Kategorie: jehovah-shammah

im Hause Gottes

Ich aber bin wie ein grüner Olivenbaum im Hause Gottes; ich vertraue auf die Güte Gottes immer und ewiglich.
Ich werde dich preisen ewiglich, weil (O. dir danken, daß) du es getan hast; und auf deinen Namen werde ich harren, denn er ist gut, vor deinen Frommen.
Elberfelder 1871 – Ps 52,10–11

Ich aber bin wie ein üppiger Ölbaum
in Gottes Haus,
ich weiß mich sicher in Gottes Huld
für Weltzeit und Ewigkeit. –
Auf Weltzeit will ich dir danken,
denn du hast es getan,
deinen Namen erharren, denn er ist gütig,
den dir Holden zugegen.
Buber – Psalm 52,10-11

Ich aber bin wie ein grünender Ölbaum (gepflanzt) in Elohims Haus. (Und stehe deshalb auch unter Gottes besonderem Schutz.) / Ich traue der Gnade Elohims auf immer und ewig.
Preisen will ich dich immerdar, weil du es vollbracht. (Weil du mir deine Gnade bewiesen und deine Verheißungen mir erfüllt hast.) / Harren will ich auf deinen Namen, (Der Name Gottes ist sein in Taten des Heils offenbar gewordenes Wesen.) / Denn er ist köstlich vor deinen Frommen. (Es ist erklärlich, daß die Ermordung der 85 Priester in Nob, die eine Folge der Verräterei Doegs war, David tief erschütterte. In dieser Gemütsverfassung wird er dann den 52. Psalm gedichtet haben.)
Ludwig Albrecht – Ps 52,10–11

Doch ich bin wie ein grüner Olivenbaum, / der im Tempelgelände wächst. / Ich werde immer auf Gottes Güte vertrauen. Ich will dich ewig preisen, denn du hast das getan. / Auf deinen Namen hoffe ich mit denen, die dir nahe sind, / denn dein Name ist gut.
Neue evangelistische Übersetzung – Ps 52,10–11

Der Psalmist wird Gottes Treue („ḥesed“) in Gegenwart von … Gläubigen („ḥasid“) ausdrücken. 10: Olivenbäume waren von großer Bedeutung für das Öl, das sie produzierten und das im Tempel verwendet wurde. Es ist ungewiss, ob der Psalmist ein religiöser Beamter im Tempel (Gottes Haus) ist oder ein Laienisraelit, der Gottes Nähe im Tempel genießen möchte (siehe Ps. 23: 6 n.).

Die jüdische Studienbibel

Über seinen eigenen festen Stand (Vers 10–11). „Dieser mächtige Mann wird mit der Wurzel ausgerissen, ‚ich aber bin wie ein grüner Ölbaum‘, gepflanzt und verwurzelt, fest gegründet und gedeihend. Er wurde aus Gottes Wohnung entfernt, doch ich bin darin fest gegründet.“ Was müssen wir nun tun, damit wir wie gedeihende Ölbäume sind?
2.1 Wir müssen ein Leben im Glauben und im heiligen Vertrauen auf Gott und seine Gnade führen. „Ich vertraue auf die Gnade Gottes für immer und ewig“ (Vers 10).
2.2 Wir müssen ein Leben der Dankbarkeit und heiliger Freude an Gott führen (Vers 11): „ ‚Ich preise dich ewiglich, denn du hast es vollbracht‘, du hast deine Verheißung gegenüber mir erfüllt.“
2.3 Wir müssen ein Leben der Erwartung und demütigen Abhängigkeit von Gott führen: „Ich harre ‚auf deinen Namen‘ (Vers 11); ich werde auf all den Wegen auf dich warten, auf denen du dich zu erkennen gegeben hast, werde hoffen, dass du deine Gunst gegenüber mir zeigen wirst, und werde bereitwillig auf das Offenbarwerden der Zeit warten, die du festgelegt hast, weil dein Name so gut ist“ (Vers 11).

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Ich aber werde bleiben usw. Nachdem sich David auf den Flügeln des Glaubens und der Hoffnung aufgeschwungen hat, setzt er sich über den fleischlichen und darum nur scheinbaren Machtschimmer Doegs begeistert hinweg. Er hebt sich aus der Tiefe seines Elends empor und vergleicht sich in der Hoffnung auf seine Wiederaufrichtung mit einem Ölbaum, obwohl er jetzt wie ein unnützer, morscher Baum am Boden liegt. David konnte sich ja an dem Untergang des Doeg nicht trösten, wenn er nicht die Überzeugung gehabt hätte, von oben herab würde der grausame Mensch seine Strafe bekommen, der sich gegen Unschuldige vergangen hatte. David erinnert sich also daran, dass all das Übel, das er unschuldig erlitten hatte, von Gott gerächt werde, und freut sich der neuen Kraft, in der er wieder aufleben wird. Zugleich tut er kund, dass sein größtes Glück sein werde, sich unter Gottes Dienern zu wissen und seinem Glauben öffentlich leben zu dürfen. Anderswo (Ps. 42, 5; 43, 3 f.) betrachtet er ja das als den größten Schmerz, fern vom Heiligtum Gottes sein zu müssen, als einen Schmerz, dem gegenüber die Trennung von seiner Frau und die Beraubung aller seiner Güter und das Umherirren in den Höhlen der wilden Tiere nichts bedeutete. David stellt sich mit diesen Worten in Gegensatz zu Doeg wie zu seinen andern Gegnern. Jetzt muss er fern vom heiligen Land umherirren und den Anblick des Heiligtums entbehren. Aber er hofft auf eine neue Zeit, sobald die Heuchler vernichtet sind, die dort nicht bloß einen Platz innehaben, sondern sogar den Tempel selbst als ihr Eigentum betrachten, während sie ihn doch nur verunreinigen und entheiligen. Hier wollen wir uns ins Gedächtnis rufen, dass uns als Zweck unseres Lebens immer vorschweben muss, zur Herde Gottes gezählt zu werden. Und da unsere Schwachheit äußerer Hilfsmittel bedarf, so dürfen wir es als eine besondere Wohltat ansehen, wenn wir gottesdienstliche Versammlungen besuchen können, in denen man sich gegenseitig zum Dienste Gottes aufmuntert. Dazu will der Gott, der selbst Einer ist, dass auch wir in ihm eins seien und dass wir seinen Namen wie aus einem Munde loben: darum sammelt er uns durch die Sakramente, die ein gemeinsamer Besitz des Volkes Gottes sind, zur gemeinsamen Hoffnung auf das ewige Leben. Davids Beispiel möchte uns also lehren, einen Platz in der Gemeinde Gottes allen trügerischen Stellen vorzuziehen. Denn nur darum darf er sich mit einem grünenden Ölbaum vergleichen, weil er sagen kann: ich verlasse mich auf Gottes Güte. Damit stellt er sich noch immer in Gegensatz zu seinen Feinden: noch grünen jene und breiten ihre Zweige weit aus, ja, sie sind stolz auf ihr hohes Wachstum. Aber ihre Wurzel wird bald bloßgelegt sein, da sie nicht in Gottes Güte ihren Halt hatte. Während sie also vertrocknen, wird den Frommen niemals Saft und Kraft mangeln: denn sie hoffen auf Gott. Lange Trübsalszeit konnte den David freilich aufreiben, wenn nicht auch seine Zuversicht lange standhielt. Darum sagt er, er habe dem Herrn keine Zeit vorgeschrieben, hoffe auf ihn immer und ewiglich, d. h. für alle Zukunft. Konnte er seinem Gott doch nimmermehr die Macht über sein Leben und Sterben rauben. Hier sehen wir, wodurch sich echte Gotteskinder von Heuchlern unterscheiden: wenn auch alle untereinander in der Gemeinde vorhanden sind, wie Spreu und Weizen auf der Tenne, so wachsen doch die einen stetig in ihrer Hoffnung, die andern werden in ihrer Eitelkeit wie Spreu auseinandergeweht.
V. 11. Ich danke dir usw. David schließt mit Dank, der von ganzem Herzen kommt. Denn er erkennt, dass es sich hier um Gottes Gnadenhilfe handelt. Das ist sehr beachtenswert. Mögen die Menschen nach ihrer gewöhnlichen undankbaren Art vielleicht mit dem Munde oberflächlich Dank sagen, so erkennt doch unter hundert kaum einer ernsthaft Gottes Wohltaten und verehrt ihn als den Geber. David stellt also fest, sein Entrinnen aus Doegs Hand sei nur der Hilfe Gottes zu danken gewesen. Sie sei es auch, die ihn nie zu Grunde gehen lasse. Nicht nur einen Tag will er dankbar sein, sondern „ewiglich“, d. h. immerdar oder sein Leben lang. Wenn die Kinder Gottes in allen andern Frömmigkeitsübungen zur Standhaftigkeit ermuntert werden müssen, so ist es vor allem in diesem Punkte nötig. Das Danken vergisst man gar zu leicht, und die meisten Menschen lassen das sofort im Grabe der Vergessenheit versinken, woran sie ewig gedenken müssten. Endlich erklärt David noch, dass sich mit seiner Dankbarkeit weitere Hoffnung verbinden soll: und will harren auf deinen Namen. Dies besagt, dass er geduldig auf Gottes Gnade warten will, wenn sie sich auch verborgen hält, und dass er an des Herrn Wort hangen will, wenn die Erfüllung auch lange auf sich warten lässt. Und um diesen Vorsatz mit umso getrosterem Mute ausführen zu können, betont er, dass seine Hoffnung nicht vergeblich sein werde, indem er von Gottes Namen sagt: denn deine Heiligen haben Freude dran, buchstäblich: „denn er ist gütig vor deinen Heiligen.“ Gott täuscht seine Gläubigen niemals, sondern tut ihnen seine Güte sichtbar kund. Wenn also auch der Name Gottes den Ungläubigen verhasst ist, wenn sie auch erbeben, so oft sie ihn vernehmen, weil sie seine Güte nicht erfahren, so sagt David: die Gläubigen dürfen es stets erleben, wie freundlich und gut der Name Gottes ist.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

In deutlichem Gegensatz zu Doëg, dem Verräter (V. 3-9 ), legte David nun sein eigenes gesegnetes Leben im Herrn dar. Er verglich sich mit einem grünenden Olivenbaum, ein Bild des Wohlergehens in der Gegenwart Gottes (vgl. Hos 14,6 ). Dieser Zustand steht in scharfem Gegensatz zu dem Bösen, der ausgerottet werden wird ( Ps 52,7 ). Die Metapher eines blühenden Baumes wurde bereits in Ps 1,3 benutzt.
Davids Wohlergehen hatte seinen Grund in der treuen Liebe Gottes, auf die er auf ewig bauen wollte. Deshalb gelobte er, Gott für das zu preisen, was er getan hatte. David wollte auf Gottes Namen harren (hoffen), was auf seine Eigenschaften und sein Handeln hinwies (vgl. 2Mo 34,5-7 ). Dann wollte David Gott unter den Frommen preisen. Der Gerechte setzt sein Vertrauen im Gegensatz zum Verräter auf die Liebe Gottes, denn daraus kommt Gerechtigkeit und Segen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Damit hat die Entscheidung zur Dankbarkeit auch eine verändernde Wirkung auf uns selbst. Es geht nicht nur um regelmäßige Einzelentscheidungen, sondern um eine Grundeinstellung im Leben, die uns dauerhaft prägt (s. Ps 52,8). Ein dankbares Herz macht uns zu befreiten, zufriedenen Christen.
Umgekehrt gibt es für ein undankbares Herz aber auch nur zwei alternative Lebensentwürfe: Entweder wird man letztendlich der Bitterkeit oder dem Neid Raum im Herzen einräumen. Ein bitteres Herz glaubt nicht mehr daran, dass Gott es gut mit ihm meint. Ein neidisches Herz sieht im Vergleich mit dem Nächsten nicht mehr das Gute, das Gott ihm gibt. Beide vergiften damit ihr Inneres.
Noomi war zu der Überzeugung gekommen, dass der Herr gegen sie gezeugt und der Allmächtige ihr Übles getan habe (s. Rt 1,21). Deshalb wollte sie bewusst „Mara“ (d.h. die Bittere) genannt werden, was ihren inneren Zustand deutlich machte und den fehlenden Blick der Dankbarkeit offenbarte.
Niemals hätte sie es wohl in dieser Haltung für möglich gehalten, was der treue Gott für sie in Ruth und Boas vorgesehen hatte.
Die Brüder Josefs dagegen waren von Neid und Eifersucht zerfressen (s. 1 Mose 37,11). Sie waren undankbar in Bezug auf die Stellung, die Aufmerksamkeit und Kleidung, die sie im Vergleich zu ihrem Bruder von ihrem Vater erhielten. Wie tief hat sie diese Undankbarkeit fallen lassen, wie hässlich waren die daraus resultierenden Taten des Hasses!
Lasst uns zum Schluss nochmals innehalten. Ja, es gibt im Leben des Christen Leid und Tränen. Auch diese Tränen haben ihren Platz und der Herr sieht sie! Aber das steht nicht im Widerspruch zu einer grundsätzlichen Haltung der Dankbarkeit, die wir auch praktisch umsetzen. Wenn wir auf die Einzelheiten unseres Lebens blicken, dann sehen wir dort Anzeichen für die gute Hand Gottes (s. Esra 7,9.28). Der Wille Gottes fordert heute eine Entscheidung von uns. Wählen wir die Dankbarkeit?

Bleib in mir 2017

Und wie sieht es in meinem Leben aus? Bin ich zornig, traurig, enttäuscht, zufrieden, oder …, über mein vergangenes Leben? Was prägt meine Einstellung? Reicht es mir, ja macht es mich glücklich, dass ich ein heute und in Zukunft ein gutes Verhältnis mit dem Schöpfer habe?

gelobt sei der Name

Der Name des Ewigen sei gepriesen von nun an bis in Ewigkeit.
Von Sonnenaufgang bis zu ihrem Niedergange wird gelobt der Name des Ewigen.
Zunz – Die Heilige Schrift – Ps 113,2–3

Gepriesen sei der Name Jehovas von nun an bis in Ewigkeit!
Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobt der Name Jehovas!
Elberfelder 1871 – Ps 113,2–3

Jehovas Name sei gepriesen von nun an bis in Ewigkeit!
Vom Sonnenaufgang bis zum Untergang sei gelobt der Name Jehovas!
de Wette Bibel – Ps 113,2–3

Jehovahs Name sei gesegnet von nun an und bis in Ewigkeit! Dan 2,20.
Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobt Jehovahs Name! Ps 50,1; Jes 59,19; Mal 1,11.
Tafelbibel – Ps 113,2–3

Lobpreis – den ganzen Tag? Nun, wenn wir uns die jüdischen Gebete anschaut, dann sieht man, dass dort weniger Bitten als viel mehr Danksagung im Vordergrund steht! Wenn wir also Beten – dann ist DANK und Lob der erste Schritt. Und wenn man sich gute Lobpreismusik anschaut – auch dort ist ER der Mittelpunkt – und nicht das ICH, und wie ich mich fühle – sondern Dankbarkeit und Lob!

Werden wir ermutigt, Gott die Ehre zu geben.
Die Einladung ist nachdrücklich: „Hallelujah“ und immer wieder „Lobt … lobt … Gepriesen sei der Name des HERRN“, denn er ist zu loben (Vers 1–3).
Die Einladung ist sehr umfangreich: „Lobt, ihr Knechte des HERRN“ (Vers 1). Gott bekommt von den Seinen Lob. Sie sind es, die am meisten Grund haben, ihn zu loben. Auch die Engel sind die Knechte des Herrn, sie loben Gott besser, als wir es können. Gott möge von allen Generationen gelobt werden. „Gepriesen sei der Name des HERRN von nun an bis in Ewigkeit!“ (Vers 2). „Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang“ (Vers 3), das heißt, auf der ganzen Welt, an jedem Ort, an dem Menschen leben. Er sollte von allen Völkern gelobt werden, denn an jedem Ort, von Osten bis Westen, zeigen sich die klaren Beweise und Ergebnisse seiner Weisheit, Macht und Güte.

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Der Psalm beginnt und endet mit den Worten: Preist den HERRN ( hal+lU-yAh ; vgl. V. 9 , den Schluß von Ps 115-117 und den Kommentar zu Ps 104,35 ). Der Psalmist forderte die Knechte des HERRN auf, seinen Namen zu preisen, denn er ist allezeit des Lobpreises würdig. Dem Namen des Herrn (seine geoffenbarten Eigenschaften) gebührt Lobpreis auf der ganzen Welt – vom Osten bis zum Westen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Gelobet sei des Herrn Name usw. Der Prophet bestätigt, was wir kürzlich sagten, dass Gottes Lob sich über unsern ganzen Lebenslauf ausdehnen soll. Denn wenn des Herrn Name von nun an bis in Ewigkeit preiswürdig ist, so müssen wir wenigstens in dem kurzen Zeitraum, während dessen wir auf Erden wallen, eifrig darauf bedacht sein, dass sein Gedächtnis noch über unsern Tod hinaus währe. Der nächste Vers lässt den Ruhm des Namens Gottes sich nach allen Richtungen der Erde erstrecken: so folgt, dass es eine unentschuldbare Trägheit wäre, wollten wir nicht sein Lob wechselseitig unter uns erschallen lassen. Konnte nun unter dem Gesetz Gott nirgend anders als im jüdischen Lande gepriesen werden, weil er sich nur dem auserwählten Volk bekannt gegeben hatte, so waren seine allen Heiden geoffenbarten Werke doch wert, dass man sie in der ganzen Welt verkündete. In derselben Absicht heißt es weiter (V. 4): Der Herr ist hoch über alle Heiden. Wenn er aller Sinne zu seiner Bewunderung fortreißt, so wäre es doch mehr als unwürdig, wenn wir spärlich und träg seinen Ruhm singen wollten. Hier ist kein Raum für Trägheit, und Schweigen wäre ein Verbrechen: wir sollen uns über unsere Kräfte anstrengen, so dass unsre Stimmung gleichsam über den Himmel fliegt. In dem Hinweis auf die Heiden birgt sich ein Tadel über die Gleichgültigkeit des auserwählten Volks. Wäre es doch ungereimt, dass die Augenzeugen der Herrlichkeit Gottes sein Lob unterlassen sollten, welche auch unter den Blinden erstrahlt. Denn obwohl damals Gott allein die Juden des Lichts der himmlischen Lehre gewürdigt hatte, wollte er doch auch unter den Heiden immer sein Zeugnis haben, wie Paulus dies ausführt (Apg. 14, 17); Röm. 1, 20). Allerdings ließ sich diese Erhabenheit noch besser erkennen, als durch Ausbreitung des Evangeliums der ganze Erdkreis unter seine Herrschaft gesammelt wurde.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

„Seid stille …“

Lasset ab und erkennet, daß ich Gott bin! Ich werde erhöht werden unter den Nationen, ich werde erhöht werden auf Erden. Jehova der Heerscharen ist mit uns, eine hohe Feste ist uns der Gott Jakobs.
Elberfelder 1871 – Ps 46,11–12

»Macht Frieden!«, ruft er.
»Erkennt, dass ich Gott bin!
Ich habe Macht über die Völker der Erde.«
Der Herr der Welt ist bei uns,
der Gott Jakobs ist unser Schutz!
Gute Nachricht Bibel – Psalm 46,11–12

Nehmt euch Muße und erkennt: Ich bin Gott!
Ich werde erhalten werden bei den Völkerschaften, ich werde werden auf der Erde. Der Herr der Heerscharen ist mit uns,
unser Beistand ist der Gott Jakobs.
Septuaginta Deutsch – Psalm 46:11-12

„Jetzt hört mal auf“, ruft er. „Seid leise! Hört mal zu, erkennt auf die Weise, dass ich es bin, der mit euch redet. Ich bin der Gott, der Siege schmiedet. Und ich steh über allen Völkern, ich hab die Macht, kommt euch das seltsam?“
Der größte Gott, der ist mit uns. Der Gott von Jakob unser Schutz, wir brauchen keine Angst zu haben, wir fahren in ’nem Panzerwagen!
VolxBibel – Ps 46,11–12

Etwas, was wir wohl alle völlig verlernt haben – Still zu sein, und Stille auszuhalten. Aber ein wichtiger Punkt, um Gottes Stimme zu hören.

Der den Kriegen steuert usw. Auch diese Aussage deutet auf eine Erfahrung besonderer Durchhilfe und zielt doch zugleich darauf, dass die Gläubigen auch für die Zukunft nichts anderes erwarten sollen, als was sie jetzt sehen durften. Ohne Zweifel will der Dichter durch den Hinweis auf die eine Tatsache allgemein dartun, wie mächtig Gott seine Gemeinde zu schirmen pflegt. Zudem war es ja auch mehr als einmal geschehen, dass Gott den Hochmut zu Fall gebracht, die Bogen zerbrochen, die Wagen verbrannt, allen Aufruhr in Judäa gestillt und dem Krieg gesteuert hatte. So kann der Prophet die Juden mit gutem Grund daran erinnern, wie oft Gott die schlimmsten Anläufe seiner Feinde abgewehrt hat. Jedenfalls wird solches deshalb von Gott ausgesagt, um in uns die Hoffnung auf sein Friedensreich zu erwecken, wenn auch die ganze Welt in Aufruhr ist.
V. 11. Seid stille und erkennt, dass Ich Gott bin. Jetzt scheint der Dichter die Feinde des Gottesvolkes besonders anreden zu wollen, die in ihrer Lust zu schaden immer kühner vorgehen. Sie denken nicht daran, dass sie mit ihren Kränkungen den Heiligen gegenüber eigentlich gegen Gott zu Felde ziehen, sondern sind der Meinung, nur mit Menschen zu kämpfen. Und auf sie stürzen sie sich ohne Furcht und Scheu. Diese Zügellosigkeit möchte der Prophet hemmen. Um aber seinen Worten größeres Gewicht zu verschaffen, legt er sie Gott selbst in den Mund. Zuerst heißt es: „Seid stille“, damit ihr erkennt, dass ich Gott bin! Wir sehen ja, wie die Menschen in ihrer Unbedachtsamkeit keine Mäßigung kennen. So verlangt denn der Prophet nicht ohne Grund von den Feinden der Gemeinde Ruhe, damit sie ihren Eifer verkühlen lassen und zu erkennen beginnen, dass sie wider Gott kämpfen. Einem ähnlichen Gedanken begegnen wir Ps. 4, 5). Die Welt soll also alle Leidenschaft dämpfen und unterdrücken und dem Gott Israels die schuldige Ehre erweisen. Wütet sie aber weiter, so verkündet unser Psalm, dass des Herrn Macht nicht auf die Grenzen Judas beschränkt ist, und dass es ihm nicht schwer fällt, seinen Arm weit über der Heiden Land auszustrecken, um sich überall auf Erden zu verherrlichen.
Der letzte Vers wiederholt, dass es Gott nicht an Waffen und Mitteln fehlt, seine Gemeinde zu bewahren.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

„Der den Kriegen ein Ende macht, Bogen zerbricht, Speere zerschlägt und Wagen mit Feuer verbrennt. Seid still und erkennet, dass Ich Gott bin. Ich will erhaben sein unter den Völkern, erhaben sein auf Erden.“
„Was nach diesem geschehen werde“, diese gewaltige ernste Frage bewegte einmal bereits den ersten Weltbeherrscher, den König Nebukadnezar, als er auf seinem Lager lag und die Frage erwog, wie sich wohl die weitere Entwicklung der Welt gestalten werde. Sie drängte sich ihm in nie empfundener Stärke auf. Sein Leben war bis dahin von Glück begünstigt gewesen. Die assyrische Macht hatte er zerbrochen, Ninive hatte kapituliert. Die starke gewaltige Macht im Süden, Ägypten unter der Führung Pharao Necho hatte zwar sich aufgemacht, um Nebukadnezars Siegeslauf zu brechen. Bei Karchemis am oberen Euphrat war sie aber so geschlagen worden, dass Necho sich nur noch mit einem Rest seiner Heere retten konnte.
Da war nun noch ein Staat geblieben, von dem in jener alten Welt die Sage ging, dass er unbezwingbar wäre. Das war der theokratische Staat Israels mit seinem Heiligtum in Jerusalem. Doch eines Tages brach auch dieser Staat vor dem mächtigen Herrscher auf dem damaligen babylonischen Weltthron zusammen.
„Was mag nach diesem geschehen?“, so fragte Nebukadnezar. Ihm konnte die Antwort nur durch eine Offenbarung werden, die ihm in einem Traume wurde, den Daniel als Prophet ihm alsdann deutete.
Wir fragen heute auch wieder in Not und Sorge, wie wohl die Zukunft sich gestalten möge. Der Glaube antwortet: sie wird von Gott gestaltet werden! Und wo Gott die Zukunft gestaltet, da gelangt eines Tages doch das Reich Gottes zum Triumph! So vieles, was die Völkerwelt bewegt, wird zur Ruhe gebracht werden durch den, der die Verkörperung eines ewigen Sabbats ist. Und das ist unser Gott, der größer ist als jede Not der Zeit.
Solch eine Glaubenssprache, wie sie unser Psalmwort hier ausspricht, hätte niemals geführt werden können, wenn der Glaube des Psalmisten nicht bis zu Gott selbst gekommen wäre. Wäre er stehen geblieben bei den Ereignissen der Zeit – das hätte ihm niemals diese innere Ruhe und diese Gewissheit im Blick auf die Zukunft gegeben. Aber nun schaut er Gott. Er schaut Ihn nicht nur als den, der da in Zion wohnen soll, sondern auch als den, der die Fäden der ganzen Weltregierung in seiner Hand hält. Daher kann der Glaube solch eine gewaltige Sprache führen, wie sie auch hier geführt wird, und mit einer Zukunft rechnen, die einmal unseres Gottes und seines Sohnes Jesu Christi sein wird.

Jakob Kroeker – Er sprach zu mir

in Liebe zur Ruhe kommen

„Genauso wie mich Gott der Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibt immer bei mir, entfernt euch nicht von meiner Liebe. Wenn ihr die Sachen tut, die ich euch gesagt habe, dann werdet ihr nahe bei meiner Liebe bleiben. Ich habe auch immer das getan, was Gott von mir wollte, und seine Liebe umgibt mich.
VolxBibel – Johannes 15,9–10

Wie der Vater mich einmal geliebt hat, habe auch ich euch Liebe erwiesen. Bleibt bei meiner Hingabe! Wenn ihr meine Anweisungen befolgt, werdet ihr in meiner Liebe zur Ruhe kommen, wie auch ich meinerseits die Anweisungen meines Vaters befolgt und bei Seiner Liebe geblieben bin.
Gottes Agenda – Das Neue Testament urtextnah ins heutige Deutsch übersetzt von Andreas Eichberger – Joh 15,9–10

Gleichwie der Vater mich geliebt hat, habe auch ich euch geliebt; bleibet in meiner Liebe. Wenn ihr meine Gebote haltet, so werdet ihr in meiner Liebe bleiben, gleichwie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe.
Elberfelder 1871 – Joh 15,9–10

In v. 9 u. 10 ist noch ein Motiv zum Bleiben in der Liebe Jesu angeführt. „Wie mich der Vater geliebt hat, so habe ich euch geliebt. Bleibet in meiner Liebe.“ Seine Liebe, die Jesus ihnen erzeigt hat, soll die Jünger bewegen in derselben zu bleiben. Mit κἀγώ folgt der Nachsatz zu καθώς. In Präteritis spricht er von der Liebe die der Vater ihm und er den Jüngern erzeigt hat, weil er sein Leben in der Welt im Auge hat, an dessen Grenze er nun angekommen ist (Lcke., Mey., Lthdt. u.A.). Auf diese seine Liebe gründet er die Aufforderung: Bleibet in meiner Liebe. τῇ ἀγάπῃ τῇ ἐμῇ ist nicht die Liebe zu mir (Grot., Bäuml.), sondern meine Liebe zu euch. Da aber diese Liebe ein Abglanz der Liebe des Vaters zu ihm ist, so sagt er damit den Jüngern implicite, daß wenn sie in seiner Liebe bleiben, sie der Liebesgemeinschaft des Vaters und Sohnes teilhaftig werden. — V. 10. In der Gemeinschaft seiner Liebe aber bleiben sie, wenn sie seine Gebote bewahren, so wie er die Gebote des Vaters bewahrt hat. ἀγάπη μου ist = ἀγάπη ἐμή v. 9. Die Gebote bewahren (τηρεῖν) heißt sie zur Richtschnur des Lebens machen, wie Jesus in allem seinen Thun den Willen des Vaters ausgeführt hat, 8,29. 5,30. 4,34. — Die Liebesgemeinschaft mit Christo und dem Vater erfült das Herz mit seliger Freude. Mit dieser Verheißung schließt Jesus v. 11 die Mahnung zum Bleiben in seiner Liebe, die er in diesem Abschnitte so oft wiederholt hat. „Dies habe ich zu euch geredet, auf daß meine Freude in euch sei und eure Freude vollendet werde.“ ταῦτα geht nicht blos auf v. 9 u. 10 (de W., God., Weiß), sondern auf alles von v. 1–10 Gesagte (Lcke., Mey., Hngstb., Lthdt. u.A.). ἡ χαρὰ ἡ ἐμή ist nicht die von Jesu in den Jüngern gewirkte Freude (Calv., Thol., Bg.-Cr., de W.), was nicht zu χαρὰ ὑμῶν paßt, auch nicht die Freude Jesu an seinen Jüngern (Aug., Lmp., Ebr., Hngstb.), was sich wol mit der Lesart μείνῃ, aber nicht mit ᾖ vertrüge (Lthdt.), sondern die Freude, welche er vermöge der Liebe des Vaters hat, in der er steht. Diese seine Freude teilt er denen mit, die in seiner Liebe bleiben, und läßt sie dazu in ihnen wirksam sein, ihre eigene Freude völlig zu machen, welche damit, daß sie in seiner Liebe stehen, bereits in ihnen ist (Hofm. Schriftbew. II, 2 S. 325f.).

Keil – Commentar über das Evangelium des Johannes

Die Intensität der Liebe des Vaters zum Sohn ist identisch mit der des Sohnes zu den Seinen. Der Herr blickt am Ende seines Dienstes zurück, daher verwendet er den Aorist ἠγάπησα („ich habe geliebt“). Mit dem Ausdruck ἐν τῇ ἀγάπῃ τῇ ἐμῇ („in meiner Liebe“) ist die Liebe des Herrn zu den Seinen gemeint, die sie fortwährend genießen sollten. Dies zeigt sich, wie der nächste Vers deutlich macht, im Halten der Gebote des Herrn.

P. Streitenberger – Johannes

Dass der Vater Jesus geliebt hat, ist der Anfang und Eckstein seiner Gemeinschaft mit den Jüngern; aus der Liebe des Vaters zum Sohn kommt die Heilandsmacht, das Christusamt, die Herrlichkeit des Sohnes. Darin, dass Jesus die Jünger liebt, setzt sich die Liebe des Vaters fort; sie gestaltet den Sinn des Sohns und macht, dass er die Seinen zu sich ruft und für sie lebt. Nun kommt die Reihe an die Jünger, dass sie sich von der Liebe Jesu nicht scheiden, sondern in ihr bleiben. Dadurch treten auch sie in die Liebe ein, die in Gott entsprungen und durch Jesus bis zu ihnen hingeleitet ist. Sie stellen sich in die Liebe Jesu dadurch hinein, dass sie seine Gebote tun.
Jesus selbst hat es den Jüngern durch seinen Gehorsam vorgelebt, wie man sich in seiner Liebe erhält. Er hat die Gebote des Vaters bewahrt; so hat er seine Liebe als echt und ungeheuchelt erwiesen und daraus als Frucht dies gewonnen, dass er in der Liebe des Vaters blieb und von ihr belebt und geleitet wurde.
Der Liebe steht stets die Freude zur Seite.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

„Sohn seiner Liebe“ – dieser Titel kommt nicht noch einmal vor in Gottes Wort. Wir haben im 2. Johannesbrief einen ähnlichen Ausdruck, wo von dem Herrn Jesus die Rede ist als von dem „Sohn des Vaters“. Hier ist Er der „Sohn seiner Liebe“. Das ist eine Herrlichkeit der Person Christi, die Er nicht verliehen bekommen hat, sondern die seit jeher sein eigen ist. Als Sohn des Menschen wird Er über die Menschen herrschen, über die Erde usw. Das ist eine Ihm verliehene Herrlichkeit. Aber „Sohn der Liebe des Vaters“ drückt eine Beziehung aus, die ewig ist. Diese hat Er nicht irgendwann geschenkt bekommen. Er hat sie immer gehabt als der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist.
Ich wüsste kein besseres Bild, um das besser zu verstehen, als Joseph in 1 Mose 37. Der Vater hatte ihn besonders lieb und ihm ein Gewand geschenkt. Er war der Sohn seines Alters, sagt dort die Schrift. Es existierte also eine enge Beziehung zwischen Jakob und seinem Sohn Joseph. Sie fand ihren Ausdruck in diesem schönen Gewand. Das ist ein schwaches Bild von dem, was der Herr Jesus für das Herz seines Vaters ist. Und unter genau diese Herrschaft des Herrn sind wir gekommen – unter eine Person, die der Sohn seiner Liebe ist. Er ist der volle Ausdruck der Liebe des Vaters. Christus ist der Mittelpunkt dieses Reiches. Alles in der Bibel strebt zum Herrn Jesus, und alles, was wir an Segnungen besitzen, findet in dem Herrn Jesus Grund und Ziel.
Ein zweiter Punkt kommt noch hinzu. Christus ist nicht nur der Mittelpunkt dieses Reiches, sondern auch der Maßstab für unsere Segnungen. Denn durch die Gnade haben wir teil an diesem Reich, sind mit Dem innig verbunden, der davon der Mittelpunkt ist. Das ist etwas, was uns glücklich zu machen vermag. Wenn wir ablesen wollen, welche Segnungen uns Gott geschenkt hat, müssen wir den Herrn Jesus anschauen als den Sohn seiner Liebe. Nur in Ihm können wir ablesen, was uns alles geschenkt worden ist. Das ist für den menschlichen Verstand nicht zu erfassen, aber wir können und dürfen es anbetend glauben.
Wenn der Sohn in solchen Beziehungen zum Vater steht, bedeutet das, dass wir in die gleichen Beziehungen gebracht worden sind (seine Gottheit natürlich ausgenommen). Der Herr Jesus sagt das in Johannes 15,9: „Wie der Vater mich geliebt hat, habe auch ich euch geliebt.“ Und in Johannes 17,23: „… damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt und sie geliebt hast, wie du mich geliebt hast.“ Die Liebe des Vaters zum Sohn ist dieselbe, wie die Liebe des Vaters zu uns, seinen Kindern.
Haben wir nicht wirklich allen Grund, unserem Vater zu danken?

Christian Briem – Christus vor Augen

Sind wir von Jehovahs Liebe geliebt und ahmen wie Seine Liebe nach? Oder haben wir in einer der Kirchen nur etwas über Liebe gehört, und ahmen diese unvollkommene Form nach? Können wir auch, wie Jesus, sagen, dass wir die Gebote des himmlischen Vaters einhalten – oder haben menschliche Gebote das Ganze überdeckt? Worum dreht sich unser Leben – und was spiegelt sich dadurch wider?

Wessen Herde?

Und sie werden wissen, daß ich, Jehova, ihr Gott, mit ihnen bin, und daß sie, das Haus Israel, mein Volk sind, spricht der Herr, Jehova. Und ihr, meine Herde, Herde meiner Weide, ihr seid Menschen; ich bin euer Gott, spricht der Herr, Jehova.
Elberfelder 1871 – Hesekiel 34,30–31}}

Und sie sollen wissen, daß Ich, Jehovah, ihr Gott, mit ihnen bin, und sie, das Haus Israels, Mein Volk sind, spricht der Herr Jehovah. Ez 11,20; 36,38; 37,23; Jer 31,33. Und ihr seid Meine Herde, die Herde Meiner Weide, ein Mensch seid ihr; Ich bin euer Gott, spricht der Herr Jehovah. Ez 36,37; Ps 100,3; Joh 10,11f.
Tafelbibel – Ezechiel 34,30–31

 ‚Dann werden sie erkennen müssen, dass ich, ihr Gott Jehova, bei ihnen bin und dass sie, das Haus Israel, mein Volk sind‘, erklärt der Souveräne Herr Jehova.“ ‘  ‚Und ihr, meine Schafe, die Schafe, um die ich mich kümmere, ihr seid nur Menschen und ich bin euer Gott‘, erklärt der Souveräne Herr Jehova.“
neue Welt Übersetzung – 2018 – Hesekiel 34,30–31

Lesen Sie Johannes 10,1-18
1. Dieser Abschnitt enthält ein Gleichnis und dessen Erklärung. Welches ist nach ihrer Auffassung der Hauptpunkt des Gleichnisses?
Anmerkung: Christus ist der Einzige, der ein solches Interesse am Menschen hat, dass er sein Leben für ihn hingibt (Siehe auch Ps 100,3, Lukas 15,4-7; Röm 8,31-39; 1Petr 2,24-25).
2. Welches sind die Merkmale eines schlechten Hirten (Johannes 10,12-13)? Für wen könnt er repräsentativ sein?
Anmerkung: Er ist am Wohlergehen des einzelnen nicht interessiert. Er ist ein professioneller, und darum ist der Mensch für ihn nur Mittel zum Zweck. Deshalb läßt er den Menschen in seiner Not allein, sobald es Schwierigkeiten gibt.
Lesen Sie Hesekiel 34,31
Beachten Sie, was in diesem Abschnitt gesagt wird über:
– den schlechten Hirten – den schlechten Leiter
– den treuen Hirten – den guten Leiter
– die Schafe – die Art von Schafen, an welchen der gute Leiter interessiert ist.

Der Insider – Arbeitsbuch

Ein anderer großer Prophet, Jeremia, betonte ebenfalls die größere Produktivität des Landes bei der endgültigen Wiederherstellung. Nach Jeremia 31: 1–6 beabsichtigt er aufgrund der ewigen Liebe Gottes zu seinem Volk (Verse 1–3), es wiederherzustellen und wieder aufzubauen (Verse 4). Für Israel wird es wieder eine Zeit des Überflusses geben (Vers 5), und die Hügel von Ephraim werden mit dem Ruf widerhallen, zu kommen und Gott in Jerusalem anzubeten (Vers 6). Später, in derselben Passage, kehrte Jeremia in 31: 11–14 zum Thema zurück. Nach der Erlösung Israels (Vers 11) werden sie in das Land zurückgebracht, das eine Fülle hervorbringen wird (Vers 12) und allen Bewohnern des Landes Freude bereiten wird (Vers 13–14). Nach Jeremia nahm der nächste große Prophet, Hesekiel, das Motiv des Besitzes des Landes in Hesekiel 20: 42–44 auf. Israel soll gemäß den Verheißungen Gottes an die Vorfahren im Abrahamischen Bund (Vers 42) in ihr Land zurückgebracht werden. Israel wird sich von seinen Sünden der Vergangenheit abwenden und sie verabscheuen (Vers 43) und nun allein Gott dienen (Vers 44). Später, in Hesekiel 28: 25–26, wird Israel nach ihrer Wiedergeburt und Wiedererlangung das Land gemäß dem Abrahamischen Bund besitzen (Vers 25). Die Sicherheit, in der Israel leben und die Werke seiner Hände genießen wird, wird dann betont (Vers 26). Der Sicherheitsaspekt ist zusammen mit dem Element der Produktivitätssteigerung das Thema von Hesekiel 34: 25–31. Da es im Land keine wilden Tiere mehr geben wird, wird Israel in der Lage sein, das Land in völliger Sicherheit zu genießen (Vers 25). Die Regenfälle werden zur richtigen Zeit und in angemessenen Mengen (Vers 26) eintreten und die Produktivität steigern (Vers 27a). Israel soll nicht nur vor den wilden Tieren geschützt sein, sondern auch vor all seinen Feinden der Vergangenheit (Verse 27b – 28). Niemand wird kommen, um die Ernte zu zerstören (Vers 29). In jeder Hinsicht wird Israel zu Recht mit Gott verwandt sein und sein eigentümlicher Besitz sein (Verse 30–31). Dies ist auch nicht das Ende des Themas, wie der Prophet in Hesekiel 36: 8-15 fortfuhr. Trotz jahrelanger Verwüstung soll das Land wieder bestellt (Verse 8–9) und besiedelt werden; Das heißt, die Bewohner des Landes werden stark zunehmen (Verse 10–11). Israel wird das Land wieder besitzen (Vers 12), und die Produktion des Landes wird enorm sein (Vers 13–15). Später in dieser Passage ging der Prophet in Hesekiel 36: 28–38 weiter aus. Hesekiel erklärte, dass Israel aufgrund seiner Wiedergeburt (Vers 29) das Land wieder besitzen werde (Vers 28). Der Vorwurf Israels wird beseitigt (Vers 30), und Israel wird seine vergangenen Sünden verabscheuen (Vers 31). Es ist nicht zur Ehre Israels (Vers 32), dass die Wiedergeburt (Vers 33), der Besitz (Vers 34) und der Wiederaufbau des Landes (Vers 35) stattfinden, sondern es ist zur Ehre Gottes unter den Nationen (Vers 36). Was Israel betrifft, wird die Bevölkerung zunehmen und die verlassenen Orte werden wieder aufgebaut (Verse 37–38).

Israelologie: das fehlende Glied in der systematischen Theologie

Die Herde Gottes Wie die Kirche hat Israel eine Beziehung zwischen Hirten und Schafen zu Gott. Der einzigartige Hirte ist Gott, die Vielzahl der Hirten sind die jüdischen Führer und das Schaf oder die Herde ist Israel (Ps. 28: 9; 78:52; 80: 1). Ein Beispiel für diese Beziehung ist Jeremia 23: 1–4. Gott beschuldigt die jüdischen Führer (Hirten), die Zerstreuung Israels verursacht zu haben (zerstreue die Schafe von meiner Weide) und gibt ihnen die Schuld (Vers 1). Gott verkündet sein Gericht (Vers 2): Was sie der Herde angetan haben, wird er ihnen antun. In der Zwischenzeit beabsichtigt Gott, den Rest meiner Herde wieder zu sammeln und in das Land zurückzubringen (Vers 3). Zu dieser Zeit wird Gott Israel rechtschaffene Hirten geben, die die Herde mit Wissen und Verständnis ernähren und niemals schuldig sein werden, Israel in die Irre geführt zu haben (Vers 4). Der gleiche Punkt wurde früher in Jeremia 3:15 gemacht. An diesem Tag wird Gott selbst ihr oberster Hirte sein, der sich um sie kümmert, selbst wenn sie von menschlichen Hirten regiert werden (Jes 40,11; Jer 31,10). Eine ausführliche Behandlung dieses Motivs findet sich in Hesekiel 34: 1–31. Es ist eine Prophezeiung gegen die Hirten Israels, die Führung Israels, die schuldig ist, die Herde in die Irre geführt und die Herde nicht gefüttert zu haben, sondern sich frei von der Herde zu ernähren und sie schließlich zu zerstreuen (Verse 1–5). Gott wird nun die Hirten richten und sie werden aus der Führung entfernt (Verse 6–10). Die Schafe wird er von überall her sammeln, um sie ins Land zurückzubringen, und dort werden sie gefüttert, bewässert und geheilt (Verse 11–16). In Vorbereitung auf die endgültige Versammlung der Herde wird Gott die einzelnen Schafe richten und ein Teil der Herde wird wegen ihrer Sünden zerstört (Verse 17–22). Der Rest, der endgültig wiederhergestellt wird, wird einen menschlichen Hirten über sich haben, den auferstandenen König David (Verse 23–24; vgl. Hesekiel 37:24). Zu dieser Zeit wird die Herde in den Neuen Bund eintreten und die Früchte des Landes (Verse 25–29) in vollen Zügen genießen können, denn Israel ist die Herde Gottes (Verse 30–31). In Sacharja 11: 4–14 wird das Motiv in einer messianischen Rolle gesehen, da Sacharja die Rolle des guten Hirten spielt. Der Bericht beginnt mit einem Auftrag an Sacharja (Verse 4–6), die Herde des Schlachtens zu ernähren, eine Herde, die bereits zum Töten bestimmt ist (Vers 4). Die Besitzer der Herde töteten die Herde ohne Schuldgefühle und die Hirten der Herde empfanden kein Mitleid mit der Herde, die sie beschützen sollten (Vers 5). Als ob das nicht schlimm genug wäre, wird Gott auch sein Mitleid (Vers 6) aus dem Land entfernen und die Bewohner werden in die Hand seines Königs gegeben; Der König wird das Land schlagen und diesmal wird Gott nicht eingreifen. Es ist dieser Vers, der deutlich macht, dass die Herde die Bewohner des Landes oder das Volk Israel repräsentiert, während die sorglosen Hirten Israels Führer sind. In seiner neutestamentlichen Erfüllung sind die Besitzer die Römer und der König war der römische Kaiser. Im Jahr 70 verwüsteten die Römer das Land und in den folgenden Versen wird Sacharja erklären, warum dies geschehen durfte. Zacharias führte seinen Auftrag aus (Verse 7–11) und fütterte die Schlachtherde mit besonderem Schwerpunkt auf den Armen der Herde (Verse 7a). Die Herde des Schlachtens repräsentiert ganz Israel, während die Armen der Herde den Überrest Israels repräsentieren. Als der Messias kam, diente er der gesamten Nation mit einem besonderen Schwerpunkt auf dem gläubigen Überrest. Um seinen Auftrag auszuführen, benutzte Sacharja zwei Dauben (Vers 7b). Einer nannte er Schönheit, was „Gnade“ bedeutet, und der andere nannte er Bands, was „Bindemittel“ oder „Vereinigung“ bedeutet. Ersteres sollte die Herde schützen, während letzteres die Herde zusammenhalten sollte. So erfüllte Sacharja seine Mission: Ich fütterte die Herde. So auch der Messias (Mt 9,35-36). Während der Fütterung der Herde musste Sacharja die drei Hirten, drei Kategorien jüdischer Führer, abschneiden, weil er ihrer müde war und sie Sacharja verabscheuten (Vers 8). Im neutestamentlichen Kontext wären dies die Pharisäer, Schriftgelehrten und Sadduzäer. Irgendwann kam es zu einem plötzlichen Ende der Fütterung (Vers 9) und es kam zu einem Bruch zwischen dem guten Hirten und der Herde, und die Herde wurde dem natürlichen Verlauf der Ereignisse überlassen, ohne dass der Hirte sie störte. In seiner Erfüllung im Neuen Testament fand dieses Ereignis in Matthäus 12: 22–45 statt, als die Führung Israels das Messiasschiff Jesu ablehnte. Dieser Bruch führte zum Brechen der Schönheit (Vers 10). Der Schutz der Herde wurde nun aufgehoben und der Bund, den Gott mit den Nationen der Heiden geschlossen hatte, die Israel beschützten, wurde gebrochen. Diese Nationen könnten nun die Herde zerstören und zerstreuen. Das Gegenstück zum Neuen Testament ist Matthäus 24: 1–2, Lukas 19: 41–44 und 21:24. Die Handlung und Bedeutung des Brechens der Schönheit wurde nur von den Armen der Herde verstanden (Vers 11). Sie achteten darauf, was der gute Hirte zu sagen hatte, denn sie wussten, dass es das Wort Jehovas war.

Israelologie: das fehlende Glied in der systematischen Theologie

keine Sorgen machen?

Gestern war die Behauptung der Bibel – dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten wirken wird. Aber deshalb sich keine Sorgen machen?

Und warum seid ihr um Kleidung besorgt? Betrachtet die Lilien des Feldes, wie sie wachsen: sie mühen sich nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch aber, daß selbst nicht Salomon in all seiner Herrlichkeit bekleidet war wie eine von diesen.
Elberfelder 1871 – Mt 6,28–29

 Und warum macht ihr euch Sorgen um eure Kleidung? Seht euch die Lilien auf dem Feld an und lernt von ihnen! Sie wachsen, ohne sich abzumühen und ohne zu spinnen ´und zu weben`. Und doch sage ich euch: Sogar Salomo in all seiner Pracht war nicht so schön gekleidet wie eine von ihnen.
Neue Genfer Übersetzung – Matthäus 6,28–29

Warum stresst ihr euch immer damit, dass eure Kleidung total out und sogar peinlich werden könnten? Seht euch doch mal die Blumen auf den Wiesen an! Die gehen auch nicht jeden Tag arbeiten oder machen sich den Kopf, was sie heute wieder anziehen sollen. Hey, selbst der große Präsident Salomo, der so stylisch gut aussah, hatte längst nicht so coole Kleidung wie eine dieser schönen Blumen.
VolxBibel – Matthäus 6,28–29

Auch andere jüdische Lehrer verurteilten das Begehren; manche gingen sogar so weit wie Jesus und stellten es auf dieselbe Stufe wie Ehebruch. Hier greift Jesus also nicht die Lehrmeinung an, die seine Hörer vertraten, vielmehr geht es ihm um ihre innere Einstellung. Das griechische Wort an dieser Stelle ist dasselbe wie in der Einleitung des Zehnten Gebots in der Septuaginta (der griechischen Übersetzung des A.T. ): »Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib« ( 2.Mose 20,17 ). Das Zehnte Gebot, das Gebot über das Begehren, zwingt die Zuhörer Jesu, auch die anderen Gebote, die Mose gab, zu verinnerlichen.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Als Nächstes beschäftigt sich der Herr mit der Unvernunft der Sorge, dass wir in Zukunft nicht genug anzuziehen haben. Die Lilien des Feldes (wahrscheinlich ist hier eine wilde Anemonenart gemeint) »mühen sich nicht, auch spinnen sie nicht«. Dennoch übersteigt ihre Schönheit die Anmut der königlichen Kleider Salomos. Wenn Gott für eine wilde Blume ein solch elegantes Kleid schaffen kann, die doch nicht lange lebt und die man schließlich im Ofen verbrennt, damit man Brot backen kann, dann wird er sicherlich für sein Volk sorgen, das ihn anbetet und ihm dient.

MacDonald – Kommentar zum Neuen Testament

Worüber machen wir uns Sorgen?

Ein charakteristisches Merkmal von Menschen, die sich Sorgen machen, ist der negative Blick in die Zukunft. Wenn du Sorgen hast, verbringst du deine Zeit damit, zu überlegen, was passieren oder nicht passieren könnte, um dann das Schlechteste zu befürchten.

• „Was mache ich, wenn ich meine Arbeit verliere?“
• „Wie werde ich meine Rechnungen bezahlen?“
• „Was mache ich, wenn ich keine andere Arbeit bekomme?“
• „Was mache ich, wenn mich mein Ehepartner verlässt?“
• „Wie werde ich es alleine schaffen?“
• „Was werden die Leute denken?“
• „Was mache ich, wenn meine Kinder in Schwierigkeiten geraten?“
• „Wie soll ich damit fertig werden?“
• „Was für Möglichkeiten habe ich?“
• „Was mache ich, wenn meine Eltern pflegebedürftig werden?“
• „Wie soll ich für die Pflege bezahlen?“
• „Was werden sie von mir erwarten?“
• „Was mache ich, wenn mein Ehepartner eine Affäre hat?“
• „Wie werde ich ihm je verzeihen?“
• „Was werde ich unseren Kindern sagen?“
• „Was mache ich, wenn ich an Krebs erkranke?“
• „Welche Folgen könnte das auf mein Leben haben?“
• „Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für mich?“

MATTHÄUS 6,31

So seid nun nicht besorgt, indem ihr sagt: Was sollen wir essen? Oder: Was sollen wir trinken? Oder: Was sollen wir anziehen?

D. Die andere Seite von Sorgen

Du musst zwischen destruktiven Sorgen und konstruktiver Fürsorge unterscheiden, darfst aber nicht versuchen, deine Sorgen als Fürsorge zu tarnen. Frage dich ehrlich, was die innersten Motive deines Herzens sind.3

PSALM 51,8

Siehe, du hast Lust an der Wahrheit im Innern, und im Verborgenen wirst du mir Weisheit kundtun.

Destruktive Sorgen / Konstruktive Fürsorge
• lähmen / • motiviert
• unterbinden Kreativität / • steigert die Kreativität
• verhindern jede Initiative / • bewirkt Initiative
• werden zu Angst / • bewirkt Konzentration
• wollen deine Zukunft kontrollieren / • versucht, die Zukunft zu verbessern
• befürchten das Schlechteste / • hofft auf das Beste
• sehen für andere nicht gut aus / • sieht für andere gut aus
• lenken deine Gedanken von den wichtigen Dingen ab / • lenkt unsere Gedanken auf wichtige Dinge

Schlüssel zur biblischen Seelsorge – June Hunt

Die Macht des Geldes geht noch weiter: das Geld regiert die Welt. Es öffnet den Weg zur Befriedigung jeder Art von Begierde nach Besitz und Herrschaft, es ist der Nährboden für den Ehrgeiz, die Selbstsucht und für den Stolz des menschlichen Herzens. Dies alles zeugt davon, dass der Mensch von niemandem abhängig sein will, am wenigsten von Gott. Ist es möglich, dass solche Gefühle auch in einem Gläubigen wohnen? Ach, unsere natürlichen Herzen bleiben immer die gleichen, und wenn wir uns von unseren Begierden beherrschen lassen, könnten auch wir von derselben Geldliebe mitfortgerissen werden, die völlig im Gegensatz steht zur Entfaltung der Abhängigkeit von Gott und unseres Vertrauens auf Ihn, der verheissen hat, uns tagtäglich alles zu geben, was wir nötig haben (vgl. Mt 6,24-34). Kein Gläubiger wagt zu sagen, er komme ohne Gott aus, und doch handelt er manchmal so. Von einem solchen Gläubigen hat man den Eindruck, dass er nur das eine Ziel vor Augen habe: «viele Güter» aufzuhäufen «auf viele Jahre», um sich, wie er meint, mit diesen seinen einzigen Mitteln die Zukunft zu sichern. Dadurch verliert er den Segen einer beständigen Abhängigkeit von Gott, wie sie in dem Gebet, das der Herr seine Jünger lehrte, zum Ausdruck kommt: «Unser nötiges Brot gib uns heute» (Mt 6,11).
Die Macht des Geldes hat noch andere Folgen: es bestimmt in vielen Fällen die Beziehungen der Menschen untereinander. Der Besitzer von Reichtum übt nur allzu leicht eine mehr oder weniger bewusste Herrschaft über die aus, die in irgendeiner Weise von ihm abhängig sind. Dieser Einfluss des Geldes, selbst wenn er nicht gewollt ist, kann die, die diesem Einfluss unterworfen sind, zu einem Verhalten führen, das anders ist, als es sein sollte. Es mag manchmal so weit kommen, dass sie, gegen ihren Willen, von einem Menschen abhängig werden, anstatt nur von Gott abhängig zu bleiben, und vielleicht in diesen Umständen so handeln, dass ihr vom Wort Gottes erleuchtetes Gewissen gestraft wird.
Der Einfluss des Geldes hat sogar seine bemühenden Folgen im Dienst des Herrn! Es mag auf den ersten Anblick scheinen, dass der Dienst leichter und fruchtbarer getan werden könnte, wenn man über die nötigen Mittel verfügte. Es mag auch scheinen, dass der Diener viel mehr vollbringen würde, wenn er nicht einen Teil seiner Zeit dazu verwenden müsste, für sich und seine Familie den Lebensunterhalt zu verdienen, sondern genügend Geld hätte, um sich frei zu bewegen, ohne durch irdische Beschäftigungen aufgehalten zu werden. Dies alles ist sehr einleuchtend, wenn man die Dinge nur vom menschlichen Standpunkt aus betrachtet. In der Tat, dies ist für einen Diener manchmal ein sehr gefährlicher Fallstrick, und es kann sein, dass dies für seinen Dienst ein Hindernis ist und nicht, wie er hoffte, eine Hilfe.
Wir haben in der Schrift in dieser Hinsicht einige wertvolle Belehrungen. Der Apostel Paulus, als Zeltmacher mit seinen Händen arbeitend, diente dem Herrn deswegen nicht weniger eifrig und fruchtbar (vgl. Apg 18,3-11). Am Ende seines öffentlichen Dienstes angekommen, erinnerte er die Ältesten von Ephesus daran, wie seine Hände nicht nur seinen persönlichen Bedürfnissen, sondern auch «denen, die bei ihm waren» gedient hatten. Ja noch mehr, er übte sich auch in der Wohltätigkeit (vgl. Apg 20,33-35). So hat also Paulus sowohl für seine persönlichen Bedürfnisse als auch für die seiner Reisebegleiter gearbeitet und endlich auch um «sich der Schwachen anzunehmen». Hat dies seinen Dienst für den Herrn beeinträchtigt? Ist beim Apostel je der Gedanke aufgekommen, dass er besser zu dienen vermöchte, wenn ihm grosse Mittel zur Verfügung stünden? Man braucht unter den vielen einschlägigen Stellen nur Apg 20,17-27.31; 1 Korither 15,10; 2 Korinther 11,23-33 zu lesen, um eine Ahnung zu bekommen von der grossen Tätigkeit des Apostels und ihren Resultaten.
Es ist wohl so, dass er den Korinthern ins Gedächtnis rief, wie «der Herr für die, die das Evangelium verkündigen, angeordnet, vom Evangelium zu leben», doch wollte er von diesem Recht keinen Gebrauch machen (vgl. 1 Korither 9,1-23). Ohne Zweifel hat er von gewissen Versammlungen Gaben erhalten, und mit welcher Dankbarkeit nahm er sie entgegen! (vgl. 1. Phil 4,15-20). Aber diese Gaben nahm er nicht so sehr für seinen Lebensunterhalt an, obwohl es einige Male geschehen sein mochte (2 Korinther 11,8); sie bedeuteten ihm vielmehr ein Zeichen der Gemeinschaft im Dienst, der Gemeinschaft der Versammlung mit dem Apostel und der Gemeinschaft des Apostels mit der Versammlung. War eine Versammlung in einem schlechten Zustand, konnte Paulus von ihr nichts annehmen; so wollte er zum Beispiel von den Korinthern nichts empfangen, und er wünschte, ihnen auch in keiner Weise zur Last zu sein: «Und ich hielt mich in allem euch unbeschwerlich und werde mich so halten» (2 Korinther 11,9 – vgl. auch 12,14). Welch ein Beispiel und welch eine Belehrung für uns! Um seinen Dienst zu erfüllen, zählte der Apostel nicht auf das Geld, auf die Macht des Geldes und auf die Möglichkeiten, die es verschafft. Mit einem lebendigen Glauben vertraute er auf den Herrn, der selber das Nötige an Zeit, an Erleichterungen, an körperlicher und moralischer Kraft, an geistlichen Hilfsquellen zu geben weiss. Er ist es, der die Türen öffnet, und die, die Er gesandt hat, leitet und stärkt. Der Diener rechnet allein mit dem Herrn, der ihn mit allem Nötigen versieht und ihm auch Grenzen setzt, die sowohl für den Diener wie auch für die, denen er zu dienen sucht, gut sind. Man tut wohl, diese Grenzen zu beachten, denn es hat sich noch immer gezeigt, dass man es mit der Macht des Feindes zu tun bekommt, wenn man «eine Mauer einreisst» (Pred 10,8). Eine übergrosse Tätigkeit ist nicht immer das Zeichen eines sehr nutzbringenden und gesegneten Dienstes.
Da der Apostel nichts mit der Macht des Geldes zu tun hatte, verwirklichte er in seinem Dienst die Macht des Glaubens oder besser gesagt, die Macht Gottes, und er ermahnt uns, seine Nachahmer zu sein, wie er ein Nachahmer Christi war. Was müssen wir erst sagen, wenn wir den vollkommenen Diener betrachten! Hat er je nötig gehabt, von jenen Mitteln, die das Geld verschafft, Gebrauch zu machen? War er je diesem Einfluss unterworfen oder war er je abhängig von seiner Macht, Er, der nicht hatte, wo Er sein Haupt hinlegen konnte, und der nicht ein einziges Geldstück besass, um die Tempelsteuer zu zahlen? (Mt 8,20; 17,24-27).
«Reich werden wollen» bedeutet, vom Geist dieses Zeitlaufs angesteckt zu sein, es bedeutet, in Versuchung und Fallstrick zu fallen «und in viele unvernünftige und schädliche Begierden, die die Menschen versenken in Verderben und Untergang» (1 Timotheus 6,9).
«Reich werden wollen» führt zur Versuchung, auf eine Weise zu handeln, die nicht immer richtig ist, ja die sogar bisweilen den Stempel der Unehrlichkeit trägt, wo Gott nicht mehr dabei sein kann. Wie manche sind es, «die sich selbst mit vielen Schmerzen durchbohrt haben», weil die Geldliebe in ihren Herzen Platz gefunden hat! Und wer vermag zu ermessen, wie viel Böses die Macht des Geldes im Dienst für den Herrn schon angerichtet hat, indem sie ein Hindernis war für die Entfaltung der Macht Gottes als Antwort auf den Glauben des Dieners?
Dass doch niemand sich gewinnen oder mitfortreissen lasse von der «Geldliebe»! Er stünde in Gefahr, am Ende seiner irdischen Laufbahn bekennen zu müssen, dass er sein Leben verloren hat. Glückselig anderseits der, der eine wahre Glaubensabhängigkeit an den Tag legt und von Gott alles Nötige für seine äusseren Bedürfnisse empfängt, indem er sein Vertrauen nicht auf die Güter setzt, die ihm geschenkt sind, «sondern auf Gott, der uns alles reichlich darreicht zum Genuss» (1 Timotheus 6,17-19)!

Halte fest 1967

Sorget nicht! Die Güter spiegeln dem menschlichen Herzen vor, ihm Sicherheit und Sorglosigkeit zu geben; aber in Wahrheit verursachen sie gerade erst die Sorge. Das Herz, das sich an die Güter hängt, empfängt mit ihnen die erstickende Last der Sorge. Die Sorge schafft sich Schätze, und die Schätze schaffen wieder die Sorge. Wir wollen unser Leben durch die Güter sichern, wir wollen durch Sorge sorglos werden; aber in Wahrheit erweist sich das Gegenteil. Die Fesseln, die uns an die Güter binden, die die Güter festhalten, sind selbst – Sorgen.
Der Mißbrauch der Güter besteht darin, daß wir sie zur Sicherung für den nächsten Tag gebrauchen. Sorge ist immer auf das Morgen gerichtet. Die Güter aber sind in strengstem Sinn allein für das Heute bestimmt. Gerade die Sicherung für den morgigen Tag macht mich heute so unsicher. Es ist genug, daß jeder Tag seine eigene Plage habe. Wer das Morgen ganz in die Hand Gottes legt und heute ganz empfängt, was er zum Leben braucht, der allein ist wahrhaft gesichert. Das tägliche Empfangen macht mich frei vom Morgen. Der Gedanke an das Morgen liefert mich der unendlichen Sorge aus. „Sorget nicht für den anderen Morgen“ – das ist entweder ein furchtbarer Hohn auf die Armen und Elenden, zu denen Jesus gerade spricht, auf alle die, die – menschlich geredet – morgen verhungern, wenn sie heute nicht sorgen. Es ist entweder ein unerträgliches Gesetz, das der Mensch mit Widerwillen von sich stößt oder aber – es ist die einzigartige Verkündigung des Evangeliums selbst von der Freiheit der Kinder Gottes, die einen Vater im Himmel haben, der ihnen seinen lieben Sohn geschenkt hat. Wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?
„Sorget nicht für den anderen Morgen“ – das ist nicht zu begreifen als Lebensweisheit, als Gesetz. Es ist allein zu begreifen als das Evangelium von Jesus Christus. Nur der Nachfolgende, der Jesus erkannt hat, empfängt aus diesem Wort die Zusage der Liebe des Vaters Jesu Christi und die Freiheit von allen Dingen. Nicht die Sorge macht den Jünger sorglos, sondern der Glaube an Jesus Christus. Nun weiß er: Wir können gar nicht sorgen (v. 27). Der nächste Tag, die nächste Stunde ist uns gänzlich entnommen. Es ist sinnlos, so zu tun, als könnten wir überhaupt sorgen. Wir können ja an den Zuständen der Welt nichts ändern. Gott allein kann sorgen, weil er die Welt regiert. Weil wir nicht | sorgen können, weil wir so völlig ohnmächtig sind, darum sollen wir auch nicht sorgen. Wir maßen uns damit das Regiment Gottes an.
Der Nachfolgende aber weiß auch, daß er nicht nur nicht sorgen kann und darf, sondern daß er auch nicht zu sorgen braucht. Nicht die Sorge, aber auch nicht die Arbeit schafft das tägliche Brot, sondern Gott der Vater. Die Vögel und die Lilien arbeiten und spinnen nicht, und doch werden sie ernährt und gekleidet, sie empfangen täglich das Ihre ohne Sorge. Sie brauchen die Güter der Welt nur zum täglichen Leben, sie sammeln sie nicht, und gerade so preisen sie den Schöpfer, nicht durch ihren Fleiß, ihre Arbeit, ihre Sorge, sondern durch das tägliche, einfältige Empfangen der Gabe, die Gott gibt. So werden Vögel und Lilien zu Exempeln für die Nachfolgenden. Jesus löst den ohne Gott gedachten notwendigen Zusammenhang von Arbeit und Nahrung auf. Er preist das tägliche Brot nicht als den Lohn der Arbeit, sondern er spricht von der sorglosen Einfalt dessen, der in Jesu Wegen geht und alles von Gott empfängt.
„Nun arbeitet kein Tier um seine Nahrung, sondern ein jegliches hat sein Werk, darnach sucht’s und findet seine Speise. Das Vöglein fliegt und singet, machet Nester und zeuget Junge; das ist seine Arbeit, aber davon nähret sich’s nicht. Ochsen pflügen, Pferde tragen und streiten, Schafe geben Wolle, Milch, Käse, das ist ihre Arbeit; aber davon nähren sie sich nicht; sondern die Erde trägt Gras und nährt sie durch Gottes Segen. Also soll und muß der Mensch auch arbeiten und etwas tun, aber doch daneben wissen, daß ein Anderer sei, der ihn ernähre, denn seine Arbeit, nämlich Gottes reicher Segen; wiewohl es scheinet, als nähre ihn seine Arbeit, weil Gott ohne seine Arbeit ihm nichts gibt. Wiewohl das Vöglein nicht säet noch erntet, aber doch müßte Hungers sterben, wo es nicht nach der Speise flöge und suchte. Daß es aber Speise findet, ist nicht seine Arbeit, son- | dern Gottes Güte. Denn wer hat Speise dahingelegt, daß es sie findet? Denn wo Gott nicht hinlegt, da findet niemand nichts, und sollt sich alle Welt zu Tod arbeiten und suchen“ (Luther). Wenn aber Vögel und Lilien vom Schöpfer erhalten werden, sollte der Vater nicht vielmehr seine Kinder ernähren, die ihn täglich darum bitten, sollte er ihnen nicht geben können, was sie zur Notdurft ihres Lebens täglich brauchen, er, dem alle Güter der Erde gehören und der sie verteilen kann nach seinem Wohlgefallen? „Gott gebe mir nun jeden Tag, soviel ich darf zum Leben, er gibt’s den Vögeln auf dem Dach, wie sollt er’s mir nicht geben?“ (Claudius).
Sorge ist Sache der Heiden, die nicht glauben, die sich auf ihre Kraft und Arbeit verlassen, aber nicht auf Gott. Heiden sind die Sorgenden darum, weil sie nicht wissen, daß der Vater weiß, daß wir des alles bedürfen. Darum wollen sie selbst tun, was sie von Gott nicht erwarten. Für den Nachfolgenden aber gilt: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen.“ Damit ist deutlich gemacht, daß Sorge für Essen und Kleidung noch nicht Sorge für das Reich Gottes ist, wie wir es gern verstehen möchten, als sei Erfüllung unserer Arbeit für unsere Familie und uns, als sei unsere Sorge um Brot und Wohnung schon das Trachten nach dem Reich Gottes, als vollzöge dieses sich nur innerhalb jener Sorgen. Das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit ist hier etwas von dem, was uns an Gaben der Welt zufallen soll, ganz und gar Unterschiedenes. Es ist nichts anderes als die Gerechtigkeit, von der Mt. 5 und 6 gesprochen wurde, die Gerechtigkeit des Kreuzes Christi und der Nachfolge unter dem Kreuz. Die Gemeinschaft Jesu und der Gehorsam gegen sein Gebot kommt zuerst, alles andere folgt nach. Es ist kein Ineinander, sondern ein Nacheinander. Vor den Sorgen um unser Leben, um Essen und Kleidung, um Beruf und Familie steht das Trachten nach der Gerechtigkeit Christi. Es ist hier nur die äußerste Zusammenfassung dessen gegeben, was schon gesagt war. Auch dieses Wort Jesu ist entweder eine unerträgliche Last, eine unmögliche Vernichtung der menschlichen Existenz der Armen und Elenden – oder aber es ist das Evangelium selbst, das ganz froh und ganz frei macht. Nicht von dem, was der Mensch soll und nicht kann, spricht Jesus, sondern von dem, was Gott uns geschenkt hat und noch verheißt. Ist Christus uns geschenkt, sind wir in seine Nachfolge berufen, so ist uns mit ihm alles, wirklich alles geschenkt. Es wird uns alles andere zufallen. Wer in der Nachfolge Jesu allein auf Seine Gerechtigkeit blickt, der ist in der Hand und Hut Jesu Christi und seines Vaters, und wer so in der Gemeinschaft des Vaters ist, dem kann nichts geschehen, der kann auch nicht mehr zweifeln, daß der Vater seine Kinder wohl ernähren kann und nicht hungern lassen wird. Gott wird zur rechten Stunde helfen. Er weiß, was wir bedürfen.
Der Nachfolger Jesu wird noch nach langer Jüngerschaft auf die Frage des Herrn: „Habt ihr auch je Mangel gehabt?“ antworten: „Herr, niemals!“ Wie sollte der auch Mangel haben, der in Hunger und Blöße, in Verfolgung und Gefahr der Gemeinschaft Jesu Christi gewiß ist?

Dietrich Bonhoeffer – Nachfolge

„Macht euch also keine Sorgen!“ Wir befinden uns mitten in der Bergpredigt und hören diese Anweisung von Jesus. Sich keine Sorgen zu machen – das kann ermutigend sein. Das kann aber auch sehr radikal wirken und verunsichern. Sollen wir denn gar nicht vorausplanen?
Ich verstehe die Worte von Jesus so, dass sie uns nicht ausreden, uns um andere Menschen oder um unser eigenes Wohlbefinden zu kümmern. Gleich zu Beginn erklärt Jesus, dass wir wertvoll in Gottes Augen sind. Wenn Gott uns einen so großen Wert zuspricht, dann dürfen wir uns selbst auch diesen Wert zusprechen. Dann dürfen wir für uns selbst sorgen.
Jesus möchte uns allerdings von dem Druck befreien, der sich durch ängstliches und unnötiges Sorgen aufbaut. Wir sollen uns nicht durch Sorgen gefangen nehmen lassen und nicht den Blick auf das verlieren, was eigentlich wichtig ist. Jesus betont, dass wir durch unsere Sorgen unser Leben ja gar nicht verlängern können.
Jesus geht es hier um einen Perspektivwechsel: wegzuschauen von unseren ängstlichen Sorgen – und unseren Blick neu auszurichten auf Gottes Reich und seine Gerechtigkeit. Wir können Gott vertrauen, denn als unser Vater weiß er, was wir brauchen. Jesus spricht uns zu, dass Gott sich um uns kümmert. Diesen Perspektivwechsel beschreibt die Lutherübersetzung in Vers 33 so: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“ Priorität hat also das Suchen nach Gottes Reich und nach Gottes Gerechtigkeit.
Dietrich Bonhoeffer hat zu dieser Bibelstelle geschrieben, dass Jesus unseren Blick weglenkt von dem, was wir Menschen nicht können – also weg von dem, was uns Sorgen bereitet –, und hin zu dem, was Gott uns geschenkt hat und verheißt: sein Reich und seine Gerechtigkeit. Wir sind Beschenkte! Und Jesus ermutigt uns, mit dieser neuen Perspektive durch das Leben zu gehen.

Faszination Bibel 4/2020

„alle, die Gott lieben …“

Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach Vorsatz berufen sind. Denn welche er zuvorerkannt hat, die hat er auch zuvorbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Welche er aber zuvorbestimmt hat, diese hat er auch berufen; und welche er berufen hat, diese hat er auch gerechtfertigt; welche er aber gerechtfertigt hat, diese hat er auch verherrlicht. Was sollen wir nun hierzu sagen? Wenn Gott für uns ist, wer wider uns?
Elberfelder 1871 – Römer 8,28–31

Eines aber wissen wir: Alles trägt zum Besten derer bei, die Gott lieben; sie sind ja in Übereinstimmung mit seinem Plan berufen.  Schon vor aller Zeit hat Gott die Entscheidung getroffen, dass sie ihm gehören sollen. Darum hat er auch von Anfang an vorgesehen, dass ihr ganzes Wesen so umgestaltet wird, dass sie seinem Sohn gleich sind. Er ist das Bild, dem sie ähnlich werden sollen, denn er soll der Erstgeborene unter vielen Brüdern sein.  Und weil Gott sie für dieses Ziel bestimmt hat, hat er sie auch berufen. Und weil er sie berufen hat, hat er sie auch für gerecht erklärt. Und weil er sie für gerecht erklärt hat, hat er ihnen auch Anteil an seiner Herrlichkeit gegeben.
 Was können wir jetzt noch sagen, nachdem wir uns das alles vor Augen gehalten haben? Gott ist für uns; wer kann uns da noch etwas anhaben?
Neue Genfer Übersetzung – Röm 8,28–31

Das eine aber wissen wir: Wer Gott liebt, dem dient alles, was geschieht, zum Guten. Dies gilt für alle, die Gott nach seinem Plan und Willen zum neuen Leben erwählt hat.
Hoffnung für Alle – Römer 8,28

Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach [Seinem] Ratschluß berufen sind; Eph 1,11; Weish 16,17; Sir 39,31.
Tafelbibel – Röm 8,28

Beide nahmen alles, was sie erlebten oder erwarteten, aus der liebenden Hand Gottes an. Damit zeigen sie, was Dankbarkeit im Grunde ist, nämlich eine innere Überzeugung von dem, was Römer 8,28 ausdrückt: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken“.
Auch wir dürfen uns die Frage stellen: Wenn der himmlische Vater mich liebt, habe ich dann nicht allen Grund, dankbar zu sein für das, was Er getan hat und für mich vorsieht? Wenn wir auf diese Zusage Gottes bauen, darf unser Herz auch Friede und Freude empfinden (s. Phil 4,6ff).

Bleib in mir 2017

8,27 Wenn Gott »die Herzen« der Menschen erforscht, dann kann er auch wissen, »was der Sinn« (oder »das Trachten«; vgl. z. B. Schl 2000; Anm. d. Übers.) »des Geistes ist«, auch wenn sich dieser Geist nur in Seufzern ausdrückt. Wichtig ist hier, dass die Gebete des Heiligen Geistes für uns immer »Gott gemäß« sind. Und weil sie immer mit Gottes Willen in Einklang stehen, sind sie immer zu unserem Besten. Das erklärt sehr viel, wie uns der nächste Vers offenbart.
8,28 Gott lässt »alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach seinem Vorsatz berufen sind« d. h. denen, die ihn »lieben«. Das mag uns nicht immer so erscheinen. Wenn uns manchmal großer Kummer befällt oder wir etwas Tragisches, Enttäuschungen, Frustrationen oder den Tod lieber Angehöriger verkraften müssen, dann fragen wir uns, was daraus Gutes entstehen kann. Doch der folgende Vers gibt uns die Antwort: Alle Dinge, die unter Gottes Zulassung in unser Leben kommen, sind dazu da, uns in das Bild seines Sohnes zu verwandeln. Wenn wir das erkennen, dann verschwindet das Fragezeichen aus unseren Gebeten. Unser Leben wird nicht durch unpersönliche Mächte wie Zufall, Glück oder Schicksal, sondern durch unseren wunderbaren, persönlichen Herrn bestimmt, der »zu sehr liebt, um unfreundlich zu sein, und zu weise ist, um sich irren zu können«.
8,29 Nun spürt Paulus den majestätischen Linien des göttlichen Planes nach, demzufolge viele Söhne zur Herrlichkeit geführt werden sollen.
Zunächst hat Gott uns in der Ewigkeit vor aller Zeit schon »vorher erkannt«. Es geht dabei nicht um ein rein verstandesmäßiges Wissen. Was sein Wissen betraf, so kannte er bereits jeden, der je geboren werden würde. Doch sein Vorherwissen umfasste nur diejenigen, die er »vorherbestimmt hat, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein«. Deshalb war es ein Wissen mit einem Ziel, das niemals verfehlt werden konnte. Es ist eine unzureichende Feststellung, wenn man sagt, dass Gott diejenigen »vorher erkannt« hat, von denen er wusste, dass sie eines Tages bereuen und glauben würden. In Wirklichkeit ist es sein Vorherwissen, das schließlich die Buße und den Glauben sicherstellt.
Dass gottlose Sünder eines Tages durch ein Wunder der Gnade in das Bild Christi verwandelt werden, ist eine der erstaunlichsten Wahrheiten der göttlichen Offenbarung. Natürlich geht es hier nicht darum, dass wir je die Eigenschaften Gottes haben oder Christus im äußeren Erscheinungsbild ähneln. Vielmehr werden wir in moralischer Hinsicht ihm gleichen, absolut frei von der Sünde, und werden wie er einen verherrlichten Leib haben.
An diesem herrlichen Tag wird er »der Erstgeborene … unter vielen Brüdern« sein. »Erstgeborener« bedeutet hier, dass er der Erste im Rang oder in der Ehrenstellung ist. Er wird nicht Einer unter Gleichen, sondern der Eine sein, der den Platz höchster Ehre unter seinen Brüdern und Schwestern einnimmt.
8,30 Jeder, der von Ewigkeit her »vorherbestimmt« ist, ist gleichzeitig »auch berufen«. Das bedeutet, dass er nicht nur das Evangelium hört, sondern es auch annimmt. Daher haben wir hier einen wirksamen Ruf. Alle sind gerufen, denn mit dem Ruf Gottes (der auf einer rechtskräftigen Grundlage ergeht) ist jeder gemeint. Doch nur wenige nehmen diesen Ruf an, und das ist der wirksame (die Bekehrung verursachende) Ruf Gottes.
Alle, die dem Ruf folgen, sind »auch gerechtfertigt«. Ihnen wird eine absolut gerechte Stellung vor Gott gegeben. Sie sind durch die Verdienste Christi mit der Gerechtigkeit Gottes gekleidet und können nur so in die Gegenwart des Herrn gelangen.
Diejenigen, die »gerechtfertigt« sind, die sind »auch verherrlicht«. Eigentlich sind wir noch nicht verherrlicht, doch die Verherrlichung ist so sicher, dass Gott hier die Vergangenheitsform wählen kann, um die Tatsache zu beschreiben. Die Verherrlichung ist uns so sicher, als ob wir sie schon erhalten hätten!
Das ist eine der wichtigsten Stellen des Neuen Testaments über die Heilsgewissheit der Gläubigen. Denn von jeder Million Menschen, die von Gott »vorherbestimmt« sind, ist jeder Einzelne dieser Million »berufen«, »gerechtfertigt« und »verherrlicht«. Nicht einer wird fehlen! (vgl. den Ausdruck »alles« in Joh 6,37).
8,31 Wenn wir diese unzerbrechlichen Glieder in der goldenen Kette der Erlösung überdenken, dann ist die Schlussfolgerung zwingend! »Wenn Gott für uns ist«, in dem Sinne, dass er uns für sich auserwählt hat, dann kann niemand mehr erfolgreich »gegen uns«31 sein. Wenn die Allmacht für uns wirkt, dann kann keine Macht seinen Plan zerstören.

MacDonal – Kommentar zum Neuen Testament

(Römer 8:28-30)
Wir könnten diese Stelle nicht besser als mit des Apostels eigenen Worten erläutern. In den vorhergehenden Versen, (22 und 23) erklärt er, was Gott mit der Berufung der Neuen Schöpfung bezweckt: nämlich, sie außerordentlich zu segnen, damit sie andere segnen könne, nämlich die seufzende Schöpfung, die in Geburtswehen liegt und auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes wartet. (Vers 21 und 22) Hierauf zeigt der Apostel, dass alle Dinge denen zum Guten dienen, die er zur Neuen Schöpfung beruft, dass für die Gegenwart Enttäuschungen, Prüfungen, Widrigkeiten, der Widerstand von Fleisch, Welt und Widersacher dazu bestimmt sind, in uns friedsame Früchte der Gerechtigkeit zu erzeugen und dadurch ein weit überwiegendes ewiges Gewicht von Herrlichkeit für uns zu bewirken, jener Herrlichkeit, zu der wir berufen sind, und nach der wir uns strecken dürfen. Der Apostel bezeichnet uns die Vorkehrung des Herrn zugunsten der Berufenen, denen alle Dinge zum Guten mitwirken. Wir dürfen an diese Berufung gar nicht anders denken als in Verbindung mit dem Gedanken an unseren älteren Bruder. Niemand konnte ihm zuvorkommen; einzig wer dessen Fußstapfen sieht und in sie tritt, kann überhaupt hoffen, Teilhaber der himmlischen Herrlichkeit zu werden. Die Zuvorbestimmung Gottes, dass alle diese Brüder Christi ihrem älteren Bruder ähnlich sein müssen, wenn sie an der Neuen Schöpfung Anteil haben wollen, würde jedem Menschen alle und jede Aussicht, Teilhaber dieser Herrlichkeit zu werden, rauben, wenn Gott dafür nicht durch die Erlösung, die in Christo Jesu ist, Vorsorge getroffen hätte, dass die Schwachheiten des Fleisches, die in uns wohnen, und die wir nicht völlig beherrschen können, alle durch das Verdienst des Opfers des Erlösers bedeckt werden. Durch diese Vorkehrung kann Gott übersehen, dass wir im Fleisch nicht getreue Bilder seines Sohnes sind, sofern wir durch Beherrschung des Fleisches mittels des Willens, soweit es uns möglich ist, diese Gesinnung auch beweisen; für das, was jenseits unseres Könnens liegt, für unabsichtliche Schäden und Verfehlungen, kommt unser Herr Jesus durch seine hinreichende Gnade auf.

In seiner Beschreibung der berufenen Klasse sagt der Apostel weiter: „Welche er aber zuvor bestimmt hat, diese hat er auch berufen; und welche er berufen hat, diese hat er auch gerechtfertigt; welche er aber gerechtfertigt hat, diese hat er auch verherrlicht.“ (Vers 30) Diese Stelle wird meist missverstanden, weil sie auf die meisten Leser den Eindruck macht, der Apostel erwähne hier die Erfahrungen des Christen in der üblichen, aufeinander folgenden Ordnung, wie dies z.B. in der im vorigen Studium besprochenen Stelle der Fall ist. Aber hier beginnt der Apostel offensichtlich am anderen Ende. Er fasst die Herauswahl bereits als vollzählig, erhöht und herrlich gemacht ins Auge, und von hier aus verfolgt er den Werdegang der Entwicklung der Neuen Schöpfung rückwärts, indem er zeigt, dass niemand herrlich gemacht wird, er sei denn zuvor durch Gottes Gnade berufen worden, und dass niemand berufen wird, er sei denn zuvor aus Glauben gerechtfertigt; denn nur Glaubende werden zum Wettlauf nach dem Kleinod zugelassen. Und alle diese Gerechtgemachten sind zuvor von Gott dadurch geehrt oder ausgezeichnet („verherrlicht“ ist eine unzutreffende Übersetzung), dass er es ihnen ermöglichte, ihn und seinen geliebten Sohn, der da ist der Weg, die Wahrheit und das Leben, zu erkennen.

Es ist eine viel größere Ehre, als viele glauben, in der gegenwärtigen Zeit von der Gnade Gottes reden zu hören. Wie die Wiederherstellung eine Gabe Gottes ist, die im Tausendjahrreich der Welt zugänglich gemacht werden wird, so ist es eine besondere Ehre, des Herrn Gnade zu kennen und in der gegenwärtigen Zeit eine Gelegenheit zu haben, sich vor der Welt mit ihm auszusöhnen. Denn nachdem wir so geehrt wurden und die zu einer Rechtfertigung aus Glauben notwendige Erkenntnis erlangt haben, bietet sich uns Gelegenheit, einen weiteren Schritt zu tun, uns dem Ruf gemäss zu weihen und, wenn wir treu bleiben, zu der Herrlichkeit zu gelangen, die an uns geoffenbart werden und uns zu Gliedern der auserwählten Neuen Schöpfung machen soll.

Charles Taze Russell im Jahr 1904 – Die Neue Schöpfung

Röm 8:27 : Das Judentum lehrte, dass Gott die Herzen der Menschen erforscht und kennt ( 1.Kön 8,39; 1.Chr 28,9 ), eine Vorstellung, die im N.T . wiederholt auftaucht und in manchen späteren rabbinischen Texten sogar zu einem Gottestitel wird (»Erforscher der Herzen«).
Röm 8,28-30
Gottes ewiger Heilsplan
Röm 8:28 : Nach Auffassung der Stoa sollte sich irgendwann einmal alles zum Besten wenden – jedenfalls aus der Sicht des höchsten Gottes, die anderen Wesen (einschließlich der niedrigeren Götter) würden ohnehin keinen Bestand haben. Die Juden glaubten an die Allmacht Gottes und daran, dass er die Geschichte in eine Klimax hineinführen würde, in der er sein Volk rechtfertigen und es für seine Leiden in der Vergangenheit reich belohnen würde (s. die Ausführungen zu 8,18 ). Für Paulus besteht der größte Vorzug dieser Leiden darin, dass sie die Gläubigen dem Bild Christi gleichmachen ( 8,29 ).
Röm 8:29 : In der Lehre mancher griechischen Philosophen begegnet man der Aussage, dass die Menschen wie Gott werden sollen, doch die Vorstellung vom »Bild« (Luther) oder »Ebenbild« (Schlachter) Gottes findet sich vor allem in jüdischen Quellen. Das reinste Bild Gottes im jüdischen Denken war die personifizierte Weisheit (s. die Ausführungen zu Kol 1,15 ), doch ebenso bekannt war die Vorstellung, dass Adam bzw. die Menschheit als Ganze nach dem Bild Gottes erschaffen war (vgl. 1.Mose 1,26-27 ). Die Kinder Gottes werden dem Bilde des Erstgeborenen der neuen Schöpfung, dem neuen Adam, entsprechen ( Röm 5,12-21 ).
Röm 8:30 : Zur Prädestination siehe Kap. 9 . Die Aussage über die Prädestination ( 8,29 ) hebt nicht den freien Willen des Menschen auf; das Judentum lehrte vielmehr die Allmacht Gottes und zugleich die Verantwortung des Menschen. (Die Vorstellung, dass der Mensch sich zwischen beiden entscheiden müsse, ist eine auf der griechischen Logik beruhende Vorstellung aus nachneutestamentlicher Zeit.)

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Röm 8,28:

„Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind.“

Vieles, was wir erbitten und für richtig und heilsam halten, tut und gibt Gott so nicht. Manche schwere Anfechtung erwächst daraus für uns und unser Beten. Doch darf der, der Gott liebt, der Gerechtfertigte und von Gott Angenommene, in aller Anfechtung Vertrauen fassen. Ja, er wird sogar zu einem „Wissen“ geführt, das alles sonstige menschliche Wissen übersteigt.

Alles wirkt für uns zusammen zum Guten: Das ist ganz gewiss kein theoretischer Satz, mit dem wir allem Geschehen unseres Lebens gelassen begegnen könnten. Dieses Wissen reift und wächst unter schwersten Anfechtungen, ja gerade in tiefer Not und in bedrängendem Leid, auf dem Grund der Liebe zu Gott, die uns durch Jesus Christus ermöglicht ist. Es ist ein geistgewirkter Satz, ein Bekenntnis unter Tränen. Alles wirkt zusammen, gerade auch das, was wir nicht wollen, was uns bedrängt, beugt und zerbricht. „Zum Guten“, das ist Kurzbenennung des ganzen Heils, das Gott uns schenkt und das er vollenden will. Gott lässt seine Kinder nicht. Er lässt vieles, was sie nicht wollen, an sie heran, aber alles zum Heil. Selbst dem Satan räumt Gott gegen Hiob Macht ein, aber zum Guten Hiobs. Gott umschützt Hiob und schenkt ihm das Gute: den bewährten, eingegründeten Glauben. In Hiob steht eine Illustration unseres Wortes vor uns, das wir unter Zittern lobend ansehen dürfen. Hiob bleibt in der Anbetung Gottes: „Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen; der Name des Herrn sei gelobt!“ (Hiob 1,21; vgl. auch Röm 1,12; 2,9f..).

Alles wirkt zusammen zum Guten: Dieses Bekenntnis beruht auf der Treue Gottes, auf dem Wissen um seine Heilsgeschichte, die vor aller Zeit begann. Der zweite Satz könnte deshalb geradezu begründend diese Treue Gottes loben: Alles wirkt zusammen zum Guten, weil wir „nach dem Vorsatz berufen sind“. Es war Gottes „Vorsatz“, Menschen aus dem Vergehen herauszurufen, sie zu berufen (vgl. Eph 1,11; 3,11; Jak 1,12). Sein jetziges Handeln beruht auf seinem Entschluss vor aller Zeit. Gott reagiert nicht, er passt sich nicht den Windungen der Geschichte an. Er macht die Geschichte. Das ist überwältigende, tröstende und grundlegende Erkenntnis (vgl. auch Röm 9,11ff.).

Röm 8,29-30:

„(29) Denn welche er zuvor ersehen hat, die hat er auch verordnet, dass sie gleich sein sollten dem Ebenbilde seines Sohnes, auf dass derselbe der Erstgeborne sei unter vielen Brüdern.

(30) Welche er aber verordnet hat, die hat er auch berufen; welche er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; welche er aber hat gerecht gemacht, die hat er auch herrlich gemacht.“

Im Leben der Christen handelt Gott. Darauf gründet sich die Gewissheit des Glaubens. Paulus hat dieses durchfragende Handeln Gottes im Auge, wenn er die Abfolge so fasst: ersehen – verordnet – berufen – gerecht gemacht – herrlich gemacht. Ihm und den Christen ist dieses verlaufende und durchlaufende Heilshandeln Gottes hier nicht quälendes Problem, sondern Grund fester Glaubensgewissheit. Wir sollten bei dem biblischen Zeugnis von der Vorhersehung Gottes dieses vor allem und als Erstes rühmen. Vor dem Fragen steht das Danken und die Anbetung. Gott hat uns „zuvor ersehen“; wir könnten das griechische Wort in seinem Bedeutungsumfang so umschreiben: Gott hat uns in seiner Liebe lange im voraus liebend erkannt, sich uns in Liebe zugewandt (vgl. 1Kor 8,3; auch Jer 1,5; Am 3,2). Der Grund unseres Glaubens liegt in Gottes Bewegung auf uns zu, in seiner Liebe zu uns, lange bevor wir lieben konnten. Er hat uns auch „verordnet“, uns für ein bestimmtes Ziel vorherbestimmt. Seine uns greifende Liebe bestimmt uns dazu, dass wir gleichgestaltet werden dem Bilde „seines Sohnes“. Jesus Christus ist das Bild Gottes; in ihm ist Gott selbst da. Der Mensch war geschaffen in und zur Gottesebenbildlichkeit.

In der Sünde ist dies völlig zerstört und verloren gegangen. Doch in Jesus Christus steht nun das Bild Gottes wieder da, und durch ihn haben wir Christen wieder Zugang zu unserer eigentlichen Bestimmung. Wir werden umgestaltet und Christus darin gleichgestaltet, denn er will nicht allein bleiben, sondern der „Erstgeborene [sein] unter vielen Brüdern“. Die Einsetzung in die Sohnschaft ist für uns zugleich Einsetzung in die Bruderschaft mit dem Sohn Gottes. Das Bild Gottes, das in Jesus Christus da ist, ist sein Wesen. Es ist sein Leben und seine Herrlichkeit, die er uns mitteilt und gibt. Nicht einfach als Wiederherstellung der verlorenen Gottesebenbildlichkeit aus dem Paradies geschieht das; vielmehr vollzieht sich dieses Gleichgestaltetwerden von dem Bild Jesu Christi her und zu ihm hin, denn er ist nicht die Wiederholung Adams, sondern das Gegenbild Adams, der neue Adam (vgl. Röm 5,12ff.). Dazu hat uns Gott bestimmt, das ist die Zielangabe für den Christen, dem Ebenbild des Sohnes gleich zu sein (vgl. Mt 12,50; Joh 20,17; Apg 13,43; Phil 3,21; Kol 1,18; 1Petr 1,2; 1Joh 3,2). Wir sind zu dieser Gleichgestalt mit dem Sohn von Gott bestimmt und dazu auf den Weg des Glaubens gestellt, dazu „berufen“. In unserem geschichtlichen Leben traf uns der Ruf Gottes im Anruf des Evangeliums, wir wurden gerechtfertigt und damit auch schon hier und jetzt verherrlicht. Die Berufung führt zur Rechtfertigung. Die Rechtfertigung ist Verherrlichung schon hier und dann vollendet im Reich Gottes (vgl. 2Thess 2,13f.).

Darum also können wir gewiss sein, das Wissen haben, dass alles mitwirken muss zum Guten, weil sich an und in unserem Leben Gottes Handeln vollzieht. Weil er sich bei und an uns durchsetzt und seine Liebe mit uns durchhandelt bis zur Vollendung.

Gerhardt Maier – Edition C

Wahl und die göttlichen Motive der souveränen Gnade Wahlen sind ein wichtiges Konzept innerhalb der souveränen Gnade, und es sollten sechs Punkte angesprochen werden. Erstens liegt das Verhältnis der Souveränität zur Wahl speziell im Bereich der Erlösung. Die Bibel lehrt, dass die Wahl zur Errettung ist (Eph. 1: 5) und die Errettung durch Gnade (Eph. 2: 8). Zweitens dient Gottes Wahlwerk dazu, den Gläubigen an das Bild des Messias anzupassen. Die Gläubigen sind dazu prädestiniert, sich an das Bild des Sohnes Gottes anzupassen (Röm 8,28-30). Drittens wäre niemand gerettet worden, wenn Gott seine Wahlsouveränität nicht ausgeübt hätte. Der Mensch ist nicht in der Lage, sich selbst zu retten. Viertens lautet die Frage nicht: „Warum sind einige verloren?“ Alle sind wegen der Sünde verloren. Die Frage ist: „Warum werden irgendwelche gerettet?“ Der Grund, warum einige durch Gnade gerettet werden, ist zu Gottes Ehre. Fünftens basiert alles, was Gott tut, auf dem Rat seines eigenen Willens (Eph. 1:11). Sechstens, weil Gott ein souveräner Herrscher ist, entgeht nichts seiner Beobachtung und nichts liegt außerhalb seiner Kontrolle. Deshalb kann er dem Menschen sicher die Freiheit geben, die für die Verantwortung notwendig ist (2. Thes. 2:13). Gnade betrifft also Herkunft und Verantwortung Reaktionen. In Bezug auf die Verantwortung in Bezug auf Reaktionen sollten drei Dinge beachtet werden: Erstens dürfen die Gläubigen die Gnade Gottes nicht durch Ersetzen von Werken vereiteln (Gal. 2: 4); zweitens dürfen die Gläubigen den Geist der Gnade nicht ärgern, indem sie den Heilsweg der Gnade ablehnen (Hebr 10,29); und drittens sollten die Gläubigen ihre Berufung und Wahl sicherstellen; Um sicherzugehen, muss man sehen, ob Gottes Gnade zu guten Werken führt (2 Pet. 1:10).

Fruchtenbaum – messianische Studien

Wenn ich Jehovah liebe – dann hat er alle meine Schritte in seiner Hand – und ich kann vertrauen, dass alles zu guter Letzt zum Guten ausgeht.