Tag: 11. August 2024

Wegen meines Namens werden euch alle Völker hassen

Dann werden sie euch in Drangsal überliefern und euch töten; und ihr werdet von allen Nationen gehaßt werden um meines Namens willen.
Elberfelder 1871 – Matthäus 24,9

Ihr werdet verhaftet, verfolgt und umgebracht werden. Auf der ganzen Welt wird man euch hassen, weil ihr euch zu meinem Namen bekennt.
Neues Leben – Bibel 2006 – Matthäus 24:9

Alsdann werden sie euch in Trübsal überantworten, und euch töten; und ihr werdet von allen Völkerschaften gehaßt werden um Meines Namens willen. Mt 10,17.23.24; Mk 13,9; Lk 21,12; Joh 15,20; 16,2.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Matthäus 24,9

Zu dieser Zeit werden sie euch in große Not bringen und euch umbringen. Ihr werdet die Ablehnung und den Hass der Menschen in allen Völkern auf euch ziehen, weil ihr euch zu mir stellt.
Roland Werner – Das Buch – 2014 – Matthäus 24:9

Was würdest du sagen, wenn an deiner Tür jemand klingeln würde, und sich als neuer Drogendealer an der Schule deiner Kinder/Enkel vorstellen würde? Wärest du seiner Meinung, wenn dieser auf deine Wut und deinen Haß auf seine „Arbeit“ sagen würde: „sie hassen mich ja nur, weil meine Eltern mir den Namen Jesus gegeben haben!“ ?? Würde dir die obrige Bibelstelle als „Beweis“ dafür einfallen?
Also schauen wir uns an, was Bibelkommentare zu dieser Aussage Jesu schreiben:

24,9–14 V. 9–14 entspricht → Mk 13,9–13, doch hat Matthäus Mk 13,9.11–13 bereits in 10,17–22 verarbeitet. Dafür tritt V. 10–12 hinzu. Verfolgung und Bedrängnis der Jünger gehen jetzt nicht mehr nur von jüd. Behörden (10,17), sondern von allen Völkern aus (V. 9). Das bringt innergemeindliche Verwerfungen mit sich (zum Abfall vgl. 13,21; 18,6–9; zu inneren Zerwürfnissen vgl. 10,21.34–36; zu den falschen Propheten vgl. 7,15–23; zur Missachtung des Gesetzes vgl. 7,23; 13,41; 23,28). Denen, die bis zum Ende standhalten, wird jedoch Rettung zuteil. V. 14 kündigt die Verkündigung des Evangeliums in der gesamten bewohnten Welt an (griech. oikoumenē; vgl. 26,13; 28,18–20). Erst wenn alle Völker das Evangelium vom Reich erfahren haben (vgl. 4,23; 9,35; zu Zeugnis vgl. 10,18), wird das Ende kommen (vgl. V. 6).

Stuttgarter Erklärungsbibel

Der Abschnitt entspricht Mk 13:9–13; doch hat Matthäus die Ankündigungen, die besonders die Verkündiger und Missionare betreffen, schon in die Aussendungsrede von Kap. 10 vorgezogen (10:17–21). Hier ist dafür umso stärker betont, was der Gemeinde als ganzer zu schaffen machen wird: Unter dem Druck der Verfolgungen, die sie von allen Völkern (V. 9; vgl. V. 14) zu leiden haben wird, droht nicht nur Massenabfall, sondern auch innere Selbstauflösung (V. 10). Falsche Propheten werden in der Gemeinde Hochkonjunktur haben (V. 11; vgl. 7:15–20) und das Ihre dazu beitragen, dass nahezu alles verschwindet, was die Gemeinde als Gemeinde auszeichnen müsste (V. 12; zu Ungerechtigkeit – wörtlich »Gesetzlosigkeit« – vgl. 7:23; 13:41; 23:28 und Erklärungen; zu Liebe vgl. 7:12; 19:19b; 22:34–40; Offb 2:4). Dennoch wird sich die Kraft des Auferstandenen in seiner Gemeinde mächtiger erweisen als die Kräfte des Verfalls und des Todes (vgl. 16:18) und wird der große Auftrag von 28:18–19 voll ausgeführt werden (V. 14).

Einführungen und Erklärungen aus der Stuttgarter Erklärungsbibel

(Mk 13,9-13; Lk 21,12-19) Jesus begann seine Rede (Mt 24,9) mit einem Zeitwort: „dann“. In der Mitte der sieben Jahre, die Christi zweitem Kommen vorausgehen, wird Israel in große Bedrängnis geraten. Der Antichrist, der zu dieser Zeit die Welt beherrscht und mit Israel ein Schutzbündnis abgeschlossen hat, wird seinen Vertrag brechen (Dan 9,27). Er wird die Juden schweren Verfolgungen aussetzen (Dan 7,25) und sich selbst im Tempel in Jerusalem einen Altar errichten (2Thes 2,3-4). Viele Juden werden dabei getötet werden (V.9), und viele werden vom Glauben abfallen. Die Gläubigen werden von den Ungläubigen verraten werden (V.10), und viele werden sich von falschen Propheten (vgl. V.5; Offb 13,11-15) täuschen lassen. Die Ungerechtigkeit wird überhand nehmen, und die Liebe (zum Herrn) wird in vielen erkalten.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Das Wort »dann« kann sowohl denselben Zeitabschnitt anzeigen als auch einen neuen Zeitabschnitt eröffnen. Weil vorher ein »Anfang« markiert wurde, jetzt aber die Bemerkung »dann wird das Ende kommen« erfolgt (V. 14) , liegt es näher, die Ereignisse von V. 9-14 auf einen neuen Zeitabschnitt zu beziehen.
Dieser Bezug darf aber nicht sklavisch eng sein. Man trifft die prophetische Perspektive am besten, wenn vieles von dem in V. 9-14 Gesagten schon in der Zeit von V. 4-8 spielt, jedoch der Gipfel der Ereignisse erst kurz vor dem Ende der Geschichte erreicht wird. Daraus ergibt sich, dass auf die Völkerkatastrophe die Kirchenkatastrophe folgt.

