Ich hebe meine Hände zu dir empor im Gebet. Nimm mein Flehen an, so wie du das Rauchopfer und das Speiseopfer annimmst!
Hoffnung für alle – 1996 – Psalm 141,2
Nimm mein Gebet an wie den Duft geopferten Weihrauchs;
und wenn ich meine Hände zu dir emporhebe, dann sei es für dich wie ein Speiseopfer am Abend.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Psalm 141:2
Laß als Räucherwerk vor dir bestehen (d. h. gelten) mein Gebet, die Erhebung meiner Hände als Abendopfer! (Eig Abend-Speisopfer)
Elberfelder 1871 – Ps 141,2
Von Rauchaltar, Räucherfaß, Räucherpfanne und Räucherwerk steht oft in den heiligen Büchern geschrieben. Goldene Schalen voll Räucherwerks sind nach Offb 5,8 die Gebete der Heiligen, und David schreibt in Ps 141, 2: »Lasse als Räucherwerk vor dir bestehen mein Gebet!«
200 Biblische Symbole
Nur von Gott verordnete Priester durften auf dem Räucheraltar räuchern. Darum traf Ussia das Strafgericht lebenslänglichen Aussatzes, als er im Hochmut seines Herzens trotz der Warnung des Priesters Asarja dem Herrn räuchern wollte (2 Chron. 26,16—21).
Zum Räuchern wurde meist das Wertvollste, nämlich das Fett verwendet (2 Mose 29,13; 3 Mose 8,16; 4 Mose 18,17).
Der hochheilige goldene Räucheraltar ist in 2 Mose 30,1—10 beschrieben, und in den Versen 34—38 wird die Bereitung des Räucherwerkes folgendermaßen angeordnet: »Der Herr sprach zu Mose: Nimm dir wohlriechende Gewürze, Stakte und Räuchermuschel und Galban, wohlriechende Gewürze und reinen Weihrauch; zu gleichen Teilen sollen sie sein. Und mache Räucherwerk daraus, Würzwerk, ein Werk des Salbenmischers, gesalzen, rein, heilig. Und zerstoße davon zu Pulver und lege davon vor das Zeugnis in das Zelt der Zusammenkunft, woselbst ich mit dir Zusammenkommen werde; hochheilig soll es euch sein. Und das Räucherwerk, das du machen sollst, nach dem Verhältnis seiner Bestandteile sollt ihr es euch nicht machen; heilig dem Herrn soll es dir sein. Wer dergleichen macht, der soll ausgerottet werden aus seinen Völkern.«
Jehiskia zeigt vier Gründe auf, weshalb der Zorn über Juda und Jerusalem gekommen ist. Er sagt in 2 Chron. 29, 6. 7, daß die Väter
1. die Türe der Halle verschlossen haben,
2. die Lampen ausgelöscht,
3. kein Räucherwerk geräuchert und
4. kein Brandopfer dargebracht haben.
War das nicht auch die Sünde der Pharisäer zur Zeit Jesu, und ist es nicht dem Wesen nach auch die Verschuldung der »Christenheit«, daß man
1. andern den Zutritt zu Gott unmöglich macht,
2. das gottgeschenkte Licht des Geistes verliert,
3. weder Gebet, Fürbitte noch Anbetung darbringt und
4. keine völlige Selbsthingabe an Gott vollzieht?
»öl und Räucherwerk erfreuen das Herz«, sagt Spr 27,9. Möchte auch unser Leben vom öl des Heiligen Geistes und vom Räucherwerk des Gebetes und der Anbetung so erfüllt sein, daß nicht nur unser eigenes Herz, sondern auch das Herz unseres Gottes und Vaters darob erfreut ist!
