Glauben – Vertrauen

Wenn du diese Dinge tust, so zeige dich der Welt; denn auch seine Brüder glaubten nicht an ihn.
Elberfelder 1871 – Johannes 7,4b–5

Denn nicht einmal seine Brüder schenkten ihm Glauben.
Gute Nachricht Bibel – Johannes 7:5

Seine Brüder glaubten nämlich nicht an ihn.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Johannes 7:5

Wenn wir heute im dt. von „ich glaube “ sprechen, meinen wir meist so etwas wie, „ja das gibt es“!
Also wer sagt „ich glaube an Gott“ meint heute meist „Ja natürlich gibt es einen Gott“ – und wer sagt „Nein, ich glaube nicht an Gott“ will meist damit sagen: „aus meiner Sicht gibt es keinen Gott“!
Doch wenn der biblische Begriff „Glaube“ das aussagen wollte – dann wäre ja die Frage: glaubten Jesu eigene Brüder nicht, dass er existiert? Glaubten sie nicht, dass Jesus lebt? Oder was war die Bedeutung von Glauben? „Gottes Agenda“ übersetzt deshalb das Wort richtig: sie hatten kein Vertrauen ihn Jesus!
Und schon ergeben die Sätze oben einen ganz anderen Sinn! Dann wären nämlich alle, die nicht zu 200% Jehovah vertrauen – ungläubige!
Würdest du dann zu den Menschen zählen die sagen dürften: „ich glaube an Gott“ – also „ich vertraue IHM zu jeder Sekunde meines Lebens“??

Aber kommen wir zu dem Thema „Jesu Brüder“ zurück, wie es viele Bibelleser bei diesem Vers machen, um diese Frage nicht in den Focus zu rücken:

Brüder des Herrn dürfen nicht als Stiefbrüder oder Vettern bezeichnet werden, wie dies seit den Kirchenvätern vielfach von kathol. und protest. Theologen geschah. Die Frage, ob Maria nach der Geburt des Heilandes mit Joseph in eine wirkliche Ehe getreten sei und noch andere Kinder geboren habe, kann nur bejaht werden. Seine Brüder glaubten selbst anfangs nicht an ihn, Joh. 7, 5; Mt. 12, 46; erst später erscheint Jakobus, mit dem Beinamen des Gerechten, als Bruder des Herrn und hervorragendes Haupt der Muttergemeinde zu Jerusalem. Auch der Verfasser des Judasbriefes, der sich ausdrücklich von den Aposteln unterscheidet und den Bruder Jakobi nennt, wäre ein wirklicher Bruder des Heilands. Außer diesen beiden werden Mt. 13, 55 genannt noch ein Joses (andere Lesart: Joseph) und ein Simon. Zugleich werden dort (ob Mk. 3, 32 ist zweifelhaft) Schwestern Christi erwähnt. Erst die Auferstehung des Herrn (1 Kor. 15, 7) scheint sie zum Glauben gebracht zu haben; nach seinem Hingang gehören sie zur Gemeinde, als Brüder Jesu zwar von den Aposteln unterschieden, aber doch in engerer Gemeinschaft mit ihnen. Ap. 1, 13 f.

Calwer Bibellexikon

Brüder/Schwestern Jesu. Im Mk 6,3 wird Jesus der Sohn von Maria und der Bruder von Jakobus, Joses, Judas und Simon genannt. S. werden erwähnt, bleiben aber namentlich und zahlenmäßig unbestimmt. Die Parallele Mt 13,55f. kennt die Reihenfolge Jakobus, Joses, Simon und Judas; die S. bleiben namenlos und tauchen im sonstigen NT auch nicht mehr auf. Lk 8,19–21 erwähnt nur Jesu Mutter und B. (ohne Namen). Nirgends deutet Lk an, daß der Jakobus, der plötzlich als ein Führer der Jerusalemer Gemeinde auftritt, ein Bruder Jesu sei (Apg 12,17; 15,13; 21,18); Paulus hingegen identifiziert Jakobus als den »Bruder des Herrn« (Gal 1,19; vgl. 1 Kor 9,5). Jesu B. werden in Joh 2,12; 7,3.5.10 erwähnt, aber nicht namentlich genannt. Mk 3,21–35 und Joh 7,5 weisen darauf hin, daß die B. vor Ostern nicht an Jesus geglaubt haben (vgl. aber Apg 1,14). Jak und Jud nehmen nicht ausdrücklich für sich in Anspruch, von den B. Jesu geschrieben worden zu sein, doch ist der Anspruch wahrscheinlich impliziert. Seit der Zeit der Kirchenväter haben sich drei Hauptpositionen zu dem Verwandtschaftsverhältnis zw. Jesus und seinen B./S. herausgebildet. Die Lösung, der → Epiphanius von Salamis im Osten zum Durchbruch verhalf, besagt, daß die B. Kinder Josephs aus früherer Ehe gewesen seien; sie entbehrt jeder Textgrundlage. Die Lösung, die sich im 4.Jh. Unter → Hieronymus durchsetzte, hält die B. für Vettern Jesu; dies ist die am wenigsten wahrscheinliche These. Die Lösung, die Helvidius vertrat und deutlich von → Tertullian im 3.Jh. bevorzugt wurde, behauptet, daß die B. leibliche Geschwister Jesu seien, und paßt am besten zum ntl. Text.

Religion in Geschichte und Gegenwart

Brüder des Herrn werden genannt in Mt 12,46f; 13,55; Mk 3,31f; 6,3; Lk 8,19; Joh 2,12; 7,3.5; Apg 1,14; 1Kor 9,5; Gal 1,19. – Bereits in sehr früher Zeit bestanden Meinungsverschiedenheiten über die Frage, was unter Brüdern in dieser Beziehung zu verstehen sei. Die röm. Kirche lehrt noch immer, dass Maria ihr Leben lang Jungfrau blieb und dass die im NT genannten Brüder Jesu eigentlich seine Vettern waren. Sonst nimmt man allgemein mit Recht an, dass es sich bei diesen Brüdern um Kinder von Josef und Maria handelt, die nach der Geburt Jesu (nach Lk 2,4 der erste Sohn Marias) geboren wurden. Als Brüder werden Jakobus, Josef (Mk 6,3 Joses), Simon und Judas genannt. Anfänglich glaubten sie nicht an den göttlichen Auftrag Jesu (Mk 3,21; Joh 7,5), doch nach der Auferstehung wurde das anders. Jesus erschien seinem Bruder Jakobus (1Kor 15,7). Die Brüder des Herrn waren mit Maria im Apostelkreis (Apg 1,14). Jakobus übernimmt die Leitung der Gemeinde in Jerusalem, als die Apostel die Stadt verlassen hatten (Apg 12,17; 15,13). Er ist der Schreiber des Jakobusbriefes (Jak 1,1), Judas der Schreiber des Judasbriefes (Jud 1). Von Josef (in einigen Hss. auch Joses genannt; vgl. Mk 15,47) und Simon ist nichts weiter bekannt.

Lexikon zur Bibel: Personen, Geschichte, Archäologie, Geografie und Theologie der Bibel

Das Leben des Herrenbruders Jakobus

Nachdem wir eine Verfasserschaft durch Jakobus, den Herrenbruder, für wahrscheinlich halten, sei hier einiges über sein Leben gesagt:
Außer dem ältesten, sozusagen dem Halbbruder Jesus, hatte Jakobus noch drei jüngere Brüder, Joseph, Simon und Judas (Mt 13,55) und mindestens noch zwei Schwestern (das Wort steht Mt 13,56 in Mehrzahlform).

