stark und schwach oder schwach und schwächer ??

Genauso sollt auch ihr Männer euch verhalten und euer gemeinsames Leben voller Einsicht und Rücksicht gestalten, weil die Frauen körperlich schwächer sind als ihr. Deshalb behandelt sie erst recht voller Respekt und macht euch klar, dass sie gemeinsam mit euch Anteil haben an Gottes Geschenk des Lebens. Dann werdet ihr eure Gebete nicht selbst behindern.
Roland Werner – Das Buch – 1.Petrus 3,7

Gleichermaßen sollt ihr Ehemänner mit Einsicht mit dem weiblichen als einem schwächer beschaffenen Gefäß zusammenwohnen! Lasst ihnen Würde zuteil werden als solchen, die auch Miterben von Gnade zum Leben sind, sodass eure Gebetszeiten nicht blockiert werden.
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – 1.Petrus 3:7

Ihr Männer gleicherweise, wohnet bei ihnen nach Erkenntnis, (O. mit Einsicht) als bei einem schwächeren Gefäße, dem weiblichen, ihnen Ehre gebend, als die auch Miterben der Gnade des Lebens sind, auf daß eure Gebete nicht verhindert werden.
Elberfelder 1871 – 1.Petr 3,7

Ihr Männer müsst euch entsprechend verhalten. Seid rücksichtsvoll zu euren Frauen! Bedenkt, dass sie der schwächere Teil sind. Achtet und ehrt sie; denn sie haben mit euch am ewigen Leben teil, das Gott schenkt. Handelt so, dass nichts euren Gebeten im Weg steht.
Gute Nachricht Bibel 2000 – 1.Petr 3:7

Die mit dem Wort vernünftig übersetzte Wendung (kata gnOsin, wörtlich „nach bestem Wissen, mit Verstand“) macht deutlich, daß die Ehemänner die geistlichen, emotionalen und körperlichen Bedürfnisse ihrer Frauen verstehen und sich um sie kümmern sollen. Auch der Apostel Paulus wies darauf hin, daß ein Mann seine Frau schützen und für sie sorgen muß, „wie auch Christus“ für „die Gemeinde“ sorgt ( Eph 5,28-30 ).
Daneben haben die Ehemänner ihren Frauen als dem schwächeren (Geschlecht) die Ehre zu geben. „Schwächer“ (asthenesterO) bezieht sich auf körperliche oder gefühlsmäßige Schwäche, nicht auf geistige Unterlegenheit, denn die Frauen sind Miterben der Gnade des Lebens. Wenn Petrus hier an christliche Ehemänner denkt, deren Frauen ebenfalls Christinnen sind, dann könnte mit der „Gnade des Lebens“ die Erlösung gemeint sein (vgl. Röm 8,17; Eph 3,6). Wenn sich die Ermahnung jedoch an christliche Ehemänner richtet, deren Frauen ungläubig sind (wie 1 Petrus 3,1-2 sich an Ehefrauen mit ungläubigen Männern richtet), dann ist damit wohl das Zusammenleben von Mann und Frau gemeint. Petrus fügt hinzu, daß Männer, die ihre Frauen nicht mit Verständnis und Ehrerbietung (timEn, „Achtung, Ehre“; vgl. 1 Petrus 2,17) behandeln, nicht erwarten können, daß ihr Gebet erhört wird.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Wie alle Christen und exemplarisch zuvor die Sklaven und Ehefrauen werden jetzt auch die »Männer«, die Ehemänner, in das Leben als Christ in ihrem Stand eben als Ehemann eingewiesen, wie das »desgleichen« betont. Auch christliche Ehemänner haben solche helfende Weisung nötig, denn allzu schnell wird das »Untertan-Sein« der Frau ausgenützt und sie zur Dienerin degradiert, über die der Mann Herrschaft ausübt.
Die Frau ist ja auch das »schwächere« »Geschlecht«. Damit ist zunächst eine natürlich, biologische Tatsache gemeint. »Schwächer« bezeichnet zunächst die körperliche Konstitution, und vom Körperbau her ist die Frau in der Regel weniger stark als der Mann. Damit können aber auch die psychischen Kräfte gemeint sein, und dann könnten wir mit »sensibler« übersetzen: Die Frau ist emotionaler als der Mann. Daß das keinerlei Abwertung bedeutet, wird schon an dem sichtbar, daß diese »Sensibilität« oft die große Stärke der Frau ist, mit der sie in Ehe und Familie und darüber hinaus wichtige Hilfe geben kann. Das griechische Wort »Geschlecht« meint eigentlich »Gefäß, Werkzeug«. Wenn die Frau als das »schwächere Werkzeug« bezeichnet wird, dann trifft der Begriff »Werkzeug« auch auf den Mann zu. Ist hier versucht, das, was im Schöpfungsbericht im Hebräischen mit »Ebenbild« ausgedrückt ist, wiederzugeben? »Ebenbild« meint ja auch eine Dienstbeauftragung von Gott her im Sinne von »Beauftragter für die Schöpfung«. Die Frau wird im Schöpfungsbericht als »Gehilfin« bezeichnet, nicht im Sinne von »Dienerin«, sondern eben so, daß Mann und Frau erst im Miteinander wirklich brauchbares Werkzeug Gottes sind.
»Wohnt vernünftig mit ihnen zusammen«, das ist die erste Weisung des Petrus (»seid zusammenwohnend nach Erkenntnis« griechisch kürzer). »Zusammenwohnen« meint viel mehr als Wohngemeinschaft; es meint die Lebensgemeinschaft, die Ganzheitsgemeinschaft nach Leib, Seele und Geist. Wirklich beim andern zu sein, das ist das Wesen der Liebe. Die Gleichung der Liebe in der Ehe heißt deshalb: 1+1=1. »So werden die zwei ein Fleisch sein« (1 Mo 2,24). Das ist gemeint. Das Adjektiv »vernünftig« unterstreicht das nachdrücklich: »Erkenntnis« ist mehr als ein Verstandesvorgang. Will ich jemanden wirklich erkennen, kennen, dann muß ich mich ihm ganz hingeben, mich öffnen und bereit sein, ihn ganz zu verstehen. In diesen kurzen Sätzen steckt eine umfassende Ehe-Lehre.
Der Ehefrau soll »Ehre gegeben« werden. Das ist ganz gewiß die äußere Hochachtung, aber auch die volle Wertschätzung, die sich in umsorgender Liebe ausdrückt. Noch umfassender ist aber gerade bei Christen diese »Ehre«, die Wert-Schätzung der Frau gemeint, »denn auch die Frauen sind Miterben der Gnade des Lebens«. »Miterbinnen« – das ist die völlige Gleichwertigkeit der Frau vor Gott. Das war revolutionär für die damalige Zeit (vgl. zu 3,1). Die Frau hat gleichen Anteil an der »Gnade des Lebens«. Dieser Ausdruck ist Kurzform für das ganze Heil, das in Jesus Christus geschehen und uns Glaubenden zugeeignet ist. Hier wird jeder Diskriminierung der Frau gewehrt, und das hat Auswirkungen gerade in der Ehe, aber auch weit in die Gesellschaft hinein.
Ist dieser engste Lebensbereich der Ehe gerade bei Christen nicht in Ordnung, dann lähmt das die Gemeinschaft mit dem Herrn, gefährdet so das neue Leben, »…damit eure Gebete nicht behindert werden«: Gemeint ist wohl zuerst das gemeinsame Gebet. Das ist aber unmöglich, wenn die Eheleute in gegenseitiger Mißachtung oder in Streit leben. »Behindert« heißt wörtlich »in etwas einschneiden«. Die Lebensverbindung zum Christus wird also dann abgeschnitten, wenn Männer ihren Ehefrauen nicht die Ehre geben und sie nicht als gleichwertig in allem behandeln.

Edition C Bibelkommentar

Petrus hat auch eine Botschaft an die Männer. Dabei handelt es sich aber nicht um die Männer, deren Frauen gläubig geworden sind, die aber selbst keine Christen sind. Hier geht es um christliche Männer mit christlichen Frauen.
Die Frauen werden als das „schwächere Geschlecht“ bezeichnet. Daher ruft Petrus sie dazu auf: „Wohnt bei ihnen mit Einsicht …“ Das griechische Wort, das hier mit „Einsicht“ übersetzt wird, heißt eigentlich „Erkenntnis“. Es „bezeichnet hier nicht … das Konstatieren eines Sachverhaltes, die empirische Analyse, auch nicht im gnostischen Sinne die überlegene Wirklichkeitsschau (1Kor 8,1). Es ist vielmehr die verstehende Einsicht, die aus der Liebe zu Gott und den Menschen erwächst …“ (Goppelt, 221; vgl. Phil 1,9-10: „(9) Und um dieses bete ich, dass eure Liebe noch mehr und mehr überreich werde in Erkenntnis und aller Einsicht, (10) damit ihr prüft, worauf es ankommt …“, Phlm 6: „dass die Gemeinschaft deines Glaubens wirksam werde in der Erkenntnis alles Guten …“). Gemeint ist also, dass die Männer Verständnis für ihre Frauen haben und Rücksicht auf sie nehmen sollen.
Die Frauen sind aber nicht nur „das schwache Geschlecht“. Sie sind auch „Miterben der Gnade des Lebens“ – und stehen in diesem Sinne gleichwertig neben ihren Männern. Deshalb sollen die Männer ihre Frauen ehren.
Ausdruck für diese Gleichberechtigung „ist u.a. das gemeinsame Gebet der Eheleute, das behindert, gehemmt und gelähmt wird, wenn die Männer ihre Frau nicht ehren, d.h. ihnen nicht Achtung erweisen“. (Stuttgarter Erklärungsbibel, 1789).