Der zweite Vers nimmt ohne Zweifel Bezug auf Gesetzesbräuche. Weil nämlich Gott damals wollte, dass die Gebete der Gläubigen mit Räucherwerk und Opfern geweiht würden, so sieht David dies als ein Verheißung an und stützt sich darauf. Wenn aber einige aus diesem Vers schließen, David sei damals auf der Flucht und also fern von den Zusammenkünften der Gläubigen gewesen, so weiß ich nicht, ob das genügend feststeht. In diesem Falle müsste man zwischen den Zeilen einen gewissen Gegensatz lesen: Obschon ich verhindert bin, in den Tempel zu kommen und unter den Anbetenden zu erscheinen, obschon ich also von der Teilnahme am Räucherwerk und an den feierlichen Opfern ausgeschlossen bin, so wollest du, o Gott, doch meine Bitten nicht verschmähen. Es zwingt uns aber nichts zu dieser Auffassung; und so begnügen wir uns mit dem allgemeineren Sinn: weil solche sinnbildliche Handlungen die Gläubigen daran erinnern, dass ihre Bitten bei Gott gerade so gern angenommen werden wie der lieblichste Geruch und die besten Opfer, so sucht David daran seinen Glauben zu stärken. Denn wenn auch die Alten in solchen äußeren Handlungen keineswegs befangen waren, so war doch David genötigt, dieselben als Hilfsmittel in seiner Lage anzuwenden. Indem er also bei sich selbst erwägt, dass das von Gott gebotene, tägliche Räucherwerk und Abendopfer nicht umsonst dargebracht wird, so verbindet er mit jenem vorgeschriebenen Gottesdienst seine Bitten. Das Händeaufheben steht ohne Zweifel für das Gebet selbst. Weshalb bei allen Völkern der Brauch aufgekommen ist, beim Beten die Hände zum Himmel zu erheben, ist anderswo (zu. Ps. 28, 2) gesagt worden.
Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar
David verglich sein Gebet mit der Abendopfergabe im Heiligtum und rief den Herrn an, ihn eilends zu erhören (vgl. den Kommentar zu Ps 31,3 ). Er wünschte sich, daß sein Gebet dem Herrn ein lieblicher Geruch sein möge, so wie das Räucherwerk beim Abendopfer (das etwa um drei Uhr nachmittags dargebracht wurde), das hinaufstieg und dem Herrn wohlgefiel. In der Offenbarung ist das Räucherwerk offensichtlich das Gebet ( Offb 5,8;8,3-4 ). Das Aufheben der Hände als Gebetshaltung wird auch in Ps 28,2;63,5 und Ps 134,2 erwähnt.
Walvoord Bibelkommentar
Nach dem Anruf Gottes erwartet David dessen Eingreifen: eile mir zur Hilfe (- Ps 22,20 38,23 40,14 -). Die Fortsetzung höre meine Stimme wird unterstrichen vom Erheben meiner Hände, und zwar in der Frühe als Ersatz für das Rauchopfer und am Abend als Speisopfer (- Jes 1,13 Jer 41,5 Neh 13,5.9 -). Da kein Levit da ist und die heilige Stätte weit entfernt ist, sieht Gott das dargebrachte Gebet als vollgültiges Opfer an. Gebet ist Hingabe und Opfer und nicht zuerst ein Sprechen mit dem Mund. David ändert damit die Opferbräuche nicht, aber er lebt so sehr mit Gott, daß er weiß, daß es diesem eigentlich auf die Gesinnung beim Opfer ankommt. Es sind keine Versöhnungsopfer, sondern schlichte Darbringungen, die Gott ehren sollen.
Wuppertaler Studienbibel
Wenn ein Jude in der Diaspora ohne Opfer zu Gott betet, muß man die Ausnahmesituation immer vor Augen haben, auch wenn diese Ausnahme für das aus dem Heiligen Land vertriebene Judentum schließlich zum Normalen geworden ist. Darum ist es unmöglich, von einer »Vergeistigung« des Opfers zu sprechen.
Wann immer der Feind Ärger machte, war Davids erste Reaktion das Gebet. „Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist die Kraft meines Lebens; vor wem sollte ich mich fürchten?“ (27:1, NKJV). Er war ein Mann mit geistlicher Einsicht, der verstand, dass er beten und Gott anbeten konnte, auch wenn er nicht im Heiligtum war und keinen Priester hatte, der ihm beistand (40:6-8; 50:8-9; 51:16-17; Jes. 1:11-17; Jer. 7:22-23; Hos. 6:6; Mic. 6:6-8; Markus 12:32-33). Jeden Abend brachte der jüdische Priester ein Brandopfer auf dem ehernen Altar dar und verbrannte auch Weihrauch auf dem goldenen Altar, aber Gott nahm Davids Gebet und seine erhobenen Hände an. Zum Brandopfer gehörte gewöhnlich auch Weihrauch. (Siehe Ex 30:1-10, 34-38; Lev 2:2.) Weihrauch ist ein Bild für das Gebet, das zum Herrn aufsteigt (Offb 5:8; 8:4). Davids Hände waren leer, aber sein Herz war voller Liebe zum Herrn und Glauben an seine Verheißungen. Sowohl Esra (Esra 9) als auch Daniel (Dan. 9) beteten zur Zeit des Abendopfers. Nach dem Bau des zweiten Tempels wurde dieser Psalm gelesen, wenn die Abendopfer dargebracht und die Lampen im Allerheiligsten angezündet wurden.
