Schlagwort: Glaube

„von Natur nicht Götter sind“

Aber damals freilich, als ihr Gott nicht kanntet, dientet ihr denen, (O. waret ihr Sklaven derer) die von Natur nicht Götter sind; (Vergl 2. Chron 13,9) jetzt aber, da ihr Gott erkannt habt, vielmehr aber von Gott erkannt worden seid, wie wendet ihr wieder um zu den schwachen und armseligen Elementen, denen ihr wieder von neuem dienen (O. Sklaven sein) wollt?
Elberfelder 1871 – Gal 4,8–9

Früher, als ihr ´den wahren Gott noch nicht kanntet, sah das ganz anders aus: Damals dientet ihr Göttern, die in Wirklichkeit gar keine Götter sind, und wart ihre Sklaven. Jetzt aber kennt ihr Gott – oder vielmehr: Gott kennt euch. Wie ist es da möglich, dass ihr wieder zu den kraftlosen und armseligen Vorstellungen ´dieser Welt zurückkehrt? Wollt ihr ihnen wirklich von neuem dienen und ihre Sklaven sein?
Neue Genfer Übersetzung – Galater 4,8–9

Aber zu der Zeit, da ihr Gott nicht kanntet, dientet ihr denen, die von Natur nicht Götter sind. 1Thess 4,5; 1Kor 8,4.5; 12,2; Ps 115,4.
Nun ihr aber Gott erkannt habt, ja vielmehr von Gott erkannt worden seid, wie wollt ihr euch denn wieder zu den schwachen und ärmlichen Anfängen zurückwenden und denselben wieder von neuem dienen? Gal 4,3; 1Kor 8,3; Röm 14,5; Kol 2,20; 1Joh 4,10.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Galater 4:8–9

Als ihr noch keine Ahnung von Gott hattet, habt ihr euch in irgendwelchen anderen Religionen getummelt und zu andern Göttern gebetet. Das waren in Wirklichkeit nur so Ersatzgötter, die sich irgendwelche Menschen ausgedacht hatten.
Jetzt habt ihr Gott aber kennengelernt (oder besser gesagt, er hat euch kennengelernt). Ich krieg das echt nicht gerallt, was ihr jetzt noch von diesen armen Luschen-Göttern wollt, die diese Welt euch anbietet?
VolxBibel – Galater 4,8–9

An was glaubten den die Menschen in Galter? Eine Antwort findest du hier bei wikipedia. Dorthin waren also Christen zurück gekehrt?
Ist es heute ähnlich, dass wir als Christen manchmal das „zu Hause gelernte“ nicht ablegen, und uns NUR an Gottes Wort die Bibel halten? Kannst du es vielleicht auch beobachten, dass einige von uns vielleicht keinen Karneval feiern, aber dafür Verkleidungsfeste? Oder anstatt Weihnachten, ein Lichterfest? Oder anstatt Geburtstag, einen Kindertag?

Gal 4:8 : Die Juden sagten oft, dass die Heiden »Gott nicht kannten« und dass ihre Götter, die eigentlich Schöpfungen des wahren Gottes waren, »in Wahrheit nicht Götter« seien. (Die Philosophen beurteilten den moralischen Wert einer Vorstellung oder Handlung häufig danach, wieweit sie der Natur entsprach; für Paulus und andere jüdische und christliche Schriftsteller war die Anbetung eines geschaffenen Gegenstands, als sei er der Schöpfer selbst, gleichbedeutend mit der Nichterfüllung dieses Kennzeichens. Manche heidnischen Denker, Anhänger eines griechischen Philosophen namens Euhemeros, unterschieden zwischen realen Göttern, die sich dem menschlichen Verstand aus der Natur geradezu aufdrängten (Sonne, Mond, Planeten und Sterne), und den Göttern, die die Menschen erfunden hatten (andere Gottheiten). Von sich selbst hingegen sagten die Juden, dass sie Gott wahrhaft kannten, da sie einen Bund mit ihm hatten.
Gal 4:9 : Wie in einem rhetorischen Tadel durchaus zulässig, urteilt Paulus hier sehr streng: Er ist nicht einmal sicher, ob die Galater Gott jetzt kennen. Die »Elementarmächte« (Einheitsübersetzung), denen sie wieder zuneigen, sind vermutlich die »Naturmächte« (Zürcher), die sie früher als Götter verehrten ( 4,8 ), darunter vor allem die Astralgeister ( 4,3 ), die mit besonderen Tagen und saisonalen Ritualen verbunden waren ( 4,10 ).

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Es ist eben keine theoretische Frage, die man so oder so entscheiden könnte, um die es hier in Galatien bei dem Abfall in die Gesetzlichkeit geht, sondern hierbei steht alles auf dem Spiel, auch die persönliche Beziehung des Apostels zu seinen »Kindern im Glauben«. Deshalb wirbt er nun in ganz persönlichen, liebenden offenen Worten um die Gemeinden.

Gal 4,8:
»Aber zu der Zeit, da ihr Gott nicht kanntet, dientet ihr denen, die in Wahrheit nicht Götter sind.«
»Zu der Zeit, damals«, besser noch »vormals«, so lenkt Paulus den Blick noch einmal zurück. Als er zu den Galatern kam, da waren sie noch Heiden. Sicher ein starkes Wort, denn die Galater lebten doch im Bereich der griechischen Kultur, die sogar die Römer für sich übernommen hatten und die das geistig philosophische Leben und Denken des ganzen Reiches prägte. Und welche religiösen, philosophischen Gedankengebäude hatten doch die Griechen ersonnen: Hochleistungen des menschlichen Geistes! Aber »sie kannten Gott nicht«; selbst die Athener spürten die Bodenlosigkeit ihrer Kultur und wollten sich absichern, indem sie »dem unbekannten Gott« auch einen Altar errichteten (vgl. Apg 17,23). Wer Gott nicht kennt, der lebt bei aller Kultur und Denkleistung als Heide im »Damals« und ist Mächten »versklavt, die in Wahrheit nicht Götter sind«. Die fehlende Erkenntnis hat fatale Folgen; nicht nur eine Wissens – oder Erkenntnislücke besteht, sondern das ganze Leben gerät in eine falsche Richtung, in knechtende Abhängigkeit. Auch die heidnische »Religion« ist geprägt von Forderung und Versuchen, dem zu entsprechen, bringt in Furcht und knechtischen Dienst, genauso wie die »Gesetzesreligion« der Juden. Mächte, die keine göttliche Qualität beanspruchen können, zwingen den Menschen in ihren Bann (vgl. zu Vers 3). Darin ist das Wesen der falschen Götter entlarvt: Sie haben keinerlei göttliche Macht, die Menschen in ihrer Verblendung legen ihnen solche bei und geraten so in ihre Abhängigkeit (vgl. Röm 1,22-23).
Die Götzen sind »Nichtse« (vgl. Jes 42,17; Jer 16,19), sie gewinnen ihre Macht erst durch die Menschen, die ihren ersonnenen Götzen solche Macht zusprechen. Sie werden dann aber doch zu beherrschenden dämonischen Mächten, denn der Teufel, der Gott dieser Welt, benützt sie als Schutzmasken für sein Tun. Die Bibel bezeugt durchgängig die Nichtigkeit der Götzen, doch weiß sie auch um ihre dämonische, den Menschen irreleitende und verderbende Macht. Wo keine Erkenntnis des wahren Gottes ist, da setzen sich »Nicht -Götter« auf den Herrscherstuhl, ja werden vom Menschen in seiner Gottessehnsucht darauf gesetzt und beherrschen ihn. Das war das »Damals« der Galater. Das ist das »Damals« jedes Menschen, bevor er Gott erkennt.

Gal 4,9-10:
»(9) Nun ihr aber Gott erkannt habt, ja vielmehr von Gott erkannt seid, wie wendet ihr euch denn wiederum zu den schwachen und dürftigen Elementen, welchen ihr von neuem dienen wollt? (10) Ihr haltet Tage und Monate und Feste und Jahre.«
Die Galater sind aus dem »Damals« herausgeführt worden, es gibt ein Neues für sie, das »Jetzt«, in dem sie »Gott erkannt haben«. Der Bedeutungsumfang des griechischen Wortes für »erkennen« ist groß und nicht auf einen Akt des Verstandes zu begrenzen. Selbst für die engste Gemeinschaft zwischen Menschen, nämlich die geschlechtlichen Begegnungen von Mann und Frau, kann das Wort gebraucht werden, wie ja auch das hebräische »jadah = erkennen« (vgl. 1 Mose 4,1). »Gott erkennen«, das meint, sich ihm ausliefern, ihm vertrauen und seinem Heimruf glaubend folgen. Das kann ein Mensch gar nicht von sich selbst aus. Gott allein macht sich bekannt, er hat sich offenbart in seinem Sohn, so korrigiert Paulus sich selbst oder verdeutlicht: »besser: Ihr seid von Gott erkannt«. Er hat die Gemeinschaft mit euch gesucht. Er ist gekommen. Er hat euch gerufen und berufen. Das geschah aber eben durch die Predigt des Apostels bei ihnen (vgl. Röm 10,17), deshalb klingt auch durch die folgende Frage der Schmerz: Wie kann es denn sein, nachdem ihnen solche Erkenntnis Gottes aufgegangen ist, nachdem Gott selbst sie gesucht und besucht hat, dass sie sich »wieder umwenden«? Indem sie auf die Irrlehrer hören, »kehren sie tatsächlich wieder um«, sie verlassen den eröffneten Weg der Nachfolge und gehen zurück. Es ist eine ganze Kehrt – und Rückwendung, so wie »umkehren« ja positiv die radikale Hinwendung zu Jesus Christus meint. So ernst ist dieser Vorgang.
Das ist der Rückschritt, die Kehrtwendung, dass sie sich wiederum »von neuem«, von vorne an die »Elemente versklaven wollen«. Dabei sind die Mächte im Licht der Erkenntnis Gottes ausdrücklich als »schwach« und »dürftig« entlarvt. »Schwach« steht hier ganz im Wortsinn, nämlich als »unvermögend sein«, »ohne Kraft und ohne Macht«, während »arm« die Bettlerexistenz dieser Elemente verdeutlicht: Sie haben so viel, wie die Menschen ihnen irregeleitet geben, sie haben nichts aus sich selbst, sind also mehr als »dürftig« und »bettelarm«. Solchen »Herren« wollen die Galater sich wieder beugen, nachdem sie den Herrn aller Herren, die neuschaffende Kraft Gottes erkannt und selbst erfahren haben? Schon die Frage macht den Widersinn deutlich.
Und doch ist es so. Die Galater sind auf dem besten Weg, eine solche Rückkehr zu vollziehen. Schon wieder lassen sie sich einfangen und »halten Tage und Monate und Feste und Jahre«. Das nicht nur im Sinne, dass sie das eben mitmachen, sondern ihr »halten« ist ein »Beobachten«, »ein pünktlich genaues Aufpassen«, wieder von der Furcht bestimmt, ja nichts zu versäumen und sich dadurch Unglück zuzuziehen. Die »Tage« sind – denken wir an die jüdischen Verführer – wohl die Sabbate, die nach jüdischer Gesetzesauslegung aufs genaueste eingehalten werden müssen, sonst ist der Schalom gefährdet. »Monate«, dabei können wir an die Neumonde denken, durch die jeder Monat dem Herrn geweiht wurde (vgl. 4.Mose 10,10). »Feste«, das sind dann die großen jüdischen Feste, und »Jahre« meint wohl die »Sabbatjahre«. Ursprünglich hatte das alles Gott lobenden und anbetenden Sinn, aber unter der Sklaverei der Gesetzesfrömmigkeit verselbständigte sich dies alles, ja kehrte sich sogar gegen Gott. Gott wurde verdrängt und auf bestimmte Jahre, Tage, Feste und Monate eingegrenzt. Der Glaube wird zur Äußerlichkeit und die lebendige, tägliche Lebensgemeinschaft mit dem Herrn geht verloren. Darum hat Paulus Angst um die Galater:

Gerhardt Maier .. Edition C

8 Um seinen Lesern bewußt zu machen, was ihr beabsichtigtes Umschwenken zum Judaismus auf sich hat, beschreibt er ihnen zunächst ihr einstmaliges Heidentum. Aber damals freilich, als ihr Gott nicht kanntet. Dies ist die deutlichste Stelle des Briefes über die heidenchristliche Zusammensetzung der galatischen Gemeinden. An Judenchristen hätte Paulus so nicht schreiben können. Von seinen jüdischen Brüdern sagt er Röm 10,2 : „Ich bezeuge ihnen, daß sie Eifer haben für Gott (nicht für die Götter!), aber ohne Einsicht.“ Sie dienen also dem wahren Gott, aber in gesetzlicher Weise. Anders die Heiden. Sie „kennen Gott nicht“, wie die Schrift mehrmals von ihnen sagt. – Ps 79,6; Jer 10,25; Apg 17,23.30; Eph 4,18; 1Petr 4,14 -. Das entschuldigt sie zwar nicht (Röm 1,19.20 ), macht aber vieles an ihnen begreiflich. Im Dunkel der Unwissenheit ist eben jeder Mensch blind, auch der scharfsichtigste, verständigste und ehrlichste.

Wer Gott nicht kennt, greift sich irgendetwas, das er kennt, und macht es zu seinem Gott, denn Gott ist nicht wegzudenken, ein Gott muß her. Der Mensch hält es nicht aus, vor nichts zu knien, das ihn selbst überragt. So dient er unterwürfig Dingen innerhalb seines Horizonts. Er vergottet Gegenstände, Naturerscheinungen, Naturnotwendigkeiten, Spitzenbegriffe oder Spitzenleistungen. Ihr dientet (als Sklaven) den Göttern, die von Natur keine sind. Diese Götter sind nach dem eben Gesagten nicht Luft, Paulus spricht ihnen nicht jede Wesenheit ab, aber sie besitzen keine göttliche Qualität. Verglichen mit dem „lebendigen und wahren Gott“ (1Thess 1,9 ) sind sie „Nichtse“, d.h. Nichtsnutze, die nicht können, was sie doch als angebliche Gottheiten können müßten. – 5Mo 32,21; Jes 37,19; Jer 2,11; 5,7; 16,20; 1Kor 8,4; 10,19 – So leben ihre Verehrer in gott-loser Frömmigkeit dahin, „ohne Gott im Kosmos“ (Eph 2,12 ).

9 Auf diesem Hintergrund sticht ihr gegenwärtiger Stand kräftig ab: Jetzt aber, wo ihr Gott kennt. In biblischer Sprache ist Erkennen einer Person nicht auf einen Verstandesakt beschränkt. Im Erkennen anerkennt man zugleich. Man bejaht diesem Gegenüber die Gemeinschaft. Wenn Petrus z.B. in Mk 14,17 über Jesus sagt: „Ich kenne diesen Menschen nicht!“ behauptet er nicht mangelnde Personenkenntnis, sondern verneint Gemeinschaft mit Jesus: Ich lehne seinen Anspruch ab, dessentwegen er vor Gericht steht, ich bin nicht sein Jünger. Wenn Jesus im letzten Gericht zu gewissen Menschen sagt (Mt 7,23 ): „Ich habe euch noch nie gekannt“, bedeutet das nicht: Mein Personengedächtnis hat eine Lücke, sondern: Ihr gehörtet nicht wirklich zu meinem Jüngerkreis. Wenn es Hos 13,4 heißt: „Du sollst keinen andern Gott kennen als mich allein“, schließt das nicht theoretische Kenntnisse über andere Kulte aus, aber persönliche Hingabe an sie. In diesem Sinne haben die Galater den ihnen verkündigten wahren und lebendigen Gott erkannt, anerkannt und sich ihm ergeben. Durch diese Gemeinschaft mit dem Schöpfer – „Sohnschaft“ hieß es zuletzt immer (3,26; 4,6) – verlor die Schöpfung für sie den falschen Zauber und damit die heidnischen Götter ihre Macht. Wahre Gotteserkenntnis schafft Freiheit von den kosmischen Elementen.
Aber mit dem Erkennen Gottes hat es noch viel mehr auf sich: vielmehr aber seid ihr erkannt von Gott. Im Nachhinein überwältigt, daß das Erkennen Gottes nicht vom Menschen her begann. Der Mensch hat ja nur mit Gott Gemeinschaft, wenn Gott sie will. Aber Gott will sie. Er tut den ersten Schritt, ja eine ganze Kette von Schritten, die bis in die endgültige Rettung des Menschen hineinführen (Röm 8,29.30 ). So gibt es keine selbständige Gotteserkenntnis des Menschen. Immer wieder kehrt die Schrift, wachsam gegen Mißverständnisse, dieses Verhältnis zwischen unserm Erkennen und dem zuvorkommenden Erkennen und Erwählen Gottes heraus. – Joh 15,16; 1Kor 8,3; 13,12; 14,38; Phil 3,12 –
Jetzt kann Paulus den Galatern das Unfaßliche bewußt machen, was sie im Begriff sind zu tun: ihre Bekehrung zu diesem Gott tatsächlich rückgängig zu machen: Wie (nur) kehrt ihr wieder zu den schwachen und armseligen Elementen zurück, denen ihr wieder von neuem (als Sklaven) dienen wollt? Das Wörtchen wieder spielt im ganzen Brief eine Rolle. – Gal 2,18; 4,19; 5,1 – Hier wird es so stark betont, daß sich unwillkürlich die derbe Bemerkung aus 2Petr 2,22 nahelegt: „Der Hund frißt wieder, was er ausgespien hat; und: Die Sau wälzt sich nach der Schwemme wieder im Dreck.“
Die Frage nach ihrem wollen verrät zunächst den genauen Informationsstand des Paulus. Er weiß, wie weit die Dinge in den Gemeinden gediehen sind. Der Übertritt zum Judentum durch Beschneidung ist schon geplant, wenn auch noch nicht vollzogen (vgl. „wollen“ in 4,21; 5,4; 6,13). Doch wieso wollen sie damit wieder von neuem dorthin zurück, woher sie kamen, doch wohl ins Heidentum? Stellt Paulus den beabsichtigten jüdischen Gesetzesdienst an dieser Stelle etwa rundheraus mit ihrem früheren heidnischen Götzendienst gleich? Aber so verstanden, wären seine Worte sicher überbelichtet. Nur dies ist gesagt: Bei fundamentalen Unterschieden verbindet diese beiden Größen eines: Beide führen praktisch in den Elementendienst (s. ausführlich dazu zu 4,3). Insofern landen die Galater wieder da, wo sie schon einmal waren. Sie sind nicht mehr die freien Söhne und Töchter Gottes, sondern wieder Knechte, wieder im Gefängnis (3,23), wieder unter Aufpassern (3,24), Vormündern und Verwaltern (4,1f).
Der folgende Vers wird übrigens bestätigen, wie wenig Paulus bei den Elementen an Gestirngeister oder Dämonen oder irgendwie personhaft vorgestellte Größen dachte (vgl. Vorbemerkung 2c zu 4,1-7) statt vielmehr an das irdische Material, mit dem eben auch die jüdischen Satzungen arbeiten. Für Paulus sind diese Elemente lediglich geschaffene Dinge, schwach und armselig, d.h. sie können nichts und sie haben nichts, um im Gewissen vollkommen zu machen und zu Gott zu bringen. – 5Mo 4,28; Ps 115,4-8; Jes 44,9-20; Röm 8,3; Hebr 9,9.10; 10,1-23 -.

Wuppertaler Studienbibel

In beiden Passagen verwendet Paulus einen griechischen Begriff – stoicheia -, der gleichzeitig von Gelehrten gut verstanden wird, aber rätselhaft ist in Bezug auf das, was Paulus denkt, wenn er ihn verwendet. Der Begriff stoicheia kommt in der griechischen Literatur häufig vor, um (1) Grundprinzipien der religiösen Lehre (z. B. Regeln, Rituale); (2) rudimentäre Substanzen der physischen Welt (Erde, Wind, Feuer, Wasser); (3) astrale Gottheiten (die Vorstellung, dass himmlische Objekte göttliche Wesen waren); und (4) geistige Wesen im Allgemeinen zu beschreiben.

Verweise auf stoicheia kommen im Neuen Testament siebenmal vor. Die einzige Stelle, die hinsichtlich der Bedeutung sicher zu sein scheint, ist Hebräer 5,12, wo stoicheia das Gesetz beschreibt („Grundprinzipien der Orakel Gottes“). Wenn es um die Verwendung des Begriffs durch Paulus geht (Kol 2,8.20; und Gal 4,3.9), gibt es unter den Gelehrten keinen Konsens über seine Bedeutung. Der allgemeine Kontext von Paulus‘ Diskussion in Galater 4 und Kolosser 2 schließt geistliche Kräfte ein – Engel, Fürstentümer und Mächte, falsche Götter -, was darauf hindeutet, dass sich stoicheia auf solche Wesen beziehen könnte. Sicherlich stellt er stoicheia in gewisser Weise der Errettung in Christus gegenüber. Da Paulus sowohl zu Juden als auch zu Heiden spricht, könnte er den Begriff in Bezug auf die jeweilige Zuhörerschaft auf unterschiedliche Weise verwenden. Da er in Galater 4,1-7 ein jüdisches Publikum im Blick hat, bezieht sich Paulus‘ Verwendung von stoicheia in 4,3 wahrscheinlich auf das Gesetz und die religiöse Lehre (ähnlich wie in Hebr 5,12). Aber in 4,8-11, wo sich die Zuhörerschaft zu den Heiden verlagert, scheint es schlüssig, stoicheia in 4,9 als Bezug auf geistige Wesen zu sehen – wahrscheinlich astrale Gottheiten (die „Schicksale“). Der Hinweis auf „Zeiten und Jahreszeiten und Jahre“ (4,10) würde daher auf astrologische Überzeugungen hinweisen, nicht auf den jüdischen Kalender. Paulus verneint also die Vorstellung, dass die Himmelsobjekte (Sonne, Mond, Sterne) Gottheiten sind. Seine heidnischen Leser sollten nicht von der Vorstellung versklavt werden, dass diese Objekte ihr Schicksal kontrollierten.

In Bezug auf die „kolossische Häresie“ sind wahrscheinlich sowohl Juden als auch Heiden im Blick; daher hätte der Begriff stoicheia für beide Zielgruppen eine Bedeutung gehabt. Paulus verbindet das, was er über stoicheia sagt, mit der „Anbetung von Engeln“ (Kol 2,18). Angesichts der Tatsache, dass Paulus und andere neutestamentliche Autoren das jüdische Gesetz von Engeln austeilen lassen (Gal 3,19; Apg 7,53; Hebr 2,2), argumentieren einige Gelehrte, dass sich die stoicheia des Kolosserbriefs für jüdische Leser auf eine Häresie beziehen könnte, die Juden an das Gesetz versklavte – einschließlich der fehlerhaften Anbetung der Engel, die mit der Übergabe des Gesetzes an Israel verbunden waren. Für Nichtjuden könnten diese „Engel“ und die asketischen „Vorschriften“ von Kolosser 2,20-21 auf eine häretische Betonung der Übereinstimmung mit heidnischen Ritualen und himmlischen Gottheiten hinweisen, von denen man annahm, dass sie zornig wurden, wenn diese Rituale vernachlässigt wurden.
Was auch immer die ultimative, genaue Bedeutung war, der Kontrast zum Evangelium der Gnade war kristallklar. Gläubige in Christus sind nicht mehr versklavt von geistlichen Kräften jeglicher Art. Gesetzliche Forderungen und rituelle Verpflichtungen sind ans Kreuz genagelt worden (Kol 2,14), was zu Vergebung und Freiheit führt.

Michael S. Heiser – Die Bibel ungefiltert – Annäherung an die Heilige Schrift nach ihren eigenen Bedingungen

Kann man also wirklich, nachdem man etwas von Jehovah gehört und gelernt hat, wieder zurück zu den anderen, zu den geschaffenen Göttern, oder gar zu den nur ausgedachten Göttern???

„meckern sie ruhig, nett sein kann jeder“

Denn deine Güte ist besser als Leben; meine Lippen werden dich rühmen. Also werde ich dich preisen während meines Lebens, meine Hände aufheben in deinem Namen.
Elberfelder 1871 – Ps 63,4–5

denn besser ist deine Huld als das Leben:
meine Lippen dürfen dich loben.
So will ich in meinem Leben dich segnen,
mit deinem Namen heben meine Hände.
Buber & Rosenzweig – Ps 63,4–5

Denn besser als Leben ist Deine Barmherzigkeit. Meine Lippen sollen Dich preisen.
So will ich segnen Dich in meinem Leben, will in Deinem Namen meine Hände (flachen Hände) erheben. Ps 119,48.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Psalm 63,4–5

Von dir geliebt zu sein, ist mir mehr wert als das Leben, deshalb sag ich dir, weder irgendwo im Himmel oder auf Erden gibt es jemand, der größer und heftiger ist als du. Das rappe ich dir jetzt, wer macht ’ne Beatbox dazu?
Ich bin dir ewig dankbar, und wenn ich mit dir rede und mich dir mit meinen absolut leeren Händen hingebe,
VolxBibel – Psalm 63:4–5

Wie unterschiedlich man auf eine Situation reagieren kann!
Der eine kann sich über die Fliege an der Wand aufregen – dem anderen ist doch die Fliege egal!
Der eine sieht, welche Schwierigkeiten er in seinem Leben schon aufgebürdet bekam und meckert deshalb über die Kirche, Gott und was es noch so alles gibt – der andere schaut dankbar auf Gott, der ihn auf all seinen Schwierigkeiten bewahrt hat!
Der eine heult, dass er lieber in der Hölle sein will, als mit „diesen Menschen“ ewig im Himmel – der andere freut sich auf eine Ewigkeit mit Jesus!
Der eine versucht glücklich zu sein, und sich bei den sozialen Medien gut darzustellen, der andere ist mit dem zufrieden, was Jehovah ihm gibt, und nutzt die sozialen Medien um den Schöpfer zu preisen!
Der eine liest in der Bibel, und findet bei jeder biblischen Gestalt hunderte von Fehlern – der andere liest die Bibel und freut sich, wie gnädig und liebevoll unser Gott ist.
Gibt es nicht? Dann schau dir den Psalm, aus dem die Verse oben sind, an: David geht es gar nicht gut – er ist auf der Flucht, und er hätte Grund über alles mögliche zu meckern! Aber er schaut nur zu seinem Gott – und findet bei diesem nicht nur Trost sondern auch Hilfe!

Denn deine Güte ist besser wie Leben. Dieser Satz ist enge mit dem vorigen zu verbinden: David gibt den Grund an, weshalb er so eifrig an seinen Gott sich hängt. Als „Leben“ werden alle Mittel bezeichnet, durch welche die Menschen ihren Lebensstand schützen und erhalten können. So lange wir damit wohl versehen zu sein meinen, kommt es uns kaum in den Sinn, bei Gottes Erbarmen Zuflucht zu suchen. Unser eigenes Sein blendet unsere Augen derartig, dass wir gar nicht mehr sehen, wie allein Gottes Gnade uns aufrecht hält. Während die Menschen also gemeinhin in ihrem Vertrauen auf irdische Hilfsmittel Gottes vergessen, erklärt David hier, dass es besser sei, mitten im Sterben sich auf Gottes Barmherzigkeit zu stützen, als voll Selbstvertrauen im Schein des Lebens zu wandeln. Der Sinn ist also nicht einfach der, dass das Leben ein kostbares, Gottes Barmherzigkeit und Güte aber ein noch kostbareres Gut sei. Vielmehr müssen wir den Gegensatz zwischen einem unversehrten Lebensstande, mit dem Menschen sich begnügen, und zwischen Gottes Barmherzigkeit im Augen behalten, welche bereits geltende und fast in den Abgrund fallende Menschen greift und hält, und welche allein ausreicht, allen Mangel auszufüllen. Mögen andere im Überfluss des Reichtums und aller Hilfsmittel sitzen, mag ihr Leben auf alle Weise gesichert und geschützt sein, so ist dies alles nichts: denn es ist besser, allein von Gottes Barmherzigkeit abzuhängen, als in seinem eigenen Wesen sich auf scheinbar feste Stützen zu gründen. Mögen also die Gläubigen Mangel leiden, unter ungerechtem Druck stehen, in Krankheit dahinsiechen, Hunger und Durst leiden, durch viele Sorgen und Schmerzen gequält werden, so kann dies alles ihnen ihr Glück nicht rauben. Denn wenn sie Gottes Gnade haben, geht es ihnen gänzlich wohl. Auf der andern Seite müssen die Ungläubigen unglücklich sein, auch wenn die ganze Welt ihnen zulacht: denn wo man Gott zum Feinde hat, waltet der Fluch. Aus alledem schließt David: Meine Lippen sollen dich preisen. Die Erkenntnis der göttlichen Güte öffnet uns den Mund. Der gleiche Gedanke wird dann (V. 5) noch deutlicher ausgedrückt: So will ich dich loben mein Leben lang. Im Einzelnen ist das Verständnis dieser Worte allerdings zweifelhaft. Das „so“ kann auf die erbetene Erlösung deuten. In diesem Falle würde David erklären, dass er guten Grund habe, den Segen Gottes zu preisen, weil er selbst erfahren habe, wie viel besser es sei, von Gott aus dem Tode gerissen zu werden, als bei sich selbst das Leben zu haben. Es kann aber auch ein erneuter Hinweis auf den unglücklichen und gedrückten Zustand Davids vorliegen, über den er soeben sagte, dass selbst die Wüste ihn nicht hindere, auf Gott zu schauen. Auch die Übersetzung: „mein Leben lang“ ist nicht die einzig mögliche. Man könnte auch übersetzen: Ich will dich loben über mein Leben, d. h. für die mir geschenkte Rettung. Dieses Verständnis würde eine überaus fruchtbare Lehre enthalten: weil ich durch deine Wohltat gerettet und unversehrt bin, so will ich von nun an dich umso eifriger preisen. So heißt es auch anderwärts (Ps. 118, 17): „Ich werde nicht sterben, sondern leben und des Herrn Werke verkündigen.“ Oder (Ps. 115, 17 f.): „Die Toten werden dich, Herr, nicht loben, noch die hinunterfahren in die Stille. Sondern wir, die wir leben, loben den Herrn.“ Dass David die Hände aufheben will, deutet auf Gelübde und Gebete. Er will etwa sagen, dass er nicht bloß danken, sondern auch neue Freudigkeit zum Bitten gewinnen und sich fortan in der Anrufung Gottes desto eifriger beweisen werde. Und in der Tat: wenn Gott freundlich mit uns handelt, treibt er uns nicht bloß zum Danken an, sondern stärkt auch unsre Hoffnung für alle Zukunft, sodass wir nicht zweifeln dürfen, seine Gnade werde ganz und völlig ausfüllen, was sie in uns begonnen hat.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Obwohl David nun keinen Zugang mehr zum Heiligtum hatte, fand er über dem Lobpreis Gottes Zufriedenheit, denn der Lobpreis brachte Freude und Trost in sein Herz. Er lobte Gott für seine treue Güte, die besser ist als Leben . Das war der Lobpreis eines Menschen, der in der trockenen Wüste (V. 2 ) mehr an Gott als an das lebensspendende Wasser dachte.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Und wohin werde ich schauen?

Blick von mir auf andere

Ist nicht dieses ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: daß man löse die Schlingen der Bosheit, daß man losmache die Knoten des Joches und gewalttätig Behandelte als Freie entlasse, und daß ihr jedes Joch zersprenget?
Elberfelder 1871 – Jes 58,6

Fasten, wie ich es liebe, sieht doch vielmehr so aus: Lasst die zu Unrecht Gefangenen frei und gebt die los, die ihr unterjocht habt. Lasst die Unterdrückten frei. Zerbrecht jedes Joch.
Neues Leben – Jesaja 58,6

Ich sag euch mal, auf was für eine Art von Beten ich stehe: zum Beispiel Leuten aus ihren Süchten und Abhängigkeiten rauszuhelfen, in denen sie festsitzen, weil sie ohne mich leben. Die Eisenketten, mit denen sie gefangen gehalten werden, einfach mal durchzusägen, oder die Handschellen aufzuschließen, mit denen sie gefesselt wurden, um sie zu befreien.
VolxBibel – Jes 58,6

Aus welchem Grunde beobachteten die Israeliten religiöse Fastenzeiten? Einige folgern, daß Christen fasten sollten, und führen Matthäus 9:15; 17:21 und Apostelgeschichte 13:2, 3 als Beweis dafür an. Ist dies richtig? — S. A., Argentinien.
Das Mosaische Gesetz gebraucht den Ausdruck „Fasten“ nicht, gebietet aber in Verbindung mit dem Versöhnungstage: „Ihr sollt eure Seelen kasteien.“ (3 Mose 16:29-31; 23:27; 4 Mose 29:7) Es wird allgemein verstanden, daß dies ein Fasten bedeute, und die Ansicht wird von Esra 8:21, Jesaja 58:3, 5 und von Psalm 35:13 gestützt. Obwohl der Versöhnungstag der einzige Anlaß war, der von Gott ausdrücklich als Fastentag festgesetzt war, ordnete er doch bei anderen Sonderanlässen Fasten an. Die Juden setzten viele Fastenanlässe fest und hatten zu einer Zeit vier jährliche Fasten, um an die unglücklichen Ereignisse des verhängnisvollen Jahres 607 v. Chr. zu erinnern. Als Jesus auf Erden weilte, war es üblich, daß die Pharisäer zweimal in der Woche fasteten, nämlich am zweiten und fünften Tage der Woche. (Sacharja 8:19; Lukas 18:12) Das Fasten sollte dazu dienen, gottgemäße Trauer und Reue über vergangene Sünden an den Tag zu legen. (1 Samuel 7:6; Joel 1:14; 2:12-15; Jona 3:5) Es war auch am Platze angesichts großer Gefahr oder wenn göttliche Leitung dringend nötig war oder während andauernder Prüfungen und um Versuchungen zu begegnen, — 2. Chron. 20:3; Esra 8:21; Esther 4:3, 16; Matthäus 4:1, 2.
Das richtige religiöse Fasten ist kein asketisches Kasteien des Körpers durch Hunger, als ob körperlicher Schmerz oder Unbehagen an sich verdienstlich wäre. ln Wirklichkeit ist es die natürliche Folge einer starken Gemütsbewegung. Wenn dringende Probleme den Sinn beschäftigen oder wenn das Herz erschüttert ist durch tiefgehende Gefühle, so verlangt der Leib keine Nahrung und weigert sich, richtig zu verdauen, wenn solche eingenommen wird. Ist die Gemütsbewegung groß genug, so überbietet sie die natürlichen Ansprüche des Körpers.
Auf dieser natürlichen Grundlage beruht das Fasten als religiöser Vorgang. Es verrät Jehova das intensive Gefühl des Fastenden. Es zeigt, daß der Sinn des Betreffenden oder seine Gefühlswelt durch ein Gefühl der Sünde oder durch Kummer derart belastet ist, daß der Körper die Nahrung zurückweist. Die Fähigkeiten des Geistes und Gemüts einer Person mögen so durch frühere Vergehungen gedemütigt, so von dem Verlangen nach Vergebung eingenommen, und so um neue Entschlüsse besorgt sein (damit eine Wiederholung von Sünden vermieden werden könne), daß kein Raum mehr bleibt, um an Dinge wie Speise zu denken. Zu Zeiten, wo ein Kummer wirklich groß und eine Reue tiefempfunden ist, wäre die Einnahme von Nahrung nicht nur unwillkommen, sondern auch ungesund. Oder es mag jemand vor einem ernsten Problem stehen, das Überlegung, besonnenes Denken und konzentriertes Studium erheischt, damit man Jehovas Willen und Leitung in der Sache feststellen kann. Die Ehre des Namens Jehovas mag von einer Entscheidung oder von gemachten Erklärungen abhängen. ln einem so in Anspruch genommenen Geisteszustand wird man kaum an den Magen denken.
Was aber ist von jemandem zu sagen, der vergangene Sünden laut bejammert und von seinem Wunsche nach Vergebung, seinen Entschlüssen zur Besserung oder seiner tiefen Sorge, zu einer kritischen Zeit die rechte Entscheidung zu treffen, spricht und doch die ganze Zeit emsig dabei ist, sich mit Speise vollzustopfen? Er kann nicht tieferregt oder in echter Sorge sein, trotz seinen mündlichen Beteuerungen. Sein guter Appetit widerspricht seiner anscheinend tiefen Sorge. Daher können Fasten an sich eine äußere Schaustellung, eine bloße Pose sein.
Zum Beispiel hatten die Juden einmal schwer gesündigt, und doch bereuten sie nicht aufrichtig. Sie gaben vor, Jehova anzubeten, zollten ihm Lippendienst und vollführten religiöse Riten um der Schaustellung willen. Das Fasten war ein solcher Ritus, und sie dachten, dadurch von Gott beachtet zu werden und seine Gunst zu erlangen. „Warum haben wir gefastet [sagten sie], und du hast es nicht gesehen, unsere Seelen kasteit, und du hast es nicht gemerkt?“ Jehova gab ihnen den Grund an, als er sagte, daß sie selbst während des Fastens ihren eigenen Vergnügungen und Geschäften nachgegangen seien, sich an Streitereien, Bedrückung und Gewalttaten beteiligt und nicht durch aufrichtiges Fasten gottgemäße Trauer und Reue bekundet hätten. Das Fasten war nicht von der Art, daß ihre Stimme dadurch im Himmel gehört wurde, obwohl ihre zur Schau gestellten Klagen tatsächlich laut genug waren. Jehova rügte die heuchlerische Haltung, die sie annahmen: „Ist dergleichen ein Fasten, an dem ich Gefallen habe, ein Tag, an welchem der Mensch seine Seele kasteit? Seinen Kopf zu beugen wie ein Schilf, und Sacktuch und Asche unter sich zu betten, nennst du das ein Fasten und einen dem Jehova wohlgefälligen Tag?“ — Jesaja 58:1-5.
Das Fasten verriet Trauer und Reue, aber ihre Taten widersprachen dem, was sie vorgaben, der Miene, die sie aufsetzten. Damit ein Fasten annehmbar sei, müssen von dem Fastenden vergangene Sünden berichtigt werden: „Ist nicht dieses ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: daß man löse die Schlingen der Bosheit, daß man losmache die Knoten des Joches und gewalttätig Behandelte als Freie entlasse, und daß ihr jedes Joch zersprenget? Besteht es nicht darin, dein Brot dem Hungrigen zu brechen, und daß du verfolgte Elende [unglückliche Obdachlose, Me] ins Haus führst? wenn du einen Nackten siehst, daß du ihn bedeckst und deinem Fleische dich nicht entziehst?“ (Jesaja 58:6, 7) Jene Juden hatten die geistige Disziplin verloren, die in richtigem Fasten inbegriffen ist, und hatten den Geist echter Reue, der durch Fasten zum Ausdruck kommen sollte, aufgegeben. Sie betrachteten den bloßen Akt des Fastens als ein Mittel, Gunst von Gott zu erlangen, als eine Grundlage, auf der man diese Gunst beanspruchen könnte, als Kaufpreis für Gottes Gunst, in gleicher Weise, wie einige heutzutage das Beten mit dem Rosenkranz betrachten, indem sie durch eine besondere Zahl ritueller Gebete die Qualen um soundso viele Tage abzukürzen hoffen, die man in einem Fegefeuer nach ihrer Vorstellung zu erwarten hätte. Jene Juden dachten, die Unannehmlichkeit an sich, die mit dem Kasteien der Seele verbunden war, sei ein Verdienst, gleichwie dies Asketen annehmen, und so dachten sie, Gott sei verpflichtet, die Schuld, die ihm auf diese Weise ihnen gegenüber erwachse, zurückzuzahlen. Wenn diese Vergeltung nicht eintrat, so erkundigten sie sich bei Gott über die Zahlung, von der sie dachten, er sei sie ihnen schuldig: „Warum haben wir . . . unsere Seelen kasteit, und du hast es nicht gemerkt?“
Die vier jährlichen Fasten, wodurch die Katastrophe des Jahres 607 v. Chr. bejammert wurde, waren gleicherweise unaufrichtige, selbstauferlegte Fasten. Bei diesen Anlässen weinten und fasteten die Juden als Leidende, bedauerten sich selbst und empfingen eine gewisse Befriedigung aus diesem Selbstbedauern, aber es war ihnen nicht wirklich leid, noch demütigten sie sich wegen der Sünden, wodurch sie dieses Unglück und Gottes Zorn wider sich heraufbeschworen hatten. Jehova sagte ihnen, daß ihr Fasten eine selbstgerechte, Aufsehen erregende Schaustellung und eine bloße Formsache sei, die sie ebensosehr für sich selbst pflegten, wie sie zu ihrer eigenen Befriedigung aßen und tranken. Sie sollten mit solchem Fasten aufhören und sich freuen über die Wiederherstellung der wahren Anbetung Gottes sowie die Einsammlung anderer Menschen zum Dienste Jehovas. (Sacharja 7:3-7; 8:19, 23) Solches Fasten, das nicht von wahrer Bußfertigkeit begleitet war, befriedigte nur das persönliche Gefühl der Überlegenheit und Selbstgerechtigkeit, wie Jesus es im Falle des fastenden Pharisäers zeigte. (Lukas 18:11, 12) Den Leib in Scheindemut mit selbstauferlegtem, formellem Fasten zu kasteien ist kein Kampf gegen fleischliche Begierden noch wird dadurch Gottes Anerkennung erlangt: „Jene Dinge besitzen zwar einen Schein von Weisheit in einer selbstauferlegten Form der Anbetung und Schein-Demut, einer strengen Behandlung des Leibes, sind aber ohne Wert im Kampf gegen die Befriedigung des Fleisches.“ — Kolosser 2:20-23, NW
So fasteten die Pharisäer. Von ihnen sagte Jesus zu seinen Nachfolgern: „Wenn ihr fastet, so höret auf, ein trauriges Gesicht zu machen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihre Angesichter, damit sie den Menschen als Fastende erscheinen. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn völlig. Du aber, wenn du fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Angesicht, damit du nicht den Menschen als ein Fastender erscheinest, sondern deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten.“ (Matthäus 6:16-18, NW) Die Pharisäer fasteten um der äußeren Schaustellung willen, indem sie düstere, finstere Mienen annahmen, um eine nicht empfundene Trauer zu bekunden, und willentlich gingen sie zur Schaustellung ungewaschen und mit abgehärmter Miene einher. Sie wollten von Menschen gesehen werden, und das ist auch alles, was sie erlangten. Da sie der echten Frömmigkeit ermangelten, wußten sie nicht, wie sie diese zum Ausdruck bringen sollten. Ihre Heuchelei war augenfällig. Niemand sollte den Versuch machen, äußerlich mehr zur Schau zu stellen, als was er innerlich fühlt. Wer vor Gott fastet, sollte es vor Menschen nicht zur Schau stellen.
Zeigt dieser Text dessenungeachtet denn nicht, daß Jesu Nachfolger fasten sollten? Richtiges Fasten wäre in Ordnung,

