Kategorie: jehovah-shammah

Zeitplan

Und das Volk erhob ein Geschrei, und sie stießen in die Posaunen. Und es geschah, als das Volk den Schall der Posaunen hörte, und als das Volk ein großes Geschrei erhob, da stürzte die Mauer an ihrer Stelle ein, und das Volk stieg in die Stadt hinein, ein jeder gerade vor sich hin, und sie nahmen die Stadt ein.
Elberfelder Bibel 1905 – Jos 6,20

18–20. הָלוֹךְ וְתָקוֹעַ „fort und fort posaunend.“ הָלוֹךְ adverbial gebraucht wie Gen. 8,3 u.ö. V. 11. וַיַּסֵּב אֲרוֹן יי׳ „und die Lade des Herrn umzog die Stadt“, nicht: Josua ließ die Lade d.H. die Stadt umziehen. Das Hiph. hat hier wie 2 Sam. 5,23 u.ö. nur active, nicht causative Bedeutung. — V. 12–14. Der Umzug an den folgenden 5 Tagen glich dem am ersten Tage. „So taten sie 6 Tage.“ In v. 13 steht וְתָקְעוּ nicht für וְתָקוֹעַ, sondern correspondirt dem וְתָקְעוּ v. 8; und das partic. הוֹלֵךְ wechselt mit dem infin. abs. הָלוֹךְ, wie Gen. 26,13. Jud. 4,24 u.a., vgl. Ges. §. 131, 3b u. Ew. §. 280b, so daß das Keri הָלוֹךְ eine unnötige Aenderung ist. — V. 15–19. Am 7. Tage begann das Umziehen der Stadt schon früh beim Aufsteigen der Morgenröthe, um 7 mal herumzukommen. כַּמִּשְׁפָּט nach der vorgeschriebenen und an den früheren Tagen befolgten Weise, die durch Vorschrift und Uebung ein Recht geworden war. Beim siebenten Umzuge, als die Priester in die Posaune gestoßen hatten, befahl Josua dem Kriegsvolke ein Geschrei zu erheben, wobei er demselben zugleich ankündigte, daß die Stadt mit allem was in ihr sich finde ein Bann dem Herrn sein solle, nur die Raḥab mit den in ihrem Hause befindlichen Personen ausgenommen, und es warnte, sich nicht an dem Gebannten zu vergreifen, um nicht einen Bann auf das israel. Lager zu bringen. Die Construction v. 16: „Es geschah beim 7. Male, gestoßen hatten die Priester in die Posaunen, da sprach Josua …“ ist lebendiger als wenn vor תָּקְעוּ die Conjunction כַּאֲשֶׁר stände oder בִּתְקוֹעַ gebraucht wäre. Weil der Herr den Israeliten Jericho in die Hand gegeben hatte, so solten sie dieselbe als Erstling des Landes Canaan ihm weihen als חֵרֶם Bann d.h. als ein für Menschen unantastbares Heiligtum Jahve’s; vgl. über חֵרֶם die Bem. zu Lev. 27,28f. Von diesem Bann wurde nur Raḥab mit ihren Angehörigen ausgenommen, weil sie die Kundschafter verborgen hatte (c. 2). Wegen der Form הֶחְבְּאָתָה für הֶחְבִּיאָה s. Ges. §. 75 Anm. 21a u. Ew. §. 194b. — Die Einwohner einer mit dem Banne belegten abgöttischen Stadt solten, wie Mose Deut. 13,16 auf Grund des Gesetzes Lev. 27,29 einschärft, samt ihrem Viehe getödtet und alle Habe der Stadt verbrant werden; nur Metall, Gold, Silber und die Geräthe von Erz und Eisen solten als dem Herrn heilig in den Schatz des Herrn d.i. den Schatz des Heiligtums der Stiftshütte (vgl. Num. 31,54) kommen (v. 19). Wer von dem gebannten Gute sich etwas zueignete, verfiel selbst dem Banne, nicht blos deshalb, weil er dadurch einen Greuel in sein Haus brachte, wie Mose Deut. 7,25 in Betreff des Goldes und Silbers der Götzenbilder bemerkt, sondern weil er durch Aneignung des Gebannten freventlich in die Rechte des Herrn eingegriffen, den Bann selbst freventlich verlezt hatte. Darauf weisen die Worte: „hütet euch vor dem Banne, damit ihr nicht bannet und nehmet von dem Banne“ (v. 18) hin, wozu Lud. de Dieu treffend bemerkt: Utrumque consistere non poterat, pugnantia erant, Deo omnia devovere et tamen in privatum usum aliquid convertere; aut non erat res devovenda, aut cum devota esset ab ea abstinendum erat. Ein solches Vergreifen des Einzelnen an dem Gebannten wird das Lager Israels zum Banne machen und es betrüben d.h. ins Unglück bringen (עָכַר conturbare wie Gen. 34,30.). — V. 20. In Folge des Posaunenschalles und des vom Volke erhobenen Feldgeschreies fiel die Mauer der Stadt zusammen, und die Israeliten drangen in die Stadt und nahmen sie ein, wie v. 5 verkündet worden. Die Voraufstellung des וַיָּרַע הָעָם ist nicht so zu verstehen, als ob das Volk vor dem Posaunenstoße das Geschrei erhoben hätte, sondern erklärt sich daraus, daß Josua in seiner Anordnung v. 16 nur das הֵרִיעַ erwähnt hatte. Dem Mißverständnisse wird übrigens dadurch vorgebeugt, daß gleich darauf ausdrücklich bemerkt wird, daß das Volk erst auf den Posaunenstoß hin ein großes Geschrei erhob.
Was nun die Sache selbst betrift, so bedürfen die verschiedenen Versuche, den wunderbaren Einsturz der Mauern Jericho’s natürlich zu erklären, sei es durch ein Erdbeben oder durch Unterminirung oder durch plötzliche Erstürmung, welche die durch die mehrere Tage lang wiederholte sonderbare Procession sicher gemachten Einwohner nicht vermuteten, wie noch neuerdings Ewald, Gesch. II S. 321 das Wunder wegzudeuten versucht hat, als willkürlich in den Text getragen keiner ernstlichen Widerlegung. Das Wunder läßt sich nur vom Standpunkte des Naturalismus aus leugnen; denn es schließt sich nicht nur sehr passend an die wunderbare Führung Israels durch den Jordan an, sondern steht auch mit dem Zweck und Geist der göttlichen Heilstatsachen in vollkommenem Einklange. „Anschaulicher — bemerkt hierüber schon J. J. Hess, Gesch. Josua’s S. 110 — hätte es den Israeliten nicht können dargestelt werden, daß Jehova ihnen die Stadt gebe. Dort mußte der Fluß weichen, um ihnen den Eingang ins Land, hier die Stadtmauer einstürzen, um den Eingang in den ersten befestigten Ort zu öffnen. Zwei so entscheidende Proben des Mitwirkens Jehova’s, sobald nach Mose’s Hinschied, mußten auch dem Sinnlichsten ein Pfand sein, der Gott halte es noch mit ihnen, welcher ihre Väter eben so mächtig und wunderbar über den Meerbusen geführt hatte.