Direkt danach führte Gottes Geist Jesus hinauf in die Wüstengegend. Dort warteten Prüfungen auf ihn, die der teuflische Zerstörer für ihn ausgedacht hatte. Vierzig Tage und vierzig Nächte lang verzichtete Jesus auf Nahrung. Am Ende dieser Zeit bekam er großen Hunger. Da kam der Versucher aus seinem Hinterhalt hervor und forderte ihn heraus: »Wenn du wirklich der Sohn Gottes bist, dann sag doch einfach, dass sich diese Steine in Brot verwandeln sollen!« Doch Jesus gab ihm die Antwort: »Im Buch Gottes steht geschrieben: ›Ein Mensch kann nicht allein von Nahrung leben. In Wirklichkeit ist er ganz abhängig davon, dass Gott sein lebendig machendes Wort ausspricht!‹«
Roland Werner – Das Buch – neues Testament und Psalmen – Matthäus 4,1–4
Die Reaktion von Jesus sollte man sich genauer anschauen!!!
https://blog.thomas-pape.de/2020/03/06/was-ist-der-mittelpunkt/
Ich habe oft den Eindruck, dass wir heute dazu neigen, eher „im Geist zu fordern“ oder bei Gott etwas „bestellen zu wollen“ – anstatt auf sein Wort zu hören und uns danach auszurichten.
So sind Gebetsanliegen sehr häufig persönliche Wünsche – und wenn ich einen christlichen Buchkatalog aufschlage, geht es häufig um persönliche Ziele, Wünsche, Erfahrungen…
– aber ist dass das was Jesus uns vorgelebt hat??? Er hatte berechtigt hunger – denn nach 40 Tagen ohne Essen … aber er sagte NICHT „Vater gib mir Brot“ oder „jetzt habe ich ein Recht aus den Steinen Brot zu machen“ – sondern ? Siehe oben.
Ich denke wir Christen sollten über unseren Focus nachdenken.
4, 2: Und fastete vierzig Tage.
ExR 47 (102a): „Mose war dort bei Jahve vierzig Tage u. vierzig Nächte, ohne Brot zu essen“ usw. Ex 34, 28. Ist es einem Menschen denn möglich, vierzig Tage ohne Speise u. Trank zu sein? R. Tanchuma (nach BM 86b dürfte der Ben Chanilai. um 280, gemeint sein) hat im Namen des R. Elʿazar (b. Pedath? um 270) u. R. Abin (so zu lesen nach GnR 48; Abin I. um 325, II. um 370) hat im Namen des R. Meïr (um 150) gesagt: Das Sprichwort sagt: „Kommst du in eine Stadt, so richte dich nach deren Sitten!“ Mose stieg nach oben empor, wo es kein Essen u. Trinken gibt, u. ward ihnen (den Oberen) gleich; die Engel des Dienstes stiegen nach unten hinab, wo es Essen u. Trinken gibt, u. aßen u. tranken, s. Gn 18, 8. — Parallel GnR 48 (30c).
4, 4: Auf Grund jeglichen Wortes.
Dt 8, 3 wird kein dem ῥήματι entsprechendes Wort gelesen; dagegen führen die Targumim, wohl zur Vermeidung des anthropomorphistischen „Mund“ Gottes, das Mēmra ein. Targ Onk Dt 8, 3: Durch alles vom Memra Jahves Hervorgebrachte besteht der Mensch. Targ Jerusch I: Durch alles, was vom Memra Jahves geschaffen wurde, lebt das Menschenkind. ǁ Vgl. auch Aboth 6, 7: Groß ist die Tora; denn sie gibt Leben denen, die sie tun, in dieser u. in der zukünftigen Welt, s. Spr 4, 22: Leben sind sie (nach dem Midrasch: die Worte der Tora) für jeden, der sie erlangt, u. seinem ganzen Leibe Heilung; ferner Spr 3, 18: Ein Lebensbaum ist sie (die Weisheit = Tora) denen, die sie ergreifen, u. wer sie festhält, ist glückselig.
Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch
Mt 4:1 : Zu den am häufigsten zitierten Taten Gottes im A.T. gehörte, dass er seinem Volk, als es in der Wüste auf die Probe gestellt wurde, in Gestalt einer Wolken- und Feuersäule voranging und es führte (s. vor allem Jes 63,14 ). Während im A.T. nur sehr selten vom Teufel die Rede ist, war seine Funktion als Versucher (vgl. Hiob 1-2 ) den Menschen zur Zeit Jesu sehr viel stärker bewusst. Die für das jüdische Denken überraschendste Aussage im vorliegenden Vers war nicht etwa, dass der Teufel Jesus in Versuchung führte, sondern dass er als Person, leibhaftig, auftrat.
Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments
Mt 4:2 : Auch Mose hatte 40 Tage und Nächte gefastet; Jesus wird hier also gleichsam als neuer Mose, als ein neuer Gesetzgeber vorgestellt (s. Mt 5,1-2 ). Und noch in einem anderen Zusammenhang wurde die Zahl 40 wichtig: Israel lebte 40 Jahre in der Wüste (s. die Einführung in diesen Abschnitt).
Mt 4:3 : Derartige Kunststückchen vollbrachten in der Antike Zauberer; sie behaupteten, die Gestalt von Tieren annehmen und eine Substanz in eine andere verwandeln zu können, z. B. Steine in Brot. Viele Juden hofften auf einen neuen Exodus unter der Führung eines neuen Mose – einschließlich Manna, dem Brot vom Himmel. Der Teufel will Jesus dazu verleiten, den Erwartungen seiner Zeitgenossen nachzukommen.
Mt 4:4 : Der Teufel stellt Jesu Sohnschaft in Frage bzw. versucht, sie an bestimmten Bedingungen festzumachen und Jesus zu einer Beweisführung anzustacheln ( 4,3 ); damit widerspricht er dem Wort Gottes ( 3,17 ). Doch Jesus kannte den Kontext von 5.Mose 8,3 , der Stelle, die er zitiert, ganz genau: Er konnte sich darauf verlassen, dass Gott ihm in der Wüste Manna geben würde, denn Gott ist sein Vater, so wie er Israels Vater ist ( 5.Mose 8,5 ). Auch in anderen jüdischen Schriften (so z.B. in den Schriftrollen vom Toten Meer und in späteren rabbinischen Texten) dient die Wendung »es steht geschrieben« häufig als Einleitung für ein Schriftzitat.
Während die Taufe Jesu den Täufer Johannes zum Zeugen hatte, schließt die Versuchung Jesu jeden menschlichen Zeugen aus. Aus diesem Grunde muß die Kenntnis von der Versuchung auf Mitteilung Jesu an seine Jünger beruhen.
Während Markus sich mit einer knappen Notiz begnügt, erwähnen Matthäus und Lukas die Versuchungsgeschichte ausführlich.
Die Versuchungsgeschichte ist unmittelbar an die Taufe angeschlossen. Dieses beweist das Wort tote = darauf, das die Verbindung zweier Ereignisse in direkter Zeitfolge ausdrückt.
Während Markus die Versuchung des Herrn während der ganzen 40 Tage stattfinden läßt, schildern Matthäus und Lukas diese 40 Tage und 40 Nächte als die vorbereitende Voraussetzung für die erste Versuchung. Die Versuchung selbst wird geschildert als an einem Tage sich abwickelnd. Da zu den 40 Tagen ausdrücklich 40 Nächte hinzugefügt sind, denkt Matthäus somit an eine völlige Speiseenthaltung. Vom Fasten, das der Kultus anordnete, war nur der Tag betroffen. Vom Aufgang der Sonne bis hin zu ihrem Untergang wurde weder gegessen noch getrunken. In der Nacht dagegen wurde gegessen. Weil wir hier an die gänzliche Enthaltung der Nahrung denken sollen, sind hier die Tage und Nächte genannt (Schlatter).