Mainka – 1. Petrus

Wenn wir unter den Augen der Welt ein Zeugnis sein wollen, dann müssen wir Männer unsere Ehefrauen in der rechten Art lieben und ehren. Wie wir mit ihnen umgehen, nimmt die Welt sehr bald wahr. Wenn wir rüde, fordernd, unfreundlich, herzlos und egoistisch sind, wird kein Mensch unseren Glauben ernst nehmen.
»Gleicherweise« wie die vorher genannten Hausknechte und Ehefrauen sollen auch die Ehemänner ihre Pflicht erfüllen, die sie ihren Frauen gegenüber haben. Ihre Aufgabe ist es, bei ihren Frauen »nach Erkenntnis« zu wohnen und ihnen Ehre zu geben. Der Mann darf die stärkere Position, die ihm der Schöpfer gegeben hat, nicht ausnutzen, indem er die Frau als das »schwächere Gefäß« unterdrückt oder herumkommandiert. Ihr hat Gott in der ehelichen Gemeinschaft die schwächere Stellung, nämlich die der Unterordnung, gegeben. Wie erbärmlich ist es, wenn Männer das ausnutzen! Sie bedenken nicht, wie dadurch der Herr entehrt wird, der selbst als Herr und Haupt der Gemeinde nicht kam, um bedient zu werden, sondern um zu dienen, und der als der Meister den Jüngern die Füße wusch.
»wohnt bei ihnen«: Für »wohnt« steht hier συνοικεω, synoikeō, wörtlich: zusammenwohnen. Ein Verb, das im NT nur hier belegt ist. Der Mann wohnt zusammen mit und bei seiner Frau. »Wohnen« bedeutet »sich bleibend niederlassen«. Er bindet sich an sie und verlässt sie nie mehr. Darin soll er dem Vorbild des Herrn folgen und dessen Liebe zur Gemeinde nacheifern (Eph 5,25).
»nach Erkenntnis«: nämlich Erkenntnis Gottes und seiner Gedanken. Erkennt er, was sie beide, sowohl er als auch seine Frau, als Sünder vor Gott sind, dann wird er demütig. Erkennt er, wie sie beide völlig auf Gottes Gnade angewiesen sind, dann macht das ihn noch demütiger. Er versteht, dass er nicht besser oder würdiger ist als seine Frau, und bedenkt, dass auch sie »Miterbe der Gnade des Lebens« ist. In der Stellung vor Gott und im Erbe, das uns in Christus geschenkt ist, ist kein Unterschied zwischen Mann und Frau (Gal 3,28).
»und gebt ihnen Ehre«: Wie passend ist das alles: Die Frau sucht nicht eitle Ehre, sondern bleibt bescheiden und still im Hintergrund. Dafür gibt der Mann ihr die Ehre, die ihr zusteht, ja, die er ihr schuldet (siehe auch 2,17). Die vorbildliche Frau von Sprüche 31 sucht nicht Rang und Ansehen in der Öffentlichkeit, sondern ist ganz zufrieden, dass nicht sie, sondern ihr Mann bekannt ist in den Toren der Stadt (Spr 31,23). Dafür stehen ihr Mann und ihre Söhne auf und preisen sie, und ihre Werke werden im Stadttor gepriesen (V. 28–31).
Entspricht die Stellung der Frau nicht auch ganz der gegenwärtigen Position der Gemeinde Gottes? Wir gehen als Unbekannte durch die Zeit, in Knechtsgestalt, von der Welt nicht geehrt und nicht als das anerkannt, was wir wirklich sind (1Jo 3,1); wir sind noch nicht verherrlicht. Für unsere Unterordnung unter unseren Herrn und Gebieter wird er uns am Tag seines Erscheinens Ehre geben vor den Augen der ganzen Welt: Wir werden, wenn er erscheint, mit ihm offenbart werden in Herrlichkeit (Kol 3,4).
»damit eure Gebete nicht verhindert werden«: Petrus nennt hier den Grund, der ihm der wichtigste war, warum die Männer so bei ihren Frauen wohnen sollten: Ihre gemeinsamen Gebete sollen nicht verhindert werden. Überrascht uns das? Hätten wir erwartet, dass er einen anderen Grund nennt, wie etwa glückliches Familienleben, wohlgeratene Kinder oder – was heute scheinbar sehr wichtig ist – »erfüllende Sexualität«? Petrus hat uns von Anfang seines Briefes an in Erinnerung gerufen, dass wir ein Erbe im Himmel haben, dass wir von oben geboren und als Pilger unterwegs sind zu unserem Erbe in der oberen Heimat. Dahin zieht es beständig unser Herz; dahin, wo unser Herr ist, gehen beständig unsere Gedanken. Zudem hat Petrus in diesem ganzen 2. Teil des Briefes (2,1–3,12) uns gelehrt, welches die Berufung der Gnade ist: Wir sind berufen, ein heiliges und königliches Priestertum zu sein (2,1–10), und als solche sind wir berufen, Zeugen Gottes zu sein in der Welt (2,11–3,12). Sind wir keine Priester, können wir keine Zeugen sein; suchen wir nicht im Gebet beständig sein Angesicht, werden wir unsere Aufgabe als Zeugen nur mangelhaft wahrnehmen können. Darum muss jedes christliche Ehepaar auch ein Priesterpaar sein. Sie müssen regelmäßig und ausgiebig zusammen vor Gott treten mit Dank, Flehen und Fürbitte. Als Priester Gottes sind sie dazu berufen, beständig in Gottes Gegenwart zu treten. Darum darf nichts und niemand ihr Gebetsleben hindern.
Wenn Mann und Frau viel zusammen beten, wird ihre eheliche Gemeinschaft immer tiefer. Nichts lässt ihre Herzen so zusammenwachsen wie das gemeinsame Bitten und Empfangen, das gemeinsame Beten um Gottes Beistand in ihrem gemeinsamen Zeugnis. Jeder, der mit seiner Frau ein regelmäßiges Gebetsleben führt – und das ist etwas anderes als bloß das Tischgebet und das Gute-Nacht-Gebet –, weiß das. Er weiß auch, dass er nicht regelmäßig mit seiner Frau betet, weil er darin eine gute Methode sieht, um in der Ehe glücklich zu werden. Er sucht dabei etwas ganz anderes, er sucht Gottes Reich und seine Gerechtigkeit. Dabei fällt ihm aber all das, was er gar nicht gesucht hat, auch zu (Mt 6,33).

Benedikt Peters – Kommentar zu 1. Petrus

Jetzt werden die Ehemänner hinsichtlich ihrer häuslichen Pflichten ermahnt. „Gleicherweise“ weist auf die ganze Abhandlung über die Unterwürfigkeit hin. Das Eheband ist kein Hundehalsband um den Hals der Ehefrau mit dem Effekt, daß sie nur darauf wartet, den nächsten Befehl auszuführen. Was die Ordnung im Hause angeht, so muß es eine höchste Autorität unter Gott geben. Da der Mann für alle Dinge in seinem Hause Gott gegenüber verantwortlich ist, so wird ihm als den Haupt eine gewisse Autorität übertragen. Was die Harmonie im Hause anbelangt, so ist gegenseitige Rücksichtnahme erforderlich, wie Paulus es in Eph 5,21-23 ausdruckt: „einander unterwürfig in der Furcht Christi“.
Die Ehemänner sollen, bei ihnen „wohnen“. Das Wort ist suniokes, wörtlich „zusammen wohnen“ oder „zusammen ein Haus benutzen“, in jeder Beziehung eines gemeinsamen Familienlebens. In allem soll der Mann für die Sicherheit seiner Frau sorgen, indem er die notwendigen Initiativen ergreift. Dies schließt körperliche, seelische und materielle Sicherheit ein.
Hier richtet sich zwar nur ein Vers an die Ehemänner, aber die Auswirkungen sind tief und in der Tat weitreichend. Paulus weist auf die ursprüngliche Verbindung zurück und stellt mit Betonung fest, daß es gerade der Mann ist, der die führende Rolle in der Liebe, im Verlassen der Eltern und Anhangen spielt (Eph 5,25-33). Die beständige Praxis des Zusammenlebens soll „nach Erkenntnis“ geschehen. Dies ist nicht auf das körperliche Verhältnis beschränkt, sondern es ist ein Wissen, das beständig versucht, besser kennenzulernen. Da der Ehemann seine Frau mehr und tiefer verstehen lernt, sollten anfängliche Ungewißheiten und Befürchtungen zerstreut werden, da er ihren Bedürfnissen in geistlicher Weise, seelischer, physischer und materieller Hinsicht dient. Die Frau wird als „das schwächere Gefäß“ angesehen, sicher nicht schwächer in irgend einem anderen Sinn als dem körperlichen. Eine Debora, die das Heer Israels anführte, eine Maria, die dem Kreuz des Verachteten gegenüberstand und eine Priszilla, die dem mächtigen Apollos die Schriften öffnete, können schwerlich als Frauen mit schwachem Willen, Geist oder Verstand bezeichnet werden. Es geht vielmehr um liebevolle Zuwendung und Sorge, wie Paulus es formuliert. Der Mann soll der Beschützer seiner Frau vor geistlichen, moralischen und körperlichen Gefahren sein und soll ihre Furcht durch seine Gegenwart beruhigen.
In einer Ehe ergänzen sich Mann und Frau im Idealfalle. Wenn beide gläubig sind, werden die Gaben und Fähigkeiten des einzelnen zusammengebracht, um einen harmonischen Beitrag für das Haus und weiter darüberhinaus zu leisten. Der Ehemann soll seine Frau ehren wie es ihrem großen und kostbaren Wert entspricht. Er soll anerkennen, daß sie wechselseitig Erben der Gnade des Lebens sind. Hier geht es also um Gläubige. Während sie nun auf Erden als Ehemann und Ehefrau leben, so gibt es „eine Beziehung durch Gnade, die niemals vergehen soll “ (W.Kelly). In diesem Verhältnis gibt es keine Unterscheidung hinsichtlich Geschlecht oder gesellschaftlicher Stellung. Die Perspektive der Ewigkeit vergrößert den Wert jeder Beziehung, indem sie diese über das Zeitliche und Vergängliche hinaushebt.
Das Gebet ist die zusammenhaltende Kraft, die das Haus und die Familie zusammenbindet: Gebet füreinander und Gebet für die Lasten und Nöte des anderen. Es ist eine äußerst schwierige Angelegenheit, ungelöste Fragen zwischen Ehemann und Ehefrau stehen zu haben, wenn diese sich gemeinsam zum Gebet niederbeugen. Der Feind versucht beständig, Gebete zu verhindern. Er hat tausend Tricks auf Lager, von denen einer das Säen von Zwietracht zwischen den Ehepartnern ist. Jede Anstrengung ist zu unternehmen, wobei dem Mann die führende Rolle zufällt, da er Haupt und Priester des Hauses ist, den Familienaltar in Liebe und Achtung aufrecht zu erhalten.
Es ist höchst bedeutsam, das Verhältnis zwischen Gebetsleben und der Liebe zwischen Ehemann und Frau zu erkennen. Eins kann das andere rückwirken. Dieser ganze Abschnitt läßt die Bedeutung eines ausgewogenen Lebens erkennen, wo die göttliche Ordnung in allen Aspekten und Bereichen des täglichen Lebens befolgt wird.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Bezüglich der Ehemänner erwähnt Petrus zwei Verantwortungen. Erstens sollen sie mit Einsicht bei ihren Ehefrauen wohnen. Der Ausdruck ebenso verbindet diesen Vers mit dem vorhergehenden. Genau, wie Ehefrauen sich ihren Ehemännern unterordnen müssen, haben sich Ehemänner dem Herrn unterzuordnen und ihre Unterordnung dadurch zu zeigen, dass sie für die Bedürfnisse ihrer Ehefrauen sorgen. Das Wort wohnt steht in der Gegenwart und betont eine beständige Pflicht. Die griechische Form des Wortes, das nur in diesem Vers vorkommt, vermittelt dieselbe Idee wie das hebräische Konzept des »Erkennens«. Sie bezeichnet »intime Kenntnis«; »sexuelles Erkennen«. Dieses Wort wird in der Septuaginta fünf Mal gebraucht (5Mos 22,17; 24,1; 25,5; Spr 19,14; Jes 62,5). Es bedeutet, »als Ehemann und Ehefrau zusammen zu leben«; »gemeinsam zu wohnen«. Diese Erkenntnis hat mit sexuellen Beziehungen zu tun. Das Wohnen bezieht sich hier darauf, mit ihren Ehefrauen nach der Erkenntnis sexuell zu wohnen. Während sich das Wort Erkenntnis auf Einsichten über die Ehe im Allgemeinen beziehen mag, betont es im Kontext dieses Satzes die körperlichen Aspekte dieses Erkennens. Der Ehemann hat sexuell mit seiner Frau zu leben – nach der Erkenntnis über die Erfüllung der sexuellen Bedürfnisse der Ehefrau.

Die zweite Verantwortung der Ehemänner ist, dass der Ehemann seine Frau ehren muss. Das Wort Ehre geben in seiner griechischen Form wird nur hier und nirgendwo sonst gebraucht. Es bedeutet »zuweisen oder zuteilen«. Auch dieses Wort steht in der Gegenwartsform und betont die beständige Pflicht des Ehemannes, seine Frau zu ehren. Die Ehefrau soll in die Unterordnung hineingeliebt, nicht hineingezwungen werden. Der Ehemann muss seine Frau ehren, und zwar auf zwei Arten. Erstens muss er ihr als dem schwächeren Gefäß Ehre erweisen. Weil sie das schwächere Gefäß ist, muss er sie beschützen. Das Leben des Ehemannes mit seiner Ehefrau sollte sich darauf gründen, dass sie sich bewusst als das schwächere Gefäß akzeptiert. Der Abschnitt sagt nicht, dass sie schwach ist; er bezeichnet sie als schwächer. Vor Gott sind sowohl Mann als auch Frau Gefäße, und beide sind schwach. Im körperlichen Bereich jedoch ist ein Mann im Allgemeinen stärker als eine Frau; die Frau ist das schwächere Gefäß. Hier meint Petrus mit ihrem schwächeren Zustand die körperliche, nicht die geistliche Verfassung. Im Griechischen ist das schwächere Gefäß »[ehe-]fraulich«. Das Ehren beinhaltet Schutz. Zweitens müssen Ehemänner ihren Ehefrauen Ehre erweisen, weil sie Miterben der Gnade des Lebens sind. Die Ehefrau ist in den geistlichen Facetten der Errettung die Partnerin des Ehemannes. Während die Frau bezüglich der Autorität schwächer ist, weil sie ja unter der Autorität ihres Ehemannes steht, ist sie ihrem Mann bezüglich der geistlichen Privilegien absolut gleichgestellt. Nach Darstellung der beiden Arten, auf die ein Ehemann seiner Ehefrau Ehre erweisen muss, nennt Petrus den Grund, sie zu ehren: damit eure Gebete nicht verhindert werden. Das Wort damit verweist sowohl auf das Ergebnis, als auch auf den Zweck. Wenn der Ehemann seine Ehefrau nicht ehrt, hat das Auswirkungen auf sein Gebetsleben. Das Wort verhindern bedeutet, dass das Gebet nicht vor den göttlichen Thron aufsteigt. Somit wirkt sich die Partnerschaft zwischen Ehemann und Ehefrau auf zwei Arten aus: Erstens sind sie Partner im körperlichen Bereich, weil sie gemeinsam Kinder hervorbringen; zweitens sind sie Partner im geistlichen Bereich, weil sie beantwortete Gebete hervorbringen

Arnold Fruchtenbaum – Die Petrusbriefe

in derselben Linie Richtung halten!

Doch wozu wir gelangt sind, laßt uns in denselben Fußstapfen (O. in demselben Pfade) wandeln.
Elberfelder 1871 – Philipper 3,16

Aber lasst uns auf jeden Fall auf dem Weg bleiben, den wir als richtig erkannt haben.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Philipper 3:16

Doch: Wozu wir gelangten, [es sollte unser Bestreben sein], uns nach demselben Maßstab auszurichten, derselben Gesinnung zu sein.
Jantzen & Jettel 2017 – Phil 3,16

nur wozu wir vorankamen, in derselben Linie Richtung halten!
Pfleiderer – Phil 3:16

Das abbrechende πλήν weist nun noch auf das hin, was, abgesehen von dieser zu erwartenden göttlichen Offenbarungsthätigkeit (Myr.), die Leser ihrerseits zu thun haben, um zu dem völligen τοῦτο φρονεῖν in allen Punkten zu gelangen. Als Bedingung des ἀποκαλύψει (Ans., Eft., Fl., Wies.) ist es wenigstens nicht eingeführt, obwohl bei dem Zusammenwirken der göttlichen Offenbarungsthätigkeit und der treuen Verwirklichung des bereits Erreichten allerdings diese zur Bedingung für jene wird. Völlig unrichtig aber lässt Corn. den Apostel mit dem πλήν zu seinem vermeintlichen Hauptthema (der Warnung vor den Judaisten) zurücklenken, was sachlich schon Th. v. M., Thdt. und noch Ew. thun („Nur keine Rückschritte in’s Judäerthum!‟)1).
Den Punkt, zu welchem die Philipper mit Paulus bereits gelangt sind, halten Chr., Oec., Thph. für eine sittliche Errungenschaft (ὃ κατωρθώσαμεν) und zwar für die Eintracht (weil sie nemlich im Folgenden τὸ αὐτὸ φρονεῖν lesen. Vgl. Vtb., Clr.), welche sich ihnen aber durch den nachher genannten κανών als die Glaubenseinheit bestimmt. Von dieser verstehen es im Wesentlichen auch Th. v. M., Thdt., Plg., Haym., Strb., Ans., Clv., Corn., während Bll. und wohl auch Lth. bei der Regel der Eintracht stehen bleiben und Grt., Cal. an die praecepta evangelica überhaupt denken. Dagegen nahm es schon Dion. von dem gradus perfectionis, den sie erreicht haben, und so Schz. S. 68, v. Hng., Myr., der darin ein rühmliches Zeugniss für den Stand ihrer ethischen Verfassung sieht, dass sich Paulus in das ἐφθάσαμεν mit einschliesst. Die Meisten aber denken an einen Standpunkt der Erkenntniss, und zwar entweder an den, worin alle bereits übereinkommen, also an die Hauptsubstanz des Glaubens, wodurch zu der Erklärung der Griechen im Wesentlichen zurückgelenkt wird (vgl. Bmg., Kr., Hnr., de W., Wies., Ew., Ith.), oder an den, welchen jeder Einzelne nach Massgabe seiner Einsicht erreicht hat (vgl. Est., Bng., Rsm., a. E., Strr., Fl., Rhw., Mtth.). Das Bild von dem erreichten Punkte und dem Weiterwandeln nach der Richtung, die durch denselben indicirt ist, passt für beide Auffassungen, odwohl de W. daraus gegen diese, Myr. gegen jene argumentirt.
Mir will es aber scheinen, als ob alle diese verschiedenen Auffassungen den Gedanken zu sehr verallgemeinern und eben darum einer solchen Mannigfaltigkeit Raum geben. Der Punkt, zu dem die Leser bereits mit dem Apostel gelangt sind, steht offenbar entgegen dem, in welchem sie noch ἑτέρως φρονοῦσι, es ist also der Punkt, bis zu welchem sich jenes τοῦτο φρονεῖν (V. 15) bereits realisirt hat, und Paulus ermahnt, dass sie dieser Gesinnung gemäss nun auch wandeln sollen. Dies bleibt für ihn selbst, der jene rechte Gesinnung bereits vollständig ergriffen hat, ebenso Aufgabe, wie für sie; daher er sich mit Recht mit einschliessen kann. Weder also eine bestimmte Erkenntniss, noch eine sittliche Errungenschaft, sondern das bereits erlangte Mass der richtigen Gesinnung (V. 12–15) soll in allen Punkten, wo sie dieselbe bereits haben, die Norm ihres weiteren Wandels sein.

Bernhard Weiss 1859 – Der Philipperbrief Ausgelegt und die Geschichte Seiner Auslegung Kritisch Dargestellt: Notizen

Der Apostel fordert seine Leser auf, ihm in seinem Versuch, Christus gleich zu werden, zu folgen. Was er für sich selbst möchte, wünscht er sich auch für sie. Wie viele nun von uns vollkommen sind, die laßt uns so gesinnt sein (V. 15). Wie aber sollen die Christen gesinnt sein? Sie sollen nach den Worten des Paulus beharrlich dem Ziel nachjagen. Der Wunsch, sich im Glaubensleben weiterzuentwickeln, ist ein Merkmal geistlicher Reife. Paulus‘ Appell richtet sich hier also an im Glauben bereits gefestigte Christen, die sein Streben teilen. Er vertraut darauf, daß Gott denen, die anders denken, auch das offenbaren wird.
Was den Kindern Gottes am meisten fehlt, ist zweifellos die Fähigkeit, der Stellung, die sie bereits jetzt in Christus innehaben, gemäß zu leben. Die meisten Christen bleiben weit hinter ihrer Erhöhung im Herrn zurück. Paulus‘ Bitte an die Philipper lautet daher, in dem zu leben, was sie schon erreicht haben, d. h., nun auch tatsächlich „gerecht“ zu werden.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Welch wichtige Ermahnung, besonders für unsere Tage, wo man so oft behauptet, dass es gut und nützlich sei, wenn nicht alle Gläubigen denselben Weg gehen. Wir finden hier gerade das Gegenteil. Wiewohl der Heilige Geist uns erkennen lässt, dass wir uns nicht beunruhigen sollen, wenn einige anderer Meinung sind, da Gott ihnen die Wahrheit offenbaren wird, so ermahnt Er doch die Gläubigen ernstlich, nach dem zu wandeln, wozu sie gekommen sind.

Hermanus Cornelis Voorhoeve – Der Brief an die Philipper

Das »Nur« am Anfang des 16. Verses lässt erwarten, dass jetzt das Entscheidende kommt. Der Satz wird für uns etwas leichter verständlich, wenn wir die Satzstellung abändern: »Nur in diesem (lasst uns) wandeln, wohin wir angekommen sind! – Hier wird noch einmal zusammenfassend das Vorwärtsschreiten des christlichen Lebens verdeutlicht. Mit dem Vorwärtsschreiten wächst auch die Verantwortung. Der Christ kann nicht so tun, als ob die gewonnene Erkenntnis ihn nicht verpflichte (vgl. Röm 6,1ff.). Es gehört zu dem Ausgerichtetsein nach vorne, dass wir darum bemüht sein müssen, die Konsequenzen aus dem Wirken Gottes in unserem Leben zu ziehen. Unsere Zielstrebigkeit soll nicht erlahmen. Der Lauf des Christen gleicht nicht dem wiederholten Umkreisen des Stadions, wobei man immer wieder an die gleiche Stelle gelangt, sondern dem Marathonlauf. Jeder Schritt bringt einen nach vorne, an eine neue Stelle. Der Christ darf und soll im Leben und im Handeln weiterkommen. Wir dürfen es erleben, dass wir an Situationen und Problemen unseres Lebens tatsächlich vorbeikommen. Andere Dinge wird es vielleicht geben, die wir in einem ganzen Leben des zielstrebigen Laufens nicht hinter uns bringen werden, und dennoch dürfen wir damit rechnen, dass Gott uns an seinem Tag an ihnen vorbeibringen wird.

Gerhard Maier – Edition C

Der Apostel schließt sich in der Ermahnung ein: » Wozu wir gelangt sind « . Moule meint, daß Paulus noch immer den Wettlauf vor Augen hat. Er überblickt die zurückgelegte Strecke mit all ihren Schwierigkeiten, weshalb man übersetzen könne » soweit wir schon erfolgreich gelangt sind « . Vine sagt auch, daß Paulus vielleicht noch an den Wettlauf denkt.
    In » laß uns in denselben Fußstapfen wandeln « kommt das Verb für » wandeln « (stoicheo von der Wurzel steicho, Reihe, Kolonne, Ordnung. Es geht hier darum, daß man in einer Linie mit anderen marschiert. Das gleiche Verb wird auch in Apg 21,24 verwendet für nach den Geboten » wandeln « . Das Wort für » Fußstapfen « ist Kanon, eigentlich Rohr. Gemeint ist ein Meßrohr. Paulus spricht vom » Wirkungskreis « in 2.Kor 10,15. In Gal 6,16 verwendet es Paulus für » Richtschnur « , die für ihn das in Gal 6,15 Gesagte ist: » Denn weder Beschneidung noch Vorhaut ist etwas, sondern eine neue Schöpfung. « Wahrscheinlich bringt Phil 3,13.14 die Richtschnur des Paulus zum Ausdruck. Er ermuntert die Philipper, zusammen mit ihm nach diesem Grundsatz zu wandeln und dasselbe wertauschätzen.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Jesus hat bei euch die Lampen auf hundert gedreht

Denn einst waret ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht in dem Herrn; wandelt als Kinder des Lichts,
Elberfelder 1871 – Epheser 5,8

Denn ihr befandet euch früher in einem Zustand von Finsternis, jetzt aber durch den Herrn in einem von Licht; führt euer Leben als Lichtkinder – der Nutzen des Lichtes ist ja die Folge von jeglicher Wohltätigkeit, Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit,
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Epheser 5:8–9

Denn früher wart ihr ganz von der Dunkelheit beherrscht, aber jetzt seid ihr durch eure enge Verbindung mit Jesus selbst zum Licht geworden. Führt also euer Leben als Kinder des Lichts!
Das Ergebnis, die Frucht, die aus einem Leben im Licht entsteht, ist jede Art von Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit.
das Buch – Eph 5,8–9

Das Verhalten der Heiligen soll ihrem neuen Stand entsprechen. Als Kinder des Lichts, deren wahres Wesen das geistliche Licht ist, sollen sie auch dementsprechend leben (Röm 13,12). Der Einschub in Eph 5,9 macht deutlich, daß die Frucht des Lichts – lauter Güte und Gerechtigkeit (vgl. Phil 1,11) und Wahrheit – das Wesen Gottes im Leben des Gläubigen widerspiegelt. Die Sünder aber, die in der Finsternis leben, sind durch das Gegenteil dieser Frucht gekennzeichnet: durch Bosheit, Schlechtigkeit und Falschheit. In Vers 10 wird dann der Gedanke von Vers 8 b weiter ausgeführt: die Kinder des Lichts müssen prüfen (dokimazontes, „auf die Probe stellen“, „billigen“, „entdecken“; vgl. Röm 12,2), was dem Herrn wohlgefällig ist (vgl. 2Kor 5,9; Kol 1,10).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Die Epheser sollen sich nicht mit denen gemein machen, die Täter und zugleich Opfer der Täuschung sind. Und als ob die Sachlage immer noch nicht klar genug wäre, folgt in 8 eine neue Begründung: Denn ihr wart einst – erneutes ποτέ! – Finsternis, jetzt aber – erneutes νῦν! – seid ihr Licht, nämlich Licht im Herrn. Im Eph steht fünfmal φῶς, allesamt hier in 5,8–14. Der Kol bringt den Begriff nur in 1,12, und zwar zur Bezeichnung des Erbes, das den Heiligen, also den in Christus Existierenden, zuteil geworden ist. Die Wendung ἐν τῷ φωτί von Kol 1,12 begegnet im Eph nicht. Nach dem Kol befinden sich die Glaubenden im Licht, nach dem Eph sind sie Licht. Sie sind aber Licht nur ἐν κυρίῳ. Der nicht ausgesprochene Zwischengedanke zu 8b, wo die Adressaten als τέκνα φωτός bezeichnet werden, ist dann: Als im Herrn Existierende seid ihr Licht, weil ihr euer Sein in Christus als dem habt, der Gott und somit Gott als Licht repräsentiert. Wer aber als Christ Christus und somit Gott als Licht repräsentiert, wer als Christ auf dieser geschichtlichen Welt Licht ist, hat auch die Aufgabe, als Mensch des Lichtes zu wandeln. Hat schon der Imperativ περιπατεῖτε ἐν ἀγάτῃ in 2 Gott und Mensch durch die beide umgreifende Realität ἀγάτη verbunden, so ist diese Verbindung in 8 durch den Imperativ ὡς τέκνα φωτὸς περιπατεῖτε zum Ausdruck gebracht.

Hans Hübner – Handbuch zum Neuen Testament

In Vers 8 bringt Paulus einen neuen Gedanken auf: Ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn (LB). Beachten wir: Er sagt nicht, dass sie einst in Finsternis lebten, nun aber im Licht leben. Das stimmt zwar, aber er will auf mehr hinaus als die Veränderung der geistlichen Atmosphäre, in der sie leben. Ihr Wandel und ihr Wesen haben sich von Finsternis zum Licht verändert. Darin steckt eine wichtige Lehre: Das christliche Leben ist keine bloße Verbesserung des alten Lebens, sondern ein völlig neues Leben, gewirkt durch den Heiligen Geist und geprägt durch neue geistliche Prinzipien. Es ist motiviert durch die Liebe Gottes, so dass ein Christ lieber anderen etwas gibt, als sexuell oder in anderer Hinsicht etwas von ihnen zu nehmen.

George R. Knight – Studienreihe zur Bibel

Auch der Gegensatz »Licht – Finsternis« (vgl. 2Kor 6,14) hat das Ziel, die Trennung von dem vergangenen Leben und seinen Formen zu verdeutlichen. Parallelen dafür sind uns bereits aus 2,11ff (»tot – lebendig«) und 4,22–24 (»alter – neuer Mensch«) bekannt. Dies geschieht ebenso wie in 2,2ff.11ff mit Hilfe des Begriffspaars »einst« und »jetzt«. Dabei fällt auf, daß der Nichtglaubende nicht nur im Bereich der Finsternis lebt, sondern Finsternis ist. Entsprechend sagt Jesus in Lk 22,53 anläßlich seiner Gefangennahme: »Dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis«. Damit identifiziert er die Handlungsträger mit der Sphäre ihrer Handlung, der »Finsternis«. Umgekehrt ereignet sich die Befreiung von dieser Finsternis so, daß der Schöpfer des Lichts »in unseren Herzen aufgestrahlt ist« (2Kor 4,6). Zu erinnern ist auch an Jesu Wort Lk 11,36: »Wenn nun dein Leib ganz Licht ist und kein Teil an ihm finster ist, dann wird er ganz Licht sein, wie denn dich das Licht erleuchtet mit hellem Schein« (vgl. Mt 6,22f). Aus diesem Grund gilt für die Glaubenden: »nun aber seid ihr Licht in dem Herrn.« Licht zu sein ist keine Möglichkeit von Menschen. Indem Jesus Christus als das wahrhaftige Licht Menschen erleuchtet (Joh 1,9), dieses Licht in ihnen aufstrahlt, sind sie »Kinder des Lichts« (1Thess 5,5), weil sie »im Herrn« sind.
Wie das frühere »Finsternis-Sein« keine gedachte Größe war, so bringt auch die Aussage »nun aber seid ihr Licht« eine Wirklichkeit zum Ausdruck. Die Tatsache, daß es sich dabei selbstverständlich ebenfalls um die Wirklichkeit des Glaubens handelt, mindert das Gesagte keinesfalls, sondern bezeichnet lediglich den Bereich, innerhalb dessen diese Wirklichkeit offenbar wird.
Untrennbar sind Sein und Leben miteinander verknüpft: »Ihr seid Licht … Wandelt als Kinder des Lichts!«
Der aus dem Glauben erwachsende Stand vor Gott soll sich in einem dem Glauben gemäßen Lebenswandel offenbaren.
Aus Gottes Wesen folgt, daß er das Verborgene an den Tag bringt (1Kor 14,25).
Während die Sünde den Bereich der Heimlichkeit, Täuschung und Undurchsichtigkeit sucht, ermöglicht die Offenbarung ein Leben im Licht des Tages (Röm 13,13). Diese Offenheit kennzeichnet nicht allein das Leben des einzelnen Gläubigen, sondern ebenfalls das missionarische Vorgehen der Zeugen Jesu Christi: Paulus meidet »schändliche Heimlichkeit« (2Kor 4,2). Das Offenbarwerden des einzelnen Menschen unter der Botschaft des Evangeliums ist gleichfalls Vorwegnahme der umfassenden und abschließenden Enthüllung alles Verborgenen am Tag Christi: Bei seinem Kommen wird er »ans Licht bringen …, was im Finstern verborgen ist, und wird das Trachten der Herzen offenbar machen« (1Kor 4,5).

Wuppertaler Studienbibel

Um die Ermahnung von V. 8 zu unterstreichen, erinnert der Apostel sie daran, was sie »einst«, in den Tagen vor ihrer Bekehrung, waren. Das hatte er schon in 2,2.3.11.12 getan. Einst waren sie selbst Finsternis gewesen: Sie hatten sich nicht lediglich in der Finsternis befunden, sie waren selbst sittlich finster gewesen (siehe 4,18). Jetzt waren sie »Licht in dem Herrn«; nicht »im Licht«, sondern im Herrn waren sie selbst Licht. Die Belehrung ist mithin eine andere als in 1.Joh 1,7: »wenn wir im Licht wandeln«. Dort sehen wir jedes Kind Gottes, wie es im Licht wandelt, wie es jetzt in Seinem Sohn geoffenbart worden ist; hier aber wandeln die Heiligen als Kinder des Lichts als solche, deren Seelen von der Wahrheit Gottes ergriffen und durchdrungen sind.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Die zweiundzwanzigste Position ist, dass der Gläubige nicht nur das Licht der Welt ist, er ist auch Licht im Herrn gemäß Epheser 5:8. Gläubige sind Kinder des Lichts, und da sie Kinder des Lichts sind, sollen sie im Licht wandeln. Auch hier muss die Praxis des Gläubigen mit seiner Stellung übereinstimmen. Von ihrem Standpunkt aus sind die Gläubigen Kinder des Lichts; deshalb sollten sie in der Praxis in diesem Licht wandeln.

Arnold Fruchtenbaum – 33 Dinge: Eine Studie der positionellen Wahrheit


Warum fällt es vielen so schwer?

Christ-Sein ist nur vordergründig ein Bekenntnis, in seiner Tiefe ist es ein Wandlungsweg. Jesus war kein Meister einer neuen Theorie, sondern eines neuen Lebens. Er hat seine Jünger nicht nur gelehrt, er hat sie auf (s)einen Weg gerufen. Sie sollten Tag für Tag bei ihm sein und an seiner Seite lernen, was es bedeutet und was geschieht, wenn Gottes Reich nahekommt. Dabei ging es um nicht weniger als um eine Umwandlung ihrer Wertvorstellungen, ihres Fühlens, ihrer Ziele und ihrer Lebensweise. In dieses Abenteuer eines Lebens, das Maß zu nehmen lernt an Jesus selbst, sind auch wir gerufen.

Anke Lechtenberg, – Die Sonntagsevangelien im Lesejahr B: Auslegungen für Predigt und Meditation

im Himmel??

Wo ist das „Reich Gottes“ zu finden? Und warum glauben so viele Christen, dass sie dafür „in den Himmel“ kommen?


Beginnen wir mit einigen Statistiken. Das Wort basileia (Reich) erscheint im gesamten Neuen Testament 162-mal, davon 121-mal in den synoptischen Evangelien. Die Formel basileia tou theou / ton ouranon (Reich Gottes / der Himmel) kommt bei den Synoptikern 104-mal vor: 51-mal bei Matthäus, 14-mal bei Markus, 39-mal bei Lukas. Diese häufige Verwendung sowie der Inhalt rechtfertigen, die Formel als theologisches Thema zu betrachten.

Das Reich Gottes in den frühen Schichten der Evangelien

Wenn wir uns nun einem einzelnen Evangelium zuwenden, dem Markusevangelium, können wir uns leicht ein Bild von der Art und Weise machen, wie Jesus den Begriff des Reiches Gottes verwendete. Es ist das Thema seiner ersten öffentlichen Predigt:
„Nachdem man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, ging Jesus wieder nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium“ (Mk 1,14–15).

Das Reich Gottes ist Inhalt und Zweck der Gleichnisse (Mk 4,11.26.30). Es ist das Ziel im Tod und der Beweggrund für ethisches Handeln (9,1.47). Man muss sich dem Reich Gottes wie ein Kind nähern; es ist weit weg von den Reichen (10,14–15.23–25). Jemand, der um das höchste Gebot der Liebe weiß, ist ihm nahe (12,34). Die Eucharistie ist dessen Vorwegnahme und Erwartung (14,25). Der Mann, der sich um den Leichnam Jesu sorgt, ist auf der Suche nach dem Reich (15,43). Kurzum kann man sagen, dass das Reich Gottes der endgültige Horizont der Verkündigung Jesu ist – endgültig sowohl im Sinne des Wertes als auch der Zeit und der Ewigkeit.
Was bedeutet der Ausdruck Reich Gottes in der Verkündigung Jesu? Er gibt nirgendwo eine Definition dafür, und so bleibt zwangsläufig ein Rest von Unsicherheit oder gar Rätselhaftigkeit (Mk 4,11), da Jesus es vorzog, darüber in Gleichnissen zu sprechen. Und doch bleiben wir nicht gänzlich ohne Hilfsmittel. Wir müssen das Alte Testament sowie jüdisch-apokalyptische, rabbinische und targumische Literatur und einen einzigen, aussagekräftigen Vers des Paulus als Hilfe beiziehen. Aber zuerst sollten wir einen genaueren Blick auf die programmatischen Verse Markus 1,14–15 werfen.
Markus 1,14 beinhaltet zwei Aussagen. Der Vers beginnt mit einem deutlichen Zeitbezug („nachdem man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte“) und bezeichnet die Verkündigung Jesu als Evangelium Gottes. Diese beiden Aussagen dienen dann als Rahmen für den nächsten Vers. „Die Zeit (kairos) ist erfüllt“ deutet darauf hin, dass ein bedeutender Wendepunkt in der sich entfaltenden Heilsgeschichte erreicht worden ist, ein besonderer Moment, der einen neuen Äon einführt.
Hinter dieser Überzeugung liegt die jüdisch-apokalyptische Vorstellung, dass die Geschichte nicht lediglich eine endlose Wiederholung immer gleicher Abläufe darstellt, sondern einen unter Gottes Führung ablaufenden, zielgerichteten Prozess. Die Geschichte durchläuft verschiedene Stadien oder Äonen. Diese werden unterschiedlich gezählt, doch ist eine Periodisierung mit sechs Zeitaltern üblich: von Adam bis Abraham, von Abraham bis Mose, von Mose bis David, von David bis zum Exil, vom Exil bis zum Messias, dessen Kommen das letzte Zeitalter einleitet. Eine alternative Unterteilung basiert auf der Abfolge von Weltreichen: Assyrien, Babylonien, Persien, Griechenland, Rom. (Diese Aufzählungen variieren je nach Autor. Der gemeinsame Nenner ist dabei jeweils, dass die Geschichte sich auf ein Ziel hin bewegt, und dass dieser Prozess sich unter Gottes Fürsorge und Führung abspielt; in anderen Worten, die Geschichte ist nicht rein zufällig oder zyklisch; sie ist nicht sinnlos.)
Gemäß Markus 1,15a sind die Menschen nun bereit für ein neues Stadium, da die Zeit „erfüllt“ ist. Gott ist bereit, denn die Voraussetzungen sind nun gegeben (vgl. Gal 4,4). Dieses neue Stadium wird eingeleitet durch die Festnahme Johannes des Täufers und durch das öffentliche Wirken Jesu. Der Vers endet (15b) mit einem Aufruf, an das Evangelium zu glauben. Somit sind die Verkündigung Jesu und die Ankunft des neuen Zeitalters nichts Sichtbares, sondern eine Sache des Glaubens (unter Beimischung einer guten Portion Hoffnung), und die angemessene Reaktion eines Menschen ist es, darauf zu vertrauen.
Wenden wir uns nun dem Kern des Verses zu: „[D]as Reich Gottes ist nahe. Kehrt um.“ Jesus spricht über den neuen Äon als eine Zeit, in welcher der gerechte und heilige Gott Israels so vollends auf Erden regieren wird, dass dieser neue Äon schlicht Reich / Herrschaft Gottes genannt werden kann. Sein Wille zur Gerechtigkeit und Heiligkeit wird in diesem Zeitalter auf Erden so vollumfänglich verwirklicht sein wie im Himmel. Mit dieser Tat Gottes konfrontiert, wird der Mensch mit Reue über begangenes Unrecht und einer neuen Hinwendung zum Willen Gottes antworten.
Ein Problem bleibt bestehen, nämlich die Interpretation der Zeitform des Verbs „ist nahe“ (im Griechischen ein Wort: eggiken, von eggizo). Die Übersetzung ist bewusst unklar formuliert. Wenn man das Verb weiter analysiert, kann man auf zwei ziemlich verschiedene Übersetzungen kommen: (1) Das Reich Gottes ist gekommen, sprich, es ist bereits da. Dabei wird davon ausgegangen, dass das Perfekt des Verbs sich auf eine vergangene Handlung mit anhaltender Auswirkung auf die Gegenwart bezieht. Dies ist die Leseart von C. H. Dodd. (2) Das Reich Gottes kommt, d. h. es ist schon nahe, aber es hat noch nicht begonnen. Es wird in der nahen Zukunft erst kommen. Diese Auffassung (von J. Weiß und A. Schweitzer)4 geht ebenfalls davon aus, dass das Perfekt des Verbs sich auf eine vergangene Handlung mit anhaltender Auswirkung auf die Gegenwart bezieht, doch die besagte vergangene Handlung tritt nicht ein, sondern nähert sich lediglich an. Dies ist die wirkliche Bedeutung des Verbs eggizo. Dodd kann seinen Standpunkt nur durch einen Verweis auf Matthäus 12,28 und die Parallelstelle bei Lukas 11,20 verteidigen: „[W]enn ich aber die Dämonen durch den Finger Gottes austreibe, dann ist doch das Reich Gottes schon zu euch gekommen (ephthasen)“. Hier steht das Verb phthano, nicht eggizo, und phthano bedeutet tatsächlich kommen.
Wir sind hier mit einer echten Schwierigkeit konfrontiert, doch ist sie nicht unüberwindbar. Das Verb in Markus 1,15 bedeutet tatsächlich „ist nahe“, nicht hingegen „ist angekommen“. Dass diese auf die Zukunft bezogene Erwartung das dominante Motiv der Verkündigung Jesu ist, wird im Folgenden deutlicher werden. Vorläufig beziehen wir uns auf den allgemeinen apokalyptischen Rahmen und Hintergrund dieses Verses, der bereits dargelegt wurde, sowie auf das Gebet, das Jesus seine Jünger zu beten gelehrt hatte. Dort (Mt 6,10) werden wir unterwiesen zu beten: „Dein Reich komme, dein Wille geschehe“, d. h. wir bitten, dass zukünftiger Segen kommen möge. Was ist nun mit Matthäus 12,28? Die gängige Erklärung, die dem Verfasser zufriedenstellend scheint, ist die folgende: Im Kontext dieses Verses – eine Dämonenaustreibung – sagt Jesus, seine Wundertätigkeit sei ein Zeichen dafür, dass Gott innerhalb der Geschichte kraftvoll am Werke sei; dass Gott eine neue Epoche anbrechen lasse, deren erklärtes Ziel das Reich Gottes ist – ein Reich, dass als Saat, Symbol und Person in Jesus gegenwärtig ist, obwohl die volle soziopolitische Umsetzung noch aussteht. Folglich haben J. Weiß und seine Anhänger in der Behauptung Recht, dass der grundlegende zeitliche Verweis der Botschaft über das Reich Gottes zukünftig ist, wie auch im programmatischen Vers Markus 1,15, dass Jesus jedoch dessen Gegenwärtigkeit im Zeichen und der Vorwegnahme gelegentlich wahrnimmt.
Obwohl im Alten Testament der Ausdruck „Reich Gottes“ nicht vorkommt (mit Ausnahme von Weish 10,10), findet man darin durchgehend die grundlegende Überzeugung, dass der Gott Israels König ist. Diese göttlich-königliche Herrschaft bedeutet, dass er Herr seiner Schöpfung ist, dass er in seiner uneingeschränkten Freiheit ein bestimmtes Volk aus der Menschheit heraus erwählt hat, um mit ihm einen Bund zu schließen, wie es die Israeliten von den orientalischen Herrschern her kannten. Als göttlicher Herrscher ist er gerecht und sorgt für endgültige Gerechtigkeit; wen er auserwählt hat, muss ihm nicht nur durch Opferkulte oder poetische Loblieder dienen, sondern durch eine Gerechtigkeit, die der seinen entspricht. Dies ist die Botschaft der Propheten und des Gesetzes Israels. Im Buch Deuteronomium erhalten die Richter Israels folgenden Auftrag: „Gerechtigkeit, Gerechtigkeit – ihr sollst du nachjagen“ (Dtn 16,20). In der frühen Apokalyptik wird diese göttliche Herrschaft auf den Menschensohn übertragen, der sie zur Erde bringen und dort umsetzen soll (Dan 7,13–14) – diese Vision war bestimmend für das Handeln Jesu. In rabbinischen Texten und der späteren Apokalyptik wird der Menschensohn als davidischer Messias identifiziert und mit den politischen und dynastischen Hoffnungen Israels verbunden. Diese Kombination religiöser und nationalistischer Ziele war derart mit zerstörerischen utopischen und rachedurstigen Elementen behaftet, dass Jesus sich davon distanzieren musste. In der Zwischenzeit spielte sich jedoch in der Liturgie der einfachen Dorfsynagogen etwas Eigenartiges ab. Da Hebräisch für den gewöhnlichen palästinischen Juden immer weniger verständlich wurde, hat man die Bibellesungen in der aramäischen Volkssprache paraphrasiert, nachdem sie zuerst laut auf Hebräisch vorgelesen worden waren. Diese paraphrasierenden Übersetzungen wurden später niedergeschrieben und Targumim („Übersetzungen“) genannt. In diesen Übersetzungen wird u. a. versucht, anthropomorphe Charakterisierungen der Gottheit zu vermeiden sowie Gott nicht zum Subjekt eines aktiven Verbs zu machen. Um diese Ziele zu erreichen, entwickelte man kleine ehrfürchtige Wendungen und „Pufferwörter“. Somit zog man es beispielsweise vor, „das Reich Gottes ist hier“ zu sagen, anstelle von „Gott regiert“. Zweifellos lernte Jesus den Begriff „Reich Gottes“ als Junge während seiner Synagogenbesuche und verband ihn ganz selbstverständlich mit dem Königreich (oder Königtum), das dem Menschensohn in Daniel 7 überreicht wird.
Jetzt wissen wir etwas über den Ursprung des Ausdrucks, aber was wissen wir über seine Bedeutung? Seltsamerweise kommt die Bibel einer Definition nirgends näher als an einer Stelle, wo man sie am wenigsten erwarten würde: in Römer 14,17. „[D]enn das Reich Gottes ist nicht [ritualgetreues] Essen und Trinken, es ist Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist.“ Dieser Vers wird meist als ausschließlich auf den privaten, individuellen, inneren und rein spirituellen Segen bezogen missverstanden, also z. B. im Sinne einer Gerechtigkeit vor Gott, eines Seelen- und Herzensfriedens durch die Sündenvergebung, der Freude eines erlösten Kindes. Obwohl diese Art des Segens nicht ausgeklammert werden soll, wird sie der Botschaft, die in diesen Worten steckt, dennoch nicht gerecht. Letzten Endes bedeutet Frieden in erster Linie das Gegenteil von Krieg: die Ruhe der Ordnung, der gesellschaftlichen Ordnung. Und Gerechtigkeit bedeutet soziale Gerechtigkeit: die allen gesellschaftlichen Beziehungen angemessene Tugend. Freude, obwohl sie eine individuelle Dimension hat, kann gerade ein Frohlocken über den Segen sein, den man durch Frieden und Gerechtigkeit erhalten hat. Diese Formen des Segens können so verstanden werden, dass sie die Gesamtheit aller wertvollen Errungenschaften der Zivilisation miteinbeziehen, beispielsweise die Freiheit, die Wahrheit kennen zu lernen und daraufhin anzubeten, in Seinem Dienst alle Künste und Wissenschaften zu pflegen, die Gesellschafts-, Familien- und Wirtschaftsziele durch freie Diskussion und Zusammenarbeit zu verfolgen. Obwohl es, auf diese Weise ausgedrückt, Gefahr läuft, anachronistisch zu wirken, ist dies doch ein vernünftiges modernes Verständnis vom Inhalt der Botschaft des Reiches Gottes. Es können jedoch noch einige weitere Fragen durch die Schrift geklärt werden, nämlich: Wo wird das Reich verwirklicht, wann wird es kommen, wer wird es ins Leben rufen und was können wir dazu beitragen?
Wo ist nun das Reich Gottes? Aus der Vision Daniels, die vom Neuen Testament aufgegriffen wird, ist ersichtlich, dass Gottes Reich ursprünglich beim Hochbetagten, beim himmlischen Vater ist; wenn es aber kommt, so kommt es auf die Erde herab. Somit ist das Reich Gottes in seiner endgültigen Verwirklichung eine diesseitige Realität, obwohl seine Herkunft im Jenseits liegt. Dies ist unter Christen keine verbreitete Ansicht, denn viele setzen das Reich Gottes mit dem Himmel gleich und verstehen es als unser individuelles und gemeinsames Ziel nach dem Tod. Rein himmlische, mystische oder spirituelle Vorstellungen des Reiches Gottes finden ihren Ursprung in erster Linie in Lukas 17,20–21 sowie in Johannes 18,36, wo Jesus sagt: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Aber mein Königtum ist nicht von hier.“ Die Revised Standard Version gibt dem durchschnittlichen Leser den Eindruck, Jesu Königtum habe nichts mit dieser Welt zu tun. Der griechische Text zeigt jedoch, dass das Königtum hier keine andere Bedeutung hat als in der üblichen synoptischen Lehre, denn die griechische Präposition ek bedeutet von. Folglich lautet der Vers: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ D. h., es kommt nicht von hier, stammt nicht von hier, aber die Möglichkeit, dass es hierhin kommen könnte, bleibt offen – diese Möglichkeit wird in den synoptischen Evangelien ausdrücklich gelehrt, und es wird für sie gebetet. Wir müssen hier auch die fromme Tendenz des Matthäus als irreführend erwähnen, den Ausdruck „Reich Gottes“ in das ehrfürchtig indirekte Reich der Himmel umzuwandeln. Ihm wie auch seinen palästinisch-jüdischen Lesern war klar, dass damit das Reich Gottes gemeint war (auf die Erde hinab gekommen), spätere nicht-jüdische Leser verstanden darunter jedoch nur noch „Himmel“. Somit funkten fromme jüdische Umschreibungen in den Übersetzungsprozess hinein, und dies führte, wenn missverstanden, zu einer gefährlichen Vergeistigung grundlegender biblischer Konzepte. (Nur eine differenzierte Kenntnis der Targume kann uns vor derartigen Missverständnissen bewahren.)
Wann wird das Reich kommen? Was an dieser schwierigen Frage, zu der die Heilige Schrift in gewisser Hinsicht verschiedene Antworten gibt, feststeht, ist, dass das Reich Gottes für das gesamte biblische Zeugnis ein eschatologisches (d. h. endzeitliches) Geschenk Gottes ist, das nicht direkt durch Menschen errichtet werden kann. Unbeantwortet bleibt die Frage, ob uns dieses Geschenk in Jesus bereits überreicht wurde (gegenwärtig ist) oder ob es mit dem Menschensohn erst noch kommen muss (also zukünftig ist). Dies ist die Grundlage der wissenschaftlichen Debatte hinsichtlich der Frage, ob es sich um eine „präsentische“ oder eine zukünftige, apokalyptische Eschatologie handelt; eine Diskussion, die nun schon fast ein Jahrhundert anhält – mit sich stets verändernden Gefechtslinien. Der Verfasser ist der Meinung, dass der Schlüssel zu jener Frage im Vaterunser (Mt 6,10) zu finden ist, in dem uns zu beten gelehrt wird: „Dein Reich komme.“ Dieses Gebet wäre überflüssig, wenn das Reich schon gegenwärtig wäre. Wenn Jesus sagt: „Das Reich Gottes ist nahe“, oder noch wörtlicher: „nähert sich“, bedeutet dies nicht, dass es schon in ganzer Fülle gekommen ist, sondern, dass es unmittelbar bevorsteht. Dennoch ist der Kern der Aussage, dass es in der nahen Zukunft kommen wird. Weitere Klärung diesbezüglich finden wir mit der nächsten Frage.
Wer verwirklicht das Reich Gottes auf Erden? Nach Daniel 7 ist es eindeutig der Menschensohn. In den Evangelien ist der Fall weniger klar, da die Problematik des Menschensohns und seines Verhältnisses zu Jesus hinzukommt. Traditionellerweise glaubte man, dass Jesus sich selbst mit dem Menschensohn identifizierte, und dass er bei seiner glorreichen Wiederkunft das Reich mitbringen würde. Heute ist diese Ansicht nur noch schwer aufrecht zu halten. Durch einen genauen Blick auf Markus 8,38 und den darauffolgenden Vers Markus 9,1 entsteht der Eindruck, (1) dass Jesus und der Menschensohn – obwohl Jesus davon ausging, dass zwischen ihnen eine nahe, ja maßgebliche Verbindung existierte – doch nicht völlig identisch sind, (2) dass eine Verbindung, wenn auch nicht explizit, besteht zwischen dem Kommen des Menschensohns „mit den heiligen Engeln in der Hoheit seines Vaters“ und dem Reich Gottes, wenn es „in (seiner ganzen) Macht gekommen ist“. Wir müssen also feststellen, dass die frühesten Quellen eine gewisse Unsicherheit beinhalten. Um aus diesem Dilemma herauszukommen, mögen wir dem Weg folgen wollen, den die letzten Redaktoren der Evangelien und das Buch der Offenbarung vorgezeichnet haben. Wir würden dann sagen, dass das Reich in Jesus als Zeichen, Vorwegnahme (prolepsis) und Vorgeschmack eingeführt wird, und dass diese Elemente durch den Heiligen Geist und die Kirche fortgesetzt werden, bis das Reich Gottes durch den Menschensohn – identisch mit Jesus als auferstandenem Herrn – endgültig errichtet wird.
Wir können aus diesem ersten Abschnitt zusammenfassend folgern, dass das Reich Gottes in der Verkündigung Jesu eine soziale und nicht eine primär oder ausschließlich individuelle, innere, spirituelle Realität ist. Das Anzeichen für die Gegenwärtigkeit des Reiches in seiner Fülle wird die irdische Gerechtigkeit sein, also die Aufhebung der großen sozialen Übel. Das ist die Verwirklichung der Herrschaft Gottes auf Erden.
Wie können wir zum Kommen des Reiches etwas beitragen? Laut Matthäus 6,10 müssen wir beten: „Dein Reich komme.“ Wir folgern daraus, dass das Reich Gottes eine göttliche, transzendente Realität ist, die wahrhaftig Gott gehört und daher nicht unmittelbar durch den Menschen aufgerichtet und schon gar nicht durch ihn gelenkt werden kann. Es ist wichtig, dies zu verstehen, da im Laufe der Geschichte viele Menschen das Reich Gottes mit ihren politischen oder kirchlichen Lieblingsprojekten identifiziert haben; diese allzu enge Identifikation führt zwangsläufig zu Enttäuschung und Verzweiflung, oft auch zur Katastrophe. Wir müssen daher darauf achten, die Unterscheidung zwischen unseren Bemühungen und dem endgültigen Geschenk Gottes aufrechtzuerhalten. Kein menschliches politisches Programm, so wichtig oder vornehm es auch sein mag, kann mit dem Reich Gottes einfach gleichgesetzt werden. Dennoch bleibt die Frage: Was sollen wir dafür tun? Offensichtlich sollen wir dafür beten, und zwar im Bewusstsein, dass es das größte Geschenk ist, das Gott für uns bereit hält. Dies ist der erste Punkt, der nie vernachlässigt werden sollte. Wir müssen uns nach ihm sehnen, wir müssen „hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit“ (Mt 5,6). Darüber hinaus können wir bei den Rabbinern einen Hinweis finden, der auch im Neuen Testament widerhallt. Sie sagten, dass gute Taten, vor allem wenn sie von ganz Israel verrichtet werden, das Kommen des Reiches beschleunigen. So verkündete der Rabbiner ben Levi (ca. 300 n. Chr.): „[W]enn die Israeliten den Sabbat so einhalten würden, wie er eingehalten werden sollte, dann käme der Sohn Davids sofort“ (j. Ta’anit 1, 64a). Als die frühen Christen anfingen, sich über die verzögerte Parusie Sorgen zu machen, schickte ihnen der Autor des Zweiten Petrusbriefs Ermutigung und Rat; er gebrauchte den rabbinischen Ausdruck „den Tag Gottes erwarten und seine Ankunft [Parusie] beschleunigen“ (2 Petr 3,12). Wir können annehmen, dass der Autor die rabbinische Vorstellung teilte, dass wir zwar nicht den Tag Gottes oder sein Reich unmittelbar herbeiführen, dass wir ihm aber im Gebet und durch die Schaffung der Grundlage resp. der menschlichen Voraussetzungen – d. h. die immer vollständigere Annäherung an sein hohes Ideal – den Weg bereiten (Mt 3,3) können. Wir können die Parusie also beschleunigen.
Letztlich wird die Art und Weise, wie wir das Verhältnis zwischen unserer und Gottes Rolle im Kommen des Reiches darstellen, davon abhängen, wie wir die umfassendere Frage beantworten: die des klassischen theologischen Problems der wechselseitigen Beziehung zwischen Gottes Gnade und unserer freien Antwort im Glauben im gesamten Prozess unserer Erlösung. Beide sind nötig. Aber wir sind Gott nicht ebenbürtig. Er gibt den Anstoß, er ist der Herr. In Jesus Christus hat er die Initiative bereits ergriffen. Es ist auch seine Aufgabe, das Reich in seiner ganzen Fülle herbeizuführen. Aber er wird es einer unwilligen und unreifen Menschheit nicht aufzwingen. In der Zwischenzeit ist es unsere Aufgabe, Hindernisse aus dem Weg zu räumen, um die Welt auf sein Reich vorzubereiten.
Demnach sehen wir, wie das Motiv des Reiches Christen trotz allem eine theologische Basis liefert für die Theorie und Praxis der sozialen Gerechtigkeit, indem es auf ein Reich göttlicher Gerechtigkeit hier auf Erden verweist. Dennoch sollte das Reich Gottes, wie wir es vorgestellt haben, nicht mit einem rein menschlichen Programm gleichgesetzt werden, obwohl menschliche Handlungen es vorbereiten sowie seine Ankunft beschleunigen können und müssen. Es bleibt in Gottes Händen. Aber ein Christ muss unruhig und unzufrieden bleiben, bis das gesamte Ausmaß von Gottes Plänen sich erfüllt hat. Folglich sollten Christen mit Hoffnung, Sehnsucht und aufrichtigem Gebet voranschreiten, aber auch mit Klugheit, Plänen und Taten. All dies mag das eigentliche Reich nicht herbeiführen, es bereitet ihm dennoch den Weg.

Das Reich Gottes in der Geschichte: Zwischen Befreiungsbotschaft und Machtlegitimation

Dieses Buch erklärt in den weiteren Kapiteln, warum heute so viele Christen das „Reich Gottes“ in den Himmel verschoben haben.

der ganz besonders krasse Gott von Israel

So spricht Jehova, dein Erlöser, der Heilige Israels: Ich bin Jehova, dein Gott, der dich lehrt, (O. Ich, Jehova, dein Gott lehre dich) zu tun, was dir frommt, der dich leitet auf dem Wege, den du gehen sollst.
Elberfelder 1871 – Jesaja 48,17

So spricht der Ewige, dein Erlöser, Jisraels Heiliger: Ich, der Ewige, dein Gott, lehre dich, was Nutzen bringt, leite dich auf dem Wege, den du gehen sollst.
Die Philippson-Bibel – Jesaja 48:17

Dies ist, was Jehova, dein Rückkäufer, der Heilige Israels, gesprochen hat: „Ich, Jehova, bin dein Gott, der [dir] zum Nutzen dich lehrt, der dich auf den Weg treten läßt, auf dem du wandeln solltest.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Jes 48,17

Da wir den 158 schon einmal hatten, hier nur Ergänzungen…


בְּדֶ֥רֶךְ תֵּלֵֽךְ׃

„auf dem Weg, den du gehen sollst“ (Jes 48,17, ELB)
Reim entsteht durch die Wiederholung der letzten Silben von „auf dem Weg“ (בְּדֶ֥רֶךְ bdrk) und „den du gehen sollst“ (תֵּלֵֽךְ tlk).

Diskussion
„Notes on Translation and Text“ — Chris Franke, Isaiah 46, 47, and 48: A New Literary-Critical Reading, hg. von William Henry Propp, Bd. 3 of Biblical and Judaic Studies from the University of California, San Diego (Winona Lake, IN: Eisenbrauns, 1994), 221–227.

Wortspiel in der Bibel . Faithlife

In Vers 17 ruft Gott sein Volk zum Gehorsam auf: So spricht Jehova, dein Erlöser, der Heilige Israels: Ich bin Jehova, dein Gott, der dich lehrt, was nützlich ist, und der dich auf dem Weg führt, den du gehen sollst. Als Erlöser und Heiliger Israels lehrte JHWH sein Volk, körperlich und geistig zu profitieren. Er war auch derjenige, der sie auf den Weg führte, den sie gehen sollten.