“ Daß diese Absicht bei diesem Wunder mit obwaltete, erfahren wir aus dem Schlusse der Erzählung v. 27. Damit ist aber der eigentliche Zweck dieses Wunders oder der Grund, weshalb Gott den Israeliten diese Stadt ohne irgend welchen Kampf von ihrer Seite durch den wunderbaren Einsturz ihrer Mauer preisgab, noch nicht erkant. Diesen haben wir darin zu suchen, daß Jericho einerseits die erste, andrerseits die festeste Stadt Canaans und als solche der Schlüssel zur Eroberung des ganzen Landes war, durch deren Einnahme ihnen das ganze Land geöffnet und gleichsam in ihre Hand gegeben wurde. Die erste und festeste Stand Canaans wolte der Herr seinem Volke ohne alle Anstrengung in die Hand geben als Erstling des Landes zum Zeichen, daß er seiner Verheißung gemäß das Land ihnen schenke zum Eigentum, damit sie die Eroberung desselben nicht als ihr Werk, als die Frucht ihrer Anstrengung ansehen und seinen Besitz nicht als ihr wolerworbenes Eigentum, mit dem sie nach Belieben schalten könten, betrachten möchten, sondern es stets als ein Gnadengut des Herrn gebrauchten, welches Gott ihnen blos zu Lehen gegeben habe und auch wieder entziehen könne, sobald sie durch Abfall von ihm sich seiner Gnade unwürdig machten. Diese göttliche Absicht mußte deutlich in die Augen springen bei einer so festen Stadt wie Jericho, deren Mauern einem in der Wüste aufgewachsenen und in der Kunst, Festungen zu belagern und zu erstürmen, ganz unerfahrenen Volke als uneinnehmbar erscheinen und ohne göttliche Beihilfe für lange Zeit wenigstens auch uneinnehmbar bleiben mußten. — War dies der Grund, weshalb der Herr Jericho den Israeliten durch ein Wunder preisgab, so ist damit doch noch weder der Zusammenhang des Einsturzes der Mauern mit dem Posaunenschall und dem Feldgeschrei des Volkes erkant, noch auch die göttliche Absicht, welche der Anordnung des siebentägigen und am siebenten Tage siebenmaligen Umzuges um die Stadt zu Grunde liegt. Auch diese Anordnungen müssen als Anordnungen der göttlichen Weisheit ihre Bedeutung haben.
Die Bedeutung der Umzüge um die Stadt gipfelt unstreitig in der Bundeslade und dem Posaunenschalle der vor der Lade hergehenden Priester. Die Bundeslade wird in dem Berichte constant Lade des Herrn genant, anzuzeigen daß der Herr, der auf den Cherubim der Lade thronte, inmitten seines Volkes die feindliche Stadt umgab, wie denn v. 8 statt der Lade Jahve’s geradezu Jahve genant ist. Vor der Lade aber schritten 7 Priester einher, Hallposaunen tragend und während des Umzuges blasend. Des Posaunenschalles geschieht zuerst Erwähnung am Sinai, wo der Herr seine Herabkunft auf den Berg dem am Fuße desselben ihm entgegengeführten Volke unter andern furchtbaren Naturphänomenen auch durch fort und fort ertönenden sehr starken Posaunenschall ankündigt, Ex. 19,16. 19. 20,14 (18). Sodann finden wir Posaunenschall im israelitischen Cultus bei der Feier des siebenten Neumondstages (Lev. 23,24) und zur Ankündigung des großen Halljahres (Lev. 25,9) gesetzlich vorgeschrieben. Wie bei der Bundschließung am Sinai der vom Volke vernommene Posaunenton gleichsam der Heroldsruf war, welcher den zum heiligen Gottesvolke erwählten Stämmen Israels die Ankunft des Herrn ihres Gottes zur Vollziehung seines Bundes und zur Errichtung seines Reiches auf Erden ankündigte: so solte im Festkreise der Posaunenhall teils Jahr für Jahr beim Anbruche des Sabbatmonats das Volk des Bundes ins Gedächtnis vor den Herrn bringen, daß er zu ihm komme und die Sabbatruhe seines Reiches schaffe, teils auch immer nach 7 mal 7 Jahren am großen Versöhnungstage den Anbruch des großen Gnaden- und Freijahres ankündigen, welches dem Volke Gottes Erledigung von der Knechtschaft, Rükkehr in sein Eigentum und Erlösung von der sauern Arbeit dieser Erde bringen und einen Vorschmack geben solte von der seligen und herrlichen Freiheit, zu welcher die Kinder Gottes bei der Wiederkunft des Herrn zur Vollendung seines Reiches gelangen werden (vgl. Bd. I, 2 S. 168f.). — Wenn aber der Herr komt, sein Reich auf Erden zu gründen, zu bauen und zu vollenden, so komt er zugleich, um die seinem Reiche entgegenstehende Weltmacht zu stürzen und zu vernichten. Der Offenbarung der göttlichen Gnade und Barmherzigkeit gegen die Kinder Gottes geht stets die Offenbarung der Gerechtigkeit und des Gerichts gegen die Feinde Gottes, die Gottlosen, zur Seite. Wenn daher der Posaunenschall der Gemeinde Israels die gnadenreiche Ankunft des Herrn ihres Gottes zur Vereinigung mit ihr signalisirt, so kündigt er der gottfeindlichen Welt den Anbruch des Gerichts über sie an. — Hieraus wird die Bedeutung des Posaunenschalles bei Jericho klar. Die vor der Bundeslade, dem sichtbaren Throne des unter seinem Volke wohnenden unsichtbaren Gottes, inmitten der Heerscharen Israels hergehenden Priester solten durch das Stoßen in die Posaunen den Israeliten und den Canaanitern die Erscheinung des Herrn der ganzen Erde zum Gericht über Jericho, das feste Bollwerk der canaanitischen Macht und Herrschaft ankündigen, und ihnen durch den auf den Posaunenstoß und das Feldgeschrei der Streiter Gottes erfolgenden Sturz der Mauern dieser Festung den Sturz aller starken Bollwerke der gottfeindlichen Welt durch die Allmacht des Herrn Himmels und der Erde kundtun. — Hiedurch wurde der Fall Jericho’s zum Bilde und Typus des Sturzes aller Weltmacht vor dem Herrn, wenn er komt, sein Volk in Canaan einzuführen und sein Reich auf Erden aufzurichten. Auf Grund dieser Tatsache wird das Blasen der Posaunen in den Schriften der Propheten zum Signale und symbolischen Vorzeichen der Offenbarungen des Herrn in großen Gerichten, durch welche er mit der Vernichtung einer Weltmacht nach der andern sein Reich auf Erden erhält, ausbreitet und der Vollendung entgegenführt, die es erreichen wird, wenn er zur Zeit der lezten Posaune in seiner Herrlichkeit mit einem Feldgeschrei, mit der Stimme des Erzengels und der Posaune Gottes vom Himmel herniederkommen wird, um die Todten aufzuerwecken und die Lebenden zu verwandeln, das Weltgericht zu halten und Teufel, Tod und Hölle in den Feuerpfuhl zu werfen, Himmel und Erde neuzuschaffen und im neuen Jerusalem die Hütte Gottes bei den Menschen für alle Ewigkeit aufzurichten (1 Cor. 15,51ff. 1 Thess. 4,16f. Apok. 20 u. 21).
Nicht minder bedeutsam ist die Anordnung des 7 Tage lang fortzusetzenden und am 7. Tage 7 mal zu wiederholenden Umzugs um Jericho. Die Siebenzahl ist auf Grund der Schöpfung der Welt in 6 Tagen und der Vollendung der Schöpfungswerke durch die Ruhe Gottes am siebenten Tage in der Schrift Symbol göttlichen Werkes und Tuns und der durch Gott beschafften oder zu schaffenden Vollendung (vgl. Kliefoth, theol. Ztschr. v. Dieckh. u. Kl. III S. 13ff.). Durch die Anordnung, daß die Mauern Jericho’s erst nach 7tägigem Umzuge und am 7. Tage erst nach 7maliger Wiederholung des Umzuges unter dem Schall der Hallposaunen und dem Feldgeschrei der Streiter des Volkes Gottes fallen, will Gott die Zerstörung dieser Stadt, des Schlüssels von Canaan, zu einem Vorbilde der schließlichen Vernichtung der dem Reiche Gottes feindlich gegenüberstehenden Weltmacht in der lezten Zeit machen (vgl. Klief. S. 47f.). Hiedurch will er nicht blos seiner Gemeinde kundtun, daß nicht sofort, sondern nur nach anhaltendem und ausdauerndem Kampfe erst am Ende der Weltzeit die ihr feindlich gegenüberstehende Weltmacht erliegen wird, sondern auch den Feinden seines Reiches andeuten, daß ihre Macht, so lange sie auch dem Reiche Gottes gegenüber sich halten möge, doch zulezt in einem Augenblicke vernichtet werden wird.