Wachtturm 1.Juli 1953

Jesus leitete seinen Rat zum Thema Fasten mit den Worten ein: „Hört auf, wenn ihr fastet, ein trübseliges Gesicht zu machen wie die Heuchler, denn sie verstellen ihr Gesicht, um den Menschen als Fastende zu erscheinen“ (Matthäus 6:16a).
Jesus gebot seinen Jüngern nie, zu fasten, und sie waren dafür bekannt, daß sie nicht regelmäßig fasteten (Matthäus 9:14, 15). Andererseits wies Gottes Sohn seine Nachfolger nicht an, auf diesen Brauch vollständig zu verzichten. Die Worte „wenn ihr fastet“ deuten an, daß einige seiner Jünger bei besonderen Gelegenheiten fasteten. (Siehe Apostelgeschichte 13:2, 3; 14:23.)
Doch sollten sie nicht ‘ihr Gesicht verstellen, um den Menschen als Fastende zu erscheinen’. Die Heuchler, von denen Jesus sprach, erschienen absichtlich mit einem „trübseligen Gesicht“. Sie vernachlässigten während der Fastentage wahrscheinlich die Pflege ihres Gesichtes, indem sie sich nicht wuschen oder nicht kämmten und indem sie Asche auf ihr Haupt streuten. Das taten sie, „um den Menschen als Fastende zu erscheinen“. Sie genossen die bewundernden Blicke und wohlwollenden Gesten ihrer Mitmenschen, die von ihrer zur Schau gestellten Frömmigkeit beeindruckt waren.
Wie im Falle derjenigen, die ihr Almosengeben zur Schau stellten und in der Öffentlichkeit beteten, um von Menschen gesehen zu werden, sagte Jesus auch von denen, die aus ähnlichen Gründen fasteten: „Wahrlich, ich sage euch: Sie haben bereits ihren vollen Lohn“ (Matthäus 6:16b; vergleiche 6:2, 5). Sie empfingen keine Segnungen von Gott; ihr ganzer „Lohn“ bestand darin, daß sie von ihren Mitmenschen bewundert wurden. Sie hatten ihren „vollen Lohn“, denn Gott fügte nichts hinzu

Wachtturm – 1.12.1978

Und wo liegt dann mein Augenmerk? Auf das dazu gehören und einem bestimmten Stundenziel? Einer bestimmten Menge im „Spendenkasten“?

Ist nicht ‹vielmehr› das ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Ungerechte Fesseln zu lösen, die Knoten des Joches zu öffnen, gewalttätig Behandelte als Freie zu entlassen und dass ihr jedes Joch zerbrecht? ‹Besteht es› nicht ‹darin›, dein Brot dem Hungrigen zu brechen und dass du heimatlose Elende ins Haus führst? Wenn du einen Nackten siehst, dass du ihn bedeckst und dass du dich deinem Nächsten nicht entziehst? Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell sprossen. Deine Gerechtigkeit wird vor dir herziehen, die Herrlichkeit des HERRN wird deine Nachhut sein.

Wenn Gott beginnt, uns von den alten Ketten der Sklaverei zu befreien, dann werden wir erleben, wie seine Gnade durch die Unterstützung anderer, aber auch durch Gelegenheiten zum Dienst in unserem Leben zu wirken beginnt. Der letzte Schritt auf dem Weg zur Heilung besteht darin, nicht mehr nach innen zu blicken und vergangene Leiden und Schmerzen nachzuvollziehen, sondern nach Gelegenheiten zu suchen, anderen zu dienen. Opfer von Missbrauch sind besonders empfindsam und einfühlsam gegenüber Menschen, die Wegweisung brauchen. Wenn du diesen Menschen dienst, dann wird Gott gleichzeitig dir dienen und dein Herz mit dem Wunder der Heilung berühren!

Die Glieder der Kette
1 Glied: Setze dein ganzes Vertrauen und deine Zuversicht auf Gott, der das gute Werk, das er in dir begonnen hat, vollenden wird.
2 Glied: Mache deine Beziehung zu Gott zur obersten Priorität.
3 Glied: Ergreife die Gelegenheiten für persönliche Unterstützung geistliches Wachstum, die Gott dir geben wird.
Besuche eine Gemeinde, in der das Wort Gottes gepredigt und geehrt wird.
Nimm an Bibelstudien und Fortbildungsseminaren teil.
Entwickle gesunde Beziehungen und Verantwortlichkeit.
4 Glied: Sei darauf vorbereitet, dass Gott dir die Gelegenheit gibt, über kleine Teile deiner Erfahrung Zeugnis zu geben – auch wenn du nicht meinst, dass du dafür schon bereit bist.Vertraue darauf, dass Christus dir die Weisheit und die geeigneten Worte geben wird.
Konzentriere dich auf die Hoffnung, dass du in Jesus Christus echte Heilung gefunden hast.
5 Glied: Betrachte dein persönliches Gebetsleben als fundamental wichtig.
6 Glied: Denke daran, dass deine eigene Familie das erste Einsatzgebiet für deinen Dienst ist.
7 Glied: Suche Gottes Führung, wenn sich neue Türen für den Dienst auftun.
8 Glied: Betrachte neue Kontakte als „göttliche Gelegenheiten.”
9 Glied: Betrachte dein Leben aus dem neuen Gesichtspunkt, dass Gott „Schönheit aus Asche“ entstehen lassen kann.
10 Glied: Erkenne den großen Wert des Dienstes an anderen.

Schlüssel zur biblischen Seelsorge


Gott ehren und gefallen.
Uns selbst demütigen und erniedrigen. Ein Fasten heißt, die Seele zu peinigen (demütigen) (Vers 5; KJV). Wenn es nicht aufrichtigen Kummer für die Sünde ausdrückt und es wirklich fördert, dass die Sünde abgetötet wird, ist es kein echtes Fasten.
3.2 Deshalb sollen wir an einem Fastentag fragen, was für Gott annehmbar sein wird und was unser verdorbenes Wesen demütigen wird.
Uns wird hier im negativen Sinn gesagt, was kein Fasten ist, an welchem Gott Gefallen hat.
Es reicht nicht, bescheiden auszuschauen, ein ernstes und trauriges Gesicht aufzusetzen, den Kopf hängenzulassen wie ein Schilfhalm, der vertrocknet und gebrochen ist, wie es die Heuchler tun, „denn sie verstellen ihr Angesicht, damit es von den Leuten bemerkt wird, dass sie fasten“ (Mt 6,16). Es ist gut für den Zöllner, wenn er seinen Kopf beschämt hängenlässt, weil sein Herz wegen der Sünde wirklich gedemütigt und gebrochen ist, und der deshalb als Zeichen dafür „nicht einmal seine Augen zum Himmel zu erheben“ wagt (Lk 18,13). Doch wenn es wie hier bloß vorgetäuscht ist, wird es zu Recht lächerlich. Es heißt nur, seinen Kopf hängen zu lassen wie einen Schilfhalm (Vers 5).
Es genügt nicht, Bußübungen zu leisten und ein wenig bekümmert zu sein, den Leib ein wenig zu demütigen, während der Leib der Sünde an sich unangetastet bleibt (Röm 6,6). „Willst du das ein Fasten nennen?“ (Vers 5). Nein, es ist nur ein Schatten und eine Schale eines echten Fastens.
Uns wird hier im positiven Sinn gesagt, was ein Fasten ist, an welchem Gott Gefallen hat. Es ist nicht, „die Seele für einen Tag zu demütigen“, was ausreichen wird, wie manche Vers 5 lesen. Nein, es muss die Haltung unseres ganzen Lebens sein. Hier wird gefordert:
Dass wir gerecht mit denen umgehen, mit denen wir streng verfahren sind (Vers 6): „dass ihr ungerechte Fesseln losmacht“, die Ketten, die wir in verdorbener Weise geknüpft haben und durch die andere gebunden sind. „Der Gefangene, der keine Schuld zu bezahlen hat, soll freigelassen werden. Die beschwerlichen Gerichtsverfahren sollen aufgehoben werden. Der Knecht, der mit Gewalt über die Zeit seines Dienstes hinaus festgehalten wurde, soll freigelassen werden und so sollen ‚die Knoten des Jochs‘ gelöst werden (Vers 6). Lasst nicht nur die gehen, die zu Unrecht unter dem Joch gehalten werden, sondern zerbrecht das Joch der Sklaverei selbst.“
Dass wir gütig gegenüber denen sind, die bedürftig sind (Vers 7). Wir sollen zur Rettung und Auslösung derer beitragen, die von anderen unterdrückt werden, zur Befreiung der Gefangenen und zur Bezahlung der Schulden der Armen. Das ist also das Fasten, das Gott erwählt hat.
Dass wir denen Nahrung geben, denen sie fehlt. Das heißt, dem Hungrigen sein Brot zu brechen (Vers 7). Beachten Sie, dass es „dein“ Brot sein muss, was ehrlich verdient ist, das Brot, das man selbst braucht, die eigene Nahrung. Wir müssen uns selbst etwas vorenthalten, damit wir etwas haben, das wir denen geben können, die in Not sind (Eph 4,28). „Das ist das wahre Fasten: wenn du dein Brot mit dem Hungrigen teilst, nicht nur, um ihnen das zu geben, was bereits zerbrochen ist, sondern auch, um ihnen bewusst Brot zu brechen, ihnen ganze Laibe zu geben, nicht nur ein paar Krumen oder Scheiben Brot, die du entbehren kannst.“
Dass wir denen Unterschlupf gewähren, die keinen haben, das heißt, arme Verfolgte in sein Haus zu führen (Vers 7). „Wenn sie zu Unrecht leiden, dann habe keine Skrupel, sie zu schützen. Finde für sie nicht nur ein Quartier und bezahle für ihre Unterbringung, sondern – was größere Güte ist – bringe sie in dein eigenes Haus, mache sie zu deinen eigenen Gästen. Vergiss nicht, Fremde willkommen zu heißen, denn wenn du vielleicht auch nicht Engel beherbergst, wie es manche getan haben (Hebr 13,2), beherbergt ihr vielleicht Christus selbst (Mt 25,40), der es bei der Auferstehung der Gerechten belohnen wird (Lk 14,14). ‚Ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt mich beherbergt‘ “ (Mt 25,35).
Dass wir denen Kleidung geben, denen sie fehlt: „dass, wenn du einen Entblößten siehst, du ihn bekleidest und dich deinem eigenen Fleisch nicht entziehst“ (dich von deinem eigenen Fleisch und Blut nicht abwendest) (Vers 7). Manche verstehen dies so, dass es die eigene Familie oder die eigenen Verwandten meint: „Wenn welche in deinem eigenen Haus und in deiner Familie harte Zeiten durchmachen, bist du ‚schlimmer als ein Ungläubiger‘, wenn du nicht für sie sorgst“ (1.Tim 5,8). Andere verstehen es eher allgemein. Jeder, der Anteil an der menschlichen Natur hat, muss als unser Fleisch und Blut gesehen werden, denn haben wir nicht alle einen Vater? (Mal 2,10).

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Eltern ehren

„Ehre deinen Vater und deine Mutter“, welches das erste Gebot mit Verheißung ist,
„auf daß es dir wohlgehe und du lange lebest auf der Erde“. (2. Mose 20,12; 5. Mose 5,16)
Elberfelder 1871 – Eph 6,2–3

»Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren« ist das erste und grundlegende der Gebote, die das Verhalten der Menschen untereinander betreffen. Darum folgt ihm auch eine Zusage: »Dann wird es dir gut gehen und du wirst lange leben auf dieser Erde.«
Gute Nachricht Bibel – Epheser 6,2–3

„Du sollst deinem Vater und deiner Mutter mit Respekt begegnen.“ Das ist ein wichtiges Gesetz, und Gott gibt dazu auch gleich ein schönes Versprechen ab:
„Wenn du das tust, dann wird es dir gutgehen, und du wirst lange leben.“
VolxBibel – Epheser 6:2–3

τίμα Imp. τιμάω ehren. ἥτις = ἥ. ἐντολὴ πρώτη ἐν (vgl. B ἐν I4cβ) ἐπαγγελίᾳ ἵνα … das (A82) erste Gebot mit der (A106a) Verheißung: „damit …“ od. ein Hauptgebot, das mit der Verheißung verbunden ist: „damit …“. Eph 6,3 εὖ Adv. gut, wohl. γένηται Aor. Konj. Med. γίνομαι; εὖ τινι γίνεται es (er)geht jmdm. gut. ἔσῃ Fut. εἰμί; Fut. unatt. für Konj. nach ἵνα (A339; BDR § 369,2+3). μακρο-χρόνιος11 lange lebend.

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Dieses Gebot ist unter den sogenannten zehn Geboten das erste, das zwischenmenschliche Beziehungen regelt. Der Herr Jesus erwähnt es mehrmals (s. Mt 15,4; 19,19) und Paulus zitiert es, wenn er die gläubigen Kinder ermahnt, den Eltern zu gehorchen (s. Eph 6,1-3). Es ist also ganz klar, dass auch wir unsere Eltern ehren sollen. Die Aufforderung, den Eltern zu gehorchen, ist an Kinder gerichtet. Aber es bleibt eine lebenslange Verpflichtung, die Eltern zu ehren. Wie ehren wir nun die Eltern?
Folgende Liste ist nicht vollständig, sondern enthält nur einige Hinweise:
• Wir suchen guten Kontakt zu den Eltern.
• Wir begegnen den Eltern mit Respekt und Wertschätzung.
• Wir suchen und schätzen den guten Rat der Eltern.
• Wir reden nichts Negatives über die Eltern, sondern sprechen, wenn möglich, positiv über sie, auch wenn sie nicht mehr leben…Und wenn die Eltern älter werden?
Wenn die Eltern grau geworden sind, kommt im Gesetz ein allgemeineres Gebot hinzu, das beachtenswert ist: „Vor grauem Haar sollst du aufstehen und die Person eines Greises ehren, und du sollst dich fürchten vor deinem Gott. Ich bin der Herr“ (3 Mose 19,32). Ältere Eltern sind somit doppelter Ehre würdig.
Ein weiterer wichtiger Vers zu dieser Thematik steht in 1 Timotheus 5,4: „Wenn aber eine Witwe Kinder oder Enkel hat, so mögen sie zuerst lernen, dem eigenen Haus gegenüber fromm zu sein und den Eltern Gleiches zu vergelten; denn dies ist angenehm vor Gott.“
Neben der Ehre, die den Witwen aufgrund ihrer Witwenschaft gegeben werden sollte, handelte es sich damals vor allem um die finanzielle Unterstützung der Witwen durch die Nachkommen. Im Allgemeinen besteht diese Notwendigkeit in der heutigen Zeit in unserem Land nicht mehr in dem Maße wie damals. Aber die Eltern haben ihre Kinder nicht nur materiell unterstützt, sie haben sich normalerweise viele Jahre lang in Liebe um sie gekümmert und sie aufgezogen. Sollten nun die Kinder sich nicht, wenn es irgend möglich ist, ebenso liebevoll um die alten Eltern kümmern?

Bleib in mir 2019

Paulus denkt keineswegs nur an die kleinen Kinder, denen durch ihre ganze Lage der Gehorsam ohne weiteres als das richtige Verhalten zugeteilt ist; er mahnt so, weil das Kind sich gegen die Eltern als Kind verhalten soll, solange sie leben, und seine Gemeinschaft mit ihnen nur dadurch bewahren kann, dass es gehorcht. Die Kinder haben ihren Gehorsam gegen die Eltern als Gehorsam gegen Gott zu leisten; er ist letztlich darin begründet, dass sie Gottes Willen tun und ihm dienen wollen. Damit ist auch angegeben, was diesem Gehorsam die Grenzen setzt. Wo die Gemeinschaft der Kinder mit den Eltern nicht mehr von derjenigen umfasst ist, in die Gott die Kinder zu sich versetzt hat, da muss jene enden. Kommt es zum Streit zwischen dem Willen der Eltern und dem Willen Gottes, dann gilt das Wort Jesu, dass um seinetwillen jede andere Liebe verleugnet werden muss. Den Satz der zehn Gebote, der für beide Eltern die Ehre verlangt, nennt Paulus das erste Gebot, das mit einer Verheißung verbunden ist; er wird damit schwerlich sagen wollen, keines der vorangehenden Gebote habe eine Verheißung bei sich, sondern wird darauf hinweisen, wie bedeutsam und wichtig das rechte Verhalten der Kinder gegen die Eltern für die Kinder selbst ist. Dabei ist nicht nur der Zeit nach diese Aufgabe die erste, an der wir uns mit Willen und Treue in die göttliche Ordnung finden oder aber den Kampf gegen sie beginnen; auch nach seiner inneren Bedeutung kommt bleibend dem Verhältnis der Kinder zu den Eltern große Wichtigkeit zu. Hier holen wir uns das gute oder schlechte Gewissen; hier lernen wir die Willigkeit zu jedem Gehorsam oder die Eigenmächtigkeit, die alle göttliche Ordnung missachtet und vergisst; hier üben wir die Liebe, die unser Denken und Trachten von uns selbst ablöst und zu den anderen hinwendet, oder verfestigen wir uns im Eigenwillen, der uns an uns selber kettet. Dazu fügt dann Paulus nachdrücklich die Verheißung hinzu, die gerade mit der Erfüllung dieses Gebotes die Zusage der göttlichen Fürsorge und Bewahrung verbindet.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Auch für die Kinder gilt, dass sie sich in eine von Gott gegebene Ordnung einfügen sollen (vgl. nochmals Eph 5,21, wo – als Überschrift für den gesamten Abschnitt – von dem gegenseitigen Unterordnen aus Ehrfurcht gegenüber dem Herrn die Rede war). Kinder werden dieser Ordnung Gottes gerecht, indem sie ihren Eltern gehorchen und sie ehren. »Gehorcht euren Eltern im Herrn« darf nicht so verstanden werden, als gelte der Gehorsam nur Eltern, die »im Herrn«, also gläubig, sind. Nichts legt den Gedanken nahe, dass der Autor hier an solch eine Einschränkung denkt. (Vgl. auch den Parallelvers, Kol 3,20, wo es ohne Einschränkung heißt: »Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern in allen Dingen.«) Es geht vielmehr darum, dass die Kinder »gehorchen … im Herrn«. Der Gehorsam der Kinder wird also mit ihrem Im-Herrn -Sein begründet. Er ist damit Frucht ihrer Beziehung zu Christus, die sie auch als Kinder schon durch den Glauben haben können. Wenn damals in der Hausgemeinde der Eph verlesen wurde, hörten auch die Kinder zu und wussten nun, dass ihr kindlicher Glaube an Jesus eine ganz praktische Auswirkung zeigen sollte, nämlich den Anweisungen der Eltern gegenüber gehorsam zu sein. Indirekt ist mit der Beifügung »im Herrn« aber auch eine Grenze des Gehorsams markiert. Wenn die Eltern etwas verlangen, was der Christusbeziehung der Kinder entgegensteht, sind die Kinder vom Wort Gottes her zu diesem Gehorsam nicht verpflichtet. – Im Übrigen aber gilt, dass den Eltern zu gehorchen »gerecht« ist. Das heißt, solcher Gehorsam ist recht vor Gott, er entspricht seiner Rechtsordnung. Ja, noch mehr: Er ist Ausdruck der Gerechtigkeit des Neuen Menschen, der »in Gerechtigkeit und Heiligkeit« geschaffen ist (Eph 4,24) und als Frucht »Gerechtigkeit« hervorbringt (Eph 5,9).

Nicht ausdrücklich als Begründung gekennzeichnet, aber doch so gemeint für V. 1, wird in V. 2ff. das vierte der Zehn Gebote zitiert: »Ehre deinen Vater und deine Mutter …, damit es dir gut geht und du lange lebst auf Erden« (vgl. 2Mose 20,12; 5Mose 5,16). Die erste Hälfte stimmt wörtlich mit der griech. Übersetzung des AT (der LXX) überein, die zweite Hälfte weicht im Wortlaut leicht ab – vielleicht ein Hinweis, dass der Autor die griech. Übersetzung des AT aus dem Gedächtnis zitiert. Das »Ehren« von Vater und Mutter wurde im Frühjudentum nicht nur als eine innere Haltung der Ehrerbietung verstanden, sondern ganz praktisch in vielfältiger Weise angewendet. Im Buch Sirach z. B. wird das vierte Gebot ausführlich ausgelegt (Sir 3,1-16): Die Eltern ehren heißt danach, sie erquicken (V. 6 b), ihnen dienen (V. 7 b), sich nicht auf ihre Kosten eigene Ehre verschaffen (V. 10f.) und die alternden Eltern versorgen (V. 12ff.). Eph 6,1 ist weniger umfassend; es wendet das Ehren der Eltern nur auf den Gehorsam an. – Allerdings ruht auf diesem Ehren der Eltern der Segen Gottes. Schon im Alten Testament, so erläutert der Apostel, war dies »das erste Gebot mit einer Verheißung«. Ganz einfach zu verstehen ist das nicht, denn schon im Zusammenhang mit dem ersten Gebot war von der Barmherzigkeit Gottes über tausend Generationen hinweg die Rede (2Mose 20,6). Paulus spielt hier wohl darauf an, dass sich erst im vierten Gebot eine direkte, persönlich formulierte Verheißung findet; und zwar die: »… dass es dir gut geht und du lange lebst auf Erden« (V. 3).