Bei Mose sind die 40 Tage mit der an ihn gerichteten Rede Gottes gefüllt. Matthäus läßt uns aber darüber im Dunkel, was Jesus während dieser Zeit tat. Markus fügt noch das dunkle »und er war unter den wilden Tieren« ein. Wir glauben bestimmt, daß Jesus in dieser Zeit stets die Gemeinschaft mit dem Vater gepflegt hat.Es ist eine besonders fein ausgedachte Versuchung, mit der Satan hier an Jesus herantritt. Die Versuchung ist am gefährlichsten, die gar nicht wie eine Versuchung aussieht.
Wuppertaler Studienbibel
Mit herzbewegender Teilnahme tritt jener freundliche Unbekannte zu Jesus, der durch Hunger völlig erschöpft war. Er schlägt ihm vor, doch kraft seiner Gottessohnschaft Steine in Brote zu verwandeln.
Die Worte »Wenn du Gottes Sohn bist« drücken genau so wie bei der ersten Versuchung im Paradiese: Hat Gott wirklich gesagt? einen Zweifel aus. Ihr Sinn ist: »Wenn du wirklich Gottes Sohn bist, dann brauchst du doch nicht zu hungern.« Hunger und Erschöpfung sprechen gegen die Gottessohnschaft. Das Vorhandensein der Gottessohnschaft kann nur dadurch bewiesen werden, daß die in der Gottessohnschaft eingeschlossenen Wundergaben zur Geltung kommen. Hunger und Erschöpfung müssen also mit Hilfe der Gaben ohne weiteres sofort beseitigt werden. Ist das der Fall, dann erst ist die Gottessohnschaft als echt erwiesen. Sonst nicht! – So meint der Versucher.
Jesus spürt seine Erschöpfung. Das Hungergefühl ist überwältigend. Warum soll man nun die Gaben nicht gebrauchen, die man besitzt, zumal Not vorhanden ist? Die Gaben sind doch deshalb gegeben, damit wir sie benutzen! Das ist der Sinn der satanischen Versuchung! – Was ist darauf zu entgegnen?
Wohl ist ein Arbeiten mit den Gaben gottgewollt, aber das ist hier das versuchliche »Aber«. Die Gaben und Kräfte, die Gott den Seinen geschenkt hat, sind uns deshalb von ihm gegeben, damit wir sie nicht nach eigenem Gutdünken nur für uns selbst verwenden, sondern dazu sind sie da, um in den Dienst dessen gestellt zu werden, der der Geber aller Gaben ist.
Der Satan wollte Jesus dazu verleiten, die Wundergaben, die ihm zur Aufrichtung des Reiches Gottes anvertraut sind, willkürlich, nach eigenem Ermessen zu verwerten.
Wäre Jesus auf diese Anschläge des Satans eingegangen, so wäre das ein Mißbrauch seiner Gaben gewesen.
Jesu Antwort lautete: »Der Mensch lebt nicht von Brot allein.« Das besagt zunächst, Jesus will sich als wahrhaftiger Mensch ganz und gar in die Reihe der Menschen stellen. Er will jetzt nicht irgendwie eine Vorzugsstellung einnehmen. Die Verwendung der göttlichen Gaben zur persönlichen Befreiung von Entbehrungen und Leiden ist ungöttlich! Der Ausdruck »der Mensch« erinnert den Satan daran, daß Jesus trotz seiner Würde als Gottessohn entschlossen ist, die Bedingungen des menschlichen Daseins vollkommen einzuhalten. Das Wort Jesu aus 5. Mose 8 erklärt sodann: Gott kann das menschliche Leben auch durch andere Mittel erhalten als durch das Brot, z. B. auch durch das Manna! Ja, Gott kann sogar ohne irgendein materielles Mittel, nur durch die bloße Kraft Seines Willens, den Menschen ernähren und versorgen.