Keil- Biblischer Commentar über das Alte Testament


Jericho, sehr alte, in der Jordanebene, 6 Std. von Jerusalem, 1½ Std. vom Jordan und dem Toten Meer in einer wohlbewässerten (Hauptquelle es-Sultan) und darum sehr fruchtbaren Oase des Jordantales, 240 m unter dem Meeresniveau gelegene Stadt. Die Umgebung heißt die „Ebene“ oder das „Gefilde“ J., 5 Mo. 34, 3; Jos. 4, 13; 5, 10. Die Gerstenernte geht bei dem tropischen Klima im April, die Weizenernte im Mai vorbei. Sie war einst berühmt durch ihre Palmen (die Palmenstadt, 5 Mo. 34, 3) und köstlichen Balsamstauden; auch werden erwähnt Getreide- und Flachsfelder, Sykomoren (Maulbeerfeigenbäume), Lu. 19, 4, und Rosen, Sir. 24, 18. Von Josua (Kap. 6) erobert und zerstört; später lange ein offener Flecken (s. Hiel, Jos. 6, 26; 1 Kö. 16, 34), nach der babyl. Gefangenschaft näher am Jordan wieder aufgebaut. Herodes d. Gr. erhob sie zu seiner Winterresidenz und schmückte sie mit prächtigen Palästen; er starb auch hier. Zur Zeit Jesu, der auf der letzten Reise nach Jerusalem durchkam (Lu. 18, 35 ff.; 19, 1 ff.), war sie eine blühende und sehr wohlhabende Stadt, später Sitz eines christlichen Bischofs. Die Araber bauten hier Zuckerrohr. Das heutige Jericho, er Riha, wahrscheinlich ½ Std. östlich vom alten gelegen, ist nur ein ärmliches Dorf mit etwa 300 bettelhaften Einwohnern (Abb. 165). Die schönste Oase des gelobten Landes ist verödet. Noch einzelne Rosenanlagen finden sich vor. Über die sog. Jerichorose s. Rose.

Calwer Bibellexikon


Was kann ich daraus lernen? Das nicht mein Zeitplan zählt, sondern der Zeitplan Gottes. Wenn ER sagt, dass etwas geschehen soll, dann geschieht es erst. Man kann seinen Zeitplan weder „herbei beten“ noch „herbei schreiben“! Hab also Geduld – zu SEINER Zeit wird sich das gesamte versprochene Wort erfüllen!

Meine Meinung und meinen Glauben nie überprüfen?

Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind; als ich ein Mann wurde, tat ich weg, was kindisch war.

Elberfelder Bibel 1905 – 1Kor 13,11

Als ich einunmündiges ‹Kind› war, redete ich wie einunmündiges ‹Kind›, war ich gesinntwie einunmündiges ‹Kind›, rechnete ichwie einunmündiges ‹Kind›; als ich aber ein Mann wurde, tat ich das Kindischeweg;
Janzen & Jettel

Als Kind war ich auch in meiner Denke ein Kind, ich beobachtete und bewertete die Welt aus dieser Perspektive. Als ich dann aber erwachsen wurde, wollte ich kein Kind mehr sein.
Volxbibel

ἤμην Ipf. εἰμί. νήπιος unmündig; τὰ τοῦ νηπίου das kindliche (Wesen). ἐ-λάλουν Ipf. λαλέω. ἐ-φρόνουν Ipf. φρονέω denken, urteilen. ἐ-λογιζόμην Ipf. λογίζομαι. γέ-γονα V. 1. κατ-ήργηκα Pf. -αργέω. 1Kor 13,12

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Da wir alle den Entwicklungsschritt vom Kleinkind zum Kind usw. durchmachen, auch in geistiger Hinsicht, muss sich unsere Meinung zwangsläufig ab und zu ändern. Wenn jemand nach Jahren noch immer die im Kindesalter gehegten Glaubensansichten hat, ist scheinbar etwas in seinem Glauben „defekt“.
Folgendes Beispiel hatte ich vor ein paar Wochen bei einer „Präsentation“ benutzt:
7:2 = nicht lösbar
7:2 = 3 Rest 1
7:2 = 3,5
Je nach Alter/ Schulklasse, werden die Ergebnisse erwartet. Wenn eine Religion oder Kirche aber im Niveau der ersten Aufgabe stehen bleibt, oder wieder zurück kehrt – würde ich dringend raten, den Lehrer zu wechseln!

Auch an anderer Stelle beschreibt der Apostel den Zweck der Gaben anhand des Bildes von Wachstum und Reife. So sollen sie die Kirche nach Eph 4,11-16 langsam aus einem kindlichen Stadium in das des reifen Erwachsenenalters führen. Der in 1Kor 13,10 mit „Vollkommene“ übersetzte Begriff teleion ist im Epheserbrief (1Kor 4,13) mit „vollendet“ wiedergegeben und als das Erreichen „des vollen Maßes der Fülle Christi“ definiert. In diesem Zustand werden wir ganz sicher erst bei der Wiederkunft Christi sein.
Von dieser Perspektive ist anscheinend auch im 1. Korintherbrief die Rede. Paulus wendet das Bild auf sich selbst an (vgl. V. 1-3). Die drei beispielhaft angeführten Fähigkeiten des kindlichen Redens und Denkens und der kindlichen Einsicht sind wahrscheinlich als Parallelen zu den dreiGaben in Vers 8 gemeint. Mit dem Erwachsenwerden werden diese Gaben überflüssig. Das Verb „wurde“ (gegona, eine Perfektform; vgl. Röm 13,8; 1Kor 14,23) ist selbst Verständlich im Rahmen dieses Bildes zu sehen. Keineswegs ist damit gemeint, daß Paulus selbst oder die Kirche als ganze bereits an diesem Punkt angelangt sind (vgl. Phil 3,12), es wird aber auch nicht die allmähliche Veraltung bestimmter Gaben in der fortschreitenden Entwicklung der Kirche ausgeschlossen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Der Apostel will mit diesem Bild unser Leben jetzt als Kinder Gottes nicht abwerten. Welch einen Vorzug und Reichtum haben wir als Kinder Gottes! Wir dürfen reden »wie ein Kind«, nämlich »Abba, lieber Vater« sagen (vgl. Röm 8,15; Gal 4,6) und darin das ganze Umsorgt – und Gehaltensein erleben. Paulus redet daher in Vers 11 nicht von unserer Gotteskindschaft, sondern von unserem natürlichen, menschlichen Wachstum vom Kind zum Manne. Ein Kind ist »klug«, erkennt und weiß manches, es hat »kindliche Anschläge« (wörtlich: es »plant wie ein Kind«) – und doch ist das Denken und Planen eines erwachsenen Mannes etwas ganz anderes. Das Kindliche ist beim Mann alles vergangen, es entfällt zu Gunsten eines anderen, reiferen Wünschens, Denkens und Redens. Paulus entwertet damit das Auffassungs – und Denkvermögen des Kindes nicht – es hat zu seiner Zeit seine notwendige Aufgabe -, aber er sieht es lediglich als Vorstufe zu einem erweiterten, umfassenderen Auffassungs – und Denkvermögen. So ist es auch mit der von Gott geschenkten Erkenntnis im Glauben. So wertvoll und hilfreich diese Erkenntnis ist – sie ist nicht in sich fertig, vollendet, sondern wird einst erweitert und vervollkommnet werden durch Gott. Ist sie jetzt schon Gottes Gabe an seine Gemeinde, so wird sie von ihm gewandelt, umfassend werden, wenn wir am Ziel sind. »Da ich aber ein Mann ward«: wir gehen als Kinder Gottes der Vollendung entgegen, sind berufen zum Mit -Herrschen und Mit -Richten (Offb 1,6; 5,10; Mt 19,28; Lk 22,30; 1Kor 6,2). Die Kindesart wird dann abgetan sein; wir werden die Königsart, die Christusart haben. Das ist nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ anders.

Edition C

Zoff dich nicht mit Leuten, die dir eigentlich gar nichts getan haben.

Hadere nicht mit einem Menschen ohne Ursache, wenn er dir nichts Böses angetan hat.

