Und so wird der König ihnen in seiner Antwort erklären: »Ich sage euch die Wahrheit: Insofern habt ihr an mir gehandelt, als ihr an nur einem von diesen meinen unbedeutendsten Geschwistern gehandelt habt.
Gottes Agenda – Das Neue Testament urtextnah ins heutige Deutsch übersetzt von Andreas Eichberger – Mt 25,40
Dieser Vers sagt uns, worum es in dem Gleichnis geht. Jesus ist nicht persönlich auf der Erde und deshalb können wir ihm nicht solche persönlichen Gefälligkeiten erweisen, wie es diese guten Schafe getan haben sollen. Aber seine Jünger, die seine und unsere Brüder sind, sind hier, und wir haben immer die Möglichkeit, ihnen Gutes zu tun. (Siehe Galater 6:10.)
E.M. Zerr – Matthäus 25,40
Er deutet ihnen sein Rätselwort. 25,40: Und der König wird antworten und ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Soweit ihr solches einem von diesen meinen geringsten Brüdern getan habt, habt ihr es mir getan. Er dankt ihnen für das, was sie seinen Brüdern taten; denn der Bruder rechnet die dem Bruder erwiesene Wohltat als für sich getan. Er, der Verherrlichte, war deswegen mit allem Elend belastet bei ihnen, weil seine Brüder mit solcher Not unter ihnen lebten. Wenn es auch nur einer war, dem sie dienten, und ein geringer, der nichts für sich geltend machen konnte, dennoch war diese Wohltat ihm getan. Diese meine Brüder, sagt er; sie sind auch zur Stelle, alle diese Elenden, die damals nicht wußten, daß Christus wie ein Bruder für sie empfand, und die nun hören, wie treu er sich mit ihnen eins macht und wie hoch er die Güte schätzt, die ihnen getan worden ist.
Schlatters Erlӓuterungen zum Neuen Testament
Wir dürfen nicht sagen, diese Brüder Jesu seien nur die Jünger oder die Christenheit; denn das wäre ein eigenmächtiger Zusatz zu Jesu Wort. Er hat allerdings verheißen, daß, wer um seines Namens willen die Kleinen aufnehme oder einem Jünger den Becher mit Wasser reiche, es ihm tue. Aber unser Wort macht Jesu Gnade noch größer, weil er hier von allen Völkern spricht. Darum redet er nicht vom Glauben an ihn und vom Bekenntnis zu seinem Namen, sondern nur von seinem Hunger und seiner Not und nennt damit einen Dienst, den ihm jedermann überall tun kann, wozu er keinen besonderen Unterricht bedarf, weil er das nicht erst durch das Evangelium lernt. So groß und weit ist Jesu Gnade: sie freut sich an jeder Guttat der Menschen, freut sich, daß er ihnen dafür mit dem Himmelreich danken kann. Wir aber murren natürlich wie die Arbeiter im Gleichnis, die zuerst berufen waren, und sagen: Sogar solchen gibst du deinen Lohn! wir müssen an dich glauben, müssen dir gehorchen, und diesen gibst du dein Himmelreich, obwohl sie nichts taten, als daß sie einen deiner hungrigen Brüder speisten. Jesus hat uns die Antwort dafür gegeben: So werden Erste Letzte! und gibt sie uns auch sofort wieder: Wem es zu gering scheint, den Bruder zu speisen, der ist verflucht. Kann denn darin, daß Jesus seine Gnade groß macht, irgendwelche Schwierigkeit für unseren Glauben liegen? Je herrlicher Jesu Gnade ist, um so leichter, froher und gewisser wird der Glaube. Auf den läßt sich trauen, der für jede Liebe mit dem Himmelreich dankt.
Aber preist Jesus damit nicht das Werk? Gewiß, er preist es! Es ist aber ein großer Unterschied, ob wir unser Werk preisen oder ob er es preist! Wenn die, die ihn in den Brüdern speisten, zu ihm sagen wollten: Dich haben wir gespeist, sieh doch, wieviel wir dir getan haben, wie hoch du durch unsere Güte uns verpflichtet bist! so wissen wir, was Jesu Antwort wäre: Deine Linke hat gemerkt, was deine Rechte tat, damit hast du deinen Lohn! Diese stolze Liebe, die sich bläht und Christus sich verpflichtet meint, ist verdorben. Jesus dankt nur solchen, die ihm sagen: Wir konnten dir nichts tun; wann warst du je unser Gast? Darin erscheint Jesu Gnade, daß er unser Werk als ihm getan annimmt und nicht von unseren Sünden mit uns redet. Und unser Glaube besteht darin, daß wir den Herrn unser Werk rühmen lassen und es nicht selber rühmen und von seiner Güte das Himmelreich erwarten und nicht von unserem Werk. Er besteht aber nicht darin, daß wir das Werk uns ersparen, weil Jesus mit unserem Glauben zufrieden sein dürfte. Wozu hat er denn von den Törinnen geredet, die sich um das Himmelreich betrogen, und vom faulen Knecht, der nichts tat? Doch nicht dazu, damit wir mit dem Glauben unsere Bosheit decken. Es gibt hier nur zwei Wege: entweder tun wir Gottes Willen, oder wir tun unseren bösen Eigenwillen. Wen der Glaube nicht zu jenem führt, der geht den anderen Weg und hat dadurch den Ölkrug vergessen und sein Talent verscharrt.