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary
Die zwei Elemente des Gebets
Alfred Edersheim – Tempeldienst zur Zeit Jesu Christi
Im Allgemeinen unterscheiden die Rabbiner zwei Elemente im Gebet, und zwar aufgrund der beiden von Salomo verwendeten Begriffe (1. Könige 8,28): Danksagung und Bittgebet. Diesen entsprechen die beiden Arten des frühjüdischen Gebets: die Lobpreisungen und die Tephillah. Und so weit richtig, wie die beiden hebräischen Wörter für Gebet andeuten: das eine ist Anbetung, das andere Bittgebet oder vielmehr Fürbitte. Beide Arten des Gebets fanden ihren Ausdruck in den Tempelgottesdiensten.
Aber erst nach der Offenbarung dessen, der in seiner Person die göttliche mit der menschlichen Natur vereinigte, konnten Anbetung und Flehen voll zum Ausdruck kommen. Nein, der Gedanke des Flehens würde erst nach der Ausgießung des Geistes der Adoption richtig verwirklicht werden, wodurch das Volk Gottes auch Kinder Gottes wurde. Es ist daher nicht richtig, die Opfer als „Gebete ohne Worte“ zu bezeichnen. Die Opfer waren keineswegs Gebete, sondern vielmehr die Vorbereitung zum Gebet. Die Stiftshütte war, wie ihre hebräische Bezeichnung zeigt, der Ort der Begegnung“ zwischen Gott und Israel; der Opferdienst ermöglichte diese Begegnung; und der Priester (wie die Wurzel des Wortes andeutet) war derjenige, der Israel Gott nahe brachte. Daher konnte das Gebet nur auf das Opfer folgen, und sein angemessenes Symbol und seine angemessene Zeit war das Verbrennen von Weihrauch. Diese Auffassung kommt in den Worten zum Ausdruck: Mein Gebet sei vor Dir wie Weihrauch“ (Ps 141,2), und wird in Offenbarung 5,8 bestätigt, wo wir von den „goldenen Schalen voll Weihrauch, die das Gebet der Heiligen sind“, lesen.
Verbrennen des Weihrauchs
Auf dieses Räucherwerk wird im Evangelium im Zusammenhang mit der Geburt von Johannes dem Täufer angespielt (Lk 1,9). Zacharias war aus dem Bergland von Judäa, aus der Nähe des priesterlichen Hebron, heraufgekommen, um im Tempel zu dienen. Sein Kurs – der von Abia – war für die Woche vorgesehen, und das „Haus seiner Väter“ für diesen besonderen Tag. Darüber hinaus fiel das Los auf Zacharias für den ehrenvollsten Dienst des täglichen Dienstes – das Verbrennen des Weihrauchs auf dem goldenen Altar im Heiligtum. Zum ersten und zum letzten Mal in seinem Leben sollte dieser Dienst auf ihn übertragen werden. Als der fromme alte Priester seinen Dienst im Allerheiligsten verrichtete, sah er die Stelle so deutlich, dass er sie später beschreiben konnte: Gabriel stand, als käme er gerade aus dem Allerheiligsten, zwischen dem Altar und dem Tisch der Schaubrote, „zur Rechten des Altars“. Soweit wir wissen, war dies die erste und einzige Erscheinung eines Engels im Tempel. Denn der Überlieferung, dass Simeon der Gerechte während der vierzig Jahre seines Pontifikats immer von einem Engel begleitet wurde, wenn er am Versöhnungstag das Allerheiligste betrat und verließ, können wir keine ernsthafte Bedeutung beimessen, außer im letzten Jahr, als der Engel ihn im Heiligtum zurückließ, um zu zeigen, dass dies das Ende seines Dienstes sein sollte. Was zwischen Gabriel und Zacharias geschah, ist für uns nicht von Belang. Es genügt, einige Details zu bemerken, die in dieser Erzählung beiläufig erwähnt werden, wie zum Beispiel, dass ein besonderes Los für diesen Dienst geworfen wurde, dass der Priester allein im Allerheiligsten war, während er das Räucherwerk verbrannte, und dass „die ganze Menge des Volkes draußen betete, wenn das Räucherwerk verbrannt wurde“.
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