Elberfelder Bibel 1905 – Spr 3,30

Fange mit keinem MenschenStreit ohne Ursache an, wenn er dir nichts Böseszugefügt hat. 
Menge

Zoff dich nicht mit Leuten, die dir eigentlich gar nichts getan haben. Zeige auch niemals einfach so jemanden an.
Volxbibel

Betreibe nichtleichtsinnig Feindschaft gegen einen Menschen, damit er nicht gegen dich Böses tue.
Septuaginta

Sie dürfen nicht ohne Grund streiten. Manchmal ist ein Streit jedoch gerechtfertigt und unvermeidlich; siehe Sprüche 25: 9.

Die jüdische Studienbibel

Wir handeln weise, wenn wir der Versuchung widerstehen, andern Schaden zuzufügen. Das sollte zwar unter gläubigen Menschen selbstverständlich sein, doch wir erfahren leider auch das Gegenteil. Es ist meist falsch verstandene Gerechtigkeit, wenn manche unnötig auf ihr Recht pochen (V. 30).

ERF-Kurs Die Sprüche

Spannend, momentan unter den Bedingungen von „Seuchenschutzgesetz“ gegen Covid-19 die Menschen in der „näheren Umgebung“ zu beobachten. Da gibt es so viele, die sich mit den Umständen abfinden, und dann die wenigen, die ständig am nörgeln sind, die sich einfach „von niemand etwas sagen lassen wollen“ – die am liebsten mit der Regierung vor Gericht ziehen würden. Aber der obrige Vers zeigt uns, dass wir viel ruhiger sein sollten!
Ich hatte mich immer gefragt, warum aus den guten Anfängen der Gemeinde im 1.Jahrhundert so schnell eine katholische Kirche entstehen konnte – und ich konnte zusehen, wie aus den schönen Hauskreisen ganz schnell ein Saal und dann ganz schnell eine Kirche mit dem anhimmeln von einzelnen „Gottgegebenen“ geworden ist!
Dann hatte ich mich immer gefragt, warum man bei den verschiedenen Seuchen der letzten 2000 Jahre so oft auf die falschen einschlug, anstatt auf die Krankheit – und wenn ich die jetztige Situation sehe, dann merke ich, dass die Menschen sich NICHT geändert haben! Nicht der Virus ist schuld – nein! – es sind immer die anderen, gegen die man hetzt, die man nicht leiden kann! Einfach traurig, dass die Dummheit der Menschen trotz der Nutzung von Bibliotheken in digitaler Form so sehr zugenommen haben scheint! Anstatt gemeinsam gegen Krankheiten anzukämpfen, und oder sich auf Gott zu konzentrieren, sieht man wieder einmal im Nachbarn seinen Feind! Wie traurig!
Mache DU es bitte anders! Bitte lese täglich in Gottes Wort – damit der Fieden Gottes DEIN Leben verändern kann!

Daran können wir ablesen, ob wir in der Gegenwart Gottes leben

 Wer sein Leben nach den Worten ausrichtet, die Gott gesprochen hat, und sich dadranhält, bei dem kann man wirklich die ganze Liebe finden, die Gott für die Menschen hat. Dadran kann man auch sehen, obwir wirklich Christen sind.

Volxbibel – 1.Johannes 2,5

Wer aber sein Wort hält, in diesem ist wahrhaftig die Liebe Gottes vollkommen gemacht worden. Dadurch wissen wir, daß wir inGemeinschaft mitihm sind.
neue Welt 1985

Wer sich aber an sein Wort hält, in dem ist die Liebe Gottes wirklich vollkommen gemacht worden. Dadurch wissen wir, dass wir mitihm verbundensind.
neue Welt 2018

Aber wer sich an sein Wort hält, in dem ist die Liebe Gotteswahrhaftig vollendet. Daran können wir ablesen, ob wir in der Gegenwart Gottes leben.
Basisbibel

Wer aber irgend sein Wort hält, in diesem ist wahrhaftig die Liebe Gottes vollendet. Hieran wissen wir, daß wir in ihm sind.
Elberfelder 1905

ὃς ἄν wer immer/jeder, der, fast = wenn jemand (A371). τηρῇ Konj. τηρέω, dur. (A225ff). ἀληθῶς wahrhaftig, wirklich, tatsächlich. ἡ ἀγάπη τοῦ θεοῦ die Liebe zu Gott (gen. obi., A158) od. Gottes Liebe zum Menschen (gen. subi.) od. die göttliche (Art der) Liebe (gen. qualitatis, A160), evtl. alle drei zugleich (vgl. A170). τε-τελείωται Pf. Pass. τελειόω (< τέλειος vollendet, vollkommen) vollenden; zu Ende bzw. ans Ziel führen; zur Vollendung bzw. Vollkommenheit führen (Pass. gelangen); ἡ ἀγάπη τοῦ θεοῦ τετελείωται die Liebe Gottes ist vollendet (d. h. sie hat sich voll entfaltet, sie ist zur vollen Reife gelangt); die Liebe Gottes hat ihr Ziel erreicht (GN). ἐν τούτῳ (zweites) weist wohl nach vorn (V. 6).

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Der Gehorsam gegenüber Gottes Wort („seine Gebote“, V. 3) dagegen führt zu einer reichen und vollen Erfahrung der göttlichen Liebe: Wer aber sein Wort hält, in dem ist wahrlich die Liebe Gottes vollkommen. Der griechische Ausdruck für „Liebe Gottes“ kann entweder die Liebe Gottes zu den Christen oder die Liebe der Christen zu Gott bezeichnen. Vor allem im Lichte von Joh 14,21-23 ist jedoch wohl die erste Deutung vorzuziehen. In der betreffenden Passage wird einem gehorsamen Jünger verheißen, daß er in ganz besonderer Weise die Liebe des Vaters und des Sohnes an sich spüren wird. Da der Christ schon der Gegenstand der erlösenden Liebe Gottes ist, kann man wohl mit Recht sagen, daß diese zusätzliche, im Erleben des einzelnen begründete Realisierung der göttlichen Zuwendung die Liebe Gottes in ihm vollkommen macht (vgl. 1Joh 4,12.17). Ein gehorsamer Gläubiger kennt die Liebe Gottes also in vollem, überreichem Maße. Weil Gott die Liebe ist (1Joh 4,16), ist Gotteserkenntnis gleichbedeutend mit der vertrauten Kenntnis seiner Liebe.
Johannes fügt hinzu: Daran erkennen wir, daß wir in ihm sind. Wer sagt, daß er in ihm bleibt, der soll auch leben, wie er gelebt hat. In dieser Aussage gebraucht Johannes zwei weitere Ausdrücke („in ihm sein“ und „in ihm bleiben“), die seinen Gedankengang fortführen. Wie bei der Verknüpfung von Gehorsam und Gotteserkenntnis geht er auch hier von Themen aus den Abschiedsreden Jesu ( Joh 13-16 ) aus, insbesondere vom Gleichnis des Weinstocks (Joh 15,1-8). Das Verhältnis des Weinstockes zu den Reben ist ein Bild für die Erfahrung der Jüngerschaft. Jesus sagte: „Darin wird mein Vater verherrlicht, daß ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger“ (Joh 15,8). In 1Joh 2,5-6 geht es ebenfalls um die Nachfolge, wie der Hinweis auf die Nachahmung Christi in Vers 6 zeigt. Außerdem ist das griechische Wort für „bleiben“, menO, dasselbe wie in Joh 15,4 .
Es wäre ein Mißverständnis, den Gedanken des „In-ihm“-Seins, wie Johannes ihn hier gebraucht, mit dem paulinischen Konzept des „In-Christus“-Seins gleichzusetzen. Für Paulus ist die Wendung „in Christus“ ein Bild für die bevorrechtigte Stellung, die diejenigen, die an den Sohn Gottes glauben, für immer innehaben. Das Bild des Weinstocks dagegen, das Johannes gebraucht, beschreibt eine Erfahrung, die sehr viel weniger Beständigkeit hat und durchaus wieder verloren werden kann, was dann auch zum Verlust der Gemeinschaft und der Fruchtbarkeit führt. Der Beweis dafür, daß ein Mensch diese besondere Erfahrung macht, läßt sich laut 1. Johannesbrief nur in einem Leben finden, das dem Leben Jesu im Gehorsam gegen sein Wort nachgebildet ist. Zusammenfassend kann man also sagen, daß die Verse 2,5-6 wiederum von der Gemeinschaft des Gläubigen mit Gott handeln.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Gebot und »Wort« stehen hier parallel, und damit wird deutlich, dass die Gebote Gottes mehr sind als einzelne Weisungen. Gottes ganzes Wort ist Willenskundgabe, ist Lebensspeise für uns.