Überlagert wird die Herkunftsfrage vom zentralen Problem der Interpretation: mit wem identifiziert sich der königliche Richter? Für zahlreiche ältere Kommentare und neuere Interpreten sind die Brüder Jesu bzw. die Geringsten, in denen er den im Gericht Angeredeten begegnet, die Christen, seine Jünger. Eine besondere Ausprägung erfährt diese Deutung bei Joach. Jeremias. Der Gerichtsdialog gibt Antwort auf die Frage nach dem Maßstab, aufgrund dessen die Heiden gerichtet werden. Während für die Jünger das Bekenntnis zu Jesus das eschatologische Schicksal bestimmt (10,32f.), liegt für die Heiden, die Jesus nicht begegneten, alles am Verhalten zu seinen Boten. In Ausgestaltung des in 10,40–42 Gesagten werden die seinen Jüngern, den urchristlichen Missionaren, erwiesenen Werke der Barmherzigkeit als ihm selbst geschehen gewertet. Faßt man es so auf, so wird man das Urteil von L. Cope nicht scheuen dürfen: »The ethic is a churchly«.
Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament
Seit den sechziger Jahren mehrt sich die Zahl der Interpreten, die für ein universales Verständnis des in 25,40 formulierten Maßstabs eintreten. Dabei werden die Akzente durchaus verschieden gesetzt. U. Wilckens meint, daß das Motiv der Boteninstruktion bewußt entschränkt auf alle Menschen als »Gottes Brüder« bezogen wird. Für P. Christian ist es wichtig, daß es sich trotz der uneingeschränkten Identifizierung des Richters mit den Geringsten um eine Mahnung an die Christen handelt, die hier den für sie im Gericht geltenden Maßstab vorgelegt bekommen. Dieser stimmt mit dem überein, den Matthäus mit seiner nachdrücklichen Betonung des Tuns auch an anderen Stellen (vgl. 7,21–23) bietet.
Die »Antwort« des »Königs« spitzt sich auf das eine zu: »Was… irgendeinem von diesen meinen geringsten Brüdern getan« ist, ist ihm selbst getan. In jedem »von diesen Brüdern« begegnet Jesus selbst. Im ganzen NT ist aber eindeutig, wer Jesu »Brüder« sind: seine Jünger (Mt 12,49ff.; Mt 18,15.21.35; 23,8; 28,10; Lk 22,32; Joh 20,17; Röm 8,29; Hebr 2,11.17).
Edition C – NT
Niemals werden andere so genannt. Dass Jesus den Menschen im Jünger begegnet, ist ebenfalls mehrfach gesagt: »Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf« (Mt 10,40) – »Wer euch hört, der hört mich« (Lk 10,16). Ja, schon das AT verbindet Gott und seine Leute zu einer ähnlichen Einheit (1 Sam 8,7; Spr 14,31; 19,17; vgl. Joh 17,21ff.). Diese Beobachtung wird dadurch bestätigt, dass »Geringe«, »Kleine« oder »Geringste« ebenfalls die Jünger Jesu bezeichnet (Mt 10,42; 11,11; 18,6.10.14; Lk 12,32). Die Wendung »diese Kleinen« in Mt 18,6.10.14 steht ganz nahe bei Mt 25,40. Vielleicht ist die Szene in unserem Vers sogar so zu verstehen, dass Jesus bei »diesen meinen geringsten Brüdern« auf die mit ihm vereinigte Gemeinde deutet (vgl. Mt 24,31; 25,21.23; 1 Kor 6,2; 15,23.51ff.; 1 Thess 4,14ff.; Off 19,7ff.; Off 20,4ff.). Mit J. A. Bengel, K. F. Harttmann u. a. ist deshalb daran festzuhalten, dass es sich bei den »Brüdern« in Mt 25,40 wirklich um die Jünger Jesu handelt.