Paulus zitiert diese Verheißung nur (in Anlehnung an die griech. Übersetzung des AT), ohne sie näher auszulegen. Im Frühjudentum – wir denken wieder an das Buch Sirach – diese Verheißung sehr umfassend ausgelegt. Ein gutes langes Leben als Segensgeschenk Gottes, das hieß nach Sir 3: ein hohes Alter erreichen (V. 7 a), Bewahrung des Hauses (V. 10 a), Freude an den Kindern (V. 6 a), ehrbares Ansehen (V. 13 a), Erfahrung von Gebetserhörungen und Sündenvergebung (V. 6 b. 4.16.17) sowie Rettung aus der Not (V. 17 a). Wie gesagt, der Eph legt die alttestamentliche Verheißung nicht weiter aus. Indem er sie aber zitiert, wird deutlich, dass Gott seinen Kindern auch im Neuen Bund nicht nur geistliche Segnungen schenken will (vgl. Eph 1,3ff.), sondern auch einen Segen für das irdische Leben bereit hat. Manche Ausleger sind davon so überrascht, dass sie die Versaussage schnell auf das ewige Leben auf der Neuen Erde umdeuten. Schon der jüdische Schriftsteller Philo vergeistigte die Verheißung und deutete sie als Hinweis auf die schon jetzt in einer von der Sünde gereinigten Seele beginnende Unsterblichkeit (Spec. leg. II. 262). Aber das steht nicht da. Wenn der Apostel die alttestamentliche Verheißung auf das jenseitige Leben hätte umdeuten wollen, hätte er die Worte »auf Erden« ja weglassen können. Doch dies war nicht seine Absicht. Vielmehr wird den Kindern, die das Leben noch vor sich haben, als Frucht des Gehorsams der Segen Gottes für ihr Leben verheißen. Auch im Neuen Testament kann sich also die Segensverheißung Gottes in Wohlergehen und langem Leben ausdrücken (vgl. 1Petr 3,9-12, wo Christen gesagt wird, was sie tun sollen, wenn sie – als Gabe Gottes – das Leben lieben und gute Tage sehen wollen!).

G.Maier – Edition C

Und wie ist dass, wenn meine Eltern eine andere Religion haben, oder die meine – also „die richtige“ Religion verlassen haben?
Gilt dann Jehovahs Gebot nicht mehr? Gelten dann, anstatt der Regeln der Bibel auf einmal die Gebote der Religionsgemeinschaft?

reden oder schweigen?

Der Herr aber sprach durch ein Gesicht in der Nacht zu Paulus: Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht!
Elberfelder 1871 – Apg 18,9

Der Herr sagte in einer nächtlichen Vision zu Paulus: »Hab keine Angst, sondern verkünde unbeirrt die Gute Nachricht!
Gute Nachricht Bibel – Apostelgeschichte 18,9

Der Herr teilte jedoch dem Paulus durch eine Vision bei Nacht mit: „Hab keine Angst, sondern rede immer wieder und hör bloß nicht auf,
Gottes Agenda – Das Neue Testament urtextnah ins heutige Deutsch übersetzt von Andreas Eichberger – Apg 18,9

In einer nächtlichen Vision sagte der Herr zu Paulus: »Du brauchst dich nicht zu fürchten! Verkünde ´das Evangelium`, und lass dich durch nichts zum Schweigen bringen!
Neue Genfer Übersetzung – Apg 18,9

Jer 1,18.19; Apg 23,11; 2Mo 14,13; Apg 4,29; 2Mo 3,12; Apg 16,9; 23,11; 1Kor 2,3; 2Tim 4,2.

Wer schickt den „Missionar“ in sein Gebiet? Welche Website muß er aufrufen, um zu erfahren, wie es weiter geht?
Sollte sich Paulus nun in die Politik der Stadt einmischen? Über welche Botschaft sollte und wollte Paulus reden?

Die hier geschilderte Form göttlichen Zuspruchs (»fürchte dich nicht … denn ich bin mit dir«) kennen wir vor allem aus dem A.T. (z.B. 1.Mose 15,1; 26,24; 28,15; Jer 1,8; 15,20 ). In der griechischen Literatur erschienen die Götter und Göttinnen den Menschen meist in der Nacht, häufig sogar im Schlaf; aber auch im A.T. offenbaren sich Gott oder seine Engel häufig auf diese Weise (z.B. 1.Mose 26,24; 28,12-15; 31,24 ).

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Die Frucht seiner Arbeit konnte den Apostel schon zu beständigem Fortschritt ermutigen, da er täglich einige Leute für Christus gewann. Zu dieser Stärkung kommt nun noch der himmlische Zuspruch. Aus demselben schließen wir, dass ihm ein großer Kampf oblag und er in mancherlei Weise heftig umgetrieben wurde. Denn der Herr spricht nicht ins Ungefähre, und für Paulus waren Gesichte keine alltägliche Sache. Vielmehr bedient sich der Herr diese Heilmittels, wenn es nötig ist. Und der Tatbestand zeigt, dass auf dem heiligen Mann eine ungeheure Last von Geschäften lag, unter der er nicht nur schwitzte, sondern ohne eine neue Hilfe und Erquickung sich beinahe hätte aufreiben müssen. Mit gutem Grunde spricht Paulus davon (1. Kor. 2, 3), dass sein Auftreten in Korinth verächtlich war und er in Furcht und Zittern sich dort aufhielt. So wird man annehmen müssen, dass das wunderbar kräftige Wirken des Geistes, welches dem Apostel schon früher zuteil ward, durch den Zuspruch eine neue Stärkung erfuhr. Zwischen einem Gesicht und einem Traum unterscheidet die Schrift (vgl. auch 4. Mos. 12, 6): bei dem Gesicht fand eine Entrückung statt, bei welcher dem Paulus eine bestimmte Erscheinung gegeben ward, aus welcher er Gottes Gegenwart erkannte. Ohne Zweifel machte sich Gott an irgendeinem Zeichen kenntlich.
Fürchte dich nicht. Dieser Zuruf, der bei einer ruhigen und heiteren Lage überflüssig wäre, zeigt, dass Paulus Grund zur Furcht hatte. Der Herr will einen Diener haben, der treulich und wacker seine Pflicht tut; so hebt er damit an, ihn vor Furcht zu warnen. Daraus schließen wir, dass eine reine und freimütige Verkündigung des Evangeliums durch nichts mehr behindert wird als durch die Engigkeit eines furchtsamen Geistes. Die Erfahrung zeigt, dass ein Mensch, dem dieser Fehler im Weg steht, kein treuer und beherzter Diener des Wortes wird. Zum Lehren recht geschickt ist nur, wer die Gabe hat, mit tapferem Geist sich über jede Gefahr zu stellen. Darum schreibt Paulus (2. Tim. 1, 7), dass den Verkündigern des Evangeliums nicht ein Geist der Furcht gegeben ward, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht. Bemerkenswert ist auch die Verbindung: Fürchte dich nicht, sondern rede! Diese Zusammenstellung will besagen: Lass dich nicht durch Furcht am Reden hindern! Übrigens macht uns die Furcht nicht völlig sprachlos, sondern hält uns nur gebunden, so dass wir nicht lauter und freimütig sagen, was nötig ist. Darum rührt Christus in Kürze beides an: Rede und schweige nicht, d. h. rede nicht mit nur halbgeöffnetem Munde! Diese Worte geben den Dienern am Wort die allgemeine Regel, dass sie schlicht, ohne Umschweife und Verhüllungen alles darlegen sollen, was der Herr seine Gemeinde wissen lassen will. Sie sollen nichts unterschlagen, was zu gottgemäßer Erbauung und zum Fortschritt dient.

Jean Calvin – Apostelgeschichte

Immer wieder bestätigte sich die Gewissheit des Apostels, dass durch den Verlauf seiner Arbeit sich nur die schon unsichtbar bestehenden, vom Himmel her begründeten Beziehungen enthüllen, in denen der Herr zu den Menschen steht. Nicht der Apostel erwirbt ein großes Volk für den Herrn; Christus hat es und schickt ihm deshalb durch den Apostel sein Wort, das die aufnehmen, die sein Eigentum sind. In beiden Beziehungen erfüllte sich die Zusage Jesu: zahlreiche Bekehrungen fanden statt, und Paulus blieb gegen Angriffe geschützt. Da Korinth der Sitz des Statthalters von Achaja war, durften die Vorsteher der Judenschaft nichts selbständig unternehmen, und auch die Aufhetzung der städtischen Obrigkeiten konnte ihnen hier nichts helfen. Sie mussten versuchen, ein Urteil des Statthalters gegen Paulus zu erwirken. Als der neue Prokonsul Gallio nach Achaja kam, von dem wir auch sonst einige Nachrichten haben, da er der Bruder Senekas, des stoischen Morallehrers, war, versuchten die Juden, ein Urteil gegen Paulus zu erwirken.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Die Situation begann offensichtlich für Paulus und seine Mitarbeiter bedrohlich zu werden. Deshalb erhielt er diesen direkten Zuspruch seines Herrn, der wieder in der Form einer nächtlichen Erscheinung geschah (vgl. Apg 16,9). »Fürchte dich nicht« – diese Redewendung wird in der ntl. Wissenschaft manchmal als »Beschwichtigungsformel« bezeichnet. Mit diesen Worten wurden die Hirten in Bethlehem angesichts der Engelserscheinung beruhigt (Lk 2,10), aber schon Abram, der auch eine Erscheinung Gottes sah, wurde so die Angst genommen. Die Konkordanz weist eine Vielzahl von Stellen aus, an denen diese Formel vorkommt. Hier nun ging es darum, Paulus angesichts der drohenden Gefahr zu ermutigen. Folglich hatte auch er gelegentlich mit der Furcht zu kämpfen, was ja angesichts seiner einschlägigen Erfahrungen nicht verwunderlich ist. Die Mission in Korinth soll weitergehen, ungeachtet der Gefahren, weil Jesus selbst bei seinem Boten ist, wie er es den Jüngern beim Abschied versprochen hatte (Mt 28,20). »Niemand soll dich angreifen, um dir zu schaden.« Angesichts der tatsächlichen späteren Entwicklung (V. 12ff.) wird deutlich, dass Gottes Schutz nicht in den Bereich des Vordergründigen gehört. Paulus wurde angegriffen, man versuchte, ihm zu schaden. Aber da war das Werk in Korinth schon vollendet, die Vollzahl der Erwählten schon erreicht. Das »große Volk in dieser Stadt« war – wieder äußerlich betrachtet ein ziemlich armseliger Haufen, wie die Korintherbriefe zeigen. Und doch wirkte Gott in ihm und durch ihn, dass Menschen das Leben fanden.

Gerhard Maier – Edition C

War damit nicht die Arbeit in Korinth getan? Konnte, ja musste Paulus nicht weiter? Oder sollte er wieder den Sturm abwarten, der ihn mit Gewalt vertrieb? Paulus mag mit solchen Fragen betend vor seinem Herrn gestanden habe und bekommt nun die Antwort: „Es sprach aber der Herr eines Nachts durch ein Gesicht zu Paulus; Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht! Denn ich bin mit dir und niemand wird Hand an dich legen, dir Böses anzutun, denn ich habe ein zahlreiches Volk in dieser Stadt.’„ Dieses Wort gibt Paulus wie allen, die im Evangelisationsdienst stehen, den wahren und tiefen Blick in das eigentliche Wesen ihres Tuns. Nicht sie gewinnen durch ihren Einsatz dem Herrn Jesus ein Volk; so denken wir es uns gern in der angeborenen Ichhaftigkeit unseres Herzens. In Wirklichkeit aber ist Jesus gleichsam schon längst vor Paulus in Korinth gewesen und hat sich dort ein großes Volk erwählt – So hat es Paulus auch für die Thessaloniker gesehen: 1 Th 1,4. –

Noch ahnt dieses Volk selber nichts davon, aber der Blick Jesu ist schon auf es gerichtet . Darum hat Jesus überhaupt Paulus nach Korinth geführt, um dieses sein Volk dort durch das Evangelium herauszurufen. Noch aber hat Paulus nicht alle erreicht, die Jesus dort zu seinem Eigentum haben will. Darum fordert ihn der Herr zum getrosten Bleiben und Reden auf. Er versteht das Bangen im Herzen auch eines Paulus nach der ganzen Kette schwerster Erlebnisse: Antiochia, Ikonion, Lystra, Philippi, Thessalonike, Beröa. Auch die großen Boten im alten Bund haben sich gefürchtet vor der Größe und Härte ihres Auftrages und vor dem drohenden Hass der gottlosen oder der frommen Welt. Wie oft erklingt darum das „Fürchte dich nicht!“ und das „Ich bin mit dir!“ aus Gottes Mund (vgl. 2 Mo 3,11.12; Jos 1,6.7.9; Jes 41,20; 43,5; Jer 1,8). Nun redet Jesus, der erhöhte Herr, die Sprache Gottes und sagt seinem Paulus das gleiche zu: „Ich bin mit dir.“ Er gibt ihm die Zusicherung seines Schutzes, so dass es in Korinth anders gehen wird als in jenen Städten.

Wuppertaler Studienbibel

finden wir ein weiteres der vielen Gesichte des Paulus. Es heißt ja: „Wo kein Gesicht da ist, wird ein Volk zügellos“ (Spr 29,18). Mit anderen Worten: Ohne diese Vision des Willens Gottes hätte sich Paulus vielleicht auf neue Arbeitsfelder begeben. Statt dessen wurde ihm gesagt, daß er in Korinth bleiben sollte, weil es dort viele Menschen gab, die Gott im Blick hatte. Für diesen Dienst verhieß ihm Gott sowohl Seine Gegenwart als auch Seinen Schutz. Folglich blieb er eineinhalb Jahre lang da und lehrte das Wort Gottes, indem er sowohl Unbekehrten das Evangelium brachte als auch Gläubige mit der gesamten Schrift erbaute.
 Somit wurde in Korinth eine Gemeinde gegründet. Diesbezügliche Sachverhalte kann man im 1. Korintherbrief finden. Paulus bezeichnete sie als „die Versammlung Gottes, die in Korinth ist“ (1,2), während er ihre Glieder „Heilige“ nannte. Der Brief sollte zwar viele Mißstände in Korinth beheben, richtete sich aber dennoch an „alle, die an jedem Orte den Namen unseres Herrn Jesu Christi anrufen“ (V.2). Paulus erinnerte an Themen seiner Lehre während seines Aufenthaltes bei ihnen: das Evangelium und die Auferstehung Christi (15,1.3) sowie das Mahl des HERRN (11,23). Er erinnerte ebenso an sein Wirken, daran, daß er ihr geistlicher Vater war, der sie in Christus Jesus durch das Evangelium gezeugt (4,15) sowie das Wort Gottes gepflanzt (3,6) und den einen Grund gelegt hatte (3,10). Er beschrieb auch die Wesensart seiner Verkündigung mit den Worten: „Ich nahm mir vor, nichts anderes unter euch zu wissen, als nur Jesus Christus, und ihn als gekreuzigt“
(2,2). Diese Gemeinde war „in ihm … reich gemacht worden … in allem Wort und aller Erkenntnis“ (1,5), wobei er trotz des falschen Gebrauchs dieser Gaben in Kap.12-14 ausführlich darlegte, was Gott in einer Ortsgemeinde erwartet. Das Thema der Prophetie ist in einer Gemeinde entscheidend wichtig, denn von den Korinthern heißt es: „… indem ihr die Offenbarung (A.d.Ü.: „das Kommen“ im Original) unseres Herrn Jesu Christi erwartet“ (1,7). Das Mahl des HERRN sollte man feiern, „bis er kommt“ (11,26). Merkmale wie diese ermöglichen heute einem Gläubigen zu erkennen, welcher Kreis von Christen eine Ortsgemeinde nach dem Willen Gottes bildet. Weitere Merkmale, wie z.B. Ältestenschaft und die Wesensart des Dienstes, kommen in anderen Briefen vor.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Spannend? Paulus war „Missionar“, der NUR seiner Heimatversammlung verantwortlich war, und der seine Anweisungen direkt von Jehovah erhielt! Kein Internet! Keine Email! Aber auch kein politisches Bestreben! Denn Pauli ganzes Streben war die gute Botschaft über den Herrn Jesus Christus bekannt zu machen! Und wie steht es bei mir? Was mache ich, wenn ich vielleicht keine Heimatversammlung mehr habe?

Glücklich, wer glaubt

Und glückselig, die geglaubt hat, denn es wird zur Erfüllung kommen, was von dem Herrn zu ihr geredet ist!
Elberfelder 1871 – Lk 1,45

Du darfst dich freuen, denn du hast geglaubt, dass sich erfüllen wird, was der Herr dir ankündigen ließ.« (Genesis 15,6)
Gute Nachricht Bibel – Lukas 1,45

Wie glücklich bist du, dass du geglaubt hast! Denn was der Herr dir sagen ließ, wird sich erfüllen.
Neue evangelistische Übersetzung – Luk 1,45

Du kannst so froh sein, dass du Gott geglaubt hast! Alles, was Gott dir versprochen hat, wird auch passieren!
VolxBibel – Lukas 1:45


Schließlich drückt Elisabeth ihren vollen Glauben an das aus, was der Herr zu Maria gesagt hat. Sie preist Maria glückselig, nicht um dessentwillen, wer Maria in sich selbst ist, sondern weil Maria geglaubt hat. Dieser Glaube an das, was Gott gesagt hat, soll auch uns sein. Wir haben ja das, was Gott zu uns gesagt hat, in seinem Wort. Wenn wir das glauben, werden auch wir glückselig gepriesen werden.

Ger de Koning – Das Evangelium nach Lukas

Elisabeth war eine Frau, welcher der Heilige Geist das Zeugnis ausstellt, sie sei gerecht und untadelig gewesen. Sie war auch eine demütige, geistliche Person, die, wiewohl sie die Segnung anerkannte, die der Herr auch ihr gewährt hatte, sogleich zugestand, daß Maria mit weit Höherem gesegnet worden war. Es läßt sich auch nicht der geringste Anflug von Neid in ihren
Worten ausmachen: „Glückselig, die geglaubt hat, denn es wird zur Erfüllung kommen, was von dem Herrn zu ihr geredet ist!“

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

„Und glücklich zu preisen bist du, die du geglaubt hast“, spricht Elisabeth weiter. Das ist die erste Seligpreisung des NT, Wurzel und Summe aller folgenden. Elisabeth denkt offenbar mit Wehmut an den Unglauben ihres Mannes, und wie der Herr ihn deshalb gestraft hat. Wie ganz anders trat Zacharias damals herein in sein Haus. Wie fröhlich grüßend dagegen jetzt ganz wie ein heiteres Kind kommt Maria zu ihr. Ja, selig, wer glaubt! Das ist die Regel, das Grundgesetz des Neuen Bundes: „Wer da glaubt, der wird selig werden.“
Diese Seligpreisung des Glaubens aus erfahrenem Munde – welch eine Glaubensstärkung ist darin beschlossen! Wie empfängt Marias Glaube hier Bestätigung und Förderung! Zuerst diese wunderbare Übereinstimmung in der Begrüßung der Elisabeth und des Engels; Redet Elisabeth nicht, wie wenn sie selbst bei der Begrüßung des Engels zugegen gewesen wäre?

Wuppertaler Studienbibel

Elisabeth schließt mit einer Seligpreisung der Maria: »Glücklich zu preisen bist du, dass du geglaubt hast, denn es wird sich erfüllen, was dir vom Herrn gesagt wurde« (V. 45). Der Grund dieser Seligpreisung ist klar: Es ist der Glaube. Genauer gesagt: Es ist der Glaube, mit dem Maria dem Wort des Herrn vertraut hatte. »Vom Herrn« heißt eigentlich: »von seiten des Herrn«, nämlich vermittelt durch Gabriel (V. 26ff.). Hier wird also eindeutig festgestellt, dass Maria eine Glaubende war. Darin ist sie zum Vorbild geworden. Wir können diese Seligpreisung in übertragenem Sinne auf alle anwenden, die Gottes Wort im Glauben hören. »Denn« was Gott sagt, erfüllt sich. Nicht die Bibelkritik, sondern der Glaube wird am Ende recht behalten.

Diese Begegnung mit Elisabeth ist also für Maria zu einer großen Glaubensstärkung geworden. Schlatter bemerkt dazu: »Zuerst hat sie die Freundlichkeit der göttlichen Fürsorge gekostet, die ihr Erquickung und Stärkung bereitete.« Die Krisen sollten bald folgen.

Gerhard Maier – Edition C

«Glückselig, die geglaubt hat, denn es wird zur Erfüllung kommen, was von dem Herrn zu ihr geredet ist!» (Lk 1,45).
Diese Worte spricht Elisabeth, erfüllt mit Heiligem Geist, als Maria sie nach der Begegnung mit dem Engel Gabriel besucht. Damit bestätigt Gott, dass Maria den Worten des Engels geglaubt hat.
Als der Engel ihr die Geburt des Messias ankündigt, stellt sie zwar eine Frage, weil sie das Gesagte nicht verstehen kann. Aber diese Frage ist – im Gegensatz zur Frage von Zacharias in Lukas 1,18 – nicht ein Ausdruck des Zweifels oder Unglaubens. Sie will einfach mehr darüber erfahren.
Maria ist aufrichtig und bereit, das Wort Gottes anzunehmen. Ihr Herz gleicht dem vierten Ackerfeld im Gleichnis vom Sämann: «Diese sind es, die auf die gute Erde gesät sind, die das Wort hören und aufnehmen und Frucht bringen» (Mk 4,20). Sie nimmt das Wort mit Sanftmut und Bereitwilligkeit auf (Jak 1,21).
Wenn wir als junge Christen das Wort Gottes lesen oder hören, so hängt seine Wirkung zuerst einmal davon ab, ob wir die Botschaft ins Herz aufnehmen und glauben. Verschiedenes in unserem Leben kann diese Bereitschaft behindern:
• Wenn wir unser Ohr dem Teufel öffnen, anstatt ihm zu widerstehen, werden wir mit Zweifel und Unglauben das Wort infrage stellen.
• Wenn wir begangenes Unrecht nicht ordnen, werden diese Sünden einen inneren Widerstand gegen das Wort Gottes hervorrufen.
• Wenn die Welt mit ihren Vergnügen unsere Herzen erfüllt, werden wir den Geschmack am Wort Gottes verlieren.
Tun wir doch alles weg, was uns hindert, das Wort glaubensvoll und bereitwillig aufzunehmen!

Halte fest 2012