Zunächst glaubte Jakobus nicht an Jesus. Nachdem es zwischen Jesus und der mächtigen Pharisäerpartei, sowie den einflußreichen Schriftgelehrten zum Konflikt gekommen war, wollte ihn seine Familie zurückholen: „Sie gingen aus und wollten ihn halten, denn sie sprachen: Er ist von Sinnen!“ (Markus 3,21). Es erschien ihnen als eine Wahnsinnstat, diesen Kampf zu wagen. (Der tiefere Grund des Rückholversuches war wohl eben dieser Konflikt. Vgl. Markus 2,18-3.6.) Die Brüder wollten Jesus und der ganzen Familie die Schande der Steinigung oder des Kreuzes ersparen. Auch Maria, die Mutter, hatten sie bewogen mitzugehen (Markus 3,31 ff). – Andererseits hatten die Brüder wohl auch die Hoffnung, sie könnten zusammen mit ihrem großen Bruder, der offenkundig etwas Besonderes war, selbst auch größer werden. So forderten sie ihn heraus, seine Wundermacht nicht nur im Winkel Galiläa, sondern auf der großen „Bühne“ Jerusalems und des Laubhüttenfestes zu zeigen. Vielleicht hatten sie die Hoffnung, daß er nun endlich gar als der Messias auftrete (Johannes 7,3.4). In diesen beiden Unternehmungen, bei denen Jakobus, als der Älteste im Geschwisterkreis nach Jesus, führend gewesen sein mag, zeigt sich, wie die Brüder Jesu typisch menschlich dachten, „denn auch seine Brüder glaubten nicht an ihn“ (Johannes 7,5).

Nach Ostern jedoch trat der große Wandel im Leben des Jakobus ein. Der auferstandene Herr war ihm erschienen (1 Kor 15,7). Über diese Begegnung findet sich im NT kein ausführlicher Bericht, so wenig wie über die erste Begegnung des Petrus mit dem auferstandenen Herrn (1 Kor 15,5;Lk 24,34).

Nun hält sich Jakobus mit seiner Mutter und seinen Brüdern zum Kreis der Apostel (Apostelgeschichte 1,14). Bald hatte er eine führende Stellung in der Urgemeinde, der judenchristlichen Gemeinde Jerusalems. Das wird in der ausdrücklichen Nennung des Jakobus in Apostelgeschichte 12,17 erkennbar, wo Petrus sich von der Jerusalemer Gemeinde verabschiedet. Auch Gal 1,19 führt Jakobus als einen der bestimmenden Männer in Jerusalem auf . (- Diese Zuordnung des Jakobus zu den „Aposteln“ beweist nicht, daß es sich hier um „Jakobus, den Sohn des Alphäus“, wie manche schon gemeint haben, handeln müsse. (Jakobus, der Sohn des Zebedäus hatte ja damals nach Apostelgeschichte 12,2 bereits den Märtyrertod erlitten.) Auch sonst werden Männer außerhalb des Zwölferkreises gelegentlich „Apostel“ genannt (Rö 16,7;Apostelgeschichte 14,14). „Apostel“, grie „apôstolos“, heißt zunächst einfach „Bote“, Abgesandter u. U. einer Gemeinde. In der Regel allerdings hat das Wort in NT die spezielle Bedeutung, daß einer zu den ersten in der Stafette gehört, die das Evangelium durch die Jahrhunderte trägt (Apostelgeschichte 1,21.22), also zum Kreis derer, die das Evangelium unmittelbar von dem auferstandenen Herrn empfangen haben (Gal 1,1). -)

Die Bedeutung des Jakobus wurde besonders in der Art seiner Mitwirkung beim „Apostelkonzil“ (Apostelgeschichte 15) deutlich. Er schlug den entscheidenden Ausgleich zwischen den Christen aus den Juden und denen aus den Heiden vor (Apostelgeschichte 15,13-21). Dieser Ausgleich schloß gelegentliche Spannungen nicht aus. In Erscheinung traten sie nicht zwischen Paulus und Jakobus, sondern zwischen Paulus und der Anhängerschaft des Jakobus (Gal 2,9.12). In dem wichtigen Bemühen, für die junge Christenheit, die sich aus einer Gruppe innerhalb des Judentums zu einer eigenständigen Größe entwickelt hatte, nun den richtigen Weg zu finden, vertrat Jakobus im Miteinander von Judenchristen und Heidenchristen besonders die Anliegen der judenchristlichen Kreise. Sehr lag ihm der ernsthafte Gehorsam gegenüber dem bereits im AT offenbarten heiligen und heilsamen Willen Gottes am Herzen. Das wird auch in dem uns vorliegenden Brief deutlich, was für die Verfasserschaft des Herrenbruders spricht.

Außerbiblisch wird berichtet, daß Jakobus noch bis in die sechziger Jahre des ersten Jahrhunderts in Jerusalem lebte und von den Juden der „Gerechte“ genannt wurde: Auch als Christ habe er in großer Treue das atst Gesetz gehalten und viel gebetet und gefastet. Das habe ihm beim Volk einen so großen Respekt eingetragen, daß er sich, im Unterschied zu andern führenden Christen, noch fast während einer ganzen Generation in Jerusalem halten konnte.

Über den Tod des Herrenbruders Jakobus gibt es zwei außerbiblische Berichte, die darin übereinstimmen, daß er den Märtyrertod gestorben sei: Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus berichtet, Jakobus sei von dem Hohenpriester Hannas II. nach dem Tod des Statthalters Festus und vor der Ankunft eines neuen römischen Statthalters (also während eines gewissen Interregnums, das ihm einige Beweglichkeit verschaffte) im Jahr 62 der Steinigung übergeben worden. (Josephus hat den jüdisch-römischen Krieg – 66-70 n. Chr. – beschrieben und ist um 100 n. Chr. gestorben.) Der christliche Schriftsteller Eusebius (4. Jahrhundert) dagegen gibt einen Bericht von Hegesipp aus dem 2. Jahrhundert wieder, nach dem Jakobus kurz vor dem Ausbruch des jüdisch-römischen Krieges im Jahr 66 auf Anstiften der Pharisäer und Schriftgelehrten durch eine wütende Volksmenge von der Zinne des Tempels herabgestürzt und mit einer Keule erschlagen wurde. Der Mann, der mit seinem priesterlichen Dienst der Fürbitte für Israel das Unheil noch aufgehalten hatte, war beseitigt; es nahm seinen Lauf.

Wuppertaler Studienbibel

Beide Evangelienschreiber gingen auf die Tatsache ein, dass der Messias vier Halbbrüder hatte: Jakobus (Yaakov auf Hebräisch), Joseph (den Matthäus Yoseph und Markus Yosei nannte), Jude (Yehudah) und Simon (Shimon). Jakobus und Judas schrieben später die Briefe, die ihre Namen tragen. Außerdem hatte Jeschua mindestens zwei Halbschwestern, die ungenannt bleiben. Miriam zeugte also mindestens sechs weitere Kinder nach Jeschua. Im Minimum war sie die Mutter von sieben oder mehr Kindern.

Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

In englischen Bibeln wird der Name des Autors mit James wiedergegeben; das ist allerdings nur eine anglisierte Form. Im griechischen Text lautet sein eigentlicher Name Jakob – genau wie der Name des Jakob in 2. Mose. Wie entwickelte sich der Name „Jakob“ denn zu „James“? Die Umwandlung ging folgendermaßen vor sich: Das hebräische Wort für „Jakob“ lautet Yaakov. Das Neue Testament wurde auf Griechisch abgefasst; und da es im Griechischen keinen Buchstaben mit dem Lautwert des hebräischen „Y“ gibt, wurde es zu einem griechischen „I“. Daher lautet sein Name auf Griechisch Iakobos. (Genauso wurde Yeschua, der hebräische Name für „Jesus“, zum griechischen Ieisous.) Die englische Form ging jedoch nicht direkt aus dem Griechischen hervor, sondern aus dem Lateinischen. Als sein Name ins Lateinische übersetzt wurde, war er zunächst dem Griechischen ähnlich: Iakobus. In der Entwicklung der lateinischen Sprache wurde jedoch Iakobus zu einer neuen Form, nämlich Jacobus. Später wurde dann das „B“ zu einem „M“, und sein Name war Jacomus. Schließlich wurde das lateinische Jacomus zum englischen James.

Jakob/Jakobus war ein beliebter jüdischer Name. Mehrere Menschen im Neuen Testament hießen so – darunter zwei der zwölf Apostel. Der Jakobus, von dem dieser Brief stammt, war der Halbbruder Jesu. Er hatte die gleiche Mutter, aber nicht den gleichen Vater. Josef war der biologische Vater von Jakobus, jedoch nur der Stief- oder Pflegevater Jesu. Dieser Halbbruder wird in Matthäus 13,55, in Markus 6,3 und Galater 1,19 als Halbbruder Jesu erwähnt. In der Lebens- und Dienstzeit Jesu glaubte Jakobus nicht an ihn, wie auch die anderen Halbbrüder Jesu nicht an ihn glaubten ( Joh 7,2-5). Durch die Auferstehung kam er jedoch zum Glauben. Der auferstandene Herr Jesus erschien zwar dem Jakobus; diese Erscheinung ist allerdings in keinem der vier Evangelien festgehalten. Paulus erwähnt sie jedoch in 1 Korinther 15,7. Diese Erfahrung führte zu Jakobus’ Errettung, und er wurde ein Zeuge der Auferstehung. Weil er den auferstandenen Messias gesehen hatte, wurde er ein Apostel der zweiten Kategorie.

Es gab zwei Kategorien unter den Aposteln. Die erste bestand aus der geschlossenen Gruppe der zwölf Apostel. Um zu ihnen zu gehören, musste man von der Taufe Jesu durch Johannes bis zu seiner Himmelfahrt bei ihm gewesen sein (Apg 1,21-22). Nur sehr wenige waren hierfür qualifiziert; und als die Apostel in Apostelgeschichte 1 einen Ersatz für Judas suchen wollten, brachten nur zwei Männer (Barsabbas/Justus und Matthias) diese Voraussetzung mit. Es gab aber noch eine zweite Apostelgruppe. Die einzige Vorraussetzung für Zugehörigkeit zu dieser Kategorie war das Zeugnis für den auferstandenen Messias (1Kor 9,1). Man musste Jesus nicht seit seiner Taufe durch Johannes begleitet haben. Paulus und Barnabas erfüllten diese Vorraussetzung zum Apostelamt; so auch Jakobus. In Galater 1,19 wird er als Apostel anerkannt. Später wurde er auch der erste Pastor der Jerusalemer Gemeinde (Apg 15,13-21; Apg 21,17-26).

Aus mehreren Abschnitten wird offensichtlich, wie bekannt Jakobus war. In Apostelgeschichte 12,17 beispielsweise wurde Petrus durch ein Wunder aus dem Gefängnis befreit. Hinterher wies er die Gebetsgruppe im Haus des Markus an: „Berichtet dies Jakobus!“ Denn Jakobus war das Haupt der Gemeinde von Jerusalem. Er musste von Petrus’ Befreiung erfahren. Dann gab Jakobus in Apostelgeschichte 15,13-21 auf dem Apostelkonzil in Jerusalem den Erlass über die Stellung der Nichtjuden im Glauben heraus. Später im selben Kapitel – Apostelgeschichte 15,22-29 – verfasste er den Brief an die nichtjüdische Christenheit: Er legte ihre angemessenen Freiheiten dar und befahl ihnen, sich bestimmter Praktiken zu enthalten. Noch einmal später (Apg 21,17-26), als Paulus zum letzten Mal vor seiner Verhaftung Jerusalem besuchte, legte er bei Jakobus Bericht ab. Jakobus ist auch durch Galater 2,12 bekannt. Hier wurde sein Name von jüdischen Irrlehrern in Antiochia gebraucht, die jüdischen Gläubigen befahlen, keinesfalls gemeinsam mit nichtjüdischen Gläubigen zu essen. Obwohl das nicht Jakobus’ Einstellung war, benutzten die jüdischen Irrlehrer seinen Namen, um diese jüdischen Gläubigen einzuschüchtern.

Laut 1 Korinther 9,5 war Jakobus verheiratet. Die Apostelgeschichte berichtet nicht von Jakobus’ Tod; andere Quellen des Altertums schreiben jedoch davon. Eine Quelle ist Josephus, der jüdische Geschichtsschreiber aus dem ersten Jahrhundert. Josephus datiert den Tod Jakobus’ zwischen die Regierungszeiten zweier römischer Prokuratoren in Judäa. Im Jahr 61 n. Chr. starb Festus – der Festus aus der Apostelgeschichte – in seinem Amt. Wenige Monate später – im Jahr 62 n. Chr. – wurde ein neuer Prokurator namens Albinus ausgesandt. Weil er erst 62 n. Chr. ankam, lagen einige Monate zwischen dem Tod des einen und der Ankunft des anderen Prokurators. Der Hohepriester zu dieser Zeit war Ananus, Sohn des Hannas – eben jenes Hannas, den wir aus den Evangelien kennen; jenes Hannas, der am Prozess Jesu beteiligt war. Der Sohn des Hannas beschuldigte Jakobus, das Gesetz gebrochen zu haben. Er befahl, Jakobus zu steinigen. Josephus berichtet weiter von der Steinigung des Jakobus und fügt dann einen interessanten Kommentar hinzu. Er nennt den Tod des Jakobus als einen Grund, aus dem Gott die Zerstörung Jerusalems und des Tempels zuließ. Es überrascht sehr, dass Josephus eine solche Verbindung zieht; denn er betrachtete sich nicht als Gläubigen, sondern als Pharisäer. Jakobus’ Frömmigkeit war jedoch wohlbekannt, und Josephus spürte, dass der unrechte Tod des Jakobus einer von mehreren Gründen für die Zerstörung Jerusalems war.

Die anderen Quellen, Hegesippus und Eusebius, berichten weitere Einzelheiten über Jakobus’ Tod. Sie notierten, dass er in Jerusalem sogar unter den ungläubigen Juden als „Jakobus der Gerechte“ bekannt war. Außerdem bot Ananus ihm bei seiner Verhaftung eine Ausweichmöglichkeit an: Wenn er, Jakobus, auf die Mauern Jerusalems treten und öffentlich seinem Glauben an Jesus absagen wolle, würde man ihn nicht zu Tode steinigen. Jakobus stimmte zu. Er wurde also auf die Stadtmauer Jerusalems geführt. Als sich die jüdischen Volksmengen versammelten, fing er an, das Evangelium zu predigen. Ananus wurde wütend und stieß ihn von der Mauer. Der Halbbruder des Messias, der an ihn glaubte, wurde von den Menschen am Fuß der Mauer zu Tode gesteinigt.

Wie bereits erwähnt, war Jakobus’ Frömmigkeit sehr bekannt. Weil er viel Zeit im Gebet auf seinen Knien verbrachte, wurde er oft als „Kamelknie“ bezeichnet. Ein Kamel richtet sich erst auf den Knien auf, bevor es aufsteht; und es geht erst in die Knie, bevor es sich hinlegt. Dadurch werden die Knie eines Kamels groß, breit und vorgewölbt. Laut Überlieferung verbrachte Jakobus so viel Zeit auf seinen Knien, dass seine Knie wie die eines Kamels aussahen. Hegesippus schreibt:
Er trank weder Wein noch starke Getränke und nahm keine tierische Nahrung zu sich. Ein Rasiermesser kam niemals auf sein Haupt, er salbte sich nie mit Öl und besuchte nie ein [öffentliches] Bad … Er pflegte allein in den Tempel zu treten; und oft fand man ihn auf seinen gebeugten Knien, wie er für die Vergebung des Volkes eintrat: so wurden seine Knie so hart wie die eines Kamels, als Folge seiner gewohnheitsmäßigen Fürbitte und seines Kniens vor Gott.

Moo fasst sehr gut zusammen, was außerhalb der Bibel über Jakobus bekannt ist:
Dieser Jakobus wurde zu einer beliebten und respektierten Person in der Frühkirche, vor allem unter jüdischen Christen. Er wurde als der erste „Bischof“ Jerusalems verehrt und erhielt den Titel „der Gerechte“ oder „der Rechtschaffene“, weil er dem Gesetz so treu und im Gebet so unermüdlich war. Viele unserer Informationen über Jakobus stammen aus dem von Eusebius aufgezeichneten Bericht Hegesippus’ über den Tod des Jakobus. Er berichtet, dass Jakobus von den Schriftgelehrten und Pharisäern gesteinigt wurde, weil er sich weigerte, seiner Hingabe an Jesus abzusagen. Der Bericht über Jakobus’ Tod wird unabhängig durch Josephus bestätigt (Antiquitatae Judaicae XX.9.1). Er macht es uns möglich, dieses Ereignis ins Jahr 62 n. Chr. zu datieren. Jedoch ist ein Großteil im weiteren Bericht des Hegesippus, in welchem Jakobus als Eiferer für das Gesetz dargestellt wird, nur eine Legende. Vielleicht bezog Hegesippus seine Informationen von einer strengen Sekte jüdischer Christen, die sich Ebioniten nannten; sie betrachteten Paulus mit beträchtlichem Missfallen und erhoben Jakobus zum wahren Erben der Lehren Jesu. Während also alle unsere Quellen bestätigen, dass Jakobus ein frommer, gläubiger Judenchrist war, der gerne gute Beziehungen zum Judentum aufrecht erhalten wollte, müssen wir das Bild eines gesetzlichen, anti-paulinischen Jakobus als tendenziöse Karikatur ablehnen.

Jakobus bezeichnet sich als zweifachen Knecht. Das ist ein Titel der Demut. Obwohl er der Halbbruder Jesu ist, betont er lieber seine geistliche als seine leibliche Verwandtschaft. Das griechische Wort für „Knecht“ ist hier doulos. In der griechischen Literatur hatte dieses Wort einen sehr negativen Beigeschmack. Jakobus sah den Begriff jedoch nicht im griechischen Umfeld, sondern im Umfeld des Alten Testaments, wo er viel ehrbarer war. In der Septuaginta beispielsweise wird dieses Wort für Mose und andere Botschafter Gottes wie die Propheten gebraucht, die geistliche Autorität ausübten. Er benutzt den Begriff im jüdischen Sinne, der ihm geistliche Autorität als Botschafter Gottes verleiht. Der Begriff beinhaltet auch das Bild des freiwilligen Sklaven auf Lebenszeit. Im mosaischen Gesetz war es dem Sklaven möglich, freiwillig und nicht erzwungen „auf ewig“ Sklave seines Herrn zu werden. Jakobus war ein lebenslanger Sklave für zwei Herren: Erstens ein Knecht Gottes – des Vaters; und zweitens ein Knecht des Herrn Jesus Christus – des Sohnes. So lautet der vollständige Name des Sohnes. Herr betont seine Gottheit und konzentriert sich auf seine Person. Jesus betont seinen menschlichen Namen (der „Rettung“ bedeutet), und konzentriert sich auf sein Werk. Christus ist das griechische Äquivalent für Messias (der Gesalbte) und betont, dass dieser Eine die Erfüllung aller messianischen Prophetie ist; dieser Name konzentriert sich auf sein Amt. Sein Name erscheint nur noch ein weiteres Mal in diesem Brief (2,1).