Von da aus erschließt sich der übrige Inhalt des Gleichnisses. So wie das Vaterunser das Gebet einer leidenden und verfolgten Gemeinde darstellt, so wie Mt 10,40ff. denjenigen »Lohn« verspricht, die Jesu verfolgten Jüngern Gutes tun, so tröstet unser Gleichnis die Jünger dadurch, dass es jedem die Rettung im Weltgericht verspricht, der ihnen Gutes getan hat – denn »das habt ihr mir getan«. Die Jünger sind ja der Leib Jesu (Röm 12,4ff.; 1 Kor 12,12ff.). So weit greift also Gottes Barmherzigkeit hinaus, dass sie um Jesu willen nicht nur diejenigen rettet, die ein Glied an seinem Leibe geworden sind, sondern auch diejenigen, die einem Glied seines Leibes Gutes getan haben! Was solche Wohltaten für die verfolgten Jünger bedeuten, können wir heute an denen ermessen, die als kommunistische oder nazistische Funktionäre oder als Soldaten Idi Amins Christen gedeckt und geschont haben. Zugleich weist dieses Gleichnis neben der ungeheuren Verantwortung der Jünger, die Mt 25,14ff. gezeichnet hat, auf ihre unermeßliche Würde hin. Als »Brüder« Jesu stehen sie unter dem Schutz des himmlischen Vaters, der keinen Becher kalten Wassers unbelohnt lässt, der ihnen gereicht wird. Wie in Mt 10,32ff. sind also Mahnung und Tröstung verbunden. Der Trost für die Jünger charakterisiert auch den Schluss des Johannesevangeliums (vgl. Joh 14,1ff.; Joh 14,16-27ff.; Joh 15,18ff.; Joh 16,5-16ff.; Joh 17,1ff.).
Diener des Herrn aufnehmen, denn Er hat sie gesandt
Bleib in mir 01 2021
Der verherrlichte Herr beruft seine Diener und sendet sie aus zum Dienst. Sie dienen unter seiner Autorität und der Leitung des Heiligen Geistes. Diener des Herrn aufzunehmen bedeutet, den Herrn aufzunehmen, der sie gesandt hat. Und damit ebenso den Vater, der den Herrn gesandt hatte.
Diesen Grundsatz macht der Herr in Matthäus 25,40 deutlich. Er spricht dort von zukünftigen Tagen, wenn treue Juden das Evangelium des Reiches verkündigen und deswegen verfolgt werden. Wer sie aufnimmt und mit dem Nötigsten versorgt, nimmt dadurch den kommenden König – den Messias – auf. Selbst „kleine“ Liebesbeweise, wie das Geben eines Bechers Wasser, schätzt der Herr wert und verbindet sie direkt mit der Aufnahme seiner Person.
Brüder aufnehmen ist auch eine aktive Mitarbeit und Unterstützung des Dienstes selbst. Gajus, an den Johannes seinen dritten Brief schrieb, hatte Brüder aufgenommen, die für den Namen des Herrn Jesus ausgegangen waren, obwohl sie ihm nicht bekannt waren. Sie waren eben nicht von Menschen ausgesandt und dienten nicht Menschen. Der Herr hatte sie ausgesandt und sie dienten Ihm. Daraus leitet Johannes eine Belehrung für uns alle ab, wenn er sagt: „Wir nun sind schuldig, solche aufzunehmen, damit wir Mitarbeiter der Wahrheit werden“ (3 Johannes 8). Gott ehrt damit solche, die seine Diener aufnehmen.
Das ist auf der einen Seite eine Ermunterung für jeden Diener des Herrn. Er verbindet sich mit seinen Dienern. Welche Wertschätzung! Auf der anderen Seite ermuntert das aber vor allem auch diejenigen, die ihre Häuser für Diener des Herrn öffnen und ihnen in praktischen Dingen dienen. Gott zeigt auch ihnen seine Wertschätzung. Jeden Liebesbeweis erkennt Er an.
Der König „auf dem Thron“ (V.31) wird die zu seiner Rechten – die Schafe – einladen, in das Reich, das Gott von Anbeginn der Welt für sie bereitet hat, einzugehen. Ihr Zugang gründet sich auf das Gute, das sie getan haben, denn sie haben dem Herrn zu essen und zu trinken gegeben und ihn aufgenommen (V.35 – 36). Die „Schafe“ selbst werden sich überhaupt nicht erinnern, dem Herrn je so unmittelbar gedient zu haben (V.37 – 39), doch der König erklärt ihnen: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“ (V.40).
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Der Ausdruck „diese Brüder“ muß sich auf eine dritte Gruppe beziehen, die weder zu den Schafen noch zu den Böcken gehört. Dabei kann es sich nur um die Juden, die leiblichen Brüder des Herrn, handeln. Denn in der Zeit der Trübsal wird das Leben aller gläubigen Juden schwer bedroht sein (vgl. Mt 24,15-21). Die Schergen des Diktators der Welt werden alles tun, um sie zu vernichten (vgl. Offb 12,17). Ein Heide, der in dieser Zeit einem Juden hilft, beweist damit, daß er während der Trübsal zum Glauben an Jesus Christus gekommen ist. Er setzt mit dieser Einstellung und Handlungsweise sein Leben aufs Spiel. Seine Werke werden ihn zwar nicht retten, aber sie werden zeigen, daß er erlöst ist.
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