Kategorie: Religion

mit der Milchflasche genährt?

Ach, wie viele Flaschenchristen gibt es, die nie aus dem Stadium herauskommen, dass der Prediger sie mit der Flasche nähren muss. Sie schlucken gehorsam, was er ihnen bietet,- aber zur Selbständigkeit und Mündigkeit im Glauben bringen sie es nicht. Sie glauben, was ihr Prediger glaubt, ohne weiteres, ohne zu prüfen. Aber wenn der Prediger nicht da ist, dann sind sie wie verwaist, wie Schafe ohne Hirten. Und kommen sie in eine andere Umgebung, wo es keine Ge­meinschaft gibt, dann – geht ihr inneres Leben rückwärts.

Wehe! Solche Leute kommen nicht durch, wenn die Proben der Zukunft hereinbrechen. Dann versagen sie, denn sie haben es nie zu einem selbständigen und unabhängigen Glauben gebracht.

O, soviel Abhängigkeit von Menschen! Und wenn die Menschen fehlen, die Halt und Stütze boten, dann bricht alles zusammen.

Denke dir einmal aus deinem Leben alles weg, was so zu dem christlichen Betrieb der Gegenwart gehört, denk’ dir die Gemeinschaftskonferenzen weg, die du zu besuchen pflegst, denk’ dir weg die Bibelkurse und Bibelwochen und Evangelisationen, denk’ dir auch weg deine Gemeinschaft mit ihren Stunden – könntest du dann auch noch ein Christ sein? Oder bricht dann das ganze Gebäude deiner Frömmigkeit in sich zusammen? Denke dir auch die Bibel weg – was würde dann noch von deinem Glauben übrig bleiben?

Hängst du am HErrn oder an deiner Gemeinschaft? Das mach’ dir einmal klar! Stehst du in wirklicher Lebensge­meinschaft mit dem HErrn oder nicht?

Daniel – ein Vorbild für unsere Zeit

Eine gründliche Bekehrung bricht die Brücken ab, die uns mit der Welt verbinden. Sie macht Schluss und Bruch mit der Sünde.

Und sie bringt uns in Lebensgemeinschaft mit Christo. Es ist nicht nur eine geistliche Erfahrung der Vergangenheit, die man gemacht hat, man macht fort und fort geistliche Erfahrungen, denn man lebt mit dem HErrn in Gemeinschaft Tag um Tag.

Tust du das? Prüfe einmal deine Bekehrung, ob sie wirklich deine Beziehungen zur Sünde abgebrochen hat, ob sie wirklich dich mit Jesus in lebendige Gemeinschaft, in täg­lichen Herzensverkehr gebracht hat.

Und wenn deine Bekehrung rechter Art ist, dann wird es sich noch darum handeln, ob du in täglicher, praktischer Heiligung stehst. Was heißt das? Das heißt: dass der Heilige Geist alle Gebiete deines Lebens regiert und durch­dringt. Wie viele machen einen Unterschied zwischen den Sonntag und dem Werktag. Um Sonntag sitzen sie in der Versammlung und dienen mit am Wort. Aber am Montag im Geschäft geht es nach anderen Grundsätzen. „Da kam man’s nicht so genau nehmen, das ist unmöglich.“

Wahre Heiligung durchdringt das ganze Leben – das Eheleben – das Familienleben – das Geschäfts- und Be­rufsleben – die Ferien- und Freizeiten – alles.

Das war die Torheit der „törichten Jungfrauen“, von denen Jesus im Gleichnis spricht, dass sie vergessen hatten, für Öl zu sorgen, das sie hätten nachgießen können, um ihre Lampen brennend zu erhalten. So gibt es Kinder Gottes, die stehen nicht unter den täglichen Zuflüssen des Heiligen Geistes, sie lassen sich nicht in allem leiten durch Seinen Geist.

Wer in täglicher, praktischer Heiligung steht, der lebt vor Gott und mit Gott und für Gott in all seinem Tun, daheim und draußen.

Tust du das? Dann bin ich nicht bange um dich. Wenn du in wirkliche Lebensgemeinschaft mit Gott eingetreten bist und darin lebst und bleibst, dann wird Er dich bewahren und durchbringen. Denn Seine Auserwählten bringt Er durch.

Ernst Moderson

Noch ein paar Zitate aus dem Buch, welches ich gerade „höre“

Planmäßig

Denn ich weiß ja die Gedanken, die ich über euch denke, spricht Jehova, Gedanken des Friedens und nicht zum Unglück, um euch Ausgang (O. Zukunft) und Hoffnung zu gewähren.
Elberfelder 1871 – Jeremia 29,11

Denn also spricht Jehovah: Wenn siebzig Jahre voll sind (nach dem Munde der Fülle von siebzig Jahren) für Babel, werde Ich euch heimsuchen und über euch Mein gutes Wort bestätigen, daß Ich euch zurückbringe an diesen Ort. Jer 25,11.12; 33,14; 1Kön 2,4.
Denn Ich weiß die Gedanken, die Ich denke über euch, spricht Jehovah, Gedanken des Friedens und nicht zum Bösen, euch zu geben eine Zukunft und Hoffnung. Jer 32,37; Ps 92,6; Jes 55,8.9.
Und rufet ihr Mich und wandelt und betet zu Mir, so werde Ich auf euch hören. Jes 58,9; Ps 50,15.
Und ihr werdet Mich suchen und finden, wenn ihr nach Mir sucht von ganzem Herzen. 5Mo 4,29; 1Chr 28,9; Jes 55,6.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Jer 29,10–13

Ich weiß genau, was ich mit euch machen will. Und ich habe einen guten Plan für euch, einen Plan, der Frieden bringt und kein Chaos. Ich will euch eine gute Zukunft schenken, damit ihr die Hoffnung nicht verliert.
VolxBibel – Jer 29,11

In dem Seelsorgebuch, das ich vor kurzem duchgegangen bin, ist das ein Vers, der fast in jedem Kapitel als „Lösungsansatz“ angeboten wird. Einfach aus dem Zusammenhang gerissen: Gott wird dein Leben wieder zum Guten verändern – also laß IHN machen.
Aber schaut man sich den Vers genauer an, dann stellt man fest: Jehovah spricht durch Jeremia zu seinem Volk, und widerspricht darin der „Ersatztheologie“ – ER hat einen Plan mit Israel, seinem Volk – und wird diesen Plan auch ausführen! So unwahrscheinlich wie ein Wiederaufbau des Tempels zur Zeit Jeremias aussah, so unwahrscheinlich scheint heute, dass es ein Volk aus jüdischen Menschen nach IHM schreien wird. Aber auch diese Vorraussage der Bibel wird sich erfüllen.

Wenn wir nun die in den Kapiteln 30 bis 33 enthaltenen prophetischen Hinweise Jeremias auf die Zukunft Israels kurz zusammenfassen, wollen wir uns diese verschiedenen Phasen der Wiederherstellung vor Augen halten.
Was uns hier vor allem beeindruckt, ist Gottes unveränderliche Liebe zu seinem Volk. Er sagt von ihm: «Ja, mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt; darum habe ich dir fortdauern lassen meine Güte» (Jer 31,3) – «Denn ich weiss ja die Gedanken, die ich über euch denke, spricht der HERR, Gedanken des Friedens und nicht zum Unglück, um euch Ausgang und Hoffnung zu gewähren» (Jer 29,11). So, wie Er über sie gewacht hat, um niederzureissen, zu zerstören und zu verderben, so wacht Er über sie, um zu bauen und zu pflanzen (Jer 31,28).
Hinsichtlich der Wiederherstellung seines zwölfstämmigen Volkes und der Erfüllung seiner Verheissungen an David gibt Er eindrückliche Zusicherungen: «Wenn nicht mein Bund bezüglich des Tages und der Nacht besteht, wenn ich nicht die Ordnungen des Himmels und der Erde festgesetzt habe, so werde ich auch die Nachkommen Jakobs und Davids, meines Knechtes, verwerfen, dass ich nicht mehr von seinen Nachkommen Herrscher nehme über die Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs. Denn ich werde ihre Gefangenschaft wenden und mich ihrer erbarmen» (Jer 33,25.26).
Der Schlag des HERRN gegen sein Volk war so furchtbar, dass dessen Wunde unheilbar ist. Vonseiten der Menschen kann und will ihm niemand helfen. Aber der HERR sagt: «ich will dir einen Verband anlegen und dich von deinen Schlägen heilen» (Jer 30,17).
Er wird die Kinder Israel heraufführen aus all den Ländern, wohin Er sie vertrieben hatte, und wird sie in ihr Land zurückbringen, das Er ihren Vätern gegeben hat. «Siehe, ich will zu vielen Fischern senden, spricht der HERR, dass sie sie fischen; und danach will ich zu vielen Jägern senden, dass sie sie jagen von jedem Berg und von jedem Hügel und aus den Felsenklüften» (Jer 16,15.16).
Aber die Rückkehr des Volkes ins Land genügt nicht. Es muss auch eine innere Umkehr stattfinden. In Sacharja 13,8.9 lesen wir, dass zwei Teile des Volkes im Land, die im Unglauben verharren, ausgerottet werden und verscheiden. Den dritten Teil wird der HERR ins Feuer der Drangsal bringen und sie läutern. Sie werden Ihn anrufen und Er wird sich von ihnen finden lassen. – Andere wieder, besonders Ephraim, d.h. die zehn Stämme, werden schon in den fremden Ländern zur Buße gelangen und sagen: «bekehre mich, damit ich mich bekehre, denn du bist der HERR, mein Gott. Denn nach meiner Umkehr empfinde ich Reue, und nachdem ich zur Erkenntnis gebracht worden bin, schlage ich mich auf die Hüften. Ich schäme mich und bin auch zuschanden geworden, denn ich trage die Schmach meiner Jugend» (Jer 31,18.19). Wie wird der HERR antworten? «Siehe, ich bringe sie aus dem Land des Nordens und sammle sie vom äussersten Ende der Erde … Mit Weinen kommen sie, und unter Flehen leite ich sie; ich führe sie zu Wasserbächen auf einem ebenen Weg, auf dem sie nicht straucheln werden. Denn ich bin Israel zum Vater geworden, und Ephraim ist mein Erstgeborener» (Jer 31,7-9).
Das geläuterte Volk wird «dem HERRN, ihrem Gott, dienen und ihrem König David, den ich ihnen erwecken werde.» Denn «sein Machthaber wird aus ihm sein und sein Herrscher aus seiner Mitte hervorgehen» (Jer 30,9.21).
Der HERR wird mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund machen: «Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres legen und werde es auf ihr Herz schreiben; und ich werde ihr Gott, und sie werden mein Volk sein … sie alle werden mich erkennen von ihrem Kleinsten bis zu ihrem Grössten, spricht der HERR. Denn ich werde ihre Schuld vergeben und ihrer Sünde nicht mehr gedenken» (Jer 31,31-34).
Jerusalem wird dem HERRN dann «zum Freudennamen, zum Ruhm und zum Schmuck sein bei allen Nationen der Erde, die all das Gute hören werden, das ich ihnen tue.» Die Stadt wird genannt werden: «Der HERR, unsere Gerechtigkeit»18 (Jer 33,9.16).
Ja, dann wird eine nie endende Freude und Wonne sein: «Sie werden kommen und jubeln auf der Höhe Zions und herbeiströmen zu den Gütern des HERRN: zum Korn und zum Most und zum Öl und zu den jungen Schafen und Rindern; und ihre Seele wird sein wie ein bewässerter Garten, und sie werden fortan nicht mehr verschmachten. Dann wird die Jungfrau sich freuen beim Reigen, und Jünglinge und Greise miteinander; und ich will ihre Trauer in Freude verwandeln und sie trösten und will sie erfreuen, indem ich sie von ihrem Kummer befreie» (Jer 31,12.13).

Halte fest 1966

Die siebte Passage ist Jeremia 29:11, aber dieser Vers befasst sich auch mit Gottes Souveränität und Gottes Vorsehung, nicht mit seinem individuellen Willen.

Fruchtenbaum – Die Sammlung messianischer Bibelstudien

Um die Menschen in ihrer Gefangenschaft gelassen zu machen und ihnen Frieden zu geben:
Bringt Gott sie davon ab, auf dem falschen Fundament aufzubauen, das ihre falschen Propheten gelegt haben (Vers 8–9). Die falschen Propheten sagen ihnen, dass ihre Gefangenschaft kurz sein wird und dass sie deshalb nicht daran denken sollen, in Babel Wurzeln zu schlagen. „Darin nun täuschen sie euch“, sagt Gott. „ ‚Sie weissagen euch falsch‘, auch wenn sie dies ‚in meinem Namen‘ tun. Doch lasst euch von ihnen nicht täuschen. Lasst nicht zu, dass ihr von ihnen irregeführt werdet.“ „Hört auch nicht auf eure Träume, die ihr euch träumen lasst!“ (Vers 8). Er meint entweder die Träume oder falschen Gedanken, mit denen die Menschen sich erfreuen, oder die Träume, welche die Propheten haben und auf welche sie ihre Prophetien stützen. Die Menschen lassen sie sich träumen, denn sie ermutigen die Propheten, sie zu täuschen, und bitten sie, nur „angenehme Dinge“ zu schauen (Jes 30,10). Ob die Träume nun die Menschen oder die Propheten träumen, es sind Träume, um die die Menschen selbst gebeten haben.
Gibt er ihnen eine gute Grundlage, worauf sie ihre Hoffnungen bauen können. Gott verheißt ihnen hier, dass sie zwar nicht schnell zurückkehren werden, sie aber schließlich zurückkehren werden, „wenn die 70 Jahre … gänzlich erfüllt sind“ (Vers 10). Er wird ihre Gefangenschaft beenden. Sie sind zwar zerstreut, manche in dem einen und andere in einem anderen Land, doch er wird sie „sammeln aus allen Völkern und von allen Orten, zu denen ich euch verstoßen habe“ (Vers 14) und sie zu einem Leib zusammenfügen. Sie werden in ihr eigenes Land zurückgebracht werden, an den Ort, von dem sie weggeführt worden sind (Vers 14).
2.1 Das wird die Erfüllung der Verheißung Gottes an sie sein (Vers 10): Dann wird Gott „mein gutes Wort … an euch erfüllen“. Ihre Rückkehr aus dem Exil wird durch die Gewissheit sehr ermutigend sein, dass sie die Erfüllung von Gottes gutem Wort ist, das Resultat einer gnädigen Verheißung.
2.2 Das wird Gottes Plänen mit ihnen entsprechen (Vers 11): „Ich weiß, was für Gedanken ich über euch habe.“ Seine Gedanken sollen alle zu dem erwarteten Ende führen (Vers 11; KJV), das er zu gegebener Zeit zeigen wird. Sie sollen geduldig sein, bis die Frucht reif ist, und dann werden sie sie bekommen. Er wird ihnen, wörtlich, „ein Ziel und eine Erwartung“ geben, eine Zukunft und eine Hoffnung. Wenn es am schlimmsten ist, dann wird es beginnen, besser zu werden. Er wird sie das Ende sehen lassen – einen tröstlichen Schluss – ihrer Not und die herrliche Vollendung ihrer Wiederherstellung. Er, der am Anfang Himmel und Erde samt dem ganzen Heer von beiden vollendet hat, wird allen Segen beider für die Seinen vollenden. Gott macht nichts zur Hälfte. Er wird sie auch ihre zukünftige Erwartung sehen lassen, das Ende, das sie sich wünschen. Er wird ihnen nicht die Erwartungen ihrer Ängste oder ihrer Fantasie geben, sondern die Erwartung ihres Glaubens.

Der Neue Matthew Henry Kommentar

rausgerettet

Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, auf daß er die Welt richte, sondern auf daß die Welt durch ihn errettet werde.
Elberfelder 1871 – Joh 3,17

Denn Gott hat den Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde.
Kautzsch/Weitsäcker – Johannes 3,17

Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt beordert, um alle erst mal fertigzumachen und zu verurteilen. Nein, er will sie alle durch ihn aus ihrem Dreck rausretten!
VolxBibel – Joh 3,17

Joh 3:16-18 : Die Zeitformen der griechischen Verben in dieser Passage legen folgende wörtliche Übersetzung nahe: »So hat Gott die Welt geliebt: er gab seinen Sohn.« »Eingeboren« bedeutet wörtlich »besonders, geliebt«; das Wort wird in der jüdischen Literatur häufig für Isaak gebraucht, weil es deutlich macht, welch großes Opfer Abraham mit seiner Bereitschaft, seinen eigenen Sohn zu töten, brachte. »* Ewiges Leben« bedeutet wörtlich »das Leben der künftigen Welt«. Die Gegenwartsform (»haben«) weist darauf hin, dass die, die Jesus vertrauen, dieses Leben bereits in der Gegenwart erfahren. Die Liebe Gottes zu den Menschen und seine besondere Liebe zu Israel spielt zwar in der gesamten jüdischen Literatur eine wichtige Rolle, das Opfer aber, von dem hier die Rede ist, ist unvergleichlich in seiner Art, vor allem deshalb, weil es für »die Welt« dargebracht wird – ein Ausdruck, der sich im Johannesevangelium normalerweise auf die bezieht, die noch nicht den Willen Gottes tun. Auch das A.T. spricht immer wieder von der unermesslichen Liebe Gottes (z. B. 2.Mose 34,6-7; 5.Mose 7,7-8; Ri 10,16; Jes 63,9; Hos 11,1-4.8-11 ; vgl. Jes 16,11; Jer 48,36 ).

Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Diese beiden Verse stellen die unvermeidliche Trennung unter den Menschen dar, die durch das Erlösungswerk Christi, das den Menschen in der Verkündigung des Evangeliums angeboten wird, zustandekommt. Er kam zu suchen und zu retten, was verloren ist, nicht „auf daß er die Welt richte“. Für „richten“ steht krino; das um eine Vorsilbe erweiterte katakrino bedeutet „verdammen“ oder „verurteilen“ (Mt 20,18; Röm 8,34). In den Versen 17-19 kommt krino dreimal vor; einmal das entsprechende Hauptwort krima. „Auf daß die Welt durch ihn errettet werde“ zeigt, daß das ewige Leben allen angeboten wird. Das Angebot gilt allen, obwohl V.18 zeigt, daß Ungläubige es nicht annehmen. Paulus schreibt an mehreren Stellen von diesem allgemeinen Angebot: „zum Lösegeld für alle“ (1Tim 2,4-6); „gegen alle und auf alle“ (Röm 3,22); „er ist für alle gestorben“ (2Kor 5,15). Er schränkt freilich diese beiden letzten Aussagen ein, indem er sagt, wer das angebotene Leben annimmt.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Für alle – aber annehmen müssen wir es … das ist also unsere Entscheidung!

Freiheit oder unter einem Joch?

Für die (O. In der) Freiheit hat Christus uns freigemacht; stehet nun fest und lasset euch nicht wiederum unter einem Joche der Knechtschaft (O. Sklaverei) halten.
Elberfelder 1871 – Galater 5,1

Christus hat uns befreit, damit wir als Befreite leben. Bleibt also standhaft und lasst euch nicht wieder in ein Sklavenjoch spannen!
Neue evangelistische Übersetzung – Gal 5,1

Durch Christus sind wir frei geworden, damit wir als Befreite leben. Jetzt kommt es darauf an, dass ihr euch nicht wieder vom Gesetz versklaven lasst.
Hoffnung für Alle – Galater 5,1

Erst durch Jesus Christus sind wir wirklich ganz frei geworden. Kämpft jetzt darum, diese Freiheit nicht wieder zu verlieren! Ihr braucht nicht mehr unter der Fuchtel von den Gesetzen stehen.
VolxBibe – Gal 5,1

ἐλευθερία Freiheit; dat. commodi (A173; BDR § 1881) für die/zur Freiheit. ἠλευθέρωσεν Aor. ἐλευθερόω befreien. στήκετε Imp. στήκω (< ἕστηκα205) stehen; feststehen. ζυγός Joch. δουλεία Sklaverei; Knechtschaft. ἐν-έχεσθε Imp. Pass. -έχω in sich haben; festhalten; Pass. m. Dat. sich festhalten lassen von, hängen bleiben an, belastet sein mit, sich einspannen lassen in.

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

»Zur Freiheit hat uns Christus befreit!« – das ist der Überschriftssatz über jede weitere Mahnung, das ist aber auch die Zusammenfassung alles bisher Dargelegten. Die »Freiheit«, die Paulus hier benennt, ist damit zunächst die Freiheit vom Gesetz. Wer in Christus ist, sein Jünger geworden ist, der lebt nicht mehr unter dem Gesetz – unter dem fordernden und vernichtenden Gesetz der Vergeltung -, er lebt nun in der Vergebung. »Christus hat uns befreit«, kein anderer konnte das tun. Er hat die »Mächte« (vgl. Gal 4,3-9) besiegt. Sünde, Satan und Tod haben kein Anrecht mehr an den Kindern Gottes. Jesus hat sie freigekauft. »Steht nun fest«, solche Freiheit muss und kann festgehalten werden und das geschieht eben so, dass wir uns auf diese »objektive« Heilstatsache stellen, auf die Erlösung, die am Kreuz Jesu Christi geschehen ist.

Die Irrlehrer wollen den Galatern diesen festen Stand nehmen. Paulus sagt ganz hart: sie wollen euch „wieder in das knechtische Joch fangen«. Das »Joch«, das Holz, unter das die Zugtiere ihre Nacken beugen müssen, in das sie zur Arbeit eingespannt werden, um ihren eigenen Willen zu brechen, ist ein Bild für Sklaverei. Wer unter dem Joch geht, kann nicht mehr selbst bestimmen, er hat den Forderungen und Anweisungen eines anderen bedingungslos zu gehorchen. In solche Abhängigkeit aber sollen sich die Galater nicht mehr hineinzwingen, wörtlich: »nicht mehr festhalten« lassen. Sie sind schon ein Stück weit vom Stand der Freiheit abgewichen, sind im Begriff, sich unter das Joch des Gesetzes zu beugen und in die Sklaverei der Eigengerechtigkeit zu verfallen. Als äußeres Zeichen der Gesetzesfrömmigkeit gilt aber die Beschneidung. Noch ist Warnung und Rückruf möglich, – offensichtlich sind die Galater noch nicht endgültig entschieden.

Edition C

Indem er dies gesagt hatte, forderte Petrus die Judaisten heraus (15,10). Nun denn … , im Licht dessen, was in den vorangegangenen Versen gesagt worden war, was versucht ihr Gott? Wer die Errettung der Heiden in Frage stellte, der versuchte Gott. Die Versuchung bestand darin, ein Joch auf den Hals der Jünger zu legen. Das Gesetz war laut Galater 5,1 wirklich ein Joch. Diese Jünger waren Gläubige aus den Nationen. Petrus akzeptierte sie als Brüder und Schwestern im Herrn; das zeigt der Gebrauch des Begriffes Jünger. Warum sollten sie ein Joch tragen, das nicht einmal die Juden hatten tragen können? – weder unsere Väter noch wir von der damals gegenwärtigen Generation. Petrus meinte: »Warum sollten die Heiden zu etwas gezwungen werden, was wir selbst nicht erreichen konnten?« Genau das wäre aber geschehen, wenn sie von den Heiden die Beschneidung verlangt hätten. Diese Forderungen hätte Folgendes nach sich gezogen: Erstens, sie hätte Gott versucht; und zweitens hätte sie die Jünger unter ein untragbares Joch gebracht. Schließlich führte Petrus aus, dass die Errettung wirklich aus Gnade ist. Vielmehr glauben wir, durch die Gnade des Herrn Jesus in derselben Weise gerettet zu werden wie auch jene. Indem er Jesus Herrn nannte, erklärte Petrus Jesus zum Mittler der Gnade, der allein Errettung gewährt. Das Heil kommt zu Juden und Heiden aus Gnade durch den Glauben.

Wir fassen die Argumentation des Petrus zusammen: Erstens, es war Gottes freier Entschluss, dass die Nationen das Evangelium hören sollten. Zweitens, Gott gab ihnen den Heiligen Geist ohne Unterschied und ohne Diskriminierung. Das war der Beweis ihrer Annahme. Und drittens, das Gesetz war schon für die Juden ein untragbares Joch, warum sollte es dann auf die Heiden gelegt werden?

Arnold G. Fruchtenbaum – Getz und Gesetzlichkeit

Unsere Befreiung ist das Werk Jesu und soll von uns als seine Gabe geschätzt werden. Er hat uns die Freiheit dazu verschafft, damit wir sie besitzen und gebrauchen, nicht aber verachten und preisgeben. Nun haben wir aufrecht zu stehen und auf Jesu Gabe niemals zu verzichten. Es steht nicht mehr in unserer Willkür, ob wir unsere Freiheit schirmen und lieber knechtisch uns beugen wollen. Diese Frage ist für alle Fälle dadurch entschieden, dass Christus uns frei gemacht hat. Nun darf ich nichts und niemand mehr über mich Herr werden lassen und mich vor keiner Satzung beugen, als wäre sie ein unwandelbares Heiligtum und eins mit Gerechtigkeit; ich darf mich keinem Menschen unterstellen, als hinge an ihm mein ewiges Leben, und darf mich durch keine Furcht und durch keine Lust fesseln lassen; ich habe den festen Stand zu behaupten, in dem ich, meiner selbst mächtig, beruhigt und fest, keines anderen bedarf als des Christus, der mich zur Freiheit erhoben hat.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Und wie nutze ich meine Freiheit?

Schweigen – Reden – Tratschen ??

Denn jede Natur, sowohl der Tiere als der Vögel, sowohl der kriechenden als der Meertiere, wird gebändigt und ist gebändigt worden durch die menschliche Natur; die Zunge aber kann keiner der Menschen bändigen: sie ist ein unstetes Übel, voll tödlichen Giftes.
Elberfelder 1871 – Jakobus 3,7–8

denn jede Natur, der wilden Tiere und auch der Vögel, der kriechenden ‹Tiere› und auch der Meerwesen, wird gebändigt und ist gebändigt worden von der menschlichen Natur, aber die Zunge vermag keiner der Menschen zu bändigen, ein ungehaltenes Übel, voll todbringenden Giftes.
Jantzen Jettel – Jak 3,7–8

Die Menschen haben es gelernt, Löwen zu dressieren, Vögeln das Sprechen beizubringen und Delfine aus dem Wasser springen zu lassen, aber die Zunge haben sie nie in den Griff bekommen. Unkontrolliert verbreitet sie ihr tödliches Gift.
Mit ihr sagen wir Gott, unserem Vater, wie toll er ist, und im nächsten Augenblick verfluchen wir einen Menschen, obwohl der ja nach dem Vorbild von Gott gemacht wurde. Gute Wünsche und fiese Aggrosprüche kommen aus demselben Mund. Leute, genau das soll bei euch nicht abgehen!
VolxBibel – Jak 3,7–10

In den 10 Worten/Geboten wird dem Volke Gottes verboten, Lügen oder Schlechtes über andere zu sagen. Aber wie trifft uns dies?

Zunge Die Z. als Werkzeug menschlicher → Sprache kann Urheberin und Mittlerin sowohl vieler Sünden (Jak 3,5ff) als auch des Lobes Gottes sein (Phil 2,11).

Bes. das Buch Hiob, die Psalmen und die Sprüche warnen vor ihr. Sie ist Trägerin der List (Hiob 15,5), Heuchelei (Ps 5,10Röm 3,13) und Lüge (Ps 50,1978,36). Zank (Ps 31,21), Verführung (Spr 6,24), überhaupt Bosheit und Sünde (Hiob 20,12; vgl. Ps 39,2) gehen von der Z. aus. Bildlich bezeichnet man sie als Schlange (Ps 140,4), eine Geißel (Hiob 5,21) oder ein Schwert (Ps 57,564,4).

Die Z. des Gottesfürchtigen dagegen rühmt und preist den Herrn (Ps 66,17126,2) und redet von seiner Gerechtigkeit (Ps 35,28). Der Gottesfürchtige hütet seine Z. vor Trug und Sünde (Hiob 27,4Ps 39,2), weil er weiß, dass kein Wort auf seiner Zunge ist, das Gott nicht kennt (Ps 139,4).

An vielen dieser und anderer Stellen der Bibel kann das bildhaft-konkrete Wort »Zunge« ohne Weiteres durch die dem heutigen Sprachgebrauch gemäßen Wörter »Rede, Worte, Sprache« ersetzt werden.

Lexikon zur Bibel

Der nach dem Ebenbild Gottes erschaffene Mensch (V. 9 ) wurde zum Herrn über die gesamte Schöpfung ernannt ( 1.Mose 1,26 ). Er kann sich, wie Gott es geboten hat, alle Kreaturen der Schöpfung unterwerfen ( 1.Mose 1,28; 9,2 ). Die Zunge aber ist wie eine Schlange voll von tödlichem Gift ( Ps 140,4 ; vgl. 58,2-6 ; die –Schriftrollen vom Toten Meer und andere jüdische Schriften). Auch die stoischen Philosophen befassten sich manchmal mit dem Thema der Herrschaft des Menschen über die Tiere.
Jak 3:9-10 : Auch andere jüdische Lehrer verwiesen auf die Inkonsequenz, die darin liegt, Gott zu loben und gleichzeitig die Menschen, die doch nach seinem Bild geschaffen sind, zu verfluchen; und noch häufiger machten sie warnend deutlich, dass man, was immer man einem anderen Menschen antut, Gott selbst antut, da die Menschen nach seinem Bild geschaffen sind; die Leser des Jakobusbriefes konnten den Verfasser in diesem Punkt also gar nicht missverstehen. Die Passage stellt noch einmal die Form klar, was unter »verfehltem« Reden zu verstehen ist, wie es bereits in 3,1-2 angesprochen wurde: ein widersprüchliches Reden, in dem Gotteslob und Fluch sich mischen; damit ist der Verfasser bei der Grundproblematik, mit der sich sein ganzer Brief auseinander setzt. Sei es nun durch zündende Volksverführung oder durch den Ruf zur Schlacht – die Verfluchung menschlicher Feinde ist unvereinbar mit der Anbetung Gottes, ganz gleich, wie sehr ein solches Verhalten in patriotischen jüdischen Überlieferungen auch gerühmt werden mochte (seit der Makkabäerzeit ).

Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

In Vers 7 merkt Jakobus an, dass das Tierreich zähmbar und zu bändigen ist. Indem er mit dem Wort Denn beginnt, schlägt er eine Brücke zu den Versen 5-6. Jakobus sagt nicht, dass jedes Geschöpf oder jedes Tier vom Menschen gezähmt worden ist. Das hier verwendete griechische Wort bedeutet „Wesen“. Das Wesen eines jeden Tieres ist vom Menschen gebändigt worden. Es gibt eindeutige, wesenseigene Charakteristika, welche die Tiere in klare Gruppen unterteilen; und jede Kategorie – nicht unbedingt jedes Tier – ist gezähmt worden. Die Kategorien sind jeder Art oder jeden „Wesens“. Der Ausdruck jede Art in diesem Vers gründet sich auf 1 Mose 9,2. Es gibt vier Tierkategorien. Die von ihm erwähnten „Arten“ sind Tiere – gemeint sind laufende Tiere; Vögel – gemeint sind fliegende Tiere; kriechende – also krabbelnde Tiere; und Seetiere, also alle schwimmenden Geschöpfe. Der letzte Ausdruck Seetiere [Dinge im Meer – Anm. d. Übers.] ist ein griechisches Wort, das nur hier im griechischen Text gebraucht wird. Der Ausdruck gebändigt bedeutet nicht domestiziert. Es heißt „untertan machen“, „abschwächen“ oder „Einhalt gebieten“ – ein nur hier und in Markus 5,4 gebrauchtes Wort. In der Gegenwartsform ist das eine von der Menschheit wiederholt beobachtete Tatsache. Der Ausdruck ist gebändigt worden steht im Perfekt und weist darauf hin, dass die Geschichte diese vorangegangene Beobachtung bestätigt. Daher sind alle Kategorien gebändigt und gebändigt worden durch die menschliche Art. Das Griechische betont „die Art“ des Menschen; die „Art“ der Geschöpfe aus der Tierwelt steht der Kontrolle durch menschliche „Art“ offen. Betont wird die Überlegenheit der menschlichen Art über die vier Arten der Tiere, ob sie nun laufen, fliegen, kriechen oder schwimmen.

Arnold Fruchtenbaum – Der Jakobusbrief

Während jedoch alle vier Bereiche der Tierwelt gebändigt oder dem Menschen unterworfen sind, erklärt Jakobus in Vers 8, dass die Zunge nicht gebändigt ist. Das Wort aber hebt diesen Kontrast hervor. Die Zunge aber kann keiner der Menschen bändigen. Kann in der Gegenwartsform lenkt die Aufmerksamkeit auf die ständige Unfähigkeit des Menschen, die Zunge zu zähmen. Wenn Jakobus von keinem der Menschen schreibt, heißt das: Es gibt keine Ausnahmen. Die Betonung liegt hier auf dem Wort „Mensch natürlich“. Das griechische Wort lautet anthropos (z. B. Ursprung des Wortes „Anthropologie“) – es bedeutet „nach Menschenart“. Die Menschheit verfügt nicht über die Fähigkeit, die Zunge zu bändigen. Diese Unfähigkeit ist eine moralische Unfähigkeit, eine Schwäche des menschlichen Willens. Im griechischen Text steht das Wort Mensch am Ende des Satzes, und es heißt wörtlich: „Die Zunge kann nicht gezähmt werden vom Menschen.“ Diese Bedeutung bietet Gott die Möglichkeit, diese Bändigung vorzunehmen. Was der Mensch von Natur aus nicht tun kann, kann Gott übernatürlich tun. Die einzige Möglichkeit für uns, die Zunge zu beherrschen, ist die übernatürliche durch den Heiligen Geist. Andernfalls ist die Zunge ein unstetes Übel. Der griechische Ausdruck für ein unstetes Übel trägt auch die Bedeutung von „instabil“ oder „wankelmütig“ – die Übersetzung in 1,8. Die Aussage: Die Zunge ist unbeständig und unzuverlässig. Hier in diesem Vers lautet die Definition unbeherrscht, unbeherrschbar, ein Instrument der Bosheit, unfähig, zurückgehalten zu werden, und immer geneigt, in lasterhafte Worte auszubrechen. Durch die Bezeichnung rastlos meint Jakobus, dass sie sich immer rührt und ändert; sie entgeht dem menschlichen Zugriff und drosselt alle Versuche ab, sie zu dämpfen. Sie gleicht einem ungebändigten Tier, das hin- und herwandert, bereit, sich auf alles zu stürzen, was ihm zu nahe kommt. Die Art der Zunge ist übel. Das griechische Wort meint „gemein“ und „verroht“ im Wesen. Er fügt hinzu: [Sie ist] voll tödlichen Giftes. Der Einfluss der Zunge ist tödlich. Wörtlich lautet das Griechische „Tod tragend“; es wird nur hier gebraucht. Das Bild ist eine tödliche Schlange wie die in Psalm 58,5 und 140,4.

Arnold Fruchtenbaum – Der Jakobusbrief

Der falsche Gebrauch der Zunge
Beim genauen Lesen des Jakobusbriefes und anderer Stellen in der Bibel wird uns klar, wie wir die Zunge zu Bösem gebrauchen können. Aber lasst uns dies in unserem Leben vermeiden.
1. Gott beschuldigen, wenn man versucht wird (Jak 1,13.14.).
2. Die Mitmenschen verleumden und Geheimnisse enthüllen (Spr 20,19). Wenn die Liebe zu unseren Geschwistern aufrichtig ist, so wird die Zunge keine Gelegenheit haben, ihre Schwachheiten und Fehltritte zur Schau zu stellen. Vielmehr wird die Zunge gebraucht, um sie zurechtzubringen im Geist der Sanftmut (Gal 6,1).
3. Sich grosser Dinge rühmen (Jak 3,5). Wer sich rühmt, hat noch nicht begriffen, was der Apostel Paulus sagt: «Ich weiss, dass in mir … nichts Gutes wohnt.» Wenn wir etwas zu rühmen haben, so rühmen wir uns des Herrn (1 Korither 1,31; Gal 6,14).
4. Den Nächsten richten (Jak 4,12; 5,9; Röm 14,12.13). Das Richten steht allein Gott zu.
5. Schwören und den Namen Gottes missbrauchen (Jak 5,12). Wie viele schenken gerade diesen Worten keine Beachtung!

Der richtige Gebrauch der Zunge
Lasst uns nun die positive Seite beachten und als Kinder Gottes die Zunge in einer für Gott wohlgefälligen Weise gebrauchen!
1. Mit ihr preisen wir den Herrn und Vater (Jak 3,9). Wenn wir die Güte Gottes und seine reiche Gnade betrachten, die uns offenbart und geworden ist im Herrn Jesus, so wird unsere Zunge überfliessen von Dank (Eph 5,20).
2. Mit ihr beten wir zu Gott, dass Er uns Weisheit schenke, uns in allen Umständen des Lebens richtig zu verhalten, dass wir ein gutes Beispiel sein können für unsere Familien, Geschwister und Mitmenschen. Wir dürfen und sollen beten für unsere Verwandten, für alle Heiligen, für das Werk des Herrn, für die Diener Gottes, für alle Menschen und alle, die in Hoheit sind (Eph 6,18 und 1 Timotheus 2,2).
3. Mit ihr singen wir, vor allem dem Herrn, zur Ermunterung für andere und zu unserer eigenen Freude (Ps 51,16; Eph 5,19 und Jak 5,13).
4. Mit ihr ermuntern wir einander (Heb 10,25).
5. Mit ihr trösten wir die anderen (2 Korinther 1,4; 1 Thessalonicher 4,18).

Halte fest 1976

Wer ist ER?

Denn durch ihn (W. in ihm, d. h. in der Kraft seiner Person) sind alle Dinge geschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen.
Elberfelder 1871 – Kolosser 1,16

Denn in ihm ist alles erschaffen worden,
was im Himmel und auf der Erde lebt,
die sichtbaren Geschöpfe auf der Erde
und die unsichtbaren im Himmel –
die Thronenden, die Herrschenden,
die Mächte, die Gewalten. ( Die Ausleger sind sich weitgehend einig, dass Paulus in den Versen 15–20 ein altes Christuslied zitiert. Durch einzelne Zwischenbemerkungen (eingerückte Zeilen) setzt er es in Beziehung zu Themen, die ihm im Blick auf die Gemeinde in Kolossä besonders wichtig sind. Zu der Zwischenbemerkung in Vers 16 vgl. 2,10. 15. 18. 23 und Sacherklärung »Mächte«; zu der in Vers 18 vgl. 1,24; 2,19 (ursprünglich ist an den Kosmos als »Leib« gedacht); zu der in Vers 20 vgl. 1,22; 2,13–14 sowie Röm 5,1–10; 2Kor 5,14–21.)
Alles hat Gott durch ihn geschaffen,
und alles findet in ihm sein letztes Ziel.
Gute Nachricht Bibel – Kol 1,16

Durch Jesus ist sogar alles entstanden, was auf der Erde und im Himmel existiert! Alles, was man sehen kann, und alles, was man nicht sehen kann, alle Regierungen, jede Partei, jeder Regierungschef, jede Macht auf der Welt ist durch ihn und für ihn gemacht worden.
VolxBibel – Kolosser 1,16

 Denn in ihm (als der Grundlage (ohne ihn keine Schöpfung)) ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare: Throne, Herrschaften, Fürstentümer und Gewalten (hier sind Ordnungen o. Stufen in der Engelwelt gemeint.); alles ist durch ihn und für ihn geschaffen- Eph 1,10.21.22a; Joh 1,3.
Ludwig Albrecht – Kol 1,16

ἐν αὐτῷ bez. hier wohl persönl. Tätigkeit Christi (BDR § 2191) durch ihn, von ihm. ἐ-κτίσθη Aor. Pass. κτίζω103 (er)schaffen. ὁρατός sichtbar. εἴτε … εἴτε ob … oder; hier seien es … oder. θρόνος Thron; übertr. Herrschaft. κυριότης3 ητος ἡ Herrschaft, Herrschergewalt; konkret: Herrscher. ἀρχή hier Herrschaft, Macht. εἰς αὐτόν auf ihn hin (als Ziel) bzw. für ihn (zu seiner Verherrlichung). ἔ-κτισται Pf. Pass. (A242) sie sind geschaffen (u. existieren jetzt).

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

»Denn in ihm ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Mächte oder Gewalten; es ist alles durch ihn und zu ihm hin geschaffen.«

Der Christus ist nicht Teil der Schöpfung; er ist der Schöpfungsmittler: »In ihm ist alles geschaffen«. Christus wird als der Urheber aller Schöpfung vorgestellt. Der Vater hat nichts ohne den Sohn getan. Die übliche Teilung, die den Vater »Schöpfer« nennt, den Sohn »Erlöser« und die dem Heiligen Geist die Kirche zuordnet, ist zwar hilfreich, aber nicht im Sinne einer Ausschließlichkeit zu verstehen. Der Vater schafft mit dem Sohn: »in ihm« meint die dem Christus innewohnende Macht, die aller Schöpfung Gestalt gibt (vgl. auch Joh 1,3 und 1Kor 8,6). Es »ist alles geschaffen worden«; wieder weist die Zeitform auf einen abgeschlossenen geschichtlichen Vorgang hin. Schon in diesem Wortgebrauch liegt ein deutliches biblisches Nein gegen alle Evolutionstheorien. »Was im Himmel und auf Erden ist« fasst die ganze Schöpfung zusammen. Wenn wir unter »Schöpfung« nur diese Erde verstehen, denken wir biblisch zu kurz: »Am Anfang schuf Gott – und wir setzen jetzt mit dem Kolosserbrief hinzu: »in Christus« – Himmel und Erde«. (1Mose 1,1). Beide gehören zueinander, sind die eine Wirklichkeit, was mit den Begiffen »sichtbar« und »unsichtbar« festgehalten wird. Himmel und Erde waren nicht auf Trennung angelegt. Der Riss, die »tiefe Kluft« (vgl. Lk 16,26), kam durch den Sündenfall in die vollkommene, ganze Schöpfung. Im Paradiesgarten ging Gott in der Abendkühle durch den Garten (vgl. 1Mose 3,8), und das beschreibt Wirklichkeit und ist nicht bildhafte Rede.

Edition C

Deshalb wird auch die Neuschöpfung den »neuen Himmel und die neue Erde« umfassen (vgl. Jes 65,17; 66,22; 2Petr 3,13; Offb 21,1). Uns ist jetzt »der Himmel« unsichtbar. Wir können die Wirklichkeit des Himmels Gottes, seiner Herrlichkeit mit unseren »Todes -Sinnen« nicht mehr erfassen. Bei der Wiederkunft Jesu aber, bei der Vollendung der Neuschöpfung wird wieder ein Ganzes sein. Das Reich Gottes wird neuer Himmel und neue Erde sein.

Weil Christus der Schöpfungsmittler ist, weil »in ihm« alles geschaffen ist, darum steht er über allem: über allen »Thronen« (damit sind wohl Engelmächte gemeint. vgl. Ps 122,5), über allen »Herrschaften« (eigentlich »Hoheiten«) und über allen »Mächten« und »Gewalten«. Diese Aufzählung beschreibt wohl »Ordnungen« und Stellungen in der Engelwelt. Gegen alle Irrlehren (vgl. Kol 2,18), die Verehrung der Engel fordern, betont der Apostel die alles überbietende Stellung und Macht Jesu Christi. Er ist die Macht über alle »Mächte« (vgl. Eph 1,21; auch Röm 8,38: 1Kor 15,24; Eph 3,10; 6,12; Kol 2,10.15).

Alles ist »durch ihn»geschaffen. Er ist nicht passives Werkzeug gewesen, sondern in dem Eins -Sein mit dem Vater ist er der Schöpfer, der aktiv Wirkende, dessen Macht und Kraft ins Sein bringt. Betont »in ihm« mehr die umfassende Macht des Christus, so legt »durch ihn« den Nachdruck auf sein wirkendes Tun. »Zu ihm« hin bringt schließlich das Schöpfungsziel in den Blick. So wie der Christus zu dem Seher Johannes sagt: »Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende« (Offb 22,13; vgl. auch 1Kor 15,45; Oftb 1,8; Offb 1,17; 2,8; 21,6). In Christus liegt das Ziel, die Erfüllung, die Vollendung alles Geschaffenen. So sind wir Christen, die wir »in Christus« am Ziel sind, und leben in der Erfüllung. Dorthin wird Gott alles bringen. Er hat dem Sohn alles übergeben und wird dieses Herrlichkeitsziel vollenden. Alles läuft auf den Christus zu: Das ist biblische Zukunftsansage, dort wird alles »am Ende« sein.

Edition C

in der Wendung » denn durch ihn sind alle Dinge erschaffen worden « wird hoti (denn, weil) verwendet, um den Grund anzugeben, warum Christus dieser Titel, Erstgeborener aller Schöpfung, gegeben wird. Er ist nicht nur jedem Geschöpf überlegen, sondern Er ist Selbst der Wirkende in aller Schöpfung. Sechsmal sagt Paulus » alle Dinge « (V. 16-20), was damals der Ausdruck für das Universum war. Das ist auch zweifelsohne der Sinn des Ausdrucks, obwohl das lateinische Wort Universum im NT nicht vorkommt.
ektisthä (wurde erschaffen) ist ein passiver Aorist Indikativ von kti zo, » erschaffen « . In Christus fand die Schöpfung statt als eindeutiges historisches Ereignis. Das deckt sich mit der Wahrheit, die in Johannes 1,3 über das Wort gesagt wird. » Alles ward durch dasselbe, und ohne dasselbe ward auch nicht eines, das geworden ist « (vgl. 1.Kor 8,6). Dem Ausdruck » Durch ihn « sind zwei weitere präpositionale Ausdrücke in diesem Vers zugeordnet. Es Sind Ausdrücken die in übereinstimmender Weise die Schöpfungsgewalt und den Vorrang Christi offenbaren.
    1. In Ihm (Rev. Elbf. so müßte das erste » durch Ihn « wörtlich übersetzt werden): Christus wird als der Urheber aller Schöpfung bezeugt. Seine Ihm innewohnende Macht gibt allem Geschaffenen Charakter, Sinn und Geschlossenheit. Die Schöpfung besteht Seiner Ihm innewohnenden Macht wegen.
    2. Durch Ihn: Nicht als ein bloßes passives Werkzeug, sondern als der göttliche Wirkende ist Er der Erhalter aller Schöpfung. Ihr Fortbestand beruht auf Seiner erhaltenden Kraft.
    3. Für Ihn: Das Ziel aller Schöpfung ist Christus. Zu Seinem Zweck ist alles geschaffen. Wie er der Anfang, so muß Er auch das Ende der Schöpfung sein (Off 22,13).
    In den Worten » die in den Hirnmein und die auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren « beachten wir die chiastische (d.h. über Kreuz angelegte Symmetrie) Struktur, denn das » Sichtbare « ist der Erde, das » Unsichtbare « dem Himmel zugeordnet. Von welcher Seite man auch die Sache betrachtet, bleibt die herrliche Tatsache bestehen: Alles Sein hängt vom Sohn Gottes ab.
    » Es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten « sind die von Paulus verwendeten Bezeichnungen für die unsichtbare, die himmlische Welt. Im entsprechenden Abschnitt im Epheserbrief (1,21) fehlt der Ausdruck » Throne « . Dort sagt Paulus, daß Gott den Sohn erhöht hat. Hier in unserem Vers fehlt hingegen das Wort » Kraft « (Eph 1,21). Es ist das charakteristische Merkmal dieses Briefes, daß alle Gewalt, irdische und anderweitige, gänzlich der Autorität des Sohnes unterstellt ist. Eine absteigende Folge mag in der Aufzählung des Paulus zufällig sein, aber sie laßt sich dennoch ausmachen. Wahrend sie im Epheserbrief aufsteigend ist, woraus ersichtlich werden soll, daß Er, Christus, erhöht worden ist weit über alle Gewalt und Herrschaft. Sollte jemand so töricht sein und auch das Höchste dieser geschaffenen Wesen zum Mittler zwischen Gott und dem Menschen erwählen, würde Paulus das als eine krasse Leugnung der höchsten Würde des Sohnes ansehen. Wenn sie überhaupt Existenz besitzen, dann verdanken sie alles Ihm; daher sind sie Seiner Autorität unterworfen. Das Thema des Briefes und auch die Tatsache, daß diese Worte nach aorata (unsichtbare) verwendet werden, unterstreicht, daß hier himmlische Wesen, nicht irdische Gewaltige gemeint sind.
    In der Wendung » alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen « wechselt in auffälliger Weise das Tempus; es wird der Indikativ des Perfekt Passiv von ktizo verwendet, während am Anfang des Verses der Aorist stand. Was ist die Bedeutung dieses Wechsels? Paulus hebt im ersten Teil des Verses hervor, daß die bloße Existenz der Schöpfung auf das schöpferische Wirken Christi zurückgeht. Jetzt verwendet er das Perfekt, um damit die weiterwirkende Tatsache zu unterstreichen, daß der Erhalt, die Entfaltung und das Ziel der Schöpfung auf Christus ruht. Die Schöpfung existiert Seinetwegen; aber sie hat gleichenfalls Seinetwegen Bestand. Diese Wahrheit wird wunderschön in der Worten vorn Hebräer 1,2 ausgedrückt: » alle Dinge tragend durch das Wort seiner Macht. «

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

„Alles ist durch Ihn und zu Ihm hin geschaffen.“ Wissen wir das eigentlich? Bedenken wir es? Wenn wir nachts in den Weltraum hinausblicken und Ozeane von Sonnen über uns sehen – durch Jesus und für Jesus ziehen diese ungeheuren Glutbälle ihre Bahn. Aber auch die kleine Blume im Wald, die niemand sieht und beachtet – durch Jesus und für Jesus blüht sie. So groß ist Jesus! Denken wir daran, wenn wir betend den Namen Jesu nennen, daß wir nun zu Dem reden, in dem „alles in den Himmeln und auf der Erde geschaffen wurde, das Sichtbare und das Unsichtbare“? Wird nicht zugleich diese uns oft so unheimliche Welt vertrauter und heimischer für uns, weil wir es nun wissen dürfen, daß wir uns im schöpfungsmäßigen Eigentum unseres herrlichen Heilands bewegen? Und hat nicht deshalb jener Matrose recht, der sagte: „Das Meer, in das mein Leib versinkt, ist auch nur die hohle Hand meines Heilandes, aus der mich nichts reißen kann“? (Gorch Fock.)

Jesu Schaffen endet nicht bei dem „Sichtbaren“, bei dem, was „auf der Erde“ ist. Er schuf auch „das Unsichtbare“ und belebte auch „die Himmel“ mit unzähligen Geschöpfen, für die wir den Namen „Engel“ brauchen. Freilich, diese Engel sind etwas sehr anderes als die lieblichen Kinder-, Mädchen- und Frauengestalten, die uns von unsern Malern vor Augen gestellt wurden. Wo immer in der Bibel Menschen einen Engel sehen, da erschrecken sie und fürchten sich. Dieser Engel gibt es „vieltausendmal tausend“ (Offb 5,11;Da 7,10 ). Welch eine |181| Welt von Leben, Kraft und Licht! Wie alles in Gottes Schöpfung mannigfaltig und geordnet zugleich ist, so gibt es offenbar auch in der unsichtbaren Geisterwelt große Ordnungen und Gruppierungen, auf die die Ausdrücke „Throne“, „Herrschaften“, „Mächte“, „Gewalten“ hier wie auch an andern Stellen des Neuen Testaments hinweisen. A Sind diese majestätischen Wesen und Mächte nicht äußerst wichtig für den Menschen? Greifen sie in sein Leben, ja selbst in die Geschichte der Völker nicht wirksam ein? (Da 10,13. ) Können sie nicht sehr hilfreich oder sehr gefährlich sein? Muß man nicht zu ihnen ein Verhältnis zu gewinnen suchen, ja ihnen gar Anbetung zukommen lassen? Solche Fragen waren auch unter den Christen in Kolossä laut geworden. Also nicht mehr „Jesus allein“, sondern „Jesus und die Engel“? Wurde das Christentum nicht erst dadurch weit und vollkommen, daß man die geheimnisvollen kosmischen Mächte mit hineinnahm? Nein! Wie gewaltig diese unsichtbare Welt immer sein mag, auch sie ist durch Jesus und zu Jesus hin geschaffen. Auch zwischen dem herrlichsten und mächtigsten Engel und Jesus liegt die ganze Kluft, die das Geschöpf vom Schöpfer trennt. „Vor dem die Seraphim anbetend niederknien, um den die Engel dienen“, das ist Jesus. So groß ist Jesus! Darum gibt es kein „Jesus und die Engel“. Es gilt auch im Blick auf die unsichtbare Welt mit all ihren Geheimnissen: „Drum auch, Jesu, Du alleine sollst mein ein und alles sein.“

A) Anm. Für Paulus wie für alle seine Zeitgenossen war das Bestehen und die Wirksamkeit dieser unsichtbaren Mächte in der Welt ganz anders gewiß und bekannt als für uns. Die nur kurz genannten Namen sagen daher ihm und den Lesern des Briefes viel mehr als uns. Für uns bleiben viele Fragen offen. Vielleicht hat Paulus „Throne“ und „Herrschaften“ als Gott dienende Engelbereiche von den „Mächten“ und „Gewalten“ unterschieden, die, in die satanische Revolution mit hineingezogen (vgl. 1 Ko 6,3;2 Petr 2,4;Jud 1,6 ), nun in angemaßter Selbständigkeit ihr Regiment in der Schöpfung Gottes ausüben. Denn da, wo er von der Beseitigung dieses Regimentes der Engel redet, nennt er nur die „Mächte“ (archai) und „Gewalten“ (exousiai): 1 Ko 15,24;Eph 6,12;Kol 2,15 in 1 Ko 2,8 spricht er von den „archontes“ dieser Welt; Röm 8,38 von „angeloi“ und „archai“. Eph 3,10 ist wieder von „archai“ und „exousiai“ die Rede, aber es ist an dieser Stelle fraglich, ob gottwidrige Mächte damit gemeint sind. An unserer Stelle aber betont Paulus in der Form der Aussage: „einerlei ob es nun Throne' oderHerrschaften‘ oder Mächte' oderGewalten‘ sind …“, daß diese Unterscheidungen in der Engelwelt, die den Kolossern als wesentliche und notwendige Lehren hingestellt wurden, vor der Größe Jesu belanglos werden.

Jesus, der Schöpfer über aller Kreatur – ahnen wir nun, was in den Wundertaten Jesu während Seines Erdenwandels vor sich geht? Der rührt die kranken, entstellten Leiber an, durch den der Menschenleib geschaffen wurde. Der vermehrt das Brot und verwandelt das Wasser, durch den Gott Korn und Wein ins Dasein rief. Willig trägt das Meer den Erstgeborenen aller Schöpfung, und Wind und Wellen verstummen vor dem, der ihr Herr ist! Und daß die großen Geistermächte des Kosmos tatsächlich Seiner einzigartigen Hoheit zu Füßen liegen, das zeigt der willige Dienst der Engel (Lk 2,9-14;Mt 4,11; Jo 1,51;Mt 26,53 ) ebenso wie das Zittern der Dämonen (Mk 1,23-27 u. a).

Von allen Geschöpfen das wichtigste aber ist der Mensch. Und nun dürfen wir es auf den Menschen, auf uns selbst anwenden: „durch Jesus und zu Jesus geschaffen!“ Wie wichtig ist das für alle Mission |182| und Evangelisation. Wenn wir Menschen zu Jesus rufen, so rufen wir sie nicht zu einem Fremden. Wenn wir ihnen Jesus bezeugen, drängen wir ihnen nicht künstlich eine fremde Gestalt auf. Wir rufen sie zu Dem, dem sie schon von Schöpfungs und Rechtes wegen gehören, und bringen ihnen Den, der als Ursprung und Ziel ihres Daseins schon längst ihre eigentliche Heimat ist. Über die Ablehnung Jesu steht darum immer wieder das Wort: „Er kam in Sein Eigentum, und die Seine nahmen Ihn nicht auf“ (Jo 1,11 ). Wohl spricht dies Wort zuerst und in besonderer Weise von Israel. Aber da der Prolog des Johannesevangeliums ebenso weltumfassend ist wie des Paulus Darlegung hier und von dem ewigen Wort des Vaters als dem Licht und Leben „der Menschen“ redet, wird in der Schuld Israels die Schuld der gesamten Menschheitswelt offenbar. Jeder von uns muß im Rückblick auf sein eigenes Leben bekennen: „Er kam zu mir, der ich Ihm doch vom Ursprung her gehörte, und ich – wies Ihn ab!“ Gerade so erst wird die Sünde (die Sünde, „daß sie nicht glauben an Mich“ Jo 16,9 ) in ihrer ganzen Unbegreiflichkeit und Unentschuldbarkeit deutlich. Die Bekehrung zu Jesus aber ist für jeden von uns bei aller dadurch geschenkten Neuheit des Lebens ein wunderbares Nach-Hause-Kommen. Umgekehrt: Die Tatsache, daß Menschen aller Rassen und Entwicklungsstufen Jesus erkennen und sich von Herzen Ihm anvertrauen konnten, bestätigt und bezeugt, daß Er der ist, durch den und zu dem wir alle geschaffen sind. Paulus gibt uns hier bei allem Eingehen auf Fragestellungen und Begriffe der zeitgenössischen Philosophie doch nicht Theoretische Gedankengespinste über Jesus. Er bleibt im festen Zusammenhang mit der lebendigen Glaubenserfahrung und zeigt uns die Größe Jesu so, wie wir sie für unsern eigenen Glauben und für unsern Dienst an andern kennen müssen.

Es wird uns durch diese Erkenntnis Jesu auch eine Sorge abgenommen, die vielen Menschen den Zugang zu Jesus erschwert. Wenn ich mich in einer redlichen Bekehrung ganz Jesus ausliefere, wird dann mein Leben nicht arm, eng und einseitig? Wäre Jesus nur eine kleine religiöse Einzelgestalt, dann könnten wir mit dieser Befürchtung recht haben. Aber wenn wir uns Dem anvertrauen, durch den und zu dem alles geschaffen ist, können wir dann irgend etwas verlieren und um irgend etwas kommen? Gewinne ich dann nicht notwendig mit Jesus – alles? Umfassender und vollständiger kann mein Besitz und Reichtum doch gar nicht werden, als wenn der Schöpfer und Herrscher aller Welt mich zu Seinem geliebten Eigentum annimmt. So hat es der Apostel Paulus mit kühner Freude gesehen: „Es sei Paulus oder Apollos oder Kephas, es sei Welt oder Leben oder Tod, es sei Gegenwärtiges oder Zukünftiges: Alles ist euer, ihr aber Christi, Christus aber Gottes“ (1 Ko 3,22.23 ) und „Wenn aber Kinder, so auch Erben – Erben Gottes und Miterben Christi …“ (Röm 8,17 ).

Wuppertaler Studienbibel

Sprechen oder Beeinflussen?

Habe gestern eine Broschüre gelesen, in der gesagt wird:

Natürlich sind alle Gebete gut, aber die Art von Gebet, die wirklich die Hand Gottes bewegt und die Situation verändert, muss aus einer tiefen Identifikation mit dem, für wen wir beten, kommen. Ich bin sicher, dass Ihr mir zustimmt, dass, wenn wir für eine persönliche Sache beten oder für etwas, was uns sehr nahe liegt, dann beten wir anders, als wenn wir für einen Fremden beten.

Da ist es wieder – die Frage, ob wir unseren Gott mit unseren Gebeten beeinflussen können. Echt Leute, denkt ihr, ihr könnt Jehovah so beeinflussen, wie euren Ehepartner, indem ihr ihm immer und immer wieder das selbe sagt, bis er genervt das tut, was ihr möchtet? Oder könnt ihr IHN gar mit euren Worten „verführen“ und „bezirzen“?

Nun habe ich heute einmal in den Nachschlagewerken nachgeschaut, was GEBET eigentlich ist – und ob das biblische Gebet etwas mit Magie und Beeinflussung zu tun hat. Ich würde ja einfach behaupten, dass unsere Gebete in erster Linie MEIN Denken auf Gottes Linie bringen sollte….
Aber schauen wir einmal was die üblichen deutschen Wörterbücher dazu sagen.

Beten
B. ist das Gegenteil aller Künste. B. können kommt nicht von religiösen Übungen
Beten ist nicht eine Kunst; man bedarf dazu nicht einer inneren Steigerung oder besonderer Übungen. Beten kann man erst, wenn man alle Künste abgelegt hat und zum Vater im Himmel spricht. „Wenn ihr betet, sollt ihr sprechen“ (Luk. 11, 2). Welcher menschliche Vater würde es dulden, daß sein Sohn, wenn er ein Anliegen an ihn hat, sich hinstellte und eine wohlgesetzte, tönende Rede hielte, statt einfach und natürlich mitzuteilen, was ihm nottut? Wie soll der Allmächtige es anhören, wenn Menschen mit verstellten Gebärden, mit gewählten Worten vor ihn treten? Alles religiöse Pathos, alle wohlgesetzten Wendungen beim Beten sind vom Übel, ein heidnischer Unfug (Matth. 6, 7). Um beten zu können, muß man nicht aufsteigen zu irgendeiner religiösen Höhenlage, sondern es gilt herabzusteigen von den Stelzen und da zu stehen, wo das kleinste Kind steht (Matth. 18, 3). Beten heißt: so, wie man ist und wie einem zumute ist, vor Gott stehen und zu ihm sprechen.
B. ist Menschenrecht
Das Recht zum Beten liegt in der göttlichen Abstammung des Menschen. „Sprecht: Unser Vater.“ Das heißt nicht, wir sollen es so ansehen, daß Gott für uns sorgt, als ob er unser Vater wäre. Jesus lehrt uns kein Als ob. Er erinnert uns daran, daß wir göttlichen Geschlechts, daß wir im Himmel zu Hause sind: denn unser Geist stammt aus dem Odem Gottes, unser Wesen ist dem seinen ähnlich. Es ist das Natürlichste von der Welt, daß wir uns dahin wenden, wo unsere Heimat ist, daß wir den anrufen, der uns das Leben gab.
Das echte B. sucht nicht Gaben, sondern den Geber
Es geht im Gebet zuletzt nicht um Gaben, sondern darum, daß wir dem Geber selbst nahe kommen. Die Gegenwart Gottes, das Hereinbrechen seines Lebens in unseres, das ist Sinn und Ziel allen Betens. Darum sagt Jesus: Beten sei so viel als Suchen (Luk. 11, 9. 10). Das klingt an das alte Wort an: „Ihr sollt mein Antlitz suchen.“ Antlitz steht in der Bibel oft für Person. Wer ernstlich die persönliche Berührung mit dem Vater im Himmel sucht, der soll sie finden. Ein Kind sein und seinen Vater nie sehen, ist ein unhaltbarer Zustand, mit dem niemand sich abfinden sollte.
B. ist unbeirrbares Pochen an verschlossene Türen
Sucht man einen Ausweg aus diesem Zustand, so kann man freilich auf verschlossene Türen stoßen. Die Jünger sollten sich dadurch nicht abschrecken lassen, daß die Türen, die sie und ihre Zeitgenossen von der oberen Welt absperrten, seit Jahrhunderten verriegelt und eingerostet waren; sie sollten dennoch getrost und nachdrücklich an diese Türen pochen und nicht aufhören, bis sie einmal geöffnet würden. Das wird und muß geschehen – sagt Jesus, wenn nur die Ausdauer unbeirrbar bleibt, wenn die Betenden nur immer daran festhalten, daß das Öffnen jener Türen schlechthin notwendig ist (Luk. 11, 5-13).

Ralf Luther — Neutestamentliches Wörterbuch

schöner Gedanke: wir suchen im Gebet Jehovah! und nicht unsere Wünsche

Gebet

(ahd. beitten = bitten, auch zwängen, drängen, fordern) in allen Religionen Ausdruck der Hinwendung des Menschen zu Gott, indem der Mensch Gott anspricht: bittend, lobend, dankend, klagend. Das Gebet kann frei formuliert sein, aber auch Psalmen und Lieder verstehen sich als Gebete. Vorformulierte Gebete (z. B. das → Vaterunser) helfen, die eigenen Wünsche und Ängste in Worte zu fassen.

Kleines Lexikon zum Christentum

Gebet

Beten als Sprechen zu Gott und mit Gott ist ein religiöser Grundakt. Er setzt den Glauben an einen persönlichen Gott voraus: an Gott, der mich sieht und hört, der mich anspricht und mir antwortet und mit dem ich infolgedessen ins Gespräch kommen kann. Das ist beim Gott der Bibel der Fall. Er hat sich offenbart und seinen Namen kundgetan, damit der Mensch ihn anrufen und ansprechen kann (vgl. Ex 3,14 f mit Ex 20,24). Gebet im weiteren Sinn des Wortes ist jedes Sprechen mit Gott, auch das Loben und Danken; im engeren Sinn besteht das Gebet aus Klagen und Bitten. Die Bibel, für die der betende Mensch eine Selbstverständlichkeit ist und die in all ihren Teilen (nicht nur in den ➛ Psalmen) verschiedenartigste Gebete enthält, gebraucht dafür eine Vielzahl von Wörtern, die dem zwischenmenschlichen Bereich entnommen sind: bitten, flehen, fragen, klagen, rufen, schreien usw. Daneben begegnet im Hebräischen ein spezifisch religiöser Begriff für Gebet: tepilla. Das dazugehörige Tätigkeitswort hitpallel bedeutet an sich „eine Entscheidung fordern für“, „eintreten zugunsten von jemand“. Das weist auf einen wichtigen Sachverhalt: Das Gebet schlechthin war urspr. die ➛ Fürbitte, die eine dazu bes. befähigte und ermächtigte Mittlergestalt (v.a. der Prophet: Mose, Samuel, Jeremia; aber schon Abraham und dann auch der König) Gott vortrug. Dieses Gebet des Mittlers bildet gleichsam die Brücke zwischen den individuellen und den kollektiven Gebeten, je nachdem ob das betende Subjekt ein Ich oder ein Wir ist. Vor allem die individuellen Klage- und Bittgebete zeigen, worin das Wesen bibl. Betens besteht. Es vollzieht sich in drei Phasen:
Beten als Sich-Aussprechen vor Gott: Der Betende legt das, was ihn bedrängt und bedrückt, vertrauensvoll seinem Gott vor (vgl. 2 Kön 19,14–19); er schüttet vor ihm sein Herz und seine Sorgen aus (vgl. Ps 102,1).
Beten als Sich-Auseinandersetzen mit Gott: Der Betende ringt mit Gott, von dem er sich oft verlassen und verraten fühlt, um eine befreiende, Heil und Segen spendende Zuwendung (vgl. den nächtlichen Kampf Jakobs in Gen 32,23–33). So kann im NT „kämpfen“ geradezu zu einem Ausdruck für beten werden (im griech. Original in Röm 15,30; Kol 4,12; vgl. 2 Kor 10,4 und die „Agonie“ Jesu in Getsemani: Mt 26,36–46).
Beten als Sich-Ausliefern an Gott: Das Sich-Aussprechen vor Gott und das Sich-Auseinandersetzen mit ihm werden im Prozess des Gebets zum Sich-Ausliefern an Gott: Man ergibt sich ihm, sagt Ja zu dem, von dem man sich grundsätzlich als bejaht erfährt. So führen die bibl. Gebete aus der Klage zum Vertrauen und münden dann nicht selten in die Danksagung und den Lobpreis, der – im neu gewonnenen Glauben an Gottes Macht, Weisheit und Liebe – die Errettung, wie immer sie geschehen mag, als gewiss vorwegnimmt.

Beten ist demnach ein personaler Vollzug, in dem das Innerste des/der Betenden zur Sprache kommt. Doch aufgrund des bibl. Ganzheitsdenkens ist der ganze Mensch, also auch sein Körper, mitbeteiligt. Dabei gibt es verschiedene typische Gebetshaltungen: Man steht vor Gott (1 Sam 1,26), breitet die Hände aus (1 Kön 8,38.54; Jes 1,15) oder erhebt sie zum Himmel (Ps 141,2; vgl. 1 Tim 2,8); man demütigt sich, indem man niederkniet (1 Kön 8,54; Ps 95,6; Dan 6,11; vgl. Apg 9,40; 21,5) oder sich zu Boden wirft (Esra 10,1; vgl. Mk 14,35; ➛ Anbetung). Zum ganzheitlichen Vollzug gehört auch, dass das Gebet oft vom ➛ Fasten begleitet ist (Esra 8,23; Neh 1,4; Joël 1,14; 2,12–17; vgl. Lk 2,37; Apg 13,2 f; 14,23).

Grundsätzlich kann man überall beten, doch gibt es privilegierte Gebetsstätten. Dazu gehörte v.a. der Jerusalemer Tempel als der Ort, den JHWH sich erwählt hatte und wo sich der Einzelne in der Gemeinschaft des zum Gottesdienst versammelten Volkes aufgenommen wissen konnte (1 Kön 8,29 f.35.42.44.48; vgl. u.a. Apg 2,46). Er sollte zum „Haus des Gebets für alle Völker“ werden (Jes 56,7). In der Ferne pflegte man sich beim Beten Jerusalem zuzuwenden (1 Kön 8,48; Dan 6,11).
Wie man überall beten kann, so kann und soll man prinzipiell auch jederzeit beten. Doch zeigt bereits das AT, dass sich allmählich bestimmte Gebetszeiten herauskristallisierten, die dann auch für das christl. Stundengebet maßgebend werden sollten. Die Hauptgebetszeiten sind der Morgen und der Abend, d.h. die Zeit, in der im Tempel das tägliche Morgen- und Abendopfer dargebracht wurde, wodurch auch die anderweitig begrenzte Verbindung zwischen Gebet und Opfer hergestellt ist – eine Verbindung, die so weit ging, dass das Gebet geradezu an die Stelle des Opfers treten konnte (vgl. Ps 141,2). Neben dem zweimaligen ist auch das dreimalige Beten belegt: morgens, mittags und abends (Ps 55,18; Dan 6,11; vgl. Apg 10,9 sowie 3,1; 10,3.30: Gebet zur sechsten und neunten Stunde, d.h. mittags und am späten Nachmittag zur Zeit des Abendopfers). Dazu kommt, dass man gegebenenfalls auch des Nachts betete (Ps 119,62; vgl. Apg 16,25).
Als Juden haben Jesus und seine ersten Jünger diese Gebetsgepflogenheiten übernommen. Was Jesus selbst betrifft, steht nach dem Zeugnis der Evangelien fest, dass er ein großer Beter war. Besonders das Lukas evangelium betont dieses Faktum. Immer wieder zog er sich nachts oder frühmorgens an einen einsamen Ort zurück, um zu beten (Lk 5,16; 6,12; Mk 1,35; 6,46 par). Er betete vor wichtigen Entscheidungen (Lk 6,12–14; Mk 14,35 f par), und es war während des Gebets bei der Taufe im Jordan und bei der Verklärung auf dem Berg, als sich der Himmel öffnete und die Stimme des Vaters sich kundtat (Lk 3,21 und 9,29). Er betete für sich selbst in Getsemani und am Kreuz (vgl. neben den Evangelien Hebr 5,7), er betete aber auch für seine Apostel und Jünger (Lk 22,31 f; Joh 17). Dieses sein Gebet für uns setzt er als der Verherrlichte fort. Er ist und bleibt als unser „Hohepriester“ unser Fürsprecher beim Vater (Hebr 7,25 f; vgl. Röm 8,34 und 1 Joh 2,1).
Es war das beispielgebende Beten Jesu, das seine Jünger veranlasste, ihn zu bitten, er möge sie beten lehren (Lk 11,1). Jesus entsprach dieser Bitte, indem er ihnen das ➛ Vaterunser vorsprach, das die zentralen Gebetsanliegen enthält. Außerdem gab Jesus vom NT verschiedenenorts aufgegriffene und ausgeweitete Anweisungen, wie man beten soll. Sie gelten für alle Christen, ganz bes. aber für die Apostel, deren eigentliche und unteilbare Aufgabe das Ausharren „beim Gebet und beim Dienst am Wort“ ist (Apg 6,4). Vor allem soll das Gebet beständig und beharrlich sein. Es gilt, dass man „allezeit beten und darin nicht nachlassen“ soll (Lk 18,1; vgl. Lk 21,36), d.h. „ohne Unterlass“ (1 Thess 5,17), „jederzeit“ (Eph 6,18), „Tag und Nacht“ (1 Tim 5,5). Der Verwirklichung des Ideals des unablässigen Betens dienten bestimmte, teilweise vom Judentum übernommene Gebetszeiten, aus denen allmählich das kirchliche Stundengebet erwuchs. Man soll vertrauensvoll beten, d.h. im festen Glauben, um erhört zu werden (Mk 11,24 par sowie Jak 1,5–8; vgl. Mt 7,7 f par sowie 1 Joh 3,21 f; 5,14 f und Joh 14,13 f; 15,7; 16,23). Wie schon im Judentum die Bitten immer vom Lobpreis (beraka) eingerahmt sind, soll auch das christl. Gebet stets von der Danksagung (griech. eucharistia) getragen und bestimmt sein (vgl. Phil 4,6 sowie 1 Thess 5,17 f; 1 Tim 2,1). Obwohl der Einzelne sehr wohl „in seiner Kammer“ beten kann, kommt dem einmütigen Gebet in der Gemeinschaft doch bes. Wirkkraft zu (Mt 18,19; vgl. Apg 1,14). Das christl. Beten ist geistgewirkt (Röm 8,15 f.26; Gal 4,6; vgl. Eph 6,18): Es ist der Geist Christi, der uns befähigt und veranlasst, gleich ihm Gott mit ➛ Abba anzusprechen und anzurufen. Zum Gebet, das durch Christus im Heiligen Geist an den Vater gerichtet wird, trat schon in der frühen Christenheit das Gebet zu Jesus: Man bittet nicht nur in seinem Namen, sondern ihn selbst; und er ist es, der das Erbetene gewährt (Joh 14,13 f). Dieselbe Bitte, die Jesus am Kreuz an den Vater richtet, richtet Stephanus an den Herrn Jesus (vgl. Apg 7,59 mit Lk 23,46). Die Christen können geradezu „definiert“ werden als diejenigen, „die den Namen Jesu Christi, unseres Herrn, überall anrufen“ (1 Kor 1,2; vgl. Apg 9,14), und die prophetische Verheißung, die im AT auf JHWH bezogen war, wird nun auf Christus gedeutet: „Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet“ (Apg 2,21; Röm 10,13; vgl. Joël 3,5). So mündet nicht nur die frühchristliche Liturgie, sondern das ganze NT (und mit ihm die ganze Bibel) in den (wie die Gebetsanrede Abba) in der aram. Sprache überlieferten flehentlichen Bittruf: Marana tha („Unser Herr, komm“: 1 Kor 16,22; Offb 22,20). nf

Herders Neues Bibellexikon

Beten, Gebet. 1) Das Gebet ist der unmittelbare Verkehr der Seele mit Gott und bildet daher den Höhepunkt unseres religiösen Lebens. Gewöhnlich hat es die Form des Redens mit Gott (Ps. 19, 15), doch gibt es gerade bei dem innigsten Gebetsleben Berührungen der Seele mit Gott, die, vom Geiste Gottes selbst hervorgerufen, sich nicht in menschliche Worte fassen lassen (Rö. 8, 26). Die innere Bedingung oder „die wirkliche und tätliche Ursache des Gebets ist allein der Glaube an ihm selbst“ (Luther). Der Unglaube betet nicht. Denn das Gebet setzt nicht nur ein Wissen von Gott voraus, sondern auch eine herzliche Bejahung des Grundverbältnisses der Abhängigkeit, in welches uns Gott zu sich selbst gestellt hat und in welchem wir ganz auf seine Lebensfülle angewiesen sind — also zum mindesten Erkenntnis und Anerkenntnis Gottes (Hbr. 11, 6). Das vollkommene Gebet aber hat zur Voraussetzung das durch Christum vermittelte Kindschaftsverhältnis (Joh. 16, 26. 27; Rö. 5, 2; 8, 15). — 2) Ist nun das Gebet ein solches Reden des Glaubens mit Gott, so muß auch sein Inhalt zunächst auf Gott selbst sich beziehen. „Der wahre Beter bittet vor allem um Gott selber“ (Martensen). Unsere Huldigung, unser Dank, unsere Bitte beschäftigt sich mit dem, was zur Gründung, Bewahrung, Förderung und Vollendung unserer Gemeinschaft mit Gott von ihm bisher getan worden ist und noch geschehen soll (Mt. 6, 9 ff. 33; Lu. 11, 13; Joh. 14, 16; Eph. 1, 17 ff.; 1 Kor. 15, 57; 1 Tim. 1, 12–17). Die geistlichen Lebensgüter sind der Natur der Sache nach ohne Gebet gar nicht zu gewinnen. Was zum äußeren Leben dient, gibt Gottes Güte und Langmut auch wohl ohne unser Gebet (Mt. 5, 45; Rö. 2, 4). Aber daß Gott auch hiefür gebeten sein will, zeigt die vierte Bitte im Gebet des Herrn. Mit allen Anliegen dürfen und sollen wir vor Gott kommen (Mt. 6, 25 ff.; 10, 30.31; Eph. 6, 18; Phi. 4, 6). Niemals aber können wir etwas erbitten, was mit dem Namen Jesu Christi, d. h. mit seiner Person, mit seinem Wort und Geiste streitet (Joh. 14, 13; 15, 7, vgl. Kol. 3, 17). — 3) Die Hauptformen, in welchen das Gespräch unseres Herzens mit Gott zum Ausdruck kommt, sind nach 1 Tim. 2, 1: Bittgebet, Lobgebet Fürbitte, Danksagung. Selten steht eine dieser Formeln für sich allein. Beispiele von Bitten um Rettung aus äußerer Not sind Ps. 3.4.5.7.42.54.70; Jes. 38, 10–20; Mt. 26, 39; 2 Kor. 12, 8; Jak. 5, 18. Bitten um Vergebung Ps. 6. 32. 38. 51. 102. 130. 143; Lu. 18, 13. Bitte um Grfüllung der Verheißungen 2 Sa. 7, 18 ff., um Weisheit 1 Kö. 3, 5–12, um seligen Hingang Ap. 7, 58, vgl. Lu. 23, 46. Aufforderungen zur Fürbitte stehen Mt. 5, 44; 9, 38; Rö. 15, 30; Eph. 6, 18.19; 2 Kor. 1, 11; Kol. 4, 3; 2 Th. 3, 1; Jak. 5, 14–16. Hervorragende Beispiele von Fürbitten sind im A. T. 1 Mo. 18, 23–32; 2 Mo. 17, 11; 32, 32; 33, 12. 13; 4 Mo. 14, 13–19; 1 Kö. 8; Jes. 37, 14 ff.; Da. 9; Esra 9. Beispiele von Fürbitten Jesu sind Mk. 7, 34; Lu. 22, 32; 23, 34, namentlich aber das Gebet des Herrn, Mt. 6, 9 ff., und das „hohepriesterliche“ Gebet um seine und seiner Jünger Verklärung, Job. 17. Seine fortwährende Fürbitte: Rö. 8, 34; 1 Joh. 2, 1; Hbr. 7, 25. Menschliche Fürbitte: Ap. 4, 24–30; 7, 59; 9, 40; 12, 5; 20, 32. 36; Rö. 10, 1; Eph. 1, 16 ff.; 3, 13 ff. Das Dankgebet, in welchem Gott für bestimmte Wohltaten gepriesen wird, geht häufig über in das Lobgebet, welches dem Wesen und Walten Gottes im allgemeinen gilt. Ps. 8. 9. 30. 33. 34. 65. 92. 100. 103. 104. 107. 118. 144–150; 2 Mo. 15; Ri. 5; Jes. 14, 25; Lu. 1, 46–55. 68–79; 2, 13.14; Mt. 11, 25; 14, 19; 26, 26. 30; Joh. 11, 41; Ap. 27, 35; Rö. 1, 8; 1 Kor. 1, 4; 2 Kor. 9, 11–15; Kol. 1, 12; 1 Tim. 1, 12. 17; 4, 4; 1 Pe. 1, 3. (Über das Beten mit Zungen, 1 Kor. 14, 13 ff. sieche Zungenreden.) — 4) Wie soll man beten? Bor allem warnt Jesus vor dem heuchlerischen Gebet, welches die Öffentlichkeit aufsucht, nur um den Schein großer Frömmigkeit zu erwecken, Mt. 6, 5; 23, 14. Ebenso verwirst er jene heidnische Geschwätzigkeit des Betens, welche durch die Menge der Worte Gott erst von unseren Nöten benachrichtigen u. durch Ermüdung ihn zur Erhörung zwingen zu müssen glaubt, Mt. 6, 7 f. Damit es ein Beten im Geist und in der Wahrheit sei (Joh. 4, 24) und nicht ein bloßes Werk der Lippen (Mt. 15, 8), tut äußere und innere Nüchternheit not, Lu. 21, 34; 1 Pe. 3, 7; 4, 8. Dazu dient das Fasten (Mt. 17, 21; vgl. 4, 2; Ap. 13, 2; 14, 23, vgl. 1 Kor. 7, 5) und die Einsamkeit (Mt. 6, 6; 14, 23; Mk. 1, 25; Lu. 6, 12; 9, 18). Angesichts der Majestät dessen, zu dem wir reden, muß das Gebet demütig sein (1 Mo. 18, 27; Mt. 8, 8; 26, 39). Dem Heiligen steht der Betende bußfertig gegenüber, mit entschiedener innerer und äußerer Abkehr von der Sünde (Ps. 66, 18; Jes. 1, 15; 59, 1–3; Lu. 18, 13; 1 Pe. 3, 12; 1 Tim. 2, 8; Jak. 4, 3; 5, 16). Die Liebe Gottes fordert Vertrauen (Ps. 55, 23; Mt. 8, 13; 17, 20; 21, 22; Lu. 5, 12; Jak. 1, 5–7). Wenn aber Gott mit der Antwort zu zögern scheint, so steigert sich die Bitte zum Ringen mit Gott in anhaltendem und dringendem Flehen (1 Mo. 32, 26; Mt. 7, 7; 15, 22–28; Mk. 10, 42; Lu. 11, 8; 18, 1–8; Rö. 12, 12; 2 Kor. 12, 8; 1 Tim. 5, 5, vgl. den Gebetskämpf Jesu in Gethsemane, Mt. 26, 44; Lu. 22, 44; Hbr. 5, 7). Das vollkommenste Gebet ist dasjenige, welches in dem Namen Jesu geschieht, d. h. nicht etwa nur mit äußerlicher Berufung auf ihn oder nach seinem Borbild oder auf seinen Befehl, sondern in innigster Einigung des Gläubigen mit dem erhöhten Christus. Dieses Gebet, welches nur die Verherrlichung des Vaters im Sohne bezweckt, ist der Erhörung unbedingt gewiß, ja, es bedarf sogar der Fürbitte Christi nicht mehr, weil der Geist Jesu Christi selbst es ist, der in uns betet (Joh. 14, 13–20; 15, 7; 1 Joh. 5, 14), besonders wichtig ist hiefür Joh. 16, 23–27, vgl. mit 16, 7.–5) Über die äußeren Umstände des Gebets sind weder im A. noch im N. T. bestimmte Vorschristen gegeben. Die das Gebet begleitenden Gebärden sind der sinnbildliche Ausdruck des Verhältnisses der Betenden zu ihrem Gott. Man betet stehend (1 Sa. 1, 9 u. 26; Lu. 18, 13) zum Zeichen der Dienstbereitschaft; knieend (1 Kö. 8, 54; Da. 6, 10; Ap. 20, 36; Eph. 3, 14; Phi. 2, 10) zum Zeichen der Demut, fällt wohl auch im tiefsten Gefühl der Unterwürfigkeit nieder zum Gebet (Ps. 95, 6, vgl. Mt. 4, 9; 26, 39; Off. 4, 10). Die Hände werden zum Himmel erhoben und ausgebreitet, wie zum Empfang der göttlichen Gaben bereit (2 Mo. 9, 29; 1 Kö. 8, 22; Ps. 123, 1; Jes. 1, 15; 1 Tim. 2, 8). Der Zöllner schlägt an seine Brust im Schmerz der Selbstanklage, er hebt seine Augen nicht auf aus Scham über seine Sünden (Lu. 18, 13). Das Händefalten kommt in der Bibel noch nicht vor, es ist die Gebärde der Huldigung gegenüber dem Sieger und hat sich erst seit der Bekehrung der germanischen Stämme in der christlichen Kirche eingebürgert. Als Ort des Gebets ist im A. T. der Tempel zu Jerusalem bevorzugt. David betet in der Richtung zum Hause des Herrn (Ps. 5, 8; 18, 7), zum Allerheiligsten als der Offenbarungsstätte Gottes (Ps. 28, 2, vgl. Ps. 121, 1, das Aufheben der Augen zu den Bergen Zions als zu dem Wohnsitz Gottes, von welchem aus die Hilfe kommt, Ps. 3, 5; 19, 7). Hiskia betet im Hause des Herrn (Jes. 37, 14). Daniel hat nach 1 Kö. 8, 38. 44. 48 offene Fenster gegen Jerusalem. Pharisäer und Zöllner beten im Tempelvorhof (Lu. 18, 10). Christus hat beim Gebet die Augen zum Himmel erhoben (Mk. 6, 41; 7, 34; Joh. 11, 41; 17, 1, vgl. Jak. 1, 17). Doch sind die Christen an keinen Gebetsort, an keine Gebetsrichtung gebunden (Joh. 4, 21. 23). Petrus und Johannes gehen noch in freiem Anschluß an die herrschende Sitte zum Gebet in den Tempel (Ap. 3, 1, vgl. 2, 46), aber schon vor Pfingsten hatten sich die Apostel im Söller (Obergemach) eines Privathauses zu gemeinsamem Gebet versammelt (Ap. 1, 13), das Haus der Maria ist als Vereinigungsort genannt, Ap. 12, 12. In Joppe betet Petrus aus dem Söller (Ap. 10, 9), um jeder Störung auszuweichen, wie Jesus die einsame Wüste aufgesucht hat (Mk. 1, 35) und die Bergeshöhe (Mt. 14, 23). Die gewöhnlichen Gebetszeiten sind der Morgen (Ps. 5, 4), der Mittag (Ap. 10, 9), der Abend (Ps. 4, 9; Esra 9, 5; Ap. 3, 1; Ps. 55, 18; Da. 6, 10). Jesus bleibt auch die Nacht über im Gebet (Lu. 6, 12, vgl. Ps. 6, 7). Die Mahnung, ohne Unterlaß zu beten (1 Th. 5, 17, vgl. Kol. 3, 17), zeigt, daß der Apostel das Gebetsleben nicht auf gewisse Stunden eingedämmt wissen will. — 6) Den Gebeten ist Erhörung verheißen (Ps. 50, 15; 145, 18; Jes. 55, 6; Jer. 29, 12; Mt. 7, 7 ff.). Jn Mt. 18, 19 ist es aber nicht die Zahl der Beter, welche das Gebet erhörlich macht, sondern nach 18, 20 der Name Jesu, auf den sie versammelt sind und zu welchem die gemeinsam Betenden einander hinleiten. Mk. 11, 24 ist nicht dem willkürlichen, möglicherweise recht fleischlichen, wenn auch noch so steifen Glauben die Erhörung zugesagt, sondern dem auf Jesu Namen begründeten und in ihm begrenzten Glaubensgebet (Joh. 14, 13). Da wir aber hinsichtlich dessen, was gut für uns ist, im einzelnen oft irren (Mt. 20, 22), so kann Gott unsere Gebetswünsche nicht immer buchstäblich erfüllen, sondern gewährt uns nur das, was nach seinem Rat gut für uns ist (Mt. 7, 11; Rö. 10, 13; 2 Kor. 12, 9; Jak. 1, 5. 17). Gegen die Möglichkeit der Erhörung ist eingewendet worden, es streite gegen die Würde Gottes, durch menschliche Einwirkung im Gebet sich irgendwie bestimmen zu lassen. Allein es ist Gottes anbetungswürdige freie Gnade, daß er den Handlungen der Menschen überhaupt, und ihren Gebeten insbesondere, einen gewissen Einfluß auf die Weltregierung gestatten will. Er hat ein gewisses Maß von menschlicher Freiheit von Anfang an in seinen Weltplan aufgenommen, und die Menschen bleiben ihm dafür verantwortlich, welchen Gebrauch sie von ihrer Freiheit machen wollen. Tun sie es, namentlich auch im Gebet, in der rechten Einigung mit dem Willen Gottes (vgl. oben 4) „im Namen Jesu“, so kann dies nicht zur Beeinträchtigung, Sondern nur zur Verherrlichung der göttl. Majestät gereichen. Wenn man ferner eingewendet hat, eine Gebetserhörung sei, wie jedes Wunder, unstatthaft, weil es eine Aufhebung des gesetzmäßigen Zusammenhangs der Natur in sich schließen würde, so stellen wir diesem Aberglauben an Unabänderlichkeit des Naturznsammenhangs gegenüber den Glauben an einen lebendigen Gott, welcher, nachdem er die Welt geschaffen hat, sich nicht dazu verurteilen läßt, ein müßiger Zuschauer des Naturlaufs und der Geschichte zu sein. Vielmehr hat er es seiner Weisheit und Macht Vorbehalten, teils mit neuen Schöpfungen, teils durch unmittelbares Einwirken auf schon Geschaffenes in den Lauf der Welt so einzugreifen, wie es zur Vollendung seines Weltplanes, zur Verherrlichung seines Namens, zum Kommen seines Reiches am dienlichsten ist. Beispiele von Gebetserhörungen sind: 2 Mo. 15, 25; 17, 11; 32, 14; 33, 17; 1 Sa. 1, 26–28; Ps. 34, 7; 65, 3; 118, 5; 1 Kö. 3, 11. 12; 18, 37. 38; Jes. 37, 15 ff.; 38, 5; Mk. 7, 34; Mt. 14, 19; Joh. 11, 41; 12, 28; Ap. 4, 31; 9, 40; 10, 31; 12, 5 u. 7; Jak. 5, 17. 18. Vgl. 2 Kor. 12, 8. 9; Lu. 22, 42. 43; Hbr. 5, 7.

Calwer Bibellexikon

Besonders spannend finde ich die Aussage in dem Ratgeber „Alles anders, aber wie?“, indem gezeigt wird, dass meine Gebete ganz viel über mich aussagen:

Wofür beten Sie regelmäßig? Welche Art von „Bedürfnissen“ beherrschen Ihre Gebete? Wie beten Sie für das, was sein könnte, während Sie sich mit dem beschäftigen, was ist? Ihre Gebete enthüllen Ihre Träume. lm Gebet sagen wir Gott, was wir nötig zu haben meinen. Wir bitten um das, was wir wollen.

Alles anders – aber wie?

Einen Gott, den ich mit vielen Worten beeinflussen müsste, ja sogar auf meine Seite ziehen könnte, ja sogar „seine Hand bewegen könnte“ – den mag es ja geben : aber dieser ist eben nicht der allmächtige Schöpfer Jehovah.