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Die Neigung zu chronischen Schmerzkrankheiten

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Die Neigung zu chronischen Schmerzkrankheiten steckt in den Genen

Die Wahrscheinlichkeit, eine chronische Schmerzerkrankung zu entwickeln, hängt höchstwahrscheinlich entscheidend von einem einzigen Gen ab. Zu diesem Schluss ist ein internationales Forscherteam nach Untersuchungen an Mäusen und Menschen gekommen. Die Entdeckung erklärt möglicherweise auch, warum Menschen nach Unfällen oder Operationen unterschiedlich starke Schmerzen empfinden. Darüber hinaus könnten die Ergebnisse dazu beitragen, chronische Schmerzen in Zukunft besser zu behandeln.

Chronische Schmerzen sind ein weit verbreitetes medizinisches Problem: Rund 20 Prozent der Erwachsenen sind davon betroffen. Manche Menschen haben allerdings ein höheres Risiko als andere, eine chronische Schmerzerkrankung zu entwickeln. Die Ursachen dafür waren bisher weitgehend unbekannt.

Erste Hinweise auf den Übeltäter lieferte den Forschern um Ariel Darvasi von der Hebräischen Universität in Jerusalem eine kürzlich durchgeführte Studie mit Mäusen: Sie hatten dabei eine Region auf dem Chromosom 15 identifiziert, in der sie mit hoher Wahrscheinlichkeit eine oder mehrere genetische Varianten vermuteten, die das Schmerzempfinden maßgeblich beeinflussen.

In ihrer aktuellen Studie gelang es den Forschern nun, die fragliche Region auf einen Abschnitt von 155 Genen einzuschränken. Mithilfe einer DNA-Sequenzanalyse und Methoden aus der Bioinformatik identifizierten sie anschließend ein einzelnes Gen, das offensichtlich die Schmerzempfindlichkeit der Tiere beeinflusst. Von diesem Gen namens Cacgn2 war bisher lediglich bekannt, dass es bei Epilepsie und bei Funktionen des Kleinhirns eine Rolle spielt.

Um die Rolle von Cacgn2 weiter zu untersuchen, züchteten Darvasi und sein Team Mäuse, bei denen eben dieses Gen mutiert und in seiner Funktion beeinträchtigt war. Die Reaktion der genetisch veränderten Mäuse auf Schmerzen sowie elektrophysiologische Messungen deuten darauf hin, dass Cacgn2 tatsächlich eng mit dem Schmerzempfinden verknüpft ist.

Anschließend überprüften die Wissenschaftler die Bedeutung des Gens beim Menschen. Dazu nahmen sie die Gene einer Gruppe von Brustkrebspatientinnen unter die Lupe, denen eine Brust ganz oder teilweise entfernt worden war. Das Ergebnis: Offensichtlich besteht ein Zusammenhang zwischen verschiedenen Varianten von Cacgn2 und der Wahrscheinlichkeit für chronische Schmerzen nach der Operation.

„Unsere Entdeckung könnte die Möglichkeit eröffnen, chronische Schmerzen mit neuen, bislang nicht bedachten Methoden zu behandeln“, erläutert Darvasi. Allerdings müsse der gefundene Zusammenhang zunächst durch weitere Untersuchungen untermauert werden.

Ariel Darvasi (Hebräische Universität, Jerusalem, Israel) et al.: Genome Research, Onlineveröffentlichung, doi:10.1101/gr.104976.110

ddp/wissenschaft.de – Christine Amrhein

Kann Arthrose bald geheilt werden?

nature

dpa meldete gestern

Neue Hoffnung für Arthrose-Patienten
© 17.8.2009 – 12:34 Uhr

Münster/Hannover (dpa) – Hoffnung für Arthrose-Patienten: Ein deutsch-koreanisches Forscherteam hat in Tierversuchen einen Auslöser von Gelenkverschleiß entdeckt und zugleich einen Therapieansatz gefunden.

Bei Arthrose bildet sich die Knorpelsubstanz der Gelenke zurück, zugleich können Knochen-Wucherungen um die Gelenke herum entstehen. Dies ist oft mit starken Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verbunden. Die Wissenschaftler aus Münster, Hannover, Hamburg und Seoul haben ein Eiweiß auf den Knorpelzellen von Mäusen ausgemacht, das Arthrose auslöst. Die Ergebnisse der Studie sind im Fachjournal «Nature Medicine» veröffentlicht.
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In einem zweiten Schritt wurde das aggressive Eiweiß mittels eines Antikörpers ausgeschaltet: «Dieser hemmt und blockiert das Eiweiß, so dass die Mäuse keine Arthrose mehr entwickelten», erläuterte Prof. Thomas Pap vom Institut für Experimentelle Muskuloskelettale Medizin der Universität Münster am Montag. Damit gebe es zum ersten Mal einen Ansatz, der die Ursachen des Gelenkverschleißes bekämpft und nicht nur die Symptome wie Schmerzen und Entzündungen (Arthritis). Zugleich bekamen gesunde Mäuse, denen vorbeugend Antikörper gespritzt wurden, auch im Alter keine Arthrose.

Auch wenn bis zur Anwendung beim Menschen noch Jahre vergehen könnten, könne mit den neuen Erkenntnissen der «gegenwärtige Stillstand» bei der medikamentösen Arthrose-Therapie bald überwunden werden, schreibt die Universität in der Mitteilung.

Laut Pap können Ärzte derzeit lediglich mit Medikamenten die Schmerzen und Entzündungen bei Arthrose-Patienten lindern. Aufhalten oder gar Zurückdrehen lässt sich der Gelenkverschleiß noch nicht. Am Ende des Leidensweges steht oft der künstliche Ersatz eines Gelenks durch eine Prothese. Neben dem persönlichen Leiden der Betroffenen ist die Arthrose-Behandlung auch ein Kostenfaktor: Die Volkskrankheit habe einen großen Anteil an den jährlich mehr als 26 Milliarden Euro, die laut Gesundheitsbericht der Bundesregierung für Erkrankungen des Bewegungsapparates aufgewendet werden müssten, heißt es in der Mitteilung der Universität weiter.