Für die Auslegung ist eine zweite Beobachtung wichtig.

In V. 6-8 ging es um gesellschaftliche Ereignisse: Krieg, Machtkampf, Hunger, Erdbeben. Jetzt geht es um Ereignisse, die die Gemeinde betreffen: Verfolgung, Abfall, falsche Prophetie, Gesetzlosigkeit, Mission. Einer »Außenseite« folgt also eine »Innenseite« der Zukunftsschau. Demselben Aufbau begegnen wir in der Offenbarung des Johannes: Off 6-9 behandelt die weltliche Geschichte, Off 12-13 die Geschichte der Gemeinde. Zwischen Mt 24 und der Offenbarung besteht also ein außerordentlich enger Zusammenhang. Aber auch an Mt 10,17-22 werden wir öfter erinnert.

Zunächst weist Jesus auf die kommende »Bedrängnis« hin. Das entsprechende griechische Wort meint zugleich den »Druck«, die »Angst« und die »Verfolgung«. Sehr häufig spricht das NT von der Verfolgung, der die Christen unausweichlich unterliegen. Geradezu klassisch formuliert es Paulus: »Wir müssen durch viele Bedrängnisse ins Reich Gottes eingehen« (Apg 14,22; vgl. Joh 16,33; Apg 11,19; Röm 5,3; 12,12; 2 Kor 1,4ff.; 2 Kor 4,17; 6,4; 8,2; Eph 3,13; Phil 4,14; Kol 1,24; 1 Thess 1,6; 3,3; 2 Thess 1,4ff.; Hebr 10,33; Off 1,9; 2,9; 7,14). Die Wendung »der Bedrängnis ausliefernd bezeichnet sowohl die Anzeige bei den Behörden als auch Verfolgung und Verhaftung seitens der Behörden selbst. Bei der Prophezeiung »sie werden euch töten« denken wir an Stephanus, Jakobus, Petrus, Paulus, Antipas (Apg 7,56ff.; Apg 12,2; Joh 21,19; 2 Tim 4,6ff.; Off 2,13) und die vielen bekannten und unbekannten Märtyrer der Kirchengeschichte. Kein Jahrhundert, in dem nicht Christen ihres Glaubens wegen getötet wurden! Das 20. Jh. soll die größte Zahl solcher Märtyrer gebracht haben. Lenin, Stalin, Hitter, Mao, Idi Amin waren blutige Christenverfolger. In der Türkei, im Libanon und in anderen Staaten wurden massenweise Christen getötet.
Weiter trifft die Gemeinde der Hass der Welt: »Ihr werdet von allen Völkern gehasst werden um meines Namens willen« (vgl. Joh 15,18-16,4). Bis heute lebt in vielen Christen die Illusion, man könne ein ganzes Volk »christianisieren«. Daneben findet sich die Illusion, die Christen könnten großen Einfluss gewinnen und die Menschheitsgeschichte zum Guten wenden. Beide Illusionen werden von Jesus beseitigt. Die wahren Christen werden überall eine Minderheit sein. Ja, sie werden in jedem Volk »gehasst«. Auch in Deutschland lebt der Christenhass, nicht zuletzt in der Gegenwart. Zwar hat die äußere Christianisierung den Völkern viele Wohltaten gebracht. So entspringen die »Menschenrechte« letzten Endes der Bibel. Aber eine innere Christlanisierung, d. h. eine allgemeine wirkliche Verbindung mit Jesus, ist nirgends gelungen. Auch hier redet Jesus in absoluter Nüchternheit und Wahrhaftigkeit. Unterstreichen wir noch eines: Auch die »Völker« laden durch die Ablehnung Jesu Schuld auf sich, nicht nur Israel!

Gerhard Maier – Edition C

Das dritte, worauf Jesus die Jünger rüstet, ist die Verfolgung. 24,9: Dann werden sie euch überantworten, damit ihr geplagt werdet, und euch töten, und ihr werdet von allen Völkern wegen meines Namens gehaßt sein. Jesus sagt ihnen, daß sein Name kein Geheimnis bleiben wird. Was damals in Jerusalem geschah, wird in aller Welt erzählt werden und der Gekreuzigte überall als der Herr im Namen Gottes gepriesen, aber auch überall gehaßt werden. Sie dürfen nicht hoffen, daß die Heiden sie aufnehmen, wenn Israel sie ausstößt. Sein Wort erregt sie nicht weniger zum Widerstand als die Juden; sein Reich gefällt auch ihnen nicht.

Schlatters Erlӓuterungen zum Neuen Testament

Die Verfolgung seiner Diener (V. 9) wird zunehmen. Während der Trübsal wird Gott 144.000 Juden versiegeln (Offb. 7), die wahrscheinlich als Missionare in der verlorenen Welt tätig sein werden (V. 14), und durch ihre Bemühungen werden viele Menschen gerettet werden. Viele werden jedoch ihr Leben für ihren Glauben geben. Wenden Sie V. 13-14 nicht auf den Dienst der Kirche heute an. Vers 13 hat nichts mit der Errettung aus Gnade zu tun, und Vers 14 bedeutet nicht, dass die Gemeinde das Evangelium in alle Welt bringen muss, bevor Christus wiederkommen kann. Beide Verse beziehen sich auf die Trübsalszeit.

Warren W. Wiersbe – Wiersbes Erläuterungen zum Neuen Testament