6,12; 7,15; Phil 1,8;2,1; Kol 3,12; Phim1,7.12.20; 1Joh 3,17); (3) „und vergebt einer dem andern“ (wörtlich: „seid gnädig“, charizomenoi, das Partizip des Verbs charizomai, „großzügig geben“ oder „huldvoll geben“). Die Begründung all dieser positiven Gebote ist, daß auch Gott den Gläubigen in Christus freundlich (Eph 2,7), herzlich (Mk 1,41) und gnädig ( Röm 8,32 ) gegenübertritt.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar