Da bröckeln Pläne, wo Einvernehmen fehlt, wo viele miteinander beraten, stehts aufrecht. Buber & Rosenzweig – Sprüche 15,22
Es heisst berechnende Gedanken in die Brüche gehen lassen, wenn man keinen Kreis Vertrauter hat; aber bei einer Mehrheit von Ratschlagenden wird es bestehen. Pfleiderer – Sprüche 15:22
Überlegungen unterlassen solche Menschen, die Versammlungen nicht ehren, in wohlberatenen Herzen aber bleibt (guter) Rat. Septuaginta Deutsch – Sprüche 15,22
Gerade beim Lesen der Bibel ist es wichtig, auch andere Auslegungen und Erklärungen zu lesen, damit man versteht, was andere aus diesem Vers gelernt haben. So finde ich den „Aktivgottesdienst“ besser, als den „EinmannGottesdienst“ – also jeder der Anwesenden seine Gedanken zu den gelesenen Versen zum Ausdruck bringen kann. So kann Gottes Geist wirken, wenn nicht „vorgegeben ist, was man denken darf“.
Einen Plan ohne Rücksprache ausführen zu wollen, zeigt auch Eile. Eine Besprechung kostet Zeit und kann als Zeitvergeudung angesehen werden, ist es aber nicht. Zwei sehen nun einmal mehr als einer. Es ist gut, seine eigenen Beschränkungen zu sehen, egal wie begabt man ist. Die Beratung mit zuverlässigen und tüchtigen Menschen ist entscheidend für ein gutes Ergebnis, für das Zustandekommen des Plans.
Das ist eine allgemeine Beobachtung von hohem gesellschaftlichem Wert, sowohl auf persönlicher als auch auf nationaler Ebene. Es bedeutet, dass wir andere brauchen. Dies gilt auch für Gemeindeangelegenheiten. In Apostelgeschichte 15, bei der Erörterung der Frage, ob die Heiden das Gesetz halten sollen oder nicht, haben wir ein gutes Beispiel für eine Besprechung, die zur erforderlichen Lösung führt (Apg 15,1–35). Gut wird das Ergebnis durch das Hören auf die Schrift und auf den Heiligen Geist (Ps 119,24). In allen Besprechungen ist es vor allem wichtig, auf den zu schauen, der „Berater“ heißt (Jes 9,5).
Ger de Koning – Die Sprüche
Alleingänge sind nie gut. Der Einzelne kann leicht einen Aspekt übersehen, wodurch das Vorhaben scheitert. Teamwork ist auch in der Welt angesagt. Der Tüftler und Einzelkämpfer wird zwar auch gebraucht, ist aber nur dann wirklich nützlich, wenn er sein Wissen in die Gemeinschaft einbringt. So ist es auch unter Christen. Jeder Einzelne muss das Wort studieren, um seine Erkenntnis dann bei anstehenden Entscheidungen einbringen zu können. Echte Ratgeber können nur solche sein, die, aus der Furcht des HERRN heraus, Weisheit gelernt haben. So gelangt man dann gemeinsam zu einem vernünftigen und ausgewogenen Plan (Spr 11,14). „Da unterredeten sich miteinander, die den HERRN fürchten“ (Mal 3,16). Dabei darf natürlich der wichtigste Ratgeber nicht fehlen. Ihn müssen wir unbedingt unter Gebet und in seinem Wort befragen: „Man nennt seinen Namen: Wunderbarer, Berater“, und: Seine „Zeugnisse sind auch … meine Ratgeber“ (Jes 9,6; Ps 119,24). ► Wir wollen nicht übereinander, sondern miteinander reden! ► Zum persönlichen Nachdenken
Leben in Weisheit: Das Buch der Sprüche Vers für Vers
Konflikte können uns bisweilen bis über unsere Grenzen hinaus beanspruchen. Womöglich fällt es uns zeitweilig schwer zu verstehen, wie wir auf eine bestimmte Situation reagieren sollen oder wir sind so erschöpft und am Ende, dass wir unsere Entschlossenheit verlieren und nicht mehr das Richtige tun, obwohl wir es wissen. Wenn dieser Punkt erreicht ist, ist es weise, sich an die Gemeinde zu wenden und geistlich reife Christen anzusprechen, die uns ermutigen, biblisch fundierten Rat geben und uns in unseren Bemühungen unterstützen, Gott treu zu sein (Spr 12,15; 15,22; 1Thes 5,10-11; Hebr 10,24-25). Wir werden keine Hilfe von Leuten erfahren, die uns nur ihre persönliche Meinung sagen oder das, was wir gerne hören möchten (2Tim 4,3). Deshalb sollten wir sicherstellen, dass wir uns an Gläubige wenden, die uns genug lieben, um ehrlich zu sein. Wenn wir unsere Fähigkeiten und Bedürfnisse realistisch einschätzen und uns in Demut rechtzeitig an Mitgläubige wenden, können wir viele Konfliktfälle lösen, die uns andernfalls das Genick brechen würden.
Ich aber, ich werde in der (O. durch die) Größe deiner Güte eingehen in dein Haus, ich werde anbeten (Eig mich niederwerfen) in deiner Furcht gegen deinen heiligen Tempel. Elberfelder 1871 – Psalm 5,8
Durch deine Liebe darf ich in dein Haus kommen, voll Ehrfurcht bete ich dich in deinem heiligen Tempel an. Neues Leben – Bibel 2006 – Psalm 5:8
Ich aber werde ob der Fülle deiner Barmherzigkeit in dein Haus kommen, anbeten gegen deinen heiligen Tempel hin (- Durch deine reiche Gnade aus der Verbannung berufen. (Der Psalm berührt wohl die Zeiten der Verfolgung durch Saul.) Der Tempel ist entweder die Stiftshütte in Gabaon oder die Bundeslade in Nobe, das Zeichen und Unterpfand der Gegenwart Gottes. Auch vor ihr ward geopfert. In das Heiligtum dar niemand eingehen außer dem Hohenpriester. [3Mose 1,3, Hebr 9,6] Gegen Jerusalem wendet sich auch Daniel. [Dan 6,10] -) in Furcht vor dir. Allioli Bibel – Psalm 5,8
David träumt von Jehovah in Seinem Tempel – und scheinbar hatte Jehovah dem David die Gunst erwiesen, „Seinen heiligen Tempel“ zu sehen. David hatte ein persönliches Verhältnis zu Jehovah.
Der Psalmist drückte sein Vertrauen darauf aus, sich einem Gott zu nähern, der Ungerechtigkeit (Sünde) haßt. Ein Sünder kann nicht bei einem solchen Gott wohnen. Freche und hochmütige Menschen, die nicht vor Mord oder Betrug zurückschrecken, haßt Gott und wird sie vernichten. Sie sind für ihn verabscheuenswert. Im Gegensatz zu solcher Gottlosigkeit rühmte David nicht seine eigenen Tugenden. Vielmehr hob er Gottes Gnade ( HeseD , treue Liebe) gegen ihn hervor. Dadurch konnte er sich der Stiftshütte nähern (vgl. den Kommentar zu Haus und Tempel im ersten Abschnitt von Ps 5 ), um den Herrn in Ehrfurcht anzubeten. Das hebräische Wort für verehren (häufig übersetzt mit „anbeten“, z. B. in 2Mo 34,8 ) deutet auf das Niederwerfen auf den Boden hin; eine Haltung, die die rechte innere Einstellung gegenüber Gott bei der Anbetung darstellt. Die Gottlosen sind hochmütig; wer Gott anbetet, demütigt sich vor ihm.