(vgl. Ps 33,4; 93,5; 105,8; 119,11.103.105; Mi 6,8; Mt 4,4; 24,35; Lk 4,4; 8,21; 11,28; Joh 6,63; 12,48; Röm 10,17; Eph 6,17; Phil 2,16; 2Petr 1,19; Heb 1,3; 2,1; 4,12; Offb 1,3; 21,5).

Gottes Wort halten und in der Liebe Gottes leben, das gehört zusammen (vgl. Joh 14,23f.). Das Wort halten, von dem Wort des Herrn leben, entzündet uns zur Liebe und mehrt sie in uns. Johannes schreibt sogar (wörtlich): »Wahrhaft, in dem ist die Liebe Gottes vollendet.« »Vollendet« steht in doppeltem Sinn. Einmal: Wo ein Mensch aus dem Liebesgrund des Wortes Gottes lebt, da ist das Gotteswort »zu seinem Ziel gekommen«. Denn das ist das Ziel des göttlichen Wortes, den gefallenen, verlorenen Sünder wieder in die Liebesgemeinschaft mit Gott hineinzuziehen. Und zum andern: Wo uns das Wort des Herrn zur Lebenswirklichkeit geworden ist, da ist die Liebe zum Herrn in unserem Herzen die treibende Macht. Wir sind »in ihm«, weil er durch seinen Geist, der uns ja zur Liebe entzündet (vgl. Gal 5,22), in uns wohnt. »Vollendet« steht nicht im Sinn von »abgeschlossen, endgültig«, sondern als Wort der Bewegung, als Anzeige eines qualitativ neuen Vorganges. Christen sind Wiedergeborene, leben in der umwandelnden Qualität der göttlichen Liebe. Damit ist etwas endgültig, vollkommen Neues da.

»In ihm sein« – dies beschreibt eine engste Gemeinschaft. Christlicher Glaube ist nicht nur ein Wissen – so verkürzen es die Gnostiker oft – um Gott und Jesus Christus, sondern Lebens – und Liebesgemeinschaft mit Christus selbst. Er, der auferstandene Herr, zieht uns zu sich, gibt uns seine Gegenwart; wir dürfen »in ihm« sein.

Edition C

Wie wenig Johannes eine neue „Gesetzlichkeit“ meint, zeigt sein großer und kühner Satz, den er einer unwahren Gnosis entgegenstellt: |48| „Wer aber sein Wort bewahrt, in Wahrheit ist in ihm die Liebe Gottes vollendet.“ Statt „Gebot“ ist jetzt der Ausdruck „Wort“ gewählt, der umfassender ist. Im „Wort“ spricht eine Person sich aus. Im „Wort“ Jesu haben wir Zuspruch, Verheißung und Gebot in ihrem ganzen inneren Zusammenhang, aber so, dass die eben erfolgte Hervorhebung des „Gebotes“ nicht ausgestrichen wird. Doch wie in Jesus „das Leben“ offenbar und uns geschenkt wurde, so steht hinter den Sätzen vom „Bewahren der Gebote“ die Liebe Gottes. Der Wille des Herrn, der uns gebietet, ist eins mit seinem Liebeswillen, der sein „telos“, sein „Endziel“, mit uns hat und uns an dieses Endziel bringt39 A. Das „Bewahren des Wortes“ kann nur so geschehen, dass wir es als das Wort dieser Liebe hören und aufnehmen und darum vom Liebesgebot unser ganzes Denken, Reden und Tun durchwalten lassen. Wer so liebt, in dem kommt die Liebe Gottes zu ihrem Endziel, sie ist in ihm „vollendet“. Das Passiv „sie ist vollendet“ zeigt, wie sehr Johannes in dieser Liebe Gottes die eigentlich handelnde Größe sieht. Nicht wir „vollenden“ hier etwas! Aber darum muss es auch nicht nur bei schwachen Anfängen bleiben. Gottes Liebe kann „in Wahrheit“, „wirklich“ ihr „telos“ erreichen. Und doch dürfen wir dabei nicht von „Perfektionismus“ reden. Die Liebe Gottes bleibt lebendige Macht, die nun zwar in einem Menschen, der Jesu Wort bewahrt, vollen Wirkungsraum und Wirklichkeitsraum hat; aber perfektionistisch abgeschlossen ist ihr Wirken nie40 B. Aber das ist das „Ziel“ der Liebe Gottes mit uns: Menschen, die von dem wirkenden Wort Jesu umgestaltet werden in sein Bild. Dadurch beginnt die „Erfüllung“ der Verordnung Gottes, die nach dem Wort des Paulus in Röm 8,29 über unserem Leben steht.

Oder sollen wir mit vielen Auslegern die „Liebe Gottes“ in diesem Vers als „die Liebe zu Gott“ verstehen? Sprachlich ist das durchaus möglich. Johannes würde dann an das denken, was Jesus selbst bei seinem letzten Zusammensein mit den Jüngern sagte: „Liebet ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten“ (Joh 14,15). Liebe zu Gott, Liebe zu Jesus erschöpft sich weder in richtigen theologischen Erkenntnissen noch in ergreifenden Gefühlen, sondern „vollendet“ sich im Gehorsam |49| gegen den Willen Gottes in Christus, im „Bewahren“ des Wortes und der Gebote Jesu. Wer Jesu Wort wirklich „bewahrt“ und in sich leben und wirken lässt, der hat eine „vollendete Liebe“ zu Gott. Auch bei diesem Verständnis des Satzes würde das Wort „vollendet“ nicht perfektionistisch zu fassen sein, sondern nur sagen, dass die Liebe zu Gott keine unsichere oder halbe Sache mehr ist, sondern einen Menschen ganz und klar erfüllt und bestimmt.

Johannes fügt hinzu: „Daran erkennen wir, dass wir in ihm sind.“ Wie bei Paulus das „Glauben“ gegen alle intellektualistischen Missverständnisse zum „Glauben in Jesus“ (Kol 1,4 grie Text), zu jenem „syn Christo = mit Christus zusammen“ wird, das die ganze Existenz eines Menschen bestimmt (Röm 6,1-11), so fügt Johannes hier dem „ihn – erkannt – Haben“ das „Sein in ihm“ hinzu41 A. Wir bleiben „ihm“ nicht fern, wir „erkennen ihn“ nicht so, wie wir als Forscher mit unseren Instrumenten gewisse Strukturen der Welt wahrnehmen. Hier in Christus wird uns etwas anderes angeboten: ein „Sein“ in dem Erkannten. Am Schluss des Briefes wird Johannes das noch einmal hervorheben: „Wir erkennen den Wahrhaftigen und wir sind in dem Wahrhaftigen in seinem Sohn Jesus Christus“ (5,20).

Wuppertaler Studienbibel

Eine völlige Erfüllung des ganzen Gesetzes in Gesinnung und Wandel ist unter Menschen nicht zu finden, Jak. 2, 10; 3, 2, vgl. Hbr. 7, 19; 9, 9; 10, 1. Wohl aber gibt es eine evang. V., bei der die völlige Liebe Gottes als neugestaltende Lebensmacht offenbar wird, 1. Joh. 2, 5. V. in diesem Sinn ist, wer von Christo ergriffen, der V. nachjagt, Phi. 3, 12, und unter der Zucht der Schrift (2 Tim. 3, 17), in Selbstverleugnung und hingebungsvoller Liebe (Mt. 19, 21), besonders aber in der rechten Liebesgemeinschaft mit Gott und den Glaubigen (Joh. 17, 23; 2 Kor. 13, 9. 11; Kol. 3, 14), in das Mannesalter Christi hineinwächst, 1 Kor. 14, 20; Eph. 4, 13. Das Ziel wird nicht hienieden, sondern erst im Erbteil der Heiligen im Licht erreicht, 1 Kor. 13, 10; Phi. 3, 12. — 3) Sonst steht v. von der völligen Freude (Joh. 16, 24), vom Glauben hinsichtlich seiner Bezeugung und Ausreifung in den Früchten christlichen Lebens (Jak. 2, 22), von der Liebe als dem Band der V. (s. Band, Kol. 3, 14), von den tieferen Heilslehren gegenüber den Elementarlehren (Hbr. 6, 1), von der v. gültigen Versöhnung (Hbr. 7, 11) und von der im Vergleich mit dem „Heiligen“ der Stiftshütte vollkommeneren Hütte, durch die Christus als Hohepriester ins Allerheiligste eingegangen, womit die im Fleische Christi auf Erden sich offenbarende Gottesgegenwart gemeint ist, durch welche hindurch er ins himmlische Allerheiligste, d. h. zur v. Gottesherrlichkeit einging (Hbr. 9, 11).

Calwer Bibellexikon

Die positiven Aussagen von V. 3 werden aufgenommen und verstärkt, um so den Gegensatz zu V. 4 hervorzuheben: Wer sein Wort beachtet, in dem vollendet sich die Liebe Gottes. Das ›Halten‹ der Gebote ist sachlich identisch mit dem ›Beachten‹ des Wortes, beides kann abwechselnd gebraucht werden (vgl. 1Joh 2,7; Joh 14,15.23.24; 15,9.20). Das Verb τελειοῦν (»vollenden/ans Ziel gelangen«) und die Genitivverbindung ἀγάπη θεοῦ (»Liebe Gottes«) verdeutlichen, dass die Aussagen des 1Joh nicht auf den Bereich der handlungsorientierten Ethik zu beschränken sind. Die eschatologische ( = endzeitliche und endgültige) Dimension verbindet 1Joh 4,17 mit dem Verb τελειόω: »Darin ist die Liebe unter uns zur Vollendung gekommen, dass wir Zuversicht haben am Tag des Gerichtes, weil, so wie jener ist, auch wir sind in dieser Welt.« Das Beachten/Halten des Wortes bezeichnet die Gesamtausrichtung der von der Liebe Gottes geprägten Existenz der Glaubenden, die auch im Gericht Bestand haben wird. Dies ermöglicht allein die Liebe Gottes, die als Grundlage und Zielpunkt christlicher Existenz die Liebe der Glaubenden zu Gott, das Halten der Gebote und damit auch die Liebe zum Bruder/zur Schwester umfasst. Von der Liebe Gottes72 her eröffnet sich das Leben und gelangt zu seiner Vollendung, so dass ein Sein in Gott ablesbar ist am Sein in der Liebe und d. h. am Beachten des Wortes/Halten der Gebote (vgl. 1Joh 4,12b). Von der Gotteserkenntnis und Gottesverbundenheit in der Liebe zeugt sichtbar die Gottesverpflichtung der Liebe. Das Sein in Gott ist durchaus mit räumlichen Vorstellungen verbunden, denn es liegt die Vorstellung eines Wirkungsraumes zugrunde: Der Glaubende und Getaufte ist in seiner Existenz vollständig durch Gott, genauer: durch Gottes Liebe bestimmt.

Die Johannesbriefe – Theologischer Handkommentar

Also nicht durch „Anstrengung“ oder „Mühe“ kann man sein „Einssein mit Jesus“ beweisen – da ist die Bibel sehr klar.

heftig verlangen/sich sehnen nach; nach der Gerechtigkeit, d. h. in ihrem eigenen Leben (danach nämlich, ganz Gottes Willen zu tun)

Glückselig die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden.

Elberfelder Bibel 1905 – Mt 5,6

Freuen dürfen sich alle, die danach hungern und dürsten, dass sich auf der Erde Gottes gerechter Wille durchsetzt – Gott wird ihren Hunger stillen.
Gute Nachricht

„Glücklich zu preisen sind die, welche das sehnlichste Verlangen haben,Gott wohlgefällig zu werden; denn ihr Verlangen wird gestillt werden.
Johannes Greber

Glücklich sind,die hungern und dürsten(sehnsüchtig warten auf) nach Gerechtigkeit, denn sie werden gesättigt(sattgemacht, ernährt) werden.
offene Bibel

Herzlichen Glückwunsch an die Leute, die sich danach sehnen, dass Gott sein Ding durchzieht und für Gerechtigkeit sorgt, denn sie werden genau das erleben.
Volxbibel

Es gibt Menschen, die möchten, dass alles gerecht ist.
Die möchten, dass alle anderen Menschen gerecht behandelt werden.
Diese Menschen können sich freuen.
Weil Gott selber für Gerechtigkeit sorgt.

Evangelium in Leichter Sprache,

πεινῶντες Ptz. πεινάω hungern, Hunger leiden; übertr. hungern nach = heftig verlangen/sich sehnen nach; subst. διψῶντες Ptz. διψάω Durst haben; übertr. dürsten nach = heftig verlangen/sich sehnen nach; subst. τὴν δικαιοσύνην nach der Gerechtigkeit, d. h. in ihrem eigenen Leben (danach nämlich, ganz Gottes Willen zu tun) od. allgemeiner (danach, dass sich Gottes Gerechtigkeit überall durchsetzt, u. a. durch sein heilvolles Eingreifen) od. (viell. am besten) beides. χορτασθήσονται Fut. Pass. χορτάζω (vgl. A3391ff) satt machen, sättigen; wohl pass. divinum (A76b).


Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Es ist dem Menschen natürlich, nach leiblicher Nahrung zu verlangen. Es ist ihm natürlich, nach Anwendung seiner Kräfte, nach Verkehr mit den Menschen und nach häuslichem Glück sich zu sehnen. Alles dies ist rechtmäßig und erlaubt, aber die Verheißung gilt einem anderen und höheren Verlangen: dem Hunger und Durst nach Gerechtigkeit.
Dieses Verlangen ruht in dem Menschen anfangs unbewusst. In dem Maße, als wir Licht über Gott und Seinen heiligen Willen und über unsere hohe Bestimmung erlangen, wird dieser Hunger nach Gerechtigkeit geweckt. Es ist nicht nur ein Sehnen nach Vergebung der Sünden und nach Ruhe für die Seele, es ist das Verlangen nach Befreiung von der Sünde und nach wirklicher Heiligung. Wir können dies Verlangen nicht stillen, unsere eigenen Mittel reichen hierfür nicht aus, aber dazu ist der Sohn Gottes erschienen, dass Er es stille, deshalb hat Er in unserem Fleisch Heiligkeit zustande gebracht und für uns die Gabe des Heiligen Geistes erworben. Er allein hatte Macht, diese Verheißung auszusprechen:

„Die nach Gerechtigkeit hungern, sollen gesättigt werden”, denn Er allein kann die Verheißung erfüllen. Eine nur zugerechnete Gerechtigkeit könnte diesen Hunger nicht stillen. Ein Evangelium, welches uns sagte, dass wir in unseren Sünden bleiben und uns mit Zudeckung derselben begnügen sollen, wäre kein Evangelium, es wäre eine traurige, keine freudige Botschaft.
Aber das Evangelium Gottes lautet anders: „Ich will dem Durstigen geben von dem Brunnen des Wassers des Lebens umsonst” (Offb 21,6).
Dieses Wasser des Lebens ist die Gabe des Heiligen Geistes, welcher die dürstende Seele nicht allein mit Beruhigung über das Vergangene, sondern mit der Kraft eines neuen göttlichen Lebens erfüllt und die Früchte der Gerechtigkeit schafft. In vielen Seelen war durch das Gesetz, den Erzieher auf Christum, dieser Hunger und Durst hervorgerufen worden. Diese ruft der Herr zu Sich, um sie zu erquicken; und Er erquickt sie in der Tat; schon jetzt hebt die Erfüllung Seines Wortes „sie sollen satt werden” an.

Doch bleibt auch noch ein Sehnen übrig, wie die Weisheit spricht:

„Wer von mir trinkt, der dürstet immer nach mir” (Sir 24,29).
Die tiefste Bekümmernis der Kinder Gottes ist die, dass sie dem Herrn nur unvollkommen dienen. Sie verlangen nach der vollkommenen Gerechtigkeit. Mögen andere in nichtigen Dingen ihre Befriedigung suchen, unsere Seele soll einstimmen in die Worte des Psalmisten:
„Ich aber will schauen Dein Antlitz in Gerechtigkeit, ich will satt werden, wenn ich erwache, an Deinem Bilde” (Ps 17,15).
Dieses Sehnen wird gestillt; „denn wie wir getragen haben das Bild des irdischen, so werden wir tragen das Bild des himmlischen”, des verklärten Christus (1 Kor 15,49).

Nur solche, in welchen dies Verlangen nach Gerechtigkeit lebendig war, fand der Sohn Gottes für Seine Erscheinung vorbereitet. Dasselbe Kennzeichen gilt auch jetzt, da uns Seine zweite Erscheinung nahegerückt ist. Diese Ankündigung davon ist zu uns gelangt, wir haben sie angenommen und wir sagen, dass wir auf Seine Wiederkunft warten. Aber ist dies Warten bei uns allen rechter Art?
Man kann Seiner Wiederkunft entgegensehen, wie man eine große Umwälzung erwartet, die sich aus den Zeichen der Zeit als bevorstehend schließen lässt.
Man kann von dem Kommen des Herrn sprechen, wie man eine politische Ansicht über den Stand der Dinge und dessen notwendige Folgen ausspricht. Aber dies ist nicht das Warten, welches Verheißung hat. Darin liegt noch nicht, dass Er, wenn Er erscheint, uns zur Seligkeit erscheinen wird.
Man kann um Sein Kommen bitten, damit die Überwindung des Todes offenbar werde und alles Elend auf Erden ein Ende nehme. Dies Gebet ist rechtmäßig, und so haben wir beten gelernt; doch gehört, damit unsere Erwartung und unser Gebet rechter Art sei und wir die Verheißung erlangen, noch etwas anderes dazu, nämlich das Hungern und Dürsten nach Gerechtigkeit. Der höchste Gegenstand unseres Sehnens muss dieses sein, dass wir dem Herrn ganz ähnlich werden, dass wir Ihn sehen, wie Er ist.
Unser Verlangen sei, dass Christus in Seiner Kirche vollends Gestalt gewinne, damit Er persönlich in ihrer Mitte erscheinen könne und damit sie Ihm dann ohne alle Sünde in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit diene. Dann wird Er das jetzt verkannte und unterdrückte Recht auf Erden aufrichten, dann werden die, welche nach Gerechtigkeit hungern, gesättigt sein.

Heinrich Thiersch – Die Bergpredigt und ihre Bedeutung

Hungern und Dürsten »nach Gerechtigkeit« steht im Gegensatz zu den machthungrigen Herrschern, wie sie in Dan 7 beschrieben werden. Nebukadnezar hatte nach »Völkern, Völkerschaften und Sprachen« (Dan 3,7) gedürstet; das medo-persische Reich hatte seine Grenzen »nach Westen und nach Norden und Nach Süden« ausgeweitet. (Dan 8,4). Das griechische Reich unter Alexander breitete sich aus »gegen Süden und gegen Osten und gegen die Zierde« (8,9) und erreichte sogar Indien. Später herrschte Rom über Süd- und den größten Teil Westeuropas und über Nordafrika. Solche Eroberungen waren ohne viel Ungerechtigkeit nicht möglich. Die Pharisäer waren nicht besser; ihre Verurteilung durch den Herrn in Mt 23 zeigt, daß ihnen praktische Gerechtigkeit fremd war. Wer wahre Gerechtigkeit sucht, kann sich daher mit solchen, die nach Macht, Besitz und Herrschaft über Länder und Nationen, ja, über die Welt trachten, nicht identifizieren, noch kann er solchen seine Hilfe anbieten. Einwahrer Jünger sucht nicht »Schätze auf der Erde« (Mt 6,19), noch sucht er größere Scheunen für große Ernten, wie jener reiche Kornbauer, der »Schätze für sich« sammelte (Lk 12,16-21).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Glückselig, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden!

Am 8,11; Lk 18,9-14; Joh 6,35; Offb 7,16; 21,6

Hungern und dürsten ist dasselbe wie »Nachjagen der Heiligung, ohne welche niemand den Herrn schauen wird!« Nur im Hungern und Dürsten, im ungestümen Verlangen, es in allen Dingen dem Herrn recht zu machen in Gedanken, Worten und Werken, liegt Sättigung und Erquickung durch Jesus! Gerechtigkeit ist somit Gabe, die nicht erarbeitet, erwirkt, sondern geschenkt wird. Gerechtigkeit ist nicht Leisten, sondern Empfangen. Welch ein Kontrast wiederum zu der »Gerechtigkeit der Pharisäer«.

Wuppertaler Studienbibel

Wonach dürstest DU? Momentan nur nach persönlicher Freiheit, wieder rausgehen zu können, und Dinge zu tun, die momentan nicht möglich sind? Oder dürstest du nach Gottes Gerechtigkeit?

Streitschlichter unter dem Friedefürsten

Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen

Elberfelder Bibel 1905 – Mt 5,9

Freuen dürfen sich alle,
die Frieden stiften –
Gott wird sie als seine Söhne und Töchterg annehmen.†

Gute Nachricht Bibel – Mt 5,9

Selig die Friedsamen; sie werden Kinder Gottes genannt werden.

Die Heiligen Schriften des Alten und Neuen Testamentes – Mt 5,9

Wie glücklich sind die, von denen Frieden ausgeht! / Sie werden Kinder Gottes genannt.

NeÜ bibel.heute Stand 2019 – Mt 5,9

Gott segnet die, die sich um Frieden bemühen, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.

Neues Leben – Bibel 2006 Mt 5,9

εἰρηνο-ποιός11 Friedensstifter (Jünger Jesu, des „Friedefürsten“ [vgl. Jes 9,5f], verbreiten seinen Frieden, u. a. indem sie die Botschaft vom Frieden m. Gott weitertragen, aber auch dadurch, dass sie Spaltungen, Bitterkeit u. Zank entgegenwirken u., wo immer möglich, Frieden stiften). κληθήσονται Fut. Pass. καλέω; wohl pass. divinum (A76b) sie werden (v. Gott) genannt werden (u. es daher sein [vgl. B 1aδ]; sie stehen in bis dahin unbekannter engster Beziehung zu ihm u. widerspiegeln seinen Charakter [vgl. 5,48]).

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Wer unter streitenden Brüdern Frieden zu stiften sucht, wird in dieser Welt wenig Dank dafür haben. Aber Christus blickt mit Wohlgefallen auf solche, denen es schmerzlich ist, Streit und Krieg mit ansehen zu müssen, und unerträglich, selbst in Feindschaft mit anderen zu leben. Er kam als Bringer des Friedens und freut sich an solchen, die den Frieden suchen. „Ist es möglich, so viel an euch ist, so habt mit allen Menschen Frieden.”
Wo aber findet sich mehr Streit und Bitterkeit als in der Kirchen- und Ketzergeschichte? Der Religionshass zwischen den verschiedenen Kirchenparteien ist zeitweise ärger gewesen als jeder andere Hass. Der Geist Kains hat unter den Christen Eingang gefunden, und die Feindschaft zwischen Christen und Christen ist die schwerste Betrübnis für den Heiligen Geist und die ärgste Schmach für den Namen des Herrn geworden. Wem der Friede unter den Christen nicht am Herzen liegt, wie kann er an jenem Tage als ein Kind Gottes anerkannt werden, da der Herr selbst von den Friedfertigen sagt: sie, nur sie werden Gottes Kinder heißen?

Bemüht sich jemand, die entzweiten Brüder zu versöhnen, jedem sein Unrecht und das Gute, das sich an dem andern noch findet, vorzustellen, so ist die gewöhnliche Folge, dass er von beiden ungern gesehen, ja sogar verdächtigt wird. Unentschiedenheit, Mangel an Rechtgläubigkeit, Gleichgültigkeit gegen das reine Bekenntnis, Zweideutigkeit des Charakters sind die Vorwürfe, die man gegen die Freunde des Kirchenfriedens erhebt. Doch diese Vorwürfe können wir ruhig ertragen, wenn wir die Worte hören: „Selig sind die Friedensstifter”.
Wir haben beten gelernt, dass der barmherzige Gott auf Sein zertrenntes Volk herabschauen und die Spaltungen der Christenheit heilen wolle. Wir sind gewiss, dass diese Bitte Ihm wohlgefällig ist und endlich Erhörung findet. Der Tag kommt, wo Er Seine Herde unter dem wahren Hirten vereinigen wird, und solche, die von ganzem Herzen danach verlangen, dafür gearbeitet und darum gebetet haben, sie dürfen dann auf Anerkennung als Kinder Gottes hoffen.

Die Bergpredigt und ihre Bedeutung


Wie die fünfte lehnt sich auch diese siebente Seligpreisung nicht an eine bestimmte Aussage des AT an. Dadurch wird es schwieriger, den genauen Sinn zu entdecken. Die öfter angegebenen Vergleichsstellen wie Röm 15,33; 16,20; Eph 2,15; Hebr 12,14; Jak 3,18 bieten keinen echten Vergleich und sind überdies von Lehre und Leben Jesu abhängig.

Sicher sind nicht die natürlicherweise Friedfertigen gemeint. Die genaue Übersetzung ergibt »Täter des Friedens., und Jakobus bestätigt diese Übersetzung in Jak 3,18 . Also geht es wie in Mt 5, 5 und Mt 5, 7 nicht um die Gesinnung, das Temperament oder Naturell, sondern um das Handeln. Doch worin unterscheidet sich dann die siebente von der dritten Seligpreisung? Und wenn die fünfte Seligpreisung schon das Handeln der Liebe in sich fasste, warum wird dann jetzt noch einmal ein Gesichtspunkt dieses Handelns besonders erwähnt?

Es scheint, dass man die Antwort in der aktuellen Lage suchen muss, in die Jesus hineinsprach. Etwa seit seiner Geburt wurde Israel und vor allem das heimatliche Galiläa durch fortwährende Aufstände und einen Partisanenkrieg gegen die Römer erschüttert. Die Kämpfe erhielten ihre besondere Härte durch die religiöse Überzeugung der kämpfenden Juden, durch ihren Einsatz würde das Reich Gottes herbeigeführt. Sie glaubten, wenn sie sich bedingungslos für Israel und seinen Gott im Heiligen Krieg einsetzten, würde Gott herabfahren und »das Reich für Israel aufrichten«. Diese Juden bildeten die Partei der Zeloten, der sog. »Eiferer«, da der alttestamentliche Eiferer Pinchas ihr Vorbild war (vgl. 4 Mose 25). Von den Zeloten spannen sich zahlreiche Verbindungsfäden zu den Pharisäern und Essenern. Einige ihrer Führer glaubten, der endzeitliche Messias zu sein, so Theudas und vielleicht auch Judas von Galiläa und der Ägypter, von denen die Apostelgeschichte berichtet. Vgl. Apg 5,36ff.); Apg 21,38 . Jesus muss einen Teil dieser Kämpfe in unmittelbarer Nähe miterlebt haben.

Sie mündeten schließlich in den verheerenden jüdisch -römischen Krieg von 66-73 n. Chr., wobei Jerusalem mit dem Tempel zerstört und viele Weissagungen Jesu erfüllt wurden. Aber auch Jesu Zuhörer waren von den Kampfhandlungen betroffen. Ja, die kleinen Bauern und Pächter Galiläas bildeten geradezu das Reservoir für die Partisanen, vergleichbar den Befreiungsbewegungen der heutigen Welt. Eine Reihe von Gründen legt es nahe, dass Jesus auf diese Situation Bezug nahm. So ist der Begriff »Täter des Friedens« nur hier in der Bibel zu finden. Die Aufstandsbewegung wurde von Jesus bei der sog. Frage nach dem »Zinsgroschen« eindeutig abgelehnt, indirekt auch in der Erzählung, wie Pilatus das Blut einiger Galiläer mit ihrem Opfer vermischt habe (Lk 13,1ff.); vgl. Mt 22,15ff.). Die Zerstörung des Tempels und das Verderben des judäischen Landes hat Jesus klar vorausgesagt (Mt 23,38; 24,1ff.). Als Petrus ihn wie einen Führer Israels verteidigen wollte, spricht er das grundsätzliche Wort: »Wer das Schwert nimmt, der soll durch das Schwert umkommen« (Mt 26,52). Jedenfalls kann diese Erklärung die angeschnittenen Fragen lösen, während eine andere Erklärung die Probleme offen lassen muss und weniger passt.

Gehen wir also davon aus, dass Jesus hier die gewaltsame Herbeiführung des Reiches Gottes durch die kämpfenden Juden ablehnt. Dann sieht Jesus gerade in den Kämpfenden solche Leute, die kein Vertrauen zu Gott haben, während die »Täter des Friedens« ähnlich wie die »Sanftmütigen« auf Gott vertrauen, der selbst sein Reich heraufführt (vgl. Apg 1,6ff.). Dieses Vertrauen preist er glücklich. Dann hat aber auch diese heilsgeschichtliche Stunde für Israel besondere Bedeutung. Es muss jetzt wählen zwischen der Nachfolge hinter dem Friedefürsten Jesus und dem Anschluss an die eigenmächtigen Kämpfer. Wir wissen, wie Israel sich entschieden hat und dass es durch seine falsche Entscheidung in zweitausendjährige Diaspora zerstreut wurde.

Diese Seligpreisung bedeutet aber zugleich auch eine Wegweisung für uns als das Israel nach dem Geist. Jede eigenmächtige Verwirklichung des Reiches Gottes auf Erden ist uns untersagt. Wir wissen, dass dort, wo Christen um des Glaubens willen zum Schwert griffen, böse Folgen entstanden: ob in den Kreuzzügen, bei den Kämpfen der Hugenotten, im Dreißigjährigen Krieg oder sonst. Darin liegt eine nachdrückliche Warnung, »Christliche« Befreiungsbewegungen auf gewaltsamer Bahn zu unterstützen.

Die Täter des Friedens »werden Gottes Söhne genannt werden«. Der Friede Gottes, d. h. auch der ewige Friede der Neuschöpfung, wird ihnen geschenkt. Sie sind die Kinder Gottes, als die sich fälschlich die Zeloten bezeichneten. Es ist sehr interessant, dass in den Texten Qumrans, das sich auf den Heiligen Krieg vorbereitete und mit dem Zelotismus verbunden war, auffallend häufig solche Ehrentitel wie »Söhne des Lichts«, »Söhne des Höchsten (=Gottes)« u. ä. auftauchen. Jesus enthüllt dies als falschen Anspruch. Man hat oft gefragt, warum sich Jesus so wenig mit den Essenern auseinandersetze. Trifft unsere Erklärung zu, dann finden wir in der 7. Seligpreisung zwar keine Polemik – wie überhaupt nie in den »Seligpreisungen«! – aber doch eine indirekte Ablehnung des zelotischen und essenischen Weges.

Edition C

Bin ich FRIEDFERTIG, wenn ich der Meinung bin, der einzigste zu sein, der Recht hat, der die Wahrheit hat, der nicht mehr lernen braucht? Suche ich Frieden, wenn ich die Vergangenheit nicht ruhen lassen kann, und immer wieder auf die Fehler der anderen herumkauen muss? Auch so manche Predigt, die ich aus dem www höre, dreht sich mehr um die Fehler der Apostel oder der Person des AT als um die Botschaft der Bibel – eigentlich schade!