Mit dieser Antwort: »Der Mensch lebt nicht von Brot allein«, verpflichtet sich also Jesus, die Befriedigung seiner irdischen Bedürfnisse während seines ganzen messianischen Wirkens allein seinem Vater zu überlassen. Wie jeder Mensch, will er täglich den Vater um das Brot bitten. Er will Müdigkeit, Hunger und Blöße erdulden, ohne zu irgend welchen eigenmächtigen Erleichterungsmitteln seine Zuflucht zu nehmen, und erst recht nicht dann, wenn der Böse ihn dazu auffordert. – Schlatter sagt: »Ein Sohn Gottes, der aus der Abhängigkeit von Gott herausträte und eigenmächtig handelte, würde Satanisches offenbaren.« –
Das gleiche gilt auch der Gemeinde Jesu. Das Heraustreten aus der Abhängigkeit von Gott ist die Vernichtung des Vertrauens zu Gott, ist Verunehrung Gottes, ist Erhebung des eigenen Willens zum alles bestimmenden Motiv. Wie der Täufer mit seiner totalen Bejahung Gottes die Verneinung jedes menschlichen und christlichen Eigenwillens verkündete, so wußte auch Jesus aufs allergewisseste: »Der Sohn kann nichts aus sich selbst tun.« Die Bindung Jesu einzig an den Vater allein macht das Eingehen auch auf das kleinste eigensüchtige Begehren unmöglich. Mit anderen Worten: Das Bewußtsein seiner Gottessohnschaft wird ihn niemals dazu bringen, seine Knechtsgestalt als Mensch zu verleugnen. (Vgl. Phil 2,5–8.)
Die »vierzig Tage und vierzig Nächte« erinnern an Moses Aufenthalt auf dem Sinai, um die Gebote zu empfangen (2 Mose 24,18; 34,28), außerdem an Elias Wanderung zum Sinai (1 Kön 19,8). Evtl. wollte sich Jesus bewusst auf das Amt des zweiten Mose (vgl. 5 Mose 18,15) vorbereiten. Er hat wie Mose und Elia »gefastet«.
Das Wunder, wie das möglich war, bleibt verhüllt. Evtl. hatte Jesus Wasser zur Verfügung (doch vgl. 5 Mose 9,9). Die Zahl »vierzig« gehört ferner zur Bußfrist für Ninive (Joh 3; 4; 5; 7; 8 .), zur Zeit Jesu nach der Auferstehung (Apg 1,3), zur Wüstenwanderung Israels (2 Mose 16,35; 4 Mose 14,33; 32,13; 5 Mose 5,7), zur Herrschaft Davids und Salomos (2 Sam 5,4; 1 Kön 11,42), zur Sintflut (1 Mose 7,4.17) und zur Fastenzeit der Kirche vor Ostern. Es ist damit eine Buß-, Bewährungs – und Offenbarungsfrist bezeichnet, wobei die reale Zeitspanne aber durchaus erhalten bleibt. Zum Fasten vgl. die Erklärung bei Mt 6,16ff.) Fasten eröffnet die Möglichkeit zum intensiven Gebet.
Jesus »überkam der Hunger«. Jesus ist kein weltentrückter Held, sondern erfährt Hunger, Durst und Schwachheit wie wir (vgl. Joh 4,6ff.). Er kennt die Bedeutung des täglichen Brotes (vgl. Mt 6,11 im Vaterunser) und die Notwendigkeit der leiblichen Nahrung (vgl. Röm 13,14). Die Bibel ist durchaus realistisch, bietet aber mehr als die Speise für das irdische Leben.
»Versucher« heißt der Satan (vgl. Mk 1,13), weil er stets bestrebt ist, auch andere von Gott zu lösen. »Versuchen« kann in der Bibel beides sein: »prüfen« im guten Sinne und »versuchen« im Sinne der Verführung. Hier ist das Zweite gemeint (vgl. 1 Thess 3,5). Er »trat an ihn heran«: das Auftauchen des Teufels ist hier so rätselhaft wie in 1 Mose 3 . Es wird einfach seine Existenz vorausgesetzt, ebenso sein freier Zugang zu Jesus. Wie der erste Mensch versucht wurde, so jetzt auch der zweite Mensch! In Mt 4 wiederholt sich, was in 1 Mose 3 geschah (vgl. Röm 5,12ff.; 1 Kor 15,45ff.). Die Erfahrung Jesu mit dem Versucher schlug sich dann in der letzten Vaterunser-Bitte nieder (Mt 6,13).
»Wenn du Gottes Sohn bist, dann sprich, dass diese Steine zu Broten werden«:
Der Teufel geht von Jesu Gottessohnschaft aus, ebenso wie die Dämonen in Mt 8,29 . Aber kann er die Tatsachen nicht leugnen, dann sucht er die Konsequenzen in seinem Sinne zu verändern. Wie er selbst groß sein will und das erste Menschenpaar zu autonomer Größe verführte (1 Mose 3,5), so soll auch der Gottessohn seine Wundermacht für die eigene Größe missbrauchen. Wie der Teufel Rebell ist, so soll auch der Sohn gegen den Vater rebellieren. Das Teuflische steckt nicht zuletzt darin, dass das »Brot« ja eine gute Gabe ist. »Brot« zu schaffen für Hungernde, wer sieht darin etwas Böses? Aber hier entscheidet nicht das Endprodukt, sondern die Quelle, aus der es stammt. Ist die Quelle böse, dann werden die besten Erzeugnisse zum Tode führen. Offenbar wird der Antichrist – Jesu Gegenbild – für Brot und wirtschaftlichen Aufschwung sorgen und im Taumel des Materialismus eine Welt berauschen (vgl. Off 13,15-17; 17-18).
»Er aber gab zur Antwort: Es ist geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt.«
Jesu Halt ist das »Es ist geschrieben«. Was in der Heiligen Schrift steht, ist »aus dem Munde Gottes« hervorgegangen. Niemals ruht in der Bibel das Interesse auf dem menschlichen Verfasser. Alles hängt daran, dass in der Schrift wirklich Gott redet. Das Gotteswort aber schafft Leben! Es ist dynamisch! Der Mensch, der es hält, geht nicht zugrunde. Man wird erinnert an Joh 6,63 »Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben.« Mit dem Wort also wehrt sich Jesus gegen die Brotversuchung (vgl. Joh 4,34).
Was Jesus zitierte ist 5 Mose 8,3 . Dort steht u. a.: »Er demütigte dich und ließ dich hungern und speiste dich mit Manna.« Offenbar begreift Jesus sein Hungern als demütiges Warten auf Gottes Hilfe. Er verzichtet auf Selbsthilfe. Damit ist eine ungeheure geistliche Entscheidung gefallen. Seit dem Sprechen der Schlange in 1 Mose 3 will der Mensch selbst Erkenntnis und Leben schaffen. Der griechische Prometheus, der selbst alles schafft, wird zum Urbild des gefallenen Menschen. Jesus aber überwindet diesen Stolz, der nach Luther die Wurzel aller Sünde ist. Hier siegt in Jesus der zweite Mensch über die Versuchung, der der erste erlegen war.
Edition C
Unmittelbar nach der Taufe wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt (nahe bei Jericho; vgl. die Karte), damit er von dem Teufel versucht würde. Diese Zeit, die er unter Gottes Führung verbrachte, war eine notwendige Prüfungszeit, in der Jesus seinen Gehorsam gegenüber dem Vater erweisen mußte (Hebräer 5,8).
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Nachdem er vierzig Tage gefastet hatte, hungerte ihn, und die Versuchung begann. Von Gottes Standpunkt aus waren diese Versuchungen ein Beweis für die innere Kraft Jesu. Dem Sohn Gottes war es nicht möglich zu sündigen – eine Tatsache, die die Prüfungen noch verschärfte. Jesus konnte den Versuchungen nicht nachgeben und sündigen, aber er mußte ausharren, bis sie vorüber waren.
Mt 4:3-4
Die erste Versuchung bezog sich auf sein Verhältnis zum Vater. Der Teufel ging davon aus, daß Jesus, wenn er wirklich der Sohn Gottes war, überredet werden könnte, unabhängig vom Vater zu handeln. Diese Versuchung war äußerst subtil: Wenn Jesus Gottes Sohn war, hatte er tatsächlich die Macht, Steine in Brot zu verwandeln. Das war es jedoch nicht, was der Vater von ihm wollte. Der Vater wollte, daß er ohne Nahrung in der Wüste bleiben und hungern sollte. Auf die Einflüsterung des Satans einzugehen und seinen Hunger zu stillen hätte also dem Willen Gottes widersprochen.
Daher zitierte Jesus 5Mo 8,3: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von allem, das aus dem Mund Gottes geht.“ Es ist besser, Gottes Wort zu gehorchen, als seine menschlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Die Tatsache, daß Jesus das 5. Buch Mose zitierte, zeigt darüber hinaus, daß er die unfehlbare Autorität dieses Buches, die in der Forschung häufig in Zweifel gezogen wird, durchaus anerkannte.
Die Tatsache, dass Jeschua in allen drei Bereichen von I. Johannes 2,16 versucht wurde, beweist, dass er tatsächlich in allen Punkten versucht wurde wie wir, jedoch ohne Sünde (Hebräer 4,15). Die drei Versuchungen lassen sich wie folgt zusammenfassen. Die Versuchung, Steine in Brot zu verwandeln, war eine Herausforderung, die sich auf den Willen Gottes bezog. Jeschua musste entscheiden, dass es zwar sehr wohl Gottes Wille war, seinen Hunger zu stillen, aber war es auch Gottes Wille, dass er es auf diese Weise tat, indem er seine Wunderkraft einsetzte? Die Antwort war „Nein“. Als Ihm alle Reiche der Welt gezeigt wurden, war das ein Test seiner Unterordnung. Würde Jeschua sich konsequent Gott, dem Vater, unterordnen, oder würde er sich bei dieser einen Gelegenheit der Autorität Satans unterwerfen, um die Macht über die Reiche der Welt zu erlangen und das Leiden am Kreuz zu umgehen? Es ist Gottes Wille, dass Jeschua eines Tages über die Reiche der Welt herrschen soll, aber dies war nicht die Art und Weise, in der er wollte, dass sein Sohn dieses messianische Ziel erreicht. Die Versuchung auf der Spitze des Tempels war ein Test für seine Abhängigkeit von Gott. Es gibt einen richtigen und einen falschen Weg, sich auf Gott zu verlassen. Der falsche Weg testet Gott, indem er Ihn dazu verleitet, Seine Verheißungen zu erfüllen. Wenn Jeschua nur aus eigenem Willen von der Zinne des Tempels gesprungen wäre und den Willen des Vaters negiert hätte, hätte er tatsächlich Gottes Verheißungen auf die Probe gestellt. Man darf Gottes Verheißungen niemals auf die Probe stellen. Man muss einfach glauben, dass er sie zu gegebener Zeit erfüllen wird. Obwohl es Gottes Wille war, dass Jeschua sich als Sohn Gottes erweisen sollte, war dies nicht das Mittel, um dies zu erreichen.
Der Messias widerstand allen Versuchungen, die Satan anbot. Es ist bemerkenswert, dass er dies tat, indem er die Heilige Schrift zitierte, selbst wenn Satan Verse missbrauchte, indem er sie eindeutig aus dem Kontext heraus zitierte. Das ist die Art und Weise, wie alle Gläubigen auch Satan widerstehen sollten.[1245] Das Ergebnis war, dass der Teufel, als er jede Versuchung, d.h. in allen drei Punkten, beendet hatte, von ihm abließ (Lukas 4:13). Jeschuas Versuchung beweist ein biblisches Prinzip, das in Jakobus 4,7 zu finden ist: Wenn man dem Satan widersteht, wird er fliehen, und das Widerstehen kommt immer durch die Schrift (Epheser 6,10-18). Lukas fügte noch einen letzten Satz hinzu und sagte, dass der Sieg nur für eine bestimmte Zeit war. Jeder geistliche Triumph ist vorübergehend. Es wird später weitere geistliche Kämpfe geben, und der geistliche Kampf muss bis zum Tag des Todes geführt werden.
Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive
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