Arnold Fruchtenbaum – Der Jakobusbrief

Der Name des Autors lautet im Griechischen Judas – genau wie der Name von Judas Ischariot. Das Wort ist die hellenisierte Form von »Juda«. Dieser Judas stellt sich als Knecht Jesu Christi vor. Er betont: Seine geistliche Beziehung zu Jesus ist die eines Knechtes. Judas besaß noch eine weitere Beziehung zu Jesus; denn er war (wie auch Jakobus) Jesu Halbbruder. Judas war der Sohn Marias – genau wie Jesus; somit hatten Judas und Jesus dieselbe Mutter. Judas war jedoch ein leiblicher Sohn Josefs; somit hatte er einen anderen Vater. Er bezeichnet sich auch als Bruder des Jakobus. Judas war der Halbbruder Jesu, jedoch der »Vollbruder« von Jakobus, dem Autor des Jakobusbriefs. Obwohl Jakobus ein Apostel war, stuft sich Judas nicht als Apostel ein und schließt sich in Vers 17 seines Buches selbst vom Apostelamt aus. Er war ein Knecht Jesu Christi, als er dieses Buch schrieb; vor der Auferstehung jedoch war er nicht gläubig (Joh 7,3-5). Als Ergebnis der Auferstehung kam er – genau wie Jakobus – zum Glauben. Diese Tatsache geht aus Apostelgeschichte 1,14 hervor; dort gehören die Halbbrüder Jesu zu jener Gruppe, die im Obergemach betet.
Einige weitere Dinge lassen sich über Judas feststellen. Er war ein reisender Evangelist, und seine Frau reiste mit ihm (1Kor 9,5). In seinem Brief tut Judas etwas, was andere nicht getan haben: Er zitiert aus apokrypher Literatur. Das heißt nicht, dass er diesen apokryphen Schriften biblischen Stellenwert einräumt. Er bezieht sich einfach auf solche Elemente in den Apokryphen, die Wahrheiten enthalten. Auf ähnliche Weise zitierte Paulus heidnische griechische Dichter und Philosophen aus Kreta (Tit 1,12-13) und Athen (Apg 17,28). Vers 9 in Judas bezieht sich auf das Testament des Mose; die Verse 14-15 beziehen sich auf das Buch Henoch. Trotzdem sagt Judas keineswegs, dass alles im Testament des Mose wahr ist; genauso wenig sagt er, dass alles im Buch Henoch wahr ist. Trotzdem gab es in beiden Büchern wahre Elemente; und nur diese wahren Elemente bestätigt Judas. Judas gebraucht oft Dreiergruppen; er denkt nämlich in Dreierbegriffen. Insgesamt gibt es in seinem Buch 14 Dreier. Eusebius zitiert einen Ausspruch des Hegesippus, nach dem Judas Söhne und Enkel hatte. Weil diese Enkel zum Haus Davids gehörten, betrachtete Kaiser Domitian sie als potenzielle Anführer des Aufstands gegen Rom; daher ließ er sie vor seinen Richterstuhl bringen. Sie zeigten dem Kaiser die Schwielen an ihren Händen und wiesen sich damit als Bauern aus, die nicht nach einem irdischen, sondern nach einem himmlischen Königreich trachteten. Sie wurden freigelassen und lebten bis ins zweite Jahrhundert hinein.
Wie bereits in der Einleitung zu 2 Petrus erwähnt: Wer den 2. Petrusbrief und sofort hinterher den Judasbrief liest, stellt viele Ähnlichkeiten fest. Dadurch wird klar, dass einer den anderen zitiert. Petrus schreibt in der Zeitform der Zukunft; Judas dagegen schreibt in der Vergangenheitsform. Petrus sagte Ereignisse voraus, die in der Zukunft eintreten würden; Judas schreibt über dieselben Ereignisse, nachdem sie sich bereits zugetragen haben.

Arnold Fruchtenbaum – Judas

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