Walvoord Bibelkommentar
David bezeugt hier, während er von Jerusalem vertrieben ist, seine Gewissheit, dass er in die Wohnung Gottes eingehen und die Lade wieder sehen werde (vgl. 2Sam 15,25). »Ich aber …«: Dem Treiben der Gottlosen kann David dieses göttliche »Aber« entgegenhalten. Aber David vergisst nicht, dass er in Gottes »großer Güte« in sein Haus gehen wird: Er geht hinein, während andere draußen sind. Was ist das anderes als Güte Gottes? Womit hat er es verdient, vom verdienten Los der Gottlosen befreit worden zu sein (vgl. Offb 22,15)? Das hebräische Wort ḥæsæd beinhaltet mehr als das deutsche »Güte«. Es steht für die Treue, für die Beistandspflicht, die Familienangehörige oder Bundespartner einander schulden. Rev. Elb gibt in einer Fußnote dafür sehr treffend »Gemeinschaftstreue« an. Folgende Stellen belegen, dass mit »Güte« ebendas gemeint ist: 1. Mose 21,23; 39,21; 2. Samuel 3,8; 2. Samuel 9,1. Die letzte Stelle zeigt sehr schön, was ḥæsæd beinhaltet: David hatte Jonathan geschworen, er werde ihm und seinen Nachkommen ḥæsæd erweisen, indem er sie am Leben erhalte, wenn er zum Königtum gekommen sei (1Sam 20,14–17). Diesen Eid hält David ein, indem er einem Nachkommen Jonathans Gutes tut. Dass nun Gott Menschen gegenüber »gemeinschaftstreu« bleibt, wo sie doch untreu sind, ist ein Beweis seiner Güte (Rt 2,20), weshalb dieses deutsche Wort dem Sachverhalt oft gerecht wird. Wenn David in Psalm 18,51 sagt, Gott erweise ḥæsæd an seinem Gesalbten, dann denkt er daran, wie Gott seinen mit David gemachten Bund einhält (2Sam 7,8–16); und wenn er in Psalm 33,5 sagt: »Die Erde ist voll der Güte – ḥæsæd – des HERRN«, dann denkt er an den Bund, den Gott mit Noah machte, in dem er verhieß, er werde die Erde und die Menschen auf ihr bewahren. Gottes Güte hat David erwählt, Gottes Güte hat David berufen, Gottes Güte hat David geführt. Als ein Mann nach dem Herzen Gottes, weiß David, dass er nur Böses getan und daher nur Gericht verdient hat, dass alles Gute allein von Gott kommt; dass es an Gottes freiem Wohlgefallen lag, dass er nicht wie die Übrigen auch draußen stand. »in dein Haus«: Hier wird zum ersten Mal in der Sammlung der Psalmen Gottes Haus erwähnt; David wird noch oft von ihm sprechen. Es war seine alles verdrängende Sehnsucht gewesen, dem Gott Jakobs eine Wohnstätte zu finden (Ps 132,1–5). Er verlangte danach, dort zu sein, wo Gottes Herrlichkeit wohnt, um dort die Lieblichkeit des HERRN anzuschauen. Immer wieder redet er darum von Gottes Haus (Ps 23,6; 26,8; 27,4; 28,2). »will anbeten«: Der Heilige kann nicht anders, wenn er bedenkt, wie Gottes Zorn sich von ihm gewandt hat und Gottes Erbarmen ihn in sein Haus geführt hat. Und er steht jetzt da, befreit von den Männern des Blutes und des Truges, befreit von der Macht des Hasses und der Lüge, der er einst selbst gedient hatte, und sieht in Gottes Licht das Licht (Ps 36,10) und sieht in der Hingabe seines Sohnes seine Liebe. Seine Seele jubelt vor Bewunderung, sein Gemüt jauchzt vor reiner Wonne, er sinkt nieder und betet an. »in deiner Furcht«: Eben hatte David gesagt, dass er dank Gottes Güte ins Heiligtum eintreten kann. Nun verknüpft er Gottes Güte mit Gottesfurcht. In Psalm 130,4 sagt der Beter, dass Gott dem Sünder die Sünden vergibt, damit man ihn fürchte. Gottes Gnade, richtig verstanden, bindet uns nur noch enger an den Gott aller Gnade und lehrt uns, alle Sünde zu verabscheuen, weil Gott sie verabscheut, wie David in diesem Psalm eben gesagt hat (V. 5–7). Das hebräische Wort für »Tempel« ist hêkâl, und das ist sumerischen Ursprungs: e-gal bedeutet wörtlich »großes Haus«. Es ist anzunehmen, dass Abraham dieses Wort aus dem Zweistromland nach Kanaan mitbrachte und es in seiner Familie und unter seinen Nachkommen zum Ausdruck für Gottes Haus wurde. Das ägyptische Wort Pharao bedeutet auch »großes Haus«. Den Ägyptern war ihr Herrscher und seine Familie größer als alles andere; dem Hebräer ist das Haus Gottes das Größte in dieser Welt. In den Psalmen kommt dieses Wort außer hier noch vor in Psalm 18,7; 27,4; 29,9; 45,9; 48,10; 65,5; 68,30; 79,1; 138,2; 144,12. Siehe auch Erklärung zu 27,4. Dass David hier vom Tempel spricht, muss uns nicht befremden. Es haben zwar einige gemeint, der Psalm müsse von einem Späteren als David geschrieben worden sein, da der Tempel erst nach seinem Tod errichtet wurde. Nun wird aber schon die Stiftshütte, die in Silo stand, »Tempel« genannt (1Sam 1,9; 3,15). Zur Zeit Davids wohnte »die Lade des Bundes des HERRN unter Teppichen« (1Chr 17,1), nämlich in dem Zelt, das er für die Bundeslade errichtete, die er nach Jerusalem gebracht hatte. Wenn man das Zelt der Zusammenkunft schon hatte »Tempel« nennen können, dann spricht nichts dagegen, dass David jenes Zelt in Jerusalem auch »Tempel« nannte, wo doch die Lade Gottes, das Herz des Heiligtums, in ihm stand. Zudem nennt David die Wohnung Gottes im Himmel auch »Tempel« (2Sam 22,7). Während er bezeugt, dass er durch Gottes Gnade in sein Haus eingehen werde, kann er an beides, an die irdische und an die himmlische Wohnung gedacht haben, weil er wohl wusste, dass er einst auch droben in Gottes Gegenwart eingehen werde (wie auch ein Asaph in Ps 73,24 bezeugt).
Benedikt Peters
Als er schrieb: „Aber was mich betrifft“, stellte David sich selbst der bösen Menge gegenüber, die sich gegen den König auflehnte. David war gekommen, um zu beten, und er hatte drei Bitten. Er betete um Führung (V. 7-8). Weil er nicht zum Stamm Levi gehörte, konnte David die Stiftshütte nicht wie die Priester betreten, aber er benutzte diesen Ausdruck, um seine Annäherung an den Herrn zu beschreiben. David war in der Wüste, aber er kam zum Herrn mit der gleichen Ehrfurcht, die die Priester und Leviten in der Stiftshütte zeigten. In der Anbetung unseres großen Gottes ist kein Platz für Niedlichkeit und Leichtsinn. Damit Gläubige in die Gegenwart Gottes eintreten können, um anzubeten und zu beten, hat Jesus sein Leben gelassen (Hebr 10,19-20), und dieses Privileg auf die leichte Schulter zu nehmen, bedeutet, dieses Opfer zu entwerten. David wusste, dass er Gottes Führung brauchte, denn er musste das Königreich wieder aufbauen. (Siehe Jakobus 1,5.)
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary
Um deutlich zu machen, dass Gott für ihn da war, stellt der Psalmist nicht seine gerechten Taten ihren bösen Taten gegenüber, sondern er erklärt einfach, dass er von Gottes Liebe angenommen wurde, einer Liebe, die jedem offen steht, der auf den Herrn vertraut. Der Gegensatz wird mit Nachdruck formuliert: „Was aber mich betrifft“ (וַאֲנִי), und weist dann sofort auf den Grund für seine Annahme hin: „durch die Fülle deiner treuen Liebe“ (בְרֹב חַסְדְּךָ). Er ist durch den Glauben in den Bund mit dem Herrn eingetreten, und aufgrund der treuen Liebe des Herrn zu seinem Volk hat er Zugang zum Heiligtum („dein Haus“ // „dein heiliger Tempel“, wo die Übeltäter keinen Bestand haben). Darin unterscheidet sich der Psalmist von den Bösen.
Einige Ausleger haben die Erwähnung des „Hauses“ des Herrn und des „Tempels“ als Beweis dafür angeführt, dass der Psalm nicht von David geschrieben worden sein kann, denn Salomo baute den Tempel, aber beide Worte wurden auf das Heiligtum in Silo angewandt, bevor David auf den Plan trat. Das Wort „Haus“ wurde auf diese Weise in Josua 6,24 und 2 Samuel 12,20 verwendet, um sich auf die Stiftshütte in Silo zu beziehen; es verbindet die Idee eines irdischen Heiligtums mit der Gegenwart Gottes für den Anbeter (siehe seine Verwendung auch für den Ort von Jakobs Vision der „Leiter“ in 1. Mose 28,15). Das Wort für „Tempel“ (הֵיכָל) ist etwas schwieriger, denn es wird nirgends für das tragbare Heiligtum der Stiftshütte verwendet. Es wurde jedoch auch für den vorübergehenden Standort des Heiligtums in Silo verwendet und bezog sich wahrscheinlich auf das Gebäude, das Teil des Heiligtums war (siehe 1 Sam 1,9; 3,3). Möglicherweise wird es hier auch einfach für den Ort verwendet, an dem sich die Lade befand, bevor Jerusalem gewählt wurde. Der Psalmist will damit sagen, dass er als wahrer Gläubiger im Heiligtum des Herrn willkommen ist, um anzubeten und in diesem Fall zu beten. Er wird nur aufgrund der treuen Liebe Gottes aufgenommen. Er wird daher nicht in Hochmut oder Selbstgenügsamkeit eintreten, sondern in Ehrfurcht und Demut – er wird sich in Furcht vor dem heiligen Tempel verneigen (אֶשְׁתַּחֲוֶה). So mischt er seine Zuversicht über den freien Zugang zu Gottes Gegenwart mit Ehrfurcht und Demut.
Sobald das Essen beendet war, drängte Jesus die Jünger, schon einmal ins Boot zu steigen und auf die andere Seite des Sees überzusetzen. Inzwischen wollte er sich von den Leuten verabschieden. Nachdem sich die Menschenmenge zerstreut hatte, stieg er auf einen Berg. Auf diese Weise konnte er für sich sein und beten. Dort blieb er allein bis tief in die Nacht. Unterdessen war das Boot bereits weit draußen auf dem See. Wind kam auf, der den Jüngern schwer zu schaffen machte. Auch die Wellen schlugen immer heftiger gegen das Boot. Es war gegen vier Uhr morgens, als sie Jesus direkt auf sich zukommen sahen – auf dem Wasser! Sie waren außer sich vor Angst und schrien in ihrem Schrecken: „Ein Geist!“ Doch Jesus beeilte sich, sie zu beruhigen: „Keine Angst, ich bin es! Ihr braucht euch nicht zu fürchten.“ Da wurde Petrus plötzlich mutig und rief: „Herr, wenn du es wirklich bist, dann sag, dass ich auf dem Wasser zu dir kommen soll.“ Jesus erwiderte darauf: „Na los, dann komm!“ Petrus sprang über die Bordwand und ging auf Jesus zu. Aber als er auf die Wellen hinabsah, die unter seinen Füßen schäumten, bekam er Angst und begann zu sinken. Jetzt schrie er: „Herr, rette mich!“ Jesus zögerte keine Sekunde, er beugte sich nieder und ergriff seine Hand. Dann sagte er: „Du Glaubensheld, warum hast du nur plötzlich gezweifelt?“ Beide kletterten in das Boot und sofort legte sich der Wind. Die Jünger, die das alles mit angesehen hatten, fielen vor Jesus auf die Knie und stammelten: „Das ist es! Kein Zweifel: Du bist Gottes Sohn.“ Bald hatten sie den See überquert und zogen das Boot bei Gennesaret an Land. Als einige mitbekamen, wer da bei ihnen an Land gegangen war, benachrichtigten sie alle Leute in der weiteren Umgebung. Daraufhin brachten diese ihre Kranken zu ihm. Dann baten sie Jesus um Erlaubnis, den Saum seines Gewandes berühren zu dürfen. Und wer immer ihn berührte, der wurde auch geheilt.
Willkommen daheim – Matthäus 14:22–36
da wir diesen Vers als auch den Zusammenhang schon hatten:
Was mich persönlich immer wieder schockiert: die meisten kritisieren Petrus – doch Petrus hatte Glauben! Ich sehe viele Zusammenhänge mit der aktuellen Weltsituation – besonders mit Blick auf Israel. Die meisten Menschen sehen nur auf die schrecklichen Taten, sehen auf den Krieg, und beten um Frieden. Aber aus biblischer Sicht, frag ich mich: sollten wir nicht eher um das Kommen von Elia beten? Elia, der das Volk Jehovahs wieder auf Jehovah blicken läßt? Wäre es nicht besser, wir würden darum bitten, dass alle Menschen nach dem „zweiten Kommen Jesu rufen“ würden? Ist nicht nur Jehovah in der Lage, Frieden zu schaffen – besonders Frieden, in „seinem Land“?
Aber zurück zu Petrus und dem „auf dem Wasser gehen“:
Welches Wunder war grösser: über ruhiges Wasser zu laufen oder über sturmbewegtes? Benötigte nicht beides dieselbe Wunderkraft Gottes? Ja sicher! Wenn der Herr uns im normalen Alltag durchträgt, dann ist das kein kleineres Wunder, als wenn Er es in sturmbewegten Zeiten tut! Ohne Ihn würden wir auch in «ruhigen Gewässern» untergehen. Schauen wir uns einmal den Glauben des Petrus an: Er glaubte an die Macht Jesu, er glaubte an die Kraft des Wortes Jesu, er glaubte an die Allmacht Jesu, er hatte Jesus als Ziel vor Augen, er wollte Jesus in den unmöglichsten Situationen folgen (sogar auf dem Wasser). War das nicht ein grossartiger Glaube? Soweit muss ja erst einmal jemand kommen! Der Herr hätte Petrus dementsprechend ermutigen und sagen können: «Petrus, Ich freue mich über deinen wirklich grossen Glauben.» Stattdessen sagte Jesus, nachdem Petrus auf den Wind gesehen und zu sinken begonnen hatte, zu ihm: «Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?» (Mt 14,31). Jesus nannte ihn nicht «Ungläubiger», sondern «Kleingläubiger». Hatte Petrus denn keinen grossen Glauben gehabt, als er im Vertrauen auf Jesus über das Wasser ging? Doch, aber leider bewährte sich sein Glaube in der Krise nicht. Wie ist oder wie wäre das bei uns? Die Qualität des Glaubens, der wirklich zählt, zeigt sich nicht in den Wundern, die wir erleben, oder in den «grossen Taten», die wir tun, sondern in den Nöten, die wir im Vertrauen auf Jesus durchstehen! Nicht im «übers Wasser gehen», sondern im Sturm erweist es sich, ob wir standhaft sind. Die Qualität unseres Glaubens wird nicht offenkundig, wenn wir «als Weltenbezwinger auf sonnigen Höhen» wandeln, sondern dann, wenn wir inmitten einer unabänderlichen Not standhaft bleiben und nicht an der Treue Jesu zweifeln.
9 Wunderzeichen im Johannesevangelium
Simon Petrus mochte es, mitten im Geschehen zu sein. Als die Jünger erkannten, dass es sich bei der geheimnisvollen Gestalt auf dem Wasser um Jesus und nicht um ein Gespenst handelte, verwandelte sich Simons Angst in Glauben. Und Aufregung. Und Entschlossenheit. Simon hatte ein wachsendes Verlangen, dort zu sein, wo Jesus war, auch wenn das bedeutete, einer Sturmböe zu trotzen. Und die anderen? Nun, sie blieben an Ort und Stelle. Das ist die Sache. Viel zu oft verzichten wir darauf, Jesus wirklich zu folgen, weil uns die Optik nicht gefällt. Wir haben Angst, dass er von uns verlangt, irgendwohin zu gehen, wo wir nicht hin wollen, oder etwas zu tun, was wir nicht tun wollen. Was ist, wenn er uns dazu bringt, den Arbeitsplatz zu wechseln, ein Kind zu adoptieren, umzuziehen, eine Beziehung zu beenden, in der wir unbedingt bleiben wollen, oder (Gott bewahre!) Missionar in einem fremden Land zu werden? Es liegt in der Natur der Sache, dass Nachfolge so störend sein kann. Wir würden es vorziehen, die Kontrolle zu behalten, uns selbst zu regieren, indem wir an unserem Stolz, unseren Leidenschaften und unserem Streben festhalten. Wir klammern uns lieber an die Dinge, die uns ein Gefühl von Komfort und Sicherheit geben.
Ein bisschen wie ein Boot im Sturm. Das Problem ist, dass wir nicht im Boot bleiben und gleichzeitig auf dem Wasser laufen können. Simon Petrus traf die Entscheidung zu gehen, und das Ergebnis veränderte den Lauf der Geschichte. Bis zu diesem Moment hatten die Jünger immer noch nicht ganz verstanden, was es bedeutet, dass Jesus der menschgewordene Gott ist. Aus Gründen, die man nur unserer dummen menschlichen Natur ankreiden kann, hatte selbst das Wunder mit den Broten und Fischen die Sache für sie nicht zu 100 % geklärt. „Und [Jesus] stieg mit ihnen in das Boot, und der Wind legte sich. Und sie entsetzten sich sehr; denn sie verstanden nichts von den Broten, sondern ihr Herz war verstockt“ (Markus 6:51-52, Hervorhebung hinzugefügt). Es stellte sich heraus, dass die Heilung aller Krankheiten und Gebrechen (Matthäus 4:23), das Lehren mit jenseitiger Autorität (Markus 1:22, 6:2) und die Befähigung der Jünger, dasselbe zu tun (Lukas 9:1), nicht ausreichten. Offenbar mussten die Männer auch sehen, wie sie die Physik überwanden und das Wetter beherrschten (mehr als einmal!), bevor die Augen ihres Herzens wirklich sehen konnten. Aber was soll’s – sie haben es schließlich verstanden, und Simon Petrus reagierte darauf, indem er im Glauben weiterging und glaubte, dass der Eine auf dem Wasser auch ihn gehen lassen würde.
Und genau das ist passiert. Als Simon seinen Blick von Jesus abwandte, begann er natürlich zu sinken. So funktioniert es: Wir gehen unter, wenn wir uns auf unsere Umstände konzentrieren, anstatt auf unseren Retter. Aber darum geht es nicht wirklich, denn wenn wir Jesus eng folgen, ist er da, um uns aufzufangen, wenn wir versagen und fallen. Dem Himmel sei Dank. Das Wichtigste, lieber Leser, ist, dass Simon aus dem Boot gestiegen ist. Und das ist immer der Ort, an dem die Action stattfindet. Denn wenn wir überfordert sind und uns ganz auf die Macht und die Pläne unseres Erlösers verlassen, geschehen unglaubliche Dinge wie sich teilende Meere (2. Mose 14), fallende Riesen (1. Samuel 17), schnurrende Löwen (Daniel 6), auferstehende Armeen (Hesekiel 37) und Gott, der sich selbst durch das Leben derer verherrlicht, die ihn lieben und nach seinem Plan berufen sind (Römer 8,28).
Unabhängig von der Optik haben wir also nichts zu befürchten, denn derjenige, der all das getan hat, ist immer noch bei uns. Und das bedeutet, dass wir die Freiheit haben, aus dem Boot auszusteigen und so zu leben, wie Gott es beabsichtigt hat. Wir dürfen nicht dem weltlichen Vergnügen oder Druck erliegen, sondern müssen uns ganz und gar hingeben und bereit sein, dem zu folgen, der auf dem Wasser geht.
Jenkins Hendricks – Der Auserwählte – Buch drei: 40 Tage mit Jesus
Jesus Christus, Herr über das Meer
Johannes identifiziert Jesus als den Menschensohn, dem der Vater die Vollmacht gegeben hat, das Gericht zu vollstrecken (Joh 5,27; vgl. Mt 26,57-68). Johannes behauptet auch wiederholt, dass Jesus der menschgewordene Gott ist. Im Johannesevangelium ruft Jesus siebenmal den göttlichen Namen („Ich bin“) in Bezug auf sich selbst an (z. B. Johannes 6,35; 15,1). Er erklärt das Einssein mit dem Vater (Johannes 10,30), und er verkündet, dass der Vater in ihm ist und er im Vater ist (Johannes 10,37-38).
Für Johannes, einen mit dem Alten Testament vertrauten Juden, war das Bild von Jesus, der auf dem Meer geht, eine dramatische Darstellung, dass Jesus Jehovah ist – derjenige, der die Kräfte des Chaos unterwirft und dem Wasser und allem, was das Wasser darstellt, seinen Willen aufzwingt. Das Reich des Menschensohns war angebrochen, und alle Kräfte, die sich Gottes geordneter Ordnung widersetzten, würden nun besiegt werden. Wie die Jünger Jesu können wir Trost in dem Wissen finden, dass derjenige, der das unruhige Meer zertritt, jedes Chaos, das uns zu überwältigen droht, unterwerfen kann.
Michael S. Heiser – Ich fordere Sie auf, mich nicht mit der Bibel zu langweilen
Du sollst dich nicht rächen und nichts nachtragen den Söhnen deines Volkes. Und du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der Ewige. Neftali-Herz-Tur-Sinai – 3.Mose 19,18
Du sollst dich nicht rächen und Zorn nachtragen den Söhnen deines Volkes, sondern liebe deinen Nächsten wie dich selbst: Ich bin der Ewige. Die Philippson-Bibel – Leviticus 19,18
Heimzahle nicht und grolle nicht den Söhnen deines Volkes. Halte lieb deinen Genossen, dir gleich. ICH bins. Buber and Rosenzweig – 3.Mose 19:18
Unseren Nächsten lieben? Warum will Jehovah dies von uns? Oder sollte diese Ausdrucksform der Liebe zu unserem Nächsten vielleicht die Folge der Beziehung Gottes zu uns sein?
Es gibt unzählige Möglichkeiten, unseren Mitmenschen Liebe zu zeigen
Naja, zu allererst muss ich natürlich meinen Nächsten wirklich lieben – und nicht nur „freundlich tun“! Wenn ich in einer Liebesbeziehung mit Jehovah lebe, wenn ich die Liebe, die Jesus mir geschenkt hat, verstanden habe – dann kann ich diese Liebe weitergeben, …. Das war auch mal die Meinung von den meisten Christen!:
Da Gott im Kundgeben dieser Eigenschaft uns gegenüber so weit ging, ist es vernünftig, daß er uns gebietet, Liebe zu ihm und zueinander zu bekunden. In welcher von allen Religionen dieser Welt gibt es einen Gott, der uns befiehlt, ihn nachzuahmen und deshalb zu lieben? Im dritten Buche der Bibel, in 3 Mose 19:18 (NW), lesen wir: „Du sollst dich nicht rächen noch den Söhnen deines Volkes etwas nachtragen, und du sollst deinen Mitmenschen lieben wie dich selbst. Ich bin Jehova.“ Nicht nur Brüder, sondern auch Fremdlinge müssen diese Behandlung erfahren, denn Gottes Befehl an sein Volk lautet: „Der Recht schafft dem vaterlosen Knaben und der Witwe und den zeitweilig Ansässigen liebt, so daß er ihm Brot und Kleidung gibt. Auch ihr sollt den zeitweilig Ansässigen lieben, denn ihr seid zeitweilig Ansässige gewesen im Lande Ägypten.“ (5 Mose 10:18, 19, NW) Gott wünscht, daß sogar Feinden gezeigt werde, daß Böses mit Bösem zu vergelten nicht die beste Methode ist, denn er befiehlt: „Wenn deinen Hasser hungert, speise ihn mit Brot, und wenn ihn dürstet, tränke ihn mit Wasser; denn glühende Kohlen wirst du auf sein Haupt häufen, und Jehova wird dir vergelten.“ (Sprüche 25:21, 22) Und selbst wenn der so behandelte Feind keine Gewissensbisse bekäme und nicht dein Freund würde, so erhieltest du doch Lohn von Jehova, weil du seinem Gebot gehorcht hättest.
Wachtturm 15.November 1954
Schauen wir uns ein Beispiel aus jüdischer Sicht an:
Und Rebekka sandte aus und rief Esau, und er kam zu ihr. Und sie sagte zu ihm: »Eine Bitte habe ich, mein Sohn, welche ich erbitten will von dir, – und sage, daß du es tun wirst, mein Sohn!« 19 Und er sagte: »Ich werde alles tun, was du mir sagen wirst, und ich werde deine Bitte nicht zurückweisen.« 20 Und sie sagte zu ihm: »Ich erbitte von dir, daß du mich am Tag, da ich sterbe, wegbringst und mich begräbst nahe Sara, der Mutter deines Vaters. Und daß ihr euch liebt, du und Jakob, untereinander. Und daß nicht der eine für seinen Bruder Böses sucht, außer einander zu lieben. So werdet ihr Glück haben, meine Söhne, und werdet geehrt werden inmitten der Erde, und kein Feind wird sich über euch freuen. Und ihr werdet zum Segen sein und zur Gnade vor den Augen aller derer, die euch lieben.« 21 Und er sagte: »Ich werde alles tun, was du mir gesagt hast, und ich werde dich begraben am Tag, da du stirbst, nahe der Sara, der Mutter meines Vaters, wie du (es) wünschst von ihren Gebeinen, daß ihre Gebeine deinen Gebeinen nahe sind. 22 Und auch Jakob, meinen Bruder, werde ich mehr lieben als alles Fleisch. Und ich habe keinen Bruder auf der ganzen Erde außer diesem allein. Und dieses ist für mich nichts Großes, wenn ich ihn liebe. Denn er ist mein Bruder, und gemeinsam sind wir gesät inmitten deines Leibes, und gemeinsam sind wir herausgegangen aus deinem Schoß. Und wenn ich meinen Bruder nicht liebe – wen soll ich lieben? 23 Und ich bin einer, der dich bittet, daß du den Jakob ermahnst wegen mir und wegen meiner Söhne. Denn ich weiß, daß er sicher herrschen wird über mich und über meine Söhne. Denn an dem Tag, da ihn mein Vater segnete, hat ihn mein Vater hoch gemacht und mich niedrige.
Das Buch der Jubiläen
Ich bitte dich an dem Tag, an dem ich sterbe Rebekka bittet Esau, dass „du und Jakob einander lieben“ und dass „einer nicht Böses für seinen Bruder sucht“: Das ist Lev. 19:18, „Und du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“, gefolgt von der „negativen Goldenen Regel“, einer gängigen Auslegung desselben Verses;228 siehe auch unten auf 36:7-11. Man würde erwarten, dass Esau hier und fortan in einem völlig negativen Licht dargestellt wird, aber das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Er schwört seiner Mutter seine unsterbliche Liebe zu Jakob: „Jakob, meinen Bruder, werde ich mehr lieben als alles Fleisch … Ich schwöre dir, dass ich ihn lieben werde“, sagt Esau zu seiner Mutter. Hat er gelogen? Es scheint eher so, als wäre er aufrichtig gewesen (gleich danach, in Jub. 36:13-14 verzichtet Esau freiwillig auf alle Ansprüche auf den doppelten Anteil des Erstgeborenen, obwohl Isaak ihn ihm anbietet). Tatsächlich versucht Esau später, seinen Schwur, Jakob zu lieben, trotz der vehementen Einwände seiner eigenen Söhne einzuhalten (37:2-7). Der offensichtliche Grund für diese tugendhafte Seite von Esau ist, dass für den Autor der Jubiläen die Genealogie unausweichlich ist (siehe oben zu 12:1-8 zu Terahs Tugend). Esau ist der Sohn des guten Isaak und Enkel des noch besseren Abraham; er muss gute Instinkte gehabt haben, auch wenn er, wie Isaak oben erwähnt hat, sein eigenes Gelübde nicht eingehalten hat.
Louis H. Feldman – Außerhalb der Bibel – Antike jüdische Schriften mit Bezug zur Schrift
Bemerkt? Esaus Liebe zu seinem Bruder gründet auf der Liebe der Mutter zu ihren Söhnen – und so sollte die Liebe Jehovahs zu allen Menschen, uns motivieren…
Ein Aspekt von Gottes Großzügigkeit ist sein Mitgefühl und seine Barmherzigkeit. Er vergibt Sündern. Seine Geschöpfe müssen sich auch so verhalten. Du sollst dich nicht an den Söhnen deines eigenen Volkes rächen und ihnen nichts nachtragen, sondern du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst (Lev 19,18). Dass Vergebung ein göttliches Attribut ist, das der Mensch nachahmen sollte, wird in der Geschichte von Jakob und Esau deutlich. Als Jakob von Paddan-Aram zurückkommt, um Esau zu treffen, behandelt er Esau wie Gott. Er schickt ihm ein minḥah, normalerweise eine Art Opfer, denn er dachte: „Ich kann vor ihm Sühne leisten“ (Gen 32:20). Dann läuft Esau Jakob entgegen und begrüßt ihn mit offenen Armen, woraufhin Jakob sagt: „Dein Gesicht zu sehen, ist wie das Gesicht Gottes zu sehen“. Mit anderen Worten: Esau hat sich wie Gott verhalten, indem er Jakobs Vergehen so großzügig vergeben hat. Josef zeigt ähnliche Großzügigkeit, indem er seinen Brüdern vergibt.
Gordon J. Wenham – Geschichte der Torah – Das Alte Testament ethisch lesen
Über folgenden Kommentar mußte ich schmunzeln, denn er zeigt gut, was es bedeutet „sich selbst zu lieben“:
Die Betonung des Gerichts bildet den Kontext für die Nächstenliebe (Lev. 19:18, vgl. Mk. 12:31-33). Man darf sich weder an einem Israeliten noch an einem Ger (Gastarbeiter) „rächen“ oder „Feindschaft hegen“ (Fuchs, Lev. 19:18, 34). Der Talmud erzählt die Geschichte eines Mannes, der sich beim Schneiden von Fleisch versehentlich die eigene Hand abhackte. Munk sagt: „Niemand käme auf die Idee, dass er sich an seiner rechten Hand rächen wollte, weil er sich die linke abgehackt hatte“ (S. 221). Hass zu pflegen, sei es aktiv (als Wunsch nach Rache) oder passiv (als Groll), ist sowohl eine lieblose als auch eine gottlose Art zu richten!
Jeffrey Enoch Feinberg – Gehe zu 3.Mose!
ואהבת לרעך כמוך׃ אמר רבי עקיבא זה כלל גדול בתורה׃ (רש „י, שם) Liebe deinen Nächsten wie dich selbst: Rabbi Akiva sagte: „Dies ist ein Grundprinzip der Tora.“ (Raschi, Lev. 19:18)
Bestimmte Gebote im Judentum, wie das Halten des Sabbats und die Einhaltung der Kaschrut (der Speisegesetze), gelten nur für Juden. Andere, wie z. B. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, haben eine universelle Bedeutung. Raschi unterstreicht das Gebot, andere so zu lieben wie sich selbst, indem er den Kommentar von Rabbi Akiva zitiert: „Dies ist ein grundlegendes Prinzip der Tora.“
Wie lässt sich dieses Ideal angesichts der Komplexität menschlicher Beziehungen in die Praxis umsetzen? Wenn man versteht, wie Menschen sich selbst entschuldigen, kann das helfen. Schließlich sind wir fast alle Experten darin, uns zu entschuldigen. Wenn wir zu spät zu einer Verabredung kommen, erzählen manche von uns lange Geschichten über die Ereignisse, die zu unserer Verspätung geführt haben. Genauso wie es berechtigte Entschuldigungen für unser unvollkommenes Verhalten gibt, gibt es vielleicht auch berechtigte Entschuldigungen für das nicht ganz so tadellose Verhalten anderer Menschen. Anderen Menschen die gleiche Nachsicht zu gewähren, die wir uns selbst zugestehen, kann eine weitere Möglichkeit sein, die Liebe zu unseren Mitmenschen zum Ausdruck zu bringen.
Siehe, wir preisen die glückselig, welche ausgeharrt haben. Von dem Ausharren Hiobs habt ihr gehört, und das Ende des Herrn habt ihr gesehen, daß der Herr voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist. Elberfelder 1871 – Jakobus 5,11
Siehe, wir preisen glückselig- Ps 94,12; Mt 5,10.11; 10,22 -, die da ausgeharrt haben. Das Ausharren Hiobs- Hiob 1,21 22; 2,10 – habt ihr gehört, und das Ende des Herrn- Hiob 42,10 – habt ihr gesehen; denn reich an Mitleid- 4Mo 14,18; Ps 103,8.13 – ist der Herr und an Erbarmen. – Abraham Meister – Neues Testament – Jakobus 5:11
Diese Menschen waren wirklich gut, da kann man ein Lied von singen! Sie hatten echt Geduld. Ihr habt ja auch bestimmt vom Hiob gehört, mit irre viel Geduld hat er die ätzenden Sachen ertragen, durch die er durchmusste! Aber Gott hat ihm ein Happy End geschenkt, weil er ihn so sehr geliebt hat. VolxBibel – Jakobus 5,11
Hiob – eine reale Person, und keine Sagengestalt! Sein Ausharren ist ein Beispiel für uns: auch wenn wir nicht verstehen, was momentan um uns geschieht – trotzdem dem allein wahren Gott vertrauen! Und dabei das Geschwafel von Menschen ignorieren können – ob es nun sogenannte Freunde oder sogenannte religiöse Führer sein sollten – unser Blick muss auf Jehovah gerichtet bleiben – und nur auf ihn!
Jakobus 5,11 Gleichklang im Anlaut ὑπομείναντας· τὴν ὑπομονὴν „ausgeharrt haben. Vom Ausharren“ (Jak 5,11, ELB) Die Anfangslaute von „ausgeharrt haben“ (ὑπομείναντας hypomeinantas) sind die gleichen wie in „Vom Ausharren“ (ὑπομονὴν hypomonēn). Die Ähnlichkeit zwischen den Anlauten dieser Wörter erzeugt das Wortspiel.
Wortspiel in der Bibel
Siehe, wir preisen selig (makarizomen), die erduldet haben. Hier kommt Jakobus auf ein anderes hochverehrtes Beispiel für außerordentliche Geduld zu sprechen: Hiob. Der Herr belohnte die Geduld Hiobs mit großem Segen (vgl. Hi 42,12). Interessanterweise sagt Jakobus nicht, daß Hiob makrothymia, „Geduld“, hatte, sondern wählt an dieser Stelle das Wort hypomonEn, „Beständigkeit, Ausdauer, Durchhaltevermögen“ (vgl. Jak 1,3; Kol 1,11). Hiob harrte aus und blieb standhaft, obwohl er eigentlich recht unduldsam mit Gott sprach! Jakobus faßt zusammen: Der Herr ist barmherzig und ein Erbarmer! Das Adjektiv „barmherzig“, polysplanchnos, ist zusammengesetzt aus polys, „viel“, und splanchna, „die inneren Teile des Körpers“, „der Sitz der Gefühle“; das Wort steht nur an dieser einen Stelle im Neuen Testament. Der Ausdruck „ein Erbarmer“ (oiktirmOn, von dem Verb oikteirO) kommt ebenfalls nur sehr selten vor (er steht außer an dieser Stelle nur noch in Lk 6,36).
Walvoord Bibelkommentar
Auch Hiobs Beispiel hat eine große stärkende Kraft. Jetzt preist ihn jeder selig, weil wir das Ziel, zu dem Gott ihn führte, vor Augen haben und wissen, wie die Barmherzigkeit Gottes an ihm offenbar ward, seiner Anfechtung ein Ende setzte und seine Güte ihm reichlich zu kosten gab. Zu diesem Ende kam Hiob jedoch darum, weil er in Geduld sein Leiden trug und in der Versuchung standhielt, weil er Gott nicht den Abschied gab, als sein Segen von ihm wich, und ihn nicht verleugnete, als er seine Gaben von ihm nahm, sondern Glauben in seiner Seele trug, der Gottes Güte nicht mit Augen sah und doch ehrte und sich seinem Willen unterwarf, auch als er ihn erniedrigte. Es ziemt sich nicht, wenn wir zwar die preisen, die geduldig sind, aber uns selbst weigern, mit Beharrlichkeit zu tragen, was als Last uns zugewiesen ist. Wer die selig nennt, die wie Hiob duldeten, der mache auch sein eigenes Herz fest zur Geduld.
Schlatters Erlӓuterungen zum Neuen Testament
Benötigen wir Beispiele richtigen Verhaltens in der Zeit, da wir geschmäht werden und leiden? Es gibt viele davon. In Mt 5,12 befaßt sich der HERR mit ebendiesem Thema und weist auf das Vorbild der alttestamentlichen Propheten hin. Obwohl sie die vom Himmel gesandten Boten waren, blieb ihnen Mißhandlung nicht erspart, so daß sie zu Vorbildern dafür geworden sind, wie man Leiden tragen soll. Sie taten dies mit der Tragkraft des Geduldigen, ohne dabei zu klagen und zu murren. Vielleicht behaupten aber einige, diese Propheten seien außergewöhnliche Menschen gewesen. Daher wird ein weiteres Beispiel geduldigen, stillen Ausharrens angeführt. Diesmal geht es um einen bekannten Mann, um Hiob, dessen geduldiges Ausharren das Buch seiner Lebensgeschichte füllt. In all den vielen Prüfungen, die er durchlitt, sündigte er nicht, sondern wartete geduldig auf seinen Gott. Der nächste Ausdruck, „ihr (habt) … das Ende des Herrn … gesehen“, wird häufig so verstanden, als beziehe er sich auf den Ausgang der Prüfungen Hiobs. In Seinem Mitgefühl und innigen Erbarmen entschädigte Gott als der Gnadenreiche Hiob dafür, daß er in seiner allerschwersten Prüfung fromm war, so daß er in seinem zweiten Lebensabschnitt mehr gesegnet war als im ersten. Der Verfasser dieses Bandes ist der Meinung, daß Jakobus nach der kurzen Anspielung auf Hiob nun sein letztes und zugleich größtes Beispiel geduldigen, in der schwersten Probe erwiesenen Glaubens einführt: das Ende des HERRN. Woran dachte er persönlich nicht alles, wenn er das Ende des HERRN erwähnte! Das mutige Ausharren der Propheten und das beispielhafte Zeugnis Hiobs sind hilfreich, doch welche Gemütsbewegungen mögen die Leser verspürt haben, als sie sich der letzten Tage des HERRN erinnerten! Einige Jünger hatten die durchdringenden Schreie in Gethsemane gehört, waren Ihm vom Garten des Gebets zum Palast der gottabtrünnigen Priester gefolgt. Man konnte feststellen: Ohne Widerstand zu leisten, ging der HERR still und dennoch willig Seinen Weg nach Golgatha, dessen Zwischenstation ein heidnisches Gericht war. Kein einziges Murren kam über Seine Lippen, sondern statt dessen starkes Geschrei, das mit während Seines Betens vergossenen Tränen vermischt war. Es verwundert nicht, daß Jakobus schreibt: „Der Herr (ist) voll innigen Mitgefühls und barmherzig“. Hebräer 5,7-9 beinhaltet einen angemessenen Bericht über das Ende des HERRN und soll für alle Heiligen beispielgebend sein. Das Mitgefühl des HERRN uns gegenüber gewinnt durch Seine eigenen Erfahrungen noch an Wert. Er ist „voll innigen Mitgefühls“ (ein nur hier in unserer Bibel vorkommendes Adjektiv). Dann ist Er ebenso „barmherzig“ (A.d.Ü.: „voll innigen Erbarmens“ im Original), eine von Lukas hinsichtlich des Vaters gebrauchte Wendung (Lk 6,36). So verhielt Er sich anderen gegenüber, darunter solchen, die Ihm Schmerzen zufügten. Welch ein nachahmenswertes Beispiel!
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
In V. 11 erinnert Jakobus daran, dass die Christen eine Seligpreisung derer kennen, »die geduldig ausgeharrt haben« (oder: »die durchgehalten haben«). Jedoch fällt die Formulierung auf: »Siehe, wir preisen diejenigen glücklich…«. Wer preist denn glücklich? Er selbst in Jak 1,12 ! Aber es kommt noch mehr hinzu. Vor allem kommt die Seligpreisung Jesu in Mt 5,10ff. hinzu. Und außerdem im AT die Seligpreisung von Dan 12,12. Der Sinn des »wir« ist also: »Wir alle, die heiligen Schriften Israels, unser Herr Jesus Christus und die jetzige Gemeinde Jesu, preisen diejenigen glücklich, die geduldig ausgeharrt haben.« Demgegenüber gibt es keine einzige Verheißung für die Ungeduld! Und auch keine für die Revolution. Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen: a) Der Arme, der die Weisung zur Geduld verletzt, wird ebenso schuldig vor Gott wie der unbarmherzige Reiche. b) Jakobus schreibt nicht über »Reiche« und »Arme« als politische oder soziologische Gruppen, sondern über die Gottesgemeinschaft, die beide entweder gewinnen oder aber verlieren können, d. h., er schreibt vom Standpunkt des Glaubens aus. c) Die Gemeinde Jesu steht für ihn in der Nachfolge des alttestamentlichen Gottesvolkes. Gerade Letzteres wird nun am Beispiel »Hiobs« deutlich: »Ihr habt gehört von der Geduld Hiobs.« Übrigens ist Hiob ein Reicher gewesen (Hiob 1,3)! Also geniert sich Jakobus nicht, als Beispiel leidender Geduld ausgerechnet einen Reichen zu nehmen. Die Erwähnung des »Hiob« ist aus mehreren Gründen bemerkenswert. Erstens war Hiob gar kein Israelit, sondern ein Bewohner des Landes »Uz«, dessen genaue Lage wir nicht mehr kennen (vielleicht ist es im syrisch -arabischen Raum zu suchen, vgl. Jer 25,20; Klgl 4,21). Zweitens ist Hiob schon bei Hesekiel ein Vorbild gewesen, und zwar ein Vorbild der Gerechtigkeit (Hes 14,14.20). Drittens hat sich das Judentum mit Hiob beschäftigt und in ihm ebenfalls ein Vorbild des Gerechten gesehen (Sir 49,9). Viertens steht Hiob im Sirachbuch unter den Propheten (Sir 49,9), so dass wir vermuten können, dass Hiob in Jak 5,10f. ebenfalls als ein Prophet aufgefasst wird. Jedenfalls ist er das Schulbeispiel für das richtige Verhalten: Er bleibt auch im Leiden ein Gerechter (vgl. Hiob 1,21f.). Damit ist Jakobus aber noch nicht am Ende seines Hiob-Beispiels. Er fährt fort: »Und ihr habt das Ende gesehen, das der Herr herbeigeführt hat.« Nach langer Leidenszeit hat Hiob ja ein wunderbares »Ende« erlebt. Gott selbst hat eingegriffen und Hiob »doppelt so viel gegeben, wie er gehabt hatte«, ja »der Herr segnete Hiob fortan mehr als einst« (Hiob 42,10f.). So geht es denen, die Gott vertrauen! In Gottes Reich werden sie überschwenglich belohnt. Was für ein Ermutiger ist dieser Jakobus! Seinen Brief als »stroherne Epistel« zu bezeichnen, war ein böser Missgriff Luthers. In Jak 5,7-11 zeigt sich Jakobus als ein Seelsorger, der mitleidet und dennoch nicht im Mitleid erstickt, sondern lebendigen Trost spendet und die Herzen durch den Blick auf die Wiederkunft Jesu stärkt. Vermutlich hatten die angeschriebenen Gemeinden durch Bedrückung, Verfolgung, Ungeduld und Resignation manches zu leiden gehabt. Betonen wir noch einmal: Es geht nicht um passives, achselzuckendes Hinnehmen, sondern um beharrliche Weiterarbeit im Vertrauen auf Gott und den wiederkommenden Gottessohn. Gerade dieses Vertrauen soll die Schlussbemerkung stärken: »Denn der Herr ist voll Erbarmen und voller Mitleid.« Hier wird die Selbstaussage Gottes in 2 Mo 34,6 (vgl. 4 Mo 4,18) und das Glaubensbekenntnis der Propheten und der Psalmen aufgenommen (vgl. Ps 103, 8; 111,4; Jona 4,2). Gott sieht also unser Leiden, leidet selber mit (»ist voller Mitleid«) und trägt uns »voll Erbarmen« hindurch bis ins Ziel des ewigen Gottesreiches (vgl. 1 Kor10,13). Es ist bemerkenswert, dass alte Ausleger an dieser Stelle ein Gebet einfügten: »O Gott, wie weit sind wir noch davon entfernt! Wie unedel betragen wir uns oft in unsern Leidensstunden« ([so z. B. M. Hahn] – »O Gott, gib mir wahre Geduld« [so z. B. J. A. Bengel]). Sie haben begriffen, dass es für den modernen Leser nicht damit getan ist, voller Interesse die Beispiele des Jakobus zu studieren. Das Entscheidende ist erst geschehen, wenn wir uns durch Gottes Geist zu solch praktischen Christen haben machen lassen, die die Botschaft der Bibel auch verwirklichen.
Edition C
Jak preist – wie schon am Anfang seines Briefes (1,12) – jene glückselig, die durchgehalten haben (vgl. Röm 12,12; Hebr 6,12). Als besonderes Beispiel für erprobte Geduld hebt er Hiob hervor. Er ist in seinem Leben hart geschlagen worden. Obwohl er nicht wusste, welches Ende es mit ihm nehmen würde, hat er dennoch darin ausgehalten und Gott nicht abgesagt (Hiob 1,21f; 2,10). Leser des Hiobbuches wissen, dass Hiobs Leiden dem Erweis seiner Gerechtigkeit dienen. Wir können von seinem Beispiel lernen und wissen, dass Gott die nicht im Stich lässt, die auf ihn vertrauen. Am Ende greift er ein und steht zu seinen Gerechten. Geduld ist also angebracht, und das Beispiel Hiobs berechtigt dazu, auf das befreiende und erlösende Handeln Gottes zu warten. Jak möchte, dass wir in dunklen und undurchschaubaren Lebenssituationen wissen: Das Ende ist nahe herbeigekommen! Der Herr kommt und wird die Erlösung bringen. Am Ende steht Hiob da als ein reich Gesegneter (Hi 42,10–17). Es ist nicht Gottes Art, seine Kinder im Stich zu lassen. »Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten« (Ps 103,13). Der Herr ist voll Erbarmen und Mitleid. Das haben die Beter und Gottesmänner im AT erfahren (- »Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte« (Ps 103,8). Vgl. 2Mo 34,6; Ps 86,15; 111,4; Klgl 3,32. -) und das bezeugt auch Jak.
Peters 2018 – Wuppertaler Studienbibel
„Wir preisen die selig, die ausgeharrt haben“: Doch es hilft nicht, sie nur selig zu preisen, wir müssen ihrem Vorbild folgen. Es genügt nicht, christliche Lebensbilder zu lesen; es ist nötig, daß auch wir uns an unserem Platz und zu unserer Zeit in Leiden und Geduld bewähren.
Hebräer 11,17-40 sind eine ganze Anzahl solcher Menschen, die vor uns den Weg gemacht haben und durchs Ziel gegangen sind, mit Namen genannt. Jakobus dagegen nennt nur einen: Hiob. „Von dem geduldigen Ausharren Hiobs habt ihr gehört“: Die „Hiobsbotschaften“ folgten Schlag auf Schlag. Doch er sagte: „Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen; der Name des Herrn sei gelobt!“ (Hio 1, 21), dennoch gelobt! Der ihm nächste Mensch, seine Frau, riet ihm, doch den Glauben aufzugeben: „Sag Gott ab und stirb!“ (Hio 2,9). Doch er blieb dabei: „Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?“ (Hio 2,10). Nun, wenn wir in dem Buch weiterlesen, merken wir: so über allen Zweifel erhaben war auch Hiob nicht. Manchmal ging es sehr hart am Hadern vorbei. Auch die geistlichen Väter in unserem Land haben nicht immer eine so glänzende Rolle gespielt, wie man nach manchen Lebensbildern meinen könnte. Und wir werden sie auch nicht spielen. „… auf daß sich vor ihm kein Fleisch rühme“ (1 Kor 1,29).
„Das Ende des Herrn habt gesehen, daß der Herr reich ist an innigem Erbarmen und voll Mitleid“: Das „Ende des Herrn“ ist, sprachlich aktiv verstanden, eine besondere hebr Ausdrucksweise und bedeutet das (gute) Ende, zu dem Gott den anfechtungsreichen Weg Hiobs wandte, das Ziel, zu dem er ihn brachte (Hio 42,10-16). Gott hat sich wunderbar zu Hiob bekannt. Als Grund für das alles nennt Jakobus nur dies eine, „daß der Herr reich ist an innigem Erbarmen und voll Mitleid“ (vgl. das zu Jak 2,13;3,17 über die Barmherzigkeit Gottes Gesagte).
Es ist die Frage, ob dieses Wort sich auch auf Jesus bezieht. Dann bedeutet es: Hiobs Geschick war eine der Vorausabbildungen des Weges Jesu. Noch ganz anders als Hiob hat er das geduldige Ausharren bewährt. Und erst recht ist es bei ihm zum guten Ende gekommen (Phil 2,5-11). Wir haben „gesehen“, daß Gott sich an Ostern und Himmelfahrt wunderbar zu ihm bekannte. Und wir haben auch „gesehen“, das heißt erfahren, daß „der Herr reich ist an innigem Erbarmen und voll Mitleid“. Weil unser Herr durch das alles hindurchgegangen ist, versteht er uns ganz und hat umso mehr Mitleid mit unserer Schwachheit (Hebräer 4,15). Das eine und das andere Verständnis dieser Stelle ist möglich. In jedem Fall wird uns gesagt: Es geht zwar durch erhebliche Leiden und Geduldsproben hindurch, aber wir haben einen barmherzigen Herrn, der uns nicht quälen, sondern zu einem herrlichen Ziel führen will (Jes 28,29;1 Kor 10,13).
Gestern beim Zoom-Treffen haben wir uns ja unter anderem über das Thema unterhalten, welche biblischen Prophezeiungen noch nicht erfüllt sind. Heute Nacht schickte mir Samuel den folgenden Link zu. Ich persönlich bin zwar von der Entrückung nicht biblisch überzeugt – aber in den anderen Punkten sehe ich es wie Roger Liebi: alle Vorhersagungen der Bibel erfüllen sich direkt vor unseren Augen. Vorraussetzung ist natürlich, dass ich beim lesen in der Bibel von dem ausgehe, was da steht und nicht von „symbolischen Angaben“ ausgehe. Also wenn in der Bibel gesagt wird, Jehovah wird Israel wiederherstellen, dann auch wirklich Israel meint…. Es scheint wirklich so, dass es nur sehr sehr wenige offenen Bibelstellen gibt, bis Jesus wiederkommt.
Es geschah aber, als er Jericho nahte, saß ein gewisser Blinder bettelnd am Wege. Und als er eine Volksmenge vorbeiziehen hörte, erkundigte er sich, was das wäre. Sie verkündeten ihm aber, daß Jesus, der Nazaräer, vorübergehe. Und er rief und sprach: Jesu, Sohn Davids, erbarme dich meiner! Und die Vorangehenden bedrohten ihn, daß er schweigen sollte; er aber schrie um so mehr: Sohn Davids, erbarme dich meiner! Jesus aber stand still und hieß ihn zu sich führen. Als er aber sich näherte, fragte er ihn und sprach : Was willst du, daß ich dir tun soll? Er aber sprach: Herr, daß ich sehend werde! Und Jesus sprach zu ihm: Sei sehend! dein Glaube hat dich geheilt. (O. gerettet) Und alsbald ward er sehend und folgte ihm nach, indem er Gott verherrlichte. Und das ganze Volk, das es sah, gab Gott Lob. Elberfelder 1871 – Lukas 18,35–43
Heilung des Blinden bei Jericho (Mt 20,29–34; Mk 10,46–52)
Als er dann in die Nähe von Jericho kam, saß da ein Blinder am Wege und bettelte. Als dieser nun die vielen Leute vorüberziehen hörte, erkundigte er sich, was das zu bedeuten habe. Man teilte ihm mit, daß Jesus von Nazareth vorübergehe. Da rief er laut: »Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!« Die an der Spitze des Zuges Gehenden riefen ihm drohend zu, er solle still sein; doch er rief nur noch lauter: »Sohn Davids, erbarme dich meiner!« Da blieb Jesus stehen und ließ ihn zu sich führen. Als er nun nahe herangekommen war, fragte Jesus ihn: »Was wünschest du von mir?« Er antwortete: »Herr, ich möchte sehen können.« Jesus erwiderte ihm: »Werde sehend! Dein Glaube hat dir Rettung verschafft.« Da konnte er augenblicklich sehen und schloß sich ihm an, indem er Gott pries; auch das gesamte Volk, das zugesehen hatte, gab Gott die Ehre durch Lobpreis. Menge 2003 – Lukas 18:35–43
Im selben Augenblick konnte der Mann sehen. Er folgte Jesus nach und lobte und pries Gott. Und auch die ganze Volksmenge, die seine Heilung miterlebt hatte, gab Gott die Ehre (- rühmte Gott -). Neue Genfer Übersetzung 2013 – Lk 18,43
In diesem und im nächsten Abschnitt (Lk 19,1-10) schildert Lukas zwei Beispiele dafür, wie das Volk auf den Messias hätte reagieren sollen. Beide Male war es ein Außenseiter der jüdischen Gesellschaft, der sich richtig verhielt.
In der Nähe von Jericho fragte ein Blinder, als er die Menge hörte, die vorbeiging, die Umstehenden, was das wäre. Als er erfuhr, Jesus von Nazareth gehe vorbei, spürte er offenbar sofort, daß der Messias da war, denn seine Worte – Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner – lassen sich nicht anders deuten, als daß er wußte, daß Jesus der Messias war. Der Symbolgehalt dieser Geschichte ist bemerkenswert. Der Mann war ein Bettler, der am Wege saß und darauf wartete, daß etwas geschah. Er war blind und konnte selbst nichts tun, um seine Situation zu verbessern. Doch als der Messias durch seine Stadt kam (wie er durch so viele Städte ging), erkannte ihn der Blinde sofort als den Messias, der ihn von seiner Blindheit heilen konnte. Die Außenseiter der Gesellschaft, die nicht in der Lage waren, sich selbst zu helfen, waren immer wieder eher bereit, den Messias anzuerkennen und ihn um Hilfe zu bitten als die frommen jüdischen Religionsführer. Die aber vornean gingen, fuhren ihn an, er solle schweigen. Ähnlich versuchten auch die Religionsführer, die Menschen vom Glauben an Jesus abzubringen. Aber der Widerstand ließ den Mann nur noch hartnäckiger auf seiner Bitte bestehen. Indem er Jesus gegenüber seinem Wunsch Ausdruck gab, wieder zu sehen, vertraute er darauf, daß der Messias die Macht hatte, ihn zu heilen. Es war also nicht die Macht seines Glaubens (dein Glaube hat dir geholfen), die den Mann geheilt hatte, sondern die Macht des Messias, an den er glaubte (vgl. Lk 7,50;17,19). So wäre auch das Volk, wenn es dem Messias geglaubt hätte, durch den Glauben von seiner geistlichen Blindheit geheilt worden. Als der Mann geheilt war, lobte er und alles Volk, das es sah, G
Walvoord Bibelkommentar
Weil wir glauben, daß die Autographen der Heiligen Schriften irrtumslos waren, ist es notwendig, die scheinbaren Unterschiede in den drei Berichten dieses Wunders miteinander in Einklang zu bringen. Hätten die Autoren des NT voneinander einfach abgeschrieben oder hätten sie nach getaner Arbeit ihre Berichte miteinander verglichen und vereinheitlicht, hätten wir keinerlei Schwierigkeiten. Wir danken aber Gott dafür, daß sie besser beraten waren, als dem Heiligen Geist in den Arm fallen zu wollen. Es hat seine Gründe, warum Matthäus sagt, daß zwei Blinde geheilt wurden, als der Herr Jericho verließ (20,29-34). Das ist kein Widerspruch, vielmehr erwähnt Matthäus einen zweiten, den die andern nicht erwähnen, und zwar tut er dies, um dem Grundsatz der doppelten Zeugenschaft zu genügen. Markus und Lukas leugnen nicht, daß zwei geheilt wurden. Markus gibt uns den Namen eines Geheilten, Bartimäus, den der Herr heilte, „als er aus Jericho ging“ (10,46-52). Viele haben gemeint, Lukas sage, die Heilung sei geschehen, als der Herr sich Jericho nahte. Er sagt nichts anderes, als daß der Blinde in jenem Augenblick rief, daraufhin zurechtgewiesen wurde, dennoch weiterrief, bis der Herr stehenblieb, ihn zu sich rief und ihn heilte. Lukas sagt uns nicht, wieviel Zeit all das in Anspruch nahm, aber in der Zwischenzeit war der Herr durch Jericho hindurchgegangen (19,1). Es war ein kleines Städtchen, das man bald durchquert hatte. Das ist eine Erklärung, die bis auf Maldonatus zurückgeht und die auch von Calvin übernommen wurde. Andere schlagen als Lösung vor, daß die Heilung zwischen dem alten Jericho und dem neuen römischen Jericho stattfand (F. Godet, A.T. Robertson, Leon Morris).
Markus und Lukas sagen uns, daß der Blinde bettelte. Er hatte keine andere Möglichkeit, und seine Blindheit weckte Mitleid. Sein großer Vorteil war der, daß er dort saß, wo der Herr vorbeigehen sollte. Sünder können sich selbst nicht retten, aber sie können sich dahin begeben, wo sie dem Retter begegnen können. „Erkundigte“ steht im Imperfekt, der Blinde muß also beharrlich gefragt haben, denn es scheint, daß man ihm zunächst keine Beachtung geschenkt hatte. Noch heute gilt für einen jeden Sünder, daß „Jesus, der Nazaräer, vorübergeht“, der auf den Schrei wartet, der von Hilflosigkeit und von dem ernsten Wunsch nach Hilfe zeugt.
„Sohn Davids“ ist ein messianischer Titel; der Blinde muß also einiges über Jesus von Nazareth gewußt haben. Er schrie tatsächlich ( eboäsen, ein lauter Schrei der Not), worauf die Volksmenge ihn scharf zurechtwies. Er ließ sich aber nicht den Mund stopfen und schrie noch lauter. Er erkannte eine Gelegenheit, die vorübergehen würde, und damit hatte er Recht, denn der Herr war unterwegs Richtung Golgatha und würde nie mehr an dieser Stelle vorbeigehen. Wer nicht erkennt, daß die Zeit drängt und daß Gelegenheiten nicht wieder kommen mögen, wird die Errettung nie annehmen. „Erbarme dich meiner!“ ist die Bitte des Sünders, der weiß, daß er keine Ansprüche vor Gott geltend machen kann. Es war auch der Ruf des Zöllners (V.13), der sich als „Sünder“ erkannte. Wir haben allen Grund zu vermuten, daß dieser Blinde um eine tiefere Not wußte als seine bloße physische Blindheit.
Es wurde oben gesagt, daß zwischen der Bitte des Blinden und dem Stehenbleiben des Retters einige Zeit verstrichen war. Sünder erleben es oft, daß sie eine Weile warten müssen. Der Herr drängt sich keinem halbherzig Suchenden auf. Dieses Kapitel beginnt und endet mit jemand, der unablässig um Hilfe schreit: zuerst eine arme Witwe, dann ein blinder Bettler. Das AT kommentiert: „Suchet den Herrn, während er sich finden läßt; rufet ihn an, während er nahe ist“ (Jes 50,6). Die Not der Witwe war verzweifelt, und sie hatte keinen anderen Helfer als den ungerechten Richter. Der Blinde saß in erbarmungswürdiger Dunkelheit und wandte sich an den einzigen Helfer, den „Sohn Davids“, der als Licht in diese Welt gekommen war.
Viele sind durch andere zum Retter geführt worden. Dieser Mann wurde auch zu Ihm geführt und wird nun gefragt, worin er denn Hilfe begehre. Es mag anfänglich so sein, daß der Sünder nur ein vages Empfinden für seine Not hat. Er muß aber seine Not genau erkennen, bevor ihr begegnet werden kann. Wer seine Notlage noch nicht erkannt hat, kann nicht gerettet werden. Als Antwort auf die Frage nach seiner Not spricht er Jesus als „Herrn“ an. Die Bedeutung der Anrede wird deutlicher, wenn wir sie mit verschiedenen anderen vergleichen. Judas sprach Ihn nie als Herrn an. Der Herr Jesus wurde oft didaskalos, („Meister“ oder „Lehrer“) genannt: von den Gesetzgelehrten (10,25; 11,45); vom Mann, der seinem Bruder das Erbe strittig machte (12,13); vom reichen Jüngling („Guter Meister“; 19,19); von den Pharisäern (19,39); von den Hohenpriestern (20,21); von den Sadduzäern (20,28); von den Schriftgelehrten (20,39); und von den Jüngern (21,7). Der Herr nannte sich selbst auch didaskalos (22,11; cf. Joh 13,13.14). Lukas verwendet das Wort öfter als die anderen Evangelisten. Der Blinde aber sagte: „Herr, daß ich sehend werde.“ Er erkannte, daß der „Sohn Davids“ wahrhaftig der Herr war. Der Blinde hatte erleuchtete Herzensaugen, mit denen er die Worte Davids verstand: „Der Herr sprach zu meinem Herrn …“ (Ps 110,1).
Jetzt gibt es keinen Aufschub mehr. Sobald der Mann seine Not bekennt, spricht der Retter zu ihm Worte des Segens und Worte der Kraft. Wir haben die Heilung des Blinden stets mit der Errettung des Sünders verglichen. Der Grund dafür wird in den Worten des Herrn ersichtlich: „Sei sehend“, was sich auf die leibliche Heilung bezieht; und: „dein Glaube hat dich gerettet“ (wie es wörtlich heißt; sozo), was sich auf die Errettung seiner Seele bezieht. „Und folgte ihm nach“ steht im Imperfekt und bedeutet, daß er Ihm beständig nachfolgte. Das erklärt, warum Markus und Lukas anders als Matthäus, der von zwei Blinden berichtet, nur die Heilung des Bartimäus überliefert haben. Bartimäus folgte dem Herrn auch weiterhin und war den Gläubigen bekannt, als Lukas sein Evangelium schrieb. Dieses Kapitel enthält Illustrationen der verschiedenen Seiten der Errettung. Die Sünde des Zöllners war eine schwere Last, und er brauchte Erbarmen. Er schrie zu einem Gott unendlichen Erbarmens, der ihm zu vergeben vermochte und auch gerne vergeben wollte. Seine Krankheit war die Sünde, und er empfing die Barmherzigkeit, die er begehrte. Der reiche Jüngling litt ebenso unter Sünde und bedurfte des Lebens, aber seine Krankheit hatte keine so offenkundigen Symptome. Sein Leiden war tödlich, denn es hatte sein Herz befallen, aber er wußte nicht darum und empfing daher das Leben nicht, nach dem er gefragt hatte. Der Blinde war in der Finsternis und brauchte Licht. Er schrie zum Herrn, und ihm wurden die Augen aufgetan, Licht erfüllte sein Herz und durchleutete sein Leben, indem er dem Herrn nachfolgte.
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
Kritiker des Neuen Testaments identifizieren eine angebliche Diskrepanz zwischen diesen drei Berichten, weil Markus schrieb: Und sie kamen nach Yericho; und als er von Yericho hinausging, mit seinen Jüngern und einer großen Schar (Markus 10:46). Matthäus bestätigt dies, indem er sagt: Und als sie von Yericho hinausgingen, folgte ihm eine große Schar (Matthäus 20:29). Lukas hingegen berichtet: Und es geschah, als er sich Yericho näherte (Lukas 18:35). Nach Markus und Matthäus ereignete sich diese Begebenheit, während er von Jericho ausging, während Lukas berichtet, dass es geschah, während er sich Jericho näherte. Die historische Geographie Israels widerlegt jedoch diese scheinbare Diskrepanz. Im ersten Jahrhundert gab es zwei Jerichos: das alttestamentliche Jericho und das neutestamentliche Jericho, das von Herodes dem Großen erbaut wurde und wo er auch starb. Getrennt durch etwa drei Meilen, musste man zuerst durch das alttestamentliche Jericho gehen, um das neutestamentliche Jericho zu erreichen, wenn man sich Jerusalem von Norden her näherte. Dieser Vorfall ereignete sich zwischen den beiden Jerichos, als Jeschua aus dem alttestamentlichen Jericho herausging und sich dem neutestamentlichen Jericho näherte.
Eine weitere angebliche Diskrepanz ist die Anzahl der blinden Männer. Matthäus erwähnte zwei (Matthäus 20:30), während Lukas nur einen aufzeichnete: ein gewisser Blinder saß am Wegesrand und bettelte (Lukas 18:35). Markus war sogar noch genauer und gab den Namen des Bettlers an: der Sohn des Timai, Bartimai,[ 319 ] ein blinder Bettler, saß am Wegesrand (Markus 10:46). Von den beiden blinden Männern war Bartimäus der prominentere, worauf die Tatsache hinweist, dass sein Name erwähnt wurde. Obwohl also zwei Männer an diesem Wunder beteiligt waren, richteten Lukas und Markus ihre Aufmerksamkeit nur auf einen von ihnen, weil er aus einem unbekannten Grund der auffälligere war. Oftmals lieferte ein Evangelienschreiber einen vollständigen Bericht, während ein anderer sich auf ein bestimmtes Detail desselben Vorfalls konzentrierte.[320] Außerdem gaben weder Markus noch Lukas an, dass es nur einen blinden Mann gab; sie berichteten einfach nur über einen von ihnen.
Jeschua war in Jericho, was zeigt, dass Er den Jordan überquert hatte und somit wieder unter der Gerichtsbarkeit des Sanhedrins stand. Als Er aus dem alttestamentlichen Jericho hinausging und im neutestamentlichen Jericho ankam, folgte Ihm eine große Menschenmenge. Die blinden Männer erkundigten sich nach der Aufregung (Lukas 18:36) und entdeckten, dass Jeschua von Nazareth vorbeikam (Lukas 18:37). Sie baten den Messias, sich ihrer zu erbarmen, aber Jeschua ging nicht sofort auf ihre Bitte ein. Sie fuhren fort, ihn anzuflehen, während er durch die Stadt ging, und die Menge tadelte sie dafür (Markus 10:47-48), was die Männer dazu veranlasste, noch mehr zu schreien, wobei Bartimäus als Hauptsprecher fungierte. Die Grundlage seines Flehens war Jeschuas Position: Du Sohn Davids, erbarme dich meiner (Markus 10:47, 48). Seit der Verwerfung heilte Jeschua nur noch auf der Grundlage der persönlichen Not, die sie zum Ausdruck brachten: Herr, erbarme dich unser, du Sohn Davids (Matthäus 20,31). Sie wussten aus Jesaja 35,5, dass, wenn der Messias kommt, er die Blinden heilen würde, und so baten sie ihn, ihre Blindheit zu heilen. Da sie ihr Flehen jedoch auf Jeschuas messianischen Titel, den Sohn Davids, stützten, konnte er nichts für sie tun, weil sein messianischer Charakter bereits verworfen worden war.
Schließlich blieb Jeschua stehen und sagte: „Ruft ihn herbei“ (Mk 10,49), wodurch die Sache privater wurde. Der Blinde warf sein Gewand weg, sprang auf und kam zu Jeschua (Markus 10:50). Als der Blinde sein Gewand zurückließ, bewies er Glauben, indem er glaubte, dass er später sehen und sein Gewand wiederfinden würde. Das Thema der persönlichen Not kam wieder auf, als Jeschua ihn konkret fragte: Was willst du, dass ich dir tun soll? (Markus 10,51). Ihre Bitte war offensichtlich, aber Jeschua verlangte von ihnen, ihr persönliches Bedürfnis klar zu benennen, und das taten sie: Sie sagen zu ihm: „Herr, dass unsere Augen geöffnet werden“ (Matthäus 20,33), wobei sie den ehrenvollsten aller Titel, Rabboni (Markus 10,51), verwenden, was „mein großer Herr“ bedeutet. Jeschua antwortete positiv, und Matthäus betonte seine Motivation: Und Jeschua, von Mitleid ergriffen, rührte ihre Augen an; und alsbald wurden sie sehend und folgten ihm nach (Matthäus 20,34). Markus hob ihren Glauben hervor: Geht hin; euer Glaube hat euch gesund gemacht (Markus 10,52). Der grundsätzliche Ablauf blieb derselbe: Jeschua rief sie beiseite, um ihnen ihre persönliche Not mitzuteilen; sie zeigten ihren Glauben; und aufgrund ihres Glaubens heilte er sie.
Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive
Was für eine Wohltat für die Blinden! Wenn du blinde Menschen kennen solltest, dann wird dir die Hilfslosigkeit dieser Menschen zur Zeit Jesu bestimmt bewußt sein. Heute gibt es ja viele Hilfsmittel – unter anderem Technik, die einem vorlesen kann. Aber früher waren die Menschen wirklich von anderen abhängig. Deshalb half Jesus nicht ein bißchen, ER heilte nicht ein bißchen – sondern die Blinden wurden richtig sehend! Hoffentlich werden die Menschen, die geistig erblindet sind, auch durch Jesus und durch den heiligen Geist wieder geistig sehend!
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