Arnold Fruchtenbaum – Bibelkomentar Jesaja

Daß der Prophet schaut, wie Kyrus in die Versammlung der Völker tritt, hat den Grund, diesen die Größe des Gottes Israels zu demonstrieren. Während also vor dem Angesicht Gottes sowohl Israel als auch die Völker zu erscheinen haben, wird nur das Volk Israel in besonderer Weise angesprochen: So spricht Jahwe, dein Erlöser. So spricht der Gott, der sich seinem Eigentumsvolk in besonderer Weise versprochen hat, der Heilige Israels.
Nun folgt ein Satz, der im Vergleich zu den bisherigen Worten Gottes an sein Volk neu ist: Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich lehrt. Wieso spricht der Prophet an dieser Stelle von »Lehre«? Wir erkennen aus dem Zusammenhang: »Lehre« meint die Zusammenfassung dessen, was dem Volk bis dahin von seinem Gott gesagt wurde. »Lehre« ist keine abstrakte Theorie-Bildung, sondern will das Verkündigte befestigen. Auf diese Weise soll Gottes Volk für das kommende Heil besser vorbereitet sein. »Lehre« bereitet auf die Praxis des Gehorsams vor. Dieses erkennt man aus der Fortsetzung: um (dir) zu nützen. Israel soll als gelehrtes und erleuchtetes Volk in seinem Gang durch die fernere Geschichte »gelehrt« und damit bewahrt bleiben: der deinen Weg bereitet auf der Bahn, da du gehst.

Wuppertaler Studienbibel

Gott schickt ihnen durch den Propheten eine gnädige Botschaft. Die Einleitung in diese Botschaft ist sowohl furchterregend als auch ermutigend (Vers 17): „So spricht der HERR“, der ewige Gott, „dein Erlöser“, denn er ist „der Heilige Israels“, der nicht betrügen kann. Die gleichen Worte, die das Gesetz einleiten und ihm Autorität verleihen, leiten die Verheißung ein und geben ihr Aussagekraft: „Ich bin der HERR, dein Gott“ (2.Mose 20,2; 5.Mose 5,6).
3.1 Hier haben wir das gute Werk, welches Gott in ihnen erfüllen will. Der Eine, der ihr Erlöser ist, wird ihr Lehrer sein: „ ‚Ich bin der HERR, dein Gott, der dich lehrt, was dir nützlich ist‘ (Vers 17), das heißt, der dich die Dinge lehrt, die zu deinem Frieden dienen“ (Lk 19,42). Wen Gott erlöst, den lehrt er. Wen er aus seinen Heimsuchungen retten will, den lehrt er zuerst, durch seine Heimsuchungen zu lernen. Er leitet sie zu dem Weg und auf dem Weg, den sie gehen sollen (Vers 17). Er erleuchtet nicht nur ihre Augen (Esr 9,8; Ps 19,9), sondern lenkt auch ihre Schritte. Er leitet sie durch seine Gnade auf dem Weg ihrer Pflicht. Durch seine Vorsehung führt er sie auf den Pfad der Wiederherstellung.

Der Neue Matthew Henry Kommentar

wie auch der Messias der Ursprung der Gottesgemeinde ist

Denn der Mann ist das Haupt des Weibes, wie auch der Christus das Haupt der Versammlung ist; er ist des Leibes Heiland.
Elberfelder 1871 – Epheser 5,23

Denn der Mann ist das Haupt der Frau, genauso wie Christus das Haupt der Gemeinde ist – er, der sie errettet und zu seinem Leib gemacht hat.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Epheser 5,23

Denn in der Schöpfung ist ja der Mann der Ursprung der Frau, wie auch der Messias der Ursprung der Gottesgemeinde ist. Und er, der Messias, ist ja auch noch der Erlöser des Körpers.
Roland Werner – Das Buch – 2009 – Eph 5,23

Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter. (V. 22 LB) Keine politisch korrekte Aufforderung heutzutage. Aber die Bibel ist oft nicht politisch korrekt. Sie hat ihre eigene Agenda.
Zunächst einmal ist hervorzuheben, dass der griechische Text von Vers 22 das Verb unterordnen nicht aufweist, wie die Elberfelder Bibel korrekt zeigt. Er enthält gar kein Verb. Es muss, darin sind sich die Übersetzer einig, vom Partizip des Verbs unterordnen im vorigen Vers ergänzt werden. Er bildet den Rahmen für den ganzen Abschnitt von Kap. 5,22 bis 6,9, wo wir es mit drei verschiedenen Kategorien von Unterordnung zu tun haben: Ehefrauen ihren Männern, Kinder ihren Eltern und Sklaven ihren Herren gegenüber.
Das Verb unterordnen wird „in militärischen Zusammenhängen für das Verhältnis eines Untergebenen zu seinem Vorgesetzten in der Hierarchie einer Armee gebraucht“, erklären Robert Bratcher und Eugene Nida. „Es wird [im NT] verwendet in Bezug auf das Verhältnis einer Frau zu ihrem Mann (in Kol 3,18; Tit 2,5; 1 Pt 3,1), von Sklaven zu ihren Herren (in Tit 2,9 und 1 Pt 1,12) sowie gegenüber staatlichen Würdenträgern (in Rö 13,1). Es bedeutet ,unterworfen sein, gehorchen [oder] regiert werden von‘ und impliziert den Sinn von Unterordnung gemäß den Normen der [damaligen] Zeit. Das kann kein noch so eloquentes Plädoyer verschleiern.“
Wenn wir also um das Wort selbst nicht herumkommen, müssen wir fragen, was es im Zusammenhang des Epheserbriefes bedeutet. Eines wird schnell deutlich: Paulus verwendet es im Rahmen einer Liebesbeziehung statt im Rahmen von Dominanz oder brutaler Autorität, wie sie beim Militär üblich war. „Er ermahnt weder hier noch an anderer Stelle die Ehemänner, ihre Frauen zu beherrschen“, stellt Peter O’Brien klar. „Nirgends wird ihnen gesagt: ,Übt eure Leitung aus!‘Sie werden vielmehr wiederholt aufgefordert, ihre Frauen zu lieben (siehe V. 25.28.33). Dazu gehört, dass jeder Ehemann seiner Frau unaufhörlich Fürsorge und liebevollen Dienst zu ihrem Wohl angedeihen lässt.“
Im Gegensatz zu der falschen Sichtweise, dass Männer von Paulus im obigen Abschnitt aufgefordert werden, Autorität über ihre Ehefrauen auszuüben, geht es hier eigentlich um eine Warnung vor einer unangebrachten Anwendung von Autorität, die „ihnen verbietet, ihre Stellung auszunutzen, und sie stattdessen ermahnt, an ihre Verantwortung und die Rechte der anderen [Ehe-]Partei zu denken. Daher sollen Ehemänner ihre Frauen lieben und für sie sorgen.“ An keiner Stelle werden in der Bibel Männer dazu aufgefordert, über Frauen zu herrschen oder zu dominieren. Klyde Snodgrass erklärt: Diese Verse „sind sicher eine der am meisten diskutierten und missbrauchten Texte im Neuen Testament. Es geht in ihnen nicht um ein Privileg oder die Dominanz des Ehemannes, und Paulus beabsichtigte nie zu behaupten, dass Frauen Dienerinnen sind, die gezwungen seien, jeden Wunsch des Mannes zu erfüllen. Der Text verlangt weder von den Frauen, ihren Ehemännern zu gehorchen, noch gibt er den Ehemännern die Freiheit, sich ihre Unterordnung zu erzwingen zu suchen.“
Die Art der Unterordnung, von der Paulus spricht, war dem christlichen Glauben nicht fremd, denn es ist eine wesentliche neutestamentliche Lehre, dass Christus sich dem Vater unterstellte (siehe z. B. 1 Ko 15,28). Die Ergebenheit kann deshalb „eine funktionale Unterordnung sein, ohne Unterlegenheit oder weniger Ehre und Herrlichkeit zu bedeuten“. In Epheser 5 geht es in Bezug auf Männer und Frauen in der Ehe nicht um Unterlegenheit, sondern um die Rollenverteilung. „Gleichheit des Wertes bedeutet nicht Gleichheit der Rolle“, stellt John Howard Yoder klar. Das trifft ebenso auf die Familie zu wie auf die Gottheit. Mann und Frau sind einander nicht dem Wert nach untergeordnet, auch wenn sie verschiedene Aufgaben haben, von denen sich einige aus ihrer Physiologie ableiten.
Der Hauptgrund für das Eintreten des Apostels Paulus für eine Unterordnung der Frau unter den Mann ist der Vergleich mit der Gemeinde, die sich in der Beziehung zu Christus ihm unterordnet. Die Männer sollen ihre Frauen so lieben, wie auch Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat (V. 25), um sie segnen zu können. Wenn wir verstehen wollen, worauf Paulus hinaus will, wenn er vom Mann als dem Haupt der Frau spricht, müssen wir auf Jesus sehen, dem es um Liebe und Fürsorge ging und nicht ums Beherrschen.
Dieser Gedanke bildet den Rahmen für einen der tiefgründigsten Abschnitte des Neuen Testamentes über die Ehe. „Kein Mensch, der heutzutage diesen Abschnitt liest, kann erkennen, wie großartig er ist“, meint William Barclay. „Im Verlauf der Zeit ist die christliche Sicht der Ehe akzeptiert worden“, wenn auch die Menschen oft nicht diesem Ideal entsprechen oder sich heute wieder von ihm abwenden.
Kern des Problems der niedrigen Wertschätzung der Ehe in der vorchristlichen Welt war die geringe Achtung vor Frauen. Jüdische Männer dankten Gott zum Beispiel täglich dafür, weder ein Heide, ein Sklave noch eine Frau zu sein. Unter dem jüdischen Gesetz hatte eine Frau wenige Rechte. Ihr Mann konnte sie aus geringfügigem Anlass entlassen, z. B. wenn sie sein Essen anbrennen ließ oder ihn respektlos ansprach. Sie aber hatte mit wenigen Ausnahmen kein Recht, sich von ihm zu trennen. Der Mann brauchte ihr nur in Gegenwart zweier Zeugen eine Scheidungsurkunde zu geben, dann war er geschieden.
In der griechischen Welt stand es um die Ehe sogar noch prekärer, denn Prostitution war überall verbreitet. Der Redner Demosthenes (384–322 vor Chr.) beschrieb die akzeptierte Lebensweise mit den Worten: „Wir haben Hetären [Kurtisanen] als Freundinnen zu unserem Vergnügen; wir haben Konkubinen für den täglichen Beischlaf; wir haben Ehefrauen, um legitime Kinder und eine treue Hüterin aller Angelegenheiten des Haushalts zu haben.“ Eine achtbare griechische Frau trat nie öffentlich in Erscheinung. Sie hatte ihr eigenes Zimmer, getrennt von den Räumen ihres Mannes. Sie hatte keine Rechte und da die griechische Gesellschaft keine gesetzlichen Vorschriften für eine Scheidung hatte, konnte der Mann eine Ehe nach Lust und Laune auflösen, ohne dass jemand Fragen stellte.
In der römischen Gesellschaft stand es noch schlechter um die Ehe als in Griechenland oder Palästina. Zur Zeit des Apostels Paulus war die Einrichtung der Ehe zerrüttet. Seneca schrieb sogar, einige Frauen würden die Jahre nach den Namen ihrer Ehemänner datieren. Treue wurde nicht praktiziert und die Atmosphäre war am besten als ehebrecherisch zu bezeichnen. Mit solchen Zuständen vor Augen schrieb Paulus den obigen Abschnitt.
Leider konzentrieren sich manche Leute dabei nur auf die Unterordnung. Ihnen entgeht das schöne, aber radikale Bild der Ehe, das Paulus in diesen Versen malt. Wenn wir durch das Prisma der Liebe sehen, die Jesus zur Gemeinde hat, entdecken wir wenigstens fünf Lektionen über die Ehe und die Rolle des Mannes in der ehelichen Beziehung.

George R. Knight 2005 – Studienreihe zur Bibel – Der Brief an die Epheser

Manche Männer kennen nur einen Bibelvers auswendig, und das ist Eph 5,22. Zu ihnen ist dieser Vers aber nicht gesagt. Er ist auch kein Gutschein, um Paschaansprüche an seine Frau zu richten. Der Vers ist der christlichen Ehefrau gesagt und zeigt ihr, wie sie sich ihrem Ehemann gegenüber in rechter Weise zuordnen soll. Das entsprechende Tätigkeitswort, das angibt, wie diese Zuordnung erfolgen soll, fehlt in V. 22. Es ist von V. 21 her zu ergänzen. Es geht darum, sich »unterzuordnen« (vgl. V. 24). Diese Unterordnung bedeutet, wie V. 23 deutlich macht, anzuerkennen, dass der Mann von Gott her die Verantwortung hat, Haupt der Ehe und Familie zu sein. Bevor wir erklären, was das bedeutet, müssen wir uns klarmachen, was es nicht bedeutet. Wenn sich die Ehefrau dem Haupt -Sein ihres Ehemannes unterordnet, bedeutet das nicht, dass sie weniger wert wäre oder weniger wüsste oder könnte als er. Im Frühjudentum zeigt sich immer wieder eine Abwertung der Frau. Josephus meinte: »Die Frau ist in jeder Hinsicht geringer als der Mann« (c. Ap. 2, 24). Noch schlimmer war Rabbi Jehuda, der lehrte: »Drei Lobsprüche muss man an jedem Tag sprechen: Gepriesen sei Gott, dass er mich nicht als Heiden geschaffen hat! Gepriesen, dass er mich nicht als Frau geschaffen hat! Gepriesen, dass er mich nicht als Unwissenden geschaffen hat!« (t. Berakh. 7, 18). Solch eine Haltung gegenüber Frauen findet man im NT nicht.

Die gleiche Frau, die hier aufgefordert ist, die Ordnung anzuerkennen, dass ihr Ehemann vor Gott die Haupt -Verantwortung für diese Ehe trägt, ist nach Eph 2,5-6 ein Gotteskind, das von Christus mit ewigem Leben beschenkt ist und mit Christus in eine Herrschaftsstellung über Sünde, Tod und Teufel versetzt ist. In diesen Heilsfragen gibt es keinen Unterschied zwischen Mann und Frau (vgl. Gal 3,28). Mit Christus erhöht, achtet die christliche Frau ihren (ebenso erhöhten) Mann in der ihm gegebenen Verantwortung. – Umgekehrt bedeutet die Aussage »der Mann ist das Haupt der Frau« nicht, dass er immer Recht hätte, dass alles nach seinem Kopf gehen müsse, dass er einen Anspruch habe, sich von ihr bedienen zu lassen, oder dass er irgendwie besser sei. Haupt sein heißt, dass er vor Gott die Verantwortung trägt. Er in erster Linie wird einmal vor Gott zu verantworten haben, wie es in seiner Ehe und Familie zuging. Gott wird ihn fragen: »Adam, wo bist Du? Was hast Du mit Deiner Ehe gemacht? Was ist aus Deinen Kindern geworden?« Männer müssen lernen, vor Gott familiäre Verantwortung zu übernehmen; denn sie werden einmal von Gott zur Verantwortung gezogen werden. Und Frauen sollten anerkennen, dass Gott ihren Männern diese Verantwortung gegeben hat.

Manche bibelkritischen Ausleger meinen, Eph 5,22ff. stehe nicht auf der Höhe der neutestamentlichen Ethik. Das Haupt -Sein des Mannes sei doch eine Ordnung, die zum Fluch angesichts der Sünde des Menschen gehöre (1Mose 3,16). In Christus sei dieser Fluch aufgehoben – und entsprechend gebe es in Christus, so wird (fälschlich) aus Gal 3,28 herausgelesen, keinen Unterschied mehr zwischen Mann und Frau. Nun sollte allerdings schon zu denken geben, dass der gleiche Paulus, der Gal 3,28 geschrieben hat, in 1Kor 11,3 ausdrücklich festhielt: »Ich lasse euch aber wissen, dass Christus das Haupt eines jeden Mannes ist; der Mann aber ist das Haupt der Frau; Gott aber ist das Haupt Christi.« Das Haupt -Sein des Mannes ist nicht im Fluch Gottes angesichts der Sünde begründet, sondern in einer göttlichen Ordnung, die in der Gottheit selbst ihr Urbild findet. Haupt -Sein schließt Gleichheit nicht aus: Gott -Vater und Gott-Sohn sind wesensgleich Gott, und doch ist der Vater das Haupt des Sohnes. Und wenn der Mann Haupt seiner Frau ist, ist er damit nicht willkürlicher Herr über sie, sondern er übt sein Haupt-Sein in verantwortlicher Unterordnung unter Christus, als seinem Haupt, aus. – Im Übrigen geht das Haupt -Sein des Mannes nicht auf den Sündenfall (1Mose 3) zurück, sondern auf die Schöpfung (1Mose 1-2). Mann und Frau wurden – gleichwertig – im Bilde Gottes geschaffen: zuerst der Mann und dann die Frau ihm zu Hilfe als sein Gegenüber (1Mose 1,27; 2,7.18). Nach dem Sündenfall wird die Frau in 1Mose 3,16 lediglich an diese gute Ordnung zurückerinnert: Lass Dich nicht von der Schlange zum Bösen bestimmen. Dein Verlangen soll nach Deinem Mann sein. Er soll Dein Herr sein (nicht sie)! Diese Schöpfungsordnung gilt im NT immer noch, auch für Erlöste.

Wie soll dieses Zueinander von Mann und Frau nun aber in geistlicher Weise gelebt werden? Unser Text in Eph 5 macht dies ausführlich deutlich und geht damit über die vergleichsweise kurze Anweisung von Kol 3,18 hinaus. Wichtig ist hier erstens, dass sich die Frau dem Haupt -Sein ihres Mannes unterordnet »wie dem Herrn«. Es geht dabei um einen Vergleich (vgl. V. 24). Wie ordnen sich Kinder Gottes denn ihrem Herrn unter? Sicher nicht mit Angst und Schrecken (Röm 8,15: »Ihr habt nicht einen sklavischen Geist empfangen, dass ihr euch fürchten müßtet; sondern ihr habt einen Geist der Kindschaft empfangen, in dem ihr ruft: Abba, lieber Vater!«). In Liebe und Vertrauen – und auch ganz selbstverständlich – anerkennen und bekennen Christen Jesus als ihren Herrn. Und eben so, wie eine Frau sich ihrem himmlischen Herrn unterordnet, soll sie auch die verantwortliche Stellung ihres Mannes in der Ehe anerkennen. Zweitens ist zu sagen, dass diese Verantwortung des Mannes für das Eheverhältnis insgesamt gegeben ist, nicht nur für einen Teilbereich. »In allem«, V. 24 b, also grundsätzlich, soll die Frau das Haupt -Sein ihres Mannes anerkennen und ihn entsprechend achten und seine Verantwortung bejahen.

Drittens stellt das neutestamentliche Zueinander von Mann und Frau aber zugleich einen besonderen Anspruch an das Haupt -Sein des Ehemannes. Sein Haupt -Sein soll so ausgeübt werden, »wie auch Christus das Haupt der Gemeinde ist« (V. 23 b). Damit da kein Missverständnis aufkommen kann, schiebt Paulus sofort die Erklärung nach: »Er ist der Retter des Leibes« (V. 23 c). Es geht hier also um eine heilvolle Verantwortung des Hauptes für sein Gegenüber. Wie hat Christus sein Haupt -Sein seiner Gemeinde gegenüber ausgeübt? Nur segensreich, nur hilfreich, nur fürsorglich (vgl. Eph 1,23-2,10; 4,16). Auf den Mann übertragen wird damit deutlich: Beim Haupt -Sein geht es nicht um Selbstverwirklichung, sondern um Da-Sein für seine Frau in Verantwortung vor Gott. In den folgenden Anweisungen für den Mann (Eph 5,25ff.) wird der Apostel genau diesen Punkt noch ausführlich weiter vertiefen. Gewiss, es gibt auch Unterschiede zwischen der Beziehung Christus – Gemeinde und der Beziehung Mann – Frau. Das »Aber« zu Beginn von V. 24 (Aber = »Trotz aller Unterschiede«) mag das andeuten. Aber darin besteht das Gemeinsame: so, wie sich die Gemeinde der guten und heilsamen Herrschaft Christi unterordnet, soll sich die christliche Ehefrau der verantwortlichen und hilfreichen Hauptschaft ihres Mannes unterordnen, indem sie diese in Liebe und ganz selbstverständlich akzeptiert.

Gerhard Maier – Edition C

Paulus setzt das Verhältnis zwischen Christus und der Gemeinde in Beziehung zur Einheit von Ehemann und Ehefrau. Das Vorbild der Gemeinde beruht darauf, dass sie sich Christus als ihrem Haupt aus freien Stücken unterordnet (Vers 24). Er wiederum hat sich für sie aufgeopfert und dafür gesorgt, dass sie sich ihrer Bestimmung gemäß entfaltet (Vers 25–27).

Unterordnung hat etwas mit der Bereitschaft zu tun, die jeweils zugewiesene Stellung einzunehmen. Das gilt für den Menschen gegenüber Gott und für die Partner innerhalb der Ehe (Vers 22–23). Am Beispiel der Gemeinde wird klar, dass mit Unterordnung weder ein Zwang noch eine Herabstufung verbunden ist (Vers 24). Der Mann wird seiner übergeordneten Stellung nur gerecht, wenn sie wie bei Christus mit selbstloser Hingabe und Liebe verbunden ist (Vers 25–27). Der Mann wird dann letzten Endes selbst der Beschenkte sein (Vers 28–29). Ebenso wie Christen als Ganzes die Gemeinde abbilden, stellt die Verbindung zwischen Mann und Frau eine neue Einheit dar (Vers 30–32). Der Abschnitt, der mit dem Hinweis auf die Ehrfurcht vor Christus begann (Vers 21), endet mit dem Hinweis, dass die Frau ihren Mann ehren soll (Vers 33). In beiden Sätzen wird im griechischen Grundtext das gleiche Wort gebraucht.

Ralf Mühe – 2023 – Hauskreiswelt – Der Epheserbrief

Mit der Analogie zu Christus und der Gemeinde wird der christlichen Ehe eine ganz neue Dimension geschenkt und der Unterordnung der Frau ein außerordentlicher Beweggrund zur Unterordnung zugeordnet. Daß der Mann das Haupt ist über der Frau (1.Kor 11,3), nimmt innerhalb der Ehe besondere Bedeutung an. Obwohl Sara Abraham »Herr« nannte (1.Petr 3,6), wird der Ehemann nie Herr, sondern Haupt der Frau genannt. Mit »Herr« kann sich die Vorstellung von sklavischer Unterwürfigkeit verbinden; mit »Haupt« ist eher an Unterordnung aus Liebe gedacht. Christus ist nicht allein Haupt der Gemeinde, Er ist auch »des Leibes Heiland«. Denkt der Apostel an Christus als den Retter bei der Erlösung derer, die jetzt Glieder Seines Leibes sind, oder ist Er der Erhalter des natürlichen Leibes, da dieser ja ein Glied Christi ist (1.Kor 6,15), oder meint der Apostel den gegenwärtigen Dienst des Herrn als Bewahrer der Gemeinde, Seines Leibes? »Retter« (sotèr) kann Retter, Befreier oder Erhalter bedeuten; entsprechend kann auch das davon gebildete Hauptwort soterìa nicht nur Rettung (Hebräer 11,7), sondern auch Gesundheit (Apg 27,34) bedeuten. Da der Apostel im folgenden die Pflege der Gemeinde durch den Herrn aus der Analogie der Pflege des Mannes für seinen Leib (Verse 28.29) entfaltet, ist es naheliegender, daß er an Christus als den Bewahrer Seines geistlichen Leibes denkt wie in V. 30.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt